]> Brief: gb-1836-04-06-01

gb-1836-04-06-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Johann Friedrich Philipp Schlemmer an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Hanau, 6. April 1836 Sie sehen ich bleibe hinter der sehr liberalen Berechnung meiner Saumseeligkeit, die Sie einmal, es war kurz vor meiner Abreise, entwarfen, nicht zurück, sondern habe gewiß Ihre Erwartungen darin übertroffen. Wenn Sie übrigens wüßten, mein Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)unbekanntunbekannt Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) Transkription: FMB-C Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

GroßbritannienOxfordGB-ObOxford, Bodleian LibraryMusic SectionM.D.M. d. 31/61 und M.D.M. d. 31/155.AutographJohann Friedrich Philipp Schlemmer an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Hanau, 6. April 1836Sie sehen ich bleibe hinter der sehr liberalen Berechnung meiner Saumseeligkeit, die Sie einmal, es war kurz vor meiner Abreise, entwarfen, nicht zurück, sondern habe gewiß Ihre Erwartungen darin übertroffen. Wenn Sie übrigens wüßten, mein

1 Doppelbl. (d. 31/61) und 1 Doppelbl. (d. 31/155): S. 1-5 Brieftext; S. 6-7 leer; S. 8 Adresse, 1 Poststempel [HANAU / 6 APR 1836], Siegel.

Johann Friedrich Philipp Schlemmer

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6. April 1836 Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)counter-resetSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890) Leipzig Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland deutsch
Sr Wohlgeboren Des Herrn Musicdirectors Dr Felix Mendelssohn-Bartholdy Leipzig. frey.
Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890) Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890) Hanau, 6ten Apr. 1836 Mein Trefflichster

Sie sehen ich bleibe hinter der sehr liberalen Berechnung meiner Saumseeligkeit, die Sie einmal, es war kurz vor meiner Abreise,meiner Abreise – Der Frankfurter Jurist und Hauslehrer Johann Friedrich (Fritz) Schlemmer hatte Mayer Amschel de Rothschild, der in Leipzig studierte, als Mentor begleitet. Mendelssohn erwähnte ihn mehrfach in seinem Briefen aus der Leipziger Anfangszeit. Schlemmer verließ Leipzig am 26. März 1836. Vgl. Brief fmb-1836-03-28-01 (Brief Nr. 1324) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 28. März 1836, Z. 18: »Schlemmer ist vorgestern bereits abgereis’t«, sowie Mendelssohns Schreibkalender von 1836, GB-Ob, M.D.M. f. 4, S. 27: »Schlemmers Abreise.« (Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 26). entwarfen, nicht zurück, sondern habe gewiß Ihre Erwartungen darin übertroffen. Wenn Sie übrigens wüßten, mein Lieber, wie verzweifelt meine Zeit zerstückelt und zersplittert worden, wie getheilt meine Existenz während der 5 od. 6 Tage war, die ich in FrancftFrankfurt a. M.Deutschland. zubrachte, wie unbefriedigt ich überhaupt bis jetzt mit meinem Aufenthalte in der Bundesstadt binwar – so würden Sie auch verstehen, warum ich bisher gesäumt Ihnen Nachrichten von mir zu geben. Mir geht es wenigstens immer so, wenn ich genöthigt bin, mich mit |2| Dingen und Leuten zu beschäftigen die mir lästig sind od. werden, und wenn ich dabey zu größerer äußerer Thätigkeit veranlaßt werde – so schließe ich gewisse Herzenskammern zu. und lasse Nichts von dem Fremdartigen in Berührung mit den dort aufbewahrten Schätzen kommen; kurz, während der Hetz-jagd, an der ich anfangs Theil zu nehmen gezwungen war, blieb mir leider kein Augenblick für mich selbst oder meine Freunde. Seit gestern habe ich mich daher hierher zurückgezogen, und beeile mich Ihnen zu sagen, daß Sie, wie ich hoffe, keinen Grund mehr haben, nicht nach FrcftFrankfurt a. M.Deutschland, zu kommen,Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890) und zwar recht bald, sonst würde ich wohl schon wieder in LeipzigLeipzigDeutschland zurück seyn, bevor Sie abreisen. H. SchelbleSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) ist abwechselnd sehr angegriffenH. Schelble ist abwechselnd sehr angegriffen – Johann Nepomuk Schelble war seit 1835 schwer krank und ließ sich häufig im Cäcilienverein vertreten. Mendelssohn übernahm auf Schelbles Wunsch ab Juni 1836 für sechs Wochen die Leitung des Chors. Schelble erholte sich damals in seinem Heimatort Hüfingen in Baden. und verhältnißmäßig, wiederSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890) sehr wohl, d.h. er hat trotz eines tiefsitzenden Übels dennoch Tage und Wochen, die wo er spazieren gehn und Gesellschaft sehen kann; und ich bin überzeugt daß Ihr Erscheinen bei ihm nur sehr wohlthätig wirken kann, so daß Sie |3| es als eine Pflicht ansehen müssen, uns hier zu besuchen, die Sie nun mit oder gegen Neigung erfüllen werden. – Was mich betrifft, so werde ich in 14 Tagen wieder auf die Rückkehr denken, da es entschieden ist, daß wir im Juni wieder auf 8 Tage nach FrcftFrankfurt a. M.Deutschland. kommen müssen, wodurch die Stunden-Zeit meines TelemachRothschild, Mayer Amschel de (seit 1822) Baron de (1818-1874)meines Telemach – Friedrich Schlemmers Zögling Mayer Amschel Baron de Rothschild. bedeutend verkürzt wird: ich bin sehr unzufrieden mit diesen “auf Verlangen” vorzunehmenden Bewegungen, wobey es so schwer wird an irgend einem Orte oder in einem Kreise von Freunden warm zu werden; das einzige was mirmich noch lächelt ist die Aussicht auf Pfingsten,die Aussicht auf Pfingsten – Schlemmer realisierte seinen Plan nicht, zu Pfingsten 1836 zum 18. Niederrheinische Musikfest, das Mendelssohn leitete, nach Düsseldorf zu reisen. denn ich hofe es so einzurichten daß wir den alten engl. Roths.Rothschild, Familie von → Nathan Mayer de R. bis KölnKölnDeutschland entgegen gehn, od. drgl.

Von der Cliqueder Clique – In den Briefen von 1836 wird diese mehrfach erwähnt, erstmals im Brief fmb-1836-03-28-02 (Brief Nr. 1325) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Leipzig, 28. März 1836, Z. 10. Mendelssohn bezog sich damit auf eine Gruppe Leipziger Freunde, die sich unter anderem aus Heinrich Conrad Schleinitz, Friedrich Schlemmer, Ferdinand David, Theodor Apel, der Familie Schunck sowie Johann Christian August Clarus und dessen Familie zusammensetzte. darf ich gar nicht – zu reden anfangen, sonst verfalle ich in einen weichen gerührten Ton, der Ihnen nicht behagt – kann aber nicht verhehlen daß ich am Charfreitag-Abend mich besonders in nahen Rapport mit derselben setzte, der, fürcht’ ich nurSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890) nicht reciproquéreciproqué – frz. réciproque, wechselseitig, beiderseitig. warreciproqué war – danach fehlender Satzpunkt.

|4| Ich hörte nämlich LachnersLachner, Franz Paul (1803-1890) sog. Oratorium Die 4 Menschen Alter, welches GuhrRothschild, Familie von → Nathan Mayer de R.Rothschild, Familie von → Nathan Mayer de R.Guhr, Karl Wilhelm Ferdinand (1787-1848) zu seinem Benefiz jenen Abend aufführte.Lachners sog. Oratorium Die 4 Menschen Alter, welches Guhr zu seinem Benefiz jenen Abend aufführte – Die Aufführung von Franz Lachners 1829 entstandener Kantate Die vier Menschenalter op. 31 am 1. April 1836 zugunsten des Frankfurter Kapellmeisters Karl Wilhelm Ferdinand Guhr wird kurz erwähnt in der NZfM 4, Nr. 31 (15. April 1836), S. 132. Das Ereignis fand im Stadttheater statt (Repertorium und Personalbestand des National-Theaters zu Frankfurt am Main vom 1. Dec 1835 bis Ende Nov. 1836, hrsg. von Carl Willms und Carl Henze, Frankfurt a. M. 1836, S. 33). Es ging mir wie einee electr. Batterie, ich war zum Platzen geladen – die Ladung war gefährlich, gegen Ende der Aufführung nämlich war auch eine nicht geringe Anzahl von Kotschock,Kotschock – Wortbedeutung unklar: möglicherweise ein Begriff für eine ablehnende Haltung; auch Mendelssohn benutzte den Begriff in Brief fmb-1837-04-07-01 (Brief Nr. 1624) Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Conrad Schleinitz in Leipzig, Speyer, 7. April 1837, Z. 38. deren ich mich nicht entladen konnte, zurückgebliebenzurückgeblieben – danach fehlender Satzpunkt.

Dies Alles mit dem dead weightdead weight – engl., Ballast. der langen Weile machte wirklich daß ich für meine Begleiterinnen, die JeanrenaudsJeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J., ein gefährlicher Gefährte wurde, denn der Zufall hatte mich zwischen die Loge des Intendanten v. Lehrs und die des Componisten geführt. Zum Glück schwebte mir die kalte Selbstbeherrschung und gewandte Miene unseres Freundes, des Diplomaten Schleinitz vor, und ich wußte mich zu mäßigen. Dieß wußte der Componist durchaus nicht – weder beim Componiren, wo er die flachsten Sätze bis zum Ekel wieder wiederholt, ohne Maaß, ohne Ziel, ohne Gedanken, ohne innere Verbindung od. Nothwendigkeit – noch beim Hören – wo er entzückt schien, ich muß auch sagen, daß das treffliche Orchester seine Schuldigkt. that; ich schließe einige Fetzen Text bei, zur Erbauung, und bemerke noch daß Queisser bei der unterstrichenen Stelle: die Glocke tönt noch in der Arie des wonnetrunkenen Jünglings sehr vermißt wurde; es waren zwar schon |5| 3 Baßposaunen aus der östreich. MilitärMusik dazu geladen das Bim-Bam fortiss. durch

Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 31/155, fol. 1r.Notennotat aus Franz Lachner, Die vier Menschenalter op. 31, 2. Teil: Der Jüngling, Cavatine des Jünglings.
recht in die Ohren des Verliebten aus der FerneSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890) tönen zu lassen (c’est à la lettre) – allein die 4te hätte nur die Wirkung noch verstärken können.

Meine Mutter drängt mich zum Visiten Machen, Kotschock und so good beye. grüßen Sie alle Schuncks, Schleinitz, David Schumann und lassen Sie recht bald von sich hören Ihr treuergebnen FSchlemmer

bei Frau Pfarrer Schlemmer franös. Allee. Hanau.

.
            Hanau, 6ten Apr. 1836 Mein Trefflichster
Sie sehen ich bleibe hinter der sehr liberalen Berechnung meiner Saumseeligkeit, die Sie einmal, es war kurz vor meiner Abreise, entwarfen, nicht zurück, sondern habe gewiß Ihre Erwartungen darin übertroffen. Wenn Sie übrigens wüßten, mein Lieber, wie verzweifelt meine Zeit zerstückelt und zersplittert worden, wie getheilt meine Existenz während der 5 od. 6 Tage war, die ich in Francft. zubrachte, wie unbefriedigt ich überhaupt bis jetzt mit meinem Aufenthalte in der Bundesstadt war – so würden Sie auch verstehen, warum ich bisher gesäumt Ihnen Nachrichten von mir zu geben. Mir geht es wenigstens immer so, wenn ich genöthigt bin, mich mit Dingen und Leuten zu beschäftigen die mir lästig sind od. werden, und wenn ich dabey zu größerer äußerer Thätigkeit veranlaßt werde – so schließe ich gewisse Herzenskammern zu. und lasse Nichts von dem Fremdartigen in Berührung mit den dort aufbewahrten Schätzen kommen; kurz, während der Hetz-jagd, an der ich anfangs Theil zu nehmen gezwungen war, blieb mir leider kein Augenblick für mich selbst oder meine Freunde. Seit gestern habe ich mich daher hierher zurückgezogen, und beeile mich Ihnen zu sagen, daß Sie, wie ich hoffe, keinen Grund mehr haben, nicht nach Frcft, zu kommen, und zwar recht bald, sonst würde ich wohl schon wieder in Leipzig zurück seyn, bevor Sie abreisen. H. Schelble ist abwechselnd sehr angegriffen und verhältnißmäßig, wieder sehr wohl, d. h. er hat trotz eines tiefsitzenden Übels dennoch Tage und Wochen, die wo er spazieren gehn und Gesellschaft sehen kann; und ich bin überzeugt daß Ihr Erscheinen bei ihm nur sehr wohlthätig wirken kann, so daß Sie es als eine Pflicht ansehen müssen, uns hier zu besuchen, die Sie nun mit oder gegen Neigung erfüllen werden. – Was mich betrifft, so werde ich in 14 Tagen wieder auf die Rückkehr denken, da es entschieden ist, daß wir im Juni wieder auf 8 Tage nach Frcft. kommen müssen, wodurch die Stunden-Zeit meines Telemach bedeutend verkürzt wird: ich bin sehr unzufrieden mit diesen “auf Verlangen” vorzunehmenden Bewegungen, wobey es so schwer wird an irgend einem Orte oder in einem Kreise von Freunden warm zu werden; das einzige was mich noch lächelt ist die Aussicht auf Pfingsten, denn ich hofe es so einzurichten daß wir den alten engl. Roths. bis Köln entgegen gehn, od. drgl.
Von der Clique darf ich gar nicht – zu reden anfangen, sonst verfalle ich in einen weichen gerührten Ton, der Ihnen nicht behagt – kann aber nicht verhehlen daß ich am Charfreitag-Abend mich besonders in nahen Rapport mit derselben setzte, der, fürcht’ ich nur nicht reciproqué war
 Ich hörte nämlich Lachners sog. Oratorium Die 4 Menschen Alter, welches Guhr zu seinem Benefiz jenen Abend aufführte. Es ging mir wie einee electr. Batterie, ich war zum Platzen geladen – die Ladung war gefährlich, gegen Ende der Aufführung nämlich war auch eine nicht geringe Anzahl von Kotschock, deren ich mich nicht entladen konnte, zurückgeblieben
Dies Alles mit dem dead weight der langen Weile machte wirklich daß ich für meine Begleiterinnen, die Jeanrenauds, ein gefährlicher Gefährte wurde, denn der Zufall hatte mich zwischen die Loge des Intendanten v. Lehrs und die des Componisten geführt. Zum Glück schwebte mir die kalte Selbstbeherrschung und gewandte Miene unseres Freundes, des Diplomaten Schleinitz vor, und ich wußte mich zu mäßigen. Dieß wußte der Componist durchaus nicht – weder beim Componiren, wo er die flachsten Sätze bis zum Ekel wieder wiederholt, ohne Maaß, ohne Ziel, ohne Gedanken, ohne innere Verbindung od. Nothwendigkeit – noch beim Hören – wo er entzückt schien, ich muß auch sagen, daß das treffliche Orchester seine Schuldigkt. that; ich schließe einige Fetzen Text bei, zur Erbauung, und bemerke noch daß Queisser bei der unterstrichenen Stelle: die Glocke tönt noch in der Arie des wonnetrunkenen Jünglings sehr vermißt wurde; es waren zwar schon 3 Baßposaunen aus der östreich. MilitärMusik dazu geladen das Bim-Bam fortiss. durch recht in die Ohren des Verliebten aus der Ferne tönen zu lassen (c’est à la lettre) – allein die 4te hätte nur die Wirkung noch verstärken können.
Meine Mutter drängt mich zum Visiten Machen, Kotschock und so good beye. grüßen Sie alle Schuncks, Schleinitz, David Schumann und lassen Sie recht bald von sich hören Ihr treuergebnen
FSchlemmer
bei Frau Pfarrer Schlemmer franös. Allee. Hanau.
.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1836-04-06-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1836-04-06-01" xml:id="title_25d33806-0db6-46ee-aa26-ce3099eee3d5">Johann Friedrich Philipp Schlemmer an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Hanau, 6. April 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_fca246e5-27dd-43f1-8da8-390ee1b92934">Sie sehen ich bleibe hinter der sehr liberalen Berechnung meiner Saumseeligkeit, die Sie einmal, es war kurz vor meiner Abreise, entwarfen, nicht zurück, sondern habe gewiß Ihre Erwartungen darin übertroffen. Wenn Sie übrigens wüßten, mein</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a8786ff5-a268-49ec-b887-564e91760d40">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title><title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_788ab00b-b2bd-4e75-bbe1-c42746a0d25d">unbekannt</title><title key="unknown" type="successor" xml:id="title_c8640814-e74b-4bbe-a706-7a1feaba4fb1">unbekannt</title> <author key="PSN0114573">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0114573" resp="writer">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_c04f9b65-f379-4139-829c-ef984de9081c"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_80e6e252-77df-460e-8fa9-13c634574bfd"> <msDesc><msIdentifier><country>Großbritannien</country><settlement>Oxford</settlement><institution key="RISM">GB-Ob</institution><repository>Oxford, Bodleian Library</repository><collection>Music Section</collection><idno type="signatur">M.D.M. d. 31/61 und M.D.M. d. 31/155.</idno></msIdentifier><msContents><msItem><idno type="autograph">Autograph</idno><title key="gb-1836-04-06-01" type="letter" xml:id="title_0637be6f-dbb8-4019-8b88-b69b7e1c5fe2">Johann Friedrich Philipp Schlemmer an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Hanau, 6. April 1836</title><incipit>Sie sehen ich bleibe hinter der sehr liberalen Berechnung meiner Saumseeligkeit, die Sie einmal, es war kurz vor meiner Abreise, entwarfen, nicht zurück, sondern habe gewiß Ihre Erwartungen darin übertroffen. Wenn Sie übrigens wüßten, mein</incipit></msItem></msContents><physDesc><p>1 Doppelbl. (d. 31/61) und 1 Doppelbl. (d. 31/155): S. 1-5 Brieftext; S. 6-7 leer; S. 8 Adresse, 1 Poststempel [HANAU / 6 APR 1836], Siegel.</p><handDesc hands="1"><p>Johann Friedrich Philipp Schlemmer</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc><history><provenance> <p>Green Books</p> </provenance></history></msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-04-06" xml:id="date_73acfedf-4a8a-4353-aadc-a6795955b5c0">6. April 1836</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0114573" resp="author" xml:id="persName_421bfb49-bf46-4b51-92b0-6eabe3515ed0">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0114573" resp="writer">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_cd7b46ad-3abd-4ec4-8515-abba8cd193f3"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_91a4e637-1fc1-4e88-81fd-06aff2096ebe">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_bbf21fd7-a962-4c99-aacb-01e25ee77a21"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_13bc5a51-5922-489d-90ee-a412279fe5d0"> <head> <address> <addrLine>S<hi rend="superscript">r</hi> Wohlgeboren</addrLine> <addrLine>Des Herrn Musicdirectors</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">D<hi rend="superscript">r</hi></hi> Felix Mendelssohn-Bartholdy</addrLine> <addrLine>Leipzig.</addrLine> <addrLine>frey.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_bb88673c-cd66-476d-bb61-72c03d8d675a"> <docAuthor key="PSN0114573" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_40438dc6-849a-45d7-bfd7-499993da9969">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114573" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_f4216f0c-1fb0-4d93-996c-347e4c46c0e1">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890)</docAuthor> <dateline rend="right"><hi rend="latintype">Hanau</hi>, <date cert="high" when="1836-04-06" xml:id="date_ddc9742b-45f2-4a26-9345-7c912e663a5d">6<hi rend="superscript">ten</hi> Apr. 1836</date></dateline> <salute rend="left">Mein Trefflichster</salute> <p style="paragraph_without_indent">Sie sehen ich bleibe hinter der sehr liberalen Berechnung meiner Saumseeligkeit, die Sie einmal, es war kurz vor meiner Abreise,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d867281b-5855-41db-b971-3ad4616ea902" xml:lang="de ">meiner Abreise – Der Frankfurter Jurist und Hauslehrer Johann Friedrich (Fritz) Schlemmer hatte Mayer Amschel de Rothschild, der in Leipzig studierte, als Mentor begleitet. Mendelssohn erwähnte ihn mehrfach in seinem Briefen aus der Leipziger Anfangszeit. Schlemmer verließ Leipzig am 26. März 1836. Vgl. Brief fmb-1836-03-28-01 (Brief Nr. 1324) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 28. März 1836, Z. 18: »Schlemmer ist vorgestern bereits abgereis’t«, sowie Mendelssohns Schreibkalender von 1836, GB-Ob, M.D.M. f. 4, S. 27: »Schlemmers Abreise.« (Druck: Klein / Ward Jones, Schreibkalender, S. 26).</note> entwarfen, nicht zurück, sondern habe gewiß Ihre Erwartungen darin übertroffen. Wenn Sie übrigens wüßten, mein Lieber, wie verzweifelt meine Zeit zerstückelt und zersplittert worden, wie getheilt meine Existenz während der 5 od. 6 Tage war, die ich in <placeName xml:id="placeName_aded185c-4d8f-45c4-aadc-9d80881c917d"><hi rend="latintype">Francft</hi><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. zubrachte, wie unbefriedigt ich überhaupt bis jetzt mit meinem Aufenthalte in der Bundesstadt <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_60fb1ddd-dc33-46b5-bd53-caeb31dda54e"><corr resp="writer">bin</corr><sic resp="writer">war</sic></choice> – so würden Sie auch verstehen, warum ich bisher gesäumt Ihnen Nachrichten von mir zu geben. Mir geht es wenigstens immer so, wenn ich genöthigt bin, mich mit<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Dingen und Leuten zu beschäftigen die mir lästig sind od. werden, und wenn ich dabey zu größerer äußerer Thätigkeit veranlaßt werde – so schließe ich gewisse Herzenskammern zu. und lasse Nichts von dem Fremdartigen in Berührung mit den dort aufbewahrten Schätzen kommen; kurz, während der Hetz-jagd, an der ich anfangs Theil zu nehmen gezwungen war, blieb mir leider kein Augenblick für mich selbst oder meine Freunde. Seit <date cert="high" when="1836-04-05" xml:id="date_8bfeefc0-f0f2-4b10-a82f-d19196e0d790">gestern</date> habe ich mich daher hierher zurückgezogen, und beeile mich Ihnen zu sagen, daß Sie, wie ich hoffe, keinen Grund mehr haben, <hi n="1" rend="underline">nicht</hi> nach <placeName xml:id="placeName_5dfc4b6f-8100-4448-b6cf-fce8612959d0"><hi rend="latintype">Frcft</hi><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <add place="above">zu kommen,<name key="PSN0114573" resp="writers_hand" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890)</name></add> und zwar recht bald, sonst würde ich wohl schon wieder in <placeName xml:id="placeName_56ea4050-d2fc-4328-b102-cf8f2c33aa12"><hi rend="latintype">Leipzig</hi><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurück seyn, bevor Sie abreisen. <persName xml:id="persName_089878a6-73a0-45ab-8643-c901d12f4925">H. <hi rend="latintype">Schelble</hi><name key="PSN0114524" style="hidden" type="person">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> ist abwechselnd sehr angegriffen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e6a675d8-a384-4f00-885a-2037df5be863" xml:lang="de ">H. Schelble ist abwechselnd sehr angegriffen – Johann Nepomuk Schelble war seit 1835 schwer krank und ließ sich häufig im Cäcilienverein vertreten. Mendelssohn übernahm auf Schelbles Wunsch ab Juni 1836 für sechs Wochen die Leitung des Chors. Schelble erholte sich damals in seinem Heimatort Hüfingen in Baden.</note> und verhältnißmäßig, <add place="above">wieder<name key="PSN0114573" resp="writers_hand" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890)</name></add> sehr wohl, d.h. er hat trotz eines tiefsitzenden Übels dennoch Tage und Wochen, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_e2dfbf61-5d84-4713-8f34-2859a8ed02dd">die</del> wo er spazieren <hi n="1" rend="underline">gehn</hi> und Gesellschaft sehen kann; und ich bin überzeugt daß Ihr Erscheinen bei ihm nur sehr wohlthätig wirken kann, so daß Sie<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> es als eine Pflicht ansehen müssen, uns hier zu besuchen, die Sie nun mit oder gegen Neigung erfüllen werden. – Was mich betrifft, so werde ich in 14 Tagen wieder auf die Rückkehr denken, da es entschieden ist, daß wir im Juni wieder auf 8 Tage nach <placeName xml:id="placeName_63a422ed-b1c6-44fc-bcc9-f09bf4bb40b9"><hi rend="latintype">Frcft</hi><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. kommen müssen, wodurch die Stunden-Zeit meines <persName xml:id="persName_6f230d90-38a1-4e01-8b2e-2d72fd7b5eb8">Telemach<name key="PSN0114321" style="hidden" type="person">Rothschild, Mayer Amschel de (seit 1822) Baron de (1818-1874)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3cde5943-a3c5-4a07-ad66-69c3d7194195" xml:lang="de ">meines Telemach – Friedrich Schlemmers Zögling Mayer Amschel Baron de Rothschild.</note> bedeutend verkürzt wird: ich bin sehr unzufrieden mit diesen “auf Verlangen” vorzunehmenden Bewegungen, wobey es so schwer wird an irgend einem Orte oder in einem Kreise von Freunden warm zu werden; das einzige was <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_2b30d12c-bd58-436f-bace-befc1fa95514"><corr resp="writer">mir</corr><sic resp="writer">mich</sic></choice> noch lächelt ist die Aussicht auf Pfingsten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c8bff2b2-4c33-444d-9b32-a1ac830410c5" xml:lang="de ">die Aussicht auf Pfingsten – Schlemmer realisierte seinen Plan nicht, zu Pfingsten 1836 zum 18. Niederrheinische Musikfest, das Mendelssohn leitete, nach Düsseldorf zu reisen.</note> denn ich hofe es so einzurichten daß wir den <persName xml:id="persName_f4cc4f7d-0c5d-473f-aa61-199fc3bd36ea">alten engl. <hi rend="latintype">Roths</hi>.<name key="PSN0114306" style="hidden" type="person">Rothschild, Familie von → Nathan Mayer de R.</name></persName> bis <placeName xml:id="placeName_74c273fc-4486-46dc-be74-51adf66e8a9f">Köln<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> entgegen gehn, od. drgl.</p> <p>Von der <hi rend="latintype">Clique</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2b20d88b-8ad5-4227-a97c-c686b3aca007" xml:lang="de ">der Clique – In den Briefen von 1836 wird diese mehrfach erwähnt, erstmals im Brief fmb-1836-03-28-02 (Brief Nr. 1325) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Leipzig, 28. März 1836, Z. 10. Mendelssohn bezog sich damit auf eine Gruppe Leipziger Freunde, die sich unter anderem aus Heinrich Conrad Schleinitz, Friedrich Schlemmer, Ferdinand David, Theodor Apel, der Familie Schunck sowie Johann Christian August Clarus und dessen Familie zusammensetzte.</note> darf ich gar nicht – zu reden anfangen, sonst verfalle ich in einen weichen gerührten Ton, der Ihnen nicht behagt – kann aber nicht verhehlen daß ich am <date cert="high" when="1836-04-01" xml:id="date_7f48d7cb-cfe8-44ac-a635-1e1638cf7e3a">Charfreitag-Abend</date> mich besonders in nahen Rapport mit derselben setzte, der, fürcht’ ich <add place="above">nur<name key="PSN0114573" resp="writers_hand" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890)</name></add> nicht reciproqué<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f8fe92a1-b276-4578-adfd-512ede8687eb" xml:lang="fr ">reciproqué – frz. réciproque, wechselseitig, beiderseitig.</note> war<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_b54c60f9-da59-4412-a9e1-3e03ae05589e" xml:lang="de ">reciproqué war – danach fehlender Satzpunkt.</note></p> <p>|4| Ich hörte nämlich <persName xml:id="persName_bbafdef9-d01c-4c7b-af2a-e24bb61cbe32"><hi rend="latintype">Lachners</hi><name key="PSN0112638" style="hidden" type="person">Lachner, Franz Paul (1803-1890)</name></persName> sog. Oratorium Die 4 Menschen Alter, welches <persName xml:id="persName_49b54d5e-10a4-4ce5-ad96-4701f2a43cac"><hi rend="latintype">Guhr</hi><name key="PSN0114306" style="hidden" type="person">Rothschild, Familie von → Nathan Mayer de R.</name><name key="PSN0114306" style="hidden" type="person">Rothschild, Familie von → Nathan Mayer de R.</name><name key="PSN0111614" style="hidden" type="person">Guhr, Karl Wilhelm Ferdinand (1787-1848)</name></persName> zu seinem <hi rend="latintype">Benefiz</hi> jenen Abend aufführte.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_005ee7ac-7294-4858-9e2d-3aabe180e6d0" xml:lang="de ">Lachners sog. Oratorium Die 4 Menschen Alter, welches Guhr zu seinem Benefiz jenen Abend aufführte – Die Aufführung von Franz Lachners 1829 entstandener Kantate Die vier Menschenalter op. 31 am 1. April 1836 zugunsten des Frankfurter Kapellmeisters Karl Wilhelm Ferdinand Guhr wird kurz erwähnt in der NZfM 4, Nr. 31 (15. April 1836), S. 132. Das Ereignis fand im Stadttheater statt (Repertorium und Personalbestand des National-Theaters zu Frankfurt am Main vom 1. Dec 1835 bis Ende Nov. 1836, hrsg. von Carl Willms und Carl Henze, Frankfurt a. M. 1836, S. 33).</note> Es ging mir wie einee <hi rend="latintype">electr. Batterie</hi>, ich war zum Platzen geladen – die Ladung war gefährlich, gegen Ende der Aufführung nämlich war auch eine nicht geringe Anzahl von Kotschock,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f8130378-c19d-4e53-a2f8-41e9b377b0ae" xml:lang="de ">Kotschock – Wortbedeutung unklar: möglicherweise ein Begriff für eine ablehnende Haltung; auch Mendelssohn benutzte den Begriff in Brief fmb-1837-04-07-01 (Brief Nr. 1624) Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Conrad Schleinitz in Leipzig, Speyer, 7. April 1837, Z. 38.</note> deren ich mich nicht entladen konnte, zurückgeblieben<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_1230025d-aca2-46c4-a61d-27dffa20c26e" xml:lang="de ">zurückgeblieben – danach fehlender Satzpunkt.</note></p> <p>Dies Alles mit dem <hi rend="latintype">dead weight</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c8375e33-12fa-4ad9-a168-8a57de944ff8" xml:lang="en ">dead weight – engl., Ballast.</note> der langen Weile machte wirklich daß ich für meine Begleiterinnen, die <persName xml:id="persName_011aff9d-ed10-4cf8-8915-cac8b2d7d191"><hi rend="latintype">Jeanrenauds</hi><name key="PSN0112220" style="hidden" type="person">Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.</name></persName>, ein gefährlicher Gefährte wurde, denn der Zufall hatte mich zwischen die <hi rend="latintype">Loge</hi> des <hi rend="latintype">Intendanten</hi> <hi rend="latintype">v. Lehrs</hi> und die des <hi rend="latintype">Componisten</hi> geführt. Zum Glück schwebte mir die kalte Selbstbeherrschung und gewandte Miene unseres Freundes, des <hi rend="latintype">Diplomaten</hi> <hi rend="latintype">Schleinitz</hi> vor, und ich wußte mich zu mäßigen. Dieß wußte der <hi rend="latintype">Componist</hi> durchaus nicht – weder beim Componiren, wo er die flachsten Sätze bis zum Ekel wieder wiederholt, ohne Maaß, ohne Ziel, ohne Gedanken, ohne innere Verbindung od. Nothwendigkeit – noch beim Hören – wo er entzückt schien, ich muß auch sagen, daß das treffliche Orchester seine Schuldigkt. that; ich schließe einige Fetzen Text bei, zur Erbauung, und bemerke noch daß <hi n="1" rend="underline">Queisser</hi> bei der unterstrichenen Stelle: die Glocke tönt noch in der Arie des wonnetrunkenen Jünglings sehr vermißt wurde; es waren zwar schon<seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> 3 Baßposaunen aus der östreich. MilitärMusik dazu geladen das Bim-Bam <hi rend="latintype">fortiss</hi>. durch <figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="quarter_page" type="notated_Music" xml:id="figure_51ee54ff-422b-45be-bf6e-b08932fda411"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1836-04--06-01-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 31/155, fol. 1r.</head><figDesc style="display_none">Notennotat aus Franz Lachner, Die vier Menschenalter op. 31, 2. Teil: Der Jüngling, Cavatine des Jünglings.</figDesc></figure> recht in die Ohren des Verliebten <add place="above">aus der Ferne<name key="PSN0114573" resp="writers_hand" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803–1890)</name></add> tönen zu lassen (<hi rend="latintype">c’est à la lettre</hi>) – allein die 4<hi rend="superscript">te</hi> hätte nur die Wirkung noch verstärken können.</p> <closer rend="left">Meine Mutter drängt mich zum <hi rend="latintype">Visiten</hi> Machen, Kotschock und so <hi rend="latintype">good beye</hi>. grüßen Sie alle <hi rend="latintype">Schuncks</hi>, <hi rend="latintype">Schleinitz</hi>, <hi rend="latintype">David</hi> <hi rend="latintype">Schumann</hi> und lassen Sie recht bald von sich hören</closer> <signed rend="right">Ihr treuergebnen</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">FSchlemmer</hi></signed> </div> <div type="sender_address" xml:id="div_5709f5d1-3bf6-4ee7-b0fd-e50ffc8245e4"> <p style="paragraph_left"> <address> <addrLine>bei Frau Pfarrer <hi rend="latintype">Schlemmer</hi></addrLine> <addrLine>franös. Allee.</addrLine> <addrLine>Hanau.</addrLine> </address> </p> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b0fd84d8-4f60-4459-bf74-09c1d0479ad2"> <signed rend="right">.</signed> </div> </body> </text></TEI>