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gb-1836-01-17-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 17. Januar 1836 Wirklich ist heut schon d. 17. und Dein letzter Br. v. 1.! Ich kann Dir nicht sagen, welche unruhige und angstvolle Zeit ich seit d. letzten Woche, die mich eine Ewigkeit dünkt, empfinde! Ich werde Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 20. und 21. Januar 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/5. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 17. Januar 1836 Wirklich ist heut schon d. 17. und Dein letzter Br. v. 1.! Ich kann Dir nicht sagen, welche unruhige und angstvolle Zeit ich seit d. letzten Woche, die mich eine Ewigkeit dünkt, empfinde! Ich werde

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 rechts über dem Briefbeginn irrt. Datierung »18 Januar 36« von fremder Hand; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 7-8 / 18/1], [R18 / 18 1 / No1], Siegel. – Der Brief entstand am 17. Januar 1836, laut Berliner Poststempeln wurde er am Folgetag abgesandt.

Lea Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

Berlin, 17. Januar 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig frei
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Wirklich ist heut schon d. 17. und Dein letzter Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1836-01-01-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836</name> v. 1.! Ich kann Dir nicht sagen, welche unruhige und angstvolle Zeit ich seit d. letzten Woche, die mich eine Ewigkeit dünkt, empfinde! Ich werde Dir wiederholen, mach einen Klecks, wie O. ArnsteinArnstein, Nathan Adam (seit 1795) von (seit 1798) Freiherr von (1748-1838) v. seiner 6jähr. JettePereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859) verlangte, und schreib Deinen geliebten Namen dabei, dies Lebenszeichen wird mich beruhigen. Wenn man schon unglücklich ist, sieht unsre Einbildungskraft immer schwarz; Du kannst Dir nicht denken, mein Herz, welcher Monstra ohne Zahl ich mir geschaffen. Bitte, bitte, sag uns jede Woche nur ein Wort, es mag so unbedeutend es nur wolle, an sich sein; es kömmt doch v. Dir und ich überzeuge mich daß Du lebst und wills Gott! gesund bist. – Mittwoch Abend hatten wir eine kleine Probe v. den Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vkryqkyw-hsku-pp0j-tppv-1xijwwsbivax"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> Stücken die Du hier gelaßen. DevrientsDevrient, Philipp Eduard (1801-1877)Devrient, Marie Therese (1803-1882), HausersHauser, Franz (František) (1794-1870)Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867), AntonieNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896), Ed. MagnusMagnus, Leopold Eduard (bis 1807: Samuel) (1799-1872), WoringenWoringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870), BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sangen, es ging bei der Wiederholung sehr gut, HausersHauser, Franz (František) (1794-1870) Arie war vortrefflich, der Chor, „Er wird sie abwischen“Hausers Arie … der Chor, „Er wird sie abwischen“ – Die Bassarie (gesungen von Franz Hauser) mit Chor »Ich danke dir, Herr, mein Gott« / »Der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen«, Nr. 20 im ersten Teil des Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14). wie rührend und eindringlich! Welche Gedanken, Erinnerungen bemächtigten sich meiner! Auch der Anfang der Bachschen Paßion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name> mit eben so Wenigen, ward mir wieder gegenwärtig! Grade so klein hatte das gewaltige Werk begonnen. Das war schon ein in meiner Seele höchst unruhiger Tag, und ich würde die Musik nicht ausgehalten haben, wäre BenekeBenecke, Victor (1809-1853) nicht an dem Nachmittage bei Reb.Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) gewesen, und hätte mir gesagt, daß seine BrautSchunck, Emmeline (1813-1877) in ihrem Brief Deiner erwähnt. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) hat sich seitdem auch bei der Verwandten der dortigen Meßleute erkundigt und nichts Schlimmeres gehört. Mein refrain bleibt aber doch immer, warum hat er nicht geschrieben! Guter Sohn, reiße mich bald aus dieser Bekümmerniß, und schreibe den unbedeutendsten Zettel; kömmt er nur v. Dir, so ist er ein Schatz, ein Trost für mich!

Hier ist einer od. d. andre noch immer verpipstverpipst – berlinisch, kränklich; von piepig (vgl. Hans Brendicke, Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I., in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 33, Berlin 1897, S. 161).. DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) hat viel Zahnweh und jetzt eine geschwollene Backe die ihn völlig entstellt; SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) scheint es auch nicht zu bekommen, wenn er, obgleich in Bettdecken gehüllt, zu mir getragen wird, und so entbehre ich lieber das Vergnügen ihn zu sehen. Mein Husten entfernt sich auch nicht so, wie ich gehofft, und ich glaube, es ist etwas nervöses dabei, denn wenn ich keine neue Bekümmerniße habe, gehts mir beßer; auch Reb.Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) ist jetzt heiser. Dies ist indeß alles unbedeutend, mein Herz! und trägt bloß bei, einen noch mehr zu verstimmen. – Ich hatte Dir in meinem letzten Br. <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name> <name key="gb-1836-01-09-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 9. Januar 1836</name> v. RungeRunge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867) und HempelHempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836) |2| geschrieben, mein Herzenssohn! Den Morgen darauf erhielt ich die Nachricht, daß er in LondonLondonGroßbritannien gestorben seiHempel … daß er in London gestorben sei – Der Chemiker und Unternehmer Georg Friedrich Albert Hempel war am 1. Januar 1836 während einer Geschäftsreise nach England in Vauxhall gestorben. Seine in Oranienburg agierende chemische Fabrik Hempel & Comp. wurde von dem bisherigen technischen Leiter Friedlieb Ferdinand Runge weitergeführt.. Es hat mich auch sehr afficirt, lieb Kind! denn VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) hielt viel auf ihn und das in seinem Fach schöpferische Genie! 45 Jahre, eben im Begriff, den Lohn für seine ungeheuren Anstrengungen und Wagniße zu erndten und folgl. auch hier Anerkennung zu finden, wenn sie ihm in Engl.GroßbritannienGroßbritannien geworden – es hat wirkl. etwas höchst Schmerzliches! Früher vertraute ihm Vater bedeutende Summen an, da sein hochstrebender Geist, sein erfinderischer Kopf ihn sein Werk stets mehr ausdehnen hieß. Er hat alles pünktl. wieder gezahlt, und war uns seit Jahren nichts mehr schuldig; als er jetzt im Herbst nach L.LondonGroßbritannien ging, gab ihm Vater v. Neuem 10,000 rt., die in nächstem Monat zurück gezahlt werden sollten. Wie das nun alles wird, weiß der Himmel! Die SeehandlungKöniglich Preußische SeehandlungBerlinDeutschland hat ihm 100,000 rt. auf das Werk in Oranienb.OranienburgDeutschlanddas Werk in Oranienb. – siehe Kommentar zu Z.: Hempel … daß er in London gestorben sei. gegeben, und wird es ohne Zweifel fortsetzen: daß Fabriken aber in konigl. königl. Hände nicht gedeihen können, lehrt die Erfahrung. HempelHempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836) soll bereits 4 Licenzen, jede zu 1000 Pf. dort verkauft haben; wie die Lage der Sachen aber ist, ob sein Neffe, ein junger OfficierHempel, Neffe von → Georg Friedrich Albert H. den er mitgenommen, ihm seine Habe gerettet, ob er seine sie Zeche sie – korrigiert aus »Zeche«. bereits empfangen, das weiß niemand. Man will RungeRunge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867) hinüber schicken; dieser barockebarocke – bildungssprachlich: seltsame, verschrobene. Kerl lief gleich zu PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) ihm zu sagen, da Hempel ihm einen Theil des Nutzens versichert (leider für ihn nur mündlich –) so betrachte auch er sich als unsern Schuldner! Ich fand das rührend für einen so unpraktischen, insoucianteninsoucianten – unbekümmerten (von frz. insouciant). Menschen. – Ein paar Tage vorher hatte die Komerz.räth.Hempel, Ehefrau von → Georg Friedrich Albert H. mich besucht, mir die herzlichsten Beileidsbezeigungendie herzlichsten Beileidsbezeigungen – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 19. November 1835 gestorben. ihres MannesHempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836) bestellt, und daß er seine Schuld pünktlich im Feb. zahlen werde. – Die Wißenschaft verliert sehr viel an diesem Mann mit eisernem Willen und großem Kopf, und ganz PreußenPreußenDeutschland hat keinen 2ten Industriellen in solcher Wirkungskraft und Thätigkeit aufzuweisen. –

Die Unglücksgeschichte des Gr. SchlippenbachSchlippenbach, Carl Franz August Otto Graf von (1795-1836)Die Unglücksgeschichte des Gr. Schlippenbach – Prinz Carl von Preußen befand sich am 9. Januar 1836 auf einer Schlittenfahrt von Königsberg nach St. Petersburg. Bei der Überquerung einer Brücke hinter Tauroggen stürzte der Schlitten des preußischen Hauptmanns und Adjutanten des Prinzen, Carl Franz August Otto von Schlippenbach, von einer Brücke auf einen zugefrorenen Fluss. Dabei kam der Graf ums Leben. Der Prinz brach die Reise ab und kehrte nach der Beisetzung seines Adjutanten nach Berlin zurück. (Schwestern im Geiste. Briefwechsel zwischen Grossherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Königin Elisabeth von Preußen, Teil 1: 1824-1850, hrsg. von René Wiese und Kathleen Jandausch [Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns, Bd. 23], Wien u. a. 2021, S. 114, Anm. 7). wirst Du aus d. Zeit.Zeit. – Zeitung. erfahren haben. Alle Welt ist hier auf d. Pr. CarlPreußen, Friedrich Carl Alexander Prinz von (1801-1883) aufgebracht, und hält sich überzeugt, daß er durch seine verrückte Eil (er soll eine Wette gemacht haben, in 100 Stunden nach Pet.bSt. PetersburgRussland. zu kommen) Veranlaßung dazu gegeben. Man sagt auch, daß sein Page und ältester Bruder überhaupt gegen die ganz zwecklose Reise waren. Die 21jähr. Gräfin Schlip., geb. v. d. ReckSchlippenbach, Luise Gräfin von (1815-1886), war den Abend eh der PrinzPreußen, Friedrich Carl Alexander Prinz von (1801-1883) mit der Schreckenspost hier |3| ankam, auf einem Ball beim ruß. GesandtenRibeaupierre (Ribaupierre), Alexandre (Alexander Iwanowitsch) (Aleksandr Ivanovič) Comte de (1781-1865).

Nun noch eine Tollheit d’une autre troupe!d’une autre troupe! – frz., von einer anderen Truppe! Die Oberhofmeisterin d. Prinzeß. CarlPreußen, Marie Luise Alexandrine von (gen. Prinzessin Carl) (1808-1877), Fr. v. ClausewitzClausewitz, Marie Sophie (seit 1827) Gräfin von (1779-1836), ist wahnsinnig geworden, und einige Gräfinnen machten Luise HenselHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) den Vorschlag, mit ihr nach DresdenDresdenDeutschland zu reisen, jedoch ohne ihr irgend etwas für diese corvéecorvée – frz., lästige Pflicht. zu versprechen. Einstweilen, wie Du denken kannst, haben HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H. die Auslagen zu machen, und diesmal ists sogar Hens.Hensel, Wilhelm (1794-1861) mit all seinem Aristokratism zu arg. Er ist ernstlich böse auf LuiseHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876); diese sämmtl. H.sHensel, Familie von → Wilhelm H. haben aber einen Starrsinn und eine Unbiegsamkeit, daß ihnen nichts aus dem Kopf zu bringen ist. Daß FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Verdruß davon hat, kannst Du denken. Wozu die KrankeClausewitz, Marie Sophie (seit 1827) Gräfin von (1779-1836) nach Dr.DresdenDeutschland geschickt wird weiß auch kein Mensch, da man weit und breit Leute der Art HornHorn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848) zuschickt. Kurz es ist ganz abgeschmackt, und nur zu erklären, daß diese Vornehmen die Fatalität aus dem Sinn haben wollen.

Vorgestern Abend wird mir ein Br.Br. – Brief. gebracht, der mir ein Herzklopfen in der Idee macht, er komme v. Dir. Pas du tout!Pas du tout! – frz., Keineswegs! ein Anonymer, mit Anklage gegen den GärtnerClément, Charles Auguste (1804-1856), die aber leicht in Nichts zerfiel. Gestern Abend sah ich zu ob NathanNathan, Wolff (1810-1877) auch das Licht ausgelöscht, und es duftet mir ein so gräßlicher Gestank entgegen, daß ich fürchten mußte, es habe jemand irgend ein todtes Vieh hineinprakticirt. Nach vielem Suchen entdecken wir einen großen Sack, den ich gleich hinunter schaffen laße, und worin man 6 Gläser mit kleinen Fischen findet, die diesen pestilentialischen Geruch verbreiten. Ich hatte eben befohlen, alles in die Mistgrube zu werfen, als PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) kam, und als wirs ihm erzählten, fing er an zu lachen, und sagt, das paßt zu dem Frachtbrief den ich in der Tasche trage. Der kam von Hamb.HamburgDeutschland und war für H. MartinßenMartinsen, Johann Vincent (1776-1863) in RevalRevalRussland bestimmt, hat aber eine kleine Station bei uns gemacht. Ich bin der Meinung, dem Mart.Martinsen, Johann Vincent (1776-1863)Martinsen, Johann Vincent (1776-1863)Martinsen, Johann Vincent (1776-1863) die weitre Fracht zu ersparen und ihm den Hergang zu schreiben, will indeß abwarten ob PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) das mit der kaufmännischen Pünktlichkeit vereinbar findet. Einstweilen hatten wir einen Graul davon. So schwache dumme Frauen sind wahrl. unzurechnungsfähig!

HumboldHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859) hat O. Jos.Mendelssohn, Joseph (1770-1848) besucht, hat mit größter Wärme und Theilnahme v. VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) und uns gesprochen, und seinen Besuch hier versprochen zugesagtMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842), sobald ihn der Hofzwang etwas Freiheit giebtMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842). Er soll ganz unmäßig über alles in Pr.Pr. – Preußen. scalirenscaliren – schimpfen, wettern (Skandal machen).!!

Mein Herz, mein Leben, befreie Deine arme Mama bald v. ihrer Angst! alle Beruhigungsgründe die man mir angiebt, ne font qu’effleurer mon imagination toute effarouchée!ne font qu’effleurer mon imagination toute effarouchée! – frz., streifen nur zaghaft die Oberfläche meiner Einbildungskraft. Laß DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) schreiben, wenn Du zu beschäftigt bist!
            Wirklich ist heut schon d. 17. und Dein letzter Br. v. 1. ! Ich kann Dir nicht sagen, welche unruhige und angstvolle Zeit ich seit d. letzten Woche, die mich eine Ewigkeit dünkt, empfinde! Ich werde Dir wiederholen, mach einen Klecks, wie O. Arnstein v. seiner 6jähr. Jette verlangte, und schreib Deinen geliebten Namen dabei, dies Lebenszeichen wird mich beruhigen. Wenn man schon unglücklich ist, sieht unsre Einbildungskraft immer schwarz; Du kannst Dir nicht denken, mein Herz, welcher Monstra ohne Zahl ich mir geschaffen. Bitte, bitte, sag uns jede Woche nur ein Wort, es mag so unbedeutend es nur wolle, an sich sein; es kömmt doch v. Dir und ich überzeuge mich daß Du lebst und wills Gott! gesund bist. – Mittwoch Abend hatten wir eine kleine Probe v. den Paulus Stücken die Du hier gelaßen. Devrients, Hausers, Antonie, Ed. Magnus, Woringen, Beckchen sangen, es ging bei der Wiederholung sehr gut, Hausers Arie war vortrefflich, der Chor, „Er wird sie abwischen“ wie rührend und eindringlich! Welche Gedanken, Erinnerungen bemächtigten sich meiner! Auch der Anfang der Bachschen Paßion mit eben so Wenigen, ward mir wieder gegenwärtig! Grade so klein hatte das gewaltige Werk begonnen. Das war schon ein in meiner Seele höchst unruhiger Tag, und ich würde die Musik nicht ausgehalten haben, wäre Beneke nicht an dem Nachmittage bei Reb. gewesen, und hätte mir gesagt, daß seine Braut in ihrem Brief Deiner erwähnt. Paul hat sich seitdem auch bei der Verwandten der dortigen Meßleute erkundigt und nichts Schlimmeres gehört. Mein refrain bleibt aber doch immer, warum hat er nicht geschrieben! Guter Sohn, reiße mich bald aus dieser Bekümmerniß, und schreibe den unbedeutendsten Zettel; kömmt er nur v. Dir, so ist er ein Schatz, ein Trost für mich!
Hier ist einer od. d. andre noch immer verpipst. Dirichlet hat viel Zahnweh und jetzt eine geschwollene Backe die ihn völlig entstellt; Sebastian scheint es auch nicht zu bekommen, wenn er, obgleich in Bettdecken gehüllt, zu mir getragen wird, und so entbehre ich lieber das Vergnügen ihn zu sehen. Mein Husten entfernt sich auch nicht so, wie ich gehofft, und ich glaube, es ist etwas nervöses dabei, denn wenn ich keine neue Bekümmerniße habe, gehts mir beßer; auch Reb. ist jetzt heiser. Dies ist indeß alles unbedeutend, mein Herz! und trägt bloß bei, einen noch mehr zu verstimmen. – Ich hatte Dir in meinem letzten Br. v. Runge und Hempel geschrieben, mein Herzenssohn! Den Morgen darauf erhielt ich die Nachricht, daß er in London gestorben sei. Es hat mich auch sehr afficirt, lieb Kind! denn Vater hielt viel auf ihn und das in seinem Fach schöpferische Genie! 45 Jahre, eben im Begriff, den Lohn für seine ungeheuren Anstrengungen und Wagniße zu erndten und folgl. auch hier Anerkennung zu finden, wenn sie ihm in Engl. geworden – es hat wirkl. etwas höchst Schmerzliches! Früher vertraute ihm Vater bedeutende Summen an, da sein hochstrebender Geist, sein erfinderischer Kopf ihn sein Werk stets mehr ausdehnen hieß. Er hat alles pünktl. wieder gezahlt, und war uns seit Jahren nichts mehr schuldig; als er jetzt im Herbst nach L. ging, gab ihm Vater v. Neuem 10, 000 rt., die in nächstem Monat zurück gezahlt werden sollten. Wie das nun alles wird, weiß der Himmel! Die Seehandlung hat ihm 100, 000 rt. auf das Werk in Oranienb. gegeben, und wird es ohne Zweifel fortsetzen: daß Fabriken aber in konigl. Hände nicht gedeihen können, lehrt die Erfahrung. Hempel soll bereits 4 Licenzen, jede zu 1000 Pf. dort verkauft haben; wie die Lage der Sachen aber ist, ob sein Neffe, ein junger Officier den er mitgenommen, ihm seine Habe gerettet, ob er seine Zeche bereits empfangen, das weiß niemand. Man will Runge hinüber schicken; dieser barocke Kerl lief gleich zu Paul ihm zu sagen, da Hempel ihm einen Theil des Nutzens versichert (leider für ihn nur mündlich –) so betrachte auch er sich als unsern Schuldner! Ich fand das rührend für einen so unpraktischen, insoucianten Menschen. – Ein paar Tage vorher hatte die Komerz. räth. mich besucht, mir die herzlichsten Beileidsbezeigungen ihres Mannes bestellt, und daß er seine Schuld pünktlich im Feb. zahlen werde. – Die Wißenschaft verliert sehr viel an diesem Mann mit eisernem Willen und großem Kopf, und ganz Preußen hat keinen 2ten Industriellen in solcher Wirkungskraft und Thätigkeit aufzuweisen. –
Die Unglücksgeschichte des Gr. Schlippenbach wirst Du aus d. Zeit. erfahren haben. Alle Welt ist hier auf d. Pr. Carl aufgebracht, und hält sich überzeugt, daß er durch seine verrückte Eil (er soll eine Wette gemacht haben, in 100 Stunden nach Pet. b. zu kommen) Veranlaßung dazu gegeben. Man sagt auch, daß sein Page und ältester Bruder überhaupt gegen die ganz zwecklose Reise waren. Die 21jähr. Gräfin Schlip., geb. v. d. Reck, war den Abend eh der Prinz mit der Schreckenspost hier ankam, auf einem Ball beim ruß. Gesandten.
Nun noch eine Tollheit d’une autre troupe! Die Oberhofmeisterin d. Prinzeß. Carl, Fr. v. Clausewitz, ist wahnsinnig geworden, und einige Gräfinnen machten Luise Hensel den Vorschlag, mit ihr nach Dresden zu reisen, jedoch ohne ihr irgend etwas für diese corvée zu versprechen. Einstweilen, wie Du denken kannst, haben Hensels die Auslagen zu machen, und diesmal ists sogar Hens. mit all seinem Aristokratism zu arg. Er ist ernstlich böse auf Luise; diese sämmtl. H. s haben aber einen Starrsinn und eine Unbiegsamkeit, daß ihnen nichts aus dem Kopf zu bringen ist. Daß Fanny Verdruß davon hat, kannst Du denken. Wozu die Kranke nach Dr. geschickt wird weiß auch kein Mensch, da man weit und breit Leute der Art Horn zuschickt. Kurz es ist ganz abgeschmackt, und nur zu erklären, daß diese Vornehmen die Fatalität aus dem Sinn haben wollen.
Vorgestern Abend wird mir ein Br. gebracht, der mir ein Herzklopfen in der Idee macht, er komme v. Dir. Pas du tout! ein Anonymer, mit Anklage gegen den Gärtner, die aber leicht in Nichts zerfiel. Gestern Abend sah ich zu ob Nathan auch das Licht ausgelöscht, und es duftet mir ein so gräßlicher Gestank entgegen, daß ich fürchten mußte, es habe jemand irgend ein todtes Vieh hineinprakticirt. Nach vielem Suchen entdecken wir einen großen Sack, den ich gleich hinunter schaffen laße, und worin man 6 Gläser mit kleinen Fischen findet, die diesen pestilentialischen Geruch verbreiten. Ich hatte eben befohlen, alles in die Mistgrube zu werfen, als Paul kam, und als wirs ihm erzählten, fing er an zu lachen, und sagt, das paßt zu dem Frachtbrief den ich in der Tasche trage. Der kam von Hamb. und war für H. Martinßen in Reval bestimmt, hat aber eine kleine Station bei uns gemacht. Ich bin der Meinung, dem Mart. die weitre Fracht zu ersparen und ihm den Hergang zu schreiben, will indeß abwarten ob Paul das mit der kaufmännischen Pünktlichkeit vereinbar findet. Einstweilen hatten wir einen Graul davon. So schwache dumme Frauen sind wahrl. unzurechnungsfähig!
Humbold hat O. Jos. besucht, hat mit größter Wärme und Theilnahme v. Vater und uns gesprochen, und seinen Besuch hier versprochen zugesagt, sobald ihn der Hofzwang etwas Freiheit giebt. Er soll ganz unmäßig über alles in Pr. scaliren!!
Mein Herz, mein Leben, befreie Deine arme Mama bald v. ihrer Angst! alle Beruhigungsgründe die man mir angiebt, ne font qu’effleurer mon imagination toute effarouchée! Laß David schreiben, wenn Du zu beschäftigt bist!          
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Ich werde</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a72afb99-483d-40d5-b2f6-48900f6a8e72">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1836-01-01-01" type="precursor" xml:id="title_11e255d0-8fab-4755-814d-bfed9d997df1">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836</title> <title key="unknown" type="successor" xml:id="title_06a2d6db-cf3d-4bbf-adba-fe0eeefdee34">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 20. und 21. Januar 1836</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription"></name> </respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_a8f0339c-f4c1-4a92-b440-84471e450a6d"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 31/5.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1836-01-17-01" type="letter" xml:id="title_5c0cc75b-f41e-48b5-bac4-46ed6bb3112d">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 17. Januar 1836</title> <incipit>Wirklich ist heut schon d. 17. und Dein letzter Br. v. 1.! Ich kann Dir nicht sagen, welche unruhige und angstvolle Zeit ich seit d. letzten Woche, die mich eine Ewigkeit dünkt, empfinde! Ich werde</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 rechts über dem Briefbeginn irrt. Datierung »18 Januar 36« von fremder Hand; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 7-8 / 18/1], [R18 / 18 1 / No1], Siegel. – Der Brief entstand am 17. Januar 1836, laut Berliner Poststempeln wurde er am Folgetag abgesandt.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-01-17" xml:id="date_8518bf8e-4227-453e-8e26-cf9a7796281e">Berlin, 17. Januar 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_de0c4464-4127-4ef2-ac3c-b18de8bba711">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_e2a6df9f-9481-43f1-ae65-9ddec6fbae8b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_3aa9b21a-215d-4f56-a07c-84ebaef12947">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_8bc2ca51-511a-4500-96e8-08a37c4da153"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_b7c0ba76-80f4-48c8-8e70-a05e5662d373"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn</addrLine> <addrLine>Bartholdy</addrLine> <addrLine>Leipzig</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_d12b0d38-cabf-49e7-a85f-1cdfa1ca688e"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wirklich ist heut schon d. <date cert="high" when="1836-01-17" xml:id="date_a8248011-b8ca-4c4c-a0a8-bc0e8f771e48">17.</date> und <title xml:id="title_49897aa9-b3ac-4632-ad01-511a74b39a39">Dein letzter Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1836-01-01-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836</name> </title> v. <date cert="high" when="1836-01-01" xml:id="date_5ec54b76-5d3c-4ca7-8a8f-fa7032ff552e">1.</date>! Ich kann Dir nicht sagen, welche unruhige und angstvolle Zeit ich seit d. letzten Woche, die mich eine Ewigkeit dünkt, empfinde! Ich werde Dir wiederholen, mach einen Klecks, wie <persName xml:id="persName_d64f0be6-3558-417a-9393-b050240de4c6">O. Arnstein<name key="PSN0109543" style="hidden" type="person">Arnstein, Nathan Adam (seit 1795) von (seit 1798) Freiherr von (1748-1838)</name></persName> v. seiner 6jähr. <persName xml:id="persName_736f82b7-a216-4e5a-9c55-f28f18a8c9e7">Jette<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName> verlangte, und schreib Deinen geliebten Namen dabei, dies Lebenszeichen wird mich beruhigen. Wenn man schon unglücklich ist, sieht unsre Einbildungskraft immer schwarz; Du kannst Dir nicht denken, mein Herz, welcher Monstra ohne Zahl ich mir geschaffen. Bitte, bitte, sag uns jede Woche nur ein Wort, es mag so unbedeutend es nur wolle, an sich sein; es kömmt doch v. Dir und ich überzeuge mich daß Du lebst und wills Gott! gesund bist. – <date cert="high" when="1836-01-13" xml:id="date_c928d766-3e84-4f81-be90-126db2526b1b">Mittwoch Abend</date> hatten wir eine kleine Probe v. den <title xml:id="title_3d544109-7a3f-4c6a-9da7-07085e2048d1">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vkryqkyw-hsku-pp0j-tppv-1xijwwsbivax"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> Stücken die Du hier gelaßen. <persName xml:id="persName_c887cc67-3cd0-4437-8d33-f6f5c6de3b23">Devrients<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name><name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName>, <persName xml:id="persName_3f550a74-e868-4267-bbba-1a641e200991">Hausers<name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name><name key="PSN0111777" style="hidden" type="person">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName>, <persName xml:id="persName_af8b1c6c-166f-4c27-86fc-252c9cb67c11">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName>, <persName xml:id="persName_9689fee0-889e-4508-a5b7-a65a75d2cc2b">Ed. Magnus<name key="PSN0113038" style="hidden" type="person">Magnus, Leopold Eduard (bis 1807: Samuel) (1799-1872)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f4dbf8ea-3afe-4f4d-8d32-0ea5a020535d">Woringen<name key="PSN0115879" style="hidden" type="person">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5b70b267-2511-45cb-987d-841776b546f5">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sangen, es ging bei der Wiederholung sehr gut, <persName xml:id="persName_8b77a6b3-db7f-4fbb-a8fb-d598f9b70538">Hausers<name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> Arie war vortrefflich, der Chor, „Er wird sie abwischen“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_49f0f2ff-cfae-4808-a6f3-8470c4285bca" xml:lang="de">Hausers Arie … der Chor, „Er wird sie abwischen“ – Die Bassarie (gesungen von Franz Hauser) mit Chor »Ich danke dir, Herr, mein Gott« / »Der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen«, Nr. 20 im ersten Teil des Oratoriums Paulus op. 36 (MWV A 14).</note> <hi n="1" rend="underline">wie</hi> rührend und eindringlich! Welche Gedanken, Erinnerungen bemächtigten sich meiner! Auch der Anfang der <title xml:id="title_6a95500e-38f0-47f7-87da-2e76122e2557">Bachschen Paßion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title> mit eben so Wenigen, ward mir wieder gegenwärtig! Grade so klein hatte das gewaltige Werk begonnen. Das war schon ein in meiner Seele höchst unruhiger Tag, und ich würde die Musik nicht ausgehalten haben, wäre <persName xml:id="persName_445c085b-9c3f-4b41-af23-c29cdb48e2ab">Beneke<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> nicht an dem Nachmittage bei <persName xml:id="persName_88a46449-eadc-42c9-a55c-17e3b0da9577">Reb.<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> gewesen, und hätte mir gesagt, daß seine <persName xml:id="persName_5f1d9cb8-2cdb-4860-a388-1b4c88b41dbb">Braut<name key="PSN0114764" style="hidden" type="person">Schunck, Emmeline (1813-1877)</name></persName> in ihrem Brief Deiner erwähnt. <persName xml:id="persName_d9a7e148-90e5-4976-855b-a87529ea32f9">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hat sich seitdem auch bei der Verwandten der dortigen Meßleute erkundigt und nichts Schlimmeres gehört. Mein <hi rend="latintype">refrain</hi> bleibt aber doch immer, warum hat er nicht geschrieben! Guter Sohn, reiße mich bald aus dieser Bekümmerniß, und schreibe den unbedeutendsten Zettel; kömmt er nur v. Dir, so ist er ein Schatz, ein Trost für mich!</p> <p>Hier ist einer od. d. andre noch immer <hi n="1" rend="underline">verpipst</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b9b67d81-997e-4708-8bd2-d2e861864279" xml:lang="de">verpipst – berlinisch, kränklich; von piepig (vgl. Hans Brendicke, Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I., in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 33, Berlin 1897, S. 161).</note>. <persName xml:id="persName_8c0b41bf-ec0a-4159-8305-1c1b7cdcc87f">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> hat viel Zahnweh und jetzt eine geschwollene Backe die ihn völlig entstellt; <persName xml:id="persName_8cf6e9eb-be1b-4f72-ad3b-5f6a10187e32">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> scheint es auch nicht zu bekommen, wenn er, obgleich in Bettdecken gehüllt, zu mir getragen wird, und so entbehre ich lieber das Vergnügen ihn zu sehen. Mein Husten entfernt sich auch nicht so, wie ich gehofft, und ich glaube, es ist etwas nervöses dabei, denn wenn ich keine neue Bekümmerniße habe, gehts mir beßer; auch <persName xml:id="persName_a9af8e66-7ca1-41fb-bad7-0cb23052545d">Reb.<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ist jetzt heiser. Dies ist indeß alles unbedeutend, mein Herz! und trägt bloß bei, einen noch mehr zu verstimmen. – Ich hatte Dir in <title xml:id="title_b18244db-56a9-4125-bf22-dba1813c9057">meinem letzten Br. <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name> <name key="gb-1836-01-09-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 9. Januar 1836</name> </title> v. <persName xml:id="persName_9b7a44e3-c572-4bdb-a8d8-1a6753369a5a">Runge<name key="PSN0114358" style="hidden" type="person">Runge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f5874ec6-f6a2-420f-8e65-01d7a1847275">Hempel<name key="PSN0111870" style="hidden" type="person">Hempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836)</name></persName><seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>geschrieben, mein Herzenssohn! <date cert="high" when="1836-01-10" xml:id="date_919e94a3-1bea-4b52-ba0f-89a69cabdb09">Den Morgen darauf</date> erhielt ich die Nachricht, daß er in <placeName xml:id="placeName_71126959-e8ed-465c-9cc9-544d2c69207d"><hi rend="latintype">London</hi><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gestorben sei<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a4042de4-12df-4c49-9f78-fa186f746876" xml:lang="de">Hempel … daß er in London gestorben sei – Der Chemiker und Unternehmer Georg Friedrich Albert Hempel war am 1. Januar 1836 während einer Geschäftsreise nach England in Vauxhall gestorben. Seine in Oranienburg agierende chemische Fabrik Hempel &amp; Comp. wurde von dem bisherigen technischen Leiter Friedlieb Ferdinand Runge weitergeführt.</note>. Es hat mich auch sehr afficirt, lieb Kind! denn <persName xml:id="persName_a0511715-1fc7-47e8-8821-2e98917d2bcc">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> hielt viel auf ihn und das in seinem Fach schöpferische Genie! 45 Jahre, eben im Begriff, den Lohn für seine ungeheuren Anstrengungen und Wagniße zu erndten und folgl. auch hier Anerkennung zu finden, wenn sie ihm in <placeName xml:id="placeName_3871eb8f-9922-4b0a-b8a7-e5bd3e531878">Engl.<settlement key="STM0104802" style="hidden" type="area">Großbritannien</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> geworden – es hat wirkl. etwas höchst Schmerzliches! Früher vertraute ihm Vater bedeutende Summen an, da sein hochstrebender Geist, sein erfinderischer Kopf ihn sein Werk stets mehr ausdehnen hieß. Er hat alles pünktl. wieder gezahlt, und war uns seit Jahren nichts mehr schuldig; als er jetzt im Herbst nach <placeName xml:id="placeName_982e84f6-0f82-45a8-beeb-73a1db9f85e9">L.<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> ging, gab ihm Vater v. Neuem 10,000 rt., die in nächstem Monat zurück gezahlt werden sollten. Wie das nun alles wird, weiß der Himmel! <placeName xml:id="placeName_209a7101-ad98-4285-9370-5522de166e9a">Die Seehandlung<name key="NST0100429" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Seehandlung</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hat ihm 100,000 rt. auf das Werk in <placeName xml:id="placeName_be7761c6-73d1-4df4-b68b-618acb7029b2">Oranienb.<settlement key="STM0103489" style="hidden" type="locality">Oranienburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_78e462e0-b626-4644-af38-a6705a082c6c" xml:lang="de">das Werk in Oranienb. – siehe Kommentar zu Z.: Hempel … daß er in London gestorben sei.</note> gegeben, und wird es ohne Zweifel fortsetzen: daß Fabriken aber in <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_89d48cd9-b90f-402c-a0db-9c499758fe41"> <sic resp="writer">konigl.</sic> <corr resp="editor">königl.</corr> </choice> Hände nicht gedeihen können, lehrt die Erfahrung. <persName xml:id="persName_98c65f42-38c9-4e2c-8641-7a5f7c273bbe">Hempel<name key="PSN0111870" style="hidden" type="person">Hempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836)</name></persName> soll bereits 4 Licenzen, jede zu 1000 Pf. dort verkauft haben; wie die Lage der Sachen aber ist, ob <persName xml:id="persName_ffb9a7f4-303f-47b8-a792-6b8bc260790e">sein Neffe, ein junger Officier<name key="PSN0120270" style="hidden" type="person">Hempel, Neffe von → Georg Friedrich Albert H.</name></persName> den er mitgenommen, ihm seine Habe gerettet, ob er <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_8593187d-3b37-4efc-a140-8d563801e206">seine</del> <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_c00d0a86-5810-4b7d-809f-5f6b2a6d9be1"> <corr resp="writer">sie</corr> <sic resp="writer">Zeche</sic> </choice><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_185cb49f-e518-452e-a366-d34947b0bb7e" xml:lang="de">sie – korrigiert aus »Zeche«.</note> bereits empfangen, das weiß niemand. Man will <persName xml:id="persName_cea89272-b163-41de-8deb-46f92e6f729a">Runge<name key="PSN0114358" style="hidden" type="person">Runge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867)</name></persName> hinüber schicken; dieser barocke<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_abef3f1b-d254-406a-96e2-a99152e337b9" xml:lang="de">barocke – bildungssprachlich: seltsame, verschrobene.</note> Kerl lief gleich zu <persName xml:id="persName_c65adb1c-3e62-4edd-a0ac-d8549c62493f">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> ihm zu sagen, da Hempel ihm einen Theil des Nutzens versichert (leider für ihn nur mündlich –) so betrachte auch er sich als unsern Schuldner! Ich fand das rührend für einen so unpraktischen, <hi rend="latintype">insoucianten</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1fb66f4a-14ac-4148-a04e-ea2ea951021e" xml:lang="de">insoucianten – unbekümmerten (von frz. insouciant).</note> Menschen. – Ein paar Tage vorher hatte <persName xml:id="persName_1bc3aba0-a016-49f2-aee4-66105d6fcb37">die Komerz.räth.<name key="PSN0120271" style="hidden" type="person">Hempel, Ehefrau von → Georg Friedrich Albert H.</name></persName> mich besucht, mir die herzlichsten Beileidsbezeigungen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_09ffcfd4-8300-46d2-8583-ec34387f6fed" xml:lang="de">die herzlichsten Beileidsbezeigungen – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 19. November 1835 gestorben.</note> ihres <persName xml:id="persName_b705e497-6273-4199-b1f1-9c808066d7c9">Mannes<name key="PSN0111870" style="hidden" type="person">Hempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836)</name></persName> bestellt, und daß er seine Schuld pünktlich im Feb. zahlen werde. – Die Wißenschaft verliert sehr viel an diesem Mann mit eisernem Willen und großem Kopf, und ganz <placeName xml:id="placeName_30d5ba0e-963e-405c-8d08-e7e4efa80835">Preußen<settlement key="STM0105147" style="hidden" type="area">Preußen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hat keinen 2ten Industriellen in solcher Wirkungskraft und Thätigkeit aufzuweisen. – </p> <p>Die Unglücksgeschichte des <persName xml:id="persName_e9664fef-348e-481b-a870-bc52c40096a3">Gr. Schlippenbach<name key="PSN0120272" style="hidden" type="person">Schlippenbach, Carl Franz August Otto Graf von (1795-1836)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c4b88f5f-89d7-473a-84ae-c446b82a182f" xml:lang="de">Die Unglücksgeschichte des Gr. Schlippenbach – Prinz Carl von Preußen befand sich am 9. Januar 1836 auf einer Schlittenfahrt von Königsberg nach St. Petersburg. Bei der Überquerung einer Brücke hinter Tauroggen stürzte der Schlitten des preußischen Hauptmanns und Adjutanten des Prinzen, Carl Franz August Otto von Schlippenbach, von einer Brücke auf einen zugefrorenen Fluss. Dabei kam der Graf ums Leben. Der Prinz brach die Reise ab und kehrte nach der Beisetzung seines Adjutanten nach Berlin zurück. (Schwestern im Geiste. Briefwechsel zwischen Grossherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Königin Elisabeth von Preußen, Teil 1: 1824-1850, hrsg. von René Wiese und Kathleen Jandausch [Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns, Bd. 23], Wien u. a. 2021, S. 114, Anm. 7).</note> wirst Du aus d. Zeit.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_34e3b487-6a6a-4404-a955-37da858e0844" xml:lang="de">Zeit. – Zeitung.</note> erfahren haben. Alle Welt ist hier auf d. <persName xml:id="persName_edbdc634-1008-4753-975e-50bd8818806f">Pr. Carl<name key="PSN0113985" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Carl Alexander Prinz von (1801-1883)</name></persName> aufgebracht, und hält sich überzeugt, daß er durch seine verrückte Eil (er soll eine Wette gemacht haben, in 100 Stunden nach <placeName xml:id="placeName_9b37c45b-a770-4423-98ff-52c345bf2392"><hi rend="latintype">Pet.b</hi><settlement key="STM0100372" style="hidden" type="locality">St. Petersburg</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName>. zu kommen) Veranlaßung dazu gegeben. Man sagt auch, daß sein <hi n="1" rend="underline">Page</hi> und ältester Bruder überhaupt gegen die ganz zwecklose Reise waren. Die 21jähr. <persName xml:id="persName_145d661d-9211-415a-9eb0-730366a86565">Gräfin Schlip., geb. v. d. Reck<name key="PSN0120273" style="hidden" type="person">Schlippenbach, Luise Gräfin von (1815-1886)</name></persName>, war den Abend eh <persName xml:id="persName_bfb9247f-6ef1-4362-bac5-3dfeb36f097e">der Prinz<name key="PSN0113985" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Carl Alexander Prinz von (1801-1883)</name></persName> mit der Schreckenspost hier<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>ankam, auf einem Ball beim <persName xml:id="persName_6bbf0a2a-481a-4d49-9467-c407ee5c01ce">ruß. Gesandten<name key="PSN0114155" style="hidden" type="person">Ribeaupierre (Ribaupierre), Alexandre (Alexander Iwanowitsch) (Aleksandr Ivanovič) Comte de (1781-1865)</name></persName>.</p> <p>Nun noch eine Tollheit <hi rend="latintype">d’une autre troupe</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_72310ae5-628d-43f1-ad6e-04fba1a42a3c" xml:lang="fr ">d’une autre troupe! – frz., von einer anderen Truppe!</note> Die Oberhofmeisterin d. <persName xml:id="persName_416ec0f1-53ee-44df-a5ef-450dcdab5c52">Prinzeß. Carl<name key="PSN0117875" style="hidden" type="person">Preußen, Marie Luise Alexandrine von (gen. Prinzessin Carl) (1808-1877)</name></persName>, <persName xml:id="persName_91799ac0-860f-4ce1-9c7f-2c15a20556ff">Fr. v. Clausewitz<name key="PSN0120274" style="hidden" type="person">Clausewitz, Marie Sophie (seit 1827) Gräfin von (1779-1836)</name></persName>, ist wahnsinnig geworden, und einige Gräfinnen machten <persName xml:id="persName_1a96b125-ec57-475d-b541-56be0462ba2a">Luise Hensel<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> den Vorschlag, mit ihr nach <placeName xml:id="placeName_c374f7b5-875f-4324-8004-14202f99d508">Dresden<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="area">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu reisen, jedoch ohne ihr irgend etwas für diese <hi rend="latintype">corvée</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d926c3b3-7c73-4332-b66c-d344d83c2715" xml:lang="fr ">corvée – frz., lästige Pflicht.</note> zu versprechen. Einstweilen, wie Du denken kannst, haben <persName xml:id="persName_c61da47c-7c1c-48c6-9f26-3b98500761b9">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> die Auslagen zu machen, und diesmal ists sogar <persName xml:id="persName_79c585cd-396d-45e2-8076-ab4ca10d449f">Hens.<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> mit all seinem Aristokratism zu arg. Er ist ernstlich böse auf <persName xml:id="persName_c9cb6d40-9f6a-4bef-a6e9-b68bba533fc7">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName>; diese sämmtl. <persName xml:id="persName_59a15595-2e86-4994-94c4-5b09f38e00d0">H.s<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> haben aber einen Starrsinn und eine Unbiegsamkeit, daß ihnen nichts aus dem Kopf zu bringen ist. Daß <persName xml:id="persName_752525c1-e54d-47f9-87b1-1ebfb12cc06d">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Verdruß davon hat, kannst Du denken. Wozu die <persName xml:id="persName_ed49adfd-714e-4b6c-bbe8-30d0e7cc7157">Kranke<name key="PSN0120274" style="hidden" type="person">Clausewitz, Marie Sophie (seit 1827) Gräfin von (1779-1836)</name></persName> nach <placeName xml:id="placeName_9a51cc10-cf44-45b1-aec9-2883ea89f539">Dr.<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="area">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geschickt wird weiß auch kein Mensch, da man weit und breit Leute der Art <persName xml:id="persName_b6e044cc-782f-4530-9564-d523a1b69acf">Horn<name key="PSN0112088" style="hidden" type="person">Horn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)</name></persName> zuschickt. Kurz es ist ganz abgeschmackt, und nur zu erklären, daß diese Vornehmen die Fatalität aus dem Sinn haben wollen.</p> <p><date cert="high" when="1836-01-15" xml:id="date_b83f5157-e6e0-47ff-84cf-a3defa2ee940">Vorgestern Abend</date> wird mir ein Br.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_75938232-b4fb-4710-abd1-d002daf794b6" xml:lang="de">Br. – Brief.</note> gebracht, der mir ein Herzklopfen in der Idee macht, er komme v. Dir. <hi rend="latintype">Pas du tout</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4a93ee1e-8c6e-44b7-9013-14e2def332cf" xml:lang="fr ">Pas du tout! – frz., Keineswegs!</note> ein Anonymer, mit Anklage gegen den <persName xml:id="persName_0b9fb911-f239-4c6d-8eb8-3ff8a8445dbd">Gärtner<name key="PSN0110418" style="hidden" type="person">Clément, Charles Auguste (1804-1856)</name></persName>, die aber leicht in Nichts zerfiel. <date cert="high" when="1836-01-16" xml:id="date_147e0b0f-b122-4381-ae4c-8660d948976d"><hi n="1" rend="underline">Gestern</hi> Abend</date> sah ich zu ob <persName xml:id="persName_c327a4eb-9c57-4693-bbb6-8a6b8a7aaa35">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden" type="person">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> auch das Licht ausgelöscht, und es duftet mir ein so gräßlicher Gestank entgegen, daß ich fürchten mußte, es habe jemand irgend ein todtes Vieh hineinprakticirt. Nach vielem Suchen entdecken wir einen großen Sack, den ich gleich hinunter schaffen laße, und worin man 6 Gläser mit kleinen Fischen findet, die diesen pestilentialischen Geruch verbreiten. Ich hatte eben befohlen, alles in die Mistgrube zu werfen, als <persName xml:id="persName_a03d5f80-bcd7-436f-9a72-5a3c7fcedd12">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> kam, und als wirs ihm erzählten, fing er an zu lachen, und sagt, das paßt zu dem Frachtbrief den ich in der Tasche trage. Der kam von <placeName xml:id="placeName_9b748833-b530-46e1-bdc3-e8583c1c7faa">Hamb.<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und war für <persName xml:id="persName_5d57e191-46a9-41dc-b53e-18dfd9a9a8ad">H. Martinßen<name key="PSN0113103" style="hidden" type="person">Martinsen, Johann Vincent (1776-1863)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_98b44ddd-dac0-437b-848a-129aa7bba440">Reval<settlement key="STM0104558" style="hidden" type="locality">Reval</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName> bestimmt, hat aber eine kleine Station bei uns gemacht. Ich bin der Meinung, dem <persName xml:id="persName_00631edb-c0de-4f97-b2dd-eae12cc00c15">Mart.<name key="PSN0113103" style="hidden" type="person">Martinsen, Johann Vincent (1776-1863)</name><name key="PSN0113103" style="hidden" type="person">Martinsen, Johann Vincent (1776-1863)</name><name key="PSN0113103" style="hidden" type="person">Martinsen, Johann Vincent (1776-1863)</name></persName> die weitre Fracht zu ersparen und ihm den Hergang zu schreiben, will indeß abwarten ob <persName xml:id="persName_ba74ba13-0ace-40d2-86b4-d32c715f31a3">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> das mit der kaufmännischen Pünktlichkeit vereinbar findet. Einstweilen hatten wir einen Graul davon. So schwache dumme Frauen sind wahrl. unzurechnungsfähig!</p> <p><persName xml:id="persName_a2b8aac0-8c69-498b-b106-d0a2fbe3cf07">Humbold<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> hat <persName xml:id="persName_485e4027-32ce-45fe-a441-6c8924ac3c07">O. Jos.<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> besucht, hat mit größter Wärme und Theilnahme v. <persName xml:id="persName_c74e13c0-3d4a-4928-a2c3-2f0a5302bc9f">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und uns gesprochen, und seinen Besuch hier <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_9bf4969b-4b6b-42c0-92ec-6afc4330c7b8">versprochen</del> <add place="above">zugesagt<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>, sobald ihn der Hofzwang etwas Freiheit <add place="above">giebt<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>. Er soll ganz unmäßig über alles in Pr.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a52bd32f-2906-4939-98db-12135194f354" xml:lang="de">Pr. – Preußen.</note> <hi rend="latintype">scaliren</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b3fbf64d-9c52-465e-864f-02d4946ea4f9" xml:lang="de">scaliren – schimpfen, wettern (Skandal machen).</note>!!</p> <closer rend="left">Mein Herz, mein Leben, befreie Deine arme Mama bald v. ihrer Angst! alle Beruhigungsgründe die man mir angiebt, <hi rend="latintype">ne font qu’effleurer mon imagination toute effarouchée</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_431d9ca2-48cd-4ad8-81a3-322146d920e4" xml:lang="fr ">ne font qu’effleurer mon imagination toute effarouchée! – frz., streifen nur zaghaft die Oberfläche meiner Einbildungskraft.</note> Laß <persName xml:id="persName_20273e57-e915-4d69-991b-74fb3d9dace6">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> schreiben, wenn Du zu beschäftigt bist! </closer> </div> </body> </text></TEI>