gb-1835-04-17-02
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Berlin, 17. April 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl.: S. 1 Brieftext; S. 2 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 3 Poststempel [BERLIN 7-8 / 18/4], [R22 / 18/ 4 / No1], [N 2 / 27/ 4], Siegel. – Die Datierung von fremder Hand oberhalb des Briefbeginns »18 April 35« trifft nicht zu (Datierung gemäß Berliner Poststempel). Der Brief muss bereits vor dem 18. April 1835 entstanden sein; vgl. Z. (Rebecka Lejeune Dirichlet): »Sonnabend [18. April 1835] sind die Royalisten« sowie den Hinweis auf die Aufführung von Gotthold Ephraim Lessings Drama Nathan der Weise am Vortag (16. April 1835).
Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wir wollen lieber nicht mehr so viele Zeit vergehen lassen
, ohne uns zu schreiben, lieber Felix, mir taugt es gar nicht, mir ist immer leichter und besser, wenn ich Dir geschrieben habe, und dann fühle ich bald wieder Lust und Stimmung zu einem neuen Briefe, und habe eine Berechtigung zu Briefen von Dir. Und so wie man aus der Gewohnheit, viel und oft zu schreiben, heraus ist, will es gar nicht mehr gehen, ordentlich zu plaudern. Ich weiß immer nicht, was die Andern schon geschrieben haben, finde nichts der Mühe werth, u. s. w. u. s. w.Diesmal kann ich aber gar nicht übereinstimmen mit Deinem Vergleich, daß Seyd.
gesehenhat. Denn bei ihm gehören
Very well.
Wir wollen lieber nicht mehr so viele Zeit vergehen lassen, ohne uns zu schreiben, lieber Felix, mir taugt es gar nicht, mir ist immer leichter und besser, wenn ich Dir geschrieben habe, und dann fühle ich bald wieder Lust und Stimmung zu einem neuen Briefe, und habe eine Berechtigung zu Briefen von Dir. Und so wie man aus der Gewohnheit, viel und oft zu schreiben, heraus ist, will es gar nicht mehr gehen, ordentlich zu plaudern. Ich weiß immer nicht, was die Andern schon geschrieben haben, finde nichts der Mühe werth, u. s. w. u. s. w. Diesmal kann ich aber gar nicht übereinstimmen mit Deinem Vergleich, daß Seyd. das Mährchen erzählte, wie ein Strom, im Gegentheil, mir schien, er erfand noch beim Erzählen, es fiel ihm plötzlich noch etwas ein, dann nahm er wieder den Faden der Erzählung auf, als solche Art Improvisation fand ich es auch sehr schön, aber eben der ruhige Zusammenhang, der Fluß, fehlte mir dabei. Er wird aber wohl auch da Recht haben. Übrigens bin ich nach dem Nathan doppelt und auf eine ganz andre Art entzückt von ihm. Wie Schade, daß Vater ihn nicht gesehen hat. Denn bei ihm gehören S Mienen, Gebärden und Worte nothwendig zusammen, eins erklärt, vervollständigt, das Andre. Aber jedesmal muß man sich erst an ihn gewöhnen, und jedesmal später einsehen, daß eben das, welches im Anfange störend erschien, ganz nothwendig war. So schien er mir in der ersten Scene im Nathan zu sentimental, es fand sich aber nachher, daß diese sentimentale Seite bloß der Recha gehörte. Und wie schön, wie nobel sieht er aus, man muß in jeder Bewegung den Juden erkennen, ohne daß er natürlich, gemauschelt hätte, er erinnerte mich an Bendem. s trauernden Juden. Aber wie wird er hier vom Theater behandelt! Alle neben ihm gestern waren eine gemeine Berliner Kaffeegesellschaft, er allein war in Jerusalem. Der Mann gehört auch zu denen, wo man die Natur nicht begreift. Einen solchen Geist, solchen Fleiß, solche Pietät – in einem ganz unscheinbaren Äußern, mit einer schlichten Stimme, und ganz mangelhaften Aussprache; wer aufed ein andermal schafft sie eine Stimme und Figur, wie die Milder und legt ihr statt der Seele, ein Stück Holz hinein. – Neulich einmal sah ich ihn in einem jämmerlichen Stücke von Kotzebue, das auch nur er adeln konnte, mit seiner Feinheit; alle andern Charactere im Stücke waren zum Anspucken, und seine Rolle, die gemeinste von allen, machte er fein und liebenswürdig. Sonnabend sind die Royalisten; eigentlich wollte ich solide seyn, nach Deinem Briefe aber sind, statte einem Billet für Dir. gleich 2 für uns Beide bestellt. Man lebt nur einmal, und wer weiß, ob man wieder einmal einen Geist sieht. Albert Frank ist unser Billetlieferant, jetzt fangen sie an, rar zu werden, und bei der Gelegenheit erkundige ich mich in seinem Namen nach seinem Bruder in Düsseldorf, von dem er auf gut Franksch nichts gehört hat. – Ich habe Dir ja noch gar Nichts über Leipzig gesagt, ich glaube aber, ich hätte, weil ich Vaters Brief geschrieben habe. Wenn Du da ein hübsches Konzert giebst, und schreibst es so lange vorher, daß man ein paar Schnupftücher in die Tasche stecken kann, so nimm nur gleich ein Billet für R. Dirichlet Panofka ist hier, hat uns ein Stück Br. v. Herrm. Frank vorgelesen aus Rom, wo er eine gräßl. Geschichte! jetzt geht er nach Danzig, ob zu laßen. Very well. Lea Mendelssohn Bartholdy
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1835-04-17-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1835-04-17-02" xml:id="title_aba7edd7-b7f8-4e43-adfd-c8d759af9c76">Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 17. April 1835</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_8fa0974e-e395-4cc4-8516-0c32193dcf93">Wir wollen lieber nicht mehr so viele Zeit vergehen lassen, ohne uns zu schreiben, lieber Felix, mir taugt es gar nicht, mir ist immer leichter und besser, wenn ich Dir geschrieben habe, und dann fühle</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_38ec695a-6fe2-4c2a-8cfe-74eb302a3a24">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1835-04-02-01" type="precursor" xml:id="title_1e8ace07-7d15-4a5b-b878-f75e131524f0">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835</title> <title key="fmb-1835-05-31-01" type="successor" xml:id="title_e9b746e8-5b03-4cb9-b558-3160ecbbba19">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet, Walter Lejeune Dirichlet, Fanny Hensel, Wilhelm Hensel, Sebastian Hensel und Wilhelmine Hensel in Koblenz; Köln, 31. Mai 1835</title> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_3f81baf2-ea61-404a-8ec5-a87246fcb6f9"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_0ac857b6-1e4e-4e6c-a5eb-7c9c7419a429"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 30/33.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1835-04-17-02" type="letter" xml:id="title_04d780e8-d77e-40cf-997b-ee726e23ed93">Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 17. April 1835</title> <incipit>Wir wollen lieber nicht mehr so viele Zeit vergehen lassen, ohne uns zu schreiben, lieber Felix, mir taugt es gar nicht, mir ist immer leichter und besser, wenn ich Dir geschrieben habe, und dann fühle</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Bl.: S. 1 Brieftext; S. 2 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 3 Poststempel [BERLIN 7-8 / 18/4], [R22 / 18/ 4 / N<hi rend="superscript">o</hi>1], [N 2 / 27/ 4], Siegel. – Die Datierung von fremder Hand oberhalb des Briefbeginns »18 April 35« trifft nicht zu (Datierung gemäß Berliner Poststempel). Der Brief muss bereits vor dem 18. April 1835 entstanden sein; vgl. Z. (Rebecka Lejeune Dirichlet): »Sonnabend [18. April 1835] sind die Royalisten« sowie den Hinweis auf die Aufführung von Gotthold Ephraim Lessings Drama Nathan der Weise am Vortag (16. April 1835).</p> <handDesc hands="2"> <p>Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-04-17" xml:id="date_759c9804-28ea-47f4-805d-c53c12a9a365">17. April 1835</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_6a529e90-c3f6-4123-8513-828346ba95e3">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_5fd52ae2-d165-4d42-9df0-a659f9a05c76">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_42cf65d3-f226-40ca-a30b-c65923801d3e"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_ac4416b4-4a35-4b5c-9a9d-4b3cfeb8d530">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_8b00d652-bef2-4fc8-9de4-97509db0c5b6"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_40777301-b26b-41bf-a1b2-22d35adc1993"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Wohlgeb.</addrLine> <addrLine>Düßeldorf</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_d2d03614-43ef-4587-9f29-1f937d16d064"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_865f2c45-b08a-47b2-9b71-9529f868c818">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_fbb9b9ad-4255-4e19-b81f-74ffe20ff8dd">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wir wollen lieber nicht mehr so viele Zeit vergehen lassen<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_47c976e1-f8e4-4872-9871-15a52c455ab0" xml:lang="de">Zeit vergehen lassen – Darüber Datum von fremder Hand: »18 April 35«.</note>, ohne uns zu schreiben, lieber Felix, mir taugt es gar nicht, mir ist immer leichter und besser, wenn ich Dir geschrieben habe, und dann fühle ich bald wieder Lust und Stimmung zu einem neuen Briefe, und habe eine Berechtigung zu Briefen von Dir. Und so wie man aus der Gewohnheit, viel und oft zu schreiben, heraus ist, will es gar nicht mehr gehen, ordentlich zu plaudern. Ich weiß immer nicht, was die Andern schon geschrieben haben, finde nichts der Mühe werth, u. s. w. u. s. w. </p> <p>Diesmal kann ich aber gar nicht übereinstimmen mit Deinem Vergleich, daß <persName xml:id="persName_197b164e-2b2a-419c-8e3a-f53fc445e091"><hi rend="latintype">Seyd</hi>.<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName> das Mährchen erzählte, wie ein Strom<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f8f69baf-cb6c-42d0-abc0-6b7783e035c2" xml:lang="de">Deinem Vergleich, daß Seyd. das Mährchen erzählte, wie ein Strom – Diese Äußerung findet sich in keinem von Felix Mendelssohn Bartholdys Briefen.</note>, im Gegentheil, mir schien, er erfand noch beim Erzählen, es fiel ihm plötzlich noch etwas ein, dann nahm er wieder den Faden der Erzählung auf, als solche Art Improvisation fand ich es auch sehr schön, aber eben der ruhige Zusammenhang, der Fluß, fehlte mir dabei. Er wird aber wohl auch da Recht haben. Übrigens bin ich nach dem <title xml:id="title_600a419d-1d96-4966-a306-5d4993e4ae49">Nathan<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c00c5cbb-f397-4ce4-8cc1-eea55046433c" xml:lang="de">nach dem Nathan – Rebecka Lejeune Dirichlet hatte die Aufführung von Gotthold Ephraim Lessings dramatischem Gedicht Nathan der Weise mit Carl Seydelmann in der Hauptrolle des Nathan am 16. April 1835 im Königlichen Schauspielhaus gesehen (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 23).</note> doppelt und auf eine ganz andre Art entzückt von ihm. Wie Schade, daß <persName xml:id="persName_fa0a3113-a0b4-45b2-b7d6-4447ee5e0e1f">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ihn nicht <hi n="1" rend="underline">gesehen</hi> hat. Denn bei ihm gehören <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_579bf2fc-300c-4cd6-9593-dcc31f4bc461">S</del> Mienen, Gebärden und Worte nothwendig zusammen, eins erklärt, vervollständigt, das Andre. Aber jedesmal muß man sich erst an ihn gewöhnen, und jedesmal später einsehen, daß eben das, welches im Anfange störend erschien, ganz nothwendig war. So schien er mir in der ersten Scene im <title xml:id="title_bf360fe3-81a3-4691-80ec-d953c87a233d">Nathan<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name></title> zu sentimental, es fand sich aber nachher, daß diese sentimentale Seite bloß der Recha<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b0b42780-201d-430c-8285-f6a35c08194b" xml:lang="de">Recha – Figur in Lessings Drama Nathan der Weise.</note> gehörte. Und wie schön, wie nobel sieht er aus, man muß in jeder Bewegung den Juden erkennen, ohne daß er natürlich, gemauschelt hätte, er erinnerte mich an <title xml:id="title_05818b99-6720-4e02-a875-59935c9cb8b3">Bendem.s trauernden Juden<name key="PSN0109806" style="hidden" type="author">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811–1889)</name><name key="CRT0108136" style="hidden" type="art">Die trauernden Juden im Exil</name></title>. Aber wie wird er hier vom <placeName xml:id="placeName_2bd4c596-e0e0-4400-9785-2ba57d832906">Theater<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> behandelt! Alle neben ihm <date cert="high" when="1835-04-16" xml:id="date_a8cc169c-9eae-4886-b361-f21a9f450863">gestern</date> waren eine gemeine Berliner Kaffeegesellschaft, er allein war in <placeName xml:id="placeName_a686972b-6ed7-48b4-96da-69672459eef4">Jerusalem<settlement key="STM0104833" style="hidden" type="locality">Jerusalem</settlement><country style="hidden">Osmanisches Reich</country></placeName>. Der Mann gehört auch zu denen, wo man die Natur nicht begreift. Einen solchen Geist, solchen Fleiß, solche Pietät – in einem ganz unscheinbaren Äußern, mit einer schlichten Stimme, und ganz mangelhaften Aussprache; <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_44f17009-4a49-4feb-90db-efed37b95aa9">wer aufed</del> ein andermal schafft sie eine Stimme und Figur, wie <persName xml:id="persName_8afdb3cb-a35f-4e17-95de-a503036547b5">die Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> und legt ihr statt der Seele, ein Stück Holz hinein. – Neulich einmal sah ich ihn in einem jämmerlichen <title xml:id="title_cfaebb1f-cef3-4767-b635-cdf42338d08f">Stücke von Kotzebue<name key="PSN0112511" style="hidden" type="author">Kotzebue, August Friedrich Ferdinand (seit 1785) von (1761–1819)</name><name key="CRT0112497" style="hidden" type="dramatic_work">Die Advokaten</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f5b851b4-fc81-4c77-94a8-4ba8fb8f08ba" xml:lang="de">Neulich einmal sah ich ihn in einem jämmerlichen Stücke von Kotzebue – Gesehen hatte Rebecka Lejeune Dirichlet die Aufführung von August von Kotzebues Schauspiel Die Advokaten am 11. April 1835 mit Carl Seydelmann in der Rolle des Advokaten Wellenberger (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 23).</note>, das auch nur er adeln konnte, mit seiner Feinheit; alle andern Charactere im Stücke waren zum Anspucken, und seine Rolle, die gemeinste von allen, machte er fein und liebenswürdig. <date cert="high" when="1835-04-18" xml:id="date_d3bae4b2-8da0-4205-ad30-6938f635c0b9">Sonnabend</date> sind <title xml:id="title_40a12e29-dfc9-481f-8b84-8e9e7814eb67">die Royalisten<name key="PSN0114085" style="hidden" type="author">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784–1852)</name><name key="CRT0110423" style="hidden" type="dramatic_work">Die Royalisten oder Cromwell, General</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e31825e8-08ac-4ec8-9bf5-013067a9a821" xml:lang="de">Sonnabend sind die Royalisten – Am 18. April 1834 trat Carl Seydelmann im Königlichen Schauspielhaus in der Rolle des Generals Oliver Cromwell in Ernst Raupachs Schauspiel Die Royalisten oder Cromwell, General, auf (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 23.</note>; eigentlich wollte ich solide seyn, nach Deinem Briefe aber sind, statt<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a06c5c54-1059-4da2-9b49-e535ba94e84c">e</del> einem Billet für <persName xml:id="persName_c9ddc3bf-4c9d-4cde-b708-ac2db13d55ec">Dir.<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> gleich 2 für uns Beide bestellt. Man lebt nur einmal, und wer weiß, ob man wieder einmal einen Geist sieht. <persName xml:id="persName_7ca17d2e-d687-41e4-bd53-2cc57acc20ff">Albert Frank<name key="PSN0111116" style="hidden" type="person">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name></persName> ist unser Billetlieferant, jetzt fangen sie an, rar zu werden, und bei der <add place="margin">Gelegenheit erkundige ich mich in seinem Namen nach seinem <persName xml:id="persName_5eba113b-39c4-423b-934c-30f65c44ef7e">Bruder<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_f80c00f9-3aaa-4537-b164-a13eaac74791">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9979ef58-b7bd-4803-82c1-b2db9835d2a5" xml:lang="de">seinem Bruder in Düsseldorf – Eduard Franck war dort seit 1834 Schüler Felix Mendelssohn Bartholdys.</note>, von dem er auf gut Franksch nichts gehört hat. – Ich habe Dir ja noch gar Nichts über <placeName xml:id="placeName_1417025e-f163-4742-9041-8c10ceff4fa7">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gesagt, ich glaube aber, ich hätte, weil ich <persName xml:id="persName_edede67f-3fb7-49e4-98ef-92ce12c0af9c">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> <title xml:id="title_2b940023-3493-41c8-8351-12be06250aba">Brief <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1835-04-17-01" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 17. April 1835</name> </title> geschrieben habe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a240e79-2ad9-41e1-9ae3-ebb64347fda2" xml:lang="de">weil ich Vaters Brief geschrieben habe – Rebecka Lejeune hatte den Briefteil des Vaters in Brief gb-1835-04-17-01 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 17. April 1835, notiert.</note>. Wenn Du da ein hübsches Konzert giebst, und schreibst es so lange vorher, daß man ein paar Schnupftücher in die Tasche stecken kann, so nimm nur gleich ein Billet für<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> </p> <signed rend="right">R. Dirichlet</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_23aed80d-5053-44df-a0f7-650817cc685f"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_ea54003e-f360-4c25-a41d-0492bd5a8852">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_63d3b061-551c-4289-ae6d-4173fca756f7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_b6e12b97-3c39-4d3e-b282-91f86df70a67">Panofka<name key="PSN0118892" style="hidden" type="person">Panofka, Theodor Sigismund (1800-1858)</name></persName> ist hier, hat uns ein Stück Br. v. <persName xml:id="persName_aa82c591-e130-4e27-8c6a-e0e5aa9c7070">Herrm. Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> vorgelesen aus <placeName xml:id="placeName_03156953-eb38-489b-9bbc-1a7f7f140f16">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, wo er <gap quantity="1" reason="covering" unit="lines"></gap> gräßl. Geschichte! jetzt geht er nach <placeName xml:id="placeName_17c3e7c9-0a8f-4c68-906d-edf97bdd75f1">Danzig<settlement key="STM0103333" style="hidden" type="locality">Danzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <gap quantity="1" reason="covering" unit="lines"></gap> zu laßen. <hi rend="latintype">Very well</hi>.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>