gb-1836-04-07-01
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Berlin, 7. April 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Fanny Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Habe Dank für Deinen lieben guten Brief,
Heut Nachmittag ist ein Damenkaffee bei Albert Heydemann, wie findest Du dieses? Diese Heydemanns sind kluge und angenehme Menschen, mir immer noch mit der liebste Umgang, und die einzigen übrigen Bekannten der Art aus früherer Zeit. Wenn ich nur Louis Heyrath begreifen könnte. Weißt Du schon, daß Elise Weyher sich scheiden läßt? Dies hat neulich Mme. Jameson ist nicht gekommen. Antworte mir doch darauf, ob man gedruckte Stimmen zumMme. Jameson, ich wollte mich zu eben so viel Tiefe und zu mehr Orthographie anheischig machen. Lebe aber wohl. Dieser Brief muß noch vor Essen zu, und mein Magen geht zwar etwas vor, aber der Tisch ist doch schon gedeckt. O lebe wohl. Grüße meine lieben von Die werden Chausseen verachten, und daß ein Land wie Mecklenburg, das noch nicht einmal Chausseen hat, noch in Europa liegt, und nicht herausgeworfen wird, finde ich wirklich unnöthig. Nun ist die Suppe da,
Ich muß auch den Löwen spielen, pour l’amour de mes laids yeux ein. Heut hat mich nämlich der Oberbürgermeister Fuchsius besucht, der nebst Deputirten aus Elberfeld und Barmen hier ist; um Erlaubniß zu Eisenbahnen Kreuz und Queer und zu einem Dampfschiff das direkt v. Düß. nach London gehen soll, zu sollicitiren. Ich wünsche ihnen Geduld; denn es kömmt wohl alles zu Stande, aber wann? Wir gehen mit dem Zeitgeist nicht mehr gleichen Schritt; der hat mehr als 7 Meil.stiefel an, und was ist in Engl. und Belgien nicht schon wieder seit steamers und railway erfunden? Warten wir auf alle zukünftigen Verbeßerungen, so können wir bis zur Auferstehung die Hände in den Schoß legen. Fuchsius war über Deine Zusage nach Düß. hocherfreut, und will Dich bei seiner Rückreise in L. aufsuchen. Melde uns, wann Du abgehst und wie Du es mit Deinem Mobiliar machst? Hoffentlich wirst Du der theuren Pensa diese zarten Pfände meiner Zärtlichkeit nicht laßen, und Dich auch vorläufig nach einer billigern Wohnung umsehen, um die Sorge hinter Dir zu haben. Ueber Deine Zusage freue ich mich herzlich, ich glaube die Stelle ist recht für Dich paßend, und Moscheles qui s’y entend mieux, war derselben Meinung. – Schade, daß Du nun Paulus nicht mehr in Lond. verkaufen kannst; sonst wird es Dir da nicht an Honorar fehlen. Da Du Geld brauchst, und man am Ende den Tyrannen des Universums nicht entbehren kann, begreif ich nicht, wie Du mit Deinem Talent das Eisen nicht schmiedest, und Dir, da Du nun einen Widerwillen gegen Konzert- und Stundengeben hast, nicht wenigstens Deine Geistes-Produkte ordentlich bezahlen läßest. Das mußt Du lernen, liebes Kind! Wenn Du übrigens noch jetzt einige leichte Kleinigkeiten aus dem Ermel schüttelst, so bezahlen sie Dir die Londner Reise vollkommen, und ich sage stets mit meiner geliebten Freundin Sévigné
il ne faut pas le faire oublier dans ce pays là
circonstancen; ich möchte wohl ein Mädchen inmitten der lieben beiden Knaben sehen, die sich sehr gut vertragen und sehr nett spielen und sich herzlich lieb haben. – Fanny, eine säumige Henselin, hat den Br. so spät geschickt, daß ich schließen muß, Magister
de mon coeur!
Berlin 7ten April 1836. Habe Dank für Deinen lieben guten Brief, lieber Felix, Du bist gar zu liebenswürdig wenn Du uns so hübsch schreibst. Ich komme eben aus der Königsstraße, und bin hundmüde, will aber doch keinen Brief an Dich ohne meinen Senf abgehn lassen. Kortüm war gestern bei mir, um mir zu sagen, daß die Kabinetsordre mit der Erlaubniß für dies und alle künftige Musikfeste eingegangen sey; er habe Sorge getragen, sie gleich so einrichten zu lassen, daß sie auch andre Städte aufnehmen könnten, ohne deshalb neuer besondrer Anfragen zu bedürfen. Damit werden sie denn wohl zufrieden seyn. Auch bei der Decker war ich, die ist aber nicht so gnädig wie der König, und hat durch ihren Bevollmächtigten Gemal und Minister abschlägige Antwort ertheilen lassen, weil sie auch außerhalb Berlins nicht mehr öffentlich singen will. Das Trotzköpfchen hat eine Consequenz die ich wirklich bewundre. Ich könnte mich nicht so bitten lassen. Nach der Schweiz geht sie mit ihrem Mann Ende Juni, und wenn Du auch noch den Weg einschlägst, wirst Du ihr vielleicht auf irgend einer Alp begegnen. Bei Beckchen sind einstweilen die andern Umstände, die Du vermuthet hast, wirklich eingetreten, weshalb ich auch schwerlich glaube, daß Dirichlet sie wird nach Leipzig reisen lassen, obschon sie große Lust dazu hat. Ich für mein Theil hoffe bestimmt den Paulus nächsten Winter dort zu hören, und freue mich schon heut darauf. Hensel hat mir schon versprochen, mit mir hinzureisen, wenn nichts dazwischen kömmt. Danke doch Julie und Cornelie Schunk und Mathilde Clarus sehr für das Gedicht und die Lorbeerblätter, die mir meine Schwägerin an eine Feder befestigt hat, mit welcher ich jetzt schreibe. Ich wollte ihnen antworten, habe aber noch nicht den nöthigen Humor auftreiben können, vielleicht thue ich es später. Der Brief der Clique ist wunderschön, ich habe ihn aber noch nicht erhalten. Wegen des Gedichts habe ich Mathilde Clarus stark in Verdacht. Heut Nachmittag ist ein Damenkaffee bei Albert Heydemann, wie findest Du dieses? Diese Heydemanns sind kluge und angenehme Menschen, mir immer noch mit der liebste Umgang, und die einzigen übrigen Bekannten der Art aus früherer Zeit. Wenn ich nur Louis Heyrath begreifen könnte. Weißt Du schon, daß Elise Weyher sich scheiden läßt? Dies hat neulich Abends wieder zu einem wenigstens dreißigminütlichen Kriege geführt. Nicht scheiden, doch scheiden – sie hat Unrecht, er hat Unrecht. Ich behauptete, er sey dumm, und sie nicht, klug, und das könne nicht gehn. – Was hast Du von Fr. v. Goethe gehört? Nichts Klingendes? Mme. Jameson ist nicht gekommen. Antworte mir doch darauf, ob man gedruckte Stimmen zum Paulus schon haben kann, und wo? Ein Büchlein sollst Du haben. Wenn Du jetzt zum 5ten oder 6ten Mal nach England gehst, werde ich gelb vor Neid. Es ist eins von den Ländern denen ich meinen Anblick und die Ehre meiner Bekanntschaft gar zu gern gewähren möchte. Würden mir nur meine Briefe und Betrachtungen bezahlt wie Mme. Jameson, ich wollte mich zu eben so viel Tiefe und zu mehr Orthographie anheischig machen. Lebe aber wohl. Dieser Brief muß noch vor Essen zu, und mein Magen geht zwar etwas vor, aber der Tisch ist doch schon gedeckt. O lebe wohl. Grüße meine lieben Leipziger. Nächsten Monat wird die Eisenbahn vor dem Potsdamer Thor angefangen. Ich freue mich darauf und bin ungeduldig wie ein Kind. Sehr hübsch ist es, wie nun die wirklichen jetzigen Kinder mit dem Gedanken “Eisenbahn” wie von mit einer sich von selbst verstehenden Sache aufwachsen, so steigern sich die Ansprüche. Die werden Chausseen verachten, und daß ein Land wie Mecklenburg, das noch nicht einmal Chausseen hat, noch in Europa liegt, und nicht herausgeworfen wird, finde ich wirklich unnöthig. Nun ist die Suppe da, zum letztenmal für diesmal adieu. Fanny Hensel Ich muß auch den Löwen spielen, mein geliebtes Felixchen! und an alle Briefe ein Blättchen anstücken. Für alle Ehre die ich durch Dich genieße, lieb Herz! bedank ich mich schönstens; sie ist mir angenehmer, als erndtete ich sie pour l’amour de mes laids yeux ein. Heut hat mich nämlich der Oberbürgermeister Fuchsius besucht, der nebst Deputirten aus Elberfeld und Barmen hier ist; um Erlaubniß zu Eisenbahnen Kreuz und Queer und zu einem Dampfschiff das direkt v. Düß. nach London gehen soll, zu sollicitiren. Ich wünsche ihnen Geduld; denn es kömmt wohl alles zu Stande, aber wann? Wir gehen mit dem Zeitgeist nicht mehr gleichen Schritt; der hat mehr als 7 Meil. stiefel an, und was ist in Engl. und Belgien nicht schon wieder seit steamers und railway erfunden? Warten wir auf alle zukünftigen Verbeßerungen, so können wir bis zur Auferstehung die Hände in den Schoß legen. Fuchsius war über Deine Zusage nach Düß. hocherfreut, und will Dich bei seiner Rückreise in L. aufsuchen. Melde uns, wann Du abgehst und wie Du es mit Deinem Mobiliar machst? Hoffentlich wirst Du der theuren Pensa diese zarten Pfände meiner Zärtlichkeit nicht laßen, und Dich auch vorläufig nach einer billigern Wohnung umsehen, um die Sorge hinter Dir zu haben. Ueber Deine Zusage freue ich mich herzlich, ich glaube die Stelle ist recht für Dich paßend, und Moscheles qui s’y entend mieux, war derselben Meinung. – Schade, daß Du nun Paulus nicht mehr in Lond. verkaufen kannst; sonst wird es Dir da nicht an Honorar fehlen. Da Du Geld brauchst, und man am Ende den Tyrannen des Universums nicht entbehren kann, begreif ich nicht, wie Du mit Deinem Talent das Eisen nicht schmiedest, und Dir, da Du nun einen Widerwillen gegen Konzert- und Stundengeben hast, nicht wenigstens Deine Geistes-Produkte ordentlich bezahlen läßest. Das mußt Du lernen, liebes Kind! Wenn Du übrigens noch jetzt einige leichte Kleinigkeiten aus dem Ermel schüttelst, so bezahlen sie Dir die Londner Reise vollkommen, und ich sage stets mit meiner geliebten Freundin Sévigné, il ne faut pas le faire oublier dans ce pays là. Du brauchst Dich ja nicht so abzuzappeln, und kannst mitmachen, was Dir gefällt und behagt. – Beckchen befindet sich bisher sehr wohl in ihren circonstancen; ich möchte wohl ein Mädchen inmitten der lieben beiden Knaben sehen, die sich sehr gut vertragen und sehr nett spielen und sich herzlich lieb haben. – Fanny, eine säumige Henselin, hat den Br. so spät geschickt, daß ich schließen muß, Magister de mon coeur! Grüße die lieben Leute, die v. mir etwas wißen wollen, und schreibe v. der Reise aus Fft. und erzähle Weimar und Mühlenfels. Lea Mendelssohn Bartholdy
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