gb-1835-12-04-02
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London, 4. Dezember 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [PAID / VS (?) / 4 DE 4 / 1835], [F 35 / 204], Siegel.
Friedrich Rosen
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Herrn Felix Mendelssohn Bartholdy
Breitkopf und Härtel
.
Leipzig
Via Hamburgh.London.
Dec. 1835
Percy Str. Bedford Sq.
Soglaube ich würde
erseinen
Mein October wo ich von einer 2 monatlichen Reise nach ha zurückkehrte, hat etwas trübe angefangen mit einer Erkältung von der ich erst jetzt völlig frei geworden bin. Darunter haben dann auch meine Arbeiten etwas leiden müssen. Der
Rigveda
Vedasbleiben mir nur die Abende frei. Es wird Dich freuen zu hören daß es mit meinen Augen nicht schlimmer wird. Auf eigentliche Besserung durfte ich nach dem was mir die deutschen Aerzte gesagt haben, überhaupt nicht rechnen. Indeß behandle ich meine Augen mit möglichster Vorsicht. – Du glaubst nicht wie oft ich
Ich schäme mich fast, so viel von mir selbst geschrieben zu haben, und nun diesen Brief zu schließen, ehe ich Dir noch ein Wort von Deinen andren hiesigen Freunden gesagt habe. Aber die Stunde des Abgangs der Post drängt mich. Du sollst bald wieder und dann mehr von mir hören.
F. Rosen
London. 4 Dec. 1835 15 Percy Str. Bedford Sq. Gestern Abend brachte mir Klingemann Deinen Brief mit der Nachricht von Deinem großen Verluste. Wie tief wir dadurch betrübt worden sind, und wie wir Deinen Schmerz mitempfinden, hast Du längst gefühlt, ehe ich es Dir sage. Vielleicht haben wenige Deiner Freunde in gleichem Maaße wie ich mit Dir das große Glück nicht bloß besessen sondern auch täglich und stündlich anerkannt und im innersten Herzen empfunden, einen Vater wie Deiner und der meinige zu haben. Darum vermögen auch wohl nur wenige jetzt so mit Dir zu trauern. – Wenn Du diesen Brief liesest, wird die Zeit und vielleicht die Rückkehr zu dringender Beschäftigung auch an Deinem Schmerze schon ihre lindernde Gewalt bewährt haben. Ich bitte Dich inständig, widerstehe ihr nicht. Du weißt, es hat auch in meinem Leben nicht an Leiden gefehlt, wenn ich gleich keinen Verlust der mich bis jetzt getroffen hat, dem Deinigen vergleichen kann. Ernste Thätigkeit ist immer die einzige Linderung gewesen, die ich ertragen konnte. Dabei geht am sanftesten unser Schmerz in das beruhigtere Andenken hinüber, in dem wir unsre dahingeschiedenen Lieben auf die ihrer selbst würdigste Art fortlieben können. Möge so in Dir, in uns Allen die wir ihn kannten und so innig ehrten, das Bild Deines Vaters fortleben, sein Wesen uns nahe bleiben, und unter uns fortdauern. So glaube ich würde er seinen Vater geehrt haben, wenn er ihn lange genug besessen hätte um sein Bild dauernd und ganz zu umfassen. Mein Londoner Leben seit dem Ende des October wo ich von einer 2 monatlichen Reise nach Detmold ha zurückkehrte, hat etwas trübe angefangen mit einer Erkältung von der ich erst jetzt völlig frei geworden bin. Darunter haben dann auch meine Arbeiten etwas leiden müssen. Der Rigveda, an dem Du immer so freundlich Antheil genommen hast, wird jetzt gedruckt, und soll hoffentlich im Sommer fertig werden. Daneben bin ich auf dem Museum beschäftigt mit der Ausarbeitung und Herausgabe eines Catalogs der dortigen Orientalischen Handschriften. Die letztere Arbeit nöthigt mich fast täglich von 10 bis 4 Uhr in der Bibliothek des Museum zu seyn, und für die Vedas bleiben mir nur die Abende frei. Es wird Dich freuen zu hören daß es mit meinen Augen nicht schlimmer wird. Auf eigentliche Besserung durfte ich nach dem was mir die deutschen Aerzte gesagt haben, überhaupt nicht rechnen. Indeß behandle ich meine Augen mit möglichster Vorsicht. – Du glaubst nicht wie oft ich Stenzler noch jetzt hier vermisse. Unter den Deutschen Philologen, die kürzlich hierher gekommen sind, ist Keiner gewesen, mit dem ich ein so zutrauliches Verhältniß hätte anknüpfen können. Zu jeder ausgedehnteren Geselligkeit fehlt es mir an dauerndem Trieb, obgleich ich wohl manchmal die Einsamkeit meiner Abende drückend empfinde. Vorigen Winter besuchte ich Horsleys wöchentlich einmal Abends um mit Sophy Deutsch zu lesen. Das will sich diesen Winter nicht so recht machen, und es ist mir leid, weil es für mich gewiß von großem Werthe seyn würde, an bestimmten Tagen einmal sicherlich unter offenen, wohlwollenden Menschen liebreich aufgenommen zu seyn. Ich schäme mich fast, so viel von mir selbst geschrieben zu haben, und nun diesen Brief zu schließen, ehe ich Dir noch ein Wort von Deinen andren hiesigen Freunden gesagt habe. Aber die Stunde des Abgangs der Post drängt mich. Du sollst bald wieder und dann mehr von mir hören. Lebewohl, liebster Felix! und bleibe mir der Alte. Treu der Deinige F. Rosen
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-12-04" xml:id="date_d21d66ae-44d7-47e1-b4e9-5c3a58b2c54d">4. 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Vielleicht haben wenige Deiner Freunde in gleichem Maaße wie ich mit Dir das große Glück nicht bloß besessen sondern auch täglich und stündlich anerkannt und im innersten Herzen empfunden, einen Vater wie <persName xml:id="persName_aeb432b3-2c15-4497-aa0c-f776ccf73bd0">Deiner<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a9859898-f952-422f-b5db-3170e786a914">der meinige<name key="PSN0109648" style="hidden" type="person">Ballhorn-Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich Ernst (1774-1855)</name></persName> zu haben. Darum vermögen auch wohl nur wenige jetzt so mit Dir zu trauern. – Wenn Du diesen Brief liesest, wird die Zeit und vielleicht die Rückkehr zu dringender Beschäftigung auch an Deinem Schmerze schon ihre lindernde Gewalt bewährt haben. Ich bitte Dich inständig, widerstehe ihr nicht. Du weißt, es hat auch in meinem Leben nicht an Leiden gefehlt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_365bf1bf-51d3-401f-a3a1-28efbf62e971" xml:lang="de">es hat auch in meinem Leben nicht an Leiden gefehlt – Friedrich Rosen verlor seine Mutter, als er 13 Jahre alt war.</note>, wenn ich gleich keinen Verlust der mich bis jetzt getroffen hat, dem Deinigen vergleichen kann. Ernste Thätigkeit ist immer die einzige Linderung gewesen, die ich ertragen konnte. Dabei geht am sanftesten unser Schmerz in das beruhigtere Andenken hinüber, in dem wir unsre dahingeschiedenen Lieben auf die ihrer selbst würdigste Art fortlieben können. Möge so in Dir, in uns Allen die wir ihn kannten und so innig ehrten, das Bild Deines <persName xml:id="persName_dbb3a609-1d55-4174-8548-c1793d8efe3f">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> fortleben, sein Wesen uns nahe bleiben, und unter uns fortdauern. <hi n="1" rend="underline">So</hi> glaube ich würde <hi n="1" rend="underline">er</hi> seinen <persName xml:id="persName_9eb48a60-53ea-4178-9c75-3b84026c93ff">Vater<name key="PSN0113232" style="hidden" type="person">Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786)</name></persName> geehrt haben, wenn er ihn lange genug besessen hätte um sein Bild dauernd und ganz zu umfassen.</p> <p>Mein <placeName xml:id="placeName_d0bc65db-48ca-4889-8586-04f41d5946d4">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>er Leben seit dem Ende des <hi rend="latintype">October</hi> wo ich von einer 2 monatlichen Reise nach <placeName xml:id="placeName_8812e260-2fb5-4560-b2b9-2da0199ef3af">Detmold<settlement key="STM0100584" style="hidden" type="locality">Detmold</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d32adda-72d1-45d2-b7de-3000e68ce951" xml:lang="de">einer 2 monatlichen Reise nach Detmold – Friedrich Rosen war Anfang August 1835 für zwei Monate von London zu seiner in Detmold lebenden Familie gereist.</note> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_397c7ee6-c59b-4708-9716-2a756e42bc4c">ha</del> zurückkehrte, hat etwas trübe angefangen mit einer Erkältung von der ich erst jetzt völlig frei geworden bin. Darunter haben dann auch meine Arbeiten etwas leiden müssen. Der <title xml:id="title_d5c9083e-7362-41bb-8b5a-48608dc85f72"><hi rend="latintype">Rigveda</hi><name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="CRT0110561" style="hidden" type="science">Rigveda-Sanhita, liber primus, sanscritè et latinè</name></title>, an dem Du immer so freundlich Antheil genommen hast, wird jetzt gedruckt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b688184d-89ea-41c8-af2c-56a687be348e" xml:lang="de">Der Rigveda … wird jetzt gedruckt – Der erste Band der von Friedrich Rosen übersetzten Veden (altind., Wissen; Name der ältesten heiligen Schriften der Inder) erschien postum 1838 in London als Rigveda-Sanhita, liber primus, sanscritè et latinè.</note>, und soll hoffentlich im Sommer fertig werden. Daneben bin ich auf dem <placeName xml:id="placeName_a40bf9e7-653f-4ba3-857a-2c87e992bb8f"><choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_f773a6c9-7dfb-4d9b-b3f1-99eaa202d455"> <sic resp="writer">Brittischen</sic> <corr resp="editor">Britischen</corr> </choice> Museum<name key="NST0100475" style="hidden" subtype="" type="institution">British Museum</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> beschäftigt mit der Ausarbeitung und Herausgabe eines <title xml:id="title_68a00308-fbd7-4027-8a9d-ed351c8b89fd">Catalogs der dortigen Orientalischen Handschriften<name key="PSN0120105" style="hidden" type="author">Forshall, Josiah (1795–1863)</name><name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name><name key="CRT0112819" style="hidden" type="science">Catalogus codicum manuscriptorum orientalium qui in Museo Britannico asservantur, Bd. 1</name><name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="PSN0120105" style="hidden" type="author">Forshall, Josiah (1795-1863)</name><name key="CRT0112819" style="hidden" type="science">Catalogus codicum manuscriptorum orientalium qui in Museo Britannico asservantur, Bd. 1</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b8065527-0a09-4a7b-8305-920fafc2063f" xml:lang="de">dem Brittischen Museum … Herausgabe eines Catalogs der dortigen Orientalischen Handschriften – Der von Josiah Forshall und Friedrich Rosen als Mitarbeiter zusammengestellte Catalogus codicum manuscriptorum orientalium qui in Museo Britannico asservantur, Bd. 1: Codices Syriacos et Carshunicos amplectens, erschien 1838 in London. Drei weitere, von wechselnden Herausgebern bearbeitete Bände des Katalogs erschienen 1846, 1847 und 1852.</note>. Die letztere Arbeit nöthigt mich fast täglich von 10 bis 4 Uhr in der Bibliothek des Museum zu seyn, und für die<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype">Vedas</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_990f63c9-7a01-4106-9048-faafff62025b" xml:lang="de">die Vedas – siehe Kommentar zu Z.: Der Rigveda … wird jetzt gedruckt.</note> bleiben mir nur die Abende frei. Es wird Dich freuen zu hören daß es mit meinen Augen nicht schlimmer wird. Auf eigentliche Besserung durfte ich nach dem was mir die deutschen Aerzte gesagt haben, überhaupt nicht rechnen. Indeß behandle ich meine Augen mit möglichster Vorsicht. – Du glaubst nicht wie oft ich <persName xml:id="persName_aa030522-a810-4062-ba3b-0d35e58fe12a">Stenzler<name key="PSN0115112" style="hidden" type="person">Stenzler, Adolf Friedrich (1807-1887)</name></persName> noch jetzt hier vermisse. Unter den Deutschen Philologen, die kürzlich hierher gekommen sind, ist Keiner gewesen, mit dem ich ein so zutrauliches Verhältniß hätte anknüpfen können. Zu jeder ausgedehnteren Geselligkeit fehlt es mir an dauerndem Trieb, obgleich ich wohl manchmal die Einsamkeit meiner Abende drückend empfinde. Vorigen Winter besuchte ich <persName xml:id="persName_ca411ea7-ccf8-489f-b831-24c874660c3a">Horsleys<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName> wöchentlich einmal Abends um mit <persName xml:id="persName_c9e79b78-3804-465c-97f5-02aed120c6bc">Sophy<name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> Deutsch zu lesen. Das will sich diesen Winter nicht so recht machen, und es ist mir leid, weil es für mich gewiß von großem Werthe seyn würde, an bestimmten Tagen einmal sicherlich unter offenen, wohlwollenden Menschen liebreich aufgenommen zu seyn.</p> <p>Ich schäme mich fast, so viel von mir selbst geschrieben zu haben, und nun diesen Brief zu schließen, ehe ich Dir noch ein Wort von Deinen andren hiesigen Freunden gesagt habe. Aber die Stunde des Abgangs der Post drängt mich. Du sollst bald wieder und dann mehr von mir hören.</p> <closer rend="left">Lebewohl, liebster Felix! und bleibe mir der Alte.</closer> <signed rend="right">Treu der Deinige</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">F. Rosen</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>