]> Brief: gb-1836-04-15-01

gb-1836-04-15-01

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Alfred Julius Becher an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Köln, 15. April 1836 Ihr lieber Brief hat mich außerordentlich erfreut, – aber auch beschämt; denn ich fühlte recht klar, wie unrecht ich gehandelt hatte, Ihnen bei ähnlichem traurigen Anlass nicht geschrieben zu haben. In solch einer trübseligen Zeit Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermitteltunbekannt Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848)Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848) Transkription: FMB-C Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/76. Autograph Alfred Julius Becher an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Köln, 15. April 1836 Ihr lieber Brief hat mich außerordentlich erfreut, – aber auch beschämt; denn ich fühlte recht klar, wie unrecht ich gehandelt hatte, Ihnen bei ähnlichem traurigen Anlass nicht geschrieben zu haben. In solch einer trübseligen Zeit

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [COELN 7-8 / 16/4], Siegel.

Alfred Julius Becher

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

15. April 1836 Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848)counter-resetBecher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848) KölnDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. frei.
Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848) Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848) Köln, 15 Aprill 1836. Lieber Felix,

Ihr lieber Brief hat mich außerordentlich erfreut, – aber auch beschämt; denn ich fühlte recht klar, wie unrecht ich gehandelt hatte, Ihnen bei ähnlichem traurigen Anlassbei ähnlichem traurigen Anlass – Alfred Julius Bechers Vater Carl Christian Becher war am 21. März 1836 gestorben. Mendelssohn hatte seinen Vater am 19. November 1835 verloren. nicht geschrieben zu haben. In solch einer trübseligen Zeit ist ein Freundesgruß ein Labsal, ich danke Ihnen wiederholt herzlichst für das Liebeszeichen, – und bitte mein Schweigen nicht zu missdeuten. Das Aufschieben ist ein Grundfehler bei mir, – aber ich will mich nicht entschuldigen, sondern bekennen. – Es ist ein harter Schlag, einen geliebten und hochgeachteten VaterBecher, Carl Christian (1777-1836) zu verlieren, und ich fühle mich verwaister, als ich selbst in meinem Alter es geglaubt hätte. Indessen man muss sich als Mann fassen, seine Pflichten erfüllen, und nicht die Freude an dem Gebliebenen des Lebens sich durch einen Verlust vergällen lassen, der – als solcher – doch nur vorübergehend ist! – Das wenigstens ist mein Glaubensbekenntniss, hoffentlich auch das Ihrige. – Dass Sie noch keine rechte Freude am Schaffen, &c. wieder gefunden haben, betrübt mich sehr; aber, wenn Sie Ihrer Wehmuth nur nicht geflissentlich nachhengennachhängen, so sein Sie versichert, dass auch dieser Gemüthszustand vorübergeht. Der Eine fasst sich bei einem unvermeidlichen Trauerschicksal leichter, der Andere schwerer, – und jener bemüht sich dann vergeblich, diesem seine größere Ruhe anzupreisen. So mag es vielleicht |2| auch mit uns beiden sich verhalten, – und dazu kommt noch, dass der Tod Ihres würdigen VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), wahrscheinlich, der erste herbe Schlag war, den Ihnen das Leben zu tragen gab! Das ist denn freilich bei mir nicht der Fall, – ich habe schon viel zu leiden und zu überstehen gehabt.ich habe schon viel zu leiden und zu überstehen gehabt – Bechers Mutter Sophie Margarethe Becher war 1812 in seiner Kindheit gestorben. – Aber Gott Lob, dass ich dadurch nicht stumpf geworden bin, sondern noch vollkommen empfänglich geblieben für alle Schärfe des Schmerzes!

Die letzte Zeit ist für mich eine schlimmere noch gewesen, als Sie wissen. Am selben Tage, als mein VaterBecher, Carl Christian (1777-1836) verschied, lag meine FrauBecher, Margareta (Meta) (1806-1836) ohne Hoffnung darnieder, und ist noch immer sehr krank und leidend, wiewohl außer Gefahr. – Mein zweites Kind, eine Tochter (ElfrideBecher, Charlotte Christine Elfride (1836-1910)), ist wohl, und gedeiht.

Ich setze beide Geschäfte meines VatersBecher, Carl Christian (1777-1836), das <hi n="1" rend="underline">Organ</hi><name key="PSN0109738" style="hidden" type="author">Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848)</name><name key="CRT0113109" style="hidden" type="periodical">Allgemeines Organ für Handel und Gewerbe des In- und Auslands und damit verwandte Gegenstände</name>das Organ – Allgemeines Organ für Handel und Gewerbe des In- und Auslands und damit verwandte Gegenstände, 14 Jg., Köln 1834-1848. sowohl wie das <hi n="1" rend="underline">Rheinische Pfennig-Magazin</hi><name key="PSN0109738" style="hidden" type="author">Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848)</name><name key="CRT0113108" style="hidden" type="periodical">Rheinisches Pfennig-Magazin zur Belehrung und Unterhaltung für gebildete Stände</name>das Rheinische Pfennig-Magazin – Rheinisches Pfennig-Magazin zur Belehrung und Unterhaltung für gebildete Stände, 2 Jg., Köln 1835-1836., auch ohne ihn fort, – wobei mein Oheim Dr. von BinzerBinzer, August Daniel Freiherr von (1793-1868), den Sie kennen, mir beisteht. Hoffentlich gelingt mir ein erfolgreiches Aufrechthalten!

Wie sehr ich mich freue, Sie zu Pfingsten (d. h. etwas früher) wiederzusehen, kann ich Ihnen gar nicht sagen, – noch weniger aber wie das Herz in sehnlicher Erwartung Ihres Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_60eae44f-20cf-4499-bf4e-bf0d50a6cdfa"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>Sie zu Pfingsten … wiederzusehen … Erwartung Ihres Paulus – Zu Pfingsten (am 22. und 23. Mai) 1836 fand das 18. Niederrheinisches Musikfest in Düsseldorf statt, das Felix Mendelssohn Bartholdy leitete. Am ersten Tag des Festes dirigierte er die Uraufführung seines Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14). schlägt! In Ihrem Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_e7e01cbe-515b-4442-bee8-f5d9caef741d"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100109" style="hidden">Der 115. Psalm »Non nobis Domine« / »Nicht unserm Namen, Herr« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1829] bis 15. November 1830<idno type="MWV">A 9</idno><idno type="op">31</idno></name> (bei SimrockN. Simrock, Musikverlag in Bonn)Ihrem Psalm (bei Simrock) – Im Dezember 1835 waren bei N. Simrock in Bonn die Partitur und der Klavierauszug des 115. Psalms »Non nobis Domine« / »Nicht unserm Namen, Herr« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester op. 31 (MWV A 9) erschienen (PN 3217 und PN 3228). haben Sie einen herrlichen Vorläufer gegeben, und aufs neue bekundet, dass Sie der größte lebende Meister sind! Ich für meinen |3| Theil habe auch nicht den entferntesten Zweifel, dass seit der guten alten Zeit kein Oratorium geschrieben worden ist, das dem Paulus gleich kommt, – wiewohl ich noch keine einzige Note davon kenne. Aber ich kenne Sie, – und ein zweiter Christus am Ölberge<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108006" style="hidden" type="music">Christus am Ölberge op. 85</name> wird wohl nie wieder das freudige Vertrauen an die Unfehlbarkeit großer Genien erschüttern. Nein, ich denke ihrIhr Werk wird kein PetrusPetrus (lat., der Fels) sein, der seinen Herrn verläugnet, sondern ein ächter PaulusPaulus von Tarsus (hebr. Saulus), ein Heidenbekehrer, – und ein Beweis, dass auch das neunzehnte Jahrhundert ein würdiges, untadeliges Oratorium zu erzeugen im Stand ist. So viel ist zum mindesten gewiß, – misslang die Aufgabe Ihnen, so hat unsere GenerazionGeneration auf die Lösung Verzicht zu leisten.

Ihr lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) sprach gerade über dieses Thema mit mir auf der Rheinau.Ihr lieber Vater sprach … mit mir auf der Rheinau – bezieht sich auf Pfingsten 1835, als Abraham Mendelssohn Bartholdy und Becher das in Köln stattfindende 17. Niederrheinische Musikfest besuchten. Die Rheininsel (das »Werthchen«), eine durch Flussverlagerung entstandene Insel gegenüber dem Bayenturm, war damals ein Ausflugsort. Diese wurde von 1847 an in die Anlage des Rheinauhafens einbezogen. Er war zweifelhaft, ob unsere Zeit im Stande sei, sich zu der erhabenen Ruhe, ohne kalt zu werden, hinaufzuschwingen, die ein Oratorium erheischt, – und sagte mir, er freue sich darauf, das Gespräch übers Jahr mit mir fortzusetzen. Ich sa erwiderte, FelixMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) würde uns bis dahin wohl die Möglichkeit bewiesen haben. – Es ist noch kein Jahr her, und schon geraume Zeit, dass er das Gesräch nicht fortsetzen kann, – aber mein verheißener Beweis |4| wird darum nicht minder herrlich die Welt erleuchten! Aber eine wehmüthige Empfindung muss es für Sie, lieber Freund, sein, dass Ihr theurer VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) diesen größten TriumfTriumph seines Sohnes nicht erleben durfte!

Adieu! Auf Wiedersehen. – Von ganzem Herzen Ihr Dr. jur. A.J.Becher
            Köln, 15 Aprill 1836. Lieber Felix,
Ihr lieber Brief hat mich außerordentlich erfreut, – aber auch beschämt; denn ich fühlte recht klar, wie unrecht ich gehandelt hatte, Ihnen bei ähnlichem traurigen Anlass nicht geschrieben zu haben. In solch einer trübseligen Zeit ist ein Freundesgruß ein Labsal, ich danke Ihnen wiederholt herzlichst für das Liebeszeichen, – und bitte mein Schweigen nicht zu missdeuten. Das Aufschieben ist ein Grundfehler bei mir, – aber ich will mich nicht entschuldigen, sondern bekennen. – Es ist ein harter Schlag, einen geliebten und hochgeachteten Vater zu verlieren, und ich fühle mich verwaister, als ich selbst in meinem Alter es geglaubt hätte. Indessen man muss sich als Mann fassen, seine Pflichten erfüllen, und nicht die Freude an dem Gebliebenen des Lebens sich durch einen Verlust vergällen lassen, der – als solcher – doch nur vorübergehend ist! – Das wenigstens ist mein Glaubensbekenntniss, hoffentlich auch das Ihrige. – Dass Sie noch keine rechte Freude am Schaffen, &c. wieder gefunden haben, betrübt mich sehr; aber, wenn Sie Ihrer Wehmuth nur nicht geflissentlich nachhengen, so sein Sie versichert, dass auch dieser Gemüthszustand vorübergeht. Der Eine fasst sich bei einem unvermeidlichen Trauerschicksal leichter, der Andere schwerer, – und jener bemüht sich dann vergeblich, diesem seine größere Ruhe anzupreisen. So mag es vielleicht auch mit uns beiden sich verhalten, – und dazu kommt noch, dass der Tod Ihres würdigen Vaters, wahrscheinlich, der erste herbe Schlag war, den Ihnen das Leben zu tragen gab! Das ist denn freilich bei mir nicht der Fall, – ich habe schon viel zu leiden und zu überstehen gehabt. – Aber Gott Lob, dass ich dadurch nicht stumpf geworden bin, sondern noch vollkommen empfänglich geblieben für alle Schärfe des Schmerzes!
Die letzte Zeit ist für mich eine schlimmere noch gewesen, als Sie wissen. Am selben Tage, als mein Vater verschied, lag meine Frau ohne Hoffnung darnieder, und ist noch immer sehr krank und leidend, wiewohl außer Gefahr. – Mein zweites Kind, eine Tochter (Elfride), ist wohl, und gedeiht.
Ich setze beide Geschäfte meines Vaters, das Organ sowohl wie das Rheinische Pfennig-Magazin, auch ohne ihn fort, – wobei mein Oheim Dr. von Binzer, den Sie kennen, mir beisteht. Hoffentlich gelingt mir ein erfolgreiches Aufrechthalten!
Wie sehr ich mich freue, Sie zu Pfingsten (d. h. etwas früher) wiederzusehen, kann ich Ihnen gar nicht sagen, – noch weniger aber wie das Herz in sehnlicher Erwartung Ihres Paulus schlägt! In Ihrem Psalm (bei Simrock) haben Sie einen herrlichen Vorläufer gegeben, und aufs neue bekundet, dass Sie der größte lebende Meister sind! Ich für meinen Theil habe auch nicht den entferntesten Zweifel, dass seit der guten alten Zeit kein Oratorium geschrieben worden ist, das dem Paulus gleich kommt, – wiewohl ich noch keine einzige Note davon kenne. Aber ich kenne Sie, – und ein zweiter Christus am Ölberge wird wohl nie wieder das freudige Vertrauen an die Unfehlbarkeit großer Genien erschüttern. Nein, ich denke ihr Werk wird kein Petrus sein, der seinen Herrn verläugnet, sondern ein ächter Paulus, ein Heidenbekehrer, – und ein Beweis, dass auch das neunzehnte Jahrhundert ein würdiges, untadeliges Oratorium zu erzeugen im Stand ist. So viel ist zum mindesten gewiß, – misslang die Aufgabe Ihnen, so hat unsere Generazion auf die Lösung Verzicht zu leisten.
Ihr lieber Vater sprach gerade über dieses Thema mit mir auf der Rheinau. Er war zweifelhaft, ob unsere Zeit im Stande sei, sich zu der erhabenen Ruhe, ohne kalt zu werden, hinaufzuschwingen, die ein Oratorium erheischt, – und sagte mir, er freue sich darauf, das Gespräch übers Jahr mit mir fortzusetzen. Ich sa erwiderte, Felix würde uns bis dahin wohl die Möglichkeit bewiesen haben. – Es ist noch kein Jahr her, und schon geraume Zeit, dass er das Gesräch nicht fortsetzen kann, – aber mein verheißener Beweis wird darum nicht minder herrlich die Welt erleuchten! Aber eine wehmüthige Empfindung muss es für Sie, lieber Freund, sein, dass Ihr theurer Vater diesen größten Triumf seines Sohnes nicht erleben durfte!
Adieu! Auf Wiedersehen. – Von ganzem Herzen Ihr Dr. jur. A. J. Becher          
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So mag es vielleicht<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> auch mit uns beiden sich verhalten, – und dazu kommt noch, dass der Tod Ihres würdigen <persName xml:id="persName_bec1ba21-7d0e-4920-8cfb-ff6e8cb23352">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, wahrscheinlich, der <hi n="1" rend="underline">erste</hi> herbe Schlag war, den Ihnen das Leben zu tragen gab! Das ist denn freilich bei mir nicht der Fall, – ich habe schon viel zu leiden und zu überstehen gehabt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_21c5a270-3f0f-41f7-83d4-ce2bd92174a0" xml:lang="de ">ich habe schon viel zu leiden und zu überstehen gehabt – Bechers Mutter Sophie Margarethe Becher war 1812 in seiner Kindheit gestorben.</note> – Aber Gott Lob, dass ich dadurch nicht stumpf geworden bin, sondern noch vollkommen empfänglich geblieben für alle Schärfe des Schmerzes!</p> <p>Die letzte Zeit ist für mich eine schlimmere noch gewesen, als Sie wissen. Am selben Tage, als mein <persName xml:id="persName_cac92fee-2797-42e1-871b-e18bf13490ee">Vater<name key="PSN0116147" style="hidden" type="person">Becher, Carl Christian (1777-1836)</name></persName> verschied, lag meine <persName xml:id="persName_ded1e131-54b0-4284-a6ae-8ce9e5d06240">Frau<name key="PSN0116149" style="hidden" type="person">Becher, Margareta (Meta) (1806-1836)</name></persName> ohne Hoffnung darnieder, und ist noch immer <hi n="1" rend="underline">sehr</hi> krank und leidend, wiewohl außer Gefahr. – Mein zweites Kind, eine Tochter (<persName xml:id="persName_20048267-e9cf-448d-93ee-4599e633c3f3">Elfride<name key="PSN0120441" style="hidden" type="person">Becher, Charlotte Christine Elfride (1836-1910)</name></persName>), ist wohl, und gedeiht.</p> <p>Ich setze beide Geschäfte meines <persName xml:id="persName_999fc85b-2ff3-4dfd-a20d-2032d06d9f14">Vaters<name key="PSN0116147" style="hidden" type="person">Becher, Carl Christian (1777-1836)</name></persName>, das <title xml:id="title_1a456b91-e87d-4c0e-9ee0-6f5a77a457a9"><hi n="1" rend="underline">Organ</hi><name key="PSN0109738" style="hidden" type="author">Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848)</name><name key="CRT0113109" style="hidden" type="periodical">Allgemeines Organ für Handel und Gewerbe des In- und Auslands und damit verwandte Gegenstände</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fef56b8b-1717-464b-8f62-86c9d67fefca" xml:lang="de ">das Organ – Allgemeines Organ für Handel und Gewerbe des In- und Auslands und damit verwandte Gegenstände, 14 Jg., Köln 1834-1848.</note> sowohl wie das <title xml:id="title_6e727fcd-9f68-4cba-9ef1-3f468f4c8b3a"><hi n="1" rend="underline">Rheinische Pfennig-Magazin</hi><name key="PSN0109738" style="hidden" type="author">Becher, Alfred Julius (Pseud.: Proteus ambulans) (1803-1848)</name><name key="CRT0113108" style="hidden" type="periodical">Rheinisches Pfennig-Magazin zur Belehrung und Unterhaltung für gebildete Stände</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d7449c9d-3b99-4eb8-9063-524ae89a88db" xml:lang="de ">das Rheinische Pfennig-Magazin – Rheinisches Pfennig-Magazin zur Belehrung und Unterhaltung für gebildete Stände, 2 Jg., Köln 1835-1836.</note>, auch ohne ihn fort, – wobei mein Oheim <persName xml:id="persName_cf4e9d26-69e5-4955-8d3a-a619c23e28aa"><hi rend="latintype">Dr. von Binzer</hi><name key="PSN0116235" style="hidden" type="person">Binzer, August Daniel Freiherr von (1793-1868)</name></persName>, den Sie kennen, mir beisteht. Hoffentlich gelingt mir ein erfolgreiches Aufrechthalten! </p> <p>Wie sehr ich mich freue, Sie zu Pfingsten (d. h. etwas früher) wiederzusehen, kann ich Ihnen gar nicht sagen, – noch weniger aber wie das Herz in sehnlicher Erwartung Ihres <title xml:id="title_0953bef5-ea80-4afd-89b6-0a7fe99d1e6a">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_60eae44f-20cf-4499-bf4e-bf0d50a6cdfa"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6d6221f7-fbee-4c76-9903-e738219e3e57" xml:lang="de ">Sie zu Pfingsten … wiederzusehen … Erwartung Ihres Paulus – Zu Pfingsten (am 22. und 23. Mai) 1836 fand das 18. Niederrheinisches Musikfest in Düsseldorf statt, das Felix Mendelssohn Bartholdy leitete. Am ersten Tag des Festes dirigierte er die Uraufführung seines Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14).</note> schlägt! In Ihrem <title xml:id="title_1835eee5-8fdd-42b0-b875-5a82e553c8f6">Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_e7e01cbe-515b-4442-bee8-f5d9caef741d"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100109" style="hidden">Der 115. Psalm »Non nobis Domine« / »Nicht unserm Namen, Herr« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1829] bis 15. November 1830<idno type="MWV">A 9</idno><idno type="op">31</idno></name></title> (bei <persName xml:id="persName_532fc2f5-0126-446b-99d0-f5d91d0d0eb7">Simrock<name key="PSN0114935" style="hidden" type="person">N. Simrock, Musikverlag in Bonn</name></persName>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f62d264f-ffe0-49bb-b217-c6312597bbb7" xml:lang="de ">Ihrem Psalm (bei Simrock) – Im Dezember 1835 waren bei N. Simrock in Bonn die Partitur und der Klavierauszug des 115. Psalms »Non nobis Domine« / »Nicht unserm Namen, Herr« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester op. 31 (MWV A 9) erschienen (PN 3217 und PN 3228).</note> haben Sie einen herrlichen Vorläufer gegeben, und aufs neue bekundet, dass Sie der größte lebende Meister sind! <hi n="1" rend="underline">Ich</hi> für meinen<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Theil habe auch nicht den <hi n="1" rend="underline">entferntesten</hi> Zweifel, dass seit der guten alten Zeit kein Oratorium geschrieben worden ist, das dem Paulus gleich kommt, – wiewohl ich noch keine einzige Note davon kenne. Aber ich kenne Sie, – und ein zweiter <title xml:id="title_c1213f9e-6e97-4f1e-9266-c88b397d998d">Christus am Ölberge<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108006" style="hidden" type="music">Christus am Ölberge op. 85</name></title> wird wohl nie wieder das freudige Vertrauen an die Unfehlbarkeit großer Genien erschüttern. Nein, ich denke <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_4b6d8673-13a2-4be2-928d-15fbfceb0682"><sic resp="writer">ihr</sic><corr resp="editor">Ihr</corr></choice> Werk wird kein <persName xml:id="persName_efaf4ce0-1a7e-4ec7-acfa-c035876cb190">Petrus<name key="PSN0113835" style="hidden" type="person">Petrus (lat., der Fels)</name></persName> sein, der seinen Herrn verläugnet, sondern ein ächter <persName xml:id="persName_d8412858-11b4-4b8d-9448-44271665ef95">Paulus<name key="PSN0113774" style="hidden" type="person">Paulus von Tarsus (hebr. Saulus)</name></persName>, ein Heidenbekehrer, – und ein Beweis, dass auch das neunzehnte Jahrhundert ein würdiges, untadeliges Oratorium zu erzeugen im Stand ist. So viel ist zum mindesten gewiß, – misslang die Aufgabe Ihnen, so hat unsere <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_f6b2d7b0-53e5-4c5c-a764-d78bfdb2ac6e"><sic resp="writer">Generazion</sic><corr resp="editor">Generation</corr></choice> auf die Lösung Verzicht zu leisten.</p> <p>Ihr lieber <persName xml:id="persName_c1cab115-906f-43d1-9458-109e47d64de2">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sprach gerade über dieses Thema mit mir auf der Rheinau.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_779a4650-3f7a-4f3a-87bd-9711b9ca5e32" xml:lang="de ">Ihr lieber Vater sprach … mit mir auf der Rheinau – bezieht sich auf Pfingsten 1835, als Abraham Mendelssohn Bartholdy und Becher das in Köln stattfindende 17. Niederrheinische Musikfest besuchten. Die Rheininsel (das »Werthchen«), eine durch Flussverlagerung entstandene Insel gegenüber dem Bayenturm, war damals ein Ausflugsort. Diese wurde von 1847 an in die Anlage des Rheinauhafens einbezogen.</note> Er war zweifelhaft, ob unsere Zeit im Stande sei, sich zu der erhabenen Ruhe, ohne kalt zu werden, hinaufzuschwingen, die ein Oratorium erheischt, – und sagte mir, er freue sich darauf, das Gespräch übers Jahr mit mir fortzusetzen. Ich <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_8707442a-a3d9-4d48-be8d-ca466a145f06">sa</del> erwiderte, <persName xml:id="persName_634ab078-2435-4735-83bc-021832ff70cb">Felix<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName> würde uns bis dahin wohl die Möglichkeit bewiesen haben. – Es ist noch kein Jahr her, und schon <hi n="1" rend="underline">geraume</hi> Zeit, dass er das Gesräch nicht fortsetzen kann, – aber mein verheißener Beweis<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> wird darum nicht minder herrlich die Welt erleuchten! Aber eine wehmüthige Empfindung muss es für Sie, lieber Freund, sein, dass Ihr theurer <persName xml:id="persName_f44b5521-46fb-4fe3-8d12-828a5114df9a">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> diesen größten <choice resp="Editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_b477866c-0ae3-4398-a3e4-bccd6543ac8d"><sic resp="writer">Triumf</sic><corr resp="editor">Triumph</corr></choice> seines Sohnes nicht erleben durfte!</p> <closer rend="left">Adieu! Auf Wiedersehen. – Von ganzem Herzen Ihr</closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Dr. jur. A.J.Becher</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>