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gb-1835-12-31-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 31. Dezember 1835 Dank, daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft geschrieben, und wohlbehalten angekommen bist; hier ist auch alles wohl; Mutters Erkältung, die ein paar Tage recht stark war, wieder sehr im Abnehmen, Sebastian munter, Walter, in Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 29. Dezember 1835 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. Januar 1836 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 30/195. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 31. Dezember 1835 Dank, daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft geschrieben, und wohlbehalten angekommen bist; hier ist auch alles wohl; Mutters Erkältung, die ein paar Tage recht stark war, wieder sehr im Abnehmen, Sebastian munter, Walter, in

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 hinter der Datierung Jahresangabe »35.« von fremder Hand; S. 4 Adresse von Fanny Hensels Hand, 1 Poststempel [BERLIN 4-5 / 31/12], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

31. Dezember 1835 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Herrn Herrn Musikdirector Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. frei.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 31sten December

Dank, daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft geschrieben<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-12-29-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 29. Dezember 1835</name> daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft geschrieben – Felix Mendelssohn Bartholdy war am 27. Dezember 1835 nach seinem Weihnachts-Aufenthalt von Berlin aufgebrochen und am 28. Dezember 1835 mittags um 13 Uhr in Leipzig eingetroffen. Siehe die diesbezügliche Mitteilung in Brief fmb-1835-12-29-01 (Brief Nr. 1273) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 29. Dezember 1835., und wohlbehalten angekommen bist; hier ist auch alles wohl; MuttersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Erkältung, die ein paar Tage recht stark war, wieder sehr im Abnehmen, SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) munter, WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887), in Hut und Mantel gewickelt, besucht ihn alle Morgen, und soll, so wie das Schneegestöber aufhört, wieder ausgehn; Dein KlavierDein Klavier – Mendelssohns Flügel der englischen Klavierfabrik John Broadwood & Sons. steht in der chamois-Stubeder chamois-Stube – Das sogenannte »Chamois-Zimmer« im Wohnhaus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 hatte eine mit Weinlaubmotiven verzierte Wand. Chamois ist ein bräunlich gelber Farbton, benannt nach der Farbe der Gämse (frz. chamois). Das Zimmer beschrieb Rebecka Mendelssohn Bartholdy am Beginn von Brief gb-1829-09-09-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Hermann Franck an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 8. und 9. September 1829. gewärmt, ich habe es schon Montag transportiren lassen, und sehe es immer an, wenn ich durchgehe, und denke dabei an viel vergangnes. Du hast Recht, ich begreife jetzt selbst nicht, wie das liebe alte Thier so verlassen stehen konnte, in solch altem Möbel steckt stecken doch immer Geschichte, namentlich in diesem, es soll auch nächstens gestimmt werden.

Dir ist der Abschied von uns schwer geworden, mir war nie einer so schrecklich, wenn Du auch auf viel längere Zeit gingst, als ich jetzt denke daß die Trennung dauern wird. Abends spät schrieb ich Dir noch, schicke aber lieber den Brief nicht ab. Und wie Du nicht mehr mit Deinem gelben Tuch im Bette lagst, wie WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887), als ich in die Schlafstube kam, gerade aus dem Schlaf sprach: Onkel Felix, und den andern Morgen gleich fragte: also wer macht mir heute einen Kuchen! Kinder verstehen es, wie sonst Niemand, einen zum Weinen und zum Lachen zu bringen.

|2| Deine verordneten Spatziergänge wirst Du doch wohl in dem Hundewetter nicht machen; ich war noch nicht vor der Thür, und wünsche sehnlichst etwas Luft.

Deinen Papierbogen habe ich gleich gefundenDeinen Papierbogen habe ich gleich gefunden – ein von der Schwester Rebecka geschenkter Zeichenbogen, den Mendelssohn in Berlin vergaß; vgl. Brief fmb-1835-12-29-01 (Brief Nr. 1273) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 29. Dezember 1835, Z. 42 ff., und schicke ihn nächstens.

Nun mögen die Andern schreiben, ich mir zittert die Hand so, weil ich mich mit den LeutenLeuten – Bediensteten. geärgert habe, das einzige beinahe, was mich jetzt noch ärgert. Wann werden wir durch Dampf bedient werden? Das wäre meine goldne Zeit. Adieu.

Rebecka Lejeune Dirichlet
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Vielen, vielen Dank für Deinen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-12-29-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 29. Dezember 1835</name> und M.sMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)Moscheles, Charlotte (1805-1889) Brief <name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name> <name key="gb-1835-12-28-01" style="hidden" type="letter">Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, vor dem 29. Dezember 1835</name> Deinen und M.s Brief – Mit seinem o. g. Brief vom 29. Dezember 1835 hatte Mendelssohn der Mutter Brief gb-1835-12-28-01 Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, London, vor dem 29. Dezember 1835, zugesandt. Siehe ebenda, Z. 58: »Von Moscheles und seiner Frau habe ich inliegenden Brief«.. Ich sehe meine Schwachheit für die kleine herrliche FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) immer mehr gerechtfertigt, ja wenn Du nur auch so ein Charlottchen fändest! so schick ich prænumerandoprænumerando – im Voraus (von lat. prae, vor, und numerare, zählen, zahlen). meinen Segen.

Der arme Waterloo GrenadierDer arme Waterloo Grenadier – vermutlich ein Bild oder eine Figur, die Mendelssohn als Weihnachtsgeschenk erhielt. Vgl. auch den o. g. Brief an die Mutter vom 29. Dezember 1835, Z. 60: »Den Grenadier habe ich gefunden, er liegt auf meinem Tische, und ich danke Dir noch vielmal dafür.« steckt in einer Deiner Hemden, liebes Söhnlein! Wenn Du ihn mir nicht beim Entfalten auf die Erde fallen läßest! Nächstens wird NathanNathan, Wolff (1810-1877) an DoxatDoxat & Co., Bankhaus in London schreiben und da will ich an Mosch.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) wegen seiner Angelegenheit mit G.Gans, J. (?-1835)Mosch. … seiner Angelegenheit mit G. – Moscheles waren 1823 in Paris verschiedene Sachen gestohlen worden, darunter eine »Dose der Herzogin von Berry, ein silbernes Kaffee-Service, ein antiker Ring, eine Venetianerkette und andere Werthsachen«. Damals kam ein Literat, ein Bekannter von Maurice Schlesinger, in Verdacht, den Diebstahl verübt zu haben (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 77 f.). Während Moscheles’ kurzem Aufenthalt in Berlin Mitte Oktober 1835 meldete sich der Täter (ein nicht identifizierbarer »J. G.«, Verwandter von Eduard Gans) bei Moscheles und wollte den Geldwert ersetzen. Da Moscheles nach Hamburg abreisen musste, holte Abraham Mendelssohn Bartholdy Erkundigungen über »J. G.« ein und konnte Moscheles am 24. Oktober 1835 nur mitteilen, dass der Schuldner am Vortag gestorben sei (weiterführend siehe ebenda, S. 309-313). Vgl. auch die Erwähnung der Angelegenheit in Brief gb-1836-01-05-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 5. Januar 1836. das Erforderliche wißen laßen, um ihm wo möglich, zu seinem so schmählich verlornen Gelde zu verhelfen. Wie sehr erfreut mich die wahre Anhänglichkeit die diese lieben Leute für Dich haben! – Ich bin nun auch durch das epidemische SchnupfenfieberFegefeuer das im Hause graßirt, das mit gewaltigem Husten anfing und mit ewigem Nießen und Trompetenschnauz endigt. Wie so ist die Nase nun ein unbedeutenderer Leibestheil als Hals oder Brust? zu läugnen stehts nichts. – Gestern Abend waren RosaliensMendelsohn, Familie von → Rosalie M., NobilingNobiling, Carl Philipp (1799-1863) und MarieMendelssohn, Marie Josephine (1822-1891) und MargretchenMendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890) hier; erster schläferte mich etwas ein, und da war WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) ein narkotisches Gegenmittel. Du weißt wie ihn Farben intereßiren; er bemerkte gleich, RosalieMendelsohn, Rosalie, die er Frau Salge nannte, hätte breite blaue Bänder und die Bänder wären offen, und 1 braunes Kleid etc. Zu EmilienMendelsohn, Magdalena Emilie sagte er, Du sprichst; und als sie vertrauensvoll fragte, sprech ich gut oder viel, sagte er freimüthig: viel! – Es geht doch nichts über Kinder und ihren Freimuth! – Schon 2mal hat mich Mde. RobertRobert-Tornow, Ernestine (1794-1846) höchst theilnehmend und lange besucht. Als ich VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) noch hatte, ließ sie mir die größten avancenavancen – frz., Vorteil, hier: Freundlichkeiten. s m agensagen – »s« korrigiert aus »m«., und ich bin nun einmal so dumm, mich vor einer |3| Freundlichkeit nicht verschließen zu können. Besonders nicht, wenn sie in eine Epoche fällt, wo man mehr als gewöhnlich weich und empfänglich gestimmt ist.

Die liebe herzliche BendemannBendemann, Fanny Eleonore (1778-1857) bedauert wirklich aufrichtig Dich nicht gesehen zu haben. Wenn Sie Dir irgendwo begegnet, sei ihr doch ja freundlich. Sie ist so theilnehmend gut und natürlich bei diesem Mitgefühl, daß es tröstend auf mich wirkt.

Du bist jetzt ein so guter lieber Kerl, daß Du hoffentlich die Leute die Dich an der Post und auf Deinem Zimmer bewillkommneten, nicht, trotz innerlicher Verdrießlichkeit angeschnauzt haben wirst: meynen sie es doch gut, wenns zu Deiner Stimmung auch nicht paßte, und so’n Gebrumme schreckt sie unverdienterweise zurück. Doch Du wirst ihnen aus Deiner Vorrathskammer Liebenswürdigkeit schon aufgetischt haben, wovon sie sich ernähren konnten. Laß mich ja genau wißen, was Du arbeitest und wie Dir ist, mein Herz! – Dir.sDirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D. und ich hausen sehr gutDir.s und ich hausen sehr gut – Am Tag der Beerdigung von Abraham Mendelssohn Bartholdy, dem 23. November 1835, wurde der Beschluss gefasst, dass die Familie Dirichlet vom Gartentrakt in das Vorderhaus zu Lea Mendelssohn Bartholdy ziehen würde. Vgl. Fanny Hensels Tagebuch: »Um Neujahr zogen Dirichlets zur Mutter und fingen an gemeinschaftlich zu wirthschaften« (Hensel, Tagebücher, S. 81, Eintrag vom 8. Juli 1839)., und alle valetaillevaletaille – frz., Dienerschaft. der Welt soll uns nicht stören.

Lea Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

Mein lieber Felix, ich weiß Dir wenig zu sagen, denn wenn auch ich hinzufüge, daß mir noch fast kein Abschied so schwer geworden ist, so bin ich erst die dritte die es sagt, und es ist doch darum nicht weniger wahr. Als ich hinüberkam, fand ich SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) noch in Thränen um Dich. Er ist jetzt, bis auf einen Rest Husten, sehr wohl, schläft und ißt eben mit vielem Appetit sein Mittagbrodt. Ich fühle es seit dem Unglück immer tiefer, daß wir nicht zusammen leben. Man hofft und projektirt, und mit einem Mal ists aus. Der Gedanke war mir nie so nah gekommen. Nun ists schon im 7ten Jahr, daß wir nicht mehr dauernd zusammen sindNun ists schon im 7ten Jahr, daß wir nicht mehr dauernd zusammen sind – Seit seiner ersten Englandreise, die im April 1829 begonnen hatte, lebte Felix Mendelssohn Bartholdy hauptsächlich noch besuchsweise bei der Familie in Berlin.. Könnt es doch anders seyn! Bis dahin bin ich immer noch mit LeipzigLeipzigDeutschland am zufriedensten, wo man sich wenigstens in einem Tage erreichen kann. Leb wohl, mein Alter. Die ausgeschriebenen StimmenDie ausgeschriebenen Stimmen – nicht ermittelt. bekomme ich erst übermorgen. Du wirst mir doch den Auszug nicht gar zu schnell wieder nehmen, wer weiß, wann ich die paar nöthigen Leute zusammenbringe!

Deine Fanny.
            Berlin den 31sten December Dank, daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft geschrieben, und wohlbehalten angekommen bist; hier ist auch alles wohl; Mutters Erkältung, die ein paar Tage recht stark war, wieder sehr im Abnehmen, Sebastian munter, Walter, in Hut und Mantel gewickelt, besucht ihn alle Morgen, und soll, so wie das Schneegestöber aufhört, wieder ausgehn; Dein Klavier steht in der chamois-Stube gewärmt, ich habe es schon Montag transportiren lassen, und sehe es immer an, wenn ich durchgehe, und denke dabei an viel vergangnes. Du hast Recht, ich begreife jetzt selbst nicht, wie das liebe alte Thier so verlassen stehen konnte, in solch altem Möbel stecken doch immer Geschichte, namentlich in diesem, es soll auch nächstens gestimmt werden.
Dir ist der Abschied von uns schwer geworden, mir war nie einer so schrecklich, wenn Du auch auf viel längere Zeit gingst, als ich jetzt denke daß die Trennung dauern wird. Abends spät schrieb ich Dir noch, schicke aber lieber den Brief nicht ab. Und wie Du nicht mehr mit Deinem gelben Tuch im Bette lagst, wie Walter, als ich in die Schlafstube kam, gerade aus dem Schlaf sprach: Onkel Felix, und den andern Morgen gleich fragte: also wer macht mir heute einen Kuchen! Kinder verstehen es, wie sonst Niemand, einen zum Weinen und zum Lachen zu bringen.
 Deine verordneten Spatziergänge wirst Du doch wohl in dem Hundewetter nicht machen; ich war noch nicht vor der Thür, und wünsche sehnlichst etwas Luft.
Deinen Papierbogen habe ich gleich gefunden, und schicke ihn nächstens.
Nun mögen die Andern schreiben, ich mir zittert die Hand so, weil ich mich mit den Leuten geärgert habe, das einzige beinahe, was mich jetzt noch ärgert. Wann werden wir durch Dampf bedient werden? Das wäre meine goldne Zeit. Adieu.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Vielen, vielen Dank für Deinen und M. s Brief . Ich sehe meine Schwachheit für die kleine herrliche Frau immer mehr gerechtfertigt, ja wenn Du nur auch so ein Charlottchen fändest! so schick ich prænumerando meinen Segen.
Der arme Waterloo Grenadier steckt in einer Deiner Hemden, liebes Söhnlein! Wenn Du ihn mir nicht beim Entfalten auf die Erde fallen läßest! Nächstens wird Nathan an Doxat schreiben und da will ich an Mosch. wegen seiner Angelegenheit mit G. das Erforderliche wißen laßen, um ihm wo möglich, zu seinem so schmählich verlornen Gelde zu verhelfen. Wie sehr erfreut mich die wahre Anhänglichkeit die diese lieben Leute für Dich haben! – Ich bin nun auch durch das epidemische SchnupfenfieberFegefeuer das im Hause graßirt, das mit gewaltigem Husten anfing und mit ewigem Nießen und Trompetenschnauz endigt. Wie so ist die Nase nun ein unbedeutenderer Leibestheil als Hals oder Brust? zu läugnen stehts nichts. – Gestern Abend waren Rosaliens, Nobiling und Marie und Margretchen hier; erster schläferte mich etwas ein, und da war Walter ein narkotisches Gegenmittel. Du weißt wie ihn Farben intereßiren; er bemerkte gleich, Rosalie, die er Frau Salge nannte, hätte breite blaue Bänder und die Bänder wären offen, und 1 braunes Kleid etc. Zu Emilien sagte er, Du sprichst; und als sie vertrauensvoll fragte, sprech ich gut oder viel, sagte er freimüthig: viel! – Es geht doch nichts über Kinder und ihren Freimuth! – Schon 2mal hat mich Mde. Robert höchst theilnehmend und lange besucht. Als ich Vater noch hatte, ließ sie mir die größten avancen magen, und ich bin nun einmal so dumm, mich vor einer Freundlichkeit nicht verschließen zu können. Besonders nicht, wenn sie in eine Epoche fällt, wo man mehr als gewöhnlich weich und empfänglich gestimmt ist.
Die liebe herzliche Bendemann bedauert wirklich aufrichtig Dich nicht gesehen zu haben. Wenn Sie Dir irgendwo begegnet, sei ihr doch ja freundlich. Sie ist so theilnehmend gut und natürlich bei diesem Mitgefühl, daß es tröstend auf mich wirkt.
Du bist jetzt ein so guter lieber Kerl, daß Du hoffentlich die Leute die Dich an der Post und auf Deinem Zimmer bewillkommneten, nicht, trotz innerlicher Verdrießlichkeit angeschnauzt haben wirst: meynen sie es doch gut, wenns zu Deiner Stimmung auch nicht paßte, und so’n Gebrumme schreckt sie unverdienterweise zurück. Doch Du wirst ihnen aus Deiner Vorrathskammer Liebenswürdigkeit schon aufgetischt haben, wovon sie sich ernähren konnten. Laß mich ja genau wißen, was Du arbeitest und wie Dir ist, mein Herz! – Dir. s und ich hausen sehr gut, und alle valetaille der Welt soll uns nicht stören.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Mein lieber Felix, ich weiß Dir wenig zu sagen, denn wenn auch ich hinzufüge, daß mir noch fast kein Abschied so schwer geworden ist, so bin ich erst die dritte die es sagt, und es ist doch darum nicht weniger wahr. Als ich hinüberkam, fand ich Sebastian noch in Thränen um Dich. Er ist jetzt, bis auf einen Rest Husten, sehr wohl, schläft und ißt eben mit vielem Appetit sein Mittagbrodt. Ich fühle es seit dem Unglück immer tiefer, daß wir nicht zusammen leben. Man hofft und projektirt, und mit einem Mal ists aus. Der Gedanke war mir nie so nah gekommen. Nun ists schon im 7ten Jahr, daß wir nicht mehr dauernd zusammen sind. Könnt es doch anders seyn! Bis dahin bin ich immer noch mit Leipzig am zufriedensten, wo man sich wenigstens in einem Tage erreichen kann. Leb wohl, mein Alter. Die ausgeschriebenen Stimmen bekomme ich erst übermorgen. Du wirst mir doch den Auszug nicht gar zu schnell wieder nehmen, wer weiß, wann ich die paar nöthigen Leute zusammenbringe!
Deine Fanny.          
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Dezember 1835</title> <incipit>Dank, daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft geschrieben, und wohlbehalten angekommen bist; hier ist auch alles wohl; Mutters Erkältung, die ein paar Tage recht stark war, wieder sehr im Abnehmen, Sebastian munter, Walter, in</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 hinter der Datierung Jahresangabe »35.« von fremder Hand; S. 4 Adresse von Fanny Hensels Hand, 1 Poststempel [BERLIN 4-5 / 31/12], Siegel.</p> <handDesc hands="3"> <p>Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-12-31" xml:id="date_637f0f0b-312f-4fb3-822f-3e7828e7f4c5">31. Dezember 1835</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_041db0e0-670b-4364-878f-b3115acf43c8">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_0a275e02-8b03-49e7-a16d-22cc9a20152e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_9880f0b4-e672-4d79-988e-a968ae6bfb09">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_76ab83f0-fc96-4c13-8101-0acf536ea5fe"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_60ee9db0-165d-4aa8-b82f-b6ee1432f8ce">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_59db9f40-56f6-4640-8aab-4936e2f5b20b"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_c13315d4-c46a-49ac-bc04-cc629f54e462"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Musikdirector Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Leipzig.</addrLine> <addrLine>frei.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_cec33082-5898-43ca-ac40-be36a93c3936"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_cb0c2871-30ab-4cb6-8d23-e3690efb1b25">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b6790ab7-7bdd-4d11-a8d1-6afa7b54e4c4">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1835-12-31" xml:id="date_206025d8-a44e-41da-ac1d-87c5f5340c0c">31sten December</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Dank, daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft <title xml:id="title_dddf4a04-0661-43c4-aff1-2de8f8cbd3bf">geschrieben<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-12-29-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 29. Dezember 1835</name> </title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_283843bf-0e1b-444d-b42f-c895136f596c" xml:lang="de">daß Du uns gleich nach Deiner Ankunft geschrieben – Felix Mendelssohn Bartholdy war am 27. Dezember 1835 nach seinem Weihnachts-Aufenthalt von Berlin aufgebrochen und am 28. Dezember 1835 mittags um 13 Uhr in Leipzig eingetroffen. Siehe die diesbezügliche Mitteilung in Brief fmb-1835-12-29-01 (Brief Nr. 1273) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 29. Dezember 1835.</note>, und wohlbehalten angekommen bist; hier ist auch alles wohl; <persName xml:id="persName_5cf80f82-02f4-43d8-88bd-c03e947d62d5">Mutters<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Erkältung, die ein paar Tage recht stark war, wieder sehr im Abnehmen, <persName xml:id="persName_84870999-88b2-4f6d-92e1-0ca5f51eae89">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> munter, <persName xml:id="persName_5c11260b-f012-4d80-a4e3-91d4e58dd215">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, in Hut und Mantel gewickelt, besucht ihn alle Morgen, und soll, so wie das Schneegestöber aufhört, wieder ausgehn; Dein Klavier<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7fab9ee8-ef8b-4de6-addd-9bb5c7e934b3" xml:lang="de">Dein Klavier – Mendelssohns Flügel der englischen Klavierfabrik John Broadwood &amp; Sons.</note> steht in der <hi rend="latintype">chamois</hi>-Stube<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_482cb039-eb63-4dc4-9684-c2d7d9863780" xml:lang="de">der chamois-Stube – Das sogenannte »Chamois-Zimmer« im Wohnhaus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 hatte eine mit Weinlaubmotiven verzierte Wand. Chamois ist ein bräunlich gelber Farbton, benannt nach der Farbe der Gämse (frz. chamois). Das Zimmer beschrieb Rebecka Mendelssohn Bartholdy am Beginn von Brief gb-1829-09-09-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Hermann Franck an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 8. und 9. September 1829.</note> gewärmt, ich habe es schon <date cert="high" when="1835-12-28" xml:id="date_f276a8a7-516b-4484-ba88-09b00d457754">Montag</date> transportiren lassen, und sehe es immer an, wenn ich durchgehe, und denke dabei an viel vergangnes. Du hast Recht, ich begreife jetzt selbst nicht, wie das liebe alte Thier so verlassen stehen konnte, in solch altem Möbel <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_49f032c7-050d-48eb-a9c1-274f331c56e7"> <corr resp="writer">steckt</corr> <sic resp="writer">stecken</sic> </choice> doch immer Geschichte, namentlich in diesem, es soll auch nächstens gestimmt werden.</p> <p>Dir ist der Abschied von uns schwer geworden, mir war nie einer so schrecklich, wenn Du auch auf viel längere Zeit gingst, als ich jetzt denke daß die Trennung dauern wird. Abends spät schrieb ich Dir noch, schicke aber lieber den Brief nicht ab. Und wie Du nicht mehr mit Deinem gelben Tuch im Bette lagst, wie <persName xml:id="persName_0a78705b-caa1-49ba-ab0b-1eb25fc14362">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, als ich in die Schlafstube kam, gerade aus dem Schlaf sprach: Onkel Felix, und den andern Morgen gleich fragte: also wer macht mir heute einen Kuchen! Kinder verstehen es, wie sonst Niemand, einen zum Weinen und zum Lachen zu bringen.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Deine verordneten Spatziergänge wirst Du doch wohl in dem Hundewetter nicht machen; ich war noch nicht vor der Thür, und wünsche sehnlichst etwas Luft.</p> <p>Deinen Papierbogen habe ich gleich gefunden<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_21a48d12-3753-422d-b717-e104ea9ee314" xml:lang="de">Deinen Papierbogen habe ich gleich gefunden – ein von der Schwester Rebecka geschenkter Zeichenbogen, den Mendelssohn in Berlin vergaß; vgl. Brief fmb-1835-12-29-01 (Brief Nr. 1273) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 29. Dezember 1835, Z. 42 ff.</note>, und schicke ihn nächstens.</p> <p>Nun mögen die Andern schreiben, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c490be51-d327-47f5-b1fd-9567451c7eee">ich</del> mir zittert die Hand so, weil ich mich mit den Leuten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ae4b2764-ace7-4918-a1a7-2f977999c8de" xml:lang="de">Leuten – Bediensteten.</note> geärgert habe, das einzige beinahe, was mich jetzt noch ärgert. Wann werden wir durch Dampf bedient werden? Das wäre meine goldne Zeit. Adieu.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_0da7834c-bb9c-48ff-bd63-dbf0817b3935"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_694fa497-0010-4f13-86e2-7cb9cd3e051a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_0f70080f-3ed6-47ca-a7e5-b1ff5efb0c62">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Vielen, vielen Dank für <title xml:id="title_b2df693f-9ddc-44a5-8538-8c2c3e38cd57">Deinen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-12-29-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 29. Dezember 1835</name> </title> und <persName xml:id="persName_9a398760-b24a-4def-8458-f4cde1f5cf35">M.s<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> <title xml:id="title_1b6edb10-8d0f-4e6b-b5c2-ec065a5c1b0b">Brief <name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name> <name key="gb-1835-12-28-01" style="hidden" type="letter">Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; London, vor dem 29. Dezember 1835</name> </title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_91f40941-e592-434e-983d-3585e679e144" xml:lang="de">Deinen und M.s Brief – Mit seinem o. g. Brief vom 29. Dezember 1835 hatte Mendelssohn der Mutter Brief gb-1835-12-28-01 Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, London, vor dem 29. Dezember 1835, zugesandt. Siehe ebenda, Z. 58: »Von Moscheles und seiner Frau habe ich inliegenden Brief«.</note>. Ich sehe meine Schwachheit für <persName xml:id="persName_0d3401ed-b776-4921-9923-a45047b8a47a">die kleine herrliche Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> immer mehr gerechtfertigt, ja wenn Du nur auch so ein Charlottchen fändest! so schick ich <hi rend="latintype">prænumerando</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_da0c11bb-3521-4d6a-b82f-6742bf88ac16" xml:lang="la ">prænumerando – im Voraus (von lat. prae, vor, und numerare, zählen, zahlen).</note> meinen Segen.</p> <p>Der arme <hi rend="latintype">Waterloo</hi> Grenadier<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de065d7f-b15f-4caf-8086-5035ec0bac7e" xml:lang="de">Der arme Waterloo Grenadier – vermutlich ein Bild oder eine Figur, die Mendelssohn als Weihnachtsgeschenk erhielt. Vgl. auch den o. g. Brief an die Mutter vom 29. Dezember 1835, Z. 60: »Den Grenadier habe ich gefunden, er liegt auf meinem Tische, und ich danke Dir noch vielmal dafür.«</note> steckt in einer Deiner Hemden, liebes Söhnlein! Wenn Du ihn mir nicht beim Entfalten auf die Erde fallen läßest! Nächstens wird <persName xml:id="persName_75a23f8a-22f6-4998-932e-e70f0b7227be">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden" type="person">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> an <persName xml:id="persName_8cefc149-4058-4387-9305-02c0a85c6c1b"><hi rend="latintype">Doxat</hi><name key="PSN0110729" style="hidden" type="person">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> schreiben und da will ich an <persName xml:id="persName_89de2205-49d2-4b1f-be62-372a32462e85">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> wegen seiner Angelegenheit mit <persName xml:id="persName_86a07673-13bf-4ac9-b246-8e7a406fe411">G.<name key="PSN0120269" style="hidden" type="person">Gans, J. (?-1835)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7b83464-9824-4175-b589-14543cc179fa" xml:lang="de">Mosch. … seiner Angelegenheit mit G. – Moscheles waren 1823 in Paris verschiedene Sachen gestohlen worden, darunter eine »Dose der Herzogin von Berry, ein silbernes Kaffee-Service, ein antiker Ring, eine Venetianerkette und andere Werthsachen«. Damals kam ein Literat, ein Bekannter von Maurice Schlesinger, in Verdacht, den Diebstahl verübt zu haben (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 77 f.). Während Moscheles’ kurzem Aufenthalt in Berlin Mitte Oktober 1835 meldete sich der Täter (ein nicht identifizierbarer »J. G.«, Verwandter von Eduard Gans) bei Moscheles und wollte den Geldwert ersetzen. Da Moscheles nach Hamburg abreisen musste, holte Abraham Mendelssohn Bartholdy Erkundigungen über »J. G.« ein und konnte Moscheles am 24. Oktober 1835 nur mitteilen, dass der Schuldner am Vortag gestorben sei (weiterführend siehe ebenda, S. 309-313). Vgl. auch die Erwähnung der Angelegenheit in Brief gb-1836-01-05-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 5. Januar 1836.</note> das Erforderliche wißen laßen, um ihm wo möglich, zu seinem so schmählich verlornen Gelde zu verhelfen. Wie sehr erfreut mich die wahre Anhänglichkeit die diese lieben Leute für Dich haben! – Ich bin nun auch durch das epidemische SchnupfenfieberFegefeuer das im Hause graßirt, das mit gewaltigem Husten anfing und mit ewigem Nießen und Trompetenschnauz endigt. Wie so ist die Nase nun ein unbedeutenderer Leibestheil als Hals oder Brust? zu läugnen stehts nichts. – <date cert="high" when="1835-12-30" xml:id="date_ba65de75-5c43-4c69-9c7b-4f734f6a5520">Gestern Abend</date> waren <persName xml:id="persName_188da0c7-96fe-47a1-9085-163c50c182fb">Rosaliens<name key="PSN0113204" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Familie von → Rosalie M.</name></persName>, <persName xml:id="persName_ca2ab25a-bea5-40bd-bd8b-72295866ce5b">Nobiling<name key="PSN0117721" style="hidden" type="person">Nobiling, Carl Philipp (1799-1863)</name></persName> und <persName xml:id="persName_05a725bb-13c6-46c8-b8bb-9966bd2ecb87">Marie<name key="PSN0113231" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marie Josephine (1822-1891)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d080ac8e-62a0-4a6e-a049-9cda07c8724b">Margretchen<name key="PSN0113229" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890)</name></persName> hier; erster schläferte mich etwas ein, und da war <persName xml:id="persName_7070e0ff-9393-40de-800b-87da76316b5b">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> ein narkotisches Gegenmittel. Du weißt wie ihn Farben intereßiren; er bemerkte gleich, <persName xml:id="persName_c3abc620-b19c-407c-a41e-3fc2bd5741b8"><hi n="1" rend="underline">Rosalie</hi><name key="PSN0113207" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Rosalie</name></persName>, die er Frau Salge nannte, hätte breite blaue Bänder und die Bänder wären <hi n="1" rend="underline">offen</hi>, und 1 braunes Kleid <hi rend="latintype">etc</hi>. Zu <persName xml:id="persName_efac6ba7-6c7b-47c7-afe1-b2e5bb01917b">Emilien<name key="PSN0113206" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Magdalena Emilie</name></persName> sagte er, Du sprichst; und als sie vertrauensvoll fragte, sprech ich gut oder viel, sagte er freimüthig: <hi n="1" rend="underline">viel</hi>! – Es geht doch nichts über Kinder und ihren Freimuth! – Schon 2mal hat mich <persName xml:id="persName_8ff63444-f0dd-4af8-b9e4-dbf131cf57b8">Mde. Robert<name key="PSN0114235" style="hidden" type="person">Robert-Tornow, Ernestine (1794-1846)</name></persName> höchst theilnehmend und lange besucht. Als ich <persName xml:id="persName_633767f6-7917-411a-94f5-f9c32f279217">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> noch hatte, ließ sie mir die größten <hi rend="latintype">avancen</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5155631d-4323-4625-bc61-c41da7e8bdb3" xml:lang="fr ">avancen – frz., Vorteil, hier: Freundlichkeiten.</note> <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_600ba137-11b7-46a4-8ebb-661cca0d41e3"> <corr resp="writer">s</corr> <sic resp="writer">m</sic> </choice>agen<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_b8a812a8-d31a-4f9c-9fae-40c722933cfb" xml:lang="de">sagen – »s« korrigiert aus »m«.</note>, und ich bin nun einmal so dumm, mich vor einer<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Freundlichkeit nicht verschließen zu können. Besonders nicht, wenn sie in eine Epoche fällt, wo man mehr als gewöhnlich weich und empfänglich gestimmt ist.</p> <p>Die liebe herzliche <persName xml:id="persName_186bf107-7891-4c4c-a974-9898e920b302">Bendemann<name key="PSN0109809" style="hidden" type="person">Bendemann, Fanny Eleonore (1778-1857)</name></persName> bedauert <hi n="1" rend="underline">wirklich aufrichtig</hi> Dich nicht gesehen zu haben. Wenn Sie Dir irgendwo begegnet, sei ihr doch ja freundlich. Sie ist so theilnehmend gut und natürlich bei diesem Mitgefühl, daß es tröstend auf mich wirkt.</p> <p>Du bist jetzt ein so guter lieber Kerl, daß Du hoffentlich die Leute die Dich an der Post und auf Deinem Zimmer bewillkommneten, nicht, trotz innerlicher Verdrießlichkeit angeschnauzt haben wirst: meynen sie es doch gut, wenns zu Deiner Stimmung auch nicht paßte, und so’n Gebrumme schreckt sie unverdienterweise zurück. Doch Du wirst ihnen aus Deiner Vorrathskammer Liebenswürdigkeit schon aufgetischt haben, wovon sie sich ernähren konnten. Laß mich ja genau wißen, was Du arbeitest und wie Dir ist, mein Herz! – <persName xml:id="persName_008a48d4-32fa-490e-a8c3-3f4551a05908"><hi rend="latintype">Dir.s</hi><name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName> und ich hausen sehr gut<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0fd46e5a-399a-420e-8812-1ac291db4908" xml:lang="de">Dir.s und ich hausen sehr gut – Am Tag der Beerdigung von Abraham Mendelssohn Bartholdy, dem 23. November 1835, wurde der Beschluss gefasst, dass die Familie Dirichlet vom Gartentrakt in das Vorderhaus zu Lea Mendelssohn Bartholdy ziehen würde. Vgl. Fanny Hensels Tagebuch: »Um Neujahr zogen Dirichlets zur Mutter und fingen an gemeinschaftlich zu wirthschaften« (Hensel, Tagebücher, S. 81, Eintrag vom 8. Juli 1839).</note>, und alle <hi rend="latintype">valetaille</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_749b298d-6502-4c44-b082-17d4c0f42a32" xml:lang="fr ">valetaille – frz., Dienerschaft.</note> der Welt soll uns nicht stören.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_6b0c9f0a-43e3-4512-90a2-e085381ac507"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_6f682e1b-ce40-4d30-97f7-0d7af9d5ef85">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_d392af5d-281f-4549-adb4-240dc7a30193">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Mein lieber Felix, ich weiß Dir wenig zu sagen, denn wenn auch ich hinzufüge, daß mir noch fast kein Abschied so schwer geworden ist, so bin ich erst die dritte die es sagt, und es ist doch darum nicht weniger wahr. Als ich hinüberkam, fand ich <persName xml:id="persName_4a55d5c3-e772-472c-935e-b71adae1c012">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> noch in Thränen um Dich. Er ist jetzt, bis auf einen Rest Husten, sehr wohl, schläft und ißt eben mit vielem Appetit sein Mittagbrodt. Ich fühle es seit dem Unglück immer tiefer, daß wir nicht zusammen leben. Man hofft und projektirt, und mit einem Mal ists aus. Der Gedanke war mir nie so nah gekommen. Nun ists schon im 7ten Jahr, daß wir nicht mehr dauernd zusammen sind<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_62087a16-610e-47df-8e71-922dfec7168e" xml:lang="de">Nun ists schon im 7ten Jahr, daß wir nicht mehr dauernd zusammen sind – Seit seiner ersten Englandreise, die im April 1829 begonnen hatte, lebte Felix Mendelssohn Bartholdy hauptsächlich noch besuchsweise bei der Familie in Berlin.</note>. Könnt es doch anders seyn! Bis dahin bin ich immer noch mit <placeName xml:id="placeName_5b84b94c-9dda-494c-b8f1-3ab50d357077">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> am zufriedensten, wo man sich wenigstens in einem Tage erreichen kann. Leb wohl, mein Alter. Die ausgeschriebenen Stimmen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d04bc0ab-c0e7-4d43-8899-684952d2195f" xml:lang="de">Die ausgeschriebenen Stimmen – nicht ermittelt.</note> bekomme ich erst <date cert="high" when="1836-01-02" xml:id="date_f54bb13a-a65f-4637-815b-e7862806cf3f">übermorgen</date>. Du wirst mir doch den Auszug nicht gar zu schnell wieder nehmen, wer weiß, wann ich die paar nöthigen Leute zusammenbringe!</p> <signed rend="right">Deine Fanny.</signed> </div> </body> </text></TEI>