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gb-1835-11-03-01

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Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig <lb></lb>Berlin, 3. November 1835 Heute mußte ich mir den Gallarock anziehen, mit schoensten Redensarten gepudert, den Klapphuth der Verbindlichkeit zwischen den Ellenbogen, Dir beiliegendes blaues Büchelchen zu überreichen. Mag Dir das wunderliche Zeug, das drin steht in dem Buch Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Gustav Droysen in Berlin; Düsseldorf, 15. Februar 1835 unbekannt Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 30/138. Autograph Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Berlin, 3. November 1835 Heute mußte ich mir den Gallarock anziehen, mit schoensten Redensarten gepudert, den Klapphuth der Verbindlichkeit zwischen den Ellenbogen, Dir beiliegendes blaues Büchelchen zu überreichen. Mag Dir das wunderliche Zeug, das drin steht in dem Buch

1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.

Johann Gustav Droysen

Separatdruck von Johann Gustav Droysens Aufsatz Des Aristophanes Vögel und die Hermokopiden (Druck: Rheinisches Museum für Philologie 3, 1835, S. 161-208) oder Des Aristophanes Werke, Bd. 1, Berlin 1835; heutiger Standort: D-LEsm, Sammlung Elvers.

Green Books

Hübner, Johann Gustav Droysen 1829–1851, S. 80 f. Wehmer, Briefwechsel, S. 40-42.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

3. November 1835 Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)counter-resetDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland deutsch
Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884) Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884) Berlin 3 Nov 35 Lieber Felix!

Heute mußte ich mir den Gallarock anziehen, mit schoensten Redensarten gepudert, den Klapphuth der Verbindlichkeit zwischen den Ellenbogen, Dir beiliegendes blaues Büchelchenbeiliegendes blaues Büchelchen – möglicherweise ein Separatdruck von Droysens Aufsatz Des Aristophanes Vögel und die Hermokopiden, in: Rheinisches Museum für Philologie 3 (1835), S. 161-208, oder der erste Band seiner Übersetzung Des Aristophanes Werke (3 Bde.), Berlin 1835. Laut Wehmer, Briefwechsel, S. 40, handelt es sich um die Übersetzung. Mendelssohns Exemplar des Buchs befindet sich heute in D-LEsm, Sammlung Elvers. zu überreichen. Mag Dir das wunderliche Zeug, das drin steht in dem Buch gefallen, und wenn es nichts taugt, so ist es meine Schuld.

Ich habe mein Wort nicht gelöst, im Herbst zu reisen; wer kanns auch, der einen SchatzMendheim, Maria (Marie) Adelgunde Franziska hateinen Schatz hat – Johann Gustav Droysen hatte sich im Herbst 1834 mit der sechzehnjährigen Marie Mendheim, der Tochter des Berliner Buchhändlers und Musikverlegers Samuel Ferdinand Mendheim, verlobt. Das Paar heiratete am 21. Mai 1836. und ihn nicht mitnehmen kann, der Arbeit hat, die fertig werden will, und Sorgen, die nimmer fertig werden! Will’s Gott im nächsten Jahre hohl ichs nach, reise nicht alleine, freue mich der schönen Gotteswelt, die ich nur vom Hörensagen kenne. Ich sehne mich darnach; ich fühle mich bald allzusehr verschrumpfen in diesem ewigen Einerlei von Häusern und wieder Häusern, und das Beste darin sind noch die Menschen, deren Mehrzahl ein noch grämlicheres Einerlei bilden, noch langweiligere Häuser – ei sieh ich gehöre schon mit in die lange, trübselige Reihe; es wird Zeit, daß ich Luft, Licht, Wasser, Grün sehe.

Gute Kunde, die uns von Deinem Aufenthalt in LeipzigLeipzigDeutschland kommt. Du bist ein seltsamer Mensch und ich könte mich darauf freuen Dich zu überleben und von Dir auch einiges zu wissen und zu berichten. Sag nur, wie kommt es, daß Du es richtiger triffst als die andern alle, auch den Punkt im Herzen der Menschen, wo viele und selbst die Widerwilligen noch empfindlich sind? Ich habe das neulich in einem Beispiel a contrarioa contrario – frz., hingegen, im Umkehrschluss. erlebt und erfahren. Es ist hier der Faust von Radzivil<name key="PSN0114055" style="hidden" type="author">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775–1833)</name><name key="CRT0110373" style="hidden" type="music">Compositionen zu Goethe’s Faust</name> aufgeführt wordenEs ist hier der Faust von Radzivil aufgeführt worden – Anton Heinrich Radziwills Compositionen zu Goethe’s Faust wurde am 26. Oktober Konzert von der Sing-Akademie zugunsten der Stadtarmen aufgeführt (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII).; ich lebe mitten unter Bewundernden, Entzückten, Kennern, ich der Nichtkenner; alle die sangen, spielten und sprachen, haben es gut gemacht; man war außer sich, man hatte glauben sollen, MozartMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791) sei omnisalistomnisalist – unsicher Lesart; in den o. g. Drucken ausgelassen., BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) ein Beiweg, und die alten Herren vom Kirchenstyl eine Schonung, sein kein rechter Frei Wald! |2| Da hab ich es mir nicht können einreden und gethan, was Du auch sonst nicht gut geheißen, nicht das Halbe auch noch für ein Ganzes an seinem Theil und das Schwache für ein Diminutivum von Kraft halten können. Ich sage Dir, mir hat es um den GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832), um unsern lieben alten, herzeingewachsenen Faust<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name> wehe gethan, daß der hat müssen herhalten zu geistreichen Nebendingen, unleidlichen, die dem völlig fertigen, wohlangezogenen Doktor Faust noch einen weitläufigen SurtoutSurtout – Bezeichnung für einen langen Mantel (Überrock) im 18. und frühen 19. Jahrhundert mit überhängenden Schulterkragen. von Bässen und Flöten und Trompeten und Gesinge umhängen, eine schöne Robe für die Mediceerin! Und auch im Einzelnen, – ist es möglich (Du kennst ja die Composition) die Ostergesänge kühl und schmetternd wie Dragoner, wenn sie die Fahnen hohlen, einsetzen zu lassen? Und die sentimentalen “Trommeln und Pfeifen, die einst Russische Urenkel singen mögen in dem Moskowiter Melodram “Das Lager von Ka l s ischKalischDeutschland“Das Lager von Kalisch“ – Anspielung auf das gemeinsame preußisch-russische Manöver, das vom 12. bis 22. September 1835 in Kalisch (heute: Kalisz, Polen) stattgefunden hatte. Siehe dazu Die grosse Revue bei Kalisch während der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs, vom 11. bis 22. September 1835, o. O., o. J.. Und in der Domscene, da braucht der selige FürstRadziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833) drei Takte <hi rend="latintype">tuba mirum spargens sonum</hi> aus dem Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110129" style="hidden" type="music">Requiem d-Moll, KV 626</name>tuba mirum spargens sonum aus dem Mozart – Nr. 4 aus Mozarts Requiem d-Moll, KV 626, für Bass solo und Orchester., die dorthin nicht passen, und alles Andre macht er selbst was noch weniger paßt; da müßte trüber Weihrauchduft sein und fernes stätes Requiem, lang, unaufhörlich, unerbittlich wie nach PalästrinaPalestrina, Giovanni Pierluigi da (?-1594). Der DichterGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) soll das selbst alles gar sehr gebilligt haben; ich zweifle nicht. Sag mir nur, bist auch Du damit einverstanden? Denn hier redet man so viel von schöner Arbeit, von geistreich, von jetzt erst erfolgter wahrer Vollendung des Werks<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name>, daß mir angst und bange wird. Wenn es nicht königlich preußischer Servilismus ist, der den GemahlRadziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833) der Prinzessin LouiseRadziwill (Radziwiłł), Friederike Dorothea Luise Philippine (1770-1836) Königl Hoheitden Gemahl der Prinzessin Louise Königl Hoheit – Anton Heinrich Radziwill war seit 1796 mit Friederike Dorothea Luise Philippine Prinzessin von Preußen verheiratet gewesen. bis in den Himmel erhebt ohne böse Absicht sondern was noch ärger ist aus schlimmer Gewohnheit. Bitte laß mich das wissen.

Von MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) weiß ich wenig; ich habe ihn seit ich Dich gesprochenseit ich Dich gesprochen – während Mendelssohns Aufenthalt in Berlin vom Abend des 1. August bis zum Morgen des 19. August 1835. nur etwa zweimal gesehen; wir sind ganz weit von einander. Wie übel wars, daß ich Dich nicht fa mehr fand, als Du neulich hier warstals Du neulich hier warst – Am 13. Oktober 1835 war Mendelssohn mit dem zuvor fast zwei Wochen in Leipzig weilenden Ignaz Moscheles und der inzwischen angekommenen Familie Dirichlet nach Berlin gereist, wo sie am Folgetag nachts ankamen. Am 16. Oktober reiste er frühmorgens von Berlin ab; vgl. Brief fmb-1835-10-14-01 (Brief Nr. 1229) Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig, Berlin, 14. Oktober 1835. und ich Tags drauf zu Dir ging: Du kommst bald wieder, dann muß ich Deiner gewisser sein.

Herzlichsten Gruß. Dein JohGustDroysen
            Berlin 3 Nov 35 Lieber Felix!
Heute mußte ich mir den Gallarock anziehen, mit schoensten Redensarten gepudert, den Klapphuth der Verbindlichkeit zwischen den Ellenbogen, Dir beiliegendes blaues Büchelchen zu überreichen. Mag Dir das wunderliche Zeug, das drin steht in dem Buch gefallen, und wenn es nichts taugt, so ist es meine Schuld.
Ich habe mein Wort nicht gelöst, im Herbst zu reisen; wer kanns auch, der einen Schatz hat und ihn nicht mitnehmen kann, der Arbeit hat, die fertig werden will, und Sorgen, die nimmer fertig werden! Will’s Gott im nächsten Jahre hohl ichs nach, reise nicht alleine, freue mich der schönen Gotteswelt, die ich nur vom Hörensagen kenne. Ich sehne mich darnach; ich fühle mich bald allzusehr verschrumpfen in diesem ewigen Einerlei von Häusern und wieder Häusern, und das Beste darin sind noch die Menschen, deren Mehrzahl ein noch grämlicheres Einerlei bilden, noch langweiligere Häuser – ei sieh ich gehöre schon mit in die lange, trübselige Reihe; es wird Zeit, daß ich Luft, Licht, Wasser, Grün sehe.
Gute Kunde, die uns von Deinem Aufenthalt in Leipzig kommt. Du bist ein seltsamer Mensch und ich könte mich darauf freuen Dich zu überleben und von Dir auch einiges zu wissen und zu berichten. Sag nur, wie kommt es, daß Du es richtiger triffst als die andern alle, auch den Punkt im Herzen der Menschen, wo viele und selbst die Widerwilligen noch empfindlich sind? Ich habe das neulich in einem Beispiel a contrario erlebt und erfahren. Es ist hier der Faust von Radzivil aufgeführt worden; ich lebe mitten unter Bewundernden, Entzückten, Kennern, ich der Nichtkenner; alle die sangen, spielten und sprachen, haben es gut gemacht; man war außer sich, man hatte glauben sollen, Mozart sei omnisalist, Beethoven ein Beiweg, und die alten Herren vom Kirchenstyl eine Schonung, sein kein rechter Frei Wald! Da hab ich es mir nicht können einreden und gethan, was Du auch sonst nicht gut geheißen, nicht das Halbe auch noch für ein Ganzes an seinem Theil und das Schwache für ein Diminutivum von Kraft halten können. Ich sage Dir, mir hat es um den Goethe, um unsern lieben alten, herzeingewachsenen Faust wehe gethan, daß der hat müssen herhalten zu geistreichen Nebendingen, unleidlichen, die dem völlig fertigen, wohlangezogenen Doktor Faust noch einen weitläufigen Surtout von Bässen und Flöten und Trompeten und Gesinge umhängen, eine schöne Robe für die Mediceerin! Und auch im Einzelnen, – ist es möglich (Du kennst ja die Composition) die Ostergesänge kühl und schmetternd wie Dragoner, wenn sie die Fahnen hohlen, einsetzen zu lassen? Und die sentimentalen “Trommeln und Pfeifen, die einst Russische Urenkel singen mögen in dem Moskowiter Melodram “Das Lager von Ka isch”. Und in der Domscene, da braucht der selige Fürst drei Takte tuba mirum spargens sonum aus dem Mozart, die dorthin nicht passen, und alles Andre macht er selbst was noch weniger paßt; da müßte trüber Weihrauchduft sein und fernes stätes Requiem, lang, unaufhörlich, unerbittlich wie nach Palästrina. Der Dichter soll das selbst alles gar sehr gebilligt haben; ich zweifle nicht. Sag mir nur, bist auch Du damit einverstanden? Denn hier redet man so viel von schöner Arbeit, von geistreich, von jetzt erst erfolgter wahrer Vollendung des Werks, daß mir angst und bange wird. Wenn es nicht königlich preußischer Servilismus ist, der den Gemahl der Prinzessin Louise Königl Hoheit bis in den Himmel erhebt ohne böse Absicht sondern was noch ärger ist aus schlimmer Gewohnheit. Bitte laß mich das wissen.
Von Marx weiß ich wenig; ich habe ihn seit ich Dich gesprochen nur etwa zweimal gesehen; wir sind ganz weit von einander. Wie übel wars, daß ich Dich nicht fa mehr fand, als Du neulich hier warst und ich Tags drauf zu Dir ging: Du kommst bald wieder, dann muß ich Deiner gewisser sein.
Herzlichsten Gruß. Dein
JohGustDroysen          
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Mai 1836.</note> und ihn nicht mitnehmen kann, der Arbeit hat, die fertig werden will, und Sorgen, die nimmer fertig werden! Will’s Gott im nächsten Jahre hohl ichs nach, reise nicht alleine, freue mich der schönen Gotteswelt, die ich nur vom Hörensagen kenne. Ich sehne mich darnach; ich fühle mich bald allzusehr verschrumpfen in diesem ewigen Einerlei von Häusern und wieder Häusern, und das Beste darin sind noch die Menschen, deren Mehrzahl ein noch grämlicheres Einerlei bilden, noch langweiligere Häuser – ei sieh ich gehöre schon mit in die lange, trübselige Reihe; es wird Zeit, daß ich Luft, Licht, Wasser, Grün sehe.</p> <p>Gute Kunde, die uns von Deinem Aufenthalt in <placeName xml:id="placeName_0213a244-60c6-4899-a3cb-cd507efdf603">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kommt. Du bist ein seltsamer Mensch und ich könte mich darauf freuen Dich zu überleben und von Dir auch einiges zu wissen und zu berichten. Sag nur, wie kommt es, daß Du es richtiger triffst als die andern alle, auch den Punkt im Herzen der Menschen, wo viele und selbst die Widerwilligen noch empfindlich sind? Ich habe das neulich in einem Beispiel <hi rend="latintype">a contrario</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_128956a3-b4c1-46d7-b2c9-5c905c544c68" xml:lang="fr ">a contrario – frz., hingegen, im Umkehrschluss.</note> erlebt und erfahren. Es ist hier der <title xml:id="title_d0b7949e-81c2-4c58-8776-662a73f3bbc0">Faust von Radzivil<name key="PSN0114055" style="hidden" type="author">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775–1833)</name><name key="CRT0110373" style="hidden" type="music">Compositionen zu Goethe’s Faust</name></title> aufgeführt worden<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_981881f1-6594-435a-8545-2c1ebae4e7a1" xml:lang="de">Es ist hier der Faust von Radzivil aufgeführt worden – Anton Heinrich Radziwills Compositionen zu Goethe’s Faust wurde am 26. Oktober Konzert von der Sing-Akademie zugunsten der Stadtarmen aufgeführt (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII).</note>; ich lebe mitten unter Bewundernden, Entzückten, Kennern, ich der Nichtkenner; alle die sangen, spielten und sprachen, haben es gut gemacht; man war außer sich, man hatte glauben sollen, <persName xml:id="persName_9a727784-fd2e-4676-a653-07d7d57fa67a">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> sei <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">omni</unclear>salist<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_9c261880-c43b-499e-91f9-a5617a191299" xml:lang="de">omnisalist – unsicher Lesart; in den o. g. Drucken ausgelassen.</note>, <persName xml:id="persName_f375b0ab-6aa4-4753-8536-54a93298bc72">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> ein Beiweg, und die alten Herren vom Kirchenstyl eine Schonung, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_fcebeac3-2cde-44bb-bc74-9ceca96339c6">sein</del> kein rechter Frei Wald!<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Da hab ich es mir nicht können einreden und gethan, was Du auch sonst nicht gut geheißen, nicht das Halbe auch noch für ein Ganzes an seinem Theil und das Schwache für ein Diminutivum von Kraft halten können. Ich sage Dir, mir hat es um den <persName xml:id="persName_857f37fe-3686-4a40-8845-beb782a1cb99">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, um unsern lieben alten, herzeingewachsenen <title xml:id="title_6822c2cb-b92c-43ef-8eab-bc0c009dccbb">Faust<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title> wehe gethan, daß der hat müssen herhalten zu geistreichen Nebendingen, unleidlichen, die dem völlig fertigen, wohlangezogenen Doktor Faust noch einen weitläufigen Surtout<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_09303cf3-2da7-4b46-b445-28b38ca17715" xml:lang="de">Surtout – Bezeichnung für einen langen Mantel (Überrock) im 18. und frühen 19. Jahrhundert mit überhängenden Schulterkragen.</note> von Bässen und Flöten und Trompeten und Gesinge umhängen, eine schöne Robe für die Mediceerin! Und auch im Einzelnen, – ist es möglich (Du kennst ja die Composition) die Ostergesänge kühl und schmetternd wie Dragoner, wenn sie die Fahnen hohlen, einsetzen zu lassen? Und die sentimentalen “Trommeln und Pfeifen, die einst Russische Urenkel singen mögen in dem Moskowiter Melodram “Das Lager von <placeName xml:id="placeName_4842ad00-92c4-43cf-81eb-d8277beb1713">Ka<choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_9b156bdd-0128-4c61-b6f6-1feeb8b12ec5"> <corr resp="writer">l</corr> <sic resp="writer">s</sic> </choice>isch<settlement key="STM0105040" style="hidden" type="locality">Kalisch</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1d2f6cd8-4cb8-47db-a291-6835b79cb11d" xml:lang="de">“Das Lager von Kalisch“ – Anspielung auf das gemeinsame preußisch-russische Manöver, das vom 12. bis 22. September 1835 in Kalisch (heute: Kalisz, Polen) stattgefunden hatte. Siehe dazu Die grosse Revue bei Kalisch während der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs, vom 11. bis 22. September 1835, o. O., o. J.</note>. Und in der Domscene, da braucht der selige <persName xml:id="persName_c5b2e7a2-9e7e-4e74-a901-072e6f9fadaf">Fürst<name key="PSN0114055" style="hidden" type="person">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833)</name></persName> drei Takte <title xml:id="title_28a383f8-863a-4e9f-a2d6-469ede6a3a09"><hi rend="latintype">tuba mirum spargens sonum</hi> aus dem Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110129" style="hidden" type="music">Requiem d-Moll, KV 626</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7e082571-084c-4cb7-a69e-6c83da2b3c5e" xml:lang="de">tuba mirum spargens sonum aus dem Mozart – Nr. 4 aus Mozarts Requiem d-Moll, KV 626, für Bass solo und Orchester.</note>, die dorthin nicht passen, und alles Andre macht er selbst was noch weniger paßt; da müßte trüber Weihrauchduft sein und fernes stätes Requiem, lang, unaufhörlich, unerbittlich wie nach <persName xml:id="persName_95d59aae-19e9-4b99-87c2-02c996c8efa0">Palästrina<name key="PSN0113727" style="hidden" type="person">Palestrina, Giovanni Pierluigi da (?-1594)</name></persName>. Der <persName xml:id="persName_6d3d550c-0de2-4a09-ac10-c191cddab6d4">Dichter<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> soll das selbst alles gar sehr gebilligt haben; ich zweifle nicht. Sag mir nur, bist auch Du damit einverstanden? Denn hier redet man so viel von schöner Arbeit, von geistreich, von jetzt erst erfolgter wahrer Vollendung des <title xml:id="title_f8b0c6dc-fc89-4c71-a807-018fc3a3510b">Werks<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title>, daß mir angst und bange wird. Wenn es nicht königlich preußischer Servilismus ist, der den <persName xml:id="persName_baaa2b5c-93ad-46d8-bdd8-ecffb443f845">Gemahl<name key="PSN0114055" style="hidden" type="person">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833)</name></persName> der <persName xml:id="persName_c8c7f825-2b94-4bb3-9397-58e4a886dcae">Prinzessin Louise<name key="PSN0117905" style="hidden" type="person">Radziwill (Radziwiłł), Friederike Dorothea Luise Philippine (1770-1836)</name></persName> Königl Hoheit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_17b10757-21f4-4cf1-9db9-1b53c7b16f23" xml:lang="de">den Gemahl der Prinzessin Louise Königl Hoheit – Anton Heinrich Radziwill war seit 1796 mit Friederike Dorothea Luise Philippine Prinzessin von Preußen verheiratet gewesen.</note> bis in den Himmel erhebt ohne böse Absicht sondern was noch ärger ist aus schlimmer Gewohnheit. Bitte laß mich das wissen.</p> <p>Von <persName xml:id="persName_caf71520-3698-4dc9-9eb8-3d205d4b129b">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> weiß ich wenig; ich habe ihn seit ich Dich gesprochen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_26d8bd3e-e172-4727-ac1a-387c83d71d9f" xml:lang="de">seit ich Dich gesprochen – während Mendelssohns Aufenthalt in Berlin vom Abend des 1. August bis zum Morgen des 19. August 1835.</note> nur etwa zweimal gesehen; wir sind ganz weit von einander. Wie übel wars, daß ich Dich nicht <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c9085946-80fd-4059-9c3f-6189c588824c">fa</del> mehr fand, als Du neulich hier warst<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3cc6ac6f-29ce-4cd8-9d85-78ed9bb174ac" xml:lang="de">als Du neulich hier warst – Am 13. Oktober 1835 war Mendelssohn mit dem zuvor fast zwei Wochen in Leipzig weilenden Ignaz Moscheles und der inzwischen angekommenen Familie Dirichlet nach Berlin gereist, wo sie am Folgetag nachts ankamen. Am 16. Oktober reiste er frühmorgens von Berlin ab; vgl. Brief fmb-1835-10-14-01 (Brief Nr. 1229) Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig, Berlin, 14. Oktober 1835.</note> und ich <date cert="high" when="1835-10-17" xml:id="date_d78e2415-a18f-4e89-ab19-d15a5c2a5c29">Tags drauf</date> zu Dir ging: Du kommst bald wieder, dann muß ich Deiner gewisser sein.</p> <closer rend="left">Herzlichsten Gruß.</closer> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">JohGustDroysen</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>