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gb-1836-03-31-01

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Eduard Meyer an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Leipzig, März 1836 Mit innerer Bangigkeit, aber von dem unwiederstehlichen Drange getrieben, Ihnen irgendwie näher zu treten, ermuthige ich mich, Ihnen diese Zeilen, wenigstens als den ungefärbten Beweis und Ausdruck meines Vertrauens und meiner Verehrung darzubringen. – Das Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Meyer, EduardMeyer, Eduard Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/59. Autograph Eduard Meyer an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Leipzig, März 1836 Mit innerer Bangigkeit, aber von dem unwiederstehlichen Drange getrieben, Ihnen irgendwie näher zu treten, ermuthige ich mich, Ihnen diese Zeilen, wenigstens als den ungefärbten Beweis und Ausdruck meines Vertrauens und meiner Verehrung darzubringen. – Das

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, Siegel.

Eduard Meyer

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

März 1836 Meyer, Eduardcounter-resetMeyer, Eduard LeipzigDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Sr Wohlgeb: Herrn Musicdirector Mendelsohn-BartholdyMendelssohn Bartholdy hier.
Meyer, Eduard Meyer, Eduard Geehrtester Herr,

Mit innerer Bangigkeit, aber von dem unwiederstehlichen Drange getrieben, Ihnen irgendwie näher zu treten, ermuthige ich mich, Ihnen diese Zeilen, wenigstens als den ungefärbten Beweis und Ausdruck meines Vertrauens und meiner Verehrung darzubringen. –

Das hohe Glück welches LeipzigLeipzigDeutschland zu Theil wurde, indem unserer Stadt in Ihnen, geehrtester Herr Musikdirektor ein Leitstern für die Tonkunst aufging, erregt gewiß in einem Jeden, besonders in denen, welche der Musik sich gewidmet haben, den sehnsüchtigen Wunsch, mit Ihnen in nährere Berührung zu kommen. – Und diesen Wunsch, der mich schon viele Monate lang innerlich beschäftigt, erkühne ich mich, endlich auszusprechen. – Sie verstehen das menschliche Gemüth. – Ihr Tonspiel ist die lebendigste Symbolik der innersten Gefühle und |2| Regungen des Herzens. Sie werden auch mein Sehnen, mein Streben verstehen, so daß ich Sie mit einer langen Beschreibung nicht zu ermüden brauche.

Von israёlitischen Eltern geboren, die beide noch am Leben sind, stehe ich dennoch seit meiner zartesten Kindheit an, wie vater- und mutterlos in der Welt, zwar aufgenommen in das Haus eines bemittelten Anverwandten, aber geistig vereinsamt und ganz auf mich selber gewiesen. Mit unermüdetem Fleiße widmete ich mich (zur Erlernung der Musik von meinen Anverwandten unterstüzt) der Clarinette, ich hatte noch im vorigen Jahre beim Herrn Kammermusiker KotteKotte, Johann Gottlieb (1797-1857) in DresdenDresdenDeutschland, Privatunterricht, aber in Folge einer Brustkrankheit, die ich leider durch unzeitigen Fleiß mir zugezogen hatte, mußte ich auf ärztliches Geheiß das Instrument weglegen, auf welches ich bisher alle meine Kräfte verwandt hatte. Seit der Zeit übe ich mit Benutzung aller Muße, die mir von der pflichtmäßigen Theilnahme an den Concerten des Queiser’schen Musik-Corps übrig bleibt, Pianoforte und Violoncello. –

Ich bin weit entfernt, geehrtester Herr Musikdirector, Unterricht im Mechanismus des Spiels von Ihnen zu erbitten; Ihre künstlerische Thätigkeit ist viel zu ideal, als |3| daß Sie zu solchen Rudimenten sind herabzulassen gemüßigt wären. Aber ich weiß es, Ein Wort von Ihnen kann in meiner Seele ein entzündender Funke, ein befruchtendes Samenkorn werden, kann mir ungeahnete Wege lichten, die mich dem Ziele der Kunst näher führen. Sie allein können mir das Ideal vorhalten, dem ich nachringen muß, Sie allein können mir die Bahnen bezeichnen, die ich durchlaufen muß, und die richtige Verwendung der Kräfte, die dazu nöthig sind. –

Indem ich hier meine innerste Ueberzeugung ausspreche, werden Sie selbst meine Kühnheit entschuldigen, daß ich, ein Elementarschüler der Kunst, in Ihre Nähe zu treten wage. Mein Streben, meine Liebe zur Tonkunst wären nicht lebendig, wenn ich nicht etwas für sie wagen wollte. –

Meine Bitte, deren Erfüllung ich durch diese Zeilen bezwecke, ist die, daß Sie mich gütigst würdigen, Sie einmal besuchen zu dürfen. Sie selbst werden dann bestimmen ob Sie gesonnen sind, mir die Ehre und den unaussprechlichen Nutzen dieses Besuchs für die Zukunft zu wiederholten Malen zu gewähren. –

In jedem Falle bleibe ich mit der tiefsten Achtung und Bewunderung ergebenster Eduard Meyer. Leipzig, im Maerz 1836.
            Geehrtester Herr,
Mit innerer Bangigkeit, aber von dem unwiederstehlichen Drange getrieben, Ihnen irgendwie näher zu treten, ermuthige ich mich, Ihnen diese Zeilen, wenigstens als den ungefärbten Beweis und Ausdruck meines Vertrauens und meiner Verehrung darzubringen. –
Das hohe Glück welches Leipzig zu Theil wurde, indem unserer Stadt in Ihnen, geehrtester Herr Musikdirektor ein Leitstern für die Tonkunst aufging, erregt gewiß in einem Jeden, besonders in denen, welche der Musik sich gewidmet haben, den sehnsüchtigen Wunsch, mit Ihnen in nährere Berührung zu kommen. – Und diesen Wunsch, der mich schon viele Monate lang innerlich beschäftigt, erkühne ich mich, endlich auszusprechen. – Sie verstehen das menschliche Gemüth. – Ihr Tonspiel ist die lebendigste Symbolik der innersten Gefühle und Regungen des Herzens. Sie werden auch mein Sehnen, mein Streben verstehen, so daß ich Sie mit einer langen Beschreibung nicht zu ermüden brauche.
Von israёlitischen Eltern geboren, die beide noch am Leben sind, stehe ich dennoch seit meiner zartesten Kindheit an, wie vater- und mutterlos in der Welt, zwar aufgenommen in das Haus eines bemittelten Anverwandten, aber geistig vereinsamt und ganz auf mich selber gewiesen. Mit unermüdetem Fleiße widmete ich mich (zur Erlernung der Musik von meinen Anverwandten unterstüzt) der Clarinette, ich hatte noch im vorigen Jahre beim Herrn Kammermusiker Kotte in Dresden, Privatunterricht, aber in Folge einer Brustkrankheit, die ich leider durch unzeitigen Fleiß mir zugezogen hatte, mußte ich auf ärztliches Geheiß das Instrument weglegen, auf welches ich bisher alle meine Kräfte verwandt hatte. Seit der Zeit übe ich mit Benutzung aller Muße, die mir von der pflichtmäßigen Theilnahme an den Concerten des Queiser’schen Musik-Corps übrig bleibt, Pianoforte und Violoncello. –
Ich bin weit entfernt, geehrtester Herr Musikdirector, Unterricht im Mechanismus des Spiels von Ihnen zu erbitten; Ihre künstlerische Thätigkeit ist viel zu ideal, als daß Sie zu solchen Rudimenten sind herabzulassen gemüßigt wären. Aber ich weiß es, Ein Wort von Ihnen kann in meiner Seele ein entzündender Funke, ein befruchtendes Samenkorn werden, kann mir ungeahnete Wege lichten, die mich dem Ziele der Kunst näher führen. Sie allein können mir das Ideal vorhalten, dem ich nachringen muß, Sie allein können mir die Bahnen bezeichnen, die ich durchlaufen muß, und die richtige Verwendung der Kräfte, die dazu nöthig sind. –
Indem ich hier meine innerste Ueberzeugung ausspreche, werden Sie selbst meine Kühnheit entschuldigen, daß ich, ein Elementarschüler der Kunst, in Ihre Nähe zu treten wage. Mein Streben, meine Liebe zur Tonkunst wären nicht lebendig, wenn ich nicht etwas für sie wagen wollte. –
Meine Bitte, deren Erfüllung ich durch diese Zeilen bezwecke, ist die, daß Sie mich gütigst würdigen, Sie einmal besuchen zu dürfen. Sie selbst werden dann bestimmen ob Sie gesonnen sind, mir die Ehre und den unaussprechlichen Nutzen dieses Besuchs für die Zukunft zu wiederholten Malen zu gewähren. –
In jedem Falle bleibe ich mit der tiefsten Achtung und Bewunderung ergebenster
Eduard Meyer.
Leipzig, im Maerz 1836.          
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