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gb-1836-01-05-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 5. Januar 1836 Vielen Dank für Deinen Br. v. Neujahr, mein herzgeliebtes Söhnchen! Gottlob, daß Du wohl bist. Hier war alles aufs Schändlichste verpipst mit der Herz zu reden, und über unsern Paul, der am Sylvesterabend sehr launig Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 16. Januar 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: UW Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 31/1. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 5. Januar 1836 Vielen Dank für Deinen Br. v. Neujahr, mein herzgeliebtes Söhnchen! Gottlob, daß Du wohl bist. Hier war alles aufs Schändlichste verpipst mit der Herz zu reden, und über unsern Paul, der am Sylvesterabend sehr launig

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 hinter der Datierung Jahresangabe »36« von fremder Hand; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 5-6 / 5 / 1], [R18 / 5 12 / No5], Siegel.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Felix Mendelssohn Bartholdys Jahresabschluss für 1835; heutiger Standort nicht bekannt.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

5. Januar 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Musikdirektor Felix Mendelsohn Bartholdy Leipzig frei
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin 5 Januar

Vielen Dank für Deinen Br. v. Neujahr <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1836-01-01-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836</name> , mein herzgeliebtes Söhnchen! Gottlob, daß Du wohl bist. Hier war alles aufs Schändlichste verpipstverpipst – berlinisch, kränklich; von piepig (vgl. Hans Brendicke, Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I., in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 33, Berlin 1897, S. 161). mit der HerzHerz, Henriette Julie (1764-1847) zu reden, und über unsern PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874), der am Sylvesterabend sehr launig und erheiternd war, und den andern Morgen ein vomitifvomitif – frz., Brechmittel. nehmen und zu Bett legen mußte, habe ich mich um so mehr beunruhigt, als Du weißt, daß ich ihn schon lange sehr übel aussehend fand, und meine eigne Heiserkeit und Husten so arg waren, daß ich ihn nicht selbst besuchen konnte. Hat man großes Unglück erlebt, so fürchtet man immer mehrere, und so wenig ängstlich ich auch bisher war, aus dem einfachen Grunde, als der Himmel mir fast lauter Glück gewährte, so zitternd und unruhig bin ich jetzt bei jedem Anlaß. – PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) war aber gestern schon wieder im comptoirMendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und HamburgPaul war aber gestern schon wieder im comptoir – Paul Mendelssohn Bartholdy war am 29. April 1833 als Angestellter in das von seinem Onkel Joseph Mendelssohn und dessen Sohn Alexander Mendelssohn geführte Bankhaus Mendelssohn & Co. eingetreten. Siehe dazu Elbe, Paul Mendelssohn-Bartholdy, S. 45, und Sebastian Panwitz, Das Haus des Kranichs. Die Privatbankiers von Mendelssohn & Co. (1795-1938), Berlin 2018, S. 91 ff. und Abends bei uns; HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) ist v. seinem heftigen Magenkrampf auch ziemlich wieder hergestellt. Ich kann mich nicht erwehren zu glauben, ein Soupé bei GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), warmes Eßen in kaltem Zimmer, habe ihm die darauf folgende schlechte Nacht zugezogen. Menschen v. 40 Jahren die dem Appetit mehr als der Vernunft folgen, predigt man umsonst Moral. Das liebe zarte SebastelchenHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) habe ich in 9 Tagen nicht gesehen, weil ich nicht aus der warmen Stube gehen will, bis der leidige Husten aufhört: ich hoffe, er darf sich heut od. morgen herübertragen laßen. Das Wetter ist das Fürchterlichste und besonders Abwechselndste, deßen ich mich entsinnen kann. Schnee, Regen, Sturm, Thauen und Frost rennen hinter einander her. Näße ist freilich unserm Boden äußerst nöthig: wie betrübte es VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), die Dürre im Herbst zu sehen, und wie oft sagte er, wir würden alle Bäume im Garten verlieren! Er dachte wohl nicht, daß wir unsern Stamm, unsre feste Eiche mit der edlen Krone fallen sehen würden!daß wir unsern Stamm … fallen sehen würden! – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 19. November 1835 gestorben.

Sei doch nicht so ergrimmt über die Blumen und Körbe und Handschuheergrimmt über die Blumen und Körbe und Handschuhe – Mendelssohn war gemeinsam mit Juliane Friederike Auguste Clarus, der Ehefrau seines Hausarztes Johann Christian August Clarus, und weiteren Personen zum Gevatter für Henriette und Carl Voigts erste Tochter Ottilie gebeten worden. Die Taufe des Kindes fand am 4. Januar 1836 in der Leipziger Thomaskirche. Mendelssohn schilderte die Leipziger Gepflogenheiten einer Gevatterschaft im o. g. Brief vom 1. Januar 1836 (Z. 15 ff.).! und freue Dich, daß Du der FrauClarus, Juliane Friederike Auguste (1787-1852) Deines lieben ArztesClarus, Johann Christian August (1774-1854) etwas Angenehmes erweisen kannst! Aus beifolgender Bilanzbeifolgender Bilanz – Felix Mendelssohn Bartholdys Jahresabschluss für 1835. wirst Du sehen, daß Du Dir noch einige louisd’or spendiren kannst, mein Herz! und Mamas Kaße, wenn auch nicht zum Borgen, sondern zum Schenken, steht Dir immer offen.

Gelegentlich conferire mit PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) über die Anlegung Deines Geldes, mein Geliebter! Der gute VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) hatte Euch immer 5 Proc. Zinsen gegeben, da er als Kaufmann durch seine Geschicklichkeit und Einsicht auch mitunter wenigstens so viel daraus zu ziehen verstand. Die jetzigen Papiere, höre ich, sind aber entweder unsolide, oder die sichern tragen so geringe Zinsen und ihr Ankauf istMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) so theuer, daß man sich vorsehen muß. Du lebst in einer |2| Handelsstadt, und obwohl Du Künstler bist, halte ichs für vernünftig, ja nothwendig, richtige Begriffe v. Anlegung und Benutzung des Geldes einzusammeln. Leider habe auch ich dies versäumt, trotz der besten Gelegenheit mich zu unterrichten, wozu Vater mich oft aufmunterte, wenn ich über meine Unwißenheit klagte. Ich lebte fast 31 Jahre in der glücklichsten Abhängigkeit?! wenn man das so nennen kann, in betreff des Geldes nie eine Art v. Sorge zu haben und nie auch die kleinste Einwendung oder Unzufriedenheit beim Verbrauch zu bemerken. Deßhalb, geliebter Sohn! erachtete ichs auch als strenge Schuldigkeit, der gewißenhafteste Verwalter meines Mannes in jedem Verhältniß zu sein. Wohl weiß ich, daß man mich oft für geizig gehalten. Ich wollte ihn aber nie dazu nöthigen, für meine und des Hausstandes Bedürfniße verdienen, erwerben zu müßen, und diese vernünftige Einrichtung belohnte sich auch dadurch, daß selbst in Zeiten großer Verluste unsre Wirthschaft nicht eingeschränkt zu werden brauchte. – Nachdem ich bei unsrer Verheirathungunsrer Verheirathung – Abraham Mendelssohn und Lea Mendelssohn hatten am 26. Dezember 1804 in Berlin geheiratet. Vgl. Jüdische Trauungen in Berlin, 1759-1813. Mit Ergänzungen für die Jahre von 1723 bis 1759, bearbeitet und hrsg. von Jacob Jacobson (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 28 / Quellenwerke, Bd. 4), Berlin 1968, S. 472. Ihm alles gegebengegeben gegebenegebenwas ich besaß, nahm ich stets dankbar an, was ich gebrauchte, und – was so häufig ein Gegenstand des Streits in andern Ehen wird, hat nie, auch nur zur kleinsten Differenz unter uns Anlaß gegeben geworden . Sobald alle Geschäfte abgewickelt und meine Einkünfte bestimmt sind, werde ich meinen lieben KindernHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) den Zustand meiner Finanzen genau vorlegen, und darauf sinnen, möglichst gerecht und gleich eintheilend für Euch zu handeln. Söhne und Töchter sind mir gleich fest ans Herz gewachsen, und Falls falls der Tod mich so übereilen sollte, daß ich bis zu jenem Termin im Sommer nicht Zeit zu einer letztwilligen Verfügung hätte, mögen diese Zeilen als Dokument dienen, daß alles was mir zugehören sollte, völlig gleich unter Euch getheilt werde. Verheirathest Du Dich bei meinen Lebzeiten, so bekömmt Deine Frau eben so viel Schmuck als ich kürzlich vertheilt, wo nicht, soll es Dir an Geldeswerth angerechnet werden; eben so wie Dir zu Deiner Einrichtung und Aussteuer 1200 rt., so wie für Paul bestimmt sein sollen.

WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) ist v. der höchsten Liebenswürdigkeit und Pracht; nachdem ich gestern mit ihm Pferd gespielt, sagte er, nun reite einmal Kunst, Großmutter! Beim Basedow<name key="PSN0116125" style="hidden" type="author">Basedow, Johann Bernhard (1724–1790)</name><name key="CRT0111679" style="hidden" type="literature">Das Basedowische Elementarwerk. Ein geordneter Vorrath aller nöthigen Erkenntniß. Zum Unterrichte der Jugend</name>Basedow – eine Ausgabe von Johann Bernhard Basedows Elementarwerk (die 1. Auflage war 1774 in Dessau in vier Bänden erschienen) mit Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki. forderte er mich auf, ihm die Landkarten zu zeigen; „Die sind was für mich!“ – eine gute DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)sche Anlage!

Dr. Philipp, der mir eine lange Störung gemacht, erzählt v. einem 22jähr. BreslauerBreslauDeutschland Studenten ValentinValentin, Gabriel Gustav (1810-1883), der für eine Entdeckung den prix Monthyon v. 4000 francs in ParisParisFrankreich gewonneneinem 22jähr. Breslauer Studenten Valentin, der für eine Entdeckung den prix Monthyon v. 4000 francs in Paris gewonnen – Ende des Jahres 1835 erhielt der 1810 geborene Physiologe und 1832 in Breslau zum Dr. med. promovierte Gabriel Gustav Valentin von der Pariser Academie des sciences den »Grand Prix des sciences physiques« für eine Arbeit über die Histologie der Pflanzen- und Tierentwicklung verliehen (die Schrift blieb unveröffentlicht). Die Ehrung ist nicht mit dem »Prix Montyon«, einem nach seinem Stifter, dem französischen Ökonomen und Philanthropen Antoine Jean Baptiste Robert Auget de Montyon (1733-1820), benannten Preis identisch. Dieser wurde jährlich in mehreren Fächern verliehen. Valentin wurde 1836 als Professor für Physiologie und Tieranatomie an die kurz zuvor eröffnete Universität Bern berufen. und nun mit Anträgen für deutsche Universitäten bestürmt werde, die er aber nicht annehme, weil er – ein zu frommer Jude sei. Es giebt doch noch immer Originale! – Für eine |3| fortgesetzte Praxis DieffenbachsDieffenbach, Johann Friedrich (1792-1847) ist leider wenig Hoffnung, indem er wirkl. die Rückenmarkschwindsucht haben soll, die ihn wie GräfeGräfe, Carl Ferdinand von (1787-1840), am fernern Operiren hindern wird. Wunder erzählt man aber auch v. seinem ausschweifenden Leben, er hat mehr Frauen und Kinder als BouchersBoucher, Alexandre Jean (1778-1861) und MösersMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851) 3 femmes et 4 enfansBouchers und Mösers 3 femmes et 4 enfans – Es ist nicht klar, worauf Lea Mendelssohn Bartholdy hier anspielte: Der französische Geiger Alexandre Jean Boucher war seit 1806 mit der Harfenistin Céleste Gallyot verheiratet. Das Ehepaar hatte wohl nur ein Kind, den vermutlich 1807 geborenen Sohn Charles Albert Boucher. Der in Berlin wirkenden königliche Konzertmeister Carl Moeser war mehrmals verheiratet. Der dritten (vierten ?) Ehe mit der Sopranistin Louise Bronner (geb. 1805) entstammt der Sohn August (1825-1859), der ebenfalls Geiger wurde. zusammengerechnet. – Hast Du den grenadier gefunden?Hast Du den grenadier gefunden? – vermutlich ein Bild oder eine Figur, die Mendelssohn als Weihnachtsgeschenk erhalten hatte. Siehe Brief fmb-1835-12-29-01 (Brief Nr. 1273) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 29. Dezember 1835, Z. 60: »Den Grenadier habe ich gefunden, er liegt auf meinem Tische, und ich danke Dir noch vielmal dafür.« und unbeschädigt? und ist Dir ein Br. <name key="PSN0109428" style="hidden" type="author">Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)</name> <name key="gb-1835-12-22-01" style="hidden" type="letter">Anna-Joanna Alexander an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 22. Dezember 1835</name> v. Miss AlexanderAlexander, Anna-Joanna (1793-1859), wie mich dünkt, zugekommen? Ich will nächstens an Mosch.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) wegen seiner G.Gans, J. (?-1835) Angelegenheit schreibenan Mosch. wegen seiner G. Angelegenheit schreiben – Moscheles waren 1823 in Paris verschiedene Sachen gestohlen worden, darunter eine »Dose der Herzogin von Berry, ein silbernes Kaffee-Service, ein antiker Ring, eine Venetianerkette und andere Werthsachen«. Damals kam ein Literat, ein Bekannter von Maurice Schlesinger, in Verdacht, den Diebstahl verübt zu haben (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 77 f.). Während Moscheles’ kurzem Aufenthalt in Berlin Mitte Oktober 1835 meldete sich der Täter (ein nicht identifizierbarer »J. G.«, Verwandter von Eduard Gans) bei Moscheles und wollte den Geldwert ersetzen. Da Moscheles nach Hamburg abreisen musste, holte Abraham Mendelssohn Bartholdy Erkundigungen über »J. G.« ein und konnte Moscheles am 24. Oktober 1835 nur mitteilen, dass der Schuldner am Vortag gestorben sei (weiterführend siehe ebenda, S. 309-313). Vgl. auch die Erwähnung der Angelegenheit in Brief gb-1835-12-31-01 Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 31. Dezember 1835, sowie im Brief von Lea Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles in London vom 12. Januar 1836 (D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 12,21. Druck: Moscheles, aus Moscheles’ Leben, Bd. 2, S. 1 f.). . Vielleicht diene ich dazu, ihm zu etwas wieder zu verhelfen. Leb wohl, geliebtes Kind! bleib gesund, erheitre Dich, und denke, daß Dein glückliches Leben meins bedingt. Sieh hübsch und freundlich aus, wenn Du Gevatter stehstwenn Du Gevatter stehst – siehe Kommentar zu Z.: ergrimmt über die Blumen und Körbe und Handschuhe.. Deine Hübschheit guckt auch v. Innen heraus. – KölpinKölpin, Ernst Heinrich Carl (1774-1846) wird nächstens über Dich raschenraschen – überraschen.. Er wird nebichnebich – leider, bedauerlicherweise; wohl von jidd. nebech, armes Ding. sehr vecchiarellovecchiarello – ital., altes Männlein., und will vor seinem Ende noch eine Schuld abmachen, die er vor 19 Jahren bei VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) und OnkelMendelssohn, Joseph (1770-1848) gemacht, d. h. er will beiden für 800 rt., 200 geben, wenn sie ihn v. aller fernern Verpflichtung lossprechen wollen, was ohne Zweifel geschehen wird. Die SchwesternHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) grüßen und schreiben nächstens.

            Berlin 5 Januar Vielen Dank für Deinen Br. v. Neujahr, mein herzgeliebtes Söhnchen! Gottlob, daß Du wohl bist. Hier war alles aufs Schändlichste verpipst mit der Herz zu reden, und über unsern Paul, der am Sylvesterabend sehr launig und erheiternd war, und den andern Morgen ein vomitif nehmen und zu Bett legen mußte, habe ich mich um so mehr beunruhigt, als Du weißt, daß ich ihn schon lange sehr übel aussehend fand, und meine eigne Heiserkeit und Husten so arg waren, daß ich ihn nicht selbst besuchen konnte. Hat man großes Unglück erlebt, so fürchtet man immer mehrere, und so wenig ängstlich ich auch bisher war, aus dem einfachen Grunde, als der Himmel mir fast lauter Glück gewährte, so zitternd und unruhig bin ich jetzt bei jedem Anlaß. – Paul war aber gestern schon wieder im comptoir und Abends bei uns; Hensel ist v. seinem heftigen Magenkrampf auch ziemlich wieder hergestellt. Ich kann mich nicht erwehren zu glauben, ein Soupé bei Gans, warmes Eßen in kaltem Zimmer, habe ihm die darauf folgende schlechte Nacht zugezogen. Menschen v. 40 Jahren die dem Appetit mehr als der Vernunft folgen, predigt man umsonst Moral. Das liebe zarte Sebastelchen habe ich in 9 Tagen nicht gesehen, weil ich nicht aus der warmen Stube gehen will, bis der leidige Husten aufhört: ich hoffe, er darf sich heut od. morgen herübertragen laßen. Das Wetter ist das Fürchterlichste und besonders Abwechselndste, deßen ich mich entsinnen kann. Schnee, Regen, Sturm, Thauen und Frost rennen hinter einander her. Näße ist freilich unserm Boden äußerst nöthig: wie betrübte es Vater, die Dürre im Herbst zu sehen, und wie oft sagte er, wir würden alle Bäume im Garten verlieren! Er dachte wohl nicht, daß wir unsern Stamm, unsre feste Eiche mit der edlen Krone fallen sehen würden!
Sei doch nicht so ergrimmt über die Blumen und Körbe und Handschuhe! und freue Dich, daß Du der Frau Deines lieben Arztes etwas Angenehmes erweisen kannst! Aus beifolgender Bilanz wirst Du sehen, daß Du Dir noch einige louisd’or spendiren kannst, mein Herz! und Mamas Kaße, wenn auch nicht zum Borgen, sondern zum Schenken, steht Dir immer offen.
Gelegentlich conferire mit Paul über die Anlegung Deines Geldes, mein Geliebter! Der gute Vater hatte Euch immer 5 Proc. Zinsen gegeben, da er als Kaufmann durch seine Geschicklichkeit und Einsicht auch mitunter wenigstens so viel daraus zu ziehen verstand. Die jetzigen Papiere, höre ich, sind aber entweder unsolide, oder die sichern tragen so geringe Zinsen und ihr Ankauf ist so theuer, daß man sich vorsehen muß. Du lebst in einer Handelsstadt, und obwohl Du Künstler bist, halte ichs für vernünftig, ja nothwendig, richtige Begriffe v. Anlegung und Benutzung des Geldes einzusammeln. Leider habe auch ich dies versäumt, trotz der besten Gelegenheit mich zu unterrichten, wozu Vater mich oft aufmunterte, wenn ich über meine Unwißenheit klagte. Ich lebte fast 31 Jahre in der glücklichsten Abhängigkeit?! wenn man das so nennen kann, in betreff des Geldes nie eine Art v. Sorge zu haben und nie auch die kleinste Einwendung oder Unzufriedenheit beim Verbrauch zu bemerken. Deßhalb, geliebter Sohn! erachtete ichs auch als strenge Schuldigkeit, der gewißenhafteste Verwalter meines Mannes in jedem Verhältniß zu sein. Wohl weiß ich, daß man mich oft für geizig gehalten. Ich wollte ihn aber nie dazu nöthigen, für meine und des Hausstandes Bedürfniße verdienen, erwerben zu müßen, und diese vernünftige Einrichtung belohnte sich auch dadurch, daß selbst in Zeiten großer Verluste unsre Wirthschaft nicht eingeschränkt zu werden brauchte. – Nachdem ich bei unsrer Verheirathung Ihm alles gegeben was ich besaß, nahm ich stets dankbar an, was ich gebrauchte, und – was so häufig ein Gegenstand des Streits in andern Ehen wird, hat nie, auch nur zur kleinsten Differenz unter uns Anlaß geworden. Sobald alle Geschäfte abgewickelt und meine Einkünfte bestimmt sind, werde ich meinen lieben Kindern den Zustand meiner Finanzen genau vorlegen, und darauf sinnen, möglichst gerecht und gleich eintheilend für Euch zu handeln. Söhne und Töchter sind mir gleich fest ans Herz gewachsen, und Falls der Tod mich so übereilen sollte, daß ich bis zu jenem Termin im Sommer nicht Zeit zu einer letztwilligen Verfügung hätte, mögen diese Zeilen als Dokument dienen, daß alles was mir zugehören sollte, völlig gleich unter Euch getheilt werde. Verheirathest Du Dich bei meinen Lebzeiten, so bekömmt Deine Frau eben so viel Schmuck als ich kürzlich vertheilt, wo nicht, soll es Dir an Geldeswerth angerechnet werden; eben so wie Dir zu Deiner Einrichtung und Aussteuer 1200 rt., so wie für Paul bestimmt sein sollen.
Walter ist v. der höchsten Liebenswürdigkeit und Pracht; nachdem ich gestern mit ihm Pferd gespielt, sagte er, nun reite einmal Kunst, Großmutter! Beim Basedow forderte er mich auf, ihm die Landkarten zu zeigen; „Die sind was für mich!“ – eine gute Dirichletsche Anlage!
Dr. Philipp, der mir eine lange Störung gemacht, erzählt v. einem 22jähr. Breslauer Studenten Valentin, der für eine Entdeckung den prix Monthyon v. 4000 francs in Paris gewonnen und nun mit Anträgen für deutsche Universitäten bestürmt werde, die er aber nicht annehme, weil er – ein zu frommer Jude sei. Es giebt doch noch immer Originale! – Für eine fortgesetzte Praxis Dieffenbachs ist leider wenig Hoffnung, indem er wirkl. die Rückenmarkschwindsucht haben soll, die ihn wie Gräfe, am fernern Operiren hindern wird. Wunder erzählt man aber auch v. seinem ausschweifenden Leben, er hat mehr Frauen und Kinder als Bouchers und Mösers 3 femmes et 4 enfans zusammengerechnet. – Hast Du den grenadier gefunden? und unbeschädigt? und ist Dir ein Br. v. Miss Alexander, wie mich dünkt, zugekommen? Ich will nächstens an Mosch. wegen seiner G. Angelegenheit schreiben. Vielleicht diene ich dazu, ihm zu etwas wieder zu verhelfen. Leb wohl, geliebtes Kind! bleib gesund, erheitre Dich, und denke, daß Dein glückliches Leben meins bedingt. Sieh hübsch und freundlich aus, wenn Du Gevatter stehst. Deine Hübschheit guckt auch v. Innen heraus. – Kölpin wird nächstens über Dich raschen. Er wird nebich sehr vecchiarello, und will vor seinem Ende noch eine Schuld abmachen, die er vor 19 Jahren bei Vater und Onkel gemacht, d. h. er will beiden für 800 rt., 200 geben, wenn sie ihn v. aller fernern Verpflichtung lossprechen wollen, was ohne Zweifel geschehen wird. Die Schwestern grüßen und schreiben nächstens.          
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Januar 1836</title> <incipit>Vielen Dank für Deinen Br. v. Neujahr, mein herzgeliebtes Söhnchen! Gottlob, daß Du wohl bist. Hier war alles aufs Schändlichste verpipst mit der Herz zu reden, und über unsern Paul, der am Sylvesterabend sehr launig</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 hinter der Datierung Jahresangabe »36« von fremder Hand; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 5-6 / 5 / 1], [R18 / 5 12 / No5], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="other">Felix Mendelssohn Bartholdys Jahresabschluss für 1835; heutiger Standort nicht bekannt.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-01-05">5. Januar 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirektor Felix Mendelsohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Leipzig</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin 5 Januar</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Vielen Dank für <title xml:id="title_bb5e2145-3ecc-415e-ad09-20fa97acf1e7">Deinen Br. v. Neujahr <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1836-01-01-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836</name> </title>, mein herzgeliebtes Söhnchen! Gottlob, daß Du wohl bist. Hier war alles aufs Schändlichste <hi n="1" rend="underline">verpipst</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_42504f1d-ce8e-44ab-98cb-84e905724595" xml:lang="de">verpipst – berlinisch, kränklich; von piepig (vgl. Hans Brendicke, Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I., in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 33, Berlin 1897, S. 161).</note> mit <persName xml:id="persName_3d535485-ff9c-4b06-afce-285fb11a95ec">der Herz<name key="PSN0111940" style="hidden" type="person">Herz, Henriette Julie (1764-1847)</name></persName> zu reden, und über unsern <persName xml:id="persName_90480135-c50d-4942-a04d-668acfa2cc94">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, der am <date cert="high" when="1835-12-31" xml:id="date_b7af2576-e626-485c-b096-678950a34c62">Sylvesterabend</date> sehr launig und erheiternd war, und den <date cert="high" when="1836-01-01" xml:id="date_d169ccca-8f7c-41b6-9aa5-06114123450d">andern Morgen</date> ein <hi rend="latintype">vomitif</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d8908c02-49cd-46a7-a8aa-449bd93c7714" xml:lang="fr ">vomitif – frz., Brechmittel.</note> nehmen und zu Bett legen mußte, habe ich mich um so mehr beunruhigt, als Du weißt, daß ich ihn schon lange sehr übel aussehend fand, und meine eigne Heiserkeit und Husten so arg waren, daß ich ihn nicht selbst besuchen konnte. Hat man großes Unglück erlebt, so fürchtet man immer mehrere, und so wenig ängstlich ich auch bisher war, aus dem einfachen Grunde, als der Himmel mir fast lauter Glück gewährte, so zitternd und unruhig bin ich jetzt bei jedem Anlaß. – <persName xml:id="persName_bdda9d36-e6d4-40da-aefd-5260bed81f53">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> war aber <date cert="high" when="1836-01-04" xml:id="date_0b97dc4a-9e0f-4f5b-a90b-0fbf2b1cd7a8">gestern</date> schon wieder im <persName xml:id="persName_83261821-453a-454a-b16d-2051f33ded3e"><hi rend="latintype">comptoir</hi><name key="PSN0113239" style="hidden" type="person">Mendelssohn &amp; Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d7773733-d5fa-4da2-b7a4-7273735b2ad2" xml:lang="de">Paul war aber gestern schon wieder im comptoir – Paul Mendelssohn Bartholdy war am 29. April 1833 als Angestellter in das von seinem Onkel Joseph Mendelssohn und dessen Sohn Alexander Mendelssohn geführte Bankhaus Mendelssohn &amp; Co. eingetreten. Siehe dazu Elbe, Paul Mendelssohn-Bartholdy, S. 45, und Sebastian Panwitz, Das Haus des Kranichs. Die Privatbankiers von Mendelssohn &amp; Co. (1795-1938), Berlin 2018, S. 91 ff.</note> und Abends bei uns; <persName xml:id="persName_6fec545d-051f-4220-ab79-adeb23dde932">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> ist v. seinem heftigen Magenkrampf auch ziemlich wieder hergestellt. Ich kann mich nicht erwehren zu glauben, ein <hi rend="latintype">Soupé</hi> bei <persName xml:id="persName_f793c40a-2c54-4b91-8deb-85976453c73f">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, warmes Eßen in kaltem Zimmer, habe ihm die darauf folgende schlechte Nacht zugezogen. Menschen v. 40 Jahren die dem Appetit mehr als der Vernunft folgen, predigt man umsonst Moral. Das liebe zarte <persName xml:id="persName_b3982b34-a7d8-4ab4-84ef-f7c7f2653558">Sebastelchen<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> habe ich in 9 Tagen nicht gesehen, weil ich nicht aus der warmen Stube gehen will, bis der leidige Husten aufhört: ich hoffe, er darf sich <date cert="high" when="1836-01-05" xml:id="date_9bd55ea1-508a-40dc-9f29-66df765beb3d">heut</date> od. <date cert="high" when="1836-01-06" xml:id="date_f19a5997-4bd6-4c6f-a654-d75901b5a5a4">morgen</date> herübertragen laßen. Das Wetter ist das Fürchterlichste und besonders Abwechselndste, deßen ich mich entsinnen kann. Schnee, Regen, Sturm, Thauen und Frost rennen hinter einander her. Näße ist freilich unserm Boden äußerst nöthig: wie betrübte es <persName xml:id="persName_0b9b7a92-e507-4148-acc0-36c76811e97b">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, die Dürre im Herbst zu sehen, und wie oft sagte er, wir würden alle Bäume im Garten verlieren! Er dachte wohl nicht, daß <hi n="1" rend="underline">wir</hi> unsern Stamm, <hi n="1" rend="underline">unsre</hi> feste Eiche mit der edlen Krone fallen sehen würden!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_da01e46d-0090-4aac-a2a4-71cfbc9cfad3" xml:lang="de">daß wir unsern Stamm … fallen sehen würden! – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 19. November 1835 gestorben.</note></p> <p>Sei doch nicht so ergrimmt über die Blumen und Körbe und Handschuhe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1e7df60d-d548-4eb2-bb13-507a636db1eb" xml:lang="de">ergrimmt über die Blumen und Körbe und Handschuhe – Mendelssohn war gemeinsam mit Juliane Friederike Auguste Clarus, der Ehefrau seines Hausarztes Johann Christian August Clarus, und weiteren Personen zum Gevatter für Henriette und Carl Voigts erste Tochter Ottilie gebeten worden. Die Taufe des Kindes fand am 4. Januar 1836 in der Leipziger Thomaskirche. Mendelssohn schilderte die Leipziger Gepflogenheiten einer Gevatterschaft im o. g. Brief vom 1. Januar 1836 (Z. 15 ff.).</note>! und freue Dich, daß Du <persName xml:id="persName_fdad4cb9-c998-4301-a9e3-ffbf9e83eba7">der Frau<name key="PSN0110407" style="hidden" type="person">Clarus, Juliane Friederike Auguste (1787-1852)</name></persName> Deines lieben <persName xml:id="persName_d096ce7b-367e-4604-874a-7fe494802433">Arztes<name key="PSN0110406" style="hidden" type="person">Clarus, Johann Christian August (1774-1854)</name></persName> etwas Angenehmes erweisen kannst! Aus beifolgender Bilanz<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_90ceb127-1f2f-4cb2-91f7-0e0be6638f38" xml:lang="de">beifolgender Bilanz – Felix Mendelssohn Bartholdys Jahresabschluss für 1835.</note> wirst Du sehen, daß Du Dir noch einige <hi rend="latintype">louisd’or</hi> spendiren kannst, mein Herz! und <hi rend="latintype">Mamas</hi> Kaße, wenn auch nicht zum Borgen, sondern zum Schenken, steht Dir immer offen.</p> <p>Gelegentlich conferire mit <persName xml:id="persName_58460c1b-1a68-401f-a299-6049e137c6c9">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> über die Anlegung Deines Geldes, mein Geliebter! Der gute <persName xml:id="persName_ee51726e-e59a-4bbf-b12b-dac877d2987e">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> hatte Euch immer 5 Proc. Zinsen gegeben, da er als Kaufmann durch seine Geschicklichkeit und Einsicht auch mitunter wenigstens so viel daraus zu ziehen verstand. Die jetzigen Papiere, höre ich, sind aber entweder unsolide, oder die sichern tragen so geringe Zinsen und ihr Ankauf <add place="above">ist<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></add> so theuer, daß man sich vorsehen muß. Du lebst in einer<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Handelsstadt, und obwohl Du Künstler bist, halte ichs für vernünftig, ja nothwendig, richtige Begriffe v. Anlegung und Benutzung des Geldes einzusammeln. Leider habe auch ich dies versäumt, trotz der besten Gelegenheit mich zu unterrichten, wozu Vater mich oft aufmunterte, wenn ich über meine Unwißenheit klagte. Ich lebte fast 31 Jahre in der glücklichsten Abhängigkeit?! wenn man das so nennen kann, in betreff des Geldes nie eine Art v. Sorge zu haben und nie auch die kleinste Einwendung oder Unzufriedenheit beim Verbrauch zu bemerken. Deßhalb, geliebter Sohn! erachtete ichs auch als strenge Schuldigkeit, der gewißenhafteste Verwalter meines Mannes in jedem Verhältniß zu sein. Wohl weiß ich, daß man mich oft für geizig gehalten. Ich wollte ihn aber nie dazu nöthigen, für meine und des Hausstandes Bedürfniße verdienen, erwerben zu <hi n="1" rend="underline">müßen</hi>, und diese vernünftige Einrichtung belohnte sich auch dadurch, daß selbst in Zeiten großer Verluste unsre Wirthschaft nicht eingeschränkt zu werden brauchte. – Nachdem ich bei unsrer Verheirathung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ded6ebc-1088-4859-92aa-182a32cda2c7" xml:lang="de">unsrer Verheirathung – Abraham Mendelssohn und Lea Mendelssohn hatten am 26. Dezember 1804 in Berlin geheiratet. Vgl. Jüdische Trauungen in Berlin, 1759-1813. Mit Ergänzungen für die Jahre von 1723 bis 1759, bearbeitet und hrsg. von Jacob Jacobson (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 28 / Quellenwerke, Bd. 4), Berlin 1968, S. 472.</note> Ihm alles <corr resp="writer">gegeben</corr>gegeben <corr resp="writer">gegeben</corr><corr>egeben</corr>was ich besaß, nahm ich stets dankbar an, was ich gebrauchte, und – was so häufig ein Gegenstand des Streits in andern Ehen wird, hat nie, auch nur zur kleinsten Differenz unter uns Anlaß <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_b2ddb421-ce0b-4d71-a55b-8d75f8222e9e"> <corr resp="writer">gegeben</corr> <sic resp="writer">geworden</sic> </choice>. Sobald alle Geschäfte abgewickelt und meine Einkünfte bestimmt sind, werde ich meinen lieben <persName xml:id="persName_f068d6a5-b2c7-4cf4-8721-cd2049177753">Kindern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> den Zustand meiner Finanzen genau vorlegen, und darauf sinnen, möglichst gerecht und gleich eintheilend für Euch zu handeln. Söhne und Töchter sind mir gleich fest ans Herz gewachsen, und <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_e51f3df6-db97-44e7-84dd-c28b4b178561"> <sic resp="writer">Falls</sic> <corr resp="editor">falls</corr> </choice> der Tod mich so übereilen sollte, daß ich bis zu jenem Termin im Sommer nicht Zeit zu einer letztwilligen Verfügung hätte, mögen diese Zeilen als Dokument dienen, daß alles was mir zugehören sollte, völlig gleich unter Euch getheilt werde. Verheirathest Du Dich bei meinen Lebzeiten, so bekömmt Deine Frau eben so viel Schmuck als ich kürzlich vertheilt, wo nicht, soll es Dir an Geldeswerth angerechnet werden; eben so wie Dir zu Deiner Einrichtung und Aussteuer 1200 rt., so wie für Paul bestimmt sein sollen.</p> <p><persName xml:id="persName_50a42692-7f3e-4d4c-96db-5e3190946b9b">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> ist v. der höchsten Liebenswürdigkeit und Pracht; nachdem ich <date cert="high" when="1836-01-04" xml:id="date_c8b9f85c-f766-42ac-9b76-ce6cf8d68a0e">gestern</date> mit ihm Pferd gespielt, sagte er, nun reite einmal <hi n="1" rend="underline">Kunst</hi>, Großmutter! Beim <title xml:id="title_d0a06172-f9d3-4af4-b4a9-5c9727088877">Basedow<name key="PSN0116125" style="hidden" type="author">Basedow, Johann Bernhard (1724–1790)</name><name key="CRT0111679" style="hidden" type="literature">Das Basedowische Elementarwerk. Ein geordneter Vorrath aller nöthigen Erkenntniß. Zum Unterrichte der Jugend</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bdb3872a-f0b0-4acd-9c69-12efd758f81c" xml:lang="de">Basedow – eine Ausgabe von Johann Bernhard Basedows Elementarwerk (die 1. Auflage war 1774 in Dessau in vier Bänden erschienen) mit Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki.</note> forderte er mich auf, ihm die Landkarten zu zeigen; „Die sind was für mich!“ – eine gute <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a7845122-6755-4ed9-b371-8a676625842b">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi>sche Anlage!</p> <p>Dr. Philipp, der mir eine lange Störung gemacht, erzählt v. einem 22jähr. <placeName xml:id="placeName_94f945b6-7b69-437d-bffb-7456a0cc5724">Breslauer<settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Studenten <persName xml:id="persName_4ed1ab29-1459-4294-9e7a-a0e1fb790552">Valentin<name key="PSN0120253" style="hidden" type="person">Valentin, Gabriel Gustav (1810-1883)</name></persName>, der für eine Entdeckung den <hi rend="latintype">prix Monthyon</hi> v. 4000 <hi rend="latintype">francs</hi> in <placeName xml:id="placeName_240ea17a-1b44-4339-9161-141e4a8fca7b">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> gewonnen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_898ccca9-da38-4e11-9b71-07af31b416ed" xml:lang="de">einem 22jähr. Breslauer Studenten Valentin, der für eine Entdeckung den prix Monthyon v. 4000 francs in Paris gewonnen – Ende des Jahres 1835 erhielt der 1810 geborene Physiologe und 1832 in Breslau zum Dr. med. promovierte Gabriel Gustav Valentin von der Pariser Academie des sciences den »Grand Prix des sciences physiques« für eine Arbeit über die Histologie der Pflanzen- und Tierentwicklung verliehen (die Schrift blieb unveröffentlicht). Die Ehrung ist nicht mit dem »Prix Montyon«, einem nach seinem Stifter, dem französischen Ökonomen und Philanthropen Antoine Jean Baptiste Robert Auget de Montyon (1733-1820), benannten Preis identisch. Dieser wurde jährlich in mehreren Fächern verliehen. Valentin wurde 1836 als Professor für Physiologie und Tieranatomie an die kurz zuvor eröffnete Universität Bern berufen.</note> und <hi n="1" rend="underline">nun</hi> mit Anträgen für deutsche Universitäten bestürmt werde, die er aber nicht annehme, weil er – ein zu frommer Jude sei. Es giebt doch noch immer Originale! – Für eine <seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> fortgesetzte Praxis <persName xml:id="persName_51f7382c-7c28-4d38-9f84-96f13410fd0c">Dieffenbachs<name key="PSN0110650" style="hidden" type="person">Dieffenbach, Johann Friedrich (1792-1847)</name></persName> ist leider wenig Hoffnung, indem er wirkl. die Rückenmarkschwindsucht haben soll, die ihn wie <persName xml:id="persName_2aa15ba5-b348-41f9-9e99-bff3b035528c">Gräfe<name key="PSN0119693" style="hidden" type="person">Gräfe, Carl Ferdinand von (1787-1840)</name></persName>, am fernern Operiren hindern wird. Wunder erzählt man aber auch v. seinem ausschweifenden Leben, er hat mehr Frauen und Kinder als <persName xml:id="persName_93eec4a7-b247-426c-886b-c5d88e2dd9ad"><hi rend="latintype">Bouchers</hi><name key="PSN0110054" style="hidden" type="person">Boucher, Alexandre Jean (1778-1861)</name></persName> und <persName xml:id="persName_cb37d6b8-5437-4331-88ce-797474257c45">Mösers<name key="PSN0113371" style="hidden" type="person">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> 3 <hi rend="latintype">femmes</hi> et 4 <hi rend="latintype">enfans</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_baf217ef-ee91-46e9-b37c-166e9f3e9dfb" xml:lang="de">Bouchers und Mösers 3 femmes et 4 enfans – Es ist nicht klar, worauf Lea Mendelssohn Bartholdy hier anspielte: Der französische Geiger Alexandre Jean Boucher war seit 1806 mit der Harfenistin Céleste Gallyot verheiratet. Das Ehepaar hatte wohl nur ein Kind, den vermutlich 1807 geborenen Sohn Charles Albert Boucher. Der in Berlin wirkenden königliche Konzertmeister Carl Moeser war mehrmals verheiratet. Der dritten (vierten ?) Ehe mit der Sopranistin Louise Bronner (geb. 1805) entstammt der Sohn August (1825-1859), der ebenfalls Geiger wurde.</note> zusammengerechnet. – Hast Du den <hi rend="latintype">grenadier</hi> gefunden?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0c23993a-f1c5-42ea-8d41-5b2c3b2daff1" xml:lang="de">Hast Du den grenadier gefunden? – vermutlich ein Bild oder eine Figur, die Mendelssohn als Weihnachtsgeschenk erhalten hatte. Siehe Brief fmb-1835-12-29-01 (Brief Nr. 1273) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 29. Dezember 1835, Z. 60: »Den Grenadier habe ich gefunden, er liegt auf meinem Tische, und ich danke Dir noch vielmal dafür.«</note> und unbeschädigt? und ist Dir <title xml:id="title_167cfff8-dac4-4d46-b868-29f3ff7a35d8">ein Br. <name key="PSN0109428" style="hidden" type="author">Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)</name> <name key="gb-1835-12-22-01" style="hidden" type="letter">Anna-Joanna Alexander an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 22. Dezember 1835</name> </title> v. <persName xml:id="persName_abe37ec1-1aef-4317-a0b8-6b4764a6a26f"><hi rend="latintype">Miss Alexander</hi><name key="PSN0109428" style="hidden" type="person">Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)</name></persName>, wie mich dünkt, zugekommen? Ich will nächstens an <persName xml:id="persName_83f258c4-ec52-42cb-b502-2df0defb6017">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> wegen seiner <persName xml:id="persName_113ce665-6eb9-46bd-a650-aec1604887ce">G.<name key="PSN0120269" style="hidden" type="person">Gans, J. (?-1835)</name></persName> Angelegenheit schreiben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8e481460-c620-46a1-b61b-a45bfcdcaadc" xml:lang="de">an Mosch. wegen seiner G. Angelegenheit schreiben – Moscheles waren 1823 in Paris verschiedene Sachen gestohlen worden, darunter eine »Dose der Herzogin von Berry, ein silbernes Kaffee-Service, ein antiker Ring, eine Venetianerkette und andere Werthsachen«. Damals kam ein Literat, ein Bekannter von Maurice Schlesinger, in Verdacht, den Diebstahl verübt zu haben (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 77 f.). Während Moscheles’ kurzem Aufenthalt in Berlin Mitte Oktober 1835 meldete sich der Täter (ein nicht identifizierbarer »J. G.«, Verwandter von Eduard Gans) bei Moscheles und wollte den Geldwert ersetzen. Da Moscheles nach Hamburg abreisen musste, holte Abraham Mendelssohn Bartholdy Erkundigungen über »J. G.« ein und konnte Moscheles am 24. Oktober 1835 nur mitteilen, dass der Schuldner am Vortag gestorben sei (weiterführend siehe ebenda, S. 309-313). Vgl. auch die Erwähnung der Angelegenheit in Brief gb-1835-12-31-01 Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 31. Dezember 1835, sowie im Brief von Lea Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles in London vom 12. Januar 1836 (D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 12,21. Druck: Moscheles, aus Moscheles’ Leben, Bd. 2, S. 1 f.). </note>. Vielleicht diene ich dazu, ihm zu etwas wieder zu verhelfen. <seg type="closer">Leb wohl, geliebtes Kind! bleib gesund, erheitre Dich, und denke, daß Dein glückliches Leben meins bedingt.</seg> Sieh hübsch und freundlich aus, wenn Du Gevatter stehst<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_997cc758-215f-4c49-8ee8-265bb4b6ab61" xml:lang="de">wenn Du Gevatter stehst – siehe Kommentar zu Z.: ergrimmt über die Blumen und Körbe und Handschuhe.</note>. Deine Hübschheit guckt auch v. Innen heraus. – <persName xml:id="persName_bd07e990-f030-4bff-8078-6df8e3d82425">Kölpin<name key="PSN0112480" style="hidden" type="person">Kölpin, Ernst Heinrich Carl (1774-1846)</name></persName> wird nächstens über Dich raschen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_becc7480-6359-4dca-b249-52c8a811ae3b" xml:lang="de">raschen – überraschen.</note>. Er wird <hi rend="latintype">nebich</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b0d329fd-a616-46f5-9587-3f976c72226b" xml:lang="yi ">nebich – leider, bedauerlicherweise; wohl von jidd. nebech, armes Ding.</note> sehr <hi rend="latintype">vecchiarello</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c253e901-36d9-4c5b-bcba-ce52543fed6b" xml:lang="it ">vecchiarello – ital., altes Männlein.</note>, und will vor seinem Ende noch eine Schuld abmachen, die er vor <hi n="1" rend="underline">19</hi> Jahren bei <persName xml:id="persName_90808db0-c6d2-498a-8470-8b2d8bc31353">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a678bf25-7041-42e8-9b1d-dd21aee0d8a9">Onkel<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> gemacht, d. h. er will beiden für 800 rt., 200 geben, wenn sie ihn v. aller fernern Verpflichtung lossprechen wollen, was ohne Zweifel geschehen wird. Die <persName xml:id="persName_8f0232e0-c5fb-408a-a62a-3b343fe6a8aa">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> grüßen und schreiben nächstens.</p> </div> </body> </text></TEI>