gb-1835-10-08-01
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Berlin, 8. Oktober 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 1 Poststempel [BERLIN 4-5 / 8 / 10], Siegel.
Lea Mendelssohn Bartholdy, Wolff Nathan. Briefteil von Abraham Mendelssohn Bartholdy notiert von Wolff Nathan, mit eigenhändiger Unterschrift von Abraham Mendelssohn Bartholdy.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Du kannst Dir keinen Begriff von der Ungeduld und Sehnsucht machen, liebstes Felixchen! mit der ich jeden Deiner Briefe erwarte, und v. dem disappointment wenn der Bote mit leerer Hand zurückkehrt. Endlich kam
débutund Deinen Erwartungen so zufrieden und vergnügt zu wißen. Wart nur! die Leute werden noch beßer lernen, was sie an Dir haben. Nun, da Du so viel Gutes v. Deinem
ichIhnen welche mittheilen, und las vor, wie ein Redakteur,
Cousin, der
Gontard
Dein Herr genannt werden, als Spieler aber
meublesdas selbst eines Gelehrten Herz rührt.
Maßeankömmt, so bewirkt sie mit wenig Ingredienzen große Dinge, es ist ein sanfter Styl, alles harmonisch verschmolzen, nichts Fettes, Scharfes vorherrschend, kurz Genie ohne Anmaßung!
Eben erwarte ich
C’est Monsieur père qui va parler .
Ich habe ein 5tes für Dich von Breitkopf & Härtel empfangen 60
Ld’or:
p5.16
gglRt 340.–
ab Porto –.261/2
Rt 339.31/2
welche ich Dir gutgeschrieben habe, und welche in einem Jahre Dir p 17 Hensel
Göthe’s„es singen die Priester“
Dirichlet
Moscheles
Paulus
Adieu.
Berlin 8 Okt. 1835 Du kannst Dir keinen Begriff von der Ungeduld und Sehnsucht machen, liebstes Felixchen! mit der ich jeden Deiner Briefe erwarte, und v. dem disappointment wenn der Bote mit leerer Hand zurückkehrt. Endlich kam gestern die erwünschte Nachricht, und ich bin herzlich froh, Dich bei dem neuen début und Deinen Erwartungen so zufrieden und vergnügt zu wißen. Wart nur! die Leute werden noch beßer lernen, was sie an Dir haben. Nun, da Du so viel Gutes v. Deinem Orchester schreibst, bin ich auch mit der dortigen Stellung für Dich einverstanden. Unter andern freuts mich, daß Du eine Art Verbindlichkeit hast, Dein Spiel zu üben und zuweilen öffentl. damit auftreten zu müßen. Jede Kraft und Fähigkeit hängt großentheils v. Gewöhnung ab; wie viel mehr das Talent, sich einer zahlreichen Versammlung zu zeigen, eine Leistung zu produciren, die eben so viel körperliche Gewandtheit als geistige Sicherheit erfordert, die durch eine Kleinigkeit gestört werden kann, und bei dem größten Uebergewicht nie der Gewohnheit, der Uebung zu entbehren vermag. Deine größere Nähe, liebes Herz! empfinde ich nicht bloß, als ob mich FelixLuft umwehte; auch die schnelle Ankunft der Briefe, die häufigere Gelegenheit durch Reisende giebt mir die glückliche Täuschung Deiner nahen Gegenwart. So war Varnh. vor ein paar Abenden hier und frug nach Neuigkeiten v. Dir die wir ihm frisch nicht zu geben vermochten, da zog er einen Br. mit den Worten hervor, so will ich Ihnen welche mittheilen, und las vor, wie ein Redakteur, Dr. Kühne, Deine Bekanntschaft gemacht. Das giebt gleich Sicherheit und Ruhe und ich geduldete mich mit Gleichmuth bis zu Deinem Brief. – Die Annehmlichkeit der vielen besuchenden Freunde ist auch keine geringe; namentl. freu ich mich über Moscheles und seine dauerhafte, brave Freundschaft. Nur hatt ich gehofft, ihn hier auf einige Tage zu sehen. – Daß Schubring in seiner engen Lage etwas verkümmert, wundert mich nicht; Du weißt, wie ich stets gegen das frühe, zu oft unbesonnene Heirathen bin. Gewiß kömmt viel v. den kleinlichen Ansichten, der Engherzigkeit, Scheelsucht, Philisterei der Berliner aus solcher Quelle; denn am Ende beherrscht die häusl. Sorge gute Menschen am stärksten, und wer nicht ganz verhärtet oder auch leichtsinnig ist, kann sich des stets wiederkehrenden Phantoms nicht erwehren. – Fanny hat Dir wohl schon den Tod Ihrer Schwiegermutter gemeldet, liebster Sohn! ihr Leichenwagen mit Gefolge ist eben hier vorbeigefahren, und so ungern Vater dergl. Ceremonieen mitmacht, hat er es doch nicht zurückweisen können. Zum Glück ist das Wetter sehr heiter. – Minna ist bei Weitem die Gebeugteste, da sie stets die nächste und beschwerlichste Sorge für die Verstorbene getragen, und ihr auf tausenderlei Art nothwendig war: solch Leben voll Aufopferung trägt aber die Belohnung einer tiefern Empfindung und größern Anhänglichkeit in sich, wie jede Tugend. Hensel kann sich das beglückende Zeugniß geben, seit seinem 16. Jahr die Stütze und der Versorger aller gewesen zu sein; mit der Beruhigung, er werde es den Schwestern ferner bleiben, ist die Selige auch gestorben, und in voller Anerkennung alles deßen was er zur Verschönerung ihres Lebensabends noch für sie gethan. Denn sie sollte ihm nicht bloß die Existenz, auch die Erheiterung und Sicherheit derselben verdanken. Ueberhaupt schien sie in der letzten Zeit weiser, klarer geworden, und hat keine unbescheidne Forderung gemacht, was bei ihrer sonstigen Art zu wünschen und zu begehren, zu befürchten stand. Der Himmel schenkte ihr auch einen für diese Krankheit leichten Tod bei gänzlicher Besinnung und Seelenruhe. Die Familie Steffens läßt es an keiner Art Theilnahme fehlen und begleitete den Trauerzug. Hensels Cousin, der Officier v. Gontard hat sich ebenfalls sehr hülfreich und treu gezeigt. Was H. über seine Schwestern beschließen wird, weiß ich noch nicht; vielleicht ziehen sie in eine kleine Stadt; ich glaube indeß nicht, daß ihre Sinnesart für einander paßt, und daß besonders Minna dabei gut fahren möchte. Grade 8 Tage nach der Kinder Ankunft hat sie geendet und 4 Tage konnte sie sich noch ihrer erfreuen. Dein H. Kistner macht eine sehr richtige Distinktion, denn als Autor mußt Du ohne Herr genannt werden, als Spieler aber den Titel behalten. – Ist das 2 Klav. Stück v. Moscheles mit od. ohne Orchester? – Heute also ist Beckchen bei Dir? Die kleine Hexe hat einen guten Treffer und kömmt zu lustiger bewegter Zeit. Der Geist jenes Mathematikers, der das Feuer in seinem Hauß der Frau melden ließ, weil er sich nicht um Wirthschaftssachen kümmere, möge auf Dirkel hinsichtlich seines mottenzerfreßnen Sophas ruhen! ich erhielt keine Antwort auf meine Anfrage wegen der Restaurirung dieses so nothwendigen meubles das selbst eines Gelehrten Herz rührt. Marie steckt aber eben Vorhänge auf, die er als Deckmantel der Liebe betrachten möge. – Felix was steht Dir aber für ein Genuß beim Talent meiner neuen alten Köchin bevor! eine Künstlerin in ihrem Fache, und sauber, munter, vergnügt wenn ich ihr Komplimente über ihr Talent mache. Ist der Zucker auch theuer geworden, Du sollst herrlich mannichfaltige süße Speisen bei mir kosten. Und wie es bei schöner Instrumentation nicht auf die Maße ankömmt, so bewirkt sie mit wenig Ingredienzen große Dinge, es ist ein sanfter Styl, alles harmonisch verschmolzen, nichts Fettes, Scharfes vorherrschend, kurz Genie ohne Anmaßung! Eben erwarte ich Rösel, der sich zum Kosten gemeldet. Kann ich denn außer Dir. s keinen Menschen dort grüßen laßen? Vielleicht noch Mosch. – Nun leb wohl Du Hauptkerl, Gott segne, schütze, erhalte Dich! – Gans hat im Zodiakus ein paar unbedeutende Briefe über den Verfall des Theaters drucken laßen und Varnh. einige Goethe Briefe hergegeben, die nach den Styl-Knüppeldämmen eine Fahrt durch liebliche Wiesen waren. Fanny meinte, sie hätten ihrem Sprechorgan nach den ersten Holprichkeiten gut gethan. Lebewohl mein Lieb! C’est Monsieur père qui va parler. Lea Mendelssohn Bartholdy Ich habe ein 5tes für Dich von Breitkopf & Härtel empfangen 60 Ld’or: p 5. 16 ggl Rt 340. – ab Porto –. 261/2 Rt 339. 31/2. welche ich Dir gutgeschrieben habe, und welche in einem Jahre Dir p 17 ausbriegen /sage ausbrüten/. Es ist schön, daß Du Geld verdienst, und zurück legen willst, und ich freue mich darüber, weil ich überzeugt bin, daß Du um zu verdienen und zu ersparen, weder locker in Deinen Arbeiten noch engherzig werden, und das Geld stets als Mittel nie als Zweck betrachtest. Deine Briefschuld hast Du sehr schön bezahlt durch Deine umständlichen und erfreulichen Nachrichten über Dein Debüt dort und die ganze letzte Woche; fahr’ mit solchen Berichten fort, es kann uns nichts Angenehmeres werden. Wir wissen von hier weniger zu melden; aus demselben Hause wurde vor einigen Tagen ein 19jähriges Mädchen und heute die 71jährige Hensel zu Grabe getragen, und ich dachte wieder an Göthe’s „es singen die Priester“. Ich hoffe das das Dirichletsche Familienviertel richtig und glücklich bei Dir eingetroffen sein wird, und grüße sie und den verehrten Moscheles aufs Beste, letzteren den besten Erfolg zu dem morgenden Concert wünschend. Dedenkst Du mit Deinem Paulus nun bald zu Stande zu kommen? Ich werde in der nächsten Woche wahrscheinlich nicht schreiben, weil ich 4 dicke Bekannte zu diniren habe. Adieu. Dein Vater
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-10-08" xml:id="date_564f1f1b-2ee9-4ce9-882b-05837182147b">8. 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Zum Programm siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 919 f., und die Beschreibung des Ereignisses in Brief fmb-1835-10-06-01 (Brief Nr. 1223) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 6. Oktober 1835.</note> und Deinen Erwartungen so zufrieden und vergnügt zu wißen. Wart nur! die Leute werden noch beßer lernen, was sie an Dir haben. Nun, da Du so viel Gutes v. Deinem <placeName xml:id="placeName_98bd4861-3eaa-48a9-8baa-01fef76c3acf">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="Orchester" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> schreibst, bin ich auch mit der dortigen Stellung für Dich einverstanden. Unter andern freuts mich, daß Du eine Art Verbindlichkeit hast, Dein Spiel zu üben und zuweilen öffentl. damit auftreten zu müßen. Jede Kraft und Fähigkeit hängt großentheils v. Gewöhnung ab; wie viel mehr das Talent, sich einer zahlreichen Versammlung zu zeigen, eine Leistung zu produciren, die eben so viel körperliche Gewandtheit als geistige Sicherheit erfordert, die durch eine Kleinigkeit gestört werden kann, und bei dem größten Uebergewicht nie der Gewohnheit, der Uebung zu entbehren vermag. Deine größere Nähe, liebes Herz! empfinde ich nicht bloß, als ob mich FelixLuft umwehte; auch die schnelle Ankunft der Briefe, die häufigere Gelegenheit durch Reisende giebt mir die glückliche Täuschung Deiner nahen Gegenwart. So war <persName xml:id="persName_43b0f05c-d714-4adb-beeb-83e23a826102">Varnh.<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> vor ein paar Abenden hier und frug nach Neuigkeiten v. Dir die wir ihm frisch nicht zu geben vermochten, da zog er einen Br. mit den Worten hervor, so will <hi n="1" rend="underline">ich</hi> Ihnen welche mittheilen, und las vor, wie ein Redakteur, <persName xml:id="persName_48a05512-9988-4309-9764-7d7ea0773f47">Dr. Kühne<name key="PSN0112583" style="hidden" type="person">Kühne, Ferdinand Gustav (1806-1888)</name></persName>, Deine Bekanntschaft gemacht. Das giebt gleich Sicherheit und Ruhe und ich geduldete mich mit Gleichmuth bis zu Deinem Brief. – Die Annehmlichkeit der vielen besuchenden Freunde ist auch keine geringe; namentl. freu ich mich über <persName xml:id="persName_90bdfd1b-3f37-4155-af5b-cbffb2c2750c">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> und seine dauerhafte, brave Freundschaft. Nur hatt ich gehofft, ihn hier auf einige Tage zu sehen. – Daß <persName xml:id="persName_9d7fad99-95d2-4515-b855-75629ba5e04d">Schubring<name key="PSN0114732" style="hidden" type="person">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName> in seiner engen Lage etwas verkümmert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c91730a2-3235-40d0-9cbf-5694d93f5849" xml:lang="de">Daß Schubring in seiner engen Lage etwas verkümmert – siehe dazu Mendelssohns Ausführungen im Brief an die Familie vom 6. Oktober 1835.</note>, wundert mich nicht; Du weißt, wie ich stets gegen das frühe, zu oft unbesonnene Heirathen bin. Gewiß kömmt viel v. den kleinlichen Ansichten, der Engherzigkeit, Scheelsucht, Philisterei der <placeName xml:id="placeName_49b8373b-dcb0-4734-a26d-0cd6d5a4a3d2">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>er aus solcher Quelle; denn am Ende beherrscht die häusl. 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Oktober 1835 an der Brustwassersucht.</note> gemeldet, liebster Sohn! ihr Leichenwagen mit Gefolge ist eben hier vorbeigefahren, und so ungern <persName xml:id="persName_39b2dbb4-c42b-4b8a-98b0-ba642a3eec37">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> dergl. Ceremonieen mitmacht, hat er es doch nicht zurückweisen können. Zum Glück ist das Wetter sehr heiter. – <persName xml:id="persName_c5c2b9a0-31d9-4cc7-ad61-f7bd9b94d721">Minna<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> ist bei Weitem die Gebeugteste, da sie stets die nächste und beschwerlichste Sorge für die Verstorbene getragen, und ihr auf tausenderlei Art nothwendig war: solch Leben voll Aufopferung trägt aber die Belohnung einer tiefern Empfindung und größern Anhänglichkeit in sich, wie jede Tugend. <persName xml:id="persName_d0dbeabc-9482-451b-b209-5181bb77010b">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> kann sich das beglückende Zeugniß<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> geben, seit seinem 16. Jahr die Stütze und der Versorger aller gewesen zu sein; mit der Beruhigung, er werde es den <persName xml:id="persName_3d8e3292-871d-48f9-b340-9730e9b3f1a4">Schwestern<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name><name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> ferner bleiben, ist die Selige auch gestorben, und in voller Anerkennung alles deßen was er zur Verschönerung ihres Lebensabends noch für sie gethan. Denn sie sollte ihm nicht bloß die Existenz, auch die Erheiterung und Sicherheit derselben verdanken. Ueberhaupt schien sie in der letzten Zeit weiser, klarer geworden, und hat keine unbescheidne Forderung gemacht, was bei ihrer sonstigen Art zu wünschen und zu begehren, zu befürchten stand. Der Himmel schenkte ihr auch einen für diese Krankheit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bcb64e8d-4b60-4df1-a653-767398046375" xml:lang="de">diese Krankheit – siehe Kommentar zu Z.: Fanny … den Tod Ihrer Schwiegermutter.</note> leichten Tod bei gänzlicher Besinnung und Seelenruhe. Die <persName xml:id="persName_744cccab-541b-4854-8629-1e3a4e1c1ea1">Familie Steffens<name key="PSN0115075" style="hidden" type="person">Steffens, Familie von → Henrik S.</name></persName> läßt es an keiner Art Theilnahme fehlen und begleitete den Trauerzug. <persName xml:id="persName_5fa243c6-8cb5-4a9b-b881-9527541dd22e">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> <hi rend="latintype">Cousin</hi>, der <persName xml:id="persName_3e362a7a-f24e-42f2-b6d9-b38356fcb51d">Officier v. <hi rend="latintype">Gontard</hi><name key="PSN0111470" style="hidden" type="person">Gontard, Carl Heinrich Eduard von (1804-1874)</name></persName> hat sich ebenfalls sehr hülfreich und treu gezeigt. Was H. über seine Schwestern beschließen wird, weiß ich noch nicht; vielleicht ziehen sie in eine kleine Stadt; ich glaube indeß nicht, daß ihre Sinnesart für einander paßt, und daß besonders <persName xml:id="persName_977d7750-a2bb-43e4-b226-0c58cbd6ae68">Minna<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> dabei gut fahren möchte. Grade 8 Tage nach der Kinder Ankunft<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fe63f283-de19-4a0e-9ae0-64309277ad14" xml:lang="de">8 Tage nach der Kinder Ankunft – Die Familie Hensel, darunter auch Wilhelm Hensels Schwester Minna, war am 27. September 1835 von ihrer Frankreich-Reise und einem abschließenden kurzen Aufenthalt in Leipzig nach Berlin zurückgekehrt (Hensel, Tagebücher, S. 71).</note> hat sie geendet und 4 Tage konnte sie sich noch ihrer erfreuen.</p> <p>Dein <persName xml:id="persName_9bb1f605-1d1c-403a-bba1-46ab0f4805a3">H. Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden" type="person">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName> macht eine sehr richtige Distinktion<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_43a09816-9c7a-4743-9a4c-116b79cf9eea" xml:lang="de">Dein H. Kistner macht eine sehr richtige Distinktion – siehe dazu Mendelssohns Brief an die Familie vom 6. Oktober 1835, Z. 13 7 ff.: »Hier ist ein officieller Bericht über das Verhältniß meines Titels zu mir«.</note>, denn als Autor mußt Du ohne <hi n="1" rend="underline">Herr</hi> genannt werden, als <hi n="1" rend="underline">Spieler</hi> aber <add place="above">den<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> Titel behalten. – Ist <title xml:id="title_14b0f5d5-8c8b-4b82-aeaa-65cbd4cf1391">das 2 Klav. Stück v. Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110025" style="hidden" type="music">Duo concertant en Variations brillantes sur la Marche Bohémienne »Preciosa« c-Moll, op. 87b (Gemeinschaftskomposition mit → Felix Mendelssohn Bartholdy)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fc470b8c-3e58-4ccf-8df7-2ef189b24872" xml:lang="de">das 2 Klav. Stück v. Moscheles – Gemeint die Fantasie und Variationen über Webers »Preciosa« c-Moll für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 9, eine Gemeinschaftskomposition Mendelssohns mit Ignaz Moscheles. Die Version von Moscheles war 1833 unter dem Titel Variations brillantes sur la marche bohémienne tirée du mélodrame Préciosa de Weber als dessen op. 87b bei Kistner in Leipzig erschienen (später auch als Duo concertant gedruckt). 1834 ließ Moscheles das Werk in London bei Cramer, Addison & Beale als The Gipsies’ March (from Weber’s opera Preciosa) with brilliant variations drucken, zudem kam es in Paris im Verlag M. Schlesinger als Variations brillantes heraus (vgl. MWV, S. 235).</note> mit od. ohne Orchester? – <date cert="high" when="1835-10-08" xml:id="date_e0755061-7f7e-44ee-85de-6e9e07ba450e">Heute</date> also ist <persName xml:id="persName_217ebd37-f866-48ca-97b6-f582a143568e">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> bei Dir?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d2cd487f-a24e-455b-860d-1a2c88738b45" xml:lang="de">Heute also ist Beckchen bei Dir? – Die Familie Dirichlet hatte ursprünglich geplant, am 8. Oktober 1835 in Leipzig einzutreffen; vgl. Brief fmb-1835-10-06-01 (Brief Nr. 1223) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 6. Oktober 1835, Z. 115: »übermorgen trifft Beckchen noch dazu ein«. Letztendlich reiste sie erst am 8. Oktober von Düsseldorf ab und traf am Sonntag, dem 11. Oktober zwischen 10 und 14 Uhr, in Leipzig ein und nahm Quartier im Hôtel de Bavière; vgl. Torzettel vom 11. Oktober 1835 in: Leipziger Tageblatt und Anzeiger Nr. 285 (12. Oktober 1835), S. 2828.</note> Die kleine Hexe hat einen guten Treffer und kömmt zu lustiger bewegter Zeit. Der Geist jenes Mathematikers, der das Feuer in seinem Hauß der Frau melden ließ, weil er sich nicht um Wirthschaftssachen kümmere, möge auf <persName xml:id="persName_16ba6829-f275-4f0c-931b-7c1ac1e245ce">Dirkel<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_72cee441-2d30-46a2-ab1e-5f05de5affd8" xml:lang="de">Dirkel – Kompositum aus dem Namen Dirksen (für den Mathematiker Enno Heeren Dirksen) und dem Wort Zirkel. Gemeint ist der Mathematiker Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlet. Vgl. auch Brief gb-1833-12-26-02 Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 26. Dezember 1833.</note> hinsichtlich seines mottenzerfreßnen Sophas ruhen! ich erhielt keine Antwort auf meine Anfrage wegen der Restaurirung dieses so nothwendigen <hi rend="latintype">meubles</hi> das selbst eines Gelehrten Herz rührt. <persName xml:id="persName_845c7998-9832-4ca8-82bd-0b9a0a5cc29e">Marie<name key="PSN0113080" style="hidden" type="person">Marie, Bedienstete (Köchin) von → Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin (1835-1842)</name></persName> steckt aber eben Vorhänge auf, die er als Deckmantel der Liebe betrachten möge. – Felix was steht Dir aber für ein Genuß beim Talent meiner neuen alten Köchin bevor! eine Künstlerin in ihrem Fache, und sauber, munter, vergnügt wenn ich ihr Komplimente über ihr Talent mache. Ist der Zucker auch theuer geworden, Du sollst herrlich mannichfaltige süße Speisen bei mir kosten. Und wie es bei schöner Instrumentation nicht auf die <hi n="1" rend="underline">Maße</hi> ankömmt, so bewirkt sie mit wenig Ingredienzen große Dinge, es ist ein sanfter Styl, alles harmonisch verschmolzen, nichts Fettes, Scharfes vorherrschend, kurz Genie ohne Anmaßung!</p> <p>Eben erwarte ich <persName xml:id="persName_b24f6d6d-9b13-4b28-b3da-236b503dee57">Rösel<name key="PSN0114280" style="hidden" type="person">Rösel, Gottlob Samuel (1769-1843)</name></persName>, der sich zum Kosten gemeldet. Kann ich denn außer <persName xml:id="persName_3ac5b1fe-b0b0-486f-bb32-93705c25ded1">Dir.s<name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName> keinen Menschen dort grüßen laßen? Vielleicht noch <persName xml:id="persName_f2f2d5ec-6106-46b3-b7b9-b4256fb91e9c">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> – Nun leb wohl Du Hauptkerl, Gott segne, schütze, erhalte Dich! – <persName xml:id="persName_6deabd2b-8a66-4cb2-a1be-2f54e5331e32">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> hat im <title xml:id="title_4edb51a0-91d7-44d1-8cf6-78639bf3d90c">Zodiakus<name key="PSN0113518" style="hidden" type="author">Mundt, Theodor (1808–1861)</name><name key="CRT0112759" style="hidden" type="periodical">Literarischer Zodiacus. Journal für Zeit und Leben, Wissenschaft und Kunst (Herausgabe)</name></title> ein paar unbedeutende <title xml:id="title_11593ec8-8db1-4e9a-8186-7789655f7bb1">Briefe über den Verfall des Theaters<name key="PSN0111279" style="hidden" type="author">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797–1839)</name><name key="CRT0112760" style="hidden" type="literature">Ueber den Verfall des Theaters, und namentlich des deutschen. In Briefen an einen Freund</name></title> drucken laßen und <persName xml:id="persName_9f05e148-9f05-4577-b18d-08851e0e3973">Varnh.<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> <title xml:id="title_0fb33ba1-6943-4d61-9d24-0933cdae1ec4">einige <persName xml:id="persName_b118346c-2006-4c46-ad86-e0662df762a1">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> Briefe<name key="PSN0115453" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785–1858)</name><name key="CRT0112762" style="hidden" type="documents">Einige Briefe Göthe’s an Varnhagen von Ense</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c973bdd9-73c7-43e0-b67f-e0b28cf2ee4b" xml:lang="de">Gans hat im Zodiakus … Briefe über den Verfall des Theaters drucken laßen und Varnh. einige Goethe Briefe – In dem von Theodor Mundt herausgegebenen Publikationsorgan des Jungen Deutschland mit dem Titel Literarischer Zodiacus. Journal für Zeit und Leben, Wissenschaft und Kunst (2 Jg., Leipzig 1835/36) erschien im Oktoberheft des zweiten Jahrgangs (1835/36) Eduard Gans’ Aufsatz Ueber den Verfall des Theaters, und namentlich des deutschen. In Briefen an einen Freund (S. 237-259) sowie 18 Briefe Johann Wolfgang von Goethes an Karl August Varnhagen von Ense aus den Jahren 1811-1832 (Einige Briefe Göthe’s an Varnhagen von Ense, ebenda, S. 260-280).</note> hergegeben, die nach den Styl-Knüppeldämmen eine Fahrt durch liebliche Wiesen waren. <persName xml:id="persName_c57caa76-7c98-4930-9d8a-a4498d0ddcb4">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> meinte, sie hätten ihrem Sprechorgan nach den ersten Holprichkeiten gut gethan. Lebewohl mein Lieb!</p> <p><hi rend="latintype">C’est Monsieur père qui va parler</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e073d9d4-f12c-49c7-94de-9e492387a1c0" xml:lang="de">C’est Monsieur père qui va parler – frz., Der Herr Vater wird sprechen.</note>. </p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_42a77435-5706-4865-9f18-36987b38ce1e"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_5b6067bb-a5a1-4ff4-a902-71e02fcf5ca8">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113546" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6aef23ac-d415-4b17-8b6c-acd09eaed588">Nathan, Wolff (1810–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich habe ein 5<hi rend="superscript">tes</hi> für Dich von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_64ae30d6-4950-4f00-821d-fd34b1a4bf0f">Breitkopf & Härtel<name key="PSN0110112" style="hidden" type="person">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName></hi> empfangen 60 <hi rend="latintype">Ld’or</hi>: <hi rend="latintype">p</hi> 5.16 <hi rend="latintype">ggl</hi> Rt 340.–<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4f5675b0-3842-4dda-9136-9daf4395babc" xml:lang="de">für Dich von Breitkopf & Härtel empfangen … Rt 340.– – vgl. dazu den Eintrag vom 1. Oktober 1835 in Mendelssohns Haushaltsbuch: »Von Breitkopf & Härtel (nach Berlin) 340.« (GB-Ob, M.D.M. f. 6, fol. 12v). Ein französischer Louisdor entsprach damals fünf preußischen Reichstalern. Es handelt sich um das Honorar für vier Werke, die 1836/37 in dem Verlag erschienen: 1. Ouvertüre zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, op. 32 (MWV P 12); 2. Trois Caprices für Klavier op. 33 (MWV SD 11); 3. Sechs Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 34 (MWV SD 13); 4. Sechs Präludien und Fugen für Klavier op. 35 (MWV SD 14). Vgl. dazu Brief fmb-1835-09-27-01 (Brief Nr. 1217) Felix Mendelssohn Bartholdy an Raymund Härtel in Leipzig, Leipzig, 27. September 1835.</note></p> <p style="paragraph_right"> ab Porto –.26<formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula></p> <p style="paragraph_right">Rt 339.3<formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula>.</p> <p style="paragraph_without_indent">welche ich Dir gutgeschrieben habe, und welche in einem Jahre Dir <hi rend="latintype">p</hi> 17 <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_bdf1d03c-ae95-4c48-80d8-64ae2bbd33af"> <corr resp="writer">ausbrüten</corr> <sic resp="writer">ausbriegen</sic> </choice> /sage ausbrüten/. Es ist schön, daß Du Geld verdienst, und zurück legen willst, und ich freue mich darüber, weil ich überzeugt bin, daß Du um zu verdienen und zu ersparen, weder locker in Deinen Arbeiten noch engherzig werden, und das Geld stets als Mittel nie als Zweck betrachtest. Deine Briefschuld hast Du sehr schön bezahlt durch Deine umständlichen und erfreulichen Nachrichten über Dein Debüt dort und die ganze letzte Woche; fahr’ mit solchen Berichten fort, es kann uns nichts Angenehmeres werden. Wir wissen von hier weniger zu melden; aus demselben Hause wurde vor einigen Tagen ein 19jähriges Mädchen und heute <persName xml:id="persName_7515481f-f5ae-422c-857b-1aae630ebe6e">die 71jährige <hi rend="latintype">Hensel</hi><name key="PSN0111895" style="hidden" type="person">Hensel, Johanne Albertine Louise (1764-1835)</name></persName> zu Grabe getragen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2add89b1-cf43-4c3d-ad30-68bc20643cc3" xml:lang="de">aus demselben Hause wurde … heute die 71jährige Hensel zu Grabe getragen – Johanne Albertine Louise Hensels Wohnung hatte sich in der Bellevuestraße 2 befunden (Wohnungsanzeiger für Berlin 1835, ohne Paginierung).</note>, und ich dachte wieder an <title xml:id="title_7ad5789c-2073-4eca-9223-b6977dc0e4fa"><hi rend="latintype">Göthe’s</hi> „es singen die Priester“<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108823" style="hidden" type="literature">Der Gott und die Bajadere</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_98cd0748-49d1-4bc5-8ba5-53eb872a15ab" xml:lang="de">Göthe’s „es singen die Priester“ – In Johann Wolfgang von Goethes Ballade Der Gott und die Bajadere heißt es: »Es singen die Priester: wir tragen die Alten, / Nach langem Ermatten und spätem Erkalten, / Wir tragen die Jugend, noch eh sies gedacht.«</note>. Ich hoffe das das <persName xml:id="persName_b93cf602-c381-406f-96f0-139bac6e15e9"><hi rend="latintype">Dirichlet</hi><name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName>sche Familienviertel richtig und glücklich bei Dir eingetroffen sein wird<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4cca5e74-56f3-4ead-80f3-3b8d506a2160" xml:lang="de">das das Dirichletsche Familienviertel richtig und glücklich bei Dir eingetroffen sein wird – siehe Kommentar zu Z.: Heute also ist Beckchen bei Dir?</note>, und grüße sie und den verehrten <persName xml:id="persName_6e92a043-e5d1-4247-b701-730d7cee2a6e"><hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> aufs Beste, letzteren den besten Erfolg zu dem morgenden Concert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_396afd99-5198-43f1-9913-3ab7f631424d" xml:lang="de">den verehrten Moscheles … dem morgenden Concert – Ignaz Moscheles war Ende September 1835 nach Leipzig gekommen. An seinem Konzert im Saal des Gewandhauses am 9. Oktober 1835 war Mendelssohn beteiligt. Er spielte zusammen mit Moscheles dessen »Hommage à Haendel«. Grand Duo par deux Pianofortes G-Dur, op. 92. Zur weiteren Programmfolge siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 920. Moscheles’ Beschreibung des Ereignisses findet sich in Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 304-306.</note> wünschend. <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_f62a0dda-c3b9-432b-a6fc-cf8536cef308"> <corr resp="writer">G</corr> <sic resp="writer">D</sic> </choice>edenkst Du mit<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Deinem <title xml:id="title_9e8ef7a9-aa08-4e76-91db-8f97914c66f5"><hi rend="latintype">Paulus</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lfkrcctd-68nu-4kr6-gvvp-gyoxs80cmfnj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> nun bald zu Stande zu kommen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_48de8bb7-377e-4872-b5f6-b6016f912ecf" xml:lang="de">Gedenkst Du mit Deinem Paulus nun bald zu Stande zu kommen? – Der Komponist war noch bis April 1836 mit der Niederschrift des Oratoriums op. 36 (MWV A 14) beschäftigt. Zur Werkgenese siehe Erich Reimer, Mendelssohns »eigentlicher zweck« in Düsseldorf. Zur Entstehung des »Paulus«, in: Musik-Kultur-Gesellschaft. Interdisziplinäre Aspekte aus der Musikgeschichte des Rheinlandes (Beiträge zur Rheinischen Musikgeschichte, Bd. 156), Kassel 1996, S. 64-81, sowie Siegwart Reichwald, The musical genesis of Felix Mendelssohn’s Paulus, Lanham 2001.</note> Ich werde in der nächsten Woche wahrscheinlich nicht schreiben, weil ich 4 dicke Bekannte zu di<unclear reason="seal_coating" resp="FMBC">niren</unclear> habe. <seg type="closer"><hi rend="latintype">Adieu</hi>.</seg></p> <signed rend="right">Dein Vater</signed> </div> </body> </text></TEI>