gb-1836-02-11-01
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Dessau, 11. Februar 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 unter der Datumszeile Jahresangabe »36« von fremder Hand; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [DESSAU / 11. FEBR], Siegel.
Julius Schubring
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Leipzig.
franco.
An Deinem Geburtstage[→] wollte ich Dir schreiben, Du Liebster, aber ich lag mehrere Tage an Zahnschmerzen, Fieber etc; und die Zeit, wo ich auf war, hatte ich Lust zu nichts. Jetzt gehts wieder halb und halb und es wäre vielleicht noch manche Zeit vergangen, ehe ich geschrieben, wenn ich nicht D r Carus
Carushat weiter berichtet, daß Du krank gewesen seist. Aber wie? weiß ich nicht. Hoffentlich nicht sehr. Denke ans Hetzen – und lege Dich lieber zeitig zu Bett. Das war das Einzige, was mir in dem jetzigen Unwohlsein – gut gethan hat.
Eine andre Frage betrifft die besprochnen BachianaSchneiderPistor
Dom XIII p. trin.[→] Erster Chor
3
/
4
a mollfängt mit 16theiln in den Flöten an.
[→]Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 31/23, fol. 1r.
Das Chor hat den bloßen Choral dazu. – Dann Baß Recitat., Alt Arie, Tenor Recit. Baß und Tenor, Duett; Schlußchoral. – Wenn Dus nicht hast, kann ich Dirs abschreiben lassen[→] .
Ich habe seit der Zeit nicht viel weiter gemacht, als was das Tagewerk mit sich bringt. Stunden gegeben, Predigten u. s. w. Ich wollte ich könnte Dir auch einmal was predigen. Jetzt bin ich drauf und dran auch ein Autor zu werden – eine deutsche
pp) die ich habe machen und drucken lassen müssen. Sünden, zu denen so ein Städtchen freilich mitunter Veranlassung giebt.
Bonifacius
I Theil. soll aus 2 Scenen bestehn. 1, Das Erwachen seiner Idee im Kloster. Dazu Mönchschor, überhaupt christl Chöre; Engelstimme, die ihn ermuntert (in der Geschichte ein Traum) bis zu dem Chor, der ihn abziehn läßt. 2, Einweihung zur Mission durch den Pabst. Diese Scene soll in der Kirche spielen und die Orgel dabei sein. (Also Kirche gehalt.) Bonif. Gelübde, des Pabstes Segen; Chöre der Gemeinde.)
II Theil. die Ausführung, Heidnischer Gottesdienst in Deutschland Druide. – Bonif. Reise. Gebet der christl Gemeinde. – Bonif die Heiden herzurufend, Predigt von Christo – haut die große heil Eiche des Donnergotts um[→] . Pflanzt das Kreuz auf. Weissagung von der deutschen Kirche. (dazwischen Eifer der Heiden) – Pause – Neue Reise zu den Friesen; Bonif. alt; Bekehrungen; Feindschaft. – Bonif. erschlagen. Trauer. Triumph der Sache. –
Die Ausführung dieser Gedanken würde mir freilich viel Schwierigkeiten machen. Was meinst Du dazu? Der Haupteffekt mit der Eiche ist freilich mehr malerisch oder dramatisch als musikalisch. Aber der Donnergott hilft wieder nach. – Die Orgel denke ich, soll sich gut machen. Vielleicht könnte ich dabei einen lateinischen Kirchengesang einflechten, etwa Veni creator Spiritus[→] or[→] dergl
Deßau d. 11. FebruarAn Deinem Geburtstage wollte ich Dir schreiben, Du Liebster, aber ich lag mehrere Tage an Zahnschmerzen, Fieber etc; und die Zeit, wo ich auf war, hatte ich Lust zu nichts. Jetzt gehts wieder halb und halb und es wäre vielleicht noch manche Zeit vergangen, ehe ich geschrieben, wenn ich nicht gestern zufällig gehört, wie Dr Carus hier mit Entzücken von Deinem Paulus gesprochen und erzählt hätte, daß derselbe nächstens bei Euch gegeben würde. Da dachte ich daran, hinzukommen, wenn ich auch den andern Tag gleich wieder fort müsste. Freilich kann auch sonst Manches dazwischentreten, aber die Möglichkeit ist doch da. Darum frage ich Wann ist die Aufführung? Ist sie vielleicht eher vorbei als ich dort sein kann – Ist und wann ist die zweite? Diese Fragen zu beantworten mußt Du Dich schon herablassen, wenn Du mir auch sonst ein fauler Schreiber bist. Carus hat weiter berichtet, daß Du krank gewesen seist. Aber wie? weiß ich nicht. Hoffentlich nicht sehr. Denke ans Hetzen – und lege Dich lieber zeitig zu Bett. Das war das Einzige, was mir in dem jetzigen Unwohlsein – gut gethan hat. Eine andre Frage betrifft die besprochnen Bachiana. Willst Du nicht, da Dir Schneider so freundlich entgegengekommen ist, wiewol er leider nichts Neues liefern konnte, ihm dafür von Deinem Reichthum etwas ablassen? Er fragte mich neulich und meinte, nun würde er wol auch nichts von Dir bekommen; was ich bestritt. Was mein kleines Eigenthum betrifft, so ists mir von Pistor geschenkt worden ein eignes Manuskript Bachs. Allein zu dir, Herr Jesu Christ Dom XIII p. trin. Erster Chor 3/4 a moll fängt mit 16theiln in den Flöten an. Das Chor hat den bloßen Choral dazu. – Dann Baß Recitat., Alt Arie, Tenor Recit. Baß und Tenor, Duett; Schlußchoral. – Wenn Dus nicht hast, kann ich Dirs abschreiben lassen. Könntest Du mir denn das erbetene Tripelconcert, wo möglich mit Stimmen, nicht auf einige Zeit borgen? – Eine andere Frage ist nach Deinen Sachen, die Du damals in Druck gabst; sind die bald fertig, und hast Du Neues gemacht? Ich habe seit der Zeit nicht viel weiter gemacht, als was das Tagewerk mit sich bringt. Stunden gegeben, Predigten u. s. w. Ich wollte ich könnte Dir auch einmal was predigen. Jetzt bin ich drauf und dran auch ein Autor zu werden – eine deutsche Schulgrammatik, die so nebenbei während ich krank war, geboren wurde. Wir brauchen hier nämlich eine. Ermuthigt bin ich durch mehrere Gelegenheitsgedichte (Neujahr, Todesfälle pp) die ich habe machen und drucken lassen müssen. Sünden, zu denen so ein Städtchen freilich mitunter Veranlassung giebt. Schneider will ein Oratorium von mir. Endlich habe ich ihm eins skizzirt und so vorläufig zur Prüfung gegeben; worüber wir nun noch nicht gesprochen haben. Bonifacius, der Apostel der Deutschen. Ziemlich genau ist die Geschichte bekannt. Meine Ordnung war etwa so. I Theil. soll aus 2 Scenen bestehn. 1, Das Erwachen seiner Idee im Kloster. Dazu Mönchschor, überhaupt christl Chöre; Engelstimme, die ihn ermuntert (in der Geschichte ein Traum) bis zu dem Chor, der ihn abziehn läßt. 2, Einweihung zur Mission durch den Pabst. Diese Scene soll in der Kirche spielen und die Orgel dabei sein. (Also Kirche gehalt. ) Bonif. Gelübde, des Pabstes Segen; Chöre der Gemeinde. ) II Theil. die Ausführung, Heidnischer Gottesdienst in Deutschland Druide. – Bonif. Reise. Gebet der christl Gemeinde. – Bonif die Heiden herzurufend, Predigt von Christo – haut die große heil Eiche des Donnergotts um. Pflanzt das Kreuz auf. Weissagung von der deutschen Kirche. (dazwischen Eifer der Heiden) – Pause – Neue Reise zu den Friesen; Bonif. alt; Bekehrungen; Feindschaft. – Bonif. erschlagen. Trauer. Triumph der Sache. – Die Ausführung dieser Gedanken würde mir freilich viel Schwierigkeiten machen. Was meinst Du dazu? Der Haupteffekt mit der Eiche ist freilich mehr malerisch oder dramatisch als musikalisch. Aber der Donnergott hilft wieder nach. – Die Orgel denke ich, soll sich gut machen. Vielleicht könnte ich dabei einen lateinischen Kirchengesang einflechten, etwa Veni creator Spiritus or dergl Aber Du hast wol zu viel zu thun, um meine Schmiererei zu lesen. Lebe wohl und antworte mir baldDein J. Schubring.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1836-02-11-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1836-02-11-01" xml:id="title_669c11d7-0ee7-47cf-8c69-9afe3ad85a4f">Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb> Dessau, 11. Februar 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_81835d1c-78fc-4629-8628-b25260e605a5">An Deinem Geburtstage wollte ich Dir schreiben, Du Liebster, aber ich lag mehrere Tage an Zahnschmerzen, Fieber etc; und die Zeit, wo ich auf war, hatte ich Lust zu nichts. 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Februar 1836</title> <incipit>An Deinem Geburtstage wollte ich Dir schreiben, Du Liebster, aber ich lag mehrere Tage an Zahnschmerzen, Fieber etc; und die Zeit, wo ich auf war, hatte ich Lust zu nichts. Jetzt gehts wieder halb und</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 unter der Datumszeile Jahresangabe »36« von fremder Hand; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [DESSAU / 11. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-02-11" xml:id="date_61b0ef06-c8d1-48c3-901b-bd0c9edb1891">11. 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Februar</dateline><p style="paragraph_without_indent">An Deinem Geburtstage<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_555506ad-3ad2-442a-8bfd-c2896c0a7f4a" xml:lang="de">Deinem Geburtstage – Mendelssohn hatte am 3. Februar 1836 seinen 27. Geburtstag gefeiert.</note> wollte ich Dir schreiben, Du Liebster, aber ich lag mehrere Tage an Zahnschmerzen, Fieber <hi rend="latintype">etc</hi>; und die Zeit, wo ich auf war, hatte ich Lust zu nichts. Jetzt gehts wieder halb und halb und es wäre vielleicht noch manche Zeit vergangen, ehe ich geschrieben, wenn ich nicht <date cert="high" when="1836-02-10" xml:id="date_2e805066-f77a-4d31-af07-7074c5b5771e">gestern</date> zufällig gehört, wie <persName xml:id="persName_1f99fa67-948a-49ba-af6a-9788bee3c376"><hi rend="latintype">D<hi rend="superscript">r</hi> Carus</hi><name key="PSN0110296" style="hidden" type="person">Carus, Carl Gustav (1789-1869)</name></persName> hier mit Entzücken von Deinem <title xml:id="title_a7ea8942-15a5-4cf0-b59e-51d895a365d1">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_shsp6nbo-wijc-ejba-yrel-vptpoqapiruh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> gesprochen und erzählt hätte, daß derselbe nächstens bei Euch gegeben würde<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_024898f7-7353-441a-b838-abc97e3b8961" xml:lang="de">Paulus … nächstens bei Euch gegeben würde – Die Leipziger Erstaufführung des Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14) erfolgte erst am 16. März 1837 (AMZ 39, Nr. 13, 29. März 1837, Sp. 209 f.).</note>. Da dachte ich daran, hinzukommen, wenn ich auch den andern Tag gleich wieder fort müsste. Freilich kann auch sonst Manches dazwischentreten, aber die Möglichkeit ist doch da. Darum frage ich Wann ist die Aufführung? Ist sie vielleicht eher vorbei als ich dort sein kann – Ist und wann ist die zweite? Diese Fragen zu beantworten mußt Du Dich schon herablassen, wenn Du mir auch sonst ein fauler Schreiber bist. <hi rend="latintype">Carus</hi> hat weiter berichtet, daß Du krank gewesen seist. Aber wie? weiß ich nicht. Hoffentlich nicht sehr. Denke ans Hetzen – und lege Dich lieber zeitig zu Bett. Das war das Einzige, was mir in dem jetzigen Unwohlsein – gut gethan hat.</p><p>Eine andre Frage betrifft die besprochnen <persName xml:id="persName_30771b3e-1d80-45bf-a9dd-9fe1a8214db1"><hi rend="latintype">Bachiana</hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>. Willst Du nicht, da Dir <persName xml:id="persName_f1b465a7-a483-4cc2-b800-ad2930e805b3"><hi rend="latintype">Schneider</hi><name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> so freundlich entgegengekommen ist<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_15075010-c14d-45cc-bebf-07dc0df8b7f3" xml:lang="de">Bachiana … da Dir Schneider so freundlich entgegengekommen ist – Mit Brief gb-1835-11-26-01 Friedrich Schneider an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Dessau, 26. November 1835, hatte Friedrich Schneider neun Kantaten Johann Sebastian Bachs an Mendelssohn in Leipzig gesandt. Es stellte sich heraus, dass diesem alle Kompositionen bereits bekannt waren.</note>, wiewol er leider nichts Neues liefern konnte, ihm dafür von Deinem Reichthum etwas ablassen? Er fragte mich neulich und meinte, nun würde er wol auch nichts von Dir bekommen; was ich bestritt. Was mein kleines Eigenthum betrifft, so ists mir von <persName xml:id="persName_43f30b99-eb04-44a2-a9b8-313c236e3cee"><hi rend="latintype">Pistor</hi><name key="PSN0113888" style="hidden" type="person">Pistor, Karl Philipp Heinrich (1778-1847)</name></persName> geschenkt worden ein eignes Manuskript <title xml:id="title_0b249b6e-d435-4781-9b6b-318d785af8d4">Bachs. Allein zu dir, Herr Jesu Christ<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0112950" style="hidden" type="music">Allein zu dir, Herr Jesu Christ BWV 33 (BC A 127)</name></title> <hi rend="latintype">Dom XIII p. trin.</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4eeb292b-3a0f-4459-880d-5488044b47d8" xml:lang="de">Bachs. Allein zu dir, Herr Jesu Christ Dom XIII p. trin. – In Julius Schubrings Besitz befand sich die autographe Partitur von Johann Sebastian Bachs Choralkantate Allein zu dir, Herr Jesu Christ BWV 33 mit heutigem Standort in US-PRscheide, Scheide MA 129. Das Notat Schubrings zeigt den Beginn von Nr. 1 in der Oboe I (Flöten sind nicht besetzt).</note> Erster Chor <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">3</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> <hi rend="latintype">a moll</hi> fängt mit 16theiln in den Flöten an. </p><p><figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="quarter_page" type="notated_Music" xml:id="figure_0b5eb2c0-c421-484d-9bb5-d155cee5fc0a"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1836-02-11-01-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 31/23, fol. 1r.</head><figDesc style="display_none">Notennotat aus Johann Sebastian Bachs Kantate »Allein zu dir, Herr Jesu Christ« BWV 33, Nr. 1 Chor »Allein zu dir, Herr Jesu Christ«, T. 1 (Oboe I).</figDesc></figure></p><p> Das Chor hat den bloßen Choral dazu. – Dann Baß Recitat., Alt Arie, Tenor Recit. Baß und Tenor, Duett; Schlußchoral. – Wenn Dus nicht hast, kann ich Dirs abschreiben lassen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3a5e04e7-f12b-4255-a828-b79e302ae7d5" xml:lang="de">Dirs abschreiben lassen – Mendelssohn besaß spätestens seit Herbst 1835 eine mit dem 12. August 1834 datierte Abschrift der Partitur von BWV 33 von der Hand C. G. Sanders (GB-Ob MS. Don. c. 151, fol. 52-64), die ihm Franz Hauser vermittelt hatte. Siehe dazu Wehner, Kirchen-Cantaten, S. 424 ff. und Crum, Catalogue II, S. 26.</note>. </p><p><seg type="pagebreak">|2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Könntest Du mir denn das erbetene <title xml:id="title_4fec9d42-7320-43d8-ba5a-53b2d99d1510">Tripelconcert<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107780" style="hidden" type="music">Konzert für drei Cembali d-Moll, BWV 1063</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_48a9f848-aac6-441f-a8f1-55ba637912d3" xml:lang="de">das erbetene Tripelconcert – Johann Sebastian Bachs Konzert für drei Cembali d-Moll, BWV 1063, sandte Mendelssohn Schubring nicht zu. Seine Abschrift hatte Mendelssohn nach dem Exemplar aus der Musikaliensammlung der Sing-Akademie in Berlin (D-B, Musikabteilung, Mus. ms. Bach P 243) anfertigen lassen. Vgl. Brief fmb-1835-10-05-03 (Brief Nr. 1222) Felix Mendelssohn Bartholdy an Erich Heinrich Wilhelm Verkenius in Köln, Leipzig, 5. Oktober 1835, Z. 45 ff.</note>, wo möglich mit Stimmen, nicht auf einige Zeit borgen? – Eine andere Frage ist nach Deinen Sachen, die Du damals in Druck gabst; sind die bald fertig, und hast Du Neues gemacht?</p><p>Ich habe seit der Zeit nicht viel weiter gemacht, als was das Tagewerk mit sich bringt. Stunden gegeben, Predigten u. s. w. Ich wollte ich könnte Dir auch einmal was predigen. Jetzt bin ich drauf und dran auch ein Autor zu werden – eine deutsche <title xml:id="title_d5f7e299-7bbd-4fec-92fa-c902979a5eae">Schulgrammatik<name key="PSN0114732" style="hidden" type="author">Schubring, Karl Julius (1806–1889)</name><name key="CRT0112951" style="hidden" type="science">Leitfaden beim Unterricht in der deutschen Sprache für mittlere Gymnasial-Klassen und höhere Bürgerschulen</name></title>, die so nebenbei während ich krank war, geboren wurde. Wir brauchen hier nämlich eine. Ermuthigt bin ich durch mehrere Gelegenheitsgedichte (Neujahr, Todesfälle <hi rend="latintype">pp</hi>) die ich habe machen und drucken lassen müssen. Sünden, zu denen so ein Städtchen freilich mitunter Veranlassung giebt. </p><p><persName xml:id="persName_6a7f78d0-7466-4fce-bd69-5e4807780ec8">Schneider<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> will ein <title xml:id="title_a396a85e-9113-4c0c-aed0-2c6a413fedb4">Oratorium<name key="PSN0114646" style="hidden" type="author">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786–1853)</name><name key="CRT0112170" style="hidden" type="music">Bonifacius (unvollendet)</name></title> von mir<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cc4a6164-6cff-455e-9844-22097eae318d" xml:lang="de">Schneider will ein Oratorium von mir – Friedrich Schneiders Vertonung (1837) von Schubrings Bonifacius-Libretto blieb unvollendet.</note>. Endlich habe ich ihm eins skizzirt und so vorläufig zur Prüfung gegeben; worüber wir nun noch nicht gesprochen haben. <title xml:id="title_c64969bf-b990-47c2-ab73-d112f221132a"><hi rend="latintype">Bonifacius</hi><name key="PSN0114732" style="hidden" type="author">Schubring, Karl Julius (1806–1889)</name><name key="CRT0110770" style="hidden" type="literature">Bonifacius (Libretto)</name></title>, der Apostel der Deutschen. Ziemlich genau ist die Geschichte bekannt. Meine Ordnung war etwa so.</p><p><hi rend="latintype">I</hi> Theil. soll aus 2 Scenen bestehn. 1, Das Erwachen seiner Idee im Kloster. Dazu Mönchschor, überhaupt christl Chöre; Engelstimme, die ihn ermuntert (in der Geschichte ein Traum) bis zu dem Chor, der ihn abziehn läßt. 2, Einweihung zur Mission durch den Pabst. Diese Scene soll in der Kirche spielen und die Orgel dabei sein. (Also Kirche gehalt.) <hi rend="latintype">Bonif</hi>. Gelübde, des Pabstes Segen; Chöre der Gemeinde.)</p><p><hi rend="latintype">II</hi> Theil. die Ausführung, Heidnischer Gottesdienst in Deutschland Druide. – <hi rend="latintype">Bonif</hi>. Reise. Gebet der christl Gemeinde. – <hi rend="latintype">Bonif</hi> die Heiden herzurufend, Predigt von Christo – haut die große heil Eiche des Donnergotts um<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2fdf46b3-ee69-4fa8-b685-ff089bc4c6c2" xml:lang="de">Bonif. … haut die große heil Eiche des Donnergotts um – Wahrscheinlich fand die Fällung der heidnischen kultischen, dem Donar (Thor) geweihten Eiche bei Geismar 723 durch Bonifatius statt. Er fällte den Baum, ohne dass der Zorn Donars auf ihn niederkam, und baute aus dem Holz eine Kirche, die er aus Verbundenheit mit Rom dem heiligen Petrus weihte.</note>. Pflanzt das Kreuz auf. Weissagung von der deutschen Kirche. (dazwischen Eifer der Heiden) – Pause – Neue Reise zu den Friesen; <hi rend="latintype">Bonif</hi>. alt; Bekehrungen; Feindschaft. – <hi rend="latintype">Bonif</hi>. erschlagen. Trauer. Triumph der Sache. – </p><p>Die Ausführung dieser Gedanken würde mir freilich viel Schwierigkeiten machen. Was meinst Du dazu? Der Haupteffekt mit der Eiche ist freilich mehr malerisch oder dramatisch als musikalisch. Aber der Donnergott hilft wieder nach. – Die Orgel denke ich, soll sich gut machen. Vielleicht könnte ich dabei einen lateinischen Kirchengesang einflechten, etwa <hi rend="latintype">Veni creator Spiritus</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7b48f09e-e2f6-4391-9748-3319706864c0" xml:lang="de">Veni creator Spiritus – lateinischer Hymnus (»Komm, Schöpfer Geist«).</note> or<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_482b5f4c-b2ef-4534-ad2c-14e42e856d95" xml:lang="de">or – oder.</note> dergl</p><closer rend="left"><seg type="pagebreak">|3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Aber Du hast wol zu viel zu thun, um meine Schmiererei zu lesen. Lebe wohl und antworte mir bald</closer><signed rend="center">Dein</signed><signed rend="right">J. Schubring.</signed></div></body></text></TEI>