gb-1835-09-03-01
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Hamburg, 3. September 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, Siegel.
Ignaz Moscheles
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Leipzigten
September
Ich will mit dem Zweck eines GeschäftsBriefs an Herrn F. Kistner mir einen Genuß verschaffen der darin bestehen soll, Dir einige Zeilen zu schreiben. Vor Allem danke ich Dir für Deinen herrlichen
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alleinfrappirt Dich sicher – aber es war unausweichbar; ich konnte mich nicht entschließen die Meinigen so eine große Distanz mit zu nehmen um nach wenigen Tagen den Weg wieder zurück zu machen. Meine Zeit ist mir kurz zugemessen, und nur aus Sohnes Pflicht gebe ich dem Wunsche meiner
Ich habe mich hier mit vielem Müßiggang beschäftigt und den Dilettanten am Klavier gespielt. Komponirt habe ich nichts Wesentliches, aber das komponirte wiederkaut, das heißt vorgespielt, habe ich recht viel
Meine hiesigen Privat Produktionen bilden sogenannte Intermezzi zu Chopin’s Kompositionen die sehr im Gange scheinen, und zu
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Ich führe aber auch Deine Compositionen ein wie zu meiner Familie gehörig, ich meine damit was die Liebe betrifft, nicht die Aehnlichkeit mit den meinigen – Deine Eigenthümlichkeit stempelt sie eigentlich zu einer selbstständigen Familie.
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Paulus. Fasse Muth! Dir soll Gerechtigkeit wiederfahren. —
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I. Moscheles
Hamburg den 3ten September 1835 Mein guter Felix Ich will mit dem Zweck eines GeschäftsBriefs an Herrn F. Kistner mir einen Genuß verschaffen der darin bestehen soll, Dir einige Zeilen zu schreiben. Vor Allem danke ich Dir für Deinen herrlichen Brief aus Berlin Manche Punkte desselben welche einer Antwort bedürfen, erspare ich mich bis ich Dich nächstens sehe, und das soll hoffentlich in Leipzig seyn. Dahin will ich allein reisen um, mit meine Mutter dort zusammen zu treffen. Das Wort allein frappirt Dich sicher – aber es war unausweichbar; ich konnte mich nicht entschließen die Meinigen so eine große Distanz mit zu nehmen um nach wenigen Tagen den Weg wieder zurück zu machen. Meine Zeit ist mir kurz zugemessen, und nur aus Sohnes Pflicht gebe ich dem Wunsche meiner Mutter nach und trenne mich von den Meinigen um sie zu sehen. Ich habe zwar keine Kunstreise im Sinne doch habe ich Herrn Kistner geschrieben daß ich ein Concert geben würde, wenn er glaubt daß mich das Leipziger Publikum nicht schon satt habe. Ich habe mich hier mit vielem Müßiggang beschäftigt und den Dilettanten am Klavier gespielt. Komponirt habe ich nichts Wesentliches, aber das komponirte wiederkaut, das heißt vorgespielt, habe ich recht viel Meine hiesigen Privat Produktionen bilden sogenannte Intermezzi zu Chopin’s Kompositionen die sehr im Gange scheinen, und zu Kalkbrenner und der Clara Wieks Spiel Manieren. Ich führe aber auch Deine Compositionen ein wie zu meiner Familie gehörig, ich meine damit was die Liebe betrifft, nicht die Aehnlichkeit mit den meinigen – Deine Eigenthümlichkeit stempelt sie eigentlich zu einer selbstständigen Familie. Sie gewinnen Dir viele Herzen die sehnsüchtig schmachten bis sie sich von Angesicht zu Angesicht mit Liebe’s Beweise überhäufen dürfen. Unter Andern kommen auch Kunstjünger die gehört sein wollen, über deren Compositionsversuche ich meine Meinung abgeben soll – es komt mir aber vor wie auf Steppen Blumen suchen. Ein junger Mann Elkamp hat eine Oratorium komponirt – über welchen Gegenstand?! St Paulus. Fasse Muth! Dir soll Gerechtigkeit wiederfahren. — Vor dem 20ten d. verlaße ich keinesfalls Hamburg, und wenn Dich diese Zeilen bey Zeiten treffen, erfreue mich durch einige Zeilen. Sage mir ob ich mich mit irgend etwas für Dich von hier aus befassen kann. Zu den freundlichsten Grüßen meiner Frau gesellen sich diese Deines wahren Freundes I. Moscheles
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-09-03" xml:id="date_231d7c3c-c24f-4d5e-97a7-ffbbb186a6d9">3. 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Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden" type="person">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName></hi> mir einen Genuß verschaffen der darin bestehen soll, Dir einige Zeilen zu schreiben. Vor Allem danke ich Dir für Deinen herrlichen <title xml:id="title_5b826011-f721-4072-a532-f69429f82e83">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-08-13-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles in Hamburg; Berlin, 13. 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Von dort aus reiste Ignaz Moscheles Ende September allein nach Leipzig. Am 1. Oktober schrieb er an seine Ehefrau Charlotte, er habe seine Mutter Clarissa getroffen. Siehe dazu Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 297 ff.</note> seyn. Dahin will ich <hi n="1" rend="underline">allein</hi> reisen um, <add place="above">mit<name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add> <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_4ad16e76-15c6-42d8-bb04-bc63b7b23d5b"> <sic resp="writer">meine</sic> <corr resp="editor">meiner</corr> </choice> <persName xml:id="persName_6dbd6ee1-c754-477b-aa17-09cc829b10da">Mutter<name key="PSN0113438" style="hidden" type="person">Moscheles, Clarissa (Klara) Popper (um 1765-1842)</name></persName> dort zusammen zu treffen. Das Wort <hi n="1" rend="underline">allein</hi> frappirt Dich sicher – aber es war unausweichbar; ich konnte mich nicht entschließen die Meinigen so eine große Distanz mit zu nehmen um nach wenigen Tagen den Weg wieder zurück zu machen. 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Er spielte zusammen mit Moscheles dessen »Hommage à Haendel«. Grand Duo par deux Pianofortes G-Dur, op. 92. Zur weiteren Programmfolge siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 920. Moscheles’ Beschreibung des Ereignisses findet sich in Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 304-306.</note>, wenn er glaubt daß mich das <placeName xml:id="placeName_4570b436-5417-4dfd-9f88-33838101c7db">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>er Publikum nicht schon satt habe.</p> <p>Ich habe mich hier mit vielem Müßiggang beschäftigt und den Dilettanten am Klavier gespielt. 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Unter Andern kommen auch Kunstjünger die gehört sein wollen, über deren Compositionsversuche ich meine Meinung abgeben soll – es komt mir aber vor wie auf Steppen Blumen suchen. Ein junger Mann <add place="above"><persName xml:id="persName_62dd284d-a514-451b-a658-4d6ce2f48947">Elkamp<name key="PSN0110884" style="hidden" type="person">Elkamp, Heinrich (1812-1868)</name></persName><name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add> hat eine <title xml:id="title_e39e25f3-f751-42cf-82fd-c2229ec609a9">Oratorium<name key="PSN0110884" style="hidden" type="author">Elkamp, Heinrich (1812–1868)</name><name key="CRT0108675" style="hidden" type="music">Paulus</name></title> komponirt – über welchen Gegenstand?! S<hi rend="superscript">t</hi> <hi rend="latintype">Paulus</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2fe29abc-4819-411f-b730-56cab4d88f80" xml:lang="de">Elkamp hat eine Oratorium komponirt … St Paulus – Heinrich Elkamp, wie Mendelssohn ein Schüler Carl Friedrich Zelters, hatte sein Oratorium Paulus 1835 komponiert. Es kam am 19. November 1835 in Hamburg zur Uraufführung (AMZ 38, Nr. 2, 13. Januar 1836, Sp. 29).</note>. Fasse Muth! Dir soll Gerechtigkeit wiederfahren. — </p> <p>Vor dem <date cert="high" when="1835-09-20" xml:id="date_8d939963-417b-4370-a4f1-e8c74461cf25">20<hi rend="superscript">ten</hi> d.</date> verlaße ich keinesfalls <placeName xml:id="placeName_154d9190-537c-4a8a-82e1-9be02bfc8f84">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_801e5d03-7b5b-4c48-b8d8-3d1eba4e629b" xml:lang="de">Vor dem 20ten d. verlaße ich keinesfalls Hamburg – siehe Kommentar zu Z.: bis ich Dich nächstens sehe … in Leipzig.</note>, und wenn Dich diese Zeilen bey Zeiten treffen, erfreue mich durch einige Zeilen. Sage mir ob ich mich mit irgend etwas für Dich von hier aus befassen kann. 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