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gb-1836-06-01-02

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Moses Issak Hertz <lb></lb>Berlin, 1. Juni 1836 Gottlob, geliebtester Sohn! Du hast mit Deinen Zeilen in Fannys Brief wieder ein Signal gegeben, daß man Dir schreiben darf; von meinem aufs Maul geschlagenen Munde ist sogleich das Papagenoschloß abgefallen, nu da bin i. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 25. Mai 1836Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Frankfurt a. M., 14. und 15. Juni 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/96. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Moses Issak Hertz; Berlin, 1. Juni 1836 Gottlob, geliebtester Sohn! Du hast mit Deinen Zeilen in Fannys Brief wieder ein Signal gegeben, daß man Dir schreiben darf; von meinem aufs Maul geschlagenen Munde ist sogleich das Papagenoschloß abgefallen, nu da bin i.

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [BERLIN 3-4 / 1/6], [R 18 / 1 6 / No4], [D. 5 / 4/6], Siegel. – Der Brief wurde zusammen Brief gb-1836-06-01-01 Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. Juni 1836, versandt.

Lea Mendelssohn Bartholdy

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Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. Juni 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M.Deutschland deutsch
Herrn Herrn M. I. Herz Frankfurt am Main frei Herrn Direktor Felix Mendelssohn Bartholdy gefälligst abzugeben.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 1 Juni 1836.

Gottlob, geliebtester Sohn! Du hast mit Deinen Zeilen in FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1836-05-25-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 25. Mai 1836</name>Deinen Zeilen in Fannys Brief – Der Beginn von Brief fmb-1836-05-25-01 (Brief Nr. 1358) Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 25. Mai 1836. wieder ein Signal gegeben, daß man Dir schreiben darf; von meinem aufs Maul geschlagenen Munde ist sogleich das Papagenoschloß<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name>das Papagenoschloß – Anspielung auf die Figur des Papageno in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte KV 620. Diesem wird wegen seiner Lügen ein Schloss vor den Mund gehängt. abgefallen, nu da bin i. Wie viel, viel, vielen Dank habe ich Dir für den Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_6a7f0abc-fa82-45f5-bb1f-ea1e30746570"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> auszusprechen, mein Herz! beim Lesen des Textbuchsden Paulus – des Textbuchs – Mendelssohn hatte das 18. Niederrheinische Musikfest zu Pfingsten (22. und 23. Mai) 1836 in Düsseldorf geleitet. Am ersten Festtag dirigierte er die Uraufführung seines Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14). Der Text des Werks ist im Programmbuch abgedruckt: Niederrheinisches Musik-Fest unter Leitung des Herrn Dr. Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Düsseldorf. Pfingsten 22. und 23. Mai 1836, Düsseldorf [1836], S. 5-18. sind mir die paar Stellen, die ich kenne, wieder ganz lebendig und anschaulich geworden. Erhält der gütige Himmel mich gesund, und bleibt es bei Deinem edlen Vorsatz, es in LeipzigLeipzigDeutschland zu geben,Deinem edlen Vorsatz, es in Leipzig zu geben – Die Leipziger Erstaufführung des Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14) erfolgte am 16. März 1837 (AMZ 39, Nr. 13, 29. März 1837, Sp. 209 f.). so reise ich hin, und bringe dann hoffentlich RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) mit.so reise ich hin, und bringe dann hoffentlich Rebecka mit – Lea Mendelssohn Bartholdy hielt sich vom 8. bis 17. März 1837 in Leipzig auf (vgl. Mendelssohns Schreibkalender von 1837, GB-Ob, M.D.M. f. 5, S. 21-23. Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 59 und S. 62). Rebecka Lejeune Dirichlet konnte nicht anwesend sein. Du kannst nicht denken, Du oller Philosoph, wie glücklich mich alles Löschpapier macht, das FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) mir gesammelt hat,alles Löschpapier macht, das Fanny mir gesammelt hat – »Löschpapier« war Lea Mendelssohns Bezeichnung für »Zeitungen«. Fanny Hensel hatte gemeinsam mit dem Bruder Paul und dessen Ehefrau das Düsseldorfer Musikfest besucht und wohl Meldungen über das Fest zusammengetragen. und wie ich all den Dir gestreuten Weihrauch hier als Lebens-Balsam einfange und mich daran erlabe und stärke. Du bist nun einmal meine schwache Seite – wer kann für schlechten Geschmack? Erhole Dich nur gründlich von Deinen geistigen Strapatzen, lieb Lamm! ScheveningenScheveningenNiederlande scheint mir gut ausgedacht,Scheveningen scheint mir gut ausgedacht – Mendelssohn reiste vom 1. bis zum 22. August 1836 nach ’s-Gravenhage bzw. in das benachbarte Seebad Scheveningen. obwohl Du das incognito dort wohl nicht beßer wirst beobachten können, als Louis PhilippeFrankreich, Louis Philippe I. von, Duc de Valois, Chartres et Orléans (1773-1850) seinen Comte d’Eu, wenn er nach England geht, wie die Zeitung sagt.Louis Philippe seinen Comte d’Eu, wenn er nach England geht, wie die Zeitung sagt – Der französische König Louis Philippe I. plante, unter dem Namen eines »Comte d’Eu« zu vertraulichen Konsultationen zum König nach England zu reisen. Den Titel »Comte d’Eu« trugen mehrere Verwandte des Monarchen. Die Nachricht findet sich in der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Nr. 151 vom 1. Juni 1836, S. 617. Wie schön es in Düß.DüsseldorfDeutschland gewesen sein muß, erfahre und ersehe ich selbst aus der gleichgültigsten Leute Berichte; namentlich ist aber eine Art Revolution mit AlbertinenMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) vorgegangen, die doch beinah eine kleine Marmorbraut<name key="PSN0111922" style="hidden" type="author">Hérold, Louis Joseph Ferdinand (1791-1833)</name><name key="CRT0111682" style="hidden" type="music">Zampa ou La fiancée de marbre</name>Marmorbraut – Anspielung auf die Marmorstatue der Alice di Manfredi in Louis Joseph Ferdinand Hérolds Opéra-comique Zampa ou La fiancée de marbre (Zampa oder Die Marmorbraut). war; und nun finde ich sie völlig aufgelebt, heiter, launig, erwärmt, freudig und für Musik schwärmend; kein Effekt konnte mir so unerwartet und überraschend sein. Alle 3 GeschwisterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) sind hocherfreut und vergnügt zurückgekommen,Alle 3 Geschwister sind hocherfreut und vergnügt zurückgekommen – Paul und Albertine Mendelssohn Bartholdy waren mit der mitreisenden Fanny Hensel am 30. Mai 1836 nach Berlin zurückgekehrt (vgl. Brief gb-1836-06-01-01 Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. Juni 1836). und haben ihre Erwartung in allem, übertroffen gesehen. Gestern schrieben wir den lieben WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-),Gestern schrieben wir den lieben Woringens – Briefe der Mendelssohns in Berlin an die der Familie des Regierungspräsidenten Otto von Woringen in Düsseldorf sind aus diesem Zeitraum nicht überliefert. die ihren starken Antheil an der Behaglichkeit in Düß.DüsseldorfDeutschland haben.Woringens … die ihren starken Antheil an der Behaglichkeit in Düß. haben – Die Reisenden hatten in Düsseldorf bei der Familie von Woringen gewohnt (Hensel, Tagebücher, S. 82). Deren Haus befand sich in der Düsseldorfer Breitestraße Nr. 8 (Heinrich Ferber, Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf, hrsg. vom Düsseldorfer Geschichtsverein, 2. Lieferung, Düsseldorf 1889, S. 97).PaulsMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) HerrenMendelssohn, Joseph (1770-1848)Mendelssohn, Alexander (1798-1871)Pauls Herren – die Vorgesetzten von Paul Mendelssohn Bartholdy in der Bank Mendelssohn & Co., Joseph Mendelssohn und Alexander Mendelssohn. waren genteelgenteel – engl., vornehm. und thätig dankbar für seine Pünktlichkeit, noch 2 Tage vor beendetem Urlaub zurück zu sein, und seinen Auftrag so gesetzt und geschikt ausgeführt zu haben. Du weißt, er hat ihnen von ElberfeldElberfeldDeutschland 90,000 rt. mitgebracht: eine solche Summe auf einer langen Reise zu hüten, macht Sorge und Mühe, und der Transport mit verantwortlicher Post, würde viel Geld gekostet haben. Sie gaben ihm also eine Gratifikation von 100 rt., und was noch viel mehr in seinem Verhältniß werth ist, ihre Prokura für ihre bevorstehende Abwesenheit von BerlinBerlinDeutschland. Das erfreut ihn, wie natürlich ungemein.

BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) hat Dir selbst gemeldet<name key="PSN0110673" style="hidden" type="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="gb-1836-06-01-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 1. Juni 1836</name>, daß sie Gottlob! ganz in der Beßerung |2| ist:Beckchen hat Dir selbst gemeldet, daß sie Gottlob! ganz in der Beßerung ist – Rebecka Lejeune Dirichlet hatte Mitte Mai 1836 eine Fehlgeburt erlitten (Hensel, Tagebücher, S. 82). Sie äußerte sich in Brief gb-1836-06-01-01 Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. Juni 1836, über ihr jetziges Wohlbefinden. sie hat mir manche schlaflose Nacht und mitunter schreckliche Stunden Angst gemacht; der Himmel schenkte mir Kraft, nicht nur alles zu überstehen, aber auch die bei Kranken so nothwendige Faßung und scheinbare Ruhe zu gewinnen. Es war wie eine Eingebung von Dir, mein ahndungsreiches Kind! daß Du mich nicht dort haben wolltest;daß Du mich nicht dort haben wolltest – Mendelssohn hatte der Mutter dringend vom Besuch des Düsseldorfer Musikfestes zu Pfingsten abgeraten. Siehe Brief fmb-1836-04-21-01 (Brief Nr. 1343) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 21. April 1836. Lea Mendelssohn Bartholdy beugte sich dem Willen des Sohnes. und so herzensbetrübt ich anfangs darüber war, so innig dankte ich Gott, daß ich Rebecka in argen Leidens-Zuständen Hülfe, Trost und Beistand gewähren konnte. Die gute Krankenpflegerin LuiseHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) war verreist, DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) selbst ist von der ungeheuersten Aengstlichkeit, und seine NichteBaerns, Elisabeth Augusta (Auguste) (1819-?)Dirichlet – seine Nichte – Elisabeth Augusta (Auguste) Baerns, die Nichte von Rebeckas Ehemann Peter Gustav Lejeune Dirichlet, hielt sich in den Jahren 1835/36 zur Ausbildung in Berlin auf. Sie wohnte während dieser Zeit bei den Dirichlets. eine so schrecklich dumme Pute, daß man auch nicht den kleinsten Dienst oder die geringste Fürsorge von ihr erwarten kann. In dem Stande habe ich noch kein dümmeres, unbrauchbareres Mädchen gesehen! Beckchen hat nach diesem Probeabdruck wohl Recht zu sagen, que Dir. a mangé l’esprit de la famille.que Dir. a mangé l’esprit de la famille – frz., dass Dir. [Peter Gustav Lejeune Dirichlet] den Geist der Familie gefressen hat. Eben so wahr ists auch, daß man zu jedem Geschäft und zu Erfüllung jeder Pflicht eines gewißen Grades von Verstand bedarf. Ich bin sehr weit entfernt, von ihr Bildung, Annehmlichkeit in der Geselligkeit oder die kleinste Liebenswürdigkeit zu erwarten; aber man kann ihr mit Sicherheit auch nicht die geringste Sache im Häuslichen anvertrauen, und sie ist dabei so albern kindisch, daß sie diesen Winter zweimal heftig weinte und unglücklich war, weil sie bei FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) die Kränkung erfahren hatte, daß man sie mit Kuchen übergangen. Für ein 17jähr. Mädchen etwas stark! – Ich fürchte nur, die Bohmschuledie Bohmschule – berlinerisch für »Baumschule«. wird noch lange nicht aufhören, und 2 jüngere SchwesternBaerns, Maria Sophia (1821-1892)Baerns, Elvira, von denen eineBaerns, Elvira sehr graziös „dat Elwir’“ genannt wird, in der BildungsMauseBildungsMause – Mause: ältere Form von Mauser, Federwechsel bei den Vögeln (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. VI, Leipzig 1885, Sp. 1821). hier folgen. Wenn man hört, wie Dir.Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) sie aushunzt,aushunzt – ausschimpft, beschimpft (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. I, Leipzig 1854, Sp. 890). oder seinen Grimm gegen AchenAachenDeutschland an ihr ausläßt, so ists wahrlich eine Komödie. – WalterchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) aber wird immer prächtiger und klüger, und sein Gedächtniß ist merkwürdig. Gestern paßirten Rekruten vorbei, die laut sangen; Dir.Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) meynte, es klänge wie bei einer Proceßion; Walter kletterte ans Fenster und sagte, das ist keine Proceßion, sie knien ja nicht! Das erinnerte er sich also von vor 3/4 Jahren aus AchenAachenDeutschland.vor 3/4 Jahren aus Achen – Im Sommer 1835 hatten die Dirichlets die Familie in Aachen besucht. Vorgestern kam er mit dem einschmeichelndsten Tönchen zu Reb.Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) und frug: „liebes Mütterchen! wie gehts Dir? – Gut.– Ganz gut? – ja. – Zum Trommeln gut? –

SteffensSteffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845) und DamenSteffens, Johanna (Hanna) (1784-1855)Steffens, Clara (Claire) (1806-1865) meldeten sich zum Kaffee auf heut, ich habe BenekesBenecke, Victor (1809-1853)Benecke, Emmeline (1813-1877) und AntonieNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896) nebst allen Unsern dazu gebeten, und hoffe, das Wetter soll erlauben, im GartensaalGartensaal – Der auf den Park hinausgehende Gartensaal war ein ca. 105 qm großer Raum, der sich durch zurückschiebbare Glaswände in eine offene Säulenhalle verwandeln ließ. Er war ein Bestandteil des großen Anwesens in der Leipziger Str. 3, das die Familie Mendelssohn Bartholdy seit dem Jahre 1825 bewohnte. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f. zu sein. Wir hatten einen furchtbar kalten Mai, der die Erlaubniß kühl und naß auf unerhörte Weise überschritt, wenigstens des erstern. |3| Im Garten sind viele Feigen, Nüße, Trauben erfroren, und den herrlichen Flieder konnten wir fast gar nicht genießen. – BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sitzt unter den Säulenden Säulen – den Säulen des o. g. Gartensaals. im Lehnstuhl mit 2 Fußkissen und Decke, und hat eben den Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_36a62d44-2b45-42da-a76c-db3702f21c52"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>textden Paulustext – im Programmdruck Niederrheinisches Musik-Fest unter Leitung des Herrn Dr. Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Düsseldorf. Pfingsten 22. und 23. Mai 1836, Düsseldorf [1836], S. 5-18. holen laßen. Die zarte Kost der jungen HünerHühner, die der liebe VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) immer massacre des innocensmassacre des innocens – frz. massacre des innocents, Massaker an Unschuldigen. nannte, und der zarten frischen Gemüse bekömmt und schmeckt ihr sehr gut. – Nun ich kein Geschwister und keinen Kling.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) um Dich weiß,keinen Kling. um Dich weiß – Auch Carl Klingemann war zum Musikfest gereist; er hielt sich vom 21. bis zum 28. Mai 1836 in Düsseldorf auf (vgl. Mendelssohns Schreibkalender von 1836, GB-Ob, M.D.M. f. 4, S. 43-45. Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 34). liebes Herz! muß ich schon an die Güte eines gewißen Felix appelliren, der mir von dem Dr.,dem Dr. – Die philosophische Fakultät der Universität Leipzig hatte Mendelssohn zum Doctor der Philosophie und Magister der freien Künste ernannt und ihm am Morgen des 20. März 1836 das Doktordiplom überreicht (siehe Brief gb-1836-03-19-01 Carl Friedrich Günther an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Leipzig, 19. März 1836, sowie Mendelssohns Schreibkalender von 1836, GB-Ob, M.D.M. f. 4, S. 26. Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 24). Sohn und Direktor erzählt. Hast Du irgend eine schreibende vertraute Seele, so laß die berichten; aus Deinen Briefen mach ich mir gar nichts; bemühe Dich nicht, ich will nur wißen, ob und wo und wie Du lebst! – Die Weste war Dir nicht einfach genug und Du hast sie zum Fest18. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland nicht getragen;Die Weste … Du hast sie zum Fest nicht getragen – Die Mutter hatte Mendelssohn mit Hilfe von Johann Friedrich Schlemmer und Ferdinand David in Leipzig eine Weste für das Düsseldorfer Musikfest anfertigen lassen. Siehe den Schluss von Brief gb-1836-04-29-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 29. April 1836. o großer SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890), wo blieb Dein Geschmack? wo, DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873), Deine Weisheit?

Felix, gehst Du gar nicht nach Piccadilly zu RothschildRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) (-)? Läßest Du die Vermählung der hohen HäupterRothschild, Lionel Nathan (seit 1817) de, (seit 1822) Baron de (1808-1879)Rothschild, Charlotte Baroness de (1819-1884)nach Piccadilly zu Rothschild … die Vermählung der hohen Häupter – Die in England lebende Familie Rothschild bewohnte seit 1825 ein Haus in Nr. 107 Piccadilly (Abbildung des Hauses: Link). Lionel Nathan de Rothschild heiratete am 15. Juni 1836 Charlotte von Rothschild (1819-1884). Die Hochzeit fand jedoch nicht in London, sondern in Frankfurt a. M. statt. unbeachtet vorübergehen? Du könntest doch so schöne Küchenzettel v. allen goldnen Gerichten machen! – Auf des franz. GesandtenBresson, Charles-Joseph (seit 1837) Comte de (1798-1847) Prinzenfete sprach der KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) mit Frau v. MontefioreMontefiore, Henriette (Jette) (1791-1866), v. der Julie HeyseHeyse, Julie (Julchen) Caroline Marie Henriette (bis 1812 Gela Salomon) (1787-1864) immer die schönsten Geschichten erzählte. Eben die sagt mir aber auch, daß Clara HerzHertz, Clara (1781-1851) ganz v. Dir eingenommen sei. On doit dire ce que c’est qu’une chose!On doit dire ce que c’est qu’une chose! – frz., Man muss sagen, was etwas ist! Kennst Du den Ausdruck? wo nicht, so übersetze ihn in rein Deutsch – (giebts denn schmutzig Deutsch, frug SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) einst!) und laß es Dir vom dicken Freund HerzHertz, Moses Isaak (1778-1848) übersetzen. erklären!Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Verzeih all die Dummheiten, Freund meines Herzens, und lebe schrecklich wohl und in Freuden!

            Berlin 1 Juni 1836. Gottlob, geliebtester Sohn! Du hast mit Deinen Zeilen in Fannys Brief wieder ein Signal gegeben, daß man Dir schreiben darf; von meinem aufs Maul geschlagenen Munde ist sogleich das Papagenoschloß abgefallen, nu da bin i. Wie viel, viel, vielen Dank habe ich Dir für den Paulus auszusprechen, mein Herz! beim Lesen des Textbuchs sind mir die paar Stellen, die ich kenne, wieder ganz lebendig und anschaulich geworden. Erhält der gütige Himmel mich gesund, und bleibt es bei Deinem edlen Vorsatz, es in Leipzig zu geben, so reise ich hin, und bringe dann hoffentlich Rebecka mit. Du kannst nicht denken, Du oller Philosoph, wie glücklich mich alles Löschpapier macht, das Fanny mir gesammelt hat, und wie ich all den Dir gestreuten Weihrauch hier als Lebens-Balsam einfange und mich daran erlabe und stärke. Du bist nun einmal meine schwache Seite – wer kann für schlechten Geschmack? Erhole Dich nur gründlich von Deinen geistigen Strapatzen, lieb Lamm! Scheveningen scheint mir gut ausgedacht, obwohl Du das incognito dort wohl nicht beßer wirst beobachten können, als Louis Philippe seinen Comte d’Eu, wenn er nach England geht, wie die Zeitung sagt. Wie schön es in Düß. gewesen sein muß, erfahre und ersehe ich selbst aus der gleichgültigsten Leute Berichte; namentlich ist aber eine Art Revolution mit Albertinen vorgegangen, die doch beinah eine kleine Marmorbraut war; und nun finde ich sie völlig aufgelebt, heiter, launig, erwärmt, freudig und für Musik schwärmend; kein Effekt konnte mir so unerwartet und überraschend sein. Alle 3 Geschwister sind hocherfreut und vergnügt zurückgekommen, und haben ihre Erwartung in allem, übertroffen gesehen. Gestern schrieben wir den lieben Woringens, die ihren starken Antheil an der Behaglichkeit in Düß. haben. – Pauls Herren waren genteel und thätig dankbar für seine Pünktlichkeit, noch 2 Tage vor beendetem Urlaub zurück zu sein, und seinen Auftrag so gesetzt und geschikt ausgeführt zu haben. Du weißt, er hat ihnen von Elberfeld 90, 000 rt. mitgebracht: eine solche Summe auf einer langen Reise zu hüten, macht Sorge und Mühe, und der Transport mit verantwortlicher Post, würde viel Geld gekostet haben. Sie gaben ihm also eine Gratifikation von 100 rt., und was noch viel mehr in seinem Verhältniß werth ist, ihre Prokura für ihre bevorstehende Abwesenheit von Berlin. Das erfreut ihn, wie natürlich ungemein.
Beckchen hat Dir selbst gemeldet, daß sie Gottlob! ganz in der Beßerung ist: sie hat mir manche schlaflose Nacht und mitunter schreckliche Stunden Angst gemacht; der Himmel schenkte mir Kraft, nicht nur alles zu überstehen, aber auch die bei Kranken so nothwendige Faßung und scheinbare Ruhe zu gewinnen. Es war wie eine Eingebung von Dir, mein ahndungsreiches Kind! daß Du mich nicht dort haben wolltest; und so herzensbetrübt ich anfangs darüber war, so innig dankte ich Gott, daß ich Rebecka in argen Leidens-Zuständen Hülfe, Trost und Beistand gewähren konnte. Die gute Krankenpflegerin Luise war verreist, Dirichlet selbst ist von der ungeheuersten Aengstlichkeit, und seine Nichte eine so schrecklich dumme Pute, daß man auch nicht den kleinsten Dienst oder die geringste Fürsorge von ihr erwarten kann. In dem Stande habe ich noch kein dümmeres, unbrauchbareres Mädchen gesehen! Beckchen hat nach diesem Probeabdruck wohl Recht zu sagen, que Dir. a mangé l’esprit de la famille. Eben so wahr ists auch, daß man zu jedem Geschäft und zu Erfüllung jeder Pflicht eines gewißen Grades von Verstand bedarf. Ich bin sehr weit entfernt, von ihr Bildung, Annehmlichkeit in der Geselligkeit oder die kleinste Liebenswürdigkeit zu erwarten; aber man kann ihr mit Sicherheit auch nicht die geringste Sache im Häuslichen anvertrauen, und sie ist dabei so albern kindisch, daß sie diesen Winter zweimal heftig weinte und unglücklich war, weil sie bei Fanny die Kränkung erfahren hatte, daß man sie mit Kuchen übergangen. Für ein 17jähr. Mädchen etwas stark! – Ich fürchte nur, die Bohmschule wird noch lange nicht aufhören, und 2 jüngere Schwestern, von denen eine sehr graziös „dat Elwir’“ genannt wird, in der BildungsMause hier folgen. Wenn man hört, wie Dir. sie aushunzt, oder seinen Grimm gegen Achen an ihr ausläßt, so ists wahrlich eine Komödie. – Walterchen aber wird immer prächtiger und klüger, und sein Gedächtniß ist merkwürdig. Gestern paßirten Rekruten vorbei, die laut sangen; Dir. meynte, es klänge wie bei einer Proceßion; Walter kletterte ans Fenster und sagte, das ist keine Proceßion, sie knien ja nicht! Das erinnerte er sich also von vor 3/4 Jahren aus Achen. Vorgestern kam er mit dem einschmeichelndsten Tönchen zu Reb. und frug: „liebes Mütterchen! wie gehts Dir? – Gut. – Ganz gut? – ja. – Zum Trommeln gut? –
Steffens und Damen meldeten sich zum Kaffee auf heut, ich habe Benekes und Antonie nebst allen Unsern dazu gebeten, und hoffe, das Wetter soll erlauben, im Gartensaal zu sein. Wir hatten einen furchtbar kalten Mai, der die Erlaubniß kühl und naß auf unerhörte Weise überschritt, wenigstens des erstern. Im Garten sind viele Feigen, Nüße, Trauben erfroren, und den herrlichen Flieder konnten wir fast gar nicht genießen. – Beckchen sitzt unter den Säulen im Lehnstuhl mit 2 Fußkissen und Decke, und hat eben den Paulustext holen laßen. Die zarte Kost der jungen Hüner, die der liebe Vater immer massacre des innocens nannte, und der zarten frischen Gemüse bekömmt und schmeckt ihr sehr gut. – Nun ich kein Geschwister und keinen Kling. um Dich weiß, liebes Herz! muß ich schon an die Güte eines gewißen Felix appelliren, der mir von dem Dr., Sohn und Direktor erzählt. Hast Du irgend eine schreibende vertraute Seele, so laß die berichten; aus Deinen Briefen mach ich mir gar nichts; bemühe Dich nicht, ich will nur wißen, ob und wo und wie Du lebst! – Die Weste war Dir nicht einfach genug und Du hast sie zum Fest nicht getragen; o großer Schlemmer, wo blieb Dein Geschmack? wo, David, Deine Weisheit?
Felix, gehst Du gar nicht nach Piccadilly zu Rothschild? Läßest Du die Vermählung der hohen Häupter unbeachtet vorübergehen? Du könntest doch so schöne Küchenzettel v. allen goldnen Gerichten machen! – Auf des franz. Gesandten Prinzenfete sprach der König mit Frau v. Montefiore, v. der Julie Heyse immer die schönsten Geschichten erzählte. Eben die sagt mir aber auch, daß Clara Herz ganz v. Dir eingenommen sei. On doit dire ce que c’est qu’une chose! Kennst Du den Ausdruck? wo nicht, so übersetze ihn in rein Deutsch – (giebts denn schmutzig Deutsch, frug Sebastian einst!) und laß es Dir vom dicken Freund Herz übersetzen. erklären! Verzeih all die Dummheiten, Freund meines Herzens, und lebe schrecklich wohl und in Freuden!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1836-06-01-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1836-06-01-02" xml:id="title_0302ef70-9272-448f-86ea-8632202a9d17">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Frankfurt a. M., adressiert an Moses Issak Hertz <lb></lb>Berlin, 1. Juni 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_a543ff69-6c11-44ae-983d-203b12600044">Gottlob, geliebtester Sohn! Du hast mit Deinen Zeilen in Fannys Brief wieder ein Signal gegeben, daß man Dir schreiben darf; von meinem aufs Maul geschlagenen Munde ist sogleich das Papagenoschloß abgefallen, nu da bin i.</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_d70c0411-0f4c-46db-85b6-68890b18db42">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1836-05-25-01" type="precursor" xml:id="title_77174430-4dce-4481-9851-a098cb32fcdf">Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 25. Mai 1836</title><title key="fmb-1836-06-15-01" type="successor" xml:id="title_ef30370a-f154-42f9-90a9-ded2402b936f">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Frankfurt a. M., 14. und 15. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-06-01" xml:id="date_2240e155-6bca-4164-8030-45bd546844e3">1. 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Du hast mit Deinen Zeilen in <persName xml:id="persName_f3723962-de27-4c78-8e93-4d0e6e509ac4">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <title xml:id="title_3de9c145-1dff-4b72-9e29-a3498606e859">Brief<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1836-05-25-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 25. Mai 1836</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e34fe49c-bbe4-4c31-b5d9-5edfd3cc8165" xml:lang="de ">Deinen Zeilen in Fannys Brief – Der Beginn von Brief fmb-1836-05-25-01 (Brief Nr. 1358) Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 25. Mai 1836.</note> wieder ein Signal gegeben, daß man Dir schreiben darf; von meinem aufs Maul geschlagenen Munde ist sogleich das <title xml:id="title_42663bab-b108-49e9-9f81-8c6f1c91be47">Papagenoschloß<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_27708d01-d17a-49b4-8dcb-ad7ee844316c" xml:lang="de ">das Papagenoschloß – Anspielung auf die Figur des Papageno in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte KV 620. Diesem wird wegen seiner Lügen ein Schloss vor den Mund gehängt.</note> abgefallen, nu da bin i. Wie viel, viel, vielen Dank habe ich Dir für den <title xml:id="title_f8adb1fc-6893-4d5c-b7a4-d9c2750d9bca">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_6a7f0abc-fa82-45f5-bb1f-ea1e30746570"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> auszusprechen, mein Herz! beim Lesen des Textbuchs<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4ddc86bd-422d-4905-81ea-7b6298f335ab" xml:lang="de ">den Paulus – des Textbuchs – Mendelssohn hatte das 18. Niederrheinische Musikfest zu Pfingsten (22. und 23. Mai) 1836 in Düsseldorf geleitet. Am ersten Festtag dirigierte er die Uraufführung seines Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14). Der Text des Werks ist im Programmbuch abgedruckt: Niederrheinisches Musik-Fest unter Leitung des Herrn Dr. Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Düsseldorf. Pfingsten 22. und 23. Mai 1836, Düsseldorf [1836], S. 5-18.</note> sind mir die paar Stellen, die ich kenne, wieder ganz lebendig und anschaulich geworden. Erhält der gütige Himmel mich gesund, und bleibt es bei Deinem edlen Vorsatz, es in <placeName xml:id="placeName_8af50640-6406-47f6-9b91-14e7a05d7c9b">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu geben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b72a72c7-44fa-48bd-ab0a-2ce4c858f018" xml:lang="de ">Deinem edlen Vorsatz, es in Leipzig zu geben – Die Leipziger Erstaufführung des Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14) erfolgte am 16. März 1837 (AMZ 39, Nr. 13, 29. März 1837, Sp. 209 f.).</note> so reise ich hin, und bringe dann hoffentlich <persName xml:id="persName_6dd2352b-1340-4d74-838d-295c294d03fd">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> mit.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b1d78c41-8c18-45e8-bcf2-eadd8bd1d438" xml:lang="de ">so reise ich hin, und bringe dann hoffentlich Rebecka mit – Lea Mendelssohn Bartholdy hielt sich vom 8. bis 17. März 1837 in Leipzig auf (vgl. Mendelssohns Schreibkalender von 1837, GB-Ob, M.D.M. f. 5, S. 21-23. Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 59 und S. 62). Rebecka Lejeune Dirichlet konnte nicht anwesend sein.</note> Du kannst nicht denken, Du oller Philosoph, wie glücklich mich alles Löschpapier macht, das <persName xml:id="persName_4e6a0c1b-a455-469c-9358-fc5528b63ceb">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> mir gesammelt hat,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_888fb767-6b85-4b85-b7c6-6e42b77fb875" xml:lang="de ">alles Löschpapier macht, das Fanny mir gesammelt hat – »Löschpapier« war Lea Mendelssohns Bezeichnung für »Zeitungen«. Fanny Hensel hatte gemeinsam mit dem Bruder Paul und dessen Ehefrau das Düsseldorfer Musikfest besucht und wohl Meldungen über das Fest zusammengetragen.</note> und wie ich all den Dir gestreuten Weihrauch hier als Lebens-Balsam einfange und mich daran erlabe und stärke. Du bist nun einmal meine schwache Seite – wer kann für schlechten Geschmack? Erhole Dich nur gründlich von Deinen geistigen Strapatzen, lieb Lamm! <placeName xml:id="placeName_7f091793-9010-41e9-b0e1-5d6c3ee4d760">Scheveningen<settlement key="STM0104937" style="hidden" type="locality">Scheveningen</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName> scheint mir gut ausgedacht,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e68bb44-3a82-487f-95c7-fb3cbf0ff9a8" xml:lang="de ">Scheveningen scheint mir gut ausgedacht – Mendelssohn reiste vom 1. bis zum 22. August 1836 nach ’s-Gravenhage bzw. in das benachbarte Seebad Scheveningen.</note> obwohl Du das <hi rend="latintype">incognito</hi> dort wohl nicht beßer wirst beobachten können, als <persName xml:id="persName_eee7b915-1479-4a0d-90d3-9323a9d8b54c"><hi rend="latintype">Louis Philippe</hi><name key="PSN0111147" style="hidden" type="person">Frankreich, Louis Philippe I. von, Duc de Valois, Chartres et Orléans (1773-1850)</name></persName> seinen <hi rend="latintype">Comte d’Eu</hi>, wenn er nach England geht, wie die Zeitung sagt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9d04d10e-29c0-4a5a-9c83-0021f239d892" xml:lang="de ">Louis Philippe seinen Comte d’Eu, wenn er nach England geht, wie die Zeitung sagt – Der französische König Louis Philippe I. plante, unter dem Namen eines »Comte d’Eu« zu vertraulichen Konsultationen zum König nach England zu reisen. Den Titel »Comte d’Eu« trugen mehrere Verwandte des Monarchen. Die Nachricht findet sich in der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Nr. 151 vom 1. Juni 1836, S. 617.</note> Wie schön es in <placeName xml:id="placeName_9604782f-cb1a-4e9e-bf42-99abddcee389">Düß.<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gewesen sein muß, erfahre und ersehe ich selbst aus der gleichgültigsten Leute Berichte; namentlich ist aber eine Art Revolution mit <persName xml:id="persName_eb109159-2bdf-4a77-b0a9-3cc643066617">Albertinen<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> vorgegangen, die doch beinah eine kleine <title xml:id="title_d4cb9615-73f7-4a66-83b4-349f5a1db91b">Marmorbraut<name key="PSN0111922" style="hidden" type="author">Hérold, Louis Joseph Ferdinand (1791-1833)</name><name key="CRT0111682" style="hidden" type="music">Zampa ou La fiancée de marbre</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_057298f7-bc28-4bc2-a4fc-7906212b4455" xml:lang="de ">Marmorbraut – Anspielung auf die Marmorstatue der Alice di Manfredi in Louis Joseph Ferdinand Hérolds Opéra-comique Zampa ou La fiancée de marbre (Zampa oder Die Marmorbraut).</note> war; und nun finde ich sie völlig aufgelebt, heiter, launig, erwärmt, freudig und für Musik schwärmend; kein Effekt konnte mir so unerwartet und überraschend sein. Alle <persName xml:id="persName_7b5d5451-b2ce-4f25-b102-d23a35d23946">3 Geschwister<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name><name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name><name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> sind hocherfreut und vergnügt zurückgekommen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e8089adf-44c6-4e5a-a34e-899adf21a86d" xml:lang="de ">Alle 3 Geschwister sind hocherfreut und vergnügt zurückgekommen – Paul und Albertine Mendelssohn Bartholdy waren mit der mitreisenden Fanny Hensel am 30. Mai 1836 nach Berlin zurückgekehrt (vgl. Brief gb-1836-06-01-01 Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. Juni 1836).</note> und haben ihre Erwartung in allem, übertroffen gesehen. <date cert="high" when="1836-05-31" xml:id="date_2190684e-5f03-448c-9b48-4f8f05532bef">Gestern</date> schrieben wir den lieben <persName xml:id="persName_58f66087-3d1b-4bd1-ae68-2cfa0fcf8e17">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden" type="person">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2765a067-e800-446f-b351-fde255697c0c" xml:lang="de ">Gestern schrieben wir den lieben Woringens – Briefe der Mendelssohns in Berlin an die der Familie des Regierungspräsidenten Otto von Woringen in Düsseldorf sind aus diesem Zeitraum nicht überliefert.</note> die ihren starken Antheil an der Behaglichkeit in <placeName xml:id="placeName_aacc9685-0c81-428e-8e5b-ba4be65a8b3e">Düß.<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> haben.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_da73625c-f9ea-4d81-87b5-70f6160d50a0" xml:lang="de ">Woringens … die ihren starken Antheil an der Behaglichkeit in Düß. haben – Die Reisenden hatten in Düsseldorf bei der Familie von Woringen gewohnt (Hensel, Tagebücher, S. 82). Deren Haus befand sich in der Düsseldorfer Breitestraße Nr. 8 (Heinrich Ferber, Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf, hrsg. vom Düsseldorfer Geschichtsverein, 2. Lieferung, Düsseldorf 1889, S. 97).</note> – <persName xml:id="persName_50cc4516-1755-44b0-b5d9-6428b84ca96e">Pauls<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> <persName xml:id="persName_6663c071-7f18-4766-9d4f-683f25c31ce2"><hi n="1" rend="underline">Herren</hi><name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name><name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a23cffc-2355-4946-a3e9-baa7685fdd1e" xml:lang="de ">Pauls Herren – die Vorgesetzten von Paul Mendelssohn Bartholdy in der Bank Mendelssohn &amp; Co., Joseph Mendelssohn und Alexander Mendelssohn.</note> waren <hi rend="latintype">genteel</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ffed7885-88d5-4765-8fb0-37d30417c6fc" xml:lang="en ">genteel – engl., vornehm.</note> und thätig dankbar für seine Pünktlichkeit, noch 2 Tage vor beendetem Urlaub zurück zu sein, und seinen Auftrag so gesetzt und geschikt ausgeführt zu haben. Du weißt, er hat ihnen von <placeName xml:id="placeName_9f349a69-88ea-43db-9bc8-f377a811c0f1">Elberfeld<settlement key="STM0100108" style="hidden" type="locality">Elberfeld</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> 90,000 rt. mitgebracht: eine solche Summe auf einer langen Reise zu hüten, macht Sorge und Mühe, und der Transport mit verantwortlicher Post, würde viel Geld gekostet haben. Sie gaben ihm also eine Gratifikation von 100 rt., und was noch viel mehr in seinem Verhältniß werth ist, ihre Prokura für ihre bevorstehende Abwesenheit von <placeName xml:id="placeName_76173af4-6edd-4854-86a6-c47e855a4c57">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Das erfreut ihn, wie natürlich ungemein.</p> <p><persName xml:id="persName_d7da014c-d02d-4fb5-be8d-4051440381c5">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> hat Dir selbst <title xml:id="title_db10295b-a7bb-4fa1-beb9-0d613ca95a62">gemeldet<name key="PSN0110673" style="hidden" type="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="gb-1836-06-01-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 1. Juni 1836</name></title>, daß sie Gottlob! ganz in der Beßerung<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> ist:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc847f5c-da71-43c7-92fd-cbaf5945b30f" xml:lang="de ">Beckchen hat Dir selbst gemeldet, daß sie Gottlob! ganz in der Beßerung ist – Rebecka Lejeune Dirichlet hatte Mitte Mai 1836 eine Fehlgeburt erlitten (Hensel, Tagebücher, S. 82). Sie äußerte sich in Brief gb-1836-06-01-01 Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. Juni 1836, über ihr jetziges Wohlbefinden.</note> sie hat mir manche schlaflose Nacht und mitunter schreckliche Stunden Angst gemacht; der Himmel schenkte mir Kraft, nicht nur alles zu überstehen, aber auch die bei Kranken so nothwendige Faßung und scheinbare Ruhe zu gewinnen. Es war wie eine Eingebung von Dir, mein ahndungsreiches Kind! daß Du mich nicht dort haben wolltest;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5738b063-d914-40c5-abe3-a6bcab9a412c" xml:lang="de ">daß Du mich nicht dort haben wolltest – Mendelssohn hatte der Mutter dringend vom Besuch des Düsseldorfer Musikfestes zu Pfingsten abgeraten. Siehe Brief fmb-1836-04-21-01 (Brief Nr. 1343) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 21. April 1836. Lea Mendelssohn Bartholdy beugte sich dem Willen des Sohnes.</note> und so herzensbetrübt ich anfangs darüber war, so innig dankte ich Gott, daß ich Rebecka in argen Leidens-Zuständen Hülfe, Trost und Beistand gewähren konnte. Die gute Krankenpflegerin <persName xml:id="persName_34206455-3b0a-401d-85e7-e238c4acee76">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> war verreist, <persName xml:id="persName_9be13ff0-5270-407a-b52a-6cdd966bf81e"><hi rend="latintype">Dirichlet</hi><name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> selbst ist von der ungeheuersten Aengstlichkeit, und seine <persName xml:id="persName_0f1bce3f-6783-4709-895e-6d47b51a475b">Nichte<name key="PSN0118918" style="hidden" type="person">Baerns, Elisabeth Augusta (Auguste) (1819-?)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_14d1bc4f-bda8-466a-aedf-281a39e00cb4" xml:lang="de ">Dirichlet – seine Nichte – Elisabeth Augusta (Auguste) Baerns, die Nichte von Rebeckas Ehemann Peter Gustav Lejeune Dirichlet, hielt sich in den Jahren 1835/36 zur Ausbildung in Berlin auf. Sie wohnte während dieser Zeit bei den Dirichlets.</note> eine so schrecklich dumme Pute, daß man auch nicht den kleinsten Dienst oder die geringste Fürsorge von ihr erwarten kann. In <hi n="1" rend="underline">dem</hi> Stande habe ich noch kein dümmeres, unbrauchbareres Mädchen gesehen! Beckchen hat nach diesem Probeabdruck wohl Recht zu sagen, <hi rend="latintype">que Dir. a mangé l’esprit de la famille</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a9a233c4-5449-4d6e-958b-f4c83bfb96e9" xml:lang="fr ">que Dir. a mangé l’esprit de la famille – frz., dass Dir. [Peter Gustav Lejeune Dirichlet] den Geist der Familie gefressen hat.</note> Eben so wahr ists auch, daß man zu jedem Geschäft und zu Erfüllung jeder Pflicht eines gewißen Grades von Verstand bedarf. Ich bin sehr weit entfernt, von ihr Bildung, Annehmlichkeit in der Geselligkeit oder die kleinste Liebenswürdigkeit zu erwarten; aber man kann ihr mit Sicherheit auch nicht die geringste Sache im Häuslichen anvertrauen, und sie ist dabei so albern kindisch, daß sie diesen Winter zweimal heftig weinte und unglücklich war, weil sie bei <persName xml:id="persName_e5578f8b-6a28-47f7-ac11-2ea35588d13c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> die Kränkung erfahren hatte, daß man sie mit Kuchen übergangen. Für ein 17jähr. Mädchen etwas stark! – Ich fürchte nur, die <hi n="1" rend="underline">Bohm</hi>schule<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_44389369-45ab-41ef-b749-8157cc651229" xml:lang="de ">die Bohmschule – berlinerisch für »Baumschule«.</note> wird noch lange nicht aufhören, und <persName xml:id="persName_2eb9ca36-d374-4b67-b88b-ed44e9ea8f2a">2 jüngere Schwestern<name key="PSN0118919" style="hidden" type="person">Baerns, Maria Sophia (1821-1892)</name><name key="PSN0118921" style="hidden" type="person">Baerns, Elvira</name></persName>, von denen <persName xml:id="persName_5c0de069-2324-489d-bad7-f8129296d39c">eine<name key="PSN0118921" style="hidden" type="person">Baerns, Elvira</name></persName> sehr graziös „dat Elwir’“ genannt wird, in der BildungsMause<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f319953d-fe10-456f-b372-9d314884a915" xml:lang="de ">BildungsMause – Mause: ältere Form von Mauser, Federwechsel bei den Vögeln (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. VI, Leipzig 1885, Sp. 1821).</note> hier folgen. Wenn man hört, wie <persName xml:id="persName_f9530af8-23e8-4dd0-b87d-91b1ac9f51d8"><hi rend="latintype">Dir</hi>.<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> sie aushunzt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_119adc11-f041-4ca5-aeff-b752d9ce603c" xml:lang="de ">aushunzt – ausschimpft, beschimpft (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. I, Leipzig 1854, Sp. 890).</note> oder seinen Grimm gegen <placeName xml:id="placeName_c5becd61-5df7-4255-aa20-a332210954c7">Achen<settlement key="STM0100106" style="hidden" type="locality">Aachen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> an ihr ausläßt, so ists wahrlich eine Komödie. – <persName xml:id="persName_e7881c7e-d03d-4cdd-b195-b9d499643b12">Walterchen<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> aber wird immer prächtiger und klüger, und sein Gedächtniß ist merkwürdig. <date cert="high" when="1836-05-31" xml:id="date_1639ee53-7827-4e7a-ad61-f100f2e7d4ca">Gestern</date> paßirten Rekruten vorbei, die laut sangen; <persName xml:id="persName_eeb26770-bfb7-4e92-adf7-85d7c8c2afe0"><hi rend="latintype">Dir</hi>.<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> meynte, es klänge wie bei einer Proceßion; Walter kletterte ans Fenster und sagte, das ist keine Proceßion, sie <hi n="1" rend="underline">knien</hi> ja nicht! Das erinnerte er sich also von vor <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">3</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> Jahren aus <placeName xml:id="placeName_0bf673d2-87f0-437c-8749-71143305ef98">Achen<settlement key="STM0100106" style="hidden" type="locality">Aachen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_26a17daa-14f4-40c1-b7e1-02de660c3968" xml:lang="de ">vor 3/4 Jahren aus Achen – Im Sommer 1835 hatten die Dirichlets die Familie in Aachen besucht.</note> <date cert="high" when="1836-05-30" xml:id="date_7faff7e0-23fa-498a-81d0-7cb492dc2381">Vorgestern</date> kam er mit dem einschmeichelndsten Tönchen zu <persName xml:id="persName_a2a0b8cb-3820-446c-aae4-f7aa4a7f63a2">Reb.<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> und frug: „liebes Mütterchen! wie gehts Dir? – Gut.– <hi n="1" rend="underline">Ganz</hi> gut? – ja. – <hi n="1" rend="underline">Zum Trommeln</hi> gut? –</p> <p><persName xml:id="persName_25d4eb50-e215-4955-9019-088d5d19854f">Steffens<name key="PSN0115078" style="hidden" type="person">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a705104c-25eb-44cd-a858-c7be37de4562">Damen<name key="PSN0115077" style="hidden" type="person">Steffens, Johanna (Hanna) (1784-1855)</name><name key="PSN0115076" style="hidden" type="person">Steffens, Clara (Claire) (1806-1865)</name></persName> meldeten sich zum Kaffee auf heut, ich habe <persName xml:id="persName_b715c595-3691-413d-a5b0-251f7942f2ad">Benekes<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name><name key="PSN0109823" style="hidden" type="person">Benecke, Emmeline (1813-1877)</name></persName> und <persName xml:id="persName_66932e35-6d54-43a8-8362-a9a22461c8f4">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName> nebst allen Unsern dazu gebeten, und hoffe, das Wetter soll erlauben, im Gartensaal<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0ef0a141-11fc-4f6f-a112-6613efb1b6ec" xml:lang="de ">Gartensaal – Der auf den Park hinausgehende Gartensaal war ein ca. 105 qm großer Raum, der sich durch zurückschiebbare Glaswände in eine offene Säulenhalle verwandeln ließ. Er war ein Bestandteil des großen Anwesens in der Leipziger Str. 3, das die Familie Mendelssohn Bartholdy seit dem Jahre 1825 bewohnte. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f.</note> zu sein. Wir hatten einen furchtbar kalten Mai, der die Erlaubniß <hi n="1" rend="underline">kühl und naß</hi> auf unerhörte Weise überschritt, wenigstens des erstern.<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Im Garten sind viele Feigen, Nüße, Tr<supplied reason="seal_tear-off" resp="UW">auben</supplied> erfroren, und den herrlichen Flieder konnten wir fast gar nicht genießen. – <persName xml:id="persName_4b8be38d-a05a-41b6-8c4c-09e3b4b657d0">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sitzt unter den Säulen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ffff3fb-d0a7-44d9-bc6d-0af17e63bdea" xml:lang="de ">den Säulen – den Säulen des o. g. Gartensaals.</note> im Lehnstuhl mit 2 Fußkissen und Decke, und hat eben den <title xml:id="title_c707bd4a-493c-4ab0-84af-f27f1d1cdb38">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_36a62d44-2b45-42da-a76c-db3702f21c52"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>text<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a7ce8345-4ed3-4636-ae8d-9616537e2d74" xml:lang="de ">den Paulustext – im Programmdruck Niederrheinisches Musik-Fest unter Leitung des Herrn Dr. Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Düsseldorf. Pfingsten 22. und 23. Mai 1836, Düsseldorf [1836], S. 5-18.</note> holen laßen. Die zarte Kost der jungen <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_1ecc7003-2ce4-4b5a-b3a0-a2c76e094aa3"><sic resp="writer">Hüner</sic><corr resp="editor">Hühner</corr></choice>, die der liebe <persName xml:id="persName_4b097c52-be3b-4908-9995-0c6eae1b0515">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> immer <hi rend="latintype">massacre des innocens</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_082933a3-9b03-4a51-ad07-21d657b259d8" xml:lang="fr ">massacre des innocens – frz. massacre des innocents, Massaker an Unschuldigen.</note> nannte, und der <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_00bb3f87-a7d1-4341-8129-bd89bc39450a">zarten</del> frischen Gemüse bekömmt und schmeckt ihr sehr gut. – Nun ich kein Geschwister und keinen <persName xml:id="persName_4507a65d-72b9-4b8c-89c4-587f1da91f28">Kling.<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> um Dich weiß,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3b37c682-fd87-4eb9-92da-1658f1aa94fd" xml:lang="de ">keinen Kling. um Dich weiß – Auch Carl Klingemann war zum Musikfest gereist; er hielt sich vom 21. bis zum 28. Mai 1836 in Düsseldorf auf (vgl. Mendelssohns Schreibkalender von 1836, GB-Ob, M.D.M. f. 4, S. 43-45. Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 34).</note> liebes Herz! muß ich schon an die Güte eines gewißen Felix appelliren, der mir von dem Dr.,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6e8575a1-bd5c-4b39-b940-e12551b2e8f4" xml:lang="de ">dem Dr. – Die philosophische Fakultät der Universität Leipzig hatte Mendelssohn zum Doctor der Philosophie und Magister der freien Künste ernannt und ihm am Morgen des 20. März 1836 das Doktordiplom überreicht (siehe Brief gb-1836-03-19-01 Carl Friedrich Günther an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Leipzig, 19. März 1836, sowie Mendelssohns Schreibkalender von 1836, GB-Ob, M.D.M. f. 4, S. 26. Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 24).</note> Sohn und Direktor erzählt. Hast Du irgend eine schreibende vertraute Seele, so laß <hi n="1" rend="underline">die</hi> berichten; aus <hi n="1" rend="underline">Deinen</hi> <hi n="1" rend="underline">Briefen</hi> mach ich mir gar nichts; bemühe Dich nicht, ich will nur wißen, ob und wo und wie Du lebst! – Die Weste war Dir nicht einfach genug und Du hast sie zum <placeName xml:id="placeName_c6d658b7-6e6d-4999-a41d-10e43e025f46">Fest<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <hi n="1" rend="underline">nicht</hi> getragen;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2d88edd5-b7c0-4df1-92b9-df7fc0879495" xml:lang="de ">Die Weste … Du hast sie zum Fest nicht getragen – Die Mutter hatte Mendelssohn mit Hilfe von Johann Friedrich Schlemmer und Ferdinand David in Leipzig eine Weste für das Düsseldorfer Musikfest anfertigen lassen. Siehe den Schluss von Brief gb-1836-04-29-02 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 29. April 1836.</note> o großer <persName xml:id="persName_8fb6c957-85af-4f06-b5ce-b1bc5c040475">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden" type="person">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName>, wo blieb Dein Geschmack? wo, <persName xml:id="persName_358c2fb0-3168-48f9-bd5e-07b6ba3c4b7d">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName>, Deine Weisheit?</p> <p>Felix, gehst Du gar nicht nach <hi n="1" rend="underline">Piccadilly</hi> zu <persName xml:id="persName_2b232675-3205-43b4-adbf-3b104442f23d">Rothschild<name key="PSN0114304" style="hidden" type="person">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) (-)</name></persName>? Läßest Du die Vermählung der <persName xml:id="persName_2bfb6928-76ca-4205-8999-adba1a2732ac">hohen Häupter<name key="PSN0114318" style="hidden" type="person">Rothschild, Lionel Nathan (seit 1817) de, (seit 1822) Baron de (1808-1879)</name><name key="PSN0114313" style="hidden" type="person">Rothschild, Charlotte Baroness de (1819-1884)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_156ad583-7659-4fa2-acee-79e8027b9281" xml:lang="de ">nach Piccadilly zu Rothschild … die Vermählung der hohen Häupter – Die in England lebende Familie Rothschild bewohnte seit 1825 ein Haus in Nr. 107 Piccadilly (Abbildung des Hauses: <ref target="https://family.rothschildarchive.org/estates/74-107-piccadilly" xml:id="ref_b6dd8446-b0dd-4af4-a608-b668e6bab84e">Link</ref>). Lionel Nathan de Rothschild heiratete am 15. Juni 1836 Charlotte von Rothschild (1819-1884). Die Hochzeit fand jedoch nicht in London, sondern in Frankfurt a. M. statt.</note> unbeachtet vorübergehen? Du könntest doch so schöne Küchenzettel v. allen goldnen Gerichten machen! – Auf des <persName xml:id="persName_4c7c3cc0-b6dd-401e-bc4b-0d6092b653c7">franz. Gesandten<name key="PSN0110125" style="hidden" type="person">Bresson, Charles-Joseph (seit 1837) Comte de (1798-1847)</name></persName> Prinzen<hi rend="latintype">fete</hi> sprach der <persName xml:id="persName_0578fbb1-dbe9-4800-a630-f2f0b998c3de">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_0c63abfc-ec7a-44aa-bbb7-7a6439553799">Frau v. <hi rend="latintype">Montefiore</hi><name key="PSN0118833" style="hidden" type="person">Montefiore, Henriette (Jette) (1791-1866)</name></persName>, v. der <persName xml:id="persName_48526718-7bef-4938-abd9-afc655defd9b">Julie Heyse<name key="PSN0111974" style="hidden" type="person">Heyse, Julie (Julchen) Caroline Marie Henriette (bis 1812 Gela Salomon) (1787-1864)</name></persName> immer die schönsten Geschichten erzählte. <hi n="1" rend="underline">Eben</hi> <hi n="1" rend="underline">die</hi> sagt mir aber auch, daß <persName xml:id="persName_effb6556-e7c3-49de-8f3c-95b0d072c716"><hi rend="latintype">Clara</hi> Herz<name key="PSN0111930" style="hidden" type="person">Hertz, Clara (1781-1851)</name></persName> ganz v. Dir eingenommen sei. <hi rend="latintype">On doit dire ce que c’est qu’une chose</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_de7aafe4-1dc7-49da-868b-d7ac62623225" xml:lang="fr ">On doit dire ce que c’est qu’une chose! – frz., Man muss sagen, was etwas ist!</note> Kennst Du den Ausdruck? wo nicht, so übersetze ihn in rein Deutsch – (giebts denn schmutzig Deutsch, frug <persName xml:id="persName_809c959f-35ff-4741-b4ed-2265b35c2e3a">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> einst!) und laß es Dir vom dicken Freund <persName xml:id="persName_533bf2aa-cdc2-4e5e-a3f5-3ea4c59e3fd9">Herz<name key="PSN0111935" style="hidden" type="person">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_b7ae116e-85df-46ea-8d04-bc218d09813a">übersetzen</del>. <add place="above">erklären!<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></add> <seg type="closer">Verzeih all die Dummheiten, Freund meines Herzens, und lebe schrecklich wohl und in Freuden!</seg></p> </div> </body> </text></TEI>