gb-1835-05-05-01

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Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb/>London, 5. Mai 1835 Der Lenz ist angekommen, habt ihr ihn nicht vernommen? Es sagens auch die Vögelein, es sagens auch die Blümelein, der Lenz ist angekommen! So stehts in Erlachs Volksliedern, – so hat man den May und Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 17. April 1835<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/fmb-1835-04-17-01/gb-1835-05-05-01" target="_blank">Brief - fmb-1835-04-17-01</a> Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 14. Mai 1835<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/gb-1835-05-05-01/fmb-1835-05-14-04" target="_blank">Brief - fmb-1835-05-14-04</a> Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Transkription: FMB-C Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 30/41. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; London, 5. Mai 1835 Der Lenz ist angekommen, habt ihr ihn nicht vernommen? Es sagens auch die Vögelein, es sagens auch die Blümelein, der Lenz ist angekommen! So stehts in Erlachs Volksliedern, – so hat man den May und

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 4 Poststempel [F 35 / 3 4 5], [St JAMESS St], [Engeland / over Rotterdam], [N 2 / 9 ?], Siegel.

Carl Klingemann

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

5. Mai 1835 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) LondonGroßbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Herrn Musikdirector Mendelssohn- Bartholdy Wohlgeboren in Düsseldorf. Rotterdam Steamboat. Single.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) London, d. 5. May 35.

Der Lenz ist angekommen<name key="PSN0119799" style="hidden" type="author">Vulpius, Christian August (1762–1827)</name><name key="CRT0112517" style="hidden" type="literature">Der Lenz ist angekommen</name>, habt ihr ihn nicht vernommen? Es sagens auch die Vögelein, es sagens auch die Blümelein, der Lenz ist angekommen!

So stehts in <hi rend="latintype">Erlachs</hi> Volksliedern<name key="PSN0118934" style="hidden" type="author">Erlach, Friedrich Carl Freiherr von (1765–1852)</name><name key="CRT0112516" style="hidden" type="literature">Die Volkslieder der Deutschen</name>[→]Der Lenz ist angekommen … in Erlachs Volksliedern – Christian August Vulpius’ Gedicht Der Lenz ist angekommen (1811) ist abgedruckt in Die Volkslieder der Deutschen. Eine vollständige Sammlung der vorzüglichen deutschen Volkslieder von der Mitte des fünfzehnten bis in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, hrsg. von Friedrich Karl von Erlach, Bd. 1, Mannheim 1834, S. 132., – so hat man den May und das Grün zu allen Zeiten angeschaut, und so ists und bleibts noch immer. Ob man nun von dem Verse ab ins tollste Gaudium oder in die allerhabenste Melankolie hineingerathen will, das bleibt dem aparten Herzen und der aparten Stunde überlaßen. Ich thue beides, und lebe und lobe doch.

Du mußt meine verschiedenen Botherationen[→]Botherationen – engl. botheration, Belästigung, Irrung. erhalten haben[→]meine verschiedenen Botherationen – Gemeint sind die Briefe gb-1835-04-10-02 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 10. April 1835, und gb-1835-04-24-01 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 24. April 1835., und ich habe ihnen heute würklich wenig hinzuzufügen. Ich bin zu eilig und zu unstät zum Schreiben – ich will aus heute Mittag, und erwarte eine PosttagsMisère, die gar nicht kommen will, und die ich mir am Ende holen muß: alles das geht gegen meine Würde und reist mich aus der Erhabenheit mit der ich die Dinge jener untern Welt gern ansehe und tractire. – Ich will nämlich bei MoschelesMoscheles, Familie von → Ignaz M.[→]bei Moscheles – Die Familie Moscheles wohnte in London in Nr. 3 Chester Place, Chester Terrace, Regents Park. eßen, – und will gern früher da seyn, – um unsre Freunde HorsleysHorsley, Familie von → William H. dort zu treffen. Madam MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) ladet sie nämlich ein, to spend the day – “wir sind ganz unter uns” sagt sie, und so werde ich auch zugezogen. Zwei Tage darauf sagt sie: ich habe doch noch Aloys SchmittSchmitt, Aloys (1788-1866) eingeladen, und den Violoncellspieler SchubertSchuberth, Carl Eduard (1811-1863). – Ich lächelte blos sarkastisch. – Gestern sagt sie mir: Rathen Sie wer noch kommt zu unserm Dinner? – HerzHerz, Henri (Heinrich) (1803-1888)! – Auf den Abend natürlich kommt eine Horde von Umherstehern, und ich habe einen lustigneugirigen Grimm zu sehen, unter wie vielen das Unteruns vor sich gehen wird. Mit dem SchubertSchuberth, Carl Eduard (1811-1863) fuhr ich im Nov. 1833. vom Hannöverschen aus zu Dir[→]fuhr ich im Nov. 1833. vom Hannöverschen aus zu Dir – Carl Klingemann hatte im November 1833 nach dem Tod seiner Schwester Dorothea Emilie Klingemann die Familie in Limmer bei Hannover besucht. Auf der Hinreise hielt er sich vom 2. bis ca. 4. November (laut Mendelssohns Notizbuch in GB-Ob, M.D.M. g. 4, fol. 26r-26v) und auf der Rückreise wahrscheinlich am 24. und 25. November in Düsseldorf auf; vgl. Brief fmb-1833-11-25-01 (Brief Nr. 818) Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London, Düsseldorf, 25. November 1833, Z. 4., – mich amüsirt seine Ueberraschung, wie er mich so behaglich unter den Noten und auf Deinem Sopha etablirt fand. SchmittSchmitt, Aloys (1788-1866) wird mich grandios langweilen, er hat das schon früher gekonnt, – diese schwerfälligen Deutschthümlichen fertigen denkenden Künstler holt der Teufel nicht weil ers nicht mit ihnen aushielte. Ich ging am Freitag Abend nach MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Concert[→]Moscheles Concert – Ignaz Moscheles hatte am 1. Mai 1835 im Konzertsaal des King’s Theatre sein jährliches Konzert gegeben (Dirigent: Sir George Smart). Darin erlebte sein 7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique), die Uraufführung (vgl. die Rezension in The Athenæum Nr. 393, 9. Mai 1835, S. 362, und in The Spectator Nr. 358, 9. Mai 1835, S. 439 f.)., nach altem sinnigen Herkommen, zu ihm, und fand Jenen dort, – wir hatten uns glaub ich, schon im Concerte gesehen, wenigstens ich ihn, – da ich aber grade eine hübsche Kleine zu escortiren hatte, schob ich die Rührung und Erkennung auf, und sie ging nun erst in Chester Place[→]Chester Place – siehe Kommentar zu Z.: bei Moscheles. vor sich, – dauerte eine halbe Stunde, zu Mad. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) Behagen, die mich gern leiden sieht, und endigte in Schmauch[→]Schmauch – dicker, qualmender Rauch (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. IX, Leipzig 1899, Sp. 955).. Denn wir sprachen und stritten darauf so weise daß es fast läppisch wurde. Dem Mann ist obendrein das komische Schicksal begegnet, daß eine Oper<name key="PSN0114624" style="hidden" type="author">Schmitt, Aloys (1788–1866)</name><name key="CRT0112518" style="hidden" type="music">Valeria</name> von ihm, die wie es mir scheint in Deutschland Niemand kennt, in AmsterdamAmsterdamNiederlande 16. mal gegeben ist[→]daß eine Oper von ihm … in Amsterdam 16. mal gegeben ist – Laut der Neuen Zeitschrift für Musik 2, Nr. 15 (20. Februar 1835), S. 62, war Aloys Schmitts Oper Valeria im Januar 1835 zehnmal im Nationaltheater in Amsterdam gespielt worden.!

Vor einigen Wochen schrieb ich an PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)[→]Vor einigen Wochen schrieb ich an Paul – Paul Mendelssohn Bartholdy erhielt den (nicht nachweisbaren) Brief Carl Klingemanns am 9. April 1835. Vgl. Brief gb-1835-04-10-01 gb-1835-04-10-01 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 10. April 1835., – halb in Geschäften – der Brief hat mir reiche Früchte getragen, – denn nach dem Brief Deiner SchwesterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)[→]dem Brief Deiner Schwester – Rebecka Lejeune Dirichlet hatte am 10. April 1835 einen Brief an Carl Klingemann in London gesandt; heutiger Standort nicht bekannt, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960)., habe ich noch einen von Deinem VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), dictirt[→]einen von Deinem Vater, dictirt – Brief von Abraham Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Carl Klingemann in London, 26. April 1835 (heutiger Standort: D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/241)., erhalten, den er auch als GeschäftsBrief tauft, der aber doch noch andere Ergötzung abgeworfen hat, – er dictirt wie er spricht und schreibt, immer grandios. Es ist noch ungewiß ob er dies Jahr reisen will, er sollte es thun, unter guter sorglicher Begleitung – Dein Musikfest17. Niederrheinisches Musikfest (1835)KölnDeutschland würde ihn erfreuen[→]Dein Musikfest würde ihn erfreuen – Kurz zuvor hatte der Vater in Brief gb-1835-05-02-01 Fanny Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 2. Mai 1835, mitgeteilt, dass er das von dem Sohn geleitete 17. Niederrheinische Musikfest zu Pfingsten (7. und 8. Juni) 1835 besuchen würde.. – Je näher es kommt, desto mehr rührts mich, – es ist schändlich was der Mensch aber, und zwar der hohlen Nüße halber, aufgeben muß. Und so muß man still halten, während rechts und links Alles sich rührt. – Ich will aber bis zum letzten Augenblick die Hoffnung nicht aufgeben. – GöschensGöschen (Goschen), Wilhelm Heinrich (William Henry) (1793-1866)Göschen (Goschen), Henrietta (1805-1848), die auf mehrere Monate nach Deutschland gehen, werden wahrscheinlich auch dabei seyn, – sie gedenkens so einzurichen. A propos, schreib mir doch, zur Belehrung für alle vorkommenden Fälle, wie wirds mit den Wohnungen in CöllnKölnDeutschland, – müßen Reisende vorher Quartier bestellen?

Madam MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) schickt heute, mit einer Reisenden, Mlle AndréAndré, Mlle., die nach FrankfurtFrankfurt a. M.Deutschland geht, die “Kleinigkeiten”[→]die “Kleinigkeiten” – In Brief gb-1835-04-09-01 Charlotte Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 9. April 1835, hatte Charlotte Moscheles ein Taschentintenfass nebst Schreibfeder für Mendelssohn angekündigt. Dieser erhielt die Geschenke erst am 12. Mai 1835; siehe Brief fmb-1835-05-14-04 (Brief Nr. 1156) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 14. Mai 1835, Z. 48: »Das Dintefaß habe ich vorgestern bekommen«. an Dich ab. Ich habe versprochen es Dir zu melden, – am sichersten ists wohl wenn Du Dich auf dem DampfbootBureau danach erkundigst, – Du kannst ja leicht ausrechnen, wann es dort eintrifft. Die Dame geht wahrscheinlich am Freitag morgen von RotterdamRotterdamNiederlande ab rheinaufwärts. Für die anderen Sachen<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0110825" style="hidden" type="literature">Waverley Novels</name>[→]die anderen Sachen – In Brief fmb-1835-01-02-03 (Brief Nr. 1061) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 3. Januar 1835, hatte Mendelssohn »Ein Paar Sachen von Walter Scott, die ich noch nicht kenne […] Ausgabe von Cadell & Co. 1829, jeder Band klein 8° mit einem kleinen Kupfer«, erbeten, »namentlich der Kerker von Edinburg, Ivanhoe, Quentin Durvard oder Nigel, da ich die alle nicht kenne« (Z. 104 ff.). In Brief gb-1835-01-17-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 16. und 17. Januar 1835, teilte die Mutter mit, dass sie die Ausgabe nicht erwerben konnte, Mendelssohn solle sich die entsprechenden Bände der Waverley Novels selbst in Düsseldorf kaufen oder die Romane in London über Ignaz Moscheles oder Carl Klingemann beziehen. Letzterer hatte die Übersendung der Bücher in Brief gb-1835-04-10-02 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 10. April 1835, angekündigt. hab ich noch immer keine Gelegenheit, – finde sie aber noch.

|2| MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Concert[→]Moscheles Concert – siehe Kommentar zu Z.: Moscheles Concert. war hübsch wie gewöhnlich, recht voll und blühend: ein großer Vortheil für ihn daß so früh war. Das Ital. Volk, GrisiGrisi, Giulia (1811-1869), RubiniRubini, Giovanni Battista (1794-1854), LablacheLablache, Luigi (Louis) (1794-1858) sind den Leuten dies Jahr noch neu, und sie vergehen noch dabei in Seligkeit. Moscheles spielte seinen Concertsatz, neu, in <hi rend="latintype">C moll</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110040" style="hidden" type="music">7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique)</name>, – zu Anfang ernsthaft, fast finster, – das wäre schön, wenns so durchzuführen gewesen wäre, oder auch nur mit analoger Heiterkeit vermischt, aber ich fürchte es wird nachher zu laut. Es ist jetzt ein verflucht Ding um die Concerte. Er spielte es ausnehmend schön. Nebenbei war für native Talent gesorgt, – Miss RobsonRobson, K., die Niemand kennt, Miss MasonMasson, Elizabeth (1806-1865), Mr MachinMachin, William (1798-1870) und was noch. Aber die hübschen Mädchen! Das blüht wie immer. Ich war beim Ausgang in Mad. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) Loge, – da waren mehrere Damen, eine ältlicheCampbell, Mutter von → Mary C. bewunderte gegen mich und mit mir MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Spiel, und namentlich seine brillanten Improvisation. Sie meinte er spiele unvergleichlich, – “I hardly ever heard the like” – sagte sie, fuhr aber gleich fort: Do you know Mr Mendelssohn? He is a very great Player – we knew him at RomeRomItalien![→]we knew him at Rome! – siehe dazu Brief fmb-1831-02-16-01 Felix Mendelssohn Bartholdy an Emil Bendemann in Rom, Rom, 16. Februar 1831. – Sie heißt Stewart oder Campbell, oder beides, – zwei jüngere Damen von solchem Namen waren auch dabei – die Dich kennen sollen. Mit denen sprach ich nicht – zu schüchtern. Euer Umgang muß sie aber sehr gebildet haben, – Madam MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) erzählte mir selber, daß die Eine während MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) in der letzten Philh.Philharmonic SocietyLondonGroßbritannien Probe <hi rend="latintype">Beethovens B Dur</hi> Sinfonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108065" style="hidden" type="music">4. Sinfonie B-Dur, op. 60</name> dirigirte[→]während Moscheles in der letzten Philh. Probe Beethovens B Dur Sinfonie dirigirte – bezieht sich auf die Probe zum fünften Konzert der Philharmonic Society am 27. April 1835, in dem als erster Programmpunkt Ludwig van Beethovens 4. Sinfonie B-Dur, op. 60, erklang (Forster, Philharmonic Society, S. 133)., sie gefragt habe: ob das <hi rend="latintype">Moscheles</hi> neues Concert<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110040" style="hidden" type="music">7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique)</name>[→]Moscheles neues Concert – Ignaz Moscheles’ 1835 vollendetes und am 1. Mai 1835 uraufgeführtes 7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique). wäre? Sie sieht aber leidlich aus, muß es wenigstens zur Römischen Zeit gethan haben. –

Sonst ist hier von der Musik und dem Philh.Philharmonic SocietyLondonGroßbritannien wenig zu rühmen, sie treten den alten Quark breit, und ich ärgere mich immer daß ich Subscriber seyn muß. Von Dir geben sie nichts – und man muß froh darüber seyn, weil sies doch nur verhunzen. Kürzlich hat mein Freund StokesStokes, Charles William (1784-1853) die gute Idee gefaßt, vor dem ConcertPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien kleine ausgewählte Dinners zu geben – da trinken wir kühlen Champagner bis es halb vorüber ist, und hören die andere Hälfte entweder mit tiefstem Grauen und Behagen oder mit hoher Verachtung.

Wenn Du nur sonst hier Leute fändest und viel nobles Plaisir, wäre der Gedanke hieher zu kommen, wenn alle dieses MusikElend vorüber ist, ganz annehmlich und paßlich. Aber es wird hier nur so gräßlich leer und weit und staubig – ich darf nicht zureden, es ist gegen ein FreundesGewißen. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), melde ich, unter seinen Grüßen, geht Anfang August[→]Rosen … geht Anfang August – Friedrich Rosen reiste zu seiner in Detmold lebenden Familie.. –

Nun habe ich jene PosttagsWische und könnte mich hier recht ruhig und gemüthlich in den Brief mit allen meinen guten Gedanken und meinem Sonnenschein hineinlegen, aber nun hat die Zeit ein Ende. Man kommt zu nichts. Nach Royale wollt ich bin aber auch nicht hin gekommen. Statt dessen wachte ich allerdings am Sonntag Morgen im Lande auf, nachdem ich Abends vorher sehnsüchtig und begehrlich zu Bett gegangen war, und das volle Mädchen ungern zurückgehen sah, die mich mit dem Licht üb in der Hand, über die Straße in mein auswärtiges NachtQuartier geleitet hatte – Nun wollte ich das Haus wäre zu dann müßtet ihr mich aufnehmen, sagte ich, – das ginge ja doch nicht, meinte sie – kurz dann schlief ich, – und am nächsten Morgen schien die Sonne so göttlich, und ich ging vor dem Frühstück so allein in so frischen grünen Lanes und zwischen so ländlichen Cottages, und die Vögel sangen in der Sonntagsstille so wunderlieblich daß mir war als wäre ich nur ein Gedicht und als könnte das nie wieder aufhören, – aber dann kam Frühstückszeit und ander Wetter und alles war wieder vorbei. – Mir ist um diese Zeit, um diese schöne Zeit immer als flöge der Frühling und alles Süße, und als müßte und könnte mans eben erwischen, aber es fliegt rasch.

Draußen bläst aber jetzt der blinde Mann die falsche Clarinette.

Die Politik langweilt mich grade jetzt – man hat was man wollte, – was wird nun aber draus? – Alle Minister sind wiedergewählt, bis auf Lord MorpethHoward, George William Frederick 7th Earl of Carlisle, (1825-1848) Viscount Morpeth (802-1864) und Mr MurrayMurray of Henderland, Sir John Archibald, Lord Murray (1778-1859), die sicher sind, und Lord J. RusselRussell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878), bei dem es eben im Schwange ist und wackelt. Gestern war der erste Tag, – soviel mans wissen kann sind starke Majoritäten gegen ihn. Der zweite Tag ändert aber oft Alles. Im schlimmsten Falle ist mir auch wenig dran gelegen. – Du weißt daß der MannRussell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878) eine schöne WittweRussell, Adelaide (1808-1838) geheirathet hat[→]daß der Mann eine schöne Wittwe geheirathet hat – John Russell 1st Earl Russell war seit dem 11. April 1835 mit Adelaide Lister verheiratet. Deren erster Ehemann Sir Thomas Lister (verh. seit 1826) war 1832 gestorben., – darüber giebts gottlose Carricaturen. – Eine von <hi rend="latintype">H. B:</hi><name key="PSN0110730" style="hidden" type="author">Doyle, John (1797–1868)</name><name key="CRT0108603" style="hidden" type="art">Political Sketches</name>[→]Carricaturen. … von H. B: – »HB« war die Chiffre des englischen Karikaturisten (irischer Herkunft) John Doyle. Wahrscheinlich ist hier die Rede von Karikaturen aus Doyles Serie Political Sketches. Vgl. Mark Bryant und Simon Heneage, Dictionary of British Cartoonists and Caricaturists 1730-1980, Aldershot 1994, S. 63. Im Brief vom 17. Januar 1835 hatte Mendelssohn Klingemann an »die versprochnen Carricaturen von H. B.« erinnert; siehe Brief fmb-1835-01-17-01 (Brief Nr. 1074) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 17. Januar 1835 (Z. 54). Ende März 1835 hatte er für deren Erhalt gedankt; siehe Brief fmb-1835-03-26-01 (Brief Nr. 1124) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 26. März 1835 (Z. 70 ff.). das EhepaarRussell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878)Russell, Adelaide (1808-1838) – beim Frühstück – zwischen ihnen der brennende Camin, – beinahe inKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)[→]Du weißt daß der Mann … beinahe in – nachträglich in der Zeile eingefügt. Form eines Herzens – er frägt warum sie so unzufrieden aussähe? Sie mögte doch bedenken daß seine politische Thätigkeit ihm nicht erlaube den häuslichen Dingen so viel Aufmerksamkeit zu widmen.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Die Tories[→]Tories – Vertreter einer führenden Partei der englischen Aristokratie. nennen ihn the Widows Mite – er ist bekanntlich sehr klein.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

In einer andern Carricatur wundert sich die LadyRussell, Adelaide (1808-1838), – sie hätte bis diese Nacht geglaubt er gehöre zur Movement Party. –Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)[→]Form eines Herzens … Movement Party. – nachträglich auf dem unteren Seitenrand eingefügt.

Der große Mann ist eigentlich O’ConnelO’Connell, Daniel (Dónall Ó Conaill) (1775-1847) – ich muß mich immer von Neuem verwundern, wenn |3| die Geschichte so vor meinen Augen vor sich geht. Der Mann ist seit letztem November mehrere Mannslängen gewachsen. Zum Theil weil er sich gut, klug, musterhaft politisch benommen hat. Und dann, weil er solche Feinde hat. Jeder tüchtige Kerl sollte um recht ordentliche tüchtige Feinde bitten, wie ums tägliche Brod. Liest Du den Quark mit zwischen ihm und Lord AlvanleyArden, William 2nd Baron Alvanley (1789-1849)[→]den Quark zwischen ihm und Lord Alvanley – Anfang Mai bezeichnete Daniel O’Connell William Arden 2nd Baron Alvanley als »a bloated buffoon« (»aufgeblasenen Possenreißer«). Die Herausforderung zum Duell nahm O’Connell nicht an. Dieses focht an seiner statt der Sohn Morgan O’Connell aus.? Es ist zu weitläuftig ums zu erzählen, Schimpfen im ParlamentParlament des Vereinigten KönigreichsLondonGroßbritannien, – Herausfordern, – dann bringt AlvanleyArden, William 2nd Baron Alvanley (1789-1849), dem der AndereO’Connell, Daniel (Dónall Ó Conaill) (1775-1847) a bloated buffoon genannt hat, die Sache vor den WhigClub, BrookesBrooks’s ClubLondonGroßbritannien[→]den WhigClub, Brookes – Der 1764 gegründete Brooks’s Club galt als Treffpunkt der führenden Whig-Politiker. Er befand sich seit 1778 n einem Gebäude in der St. James’s Street., und er O.C.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) wäre beinah heraus geschmißen, wären nicht glücklicherweise die Directoren lauter Liberale, und der Meinung, daß die Sache Gest blos privat. Gestern haben sich Lord AlvanleyArden, William 2nd Baron Alvanley (1789-1849) und Morgan O ConnelO’Connell, Morgan (1804-1885), einer von den Söhnen, geschossen, zweimal, ohne Erfolg, – in Folge eines Briefes, den MorganO’Connell, Morgan (1804-1885) als organ seines VatersO’Connell, Daniel (Dónall Ó Conaill) (1775-1847) geschrieben – wenn das so fort geht und der arme Narr von Lord sich mit allen OConnel und dem ganzen Irischen Tail schlagen soll, hat er viel zu thun.

Ich wollte Du schicktest neue Musik – wie könnte ich sie brauchen. Nächstens will ich ganz gewiß fleißig werden. Schreibe mir nur bald linde Worte – es ist mir als hätte ich seit einer Ewigkeit nichts von Dir gehört.

Sir G SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867) fragte mich neulich ob Stimmen zu Deiner Meersstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_evt3chsq-rvip-a0o9-lq8b-ozr2pjuua1m5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"/> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"/> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"/> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"/></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name> gedruckt wären[→]ob Stimmen zu Deiner Meersstille gedruckt wären – Die Orchesterstimmen der Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), erschienen Anfang Mai 1835 in Leipzig im Verlag Breitkopf & Härtel (PN 5559). Vgl. Christian Martin Schmidt (Hrsg.), LMA I/8: Ouvertüren I, S. 292.. Ich wußte es nicht, – sagte aber ich glaubte es nicht. Er will sie am Ende ins Gebet nehmen[→]Sir G Smart … Meersstille … will sie am Ende ins Gebet nehmen – Die revidierte Fassung der Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), erklang unter Sir George Smarts Leitung erstmals im ersten Konzert der Philharmonic Society am 22. Februar 1836 (Foster, Philharmonic Society, S. 137). und wie einen Aal lebendig schinden und braten – ich mags kaum wünschen.

MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) macht sich Vorwürfe Dir nicht schon geschrieben zu haben – er verspricht es nächstens zu thun.

Hier shake ich hands mit Dir – Freund dies ist die Zeit wo wir sonst wohl mit Blumen in den Knopflöchern Regentsstreet hinaufgegangen sind oder aus Concertsälen getreten. Das giebts ja Alles nicht mehr. Aber LondonLondonGroßbritannien ist so voll und glänzend wie immer, – nur leuchten andere Geister, – SchmittSchmitt, Aloys (1788-1866) und HerzHerz, Henri (Heinrich) (1803-1888). –

Bleibe mir gut! Dein CKl.
            London, d. 5. May 35. Der Lenz ist angekommen, habt ihr ihn nicht vernommen? Es sagens auch die Vögelein, es sagens auch die Blümelein, der Lenz ist angekommen!
So stehts in Erlachs Volksliedern, – so hat man den May und das Grün zu allen Zeiten angeschaut, und so ists und bleibts noch immer. Ob man nun von dem Verse ab ins tollste Gaudium oder in die allerhabenste Melankolie hineingerathen will, das bleibt dem aparten Herzen und der aparten Stunde überlaßen. Ich thue beides, und lebe und lobe doch.
Du mußt meine verschiedenen Botherationen erhalten haben, und ich habe ihnen heute würklich wenig hinzuzufügen. Ich bin zu eilig und zu unstät zum Schreiben – ich will aus heute Mittag, und erwarte eine PosttagsMisère, die gar nicht kommen will, und die ich mir am Ende holen muß: alles das geht gegen meine Würde und reist mich aus der Erhabenheit mit der ich die Dinge jener untern Welt gern ansehe und tractire. – Ich will nämlich bei Moscheles eßen, – und will gern früher da seyn, – um unsre Freunde Horsleys dort zu treffen. Madam Moscheles ladet sie nämlich ein, to spend the day – “wir sind ganz unter uns” sagt sie, und so werde ich auch zugezogen. Zwei Tage darauf sagt sie: ich habe doch noch Aloys Schmitt eingeladen, und den Violoncellspieler Schubert. – Ich lächelte blos sarkastisch. – Gestern sagt sie mir: Rathen Sie wer noch kommt zu unserm Dinner? – Herz! – Auf den Abend natürlich kommt eine Horde von Umherstehern, und ich habe einen lustigneugirigen Grimm zu sehen, unter wie vielen das Unteruns vor sich gehen wird. Mit dem Schubert fuhr ich im Nov. 1833. vom Hannöverschen aus zu Dir, – mich amüsirt seine Ueberraschung, wie er mich so behaglich unter den Noten und auf Deinem Sopha etablirt fand. Schmitt wird mich grandios langweilen, er hat das schon früher gekonnt, – diese schwerfälligen Deutschthümlichen fertigen denkenden Künstler holt der Teufel nicht weil ers nicht mit ihnen aushielte. Ich ging am Freitag Abend nach Moscheles Concert, nach altem sinnigen Herkommen, zu ihm, und fand Jenen dort, – wir hatten uns glaub ich, schon im Concerte gesehen, wenigstens ich ihn, – da ich aber grade eine hübsche Kleine zu escortiren hatte, schob ich die Rührung und Erkennung auf, und sie ging nun erst in Chester Place vor sich, – dauerte eine halbe Stunde, zu Mad. Moscheles Behagen, die mich gern leiden sieht, und endigte in Schmauch. Denn wir sprachen und stritten darauf so weise daß es fast läppisch wurde. Dem Mann ist obendrein das komische Schicksal begegnet, daß eine Oper von ihm, die wie es mir scheint in Deutschland Niemand kennt, in Amsterdam 16. mal gegeben ist!
Vor einigen Wochen schrieb ich an Paul, – halb in Geschäften – der Brief hat mir reiche Früchte getragen, – denn nach dem Brief Deiner Schwester, habe ich noch einen von Deinem Vater, dictirt, erhalten, den er auch als GeschäftsBrief tauft, der aber doch noch andere Ergötzung abgeworfen hat, – er dictirt wie er spricht und schreibt, immer grandios. Es ist noch ungewiß ob er dies Jahr reisen will, er sollte es thun, unter guter sorglicher Begleitung – Dein Musikfest würde ihn erfreuen. – Je näher es kommt, desto mehr rührts mich, – es ist schändlich was der Mensch aber, und zwar der hohlen Nüße halber, aufgeben muß. Und so muß man still halten, während rechts und links Alles sich rührt. – Ich will aber bis zum letzten Augenblick die Hoffnung nicht aufgeben. – Göschens, die auf mehrere Monate nach Deutschland gehen, werden wahrscheinlich auch dabei seyn, – sie gedenkens so einzurichen. A propos, schreib mir doch, zur Belehrung für alle vorkommenden Fälle, wie wirds mit den Wohnungen in Cölln, – müßen Reisende vorher Quartier bestellen?
Madam Moscheles schickt heute, mit einer Reisenden, Mlle André, die nach Frankfurt geht, die “Kleinigkeiten” an Dich ab. Ich habe versprochen es Dir zu melden, – am sichersten ists wohl wenn Du Dich auf dem DampfbootBureau danach erkundigst, – Du kannst ja leicht ausrechnen, wann es dort eintrifft. Die Dame geht wahrscheinlich am Freitag morgen von Rotterdam ab rheinaufwärts. Für die anderen Sachen hab ich noch immer keine Gelegenheit, – finde sie aber noch.
 Moscheles Concert war hübsch wie gewöhnlich, recht voll und blühend: ein großer Vortheil für ihn daß so früh war. Das Ital. Volk, Grisi, Rubini, Lablache sind den Leuten dies Jahr noch neu, und sie vergehen noch dabei in Seligkeit. Moscheles spielte seinen Concertsatz, neu, in C moll, – zu Anfang ernsthaft, fast finster, – das wäre schön, wenns so durchzuführen gewesen wäre, oder auch nur mit analoger Heiterkeit vermischt, aber ich fürchte es wird nachher zu laut. Es ist jetzt ein verflucht Ding um die Concerte. Er spielte es ausnehmend schön. Nebenbei war für native Talent gesorgt, – Miss Robson, die Niemand kennt, Miss Mason, Mr Machin und was noch. Aber die hübschen Mädchen! Das blüht wie immer. Ich war beim Ausgang in Mad. Moscheles Loge, – da waren mehrere Damen, eine ältliche bewunderte gegen mich und mit mir Moscheles Spiel, und namentlich seine brillanten Improvisation. Sie meinte er spiele unvergleichlich, – “I hardly ever heard the like” – sagte sie, fuhr aber gleich fort: Do you know Mr Mendelssohn? He is a very great Player – we knew him at Rome! – Sie heißt Stewart oder Campbell, oder beides, – zwei jüngere Damen von solchem Namen waren auch dabei – die Dich kennen sollen. Mit denen sprach ich nicht – zu schüchtern. Euer Umgang muß sie aber sehr gebildet haben, – Madam Moscheles erzählte mir selber, daß die Eine während Moscheles in der letzten Philh. Probe Beethovens B Dur Sinfonie dirigirte, sie gefragt habe: ob das Moscheles neues Concert wäre? Sie sieht aber leidlich aus, muß es wenigstens zur Römischen Zeit gethan haben. –
Sonst ist hier von der Musik und dem Philh. wenig zu rühmen, sie treten den alten Quark breit, und ich ärgere mich immer daß ich Subscriber seyn muß. Von Dir geben sie nichts – und man muß froh darüber seyn, weil sies doch nur verhunzen. Kürzlich hat mein Freund Stokes die gute Idee gefaßt, vor dem Concert kleine ausgewählte Dinners zu geben – da trinken wir kühlen Champagner bis es halb vorüber ist, und hören die andere Hälfte entweder mit tiefstem Grauen und Behagen oder mit hoher Verachtung.
Wenn Du nur sonst hier Leute fändest und viel nobles Plaisir, wäre der Gedanke hieher zu kommen, wenn alle dieses MusikElend vorüber ist, ganz annehmlich und paßlich. Aber es wird hier nur so gräßlich leer und weit und staubig – ich darf nicht zureden, es ist gegen ein FreundesGewißen. Rosen, melde ich, unter seinen Grüßen, geht Anfang August. –
Nun habe ich jene PosttagsWische und könnte mich hier recht ruhig und gemüthlich in den Brief mit allen meinen guten Gedanken und meinem Sonnenschein hineinlegen, aber nun hat die Zeit ein Ende. Man kommt zu nichts. Nach Royale wollt ich bin aber auch nicht hin gekommen. Statt dessen wachte ich allerdings am Sonntag Morgen im Lande auf, nachdem ich Abends vorher sehnsüchtig und begehrlich zu Bett gegangen war, und das volle Mädchen ungern zurückgehen sah, die mich mit dem Licht üb in der Hand, über die Straße in mein auswärtiges NachtQuartier geleitet hatte – Nun wollte ich das Haus wäre zu dann müßtet ihr mich aufnehmen, sagte ich, – das ginge ja doch nicht, meinte sie – kurz dann schlief ich, – und am nächsten Morgen schien die Sonne so göttlich, und ich ging vor dem Frühstück so allein in so frischen grünen Lanes und zwischen so ländlichen Cottages, und die Vögel sangen in der Sonntagsstille so wunderlieblich daß mir war als wäre ich nur ein Gedicht und als könnte das nie wieder aufhören, – aber dann kam Frühstückszeit und ander Wetter und alles war wieder vorbei. – Mir ist um diese Zeit, um diese schöne Zeit immer als flöge der Frühling und alles Süße, und als müßte und könnte mans eben erwischen, aber es fliegt rasch.
Draußen bläst aber jetzt der blinde Mann die falsche Clarinette.
Die Politik langweilt mich grade jetzt – man hat was man wollte, – was wird nun aber draus? – Alle Minister sind wiedergewählt, bis auf Lord Morpeth und Mr Murray, die sicher sind, und Lord J. Russel, bei dem es eben im Schwange ist und wackelt. Gestern war der erste Tag, – soviel mans wissen kann sind starke Majoritäten gegen ihn. Der zweite Tag ändert aber oft Alles. Im schlimmsten Falle ist mir auch wenig dran gelegen. – Du weißt daß der Mann eine schöne Wittwe geheirathet hat, – darüber giebts gottlose Carricaturen. – Eine von H. B: das Ehepaar – beim Frühstück – zwischen ihnen der brennende Camin, – beinahe in Form eines Herzens – er frägt warum sie so unzufrieden aussähe? Sie mögte doch bedenken daß seine politische Thätigkeit ihm nicht erlaube den häuslichen Dingen so viel Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Tories nennen ihn the Widows Mite – er ist bekanntlich sehr klein.
In einer andern Carricatur wundert sich die LadyRussell, Adelaide (1808-1838), – sie hätte bis diese Nacht geglaubt er gehöre zur Movement Party. –
Der große Mann ist eigentlich O’Connel – ich muß mich immer von Neuem verwundern, wenn die Geschichte so vor meinen Augen vor sich geht. Der Mann ist seit letztem November mehrere Mannslängen gewachsen. Zum Theil weil er sich gut, klug, musterhaft politisch benommen hat. Und dann, weil er solche Feinde hat. Jeder tüchtige Kerl sollte um recht ordentliche tüchtige Feinde bitten, wie ums tägliche Brod. Liest Du den Quark mit zwischen ihm und Lord Alvanley? Es ist zu weitläuftig ums zu erzählen, Schimpfen im Parlament, – Herausfordern, – dann bringt Alvanley, dem der Andere a bloated buffoon genannt hat, die Sache vor den WhigClub, Brookes, und er O. C. wäre beinah heraus geschmißen, wären nicht glücklicherweise die Directoren lauter Liberale, und der Meinung, daß die Sache Gest blos privat. Gestern haben sich Lord Alvanley und Morgan O Connel, einer von den Söhnen, geschossen, zweimal, ohne Erfolg, – in Folge eines Briefes, den Morgan als organ seines Vaters geschrieben – wenn das so fort geht und der arme Narr von Lord sich mit allen OConnel und dem ganzen Irischen Tail schlagen soll, hat er viel zu thun.
Ich wollte Du schicktest neue Musik – wie könnte ich sie brauchen. Nächstens will ich ganz gewiß fleißig werden. Schreibe mir nur bald linde Worte – es ist mir als hätte ich seit einer Ewigkeit nichts von Dir gehört.
Sir G Smart fragte mich neulich ob Stimmen zu Deiner Meersstille gedruckt wären. Ich wußte es nicht, – sagte aber ich glaubte es nicht. Er will sie am Ende ins Gebet nehmen und wie einen Aal lebendig schinden und braten – ich mags kaum wünschen.
Moscheles macht sich Vorwürfe Dir nicht schon geschrieben zu haben – er verspricht es nächstens zu thun.
Hier shake ich hands mit Dir – Freund dies ist die Zeit wo wir sonst wohl mit Blumen in den Knopflöchern Regentsstreet hinaufgegangen sind oder aus Concertsälen getreten. Das giebts ja Alles nicht mehr. Aber London ist so voll und glänzend wie immer, – nur leuchten andere Geister, – Schmitt und Herz. –
Bleibe mir gut! Dein CKl.          
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-05-05" xml:id="date_ed7790f6-0b1b-4b33-8eaa-5ec0c8faaaad">5. 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Eine vollständige Sammlung der vorzüglichen deutschen Volkslieder von der Mitte des fünfzehnten bis in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, hrsg. von Friedrich Karl von Erlach, Bd. 1, Mannheim 1834, S. 132.</note>, – so hat man den <hi rend="latintype">May</hi> und das Grün zu allen Zeiten angeschaut, und so ists und bleibts noch immer. Ob man nun von dem Verse ab ins tollste Gaudium oder in die allerhabenste Melankolie hineingerathen will, das bleibt dem aparten Herzen und der aparten Stunde überlaßen. Ich thue beides, und lebe und lobe doch.</p> <p>Du mußt meine verschiedenen <hi rend="latintype">Botherationen</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6ff7411f-8d19-4dda-bb3d-ac88e5c170bd" xml:lang="en">Botherationen – engl. botheration, Belästigung, Irrung.</note> erhalten haben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7db0ff20-d597-443a-90b6-7e3e298327de" xml:lang="de">meine verschiedenen Botherationen – Gemeint sind die Briefe gb-1835-04-10-02 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 10. April 1835, und gb-1835-04-24-01 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 24. April 1835.</note>, und ich habe ihnen heute würklich wenig hinzuzufügen. Ich bin zu eilig und zu unstät zum Schreiben – ich will aus <date cert="high" when="1835-05-05" xml:id="date_d3fc5f14-8f90-429f-985e-bc0d2c67bc2a">heute Mittag</date>, und erwarte eine Posttags<hi rend="latintype">Misère</hi>, die gar nicht kommen will, und die ich mir am Ende holen muß: alles das geht gegen meine Würde und reist mich aus der Erhabenheit mit der ich die Dinge jener untern Welt gern ansehe und tractire. – Ich will nämlich bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3baf9f71-3eab-431d-a03e-03740d2bea41">Moscheles<name key="PSN0113434" style="hidden" type="person">Moscheles, Familie von → Ignaz M.</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8db42ffd-b69a-4a5e-bf80-4d4cb899c64d" xml:lang="de">bei Moscheles – Die Familie Moscheles wohnte in London in Nr. 3 Chester Place, Chester Terrace, Regents Park.</note> eßen, – und will gern früher da seyn, – um unsre Freunde <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d51daf99-a8ff-4c2d-bc9a-040b5b1d8b90">Horsleys<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName></hi> dort zu treffen. <persName xml:id="persName_2f3520dc-a482-4217-a995-d1de7b070f66">Madam <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> ladet sie nämlich ein, <hi rend="latintype">to spend the day</hi> – “wir sind ganz unter uns” sagt sie, und so werde ich auch zugezogen. Zwei Tage darauf sagt sie: ich habe doch noch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6931e505-2f9f-4f9d-88b3-1b8c82b6c9b4">Aloys Schmitt<name key="PSN0114624" style="hidden" type="person">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName></hi> eingeladen, und den Violoncellspieler <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8d8e3f2b-16d7-43bc-815f-6383d9dadefa">Schubert<name key="PSN0114719" style="hidden" type="person">Schuberth, Carl Eduard (1811-1863)</name></persName></hi>. – Ich lächelte blos sarkastisch. – <date cert="high" when="1835-05-04" xml:id="date_e357ea3a-67bb-469e-b0eb-6e063aef2cae">Gestern</date> sagt sie mir: Rathen Sie wer noch kommt zu unserm Dinner? – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0612eead-749f-49c8-afc4-a7c4c89f57d7">Herz<name key="PSN0111939" style="hidden" type="person">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName></hi>! – Auf den Abend natürlich kommt eine Horde von Umherstehern, und ich habe einen lustigneugirigen Grimm zu sehen, unter wie vielen das Unteruns vor sich gehen wird. Mit dem <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a739d297-d646-4875-9999-8679663247ff">Schubert<name key="PSN0114719" style="hidden" type="person">Schuberth, Carl Eduard (1811-1863)</name></persName></hi> fuhr ich im <hi rend="latintype">Nov</hi>. 1833. vom Hannöverschen aus zu Dir<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_92d251c6-6909-4848-a976-95942e42de25" xml:lang="de">fuhr ich im Nov. 1833. vom Hannöverschen aus zu Dir – Carl Klingemann hatte im November 1833 nach dem Tod seiner Schwester Dorothea Emilie Klingemann die Familie in Limmer bei Hannover besucht. Auf der Hinreise hielt er sich vom 2. bis ca. 4. November (laut Mendelssohns Notizbuch in GB-Ob, M.D.M. g. 4, fol. 26r-26v) und auf der Rückreise wahrscheinlich am 24. und 25. November in Düsseldorf auf; vgl. Brief fmb-1833-11-25-01 (Brief Nr. 818) Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London, Düsseldorf, 25. November 1833, Z. 4.</note>, – mich amüsirt seine Ueberraschung, wie er mich so behaglich unter den Noten und auf Deinem Sopha etablirt fand. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0440fdb4-818e-46aa-ae84-5554aff43678">Schmitt<name key="PSN0114624" style="hidden" type="person">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName></hi> wird mich grandios langweilen, er hat das schon früher gekonnt, – diese schwerfälligen Deutschthümlichen fertigen denkenden Künstler holt der Teufel nicht weil ers nicht mit ihnen aushielte. Ich ging am <date cert="high" when="1835-05-01" xml:id="date_f6a4b8a7-3c59-49c4-b2a2-bc75c4dc4ca1">Freitag Abend</date> nach <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2385fad5-9627-4b30-9dc8-74ea648e06c0">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> Concert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b5f57163-7c63-4cfc-94b0-74ba5d589798" xml:lang="de">Moscheles Concert – Ignaz Moscheles hatte am 1. Mai 1835 im Konzertsaal des King’s Theatre sein jährliches Konzert gegeben (Dirigent: Sir George Smart). Darin erlebte sein 7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique), die Uraufführung (vgl. die Rezension in The Athenæum Nr. 393, 9. Mai 1835, S. 362, und in The Spectator Nr. 358, 9. Mai 1835, S. 439 f.).</note>, nach altem sinnigen Herkommen, zu ihm, und fand Jenen dort, – wir hatten uns glaub ich, schon im Concerte gesehen, wenigstens ich ihn, – da ich aber grade eine hübsche Kleine zu escortiren hatte, schob ich die Rührung und Erkennung auf, und sie ging nun erst in <hi rend="latintype">Chester Place</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_422c7e7a-531b-456d-92e9-460bce459cee" xml:lang="de">Chester Place – siehe Kommentar zu Z.: bei Moscheles.</note> vor sich, – dauerte eine halbe Stunde, zu <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7a5a2cd1-5b5c-42bc-9d73-1e7cb5ab00b6">Mad. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName></hi> Behagen, die mich gern leiden sieht, und endigte in Schmauch<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8dfe26f5-8bb9-4eec-a420-e26521767f00" xml:lang="de">Schmauch – dicker, qualmender Rauch (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. IX, Leipzig 1899, Sp. 955).</note>. Denn wir sprachen und stritten darauf so weise daß es fast läppisch wurde. Dem Mann ist obendrein das komische Schicksal begegnet, daß eine <title xml:id="title_89b2cfed-08e1-462b-a8af-f2c7794f3998">Oper<name key="PSN0114624" style="hidden" type="author">Schmitt, Aloys (1788–1866)</name><name key="CRT0112518" style="hidden" type="music">Valeria</name></title> von ihm, die wie es mir scheint in Deutschland Niemand kennt, in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_f1acc734-33f5-447b-be7b-d825dfb4c2c0">Amsterdam<settlement key="STM0100369" style="hidden" type="locality">Amsterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName></hi> 16. mal gegeben ist<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2327dd36-86a0-4af9-b2b7-890c3267b357" xml:lang="de">daß eine Oper von ihm … in Amsterdam 16. mal gegeben ist – Laut der Neuen Zeitschrift für Musik 2, Nr. 15 (20. Februar 1835), S. 62, war Aloys Schmitts Oper Valeria im Januar 1835 zehnmal im Nationaltheater in Amsterdam gespielt worden.</note>!</p> <p>Vor einigen Wochen schrieb ich an <persName xml:id="persName_f0762306-b1f9-40a7-99ea-795eb3af8a08">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_848b1d2a-3304-48ab-9580-6d9dc41c3de2" xml:lang="de">Vor einigen Wochen schrieb ich an Paul – Paul Mendelssohn Bartholdy erhielt den (nicht nachweisbaren) Brief Carl Klingemanns am 9. April 1835. Vgl. Brief gb-1835-04-10-01 gb-1835-04-10-01 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 10. April 1835.</note>, – halb in Geschäften – der Brief hat mir reiche Früchte getragen, – denn nach dem Brief Deiner <persName xml:id="persName_585281c0-10cc-4510-a4f5-c478df2db9f6">Schwester<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_60300656-58ca-48e7-ba70-907bb7925e0a" xml:lang="de">dem Brief Deiner Schwester – Rebecka Lejeune Dirichlet hatte am 10. April 1835 einen Brief an Carl Klingemann in London gesandt; heutiger Standort nicht bekannt, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960).</note>, habe ich noch einen von Deinem <persName xml:id="persName_4822fc5e-c3b4-4679-8739-dd96ebb3b60a">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, dictirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7124f547-4c65-4330-9715-9f19e29e78e3" xml:lang="de">einen von Deinem Vater, dictirt – Brief von Abraham Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Carl Klingemann in London, 26. April 1835 (heutiger Standort: D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/241).</note>, erhalten, den er auch als GeschäftsBrief tauft, der aber doch noch andere Ergötzung abgeworfen hat, – er dictirt wie er spricht und schreibt, immer grandios. Es ist noch ungewiß ob er dies Jahr reisen will, er sollte es thun, unter guter sorglicher Begleitung – Dein <placeName xml:id="placeName_4632a641-17d0-44b0-abeb-03062d51774e">Musikfest<name key="NST0100551" style="hidden" subtype="" type="institution">17. Niederrheinisches Musikfest (1835)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> würde ihn erfreuen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_07ddea8a-9011-4837-b0e1-b86d17083fbe" xml:lang="de">Dein Musikfest würde ihn erfreuen – Kurz zuvor hatte der Vater in Brief gb-1835-05-02-01 Fanny Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 2. Mai 1835, mitgeteilt, dass er das von dem Sohn geleitete 17. Niederrheinische Musikfest zu Pfingsten (7. und 8. Juni) 1835 besuchen würde.</note>. – Je näher es kommt, desto mehr rührts mich, – es ist schändlich was der Mensch aber, und zwar der hohlen Nüße halber, aufgeben muß. Und so muß man still halten, während rechts und links Alles sich rührt. – Ich will aber bis zum letzten Augenblick die Hoffnung nicht aufgeben. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b41d3966-ba33-476e-9ae6-1ca2b5c82252">Göschens<name key="PSN0111482" style="hidden" type="person">Göschen (Goschen), Wilhelm Heinrich (William Henry) (1793-1866)</name><name key="PSN0116835" style="hidden" type="person">Göschen (Goschen), Henrietta (1805-1848)</name></persName></hi>, die auf mehrere Monate nach Deutschland gehen, werden wahrscheinlich auch dabei seyn, – sie gedenkens so einzurichen. <hi rend="latintype">A propos</hi>, schreib mir doch, zur Belehrung für alle vorkommenden Fälle, wie wirds mit den Wohnungen in <placeName xml:id="placeName_eb611bf0-36fa-4810-81a2-a3d161f65c2d">Cölln<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, – müßen Reisende vorher Quartier bestellen?</p> <p><persName xml:id="persName_37c9ef39-7632-48c1-b404-6454b719e37b">Madam <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> schickt <date cert="high" when="1835-05-05" xml:id="date_70f7e5a3-83ea-4985-8b86-c562bb5c0658">heute</date>, mit einer Reisenden, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_69549248-a113-4d10-b29e-0f048b561288">M<hi rend="superscript">lle</hi> André<name key="PSN0119794" style="hidden" type="person">André, Mlle.</name></persName></hi>, die nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_137e2db3-565e-4499-b22d-2d1f41521261">Frankfurt<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> geht, die “Kleinigkeiten”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ae6e5347-3556-412b-8606-627b02058c56" xml:lang="de">die “Kleinigkeiten” – In Brief gb-1835-04-09-01 Charlotte Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 9. April 1835, hatte Charlotte Moscheles ein Taschentintenfass nebst Schreibfeder für Mendelssohn angekündigt. Dieser erhielt die Geschenke erst am 12. Mai 1835; siehe Brief fmb-1835-05-14-04 (Brief Nr. 1156) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 14. Mai 1835, Z. 48: »Das Dintefaß habe ich vorgestern bekommen«.</note> an Dich ab. Ich habe versprochen es Dir zu melden, – am sichersten ists wohl wenn Du Dich auf dem DampfbootBureau danach erkundigst, – Du kannst ja leicht ausrechnen, wann es dort eintrifft. Die <hi rend="latintype">Dame</hi> geht wahrscheinlich am <date cert="high" when="1835-05-08" xml:id="date_97543969-a57f-44e7-b593-aabb0c41ced1">Freitag morgen</date> von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_a47b023f-74aa-4ce7-b032-8d4bc69a949b">Rotterdam<settlement key="STM0100166" style="hidden" type="locality">Rotterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName></hi> ab rheinaufwärts. Für die anderen <title xml:id="title_66acb439-7974-4907-9fff-3b400b892024">Sachen<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0110825" style="hidden" type="literature">Waverley Novels</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cfbdaa74-53c2-48cc-b84f-566658bc3c42" xml:lang="de">die anderen Sachen – In Brief fmb-1835-01-02-03 (Brief Nr. 1061) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 3. Januar 1835, hatte Mendelssohn »Ein Paar Sachen von Walter Scott, die ich noch nicht kenne […] Ausgabe von Cadell &amp; Co. 1829, jeder Band klein 8° mit einem kleinen Kupfer«, erbeten, »namentlich der Kerker von Edinburg, Ivanhoe, Quentin Durvard oder Nigel, da ich die alle nicht kenne« (Z. 104 ff.). In Brief gb-1835-01-17-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 16. und 17. Januar 1835, teilte die Mutter mit, dass sie die Ausgabe nicht erwerben konnte, Mendelssohn solle sich die entsprechenden Bände der Waverley Novels selbst in Düsseldorf kaufen oder die Romane in London über Ignaz Moscheles oder Carl Klingemann beziehen. Letzterer hatte die Übersendung der Bücher in Brief gb-1835-04-10-02 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 10. April 1835, angekündigt.</note> hab ich noch immer keine Gelegenheit, – finde sie aber noch.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7c89bb51-c0f8-498d-ab40-8b6e09be3792">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> Concert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c2f6d4c7-8646-4e47-a99f-71f611a62368" xml:lang="de">Moscheles Concert – siehe Kommentar zu Z.: Moscheles Concert.</note> war hübsch wie gewöhnlich, recht voll und blühend: ein großer Vortheil für ihn daß so früh war. Das Ital. Volk, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fb6f859d-2dd2-4894-9eb0-48de63ea2eb9">Grisi<name key="PSN0111555" style="hidden" type="person">Grisi, Giulia (1811-1869)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8361002e-ad62-4420-8db1-6c54d80c9b55">Rubini<name key="PSN0114343" style="hidden" type="person">Rubini, Giovanni Battista (1794-1854)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_176417e0-09f5-49b4-bda3-cb2da97f1b89">Lablache<name key="PSN0112634" style="hidden" type="person">Lablache, Luigi (Louis) (1794-1858)</name></persName></hi> sind den Leuten dies Jahr noch neu, und sie vergehen noch dabei in Seligkeit. <hi rend="latintype">Moscheles</hi> spielte seinen <title xml:id="title_b4655f2d-6aae-41a7-8666-a8da1a89fe70">Concertsatz, neu, in <hi rend="latintype">C moll</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110040" style="hidden" type="music">7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique)</name></title>, – zu Anfang ernsthaft, fast finster, – das wäre schön, wenns so durchzuführen gewesen wäre, oder auch nur mit analoger Heiterkeit vermischt, aber ich fürchte es wird nachher zu laut. Es ist jetzt ein verflucht Ding um die Concerte. Er spielte es ausnehmend schön. Nebenbei war für <hi rend="latintype">native Talent</hi> gesorgt, – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e5f62e31-228f-43e3-b5cf-009179d53c09">Miss Robson<name key="PSN0119803" style="hidden" type="person">Robson, K.</name></persName></hi>, die Niemand kennt, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5d737961-072a-4d3f-b203-f54ef9f0db3c">Miss Mason<name key="PSN0113116" style="hidden" type="person">Masson, Elizabeth (1806-1865)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f6144ccd-653a-4f6b-9b42-b9421d9742d6">M<hi rend="superscript">r</hi> Machin<name key="PSN0113024" style="hidden" type="person">Machin, William (1798-1870)</name></persName></hi> und was noch. Aber die hübschen Mädchen! Das blüht wie immer. Ich war beim Ausgang in <persName xml:id="persName_7a2edc4d-bbfc-4282-a676-3754fc6e66a0">Mad. <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> Loge, – da waren mehrere Damen, <persName xml:id="persName_1774e64a-3141-4e48-ad39-e92d1d9da896">eine ältliche<name key="PSN0110256" style="hidden" type="person">Campbell, Mutter von → Mary C.</name></persName> bewunderte gegen mich und mit mir <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_80fd1770-a4e2-4bf6-a5b8-e642981fe96f">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> Spiel, und namentlich seine brillanten Improvisation. Sie meinte er spiele unvergleichlich, – “<hi rend="latintype">I hardly ever heard the like</hi>” – sagte sie, fuhr aber gleich fort: <hi rend="latintype">Do you know M<hi rend="superscript">r</hi> Mendelssohn</hi>?<hi rend="latintype"> He is a <hi n="1" rend="underline">very</hi> great Player – we knew him at <placeName xml:id="placeName_9fbce530-c013-47c3-ac73-797ec323a024">Rome<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName></hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2cbdee72-bfa9-44e1-9a7c-7644b4a32327" xml:lang="de">we knew him at Rome! – siehe dazu Brief fmb-1831-02-16-01 Felix Mendelssohn Bartholdy an Emil Bendemann in Rom, Rom, 16. Februar 1831.</note> – Sie heißt <hi rend="latintype">Stewart</hi> oder <hi rend="latintype">Campbell</hi>, oder beides, – zwei jüngere Damen von solchem Namen waren auch dabei – die Dich kennen sollen. Mit denen sprach ich nicht – zu schüchtern. Euer Umgang muß sie aber sehr gebildet haben, – <persName xml:id="persName_53b502d4-ebac-4c79-bdfd-9db76a8a1f2b">Madam <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> erzählte mir selber, daß die Eine während <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5acc14c4-ebc5-4ccb-bf0c-d457845426d0">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> in der letzten <placeName xml:id="placeName_e00527d4-c586-4f25-b495-2c27a821d249">Philh.<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> Probe <title xml:id="title_e518a100-d712-4b18-ba89-d81614d627d8"><hi rend="latintype">Beethovens B Dur</hi> Sinfonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108065" style="hidden" type="music">4. Sinfonie B-Dur, op. 60</name></title> dirigirte<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_029df4cc-d312-4617-9a31-ce8b323451d4" xml:lang="de">während Moscheles in der letzten Philh. Probe Beethovens B Dur Sinfonie dirigirte – bezieht sich auf die Probe zum fünften Konzert der Philharmonic Society am 27. April 1835, in dem als erster Programmpunkt Ludwig van Beethovens 4. Sinfonie B-Dur, op. 60, erklang (Forster, Philharmonic Society, S. 133).</note>, sie gefragt habe: ob das <title xml:id="title_0e02c9c7-426a-4f76-aa2e-2e2daded1510"><hi rend="latintype">Moscheles</hi> neues Concert<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110040" style="hidden" type="music">7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2ea885c6-59ff-4f4c-bcd0-ac8c4bf73021" xml:lang="de">Moscheles neues Concert – Ignaz Moscheles’ 1835 vollendetes und am 1. Mai 1835 uraufgeführtes 7. Klavierkonzert c-Moll, op. 93 (Pathétique).</note> wäre? Sie sieht aber leidlich aus, muß es wenigstens zur Römischen Zeit gethan haben. –</p> <p>Sonst ist hier von der Musik und dem <placeName xml:id="placeName_7b0a7734-9455-468a-b50b-4ee331e9a645"><hi rend="latintype">Philh</hi>.<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> wenig zu rühmen, sie treten den alten Quark breit, und ich ärgere mich immer daß ich <hi rend="latintype">Subscriber</hi> seyn muß. Von Dir geben sie nichts – und man muß froh darüber seyn, weil sies doch nur verhunzen. Kürzlich hat mein Freund <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b03651fb-e2e7-4c91-9018-d31157138fef">Stokes<name key="PSN0115148" style="hidden" type="person">Stokes, Charles William (1784-1853)</name></persName></hi> die gute Idee gefaßt, vor dem <placeName xml:id="placeName_79f651ca-6134-4760-912f-be405de4fd45">Concert<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> kleine ausgewählte <hi rend="latintype">Dinners</hi> zu geben – da trinken wir kühlen <hi rend="latintype">Champagner</hi> bis es halb vorüber ist, und hören die andere Hälfte entweder mit tiefstem Grauen und Behagen oder mit hoher Verachtung.</p> <p>Wenn Du nur sonst hier Leute fändest und viel nobles Plaisir, wäre der Gedanke hieher zu kommen, wenn alle dieses MusikElend vorüber ist, ganz annehmlich und paßlich. Aber es wird hier nur so gräßlich leer und weit und staubig – ich darf nicht zureden, es ist gegen ein FreundesGewißen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cb311c89-4f1b-4b3e-93a8-483e9e1abe23">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi>, melde ich, unter seinen Grüßen, geht Anfang <hi rend="latintype">August</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b756645c-7c0a-4706-8a0d-2b7bddfb8a15" xml:lang="de">Rosen … geht Anfang August – Friedrich Rosen reiste zu seiner in Detmold lebenden Familie.</note>. –</p> <p>Nun habe ich jene PosttagsWische und könnte mich hier recht ruhig und gemüthlich in den Brief mit allen meinen guten Gedanken und meinem Sonnenschein hineinlegen, aber nun hat die Zeit ein Ende. Man kommt zu nichts. Nach <hi rend="latintype">Royale</hi> wollt ich bin aber auch nicht hin gekommen. Statt dessen wachte ich allerdings am <date cert="high" when="1835-05-03" xml:id="date_911eedfa-ec70-48e1-b184-82c17e6e4593">Sonntag Morgen</date> im Lande auf, nachdem ich <date cert="high" when="1835-05-02" xml:id="date_f5bf73ba-06d7-4aad-8a48-3d51044d6387">Abends vorher</date> sehnsüchtig und begehrlich zu Bett gegangen war, und das volle Mädchen ungern zurückgehen sah, die mich mit dem Licht <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_5366babf-f19e-4a88-8432-363eaef12a16">üb</del> in der Hand, über die Straße in mein auswärtiges NachtQuartier geleitet hatte – Nun wollte ich das Haus wäre zu dann müßtet ihr mich aufnehmen, sagte ich, – das ginge ja doch nicht, meinte sie – kurz dann schlief ich, – und am <date cert="high" when="1835-05-03" xml:id="date_929121aa-c587-4c63-9c98-7f8cb820a7c7">nächsten Morgen</date> schien die Sonne so göttlich, und ich ging vor dem Frühstück so allein in so frischen grünen <hi rend="latintype">Lanes</hi> und zwischen so ländlichen <hi rend="latintype">Cottages</hi>, und die Vögel sangen in der Sonntagsstille so wunderlieblich daß mir war als wäre ich nur <hi n="1" rend="underline">ein</hi> Gedicht und als könnte das nie wieder aufhören, – aber dann kam Frühstückszeit und ander Wetter und alles war wieder vorbei. – Mir ist um diese Zeit, um diese schöne Zeit immer als flöge der Frühling und alles Süße, und als müßte und könnte mans eben erwischen, aber es fliegt rasch.</p> <p>Draußen bläst aber jetzt der blinde Mann die falsche Clarinette.</p> <p>Die Politik langweilt mich grade jetzt – man hat was man wollte, – was wird nun aber draus? – Alle Minister sind wiedergewählt, bis auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_58df099c-241a-4199-9808-0cf6c07f9332">Lord Morpeth<name key="PSN0119804" style="hidden" type="person">Howard, George William Frederick 7th Earl of Carlisle, (1825-1848) Viscount Morpeth (802-1864)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9f399539-4c6b-4fe6-9e51-ec47085eab9e">M<hi rend="superscript">r</hi> Murray<name key="PSN0119805" style="hidden" type="person">Murray of Henderland, Sir John Archibald, Lord Murray (1778-1859)</name></persName></hi>, die sicher sind, und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a2d85cea-ff9f-437d-a05a-abbcb64598f8">Lord J. Russel<name key="PSN0118037" style="hidden" type="person">Russell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878)</name></persName></hi>, bei dem es eben im Schwange ist und wackelt. <date cert="high" when="1835-05-04" xml:id="date_49c57590-6331-4686-b092-6f4d0d2abee3">Gestern</date> war der erste Tag, – soviel mans wissen kann sind starke Majoritäten gegen ihn. Der zweite Tag ändert aber oft Alles. Im schlimmsten Falle ist mir auch wenig dran gelegen. – <add place="inline">Du weißt daß der <persName xml:id="persName_61d39dc9-d587-43c9-9665-1d90762a6006">Mann<name key="PSN0118037" style="hidden" type="person">Russell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878)</name></persName> eine schöne <persName xml:id="persName_c2f90c3d-0e02-4b10-95b1-a24e1010ba1f">Wittwe<name key="PSN0119808" style="hidden" type="person">Russell, Adelaide (1808-1838)</name></persName> geheirathet hat<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_353e566e-7d81-4862-a6e0-a2ff07681d35" xml:lang="de">daß der Mann eine schöne Wittwe geheirathet hat – John Russell 1st Earl Russell war seit dem 11. April 1835 mit Adelaide Lister verheiratet. Deren erster Ehemann Sir Thomas Lister (verh. seit 1826) war 1832 gestorben.</note>, – darüber giebts gottlose <title xml:id="title_b8f0ccde-2be9-43b1-977d-b5526ec534cf">Carricaturen. – Eine von <hi rend="latintype">H. B:</hi><name key="PSN0110730" style="hidden" type="author">Doyle, John (1797–1868)</name><name key="CRT0108603" style="hidden" type="art">Political Sketches</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f2d4c6d1-2727-422b-899a-af36b937025c" xml:lang="de">Carricaturen. … von H. B: – »HB« war die Chiffre des englischen Karikaturisten (irischer Herkunft) John Doyle. Wahrscheinlich ist hier die Rede von Karikaturen aus Doyles Serie Political Sketches. Vgl. Mark Bryant und Simon Heneage, Dictionary of British Cartoonists and Caricaturists 1730-1980, Aldershot 1994, S. 63. Im Brief vom 17. Januar 1835 hatte Mendelssohn Klingemann an »die versprochnen Carricaturen von H. B.« erinnert; siehe Brief fmb-1835-01-17-01 (Brief Nr. 1074) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 17. Januar 1835 (Z. 54). Ende März 1835 hatte er für deren Erhalt gedankt; siehe Brief fmb-1835-03-26-01 (Brief Nr. 1124) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 26. März 1835 (Z. 70 ff.).</note> das <persName xml:id="persName_bf605a08-c20a-40dd-9237-67dfc9e0b350">Ehepaar<name key="PSN0118037" style="hidden" type="person">Russell, John (seit 1861) 1st Earl Russell (1792-1878)</name><name key="PSN0119808" style="hidden" type="person">Russell, Adelaide (1808-1838)</name></persName> – beim Frühstück – zwischen ihnen der brennende Camin, – beinahe in<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_aec0fd30-8d59-4755-b11c-e67f9ae07691" xml:lang="de">Du weißt daß der Mann … beinahe in – nachträglich in der Zeile eingefügt.</note> <add place="bottom">Form eines Herzens – er frägt warum sie so unzufrieden aussähe? Sie mögte doch bedenken daß seine politische Thätigkeit ihm nicht erlaube den häuslichen Dingen so viel Aufmerksamkeit zu widmen.<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add></p> <p><add place="bottom">Die <hi rend="latintype">Tories</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_78c616d6-d013-42f5-9e95-23d74d87a521" xml:lang="de">Tories – Vertreter einer führenden Partei der englischen Aristokratie.</note> nennen ihn <hi rend="latintype">the Widows Mite</hi> – er ist bekanntlich sehr klein.<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add></p> <p><add place="bottom">In einer andern Carricatur wundert sich die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f7ccaa3d-863f-4c0f-9954-c46727563888">Lady<name key="PSN0119808" style="hidden" type="person">Russell, Adelaide (1808-1838)</name></persName></hi>, – sie hätte bis diese Nacht geglaubt er gehöre zur <hi rend="latintype">Movement Party</hi>. –<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_7115ac92-d621-4d60-bc58-1f9e0df1ce8d" xml:lang="de">Form eines Herzens … Movement Party. – nachträglich auf dem unteren Seitenrand eingefügt.</note></p> <p>Der große Mann ist eigentlich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4290bbea-17a3-4a7d-b7a7-e22e463d3f45">O’Connel<name key="PSN0113632" style="hidden" type="person">O’Connell, Daniel (Dónall Ó Conaill) (1775-1847)</name></persName></hi> – ich muß mich immer von Neuem verwundern, wenn<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> die Geschichte so vor meinen Augen vor sich geht. Der Mann ist seit letztem November mehrere Mannslängen gewachsen. Zum Theil weil er sich gut, klug, musterhaft politisch benommen hat. Und dann, weil er solche Feinde hat. Jeder tüchtige Kerl sollte um recht ordentliche tüchtige Feinde bitten, wie ums tägliche Brod. Liest Du den Quark <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_aed226bf-d005-4b65-adf3-a10572f530ed">mit</del> zwischen ihm und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b2db8eeb-5dbe-4606-87a7-910b3b034d69">Lord Alvanley<name key="PSN0118814" style="hidden" type="person">Arden, William 2nd Baron Alvanley (1789-1849)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c884ac3b-6e5c-4aa2-ac2e-2233573888c4" xml:lang="de">den Quark zwischen ihm und Lord Alvanley – Anfang Mai bezeichnete Daniel O’Connell William Arden 2nd Baron Alvanley als »a bloated buffoon« (»aufgeblasenen Possenreißer«). Die Herausforderung zum Duell nahm O’Connell nicht an. Dieses focht an seiner statt der Sohn Morgan O’Connell aus.</note>? Es ist zu weitläuftig ums zu erzählen, Schimpfen im <placeName xml:id="placeName_26f32b27-5f0c-40af-89f7-e4acfdf302de">Parlament<name key="NST0103878" style="hidden" subtype="" type="institution">Parlament des Vereinigten Königreichs</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, – Herausfordern, – dann bringt <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1d52ae3b-e189-4fdf-a516-e8f6557ad8f3">Alvanley<name key="PSN0118814" style="hidden" type="person">Arden, William 2nd Baron Alvanley (1789-1849)</name></persName></hi>, dem <persName xml:id="persName_cf51e409-ea50-424f-8ad1-bbb2bdb085bc">der Andere<name key="PSN0113632" style="hidden" type="person">O’Connell, Daniel (Dónall Ó Conaill) (1775-1847)</name></persName> <hi rend="latintype">a bloated buffoon</hi> genannt hat, die Sache vor den <hi rend="latintype">WhigClub</hi>, <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_1fa97375-e1ef-43db-a8e2-07aec2ecef28">Brookes<name key="NST0104860" style="hidden" subtype="" type="institution">Brooks’s Club</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f8dac045-cace-4748-87e9-40a07783f91c" xml:lang="de">den WhigClub, Brookes – Der 1764 gegründete Brooks’s Club galt als Treffpunkt der führenden Whig-Politiker. Er befand sich seit 1778 n einem Gebäude in der St. James’s Street.</note>, und <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_2c7a8650-9042-408a-8c69-fca83d068dec">er</del> <add place="above">O.C.<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> wäre beinah heraus geschmißen, wären nicht glücklicherweise die Directoren lauter Liberale, und der Meinung, daß die Sache <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_91f55906-748f-4146-b699-d7d881201d69">Gest</del> blos privat. <date cert="high" when="1835-05-04" xml:id="date_ce39d6bd-5a44-484e-bc6c-b541aa1eb386">Gestern</date> haben sich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a42ec477-423b-4d7b-bade-97767b34b6e8">Lord Alvanley<name key="PSN0118814" style="hidden" type="person">Arden, William 2nd Baron Alvanley (1789-1849)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_62045420-dd6f-4f11-ac09-e71e347a0889">Morgan O Connel<name key="PSN0119811" style="hidden" type="person">O’Connell, Morgan (1804-1885)</name></persName></hi>, einer von den Söhnen, geschossen, zweimal, ohne Erfolg, – in Folge eines Briefes, den <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d22f25be-8f3a-4d87-83b2-a79549b0b832">Morgan<name key="PSN0119811" style="hidden" type="person">O’Connell, Morgan (1804-1885)</name></persName></hi> als <hi rend="latintype">organ</hi> seines <persName xml:id="persName_752f3eee-a287-4c61-8de6-844c6d216a2e">Vaters<name key="PSN0113632" style="hidden" type="person">O’Connell, Daniel (Dónall Ó Conaill) (1775-1847)</name></persName> geschrieben – wenn das so fort geht und der arme Narr von <hi rend="latintype">Lord</hi> sich mit allen <hi rend="latintype">OConnel</hi> und dem ganzen Irischen <hi rend="latintype">Tail</hi> schlagen soll, hat er viel zu thun.</p> <p>Ich wollte Du schicktest neue Musik – wie könnte ich sie brauchen. Nächstens will <hi n="1" rend="underline">ich</hi> ganz gewiß fleißig werden. Schreibe mir nur bald linde Worte – es ist mir als hätte ich seit einer Ewigkeit nichts von Dir gehört.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_acebefe1-d56e-447a-955d-920c0d0c5aac">Sir G Smart<name key="PSN0114944" style="hidden" type="person">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName></hi> fragte mich neulich ob Stimmen zu Deiner <title xml:id="title_3f6e860e-78fd-4307-8790-c28cb794e045">Meersstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_evt3chsq-rvip-a0o9-lq8b-ozr2pjuua1m5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> gedruckt wären<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_16c9100e-8dab-4a28-af5e-259a00eed9c5" xml:lang="de">ob Stimmen zu Deiner Meersstille gedruckt wären – Die Orchesterstimmen der Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), erschienen Anfang Mai 1835 in Leipzig im Verlag Breitkopf &amp; Härtel (PN 5559). Vgl. Christian Martin Schmidt (Hrsg.), LMA I/8: Ouvertüren I, S. 292.</note>. Ich wußte es nicht, – sagte aber ich glaubte es nicht. Er will sie am Ende ins Gebet nehmen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4fa2612b-c959-43fa-b575-d463406c4112" xml:lang="de">Sir G Smart … Meersstille … will sie am Ende ins Gebet nehmen – Die revidierte Fassung der Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), erklang unter Sir George Smarts Leitung erstmals im ersten Konzert der Philharmonic Society am 22. Februar 1836 (Foster, Philharmonic Society, S. 137).</note> und wie einen Aal lebendig schinden und braten – ich mags kaum wünschen.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0796924e-d18a-475c-b7f6-b0ba532a4d7e">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> macht sich Vorwürfe Dir nicht schon geschrieben zu haben – er verspricht es nächstens zu thun. </p> <p>Hier <hi rend="latintype">shake</hi> ich <hi rend="latintype">hands</hi> mit Dir – Freund dies ist die Zeit wo wir sonst wohl mit Blumen in den Knopflöchern <hi rend="latintype">Regentsstreet</hi> hinaufgegangen sind oder aus Concertsälen getreten. Das giebts ja Alles nicht mehr. Aber <placeName xml:id="placeName_1a7d277c-c66d-454d-a344-4e63dbc474bd">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> ist so voll und glänzend wie immer, – nur leuchten andere Geister, – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_594b156e-d1ab-4622-87ee-7297de2d6497">Schmitt<name key="PSN0114624" style="hidden" type="person">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f6277e9a-4fc0-4be4-ba51-594e1b4a9486">Herz<name key="PSN0111939" style="hidden" type="person">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName></hi>. –</p> <closer rend="center">Bleibe mir gut!</closer> <signed rend="center">Dein <hi rend="latintype">CKl</hi>.</signed> </div> </body> </text></TEI>