gb-1835-11-02-01
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Berlin, 2. November 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Lea Mendelsohn Bartholdy, Wolff Nathan, Abraham Mendelssohn Bartholdy. Briefteil von Abraham Mendelsohn Bartholdy notiert von Lea Mendelsohn Bartholdy; ab Z. »Mundt, welchen man wohl den Vormund« notiert von Wolff Nathan, mit eigenhändiger Unterschrift von Abraham Mendelsohn Bartholdy.
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wärst Du in Fama schwirrt mir höchst erfreulich und anmuthig um die Ohren; bald ists Filistrissimo, wird erwärmt und beredt, und – die champagner bekam Dir nicht, und was Du in Deinen hiesigen Koncerten mit so viel Leichtigkeit ausgeführt, Spiel und Direktion, greift Dich an! Um Gottes willen studire Deine Konstitution und sei der Arzt Deiner eignen Person! Denn am Ende versteht man sich selbst am richtigsten! Soll ich nach mir urtheilen, da Du unläugbar viel Muttergut und Blut hast, so laß Dir nur um Himmelswillen von letzterem nichts abzapfen, lebe mäßig, hüte Dich vor agitation, wenns möglich; geh nicht spät zu Bett, und suche Nervenstärkung, da Deine Kunst nun einmal erregend und anstrengend wirken muß. Aus Deinen
glaube, daß wo Du nur mittelmäßige Aerzte beider Systeme findest, das milde, sanfte, mäßige, für Körper wie der Deine, unstreitig vorzuziehen ist. Ich kenne den
gewiß nichtv. Blutübermaaß, sondern v. großer Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Nerven: Verminderung des Bluts, das sich, selbst nach der Theorie uralter Aerzte, ganz schnell ersetzt, hat bei Naturen wie Deine und meine, nur langanhaltene Schwächung des Gedächtnißes, der Sehkraft und Lebenslust zur Folge, wie ichs leider erfahren habe. Leute, die viel mit dem Kopf arbeiten, müßen besonders mäßig leben und früh schlafen gehen. Ich weiß, daß dies Opfer kostet; wärs aber nicht ein unendlich größeres, wenn Du durch Schwäche verhindert würdest, zu schaffen und Deinem Beruf völlig zu genügen?
Auch den début gut abgelaufen ist . An dem getreuste Majestät Klatsch angestimmt; zur Lebhaftigkeit konnte die
billig, und erwarten
Sänger;
pimpelich, mißgelaunt, sich kränklich meldend; alle Sardellen und Eier waren zu wenig, ja er ließ sich v.
Fliederthee , wie jener Engländer sagte u. s. w. Nach dem guten Ausgang ist er aber umgewandelt, guter Laune, rüstig, vergnügt. Eben schreit er bei
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thine for ever! es kömmt mir aber engl. in die Feder, weil ich
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Mr. Beneke
Nachdem uns mehrere zurückkehrende Reisende mündlich Berichte über Dich gebracht, die uns d. fehlenden Br. nicht ersetzten, wurde uns
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sauté le pas! ich kann Dich aber versichern, daß, wenn ich nicht gewesen wäre, er noch in 14 Tagen nicht debütirt hätte: mir ist ein so komplicirter Hypochondriko noch nicht vorgekommen. Er bekömmt Kopfschmerz vor Angst wenn er auftreten soll, sodann rothe Flecken im Gesicht, daß er Kopfweh hat er trinkt dann um sich zu kuriren, Aepfelwaßer,
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Berlin 2 Nov. 1835 Wärst Du in Düß. statt in Leipz. und ich hätte so lange auf Deinen Br. warten müßen, geliebtester Felix! so würde ich mich sehr beunruhigt haben. Dank der beflinkender Nähe aber erhielten wir so viel Berichte, mündl. und schriftl., daß ich mich nicht ängstigen durfte. Deine Fama schwirrt mir höchst erfreulich und anmuthig um die Ohren; bald ists Alexander, der v. Dir erzählt, bald Frau Hauser die über das Koncert schreibt, dann Dr. Reiter, sogar H. Bielefeld, Filistrissimo, wird erwärmt und beredt, und – die Eltern, sie hören es gerne! Was ihnen aber bittre Tropfen in den Honigbecher mischt, ist Besorgniß für Deine ihnen über alles theure Gesundheit! Alex. s champagner bekam Dir nicht, und was Du in Deinen hiesigen Koncerten mit so viel Leichtigkeit ausgeführt, Spiel und Direktion, greift Dich an! Um Gottes willen studire Deine Konstitution und sei der Arzt Deiner eignen Person! Denn am Ende versteht man sich selbst am richtigsten! Soll ich nach mir urtheilen, da Du unläugbar viel Muttergut und Blut hast, so laß Dir nur um Himmelswillen von letzterem nichts abzapfen, lebe mäßig, hüte Dich vor agitation, wenns möglich; geh nicht spät zu Bett, und suche Nervenstärkung, da Deine Kunst nun einmal erregend und anstrengend wirken muß. Aus Deinen Londner Briefen nach der Verwundung hab ich mir eigentlich zuerst Homöopathie abstrahirt; wie Du den damaligen Zustand beschriebst, so aufs Haar genau wars mir nach den vielen Blutentziehungen; kann ich mir nun etwas Schrecklichers denken, als die Seelenabspannung, die Apathie und Melancholie an der Du damals littest, und die das getreuste Bild meines Elends war? Drum hüt Dich schönes Blümlein, und glaube, daß wo Du nur mittelmäßige Aerzte beider Systeme findest, das milde, sanfte, mäßige, für Körper wie der Deine, unstreitig vorzuziehen ist. Ich kenne den Leipz. Homöop. nicht, weiß aber daß er in der Umgegend berühmt ist und viele gute Kuren gemacht hat. Jene Blutaufwallungen die ich häufig bei Dir und mir bemerkte, kommen gewiß nicht v. Blutübermaaß, sondern v. großer Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Nerven: Verminderung des Bluts, das sich, selbst nach der Theorie uralter Aerzte, ganz schnell ersetzt, hat bei Naturen wie Deine und meine, nur langanhaltene Schwächung des Gedächtnißes, der Sehkraft und Lebenslust zur Folge, wie ichs leider erfahren habe. Leute, die viel mit dem Kopf arbeiten, müßen besonders mäßig leben und früh schlafen gehen. Ich weiß, daß dies Opfer kostet; wärs aber nicht ein unendlich größeres, wenn Du durch Schwäche verhindert würdest, zu schaffen und Deinem Beruf völlig zu genügen? Auch den Goetheschen Besuch wußten wir, und freuten uns darob; sag uns gelegentlich, was der junge Mensch vornimmt, bei wem er einstweilen lernt, bis er zu Dir kömmt, ob er ausschließl. Lust und Beruf zur Musik hat, und welchem Fach darin er sich zu widmen denkt? – Dein ExSchüler Frank verehrt Dich übrigens höchst enthusiastisch, wie ich v. mehreren Breslauern weiß; eigen, daß ihm die Sprechgabe und die lebhafte Natur der Brüder so ganz versagt sind! – Was denkt Ottilie denn künftig vorzunehmen? Das ruhige Leben in W. dürfte ihr wohl auch nicht sehr zusagen. – Hauser wird selbst geschrieben haben, daß sein début gut abgelaufen ist. An dem Abend feierte Albertine Pauls Geburtstag, und wir konnten nicht ins Theater; die allergetreuste Majestät Hensel ließ sichs indeß nicht nehmen, und hat wirklich den 1. Klatsch angestimmt; zur Lebhaftigkeit konnte die Oper überhaupt nicht anregen, Recensenten waren aber deßhalb auch billig, und erwarten H. als Sänger; Eichberger hatte gestern in d. Stummen eine Parthei gegen sich, soll aber mit entschiedner Majorität durchgedrungen sein, wie denn eine ungerechte Opposition gewöhnl. am lebhaftesten zum Uebermaaß des Entgegengesetzten hinreißt. Die ganze Woche vor H. s Auftreten war er entsetzlich hypochondrisch, pimpelich, mißgelaunt, sich kränklich meldend; alle Sardellen und Eier waren zu wenig, ja er ließ sich v. Stosch Arznei verschreiben, trank Fliederthee, wie jener Engländer sagte u. s. w. Nach dem guten Ausgang ist er aber umgewandelt, guter Laune, rüstig, vergnügt. Eben schreit er bei Spont. . Eine Rolle aus Bellinis Puritanern haben sie ihm zugeschickt, und Figaro ist übermorgen angesetzt. Heut früh brachte ihm der Theaterschneider sein Figarokleid, Vater war beim Anprobiren zugegen und wollte sich todlachen über die Faxen die er mit ausgespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen vorm Spiegel machte, während der Schneider seine eignen Gesichter dazu schnitt. Du weißt, es gehört etwas dazu Vater zu so herzlichem Lachen zu bringen. – Bei Paul gabs eine sauerée v. 40 Personen mit obligatem trio von Beeth. (Fanny) und dito v. Haydn (L. Heydem. ) Die Gesellschaft war sehr belebt und ungenirt, was sonst bei Erstversuchen jung-etablirter selten vorkommt. Albertinens Bild ist zwar noch nicht fertig, prangte aber doch mit dicken Laub- und Blumenfestons in Pauls Zimmer; Mde. Heine schenkte ihm d. engl. Shakespeare, Rebecka Mozartsche Quartette, wie eine Säule im Baumkuchenpiedestal steckend (rührt Dich das?), Fanny den Kupferstich nach dem Bilde, Titians Tochter, Alex. 1 Feuermaschine, und die nützlichen Eltern eine Fußdecke über seine ganze Stube. Abends darauf waren wir bei Deckers, wo der 1. Akt des Waßerträgers, und eine Maße Titus gesungen wurden; es thut mir leid, bemerken zu müßen, daß das Schätzchen mit großen éclats de voix und Anstrengung, stark, aber nicht schön sang: Fanny will davon nichts wißen. Rosa Berends Stimme hat dagegen sehr an Kraft und Umfang gewonnen, nur daß ihre Methode und besonders Aussprache des Italiän., zu viel zu wünschen übrig läßt. Den Krause, den man, wie Du Dich erinnerst, durchaus nicht mehr sehen konnte, hat man nicht nur gesehen, sondern auch gehört, und läugnen läßt sich seine volle schöne Stimme nicht, obschon er als gefährlicher Nebenbuhler Hausers auftreten wird. Backhausens Schwiegermutter, die Dr. Schleiden ist mit Tochter und Sohn hier, ich eile sie gleich zu besuchen, ohne ihre Bekanntschaft übermorgen bei der Herz abzuwarten. – Gans und Ranke ruddelten gestern viel über Gutzkow, er hat beide und Varnh. und Hotho vergebens zu Beiträgen an seiner Zeitschrift aufgefordert. Sie sind überzeugt, daß er trotz deßen, öffentlich behaupten werde, sie würden daran mitarbeiten. – V. H. und Mad. Moscheles haben wir sehr freundliche Danksagungen über das happily arrivete Porcellan erhalten; mit Ed. Magnus habe ich mich über diese Hauptfrau bei Deckers des Breitesten in Lob und Preis ergoßen. – Bärmann wird Dir eine vorübergehende Freude, und David eine dauernde sein, falls Ihr ihn bekommt. Er ist nicht nur ein sehr tüchtiger, geistreicher Spieler, aber auch ein braver, kluger, angenehmer, lieber Mensch, und aus dem Aufgeben seiner so höchst einträglichen Stelle bei Liphart seh ich, daß ers mit der Kunst gut meynt und den rechten Verstand davon hat, wie d. Hamburger Dresch zu sagen pflegte. Wohl bekommen die Pensakuchen und Trauben, geliebter Felix! sei nur mäßig, und denke, daß der edle Geist so leicht durch den ignoben Magen herunter kömmt. Gott schütze und erhalte Dich, bleib gesund und frischen Muths. Ich bin Gottlob wohl, obgleich ich sage thine for ever! es kömmt mir aber engl. in die Feder, weil ich Bulwers last days of Pompeji lese. – Mr. Beneke hat Dich auch vergebens aufgesucht und mir v. dem Felixerfüllten Leipz. erzählt. Vater schreibt: Lea Mendelssohn Bartholdy Nachdem uns mehrere zurückkehrende Reisende mündlich Berichte über Dich gebracht, die uns d. fehlenden Br. nicht ersetzten, wurde uns dieser gestern durch seinen erfreul. Inhalt doppelt willkommen. Herr Kolbe – lebt wohl, würde Spont. sagen; ich aber sage, H. Kolbe soll sich hüten nicht zu wohl zu leben. Du weißt, ich bin nun einmal die Kritik, doch übe ich sie redlicher und wohlgemeinter, als Gutzkow und das junge Deutschl. die ich eben so wenig lesen kann als mir vorlesen laßen mag, und daher v. ihnen nichts weiß als daß sie nicht einmal fähig sind, für sich selbst und für ihre Werke andre Benennungen und Titel zu erfinden und die lächerl. französ. daher lächerlichst deutsch nachäffen. Was ich sonst v. ihren faits et gestes höre, giebt mir gar keine Lust, mich weiter um sie zu bekümmern, und Du würdest Unrecht thun, Dein Herz mit etwas anderm zu beschweren als der Ueberzeugung, daß sie Lumpenkerle sind. Einer v. ihnen, Wienbark apotheosirt Heine in einem eignen Werk, wie ich höre, worauf ich mir denn die Freiheit genommen habe zu sagen, daß Mistkäfer keinen andern Gott kennen als Kuhfladen. (was Mutter alles schreiben muß!) – Hauser hat nun also sauté le pas! ich kann Dich aber versichern, daß, wenn ich nicht gewesen wäre, er noch in 14 Tagen nicht debütirt hätte: mir ist ein so komplicirter Hypochondriko noch nicht vorgekommen. Er bekömmt Kopfschmerz vor Angst wenn er auftreten soll, sodann rothe Flecken im Gesicht, daß er Kopfweh hat er trinkt dann um sich zu kuriren, Aepfelwaßer, Emser dito, Bitter- dito und Selzer dito zusammen, worauf dann Stosch sagt, das könne kein Pferd aushalten, und er wäre der Einzige dem nur Homöop. durch Nichts helfen könnten. Uebrigens ist H. ein sehr angenehmer Hausgenoße, guter Kerl, Dein entschiedner Freund und was Du seiner Frau bestellen kannst, nicht weniger gespannt und ungeduldig auf Briefe v. ihr als ich es auf meinen Reisen auf die der Schreiberin dieses war. Die Scene mit d. Theat. schneider hat Dir Mutter bereits erzählt, sie würde ein vortreffl. genrebild abgegeben haben. Deine Notenbücherkisten sind angekommen und stehen einstweil. im Gartensaal, v. wo aus sie wie die Schwestern sie werden ordnen und bezeichnen können, die Wanderung nach Repositorien vornehmen werden. Jetzt lebewohl und laß uns gelegentl. etwas v. den Programmen Deiner nächsten Koncerte wißen. Abraham Mendelssohn Bartholdy Mundt, welchen man wohl den Vormund des jungen Deutschland nennen möchte, hat denn doch einen Titel erfunden, den ihm die Franzosen nicht nachahmen werden, indem er naïv und demüthig genug das Journal, welchem er seinen eigenen Namen und die seiner Mitarbeiter vordruckt, den Thierkreis nennt; in diesem figuriren nun auch zum verdienten Lohn ihrer Schwäche Varnhagen und Gans. Beide haben es abgeschlagen, an Wienbargs „revue“ mitzuarbeiten, was diesen indeß nicht abgehalten hat, sie öffentlich als solche aufzuführen. Beiläufig gesagt verdrießt es mich ordentlich, daß Du lauter Lieder von Heine, Lug und Trug, mit Deinen Melodieen ehrlich machst. Dein Vater A
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-11-02" xml:id="date_7587e342-14a8-4437-b8dc-2baa7d84bd33">2. 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Deine <hi rend="latintype">Fama</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_18373567-fd3a-45c6-b842-32091bf5dd89" xml:lang="de">Fama – in der römischen Mythologie die Gottheit des Ruhmes und des Gerüchts; zugleich Bezeichnung für eine über ein Gerücht verbreitete Geschichte.</note> schwirrt mir höchst erfreulich und anmuthig um die Ohren; bald ists <persName xml:id="persName_1ea0360c-3c24-46a0-b927-53e608d00f53">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName>, der v. Dir erzählt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_064d40b6-daa8-4353-bf5d-97c6b2669aef" xml:lang="de">Alexander, der v. Dir erzählt – Alexander Mendelssohn hatte am 22. Oktober 1835 zusammen mit seinem Bruder Georg Benjamin das dritte Abonnementkonzert der Saison 1835/36 im Saal des Gewandhauses besucht, das ihr Cousin leitete (zum Konzertprogramm siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 921 f.). Sie waren am 23. Oktober nach Berlin zurückgereist.</note>, bald <persName xml:id="persName_1191e0d4-828b-4669-a379-89dfcd7f2a8a">Frau Hauser<name key="PSN0111777" style="hidden" type="person">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName> die über das <placeName xml:id="placeName_4c27f7ac-e303-4f41-9bb8-be8a32758f3b">Koncert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> schreibt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_78acb999-9599-498c-98c5-3597a4f8ad2b" xml:lang="de">Frau Hauser die über das Koncert schreibt – Inzwischen hatten vier von Mendelssohn geleitete Abonnementkonzerte im Gewandhaus stattgefunden: am 4., 11., 22., und 29. Oktober 1835 (zu den Programmen siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 919-922). Vermutlich ist ein Brief darüber von Luise Georgine Hauser an ihren Ehemann Franz, der sich derzeit zu einem Gastspiel in Berlin aufhielt, gemeint. Er war am 20. Oktober 1835 in Berlin eingetroffen (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 73) und wohnte in Felix Mendelssohn Bartholdys ehemaligem Zimmer im Haus der Eltern in der Leipziger Straße 3.</note>, dann <persName xml:id="persName_c0eb5872-27ce-4b7a-9263-2e276859deee">Dr. Reiter<name key="PSN0114131" style="hidden" type="person">Reuter, Moritz Emil (1802-1853)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_38612e97-ce2e-4799-9efb-900432846712" xml:lang="de">Dr. Reiter – Der häufige Besuch des Leipziger Arztes Dr. Moritz Emil Reuter bei der Familie Mendelssohn wird erwähnt in Hensel, Tagebücher, S. 74.</note>, sogar <persName xml:id="persName_9c9194d5-5e44-409f-b5cd-add003007ef0">H. Bielefeld<name key="PSN0116226" style="hidden" type="person">Bielefeld, Gideon Heinrich</name></persName>, <hi rend="latintype">Filistrissimo</hi>, wird erwärmt und beredt, und – die <persName xml:id="persName_5d57ad6c-5beb-453a-af6c-889fc57ce301">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, sie hören es gerne! Was ihnen aber bittre Tropfen in den Honigbecher mischt, ist Besorgniß für Deine ihnen über alles theure Gesundheit! <persName xml:id="persName_74695c74-2ac9-46fa-af79-527a286f5ef0">Alex.s<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> <hi rend="latintype">champagner</hi> bekam Dir nicht, und was Du in Deinen hiesigen Koncerten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7a552f33-3612-491a-be16-f8fbbd12478d" xml:lang="de">Deinen hiesigen Koncerten – Mendelssohn veranstaltete die drei Wohltätigkeitskonzerte zugunsten des Orchesterwitwenfonds der Königlichen Hofkapelle am 15. November 1832, 1. Dezember 1832 und 10. Januar 1833 im Saal der Sing-Akademie. Mendelssohn stellte darin auch zahlreiche eigene Kompositionen vor: Im ersten Konzert die Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«), op. 107 (MWV N 15), das 1. Klavierkonzert g-Moll, op. 25 (MWV O 7), und die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3); im zweiten Konzert das Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, op. 22 (MWV O 8), und die Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5); im dritten Konzert die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), und Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3). Die Allgemeine Musikalische Zeitung resümierte nach dem letzten Konzert: »Herr F. Mendelssohn hat sich durch diese von ihm veranstalteten, höchst interessanten Musik-Aufführungen nicht allein als ausgezeichneter Pianoforte-Virtuos ersten Ranges, Instrumental-Componist von Genie und Fleiss und geschickter Orchester-Dirigent gezeigt, sondern sich auch zwiefachen Dank für seine Leistungen, in Bezug auf die Kunst und den wohlthätigen Zweck seiner Concerte, erworben« (AMZ 35, Nr. 8, 20. Februar 1833, Sp. 126). Ludwig Rellstab betonte in seiner Rezension in Iris im Gebiete der Tonkunst 4, Nr. 3, vom 25. Januar 1833, die Konzerte seien »nur ein Gewinn für die Kunst, obgleich wir weder der Ouverture, ›die Hebriden‹ genannt, noch der großen Kantate, die Walpurgisnacht, im Ganzen Geschmack abgewinnen konnten. Einzelnes in Beiden gefiel uns dagegen außerordentlich« (S. 12). Zu den Konzerten siehe ausführlich Dinglinger, Mendelssohns Berliner Intermezzo, S. 112-123. Am 15. November 1832 bestätigte Mendelssohn, »[a]us der Schatulle Sr. Königlichen Majestät die Summe von 20 Friedrichsd’or als Beitrag zur Einnahme des Concerts für den Orchesterwittwenfonds am 15ten Nov. 1832 empfangen zu haben« (D-LEsm, Musik- und Theatergeschichte, MT/2011/307).</note> mit so viel Leichtigkeit ausgeführt, Spiel und Direktion, greift Dich an! Um Gottes willen studire Deine Konstitution und sei der Arzt Deiner eignen Person! Denn am Ende versteht man sich selbst am richtigsten! Soll ich nach mir urtheilen, da Du unläugbar viel Muttergut und Blut hast, so laß Dir nur um Himmelswillen von letzterem nichts abzapfen, lebe mäßig, hüte Dich vor <hi rend="latintype">agitation</hi>, wenns möglich; geh nicht spät zu Bett, und suche Nervenstärkung, da Deine Kunst nun einmal erregend und anstrengend wirken muß. Aus Deinen <placeName xml:id="placeName_23db8ed1-1415-4602-8573-3755b605a58d">Londner<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> Briefen nach der Verwundung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f1916cdd-5c0d-4502-a692-b805e1480c94" xml:lang="de">Deinen Londner Briefen nach der Verwundung – Am 17. September 1829 war Mendelssohn in London mit einem offenen Wagen umgestürzt und hatte sich dabei sich das Knie verletzt. Siehe Brief fmb-1829-09-18-01 (Brief Nr. 221) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Amsterdam, London, 18. September 1829, Z. 6 ff.: »ich liege nämlich wie ein kranker Schoßhund auf dem Bette […].«, und die nachfolgenden Briefe.</note> hab ich mir eigentlich zuerst Homöopathie abstrahirt; wie Du den damaligen Zustand beschriebst, so aufs Haar genau wars mir nach den vielen Blutentziehungen; kann ich mir nun etwas Schrecklichers denken, als die Seelenabspannung, die Apathie und Melancholie an der Du damals littest, und die das getreuste Bild meines Elends war? Drum <title xml:id="title_cf3aa8d6-3c79-4fef-8477-3e233b19d30f">hüt Dich schönes Blümlein<name key="PSN0109533" style="hidden" type="author">Arnim, Karl Joachim (Achim) Friedrich Ludwig von (1781–1831)</name><name key="CRT0107650" style="hidden" type="literature">Es ist ein Schnitter, der heißt Tod</name><name key="PSN0110119" style="hidden" type="author">Brentano, Clemens Maria Wenzeslaus (1778–1842)</name><name key="CRT0108287" style="hidden" type="literature">Es ist ein Schnitter, der heißt Tod</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7353581a-3ad4-4fe9-bbc2-b6ec6b8606e8" xml:lang="de">Drum hüt Dich schönes Blümlein – Zitat aus dem Gedicht »Es ist ein Schnitter, der heißt Tod« aus der Sammlung Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano. Die Zeile »Hüte dich schöns Blümelein!« steht jeweils am Ende der Strophen.</note>, und <hi n="1" rend="underline">glaube</hi>, daß wo Du nur mittelmäßige Aerzte beider Systeme<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_84d6f9b2-fd8f-4892-bbae-2086b1a67d98" xml:lang="de">Aerzte beider Systeme – der Schulmedizin bzw. der von Lea Mendelssohn Bartholdy bevorzugten Homöopathie.</note> findest, das milde, sanfte, mäßige, für Körper wie der Deine, unstreitig vorzuziehen ist. Ich kenne den <placeName xml:id="placeName_1b007943-7460-4567-b577-6cd4cda7d652">Leipz.<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <persName xml:id="persName_b0818ba9-1c75-4870-8c28-59b67cdaa9d4">Homöop.<name key="PSN0120076" style="hidden" type="person">Wahle, Johann Wilhelm (1794-1853)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_92e3bba6-99b9-4e8b-92bb-cc69a81c6e1e" xml:lang="de">den Leipz. Homöop. – Vermutlich meinte Lea Mendelssohn Bartholdy Johann Wilhelm Wahle, einen in Leipzig ansässigen Barbier, der der erste nichtstudierte Homöopath war. Weiterführend siehe Kathrin Schreiber, Samuel Hahnemann in Leipzig. Die Entwicklung der Homöopathie zwischen 1811 bis 1821: Förderer, Gegner und Patienten (Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte, Bd. 8), Stuttgart 2002, S. 44 f.</note> nicht, weiß aber daß er in der Umgegend berühmt ist und viele gute Kuren gemacht hat. Jene Blutaufwallungen die ich häufig bei Dir und mir bemerkte, kommen <hi n="1" rend="underline">gewiß nicht</hi> v. Blutübermaaß, sondern v. großer Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Nerven: Verminderung des Bluts, das sich, selbst nach der Theorie uralter Aerzte, ganz schnell ersetzt, hat bei Naturen wie Deine und meine, nur langanhaltene Schwächung des Gedächtnißes, der Sehkraft und Lebenslust zur Folge, wie ichs leider erfahren habe. Leute, die viel mit dem Kopf arbeiten, müßen besonders mäßig leben und früh schlafen gehen. Ich weiß, daß dies Opfer kostet; wärs aber nicht ein unendlich größeres, wenn Du durch Schwäche verhindert würdest, zu schaffen und Deinem Beruf völlig zu genügen?</p> <p>Auch den <persName xml:id="persName_b91ea43c-e360-4eed-8d23-0a6004d46b99">Goetheschen<name key="PSN0111425" style="hidden" type="person">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name><name key="PSN0111426" style="hidden" type="person">Goethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885)</name></persName> Besuch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_93163f44-9bec-4d20-a202-2e113f1d871b" xml:lang="de">den Goetheschen Besuch – Mendelssohn war am 20. Oktober 1835 von Johann Wolfgang von Goethes Schwiegertochter Ottilie von Goethe und nachfolgend auch von deren eilig von Weimar nachgereistem Sohn Wolfgang Walther, seinem späteren Schüler, in Leipzig aufgesucht worden. Siehe dazu Brief fmb-1835-10-30-01 (Brief Nr. 1232) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 30. Oktober 1835, Z. 29 ff.: »So war vorige Woche Frau v. Goethe mit ihrem Sohne gekommen, um mich aufzusuchen und um meine Meinung über das musikal. Talent von Walter zu fragen.« Zu dem Lehrer-Schüler-Verhältnis siehe Klein, Goethe sein Vorbild, S. 106 f.</note> wußten wir, und freuten uns darob; sag uns gelegentlich, was <persName xml:id="persName_fea5aefd-066d-402f-a156-fd7f8951b18f">der junge Mensch<name key="PSN0111426" style="hidden" type="person">Goethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885)</name></persName> vornimmt, bei wem er einstweilen lernt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f2914f66-e7f0-4c37-966e-50cc07700b3d" xml:lang="de">der junge Mensch … bei wem er einstweilen lernt – Wolfgang Walther von Goethe erhielt damals Musikunterricht von dem Weimarer Musikdirektor Carl Eberwein und dessen Sohn Max (Klein, Goethe sein Vorbild, S. 105).</note>, bis er zu Dir kömmt, ob er ausschließl. Lust und Beruf zur Musik hat, und welchem Fach<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> darin er sich zu widmen denkt? – Dein ExSchüler <persName xml:id="persName_2a8ead2b-0860-4f1b-8ef3-024d3f8cca5b">Frank<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d618773c-2f23-489a-834a-fc08cfc3608d" xml:lang="de">Dein ExSchüler Frank – Eduard Franck war seit 1834 in Düsseldorf Mendelssohns Schüler gewesen. Mit Mendelssohns Weggang von dort Ende Juli 1835 endete der Unterricht vorübergehend. Es wurde vereinbart, dass der junge Komponist zunächst seine Schulzeit beenden sollte. Der Unterricht wurde ab Herbst 1836 bis 1838 in Leipzig fortgesetzt. Siehe dazu Feuchte, Felix Mendelssohn Bartholdy als Lehrer und Freund von Eduard Franck.</note> verehrt Dich übrigens höchst enthusiastisch, wie ich v. mehreren <placeName xml:id="placeName_3293539b-8ebd-43c4-b44e-69c1cd9bc98c">Breslau<settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>ern weiß; eigen, daß ihm die Sprechgabe und die lebhafte Natur der <persName xml:id="persName_45227179-ba92-4c2e-b405-bd46ffb3dd01">Brüder<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name><name key="PSN0111126" style="hidden" type="person">Franck, Johann August (1805-1878)</name><name key="PSN0111116" style="hidden" type="person">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name></persName> so ganz versagt sind! – Was denkt <persName xml:id="persName_0fe00669-9ca4-46e3-8688-0f647465e443">Ottilie<name key="PSN0111425" style="hidden" type="person">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name></persName> denn künftig vorzunehmen? Das ruhige Leben in <placeName xml:id="placeName_68e90ea7-de41-436c-90db-d78168df0b31">W.<settlement key="STM0100134" style="hidden" type="locality">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> dürfte ihr wohl auch nicht sehr zusagen. – <persName xml:id="persName_758de497-8103-4e32-9893-897b90574c2b">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> wird selbst geschrieben haben, daß sein <hi rend="latintype">début</hi> gut abgelaufen ist<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_69c5735f-ec0f-4fef-9893-f1d22fa76b65" xml:lang="de">Hauser wird selbst geschrieben haben, daß sein début gut abgelaufen ist – Das Debüt für sein Berliner Gastspiel gab Franz Hauser am 30. Oktober im Königlichen Opernhaus als Bertram in Giacomo Meyerbeers Oper Robert le diable (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 37). Hauser schrieb erst am 11. November 1835 an Mendelssohn: Brief gb-1835-11-11-01 Franz Hauser, Rebecka Lejeune Dirichlet und Alexander Mendelssohn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 11. November 1835.</note>. An dem <date cert="high" when="1835-10-30" xml:id="date_d12f4a17-2694-4a1d-84a1-bca52667573f">Abend</date> feierte <persName xml:id="persName_7ab372ef-7bda-4f70-aeb3-798a97a31283">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> <persName xml:id="persName_8ff59b20-66e0-46bf-99c5-c0906d4ad7bc">Pauls<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> Geburtstag<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_95b34748-53c7-4f85-b9e4-409955a1e6e1" xml:lang="de">An dem Abend feierte Albertine Pauls Geburtstag – Paul Mendelssohn feierte seinen 23. Geburtstag am 30. Oktober 1835 in der gemeinsamen Wohnung im Haus des Juweliers Johann Carl Edouard Wagner Alter Packhof 8, die er nach seiner Heirat mit Albertine Heine am 27. Mai 1835 bezogen hatte (vgl. Wohnungsanzeiger für Berlin, 1836, [S. 13]; dort unter »Bartholdy« geführt).</note>, und wir konnten nicht ins <placeName xml:id="placeName_efed0fa2-0dba-427a-af38-e928b4d6d950">Theater<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; die aller<hi n="1" rend="underline">getreuste</hi> Majestät <persName xml:id="persName_99177fcd-5630-4b1a-b895-d50d741069a8">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> ließ sichs indeß nicht nehmen, und hat wirklich den 1. <hi n="1" rend="underline">Klatsch</hi> angestimmt; zur Lebhaftigkeit konnte die <title xml:id="title_7f8b26d6-b52c-45a3-928f-1861dc5cd06a">Oper<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791–1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name></title> überhaupt nicht anregen, Recensenten waren aber deßhalb auch <hi n="1" rend="underline">billig</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_53ab4faa-3e8f-4525-bbf2-87ffcb837bad" xml:lang="de">billig – angemessen, gerecht.</note>, und erwarten <persName xml:id="persName_77170589-7b30-454b-936b-61e0012baffb">H.<name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> als <hi n="1" rend="underline">Sänger</hi>; <persName xml:id="persName_d41592d0-f4eb-4a6f-8fc4-2535944607f1">Eichberger<name key="PSN0110848" style="hidden" type="person">Eichberger, Joseph (1801-1862)</name></persName> hatte <date cert="high" when="1835-11-01" xml:id="date_d4d20406-8c74-4913-9f25-e22be74a09a4">gestern</date> in d. <title xml:id="title_1bf89ef5-53a5-407a-8faf-5b5c52defc15">Stummen<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782–1871)</name><name key="CRT0107680" style="hidden" type="music">La Muette de Portici (auch: Masaniello) AWV 16</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b11f4de6-a518-4dee-80c6-ddee2e65f6b5" xml:lang="de">gestern in d. Stummen – Daniel-François-Esprit Aubers fünfaktige Oper Die Stumme von Portici (La Muette de Portici) AWV 16 stand am 1. November 1835 im Königlichen Opernhaus auf dem Programm (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 37).</note> eine Parthei gegen sich, soll aber mit entschiedner Majorität durchgedrungen sein, wie denn eine ungerechte Opposition gewöhnl. am lebhaftesten zum Uebermaaß des Entgegengesetzten hinreißt. Die ganze Woche vor <persName xml:id="persName_409e58f1-fb81-472b-ae1f-2e661fe67529">H.s<name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> Auftreten war er entsetzlich hypochondrisch, <hi n="1" rend="underline">pimpelich</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0fc4ab3b-c2db-4cfe-9beb-cab8b04044a6" xml:lang="de">pimpelich – auch: pimpelig; berlinerisch, verwöhnt (vgl. Hans Brendicke, Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I., in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 33, Berlin 1897, S. 161).</note>, mißgelaunt, sich kränklich meldend; alle Sardellen und Eier waren zu wenig, ja er ließ sich v. <persName xml:id="persName_b1c7e852-a85f-4060-a629-45ac0edff837">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> Arznei verschreiben, trank <hi n="1" rend="underline">Flieder</hi>thee<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f57b32a5-0f5b-4299-b63d-d8e038c8345e" xml:lang="de">Fliederthee – Holunderblütentee.</note>, wie jener Engländer sagte u. s. w. Nach dem guten Ausgang ist er aber umgewandelt, guter Laune, rüstig, vergnügt. Eben schreit er bei <persName xml:id="persName_07b5b0b6-5073-44d8-bd13-92b340e5d971">Spont.<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName>. Eine Rolle aus Bellinis Puritanern haben sie <add place="above">ihm<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> zugeschickt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5717fbfb-22ff-405f-aa63-8f27a162a351" xml:lang="de">Eine Rolle aus Bellinis Puritanern haben sie ihm zugeschickt – Über die Noten von Vincenzo Bellinis Oper I puritani, die am 24. Januar 1835 in Paris uraufgeführt worden war, berichtete Franz Hauser in Brief gb-1835-11-11-01 Franz Hauser, Rebecka Lejeune Dirichlet und Alexander Mendelssohn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 11. November 1835.</note>, und <title xml:id="title_f25094cf-76f7-4903-bf18-3ba541752214"><hi rend="latintype">Figaro</hi><name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110123" style="hidden" type="music">Le nozze di Figaro KV 492</name></title> ist <date cert="high" when="1835-11-04" xml:id="date_0cec804b-0529-4f0a-9a9d-67a2e02b5b85">übermorgen</date> angesetzt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ed26880b-c0ba-4625-a1c8-d305f82a1da4" xml:lang="de">Figaro ist übermorgen angesetzt – Die erste Vorstellung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Le nozze di Figaro KV 492 fand am 4. November 1835 im Königlichen Opernhaus mit Hauser in der Rolle des Figaro statt (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 38).</note>. <date cert="high" when="1835-11-02" xml:id="date_7ff6b54d-04b1-42b7-9720-5f44fe70111e">Heut früh</date> brachte ihm der Theaterschneider<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c6756848-4428-41db-9ff7-3e09d5538c44" xml:lang="de">der Theaterschneider – Infrage kommen fünf Schneider, die für die Königlichen Theater tätig waren: G. Donath, Handorff, Senger, F. Neumann und F. Weber (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 11).</note> sein <hi rend="latintype">Figaro</hi>kleid, <persName xml:id="persName_92281850-ad75-4893-8e1c-6ad35766cddc">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> war beim Anprobiren zugegen und wollte sich todlachen über die Faxen die er mit ausgespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen vorm Spiegel machte, während der Schneider seine eignen Gesichter dazu schnitt. Du weißt, es gehört etwas dazu Vater zu so herzlichem Lachen zu bringen. – Bei <persName xml:id="persName_a3138fa1-fa97-4184-b61f-ca71cbf75cae">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> gabs eine <hi rend="latintype">sauerée</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3c51a9f8-66e7-4873-bf1d-b3710b114829" xml:lang="de">sauerée – Kompositum aus »Soirée« und »Sauerei«.</note> v. 40 Personen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_22494d23-2707-44d3-9420-5958368c82b1" xml:lang="de">Bei Paul gabs eine sauerée v. 40 Personen – betrifft die o. g. Geburtstagsfeier von Paul Mendelssohn Bartholdy am 30. Oktober 1835.</note> mit obligatem <title xml:id="title_228977ad-7477-452b-b4c2-5f7a02dd8f1c"><hi rend="latintype">trio</hi> von Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name></title> (<persName xml:id="persName_b6ce1db4-8d72-44c9-a7af-2be214098ac7">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>) und <title xml:id="title_03e65e94-aade-4086-95d4-7bb972031d51"><hi rend="latintype">dito</hi> v. Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109099" style="hidden" type="music">Trio (Klaviertrio)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_948185e2-207d-4731-aefe-970101801778" xml:lang="de">mit obligatem trio von Beeth. … und dito v. Haydn – Bei Ludwig van Beethovens »obligatem trio« dürfte es sich um das Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«), gehandelt haben. Das Trio Joseph Haydns lässt sich nicht ermitteln.</note> (<persName xml:id="persName_2e0bbf92-39dc-4c51-9ae8-ad24d532ff8c">L. Heydem.<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName>) Die Gesellschaft war sehr belebt und ungenirt, was sonst bei Erstversuchen jung-<hi rend="latintype">etablirter</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5ea3ef40-f690-4a17-980a-21aa325d4ebf" xml:lang="de">jung-etablirter – Paul Mendelssohn Bartholdy war seit dem 27. Mai 1835 mit Albertine Heine verheiratet.</note> selten vorkommt. <title xml:id="title_07b67f45-0469-403e-a54f-53f59456623a">Albertinens Bild<name key="PSN0112320" style="hidden" type="author">Kaselowsky, August Theodor (1810–1891)</name><name key="CRT0112503" style="hidden" type="art">Albertine Mendelssohn Bartholdy als Braut</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_edf949ed-3cde-475b-9aed-e2706c1d4e60" xml:lang="de">Albertinens Bild – August Theodor Kaselowskys 1835 entstandenes Ölgemälde Albertine Heine als Braut; heutiger Standort: Berlin, Jüdisches Museum, Inventar-Nr.: GEM 96/4/0. Abbildung: <ref target="https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-106860" xml:id="ref_3f242133-5b58-460b-9963-802b64ec1a7f">Link</ref>.</note> ist zwar <hi n="1" rend="underline">noch</hi> nicht fertig, prangte aber doch mit dicken Laub- und Blumenfestons<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8624bcc0-e1ed-40ea-a54b-167e1f26ee9c" xml:lang="de">Blumenfestons – Feston: Schmuckmotiv von bogenförmig durchhängenden Gewinden aus Blumen, Blättern oder Früchten.</note> in Pauls Zimmer; <persName xml:id="persName_5a1e4d48-e413-424a-bae6-9030a9b4e3fe">Mde. Heine<name key="PSN0111818" style="hidden" type="person">Heine, Henriette (Jette, Jitel) (1785-1845)</name></persName> schenkte ihm d. <title xml:id="title_9e0d805b-2e52-4cb6-bbad-be9f256284b0">engl. <hi rend="latintype">Shakespeare</hi><name key="PSN0120077" style="hidden" type="author">Singer, Samuel Weller (1783–1858)</name><name key="CRT0112794" style="hidden" type="literature">The Dramatic Works of William Shakespeare</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f39c092e-af2d-473d-aa22-f67be8a13a0f" xml:lang="de">d. engl. Shakespeare – Höchstwahrscheinlich ist die von Samuel Weller Singer publizierte zehnbändige Ausgabe The Dramatic Works of William Shakespeare, Chiswick 1826, gemeint. Eine Parallelausgabe erschien in den Jahren 1829 bis 1834 in Frankfurt a. M.</note>, <persName xml:id="persName_834039ed-44f3-44f6-9113-d7bb7208efd5">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Mozartsche Quartette, wie eine Säule im Baumkuchen<hi rend="latintype">piedestal</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8d71f404-0865-442e-86c6-561aa3444229" xml:lang="de">Baumkuchenpiedestal – Piedestal: Sockel (für eine Statue).</note> steckend (rührt Dich das?), <persName xml:id="persName_6c4e4b3d-8909-44ed-bd1d-5b267c78112d">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> den <title xml:id="title_8b28dc3a-3d85-44cc-a7ce-ac0b060d2c99">Kupferstich<name key="PSN0110302" style="hidden" type="author">Caspar, Joseph (1799–1880)</name><name key="CRT0108343" style="hidden" type="art">Mädchen mit Fruchtschale (Kupferstich nach → Tizian)</name></title> nach dem Bilde, <title xml:id="title_5486e222-b1eb-4e87-934f-c62be60fc3b8">Titians Tochter<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111090" style="hidden" type="art">Mädchen mit Fruchtschale</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dee04faf-2731-4817-bd8a-b54816f16fa4" xml:lang="de">den Kupferstich nach dem Bilde, Titians Tochter – Joseph Caspar publizierte 1835 einen Kupferstich nach Tizians Gemälde Mädchen mit Fruchtschale (um 1555), das im Königlichen Museum (heute: Altes Museum) ausgestellt war (heutiger Standort: Berlin, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Inventar-Nr. 166).</note>, <persName xml:id="persName_e3ac6cfa-84f2-4d8f-b7f2-5655a162ae68">Alex.<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> 1 Feuermaschine<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_03a48863-a13b-497b-9683-14a7fb1373e7" xml:lang="de">Feuermaschine – auch: Bartels’sche Feuermaschine; diese diente zunächst im Bergbau zum Luftwechsel und zur Luftverbesserung: »Ein eiserner Kasten mit einer aufwärts gehenden Oeffnung und einer horizontalen Seitenröhre wird vor die Schacht- oder Stollenöffnung gesetzt. Ueber dem Kasten ist ein Schornstein aufgemauert, worin das Feuer angezündet wird. Durch die Verdünnung der Luft in dem Schornsteine zwingt man die verdorbene Luft aus der Grube und durch den Schonstein zu dringen; durch die horizontale Röhre aber strömt frische Luft dafür herein« (Johann Heinrich Moritz Poppe, Noth- und Hülfs-Lexikon zur Behütung des menschlichen Lebens vor allen erdenklichen Unglücksfällen und zur Rettung aus den Gefahren zu Lande und zu Wasser, Bd. 1, Nürnberg 1811, S. 347).</note>, und die <hi n="1" rend="underline">nützlichen</hi> <persName xml:id="persName_171bad30-b2db-4804-9f62-6e2eda29da29">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> eine Fußdecke<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7a51a6c-398b-48b0-be3a-e82c00b254d8" xml:lang="de">Fußdecke – Teppich.</note> über seine ganze Stube. <date cert="high" when="1835-10-31" xml:id="date_2412fe8f-3b46-4679-b8f8-41bbb5fb736f">Abends darauf</date> waren wir bei <persName xml:id="persName_811c73b8-dd6a-498f-847f-a449e6b2bf00">Deckers<name key="PSN0110584" style="hidden" type="person">Decker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877)</name><name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName>, wo der 1. Akt des <title xml:id="title_028b84e2-fe8b-4199-80c2-95b0f0e7f04f">Waßerträgers<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760–1842)</name><name key="CRT0108366" style="hidden" type="music">Les Deux Journées, ou Le Porteur d’eau</name></title>, und eine Maße <title xml:id="title_2d9cdb69-257b-4638-9a2a-75cecc3bedd2">Titus<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110085" style="hidden" type="music">La clemenza di Tito KV 621</name></title> gesungen wurden<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7ebb3915-90b5-42d0-b66e-e61549382fb7" xml:lang="de">Abends darauf waren wir bei Deckers, wo der 1. Akt des Waßerträgers, und eine Maße Titus gesungen wurden – Die Musikveranstaltung bei Rudolf Ludwig und Pauline Decker fand am 31. Oktober 1835 in deren Wohnung in der Wilhelmsstraße 75 statt. Die Sopranistin veranstaltete ihre Musiken seit Herbst 1833 / Frühjahr 1834. Neben dem ersten Akt aus Luigi Cherubinis Oper Les Deux Journées, ou Le Porteur d’eau erklangen Teile aus Wolfgang Amadeus Mozarts La Clemenza di Tito KV 621.</note>; es thut mir leid, bemerken zu müßen, daß das <persName xml:id="persName_baff1ce9-953d-49d2-ae70-3d82717af788">Schätzchen<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_735ee501-7ebf-4b84-982f-2fda0330975c" xml:lang="de">das Schätzchen – Pauline Decker, geb. von Schätzel.</note> mit großen <hi rend="latintype">éclats de voix</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_163be101-9b3d-416a-81ef-86e22880b840" xml:lang="fr ">éclats de voix – frz., Stimmausbrüchen, Schreien.</note> und Anstrengung, stark, aber nicht schön sang: <persName xml:id="persName_162d4b97-44f1-49f8-9f92-30da71cfbef0">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> will davon nichts wißen. <persName xml:id="persName_bfb0d50f-e60a-476e-8c92-308568fe9e96">Rosa Berends<name key="PSN0116166" style="hidden" type="person">Behrend, Rose (Rosa) Eleonore (nach dem 11.01.1837: → Curschmann) (1818-1842)</name></persName> Stimme hat dagegen sehr an Kraft und Umfang gewonnen, nur daß ihre Methode und besonders Aussprache des Italiän., zu viel zu wünschen übrig läßt. Den <persName xml:id="persName_25e8d020-b973-405f-b2bc-8ce58288c63d">Krause<name key="PSN0112525" style="hidden" type="person">Krause, Julius (1810-1881)</name></persName>, den man, wie Du Dich erinnerst, durchaus nicht mehr sehen konnte, hat man nicht nur gesehen, sondern auch gehört, und läugnen läßt sich seine volle schöne<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Stimme nicht, obschon er als gefährlicher Nebenbuhler <persName xml:id="persName_fe2f28a8-618c-4c5e-9a60-3a5948496d72">Hausers<name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> auftreten wird.</p> <p><persName xml:id="persName_596d9897-d236-4c4d-b934-e3ec80298246">Backhausens<name key="PSN0109624" style="hidden" type="person">Backhausen, Peter (1801-1869)</name></persName> Schwiegermutter, <persName xml:id="persName_76c3cf4d-1a22-4815-9e70-4a5dcf824384">die Dr. Schleiden<name key="PSN0118847" style="hidden" type="person">Schleiden, Elisabeth (Elise) Wilhelmine (1785-1874)</name></persName> ist mit <persName xml:id="persName_4d28d56f-3b91-4821-9719-061f2ab7dbcd">Tochter<name key="PSN0119233" style="hidden" type="person">Schleiden, Angelika (1813-1895)</name></persName> und <persName xml:id="persName_19700e51-34b2-4341-890f-742075d6d2fe">Sohn<name key="PSN0118848" style="hidden" type="person">Schleiden, Rudolf Matthias (1815-1895)</name></persName> hier, ich eile sie gleich zu besuchen, ohne ihre Bekanntschaft <date cert="high" when="1835-11-04" xml:id="date_92187a36-46ea-47a9-b925-67f00b33dc9a">übermorgen</date> bei <persName xml:id="persName_1286676e-ef74-4d14-a0e2-6bf202675e05">der Herz<name key="PSN0111940" style="hidden" type="person">Herz, Henriette Julie (1764-1847)</name></persName> abzuwarten. – <persName xml:id="persName_4dc8b8c8-9361-4a02-9533-6a31d10ac56d">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_9c0ef5a8-c994-446a-8dd6-f19561b24b21">Ranke<name key="PSN0114071" style="hidden" type="person">Ranke, Franz Leopold (seit 1865) von (1795-1886)</name></persName> ruddelten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_415af321-d7ce-4d3a-89eb-cc1ce4c28364" xml:lang="de">ruddelten – ruddeln: klatschen, tratschen.</note> <date cert="high" when="1835-11-01" xml:id="date_0ef2591c-f161-4395-af20-1caf75f56be0">gestern</date> viel über <persName xml:id="persName_30155348-78ee-420e-85ca-abf52fc126bf">Gutzkow<name key="PSN0111640" style="hidden" type="person">Gutzkow, Karl Ferdinand (1811-1878)</name></persName>, er hat beide und <persName xml:id="persName_1794cf66-b2b3-45d8-a6a1-b51b9328f33c">Varnh.<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_9092bc75-0e0f-4f19-bf96-2624cf073c8e">Hotho<name key="PSN0112111" style="hidden" type="person">Hotho, Heinrich Gustav (1802-1873)</name></persName> vergebens zu Beiträgen an seiner <title xml:id="title_3eaa7088-0740-46f9-8903-53c289d0c262">Zeitschrift<name key="PSN0111640" style="hidden" type="author">Gutzkow, Karl Ferdinand (1811–1878)</name><name key="CRT0112793" style="hidden" type="periodical">Literatur-Blatt zum Phönix</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_579d2d46-be2b-41a9-b613-0baf988ced25" xml:lang="de">Gutzkow … seiner Zeitschrift – Karl Ferdinand Gutzkow, Literatur-Blatt zum Phönix, Nr. 1-33, Frankfurt a. M. 1835.</note> aufgefordert. Sie sind überzeugt, daß er trotz deßen, öffentlich behaupten werde, sie würden daran mitarbeiten. – V. <persName xml:id="persName_fde4c967-8c81-4ffc-80c7-b64c10bc5433">H.<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> und <persName xml:id="persName_424d8af4-a3a2-483a-a983-9a120b1fbfe6">Mad. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> haben wir sehr freundliche Danksagungen über das <hi rend="latintype">happily arrivete Porcellan</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_53860564-e427-4d5b-a801-38269b70e53a" xml:lang="de">H. und Mad. Moscheles … Danksagungen über das happily arrivete Porcellan – Porzellan, das Lea Mendelssohn Bartholdy Ignaz Moscheles bei dessen Abreise von Berlin für die Ehefrau Charlotte mitgegeben hatte. Siehe Brief gb-1835-10-24-03 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Berlin, 24. Oktober 1835, Z.: »Hat die Mosch. vielleicht a[uch] geschrieben? ich bin besorgt, bis ich das kostbare Porcellan safely arrived weiß.«</note> erhalten; mit <persName xml:id="persName_465b9c2c-bddd-42da-bfd2-3011fc80390a">Ed. Magnus<name key="PSN0113038" style="hidden" type="person">Magnus, Leopold Eduard (bis 1807: Samuel) (1799-1872)</name></persName> habe ich mich über diese Hauptfrau bei <persName xml:id="persName_eda6137c-efc3-44a4-93ca-adf6acb089fb">Deckers<name key="PSN0110584" style="hidden" type="person">Decker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877)</name><name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> des Breitesten in Lob und Preis ergoßen. – <persName xml:id="persName_0dc6b165-f79b-4f22-b8f3-fa4f8657eacb">Bärmann<name key="PSN0109633" style="hidden" type="person">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name></persName> wird Dir eine vorübergehende Freude, und <persName xml:id="persName_2a00a30e-06bf-478a-83ee-6e647faaf28c">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> eine dauernde sein<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_467196f9-b442-4017-836b-74e2e9e39dd8" xml:lang="de">Bärmann wird Dir eine vorübergehende Freude, und David eine dauernde sein – Der Münchner Klarinettist Heinrich Joseph Baermann plante eine Konzertreise nach Holland und wollte auf dem Weg auch in Leipzig ein Konzert geben. Im Brief an die Familie vom 30. Oktober 1835 erwähnte Mendelssohn einen »Brief von Ferd. David, der gern hieher möchte, um eine feste Stellung im Orchester zu haben« (Z. 45 f.).</note>, falls Ihr ihn bekommt. Er ist nicht nur ein sehr tüchtiger, geistreicher Spieler, aber auch ein braver, kluger, angenehmer, lieber Mensch, und aus dem Aufgeben seiner so höchst einträglichen Stelle bei <persName xml:id="persName_269f0d83-f202-41e6-b2b6-f14993beb226">Liphart<name key="PSN0112879" style="hidden" type="person">Liphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ad43a7bb-e2eb-4165-8bea-dd9ed9df6278" xml:lang="de">dem Aufgeben seiner so höchst einträglichen Stelle bei Liphart – Ferdinand David war von Oktober 1829 bis zum 13. Oktober 1835 im Privatquartett von Carl Gotthard Baron von Liphart in Dorpat (heute Tartu, Estland) engagiert. Das Anstellungsverhältnis wurde aufgelöst, da sich David mit seinem Mäzen von Liphart überworfen haben soll. Siehe Elmar Arro, Ferdinand David und das Liphart-Quartett in Dorpat 1829-35, in: Baltische Monatshefte 1 (1935), S. 19-30, hier S. 19.</note> seh ich, daß ers mit der Kunst gut meynt und den rechten <hi n="1" rend="underline">Verstand</hi> davon hat, wie d. <placeName xml:id="placeName_fe1b4b43-8d60-4966-9b2e-f82128bca497">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>er <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">Dresch</unclear><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_57fe8875-e33d-454b-a218-d7b7a7b0f58d" xml:lang="de">Dresch – unsichere Lesart; Person nicht ermittelt.</note> zu sagen pflegte. Wohl bekommen die <persName xml:id="persName_cd60e73e-675f-4481-98e0-6d48a9df2ceb">Pensa<name key="PSN0113796" style="hidden" type="person">Pensa, Maria Catharina (1767-1857)</name></persName>kuchen und Trauben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ca78a54c-740e-47b6-b2f6-b128e4894614" xml:lang="de">die Pensakuchen und Trauben – bezieht sich auf Maria Catharina Pensa, Mendelssohns Vermieterin in seinem Logis in Reichels Garten (bzw. deren Tochter Auguste Elisabeth); siehe dazu Mendelssohns Brief vom 30. Oktober 1835 (Z. 78 ff.): »Liebe Mutter, eben schickt Mlle. Pensa einen eigen gebacknen Plaumenkuchen, und eine Weintraube eigner Fabrik, die unsern Garten neidisch machen könnte, sehr groß und sehr süß.«</note>, geliebter Felix! sei nur mäßig, und denke, daß der edle Geist so leicht durch den ignoben<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_621d66f8-b4f0-4880-abf7-eb9accf3fdc1" xml:lang="de">ignoben – von engl. ignoble, gemein, niedrig.</note> Magen herunter kömmt. Gott schütze und erhalte Dich, bleib gesund und frischen Muths. <hi n="1" rend="underline">Ich</hi> bin Gottlob wohl, obgleich ich sage <hi rend="latintype">thine for ever</hi>! es kömmt mir aber engl. in die Feder, weil ich <title xml:id="title_f85b4803-7b26-447c-a761-29e1f937cc46"><hi rend="latintype">Bulwers last days of Pompeji</hi><name key="PSN0110189" style="hidden" type="author">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name><name key="CRT0112606" style="hidden" type="literature">The Last Days of Pompeii</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aaa6cfe0-b434-4223-99fa-7c6edba8b3d0" xml:lang="de">Bulwers last days of Pompeji – der Roman The Last Days of Pompeii von Edward Bulwer-Lytton, 3 Bde., London 1834.</note> lese. – <persName xml:id="persName_76a9fa69-1f7c-4591-98f3-6887c06ca15d"><hi rend="latintype">Mr. Beneke</hi><name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> hat Dich auch vergebens aufgesucht und mir v. dem Felixerfüllten <placeName xml:id="placeName_070e7041-bf55-41c6-ab6b-fb29ab1d5d54">Leipz.<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> erzählt.</p> <p><persName xml:id="persName_8ac3c8fe-6422-4b70-b848-53727ca71358">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> schreibt:</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_d0ca8333-af52-452b-b38e-21136933acea"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_d819ae1c-f1e6-46f8-9300-6609d42c5cfb">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_ffb1cdb2-1f9b-4ca3-acf2-9c97b01b5f52">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Nachdem uns mehrere zurückkehrende Reisende mündlich Berichte über Dich gebracht, die uns d. fehlenden Br. nicht ersetzten, wurde uns <title xml:id="title_07c45a45-df6b-41cc-be7d-ef1d8f5eec11">dieser <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-10-30-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Leipzig, 30. Oktober 1835</name> </title> <date cert="high" when="1835-11-01" xml:id="date_49c269b1-22d1-4ba5-b970-05191c5f9406">gestern</date> durch seinen erfreul. Inhalt doppelt willkommen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e4121b51-8f30-48c0-92b8-6c1593a3abdf" xml:lang="de">wurde uns dieser gestern … doppelt willkommen – Brief fmb-1835-10-30-01 (Brief Nr. 1232) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 30. Oktober 1835, traf am 1. November 1835 in Berlin ein.</note>. <persName xml:id="persName_0a2adee8-e35c-4f47-a0ff-5dc53effd0c6">Herr Kolbe<name key="PSN0117279" style="hidden" type="person">Kolbe, Johann Carl (1762-1831)</name></persName> – lebt wohl, würde <persName xml:id="persName_774c4957-4087-4c70-a1a8-82295643d4cb"><hi rend="latintype">Spont</hi>.<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> sagen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_79d2f1a8-9f4c-4043-b4fb-595d7163cd30" xml:lang="de">Herr Kolbe – lebt wohl, würde Spont. sagen – vgl. dazu den Artikel »Spontini als General-Musikdirector in Berlin« in: Europa Nr. 52 (1874), Sp. 1653: »Am 50jährigen Jubelfeste des Kammermusikus Kolbe, welches großartig im englischen Hause gefeiert wurde, wollte Spontini dem Jubilar den üblichen Toast bringen. Er erhob sich feierlichst von seinem Sitze, nahm das Glas zur Hand und sagte: „Herr Kolbe lebe wohl!“ anstatt „Herr Kolbe lebe hoch!“ Und damit war sein Toast zu Ende.«</note>; ich aber sage, H. Kolbe soll sich hüten nicht zu wohl zu leben. Du weißt, ich bin nun einmal die Kritik, doch übe ich sie redlicher und wohlgemeinter, als <persName xml:id="persName_3ff014ae-495d-4dd8-b900-190f23311d60">Gutzkow<name key="PSN0111640" style="hidden" type="person">Gutzkow, Karl Ferdinand (1811-1878)</name></persName> und das junge Deutschl.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9019aed3-abdd-4695-aa27-5c8e9b3966df" xml:lang="de">Gutzkow und das junge Deutschl. – Karl Ferdinand Gutzkow sowie die im vorliegenden Brief benannten Personen Christian Ludolf Wienbarg und Theodor Mundt gehörten dem »Jungen Deutschland« an, einer literarischen Bewegung des Vormärz, die gesellschaftliche und soziale Missstände kritisierte sowie politisches Engagement der Literatur und freie Meinungsäußerung forderte. Siehe hierzu und zum Folgenden auch Sebastian Schmideler, Von »göttlichen Stücken« und »Lumpenkerls«. Felix Mendelssohn Bartholdys literarische Welt, in: MusikTheorie 24 (2009), Heft 1, S. 23-58, besonders S. 48-52.</note> die ich eben so wenig lesen kann als mir vorlesen laßen mag, und daher v. ihnen nichts weiß als daß sie nicht einmal fähig sind, für sich selbst und für ihre Werke andre Benennungen und Titel zu erfinden und die lächerl. französ. daher lächerlichst deutsch nachäffen. Was ich sonst v. ihren <hi rend="latintype">faits et gestes</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a4bdb0c0-209b-42cd-ad06-2d7b5f0ecd0a" xml:lang="fr ">faits et gestes – frz., Fakten und Gesten.</note> höre, giebt mir gar keine Lust, mich weiter um sie zu bekümmern, und Du würdest Unrecht thun, Dein Herz mit etwas anderm zu beschweren als der Ueberzeugung, daß sie Lumpenkerle sind. Einer v. ihnen, <persName xml:id="persName_acd7f555-8bb6-473f-8488-692931be23c7">Wienbark<name key="PSN0115766" style="hidden" type="person">Wienbarg, Christian Ludolf (1802-1872)</name></persName> apotheosirt <persName xml:id="persName_b6592989-04e9-4d69-9421-e465d160ab25">Heine<name key="PSN0111816" style="hidden" type="person">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName> in einem eignen Werk<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e807ff37-faa9-4266-bd86-24703c02470d" xml:lang="de">Wienbark apotheosirt Heine in einem eignen Werk – Die 24. Vorlesung in Christian Ludolf Wienbargs Schrift Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet, Hamburg 1834 (S. 291-308), befasst sich mit Heinrich Heine, den Wienbarg 1830 kennengelernt hatte und den er verehrte. Siehe dazu Dietrich Harth, »Literatur, das sind wir und unsere Feinde«. Vier Variationen über einen Satz von Heine, in: Cahiers d’études germaniques. Publication semestrielle des Instituts d’Etudes Germaniques [Aix-en-Provence] 34 (1998), S. 67-82.</note>, wie ich höre, worauf ich mir denn die Freiheit genommen habe zu sagen, daß Mistkäfer keinen andern Gott kennen als Kuhfladen. (was <persName xml:id="persName_301d5f2e-ba0f-42c9-9684-ed03b764644f">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> alles schreiben muß!) – <persName xml:id="persName_ac66e991-3dd3-498f-bf7c-b50e08f950ba">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> hat nun also <hi rend="latintype">sauté le pas</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f4c0e60e-ab37-478b-a437-663372e81a59" xml:lang="fr ">sauté le pas – frz. sauter le pas, den Sprung wagen, den Absprung schaffen.</note>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6b2f8268-b86d-446a-b9a1-3aba5e8a6c85" xml:lang="de">Hauser hat nun also sauté le pas! – bezieht sich auf Franz Hausers Berliner Debüt; siehe Kommentar zu Z.: Hauser wird selbst geschrieben haben, daß sein début gut abgelaufen ist.</note> ich kann Dich aber versichern, daß, wenn ich nicht gewesen wäre, er noch in 14 Tagen nicht debütirt hätte: mir ist ein so komplicirter Hypochondriko noch nicht vorgekommen. Er bekömmt Kopfschmerz vor Angst wenn er auftreten soll, sodann rothe Flecken im Gesicht, daß er Kopfweh hat er trinkt dann um sich zu kuriren, Aepfelwaßer,<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Emser <hi rend="latintype">dito</hi>, Bitter- <hi rend="latintype">dito</hi> und Selzer<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b8749a8a-5724-4218-8b5b-9b056fba3dd1" xml:lang="de">Aepfelwaßer, Emser …, Bitter- … und Selzer – Heilwässer.</note> <hi rend="latintype">dito</hi> zusammen, worauf dann <persName xml:id="persName_74f4377c-2437-4b84-b70f-6ea93f2f5601">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> sagt, das könne kein Pferd aushalten, und er wäre der Einzige dem nur Homöop.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bc2ce9c6-87b9-4cab-be56-d57daaf270d2" xml:lang="de">Homöop. – Homöopathie.</note> durch Nichts helfen könnten. Uebrigens ist H. ein sehr angenehmer Hausgenoße, guter Kerl, Dein entschiedner Freund und was Du seiner <persName xml:id="persName_1ce205fb-880a-4704-8448-d5bacc5d3856">Frau<name key="PSN0111777" style="hidden" type="person">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName> bestellen kannst, nicht weniger gespannt und ungeduldig auf Briefe v. ihr als ich es auf meinen Reisen auf die der <persName xml:id="persName_eed61cba-a7a6-43b9-988e-82ea079bbce3">Schreiberin<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> dieses war. Die Scene mit d. Theat.schneider hat Dir Mutter bereits erzählt, sie würde ein vortreffl. <hi rend="latintype">genre</hi>bild abgegeben haben. Deine Notenbücherkisten sind angekommen und stehen einstweil. im Gartensaal<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eec2299a-7fcc-43f1-b11f-12fa23a5ca6a" xml:lang="de">Gartensaal – Der auf den Park hinausgehende Gartensaal war ein ca. 105 qm großer Raum, der sich durch zurückschiebbare Glaswände in eine offene Säulenhalle verwandeln ließ. Er war ein Bestandteil des großen Anwesens in der Leipziger Str. 3, das die Familie Mendelssohn Bartholdy seit dem Jahre 1825 bewohnte. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f.</note>, v. wo aus sie wie die <persName xml:id="persName_314d5a22-2215-4afc-9015-b2b0d97b0d38">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sie werden ordnen und bezeichnen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1787746d-67c7-481c-a8de-e1cd141285c1" xml:lang="de">Deine Notenbücherkisten sind angekommen … die Schwestern sie werden ordnen und bezeichnen – Vor seiner Übersiedlung nach Leipzig sandte Mendelssohn vier Kisten mit persönlichen Dingen zur Aufbewahrung an den Verlag Breitkopf & Härtel; vgl. Brief fmb-1835-07-25-01 (Brief Nr. 1187) Felix Mendelssohn Bartholdy an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Düsseldorf, 25. Juli 1835. Offensichtlich schickte Mendelssohn nun einen Teil des Inhalts nach Berlin weiter. Vermutlich vom 3. November 1835 datiert ein von Fanny Hensel geschriebenes achtseitiges Verzeichnis von Büchern, Musikalien, Bildern und Gegenständen, die dem Bruder gehörten (GB-Ob, M.D.M. d. 30/204. Teildruck: Weissweiler, Briefwechsel, S. 200-203).</note> können, die Wanderung nach Repositorien vornehmen werden. Jetzt lebewohl und laß uns gelegentl. etwas v. den Programmen Deiner nächsten <placeName xml:id="placeName_8dc98de6-1b7d-49e6-a0b5-03724e0a34ec">Koncerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wißen.</p> <signed rend="right">Abraham Mendelssohn Bartholdy</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_12ead17e-d956-4201-8d71-d74e25d26656"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_9c2587ac-a85a-4407-8cd2-da58d1864d56">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113546" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_05ac88a5-49ed-4b8d-9610-aabfa9bceaf0">Nathan, Wolff (1810–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_5e62b814-7492-47fd-9d6b-4a1f3654a51b" xml:lang="de">ab hier notiert von Wolff Nathan.</note><persName xml:id="persName_77712e8b-dc53-4bc7-b052-d75f4ae667d7">Mundt<name key="PSN0113518" style="hidden" type="person">Mundt, Theodor (1808-1861)</name></persName>, welchen man wohl den Vormund des jungen Deutschland nennen möchte, hat denn doch einen Titel erfunden, den ihm die Franzosen nicht nachahmen werden, indem er naïv und demüthig genug das Journal, welchem er seinen eigenen Namen und die seiner Mitarbeiter vordruckt, den <title xml:id="title_14a1ad12-e691-4838-b538-dc7230b459b6">Thierkreis<name key="PSN0115766" style="hidden" type="author">Wienbarg, Christian Ludolf (1802–1872)</name><name key="CRT0112782" style="hidden" type="literature">Wanderungen durch den Thierkreis</name></title> nennt; in diesem figuriren nun auch zum verdienten Lohn ihrer Schwäche <persName xml:id="persName_48f2b636-e819-4137-a687-ad1dce25f3f8">Varnhagen<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_61bd30c1-36fa-442e-8083-68eafb83462a">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>. Beide haben es abgeschlagen, an <title xml:id="title_716c2b4b-4f2a-4b8d-95ee-365fe6eee25c">Wienbargs „<hi rend="latintype">revue</hi>“<name key="PSN0115766" style="hidden" type="author">Wienbarg, Christian Ludolf (1802–1872)</name><name key="PSN0113518" style="hidden" type="author">Mundt, Theodor (1808-1861)</name><name key="CRT0112781" style="hidden" type="periodical">Deutsche Revue</name></title> mitzuarbeiten, was diesen indeß nicht abgehalten hat, sie öffentlich als solche aufzuführen. Beiläufig gesagt verdrießt es mich ordentlich, daß Du lauter Lieder von <persName xml:id="persName_aa9de4ac-7d7e-4069-a515-114e9520cba2">Heine<name key="PSN0111816" style="hidden" type="person">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName>, <title xml:id="title_99cfd12d-2382-44ee-a65e-92facc997ab5">Lug und Trug<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797–1856)</name><name key="CRT0112783" style="hidden" type="literature">Götterdämmerung (»Der Mai ist da mit seinen goldnen Lichtern«)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e4972b53-45fb-4b95-af83-3e268c9f0a5e" xml:lang="de">Lug und Trug – möglicherweise Anspielung auf Heinrich Heines Gedicht Götterdämmerung (»Der Mai ist da mit seinen goldnen Lichtern«) aus dem ersten Teil der Reisebilder (Die Heimkehr). Das Ende der zweiten Strophe lautet: »Ich schaue durch die steinern harten Rinden / Der Menschenhäuser und der Menschenherzen, / Und schau in beiden Lug und Trug und Elend.«</note>, mit Deinen Melodieen ehrlich machst.</p> <signed rend="right">Dein Vater <hi rend="latintype">A</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>