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gb-1835-04-06-02

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Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 6. April 1835 Dein eben angekommener Brief wandert herüber zu den Eltern, und herunter zu Fanny, wo sich denn jeder das Seine herauslesen mag; ich will nur gleich auf frischer That schreiben, es wird sonst wieder nichts draus. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835 Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet, Walter Lejeune Dirichlet, Fanny Hensel, Wilhelm Hensel, Sebastian Hensel und Wilhelmine Hensel in Koblenz; Köln, 31. Mai 1835 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Leipzig D-LEsm Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum Musik- und Theatergeschichte MT/2011/176. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 6. April 1835 Dein eben angekommener Brief wandert herüber zu den Eltern, und herunter zu Fanny, wo sich denn jeder das Seine herauslesen mag; ich will nur gleich auf frischer That schreiben, es wird sonst wieder nichts draus.

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 1 oben rechts: Blindprägung »RD«.

Rebecka Lejeune Dirichlet

Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 30/34d.

Sammlung Dr. Rudolf Elvers, Berlin (bis Anfang 2011).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6. April 1835 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 6ten AprilBerlin den 6ten April – dahinter Jahresangabe »35.« von fremder Hand.

Dein eben angekommener Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-04-03-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 3. April 1835</name> wandert herüber zu den ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), und herunter zu FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)herüber zu den Eltern, und herunter zu Fanny – Die Familie Lejeune Dirichlet bewohnte seit ihrer Hochzeit 1832 den rechten Teil des Gartentrakts der Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin, im Vorderhaus wohnten Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy, im linken Teil des Gartentrakts wohnte seit 1831 die Familie Hensel (vgl. Klein, Das verborgene Band, S. 133)., wo sich denn jeder das Seine herauslesen mag; ich will nur gleich auf frischer That schreiben, es wird sonst wieder nichts draus. Vier Briefe will ich seit drei bis 4 Wochen schreiben, und kann mich nicht dazu entschließen so schreibeunlustig wie in der letzten Zeit, bin ich nie gewesen. Meine Sommerpläne sind ziemlich zu Wasser geworden, im Winter hätte ich Dir genau sagen können, an welchem Tage im August ich da od. dort zu seyn gedenke, jetzt beschränken sich unsre Aussichten, vielleicht, auf eine Spatzierfahrt nach FreienwaldeFreienwaldeDeutschland od. der märkischen Schweiz in den Osterfeiertagenden Osterfeiertagen – Karfreitag fiel 1835 auf den 17. April, der Ostersonntag auf den 20. April., um doch etwas Luft zu schöpfen. Meine, den ganzen Winter über mit der größten Sorgfalt ausgeschmücktes Luftschloß, Dich zum Musikfest17. Niederrheinisches Musikfest (1835)KölnDeutschland mit Höchstmeiner Gegenwart zu überraschenDich zum Musikfest mit Höchstmeiner Gegenwart zu überraschen – Das 17. Niederrheinische Musikfest fand am 7. und 8. Juni 1835 in Köln statt. Die Leitung übernahm Felix Mendelssohn Bartholdy. Siehe dazu Hauchecorne, Musikfeste, Anhang, S. 18, und Klaus Wolfgang Niemöller, Felix Mendelssohn-Bartholdy und das Niederrheinische Musikfest 1835 in Köln, in: Studien zur Musikgeschichte des Rheinlandes Bd. 3, hrsg. von Ursula Eckart-Bäcker (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte, Bd. 62), Köln 1965, S. 46-64. Rebecka Lejeune Dirichlet sang das Musikfestprogramm im Sopran mit (Klein, Briefe aus Paris, S. 7 f.)., ist durch Deine Einladung für HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H. vernichtet, durch ihre verspätete ReiseHensels … ihre verspätete Reise – Ursprünglich wollte Wilhelm Hensel zur Pariser Kunstausstellung reisen. Wegen des Ankaufs seines Ölgemäldes Christus vor Pilatus verzögerte sich die Abreise. Der Plan wurde später aufgegeben, da die Ausstellung bereits am 1. Mai beendet wurde. Die Hensels reisten dann am 28. Mai 1835 von Berlin ab. Sie besuchten am 7. und 8. Juni gemeinsam mit Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy sowie mit der Schwester Rebecka das von Felix Mendelssohn Bartholdy geleitete 17. Niederrheinische Musikfest in Köln (Klein, Briefe aus Paris, S. 7 f.). die unsrige zweifelhaft gemacht, da PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) sich verheirathetda Paul sich verheirathet – Paul Mendelssohn Bartholdy war seit dem 22. April 1834 mit Albertine Heine verlobt, die Hochzeit fand am 27. Mai 1835 statt., LuiseHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) zu der alten HenselHensel, Johanne Albertine Louise (1764-1835) hinausziehen muß, um MinnaHensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893), die mit HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H. reis’t, zu ersetzen, so muß unsre Gesellschaft den ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) wenigstens bleiben. Ich kann es nicht leugnen, diese Ungewißheit macht mich sehr |2| unmuthig, namentlich zum Schreiben an Dich, ich muß mir immer dabei denken, um diese Zeit hätte ich PaulineHübner, Pauline Charlotte (1809-1895) geschrieben, mir Wohnung in KölnKölnDeutschland zu besorgen, hätte angefangen, meine Reisevorbereitungen zu treffen. Aber genug von dem, was nicht ist, ich habe deswegen so lange nicht geschrieben um nicht in diesen Ton zu fallen, und nun bin ich mitten drin. DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) muß ich aber bewundern, seine Bereitwilligkeit, sich der ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) wegen Alles gefallen zu lassen, was so stillschweigend über uns verhängt wird, und seine Freundlichkeit kann man nicht genug loben, ich sollte mir nur ein Beispiel daran nehmen, meinst Du wohl, und hast Recht.

Übrigens habe ich sehr viel zu thun, und mache mir nur jetzt zuweilen Feiernachmittage, um SeydelmannSeydelmann, Carl (1793-1843) zu sehen, der mich förmlich beschäftigt, einzelne seiner Worte, Geberden, fallen mir noch immer nachträglich ein, während beim Sehen und Hören selbst das Ganze des Characters, den er darstellt, mehr beschäftigt. Ich habe ihn warDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) neulich in Clavigo<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108807" style="hidden" type="dramatic_work">Clavigo</name>, wo er als Carlos debütirteSeydelmann … neulich in Clavigo, wo er als Carlos debütirte – Der Stuttgarter Schauspieler Carl Seydelmann gastierte von April bis zum Sommer 1835 in Berlin. Johann Wolfgang von Goethes Trauerspiel Clavigo stand am 2. April 1835 mit Seydelmann in der Rolle des Carlos auf dem Programm des Königlichen Schauspielhauses. Anschließend wurde noch Wenzel Joseph Lemberts einaktige Posse Ahnenstolz in der Küche (auch: Der Ehrgeiz in der Küche; nach dem Vaudeville Vatel, ou Le petit-fils d’un grand homme von Eugène Scribe und Edouard Joseph Ennemond Mazères) mit Seydelmann in der Rolle des Küchenmeisters Vatel gespielt (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 22)., er kam mir vor, wie Manches von GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832), das so einfach, klar ist, daß man glaubt, man müsse es selbst so schreiben können; ich hätte bestimmt Carlos<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108807" style="hidden" type="dramatic_work">Clavigo</name> eben so gespielt, und doch zieht er sich einen Handschuh beim Herausgehen an, wie kein andrer Mensch. Unser TheaterKönigliches SchauspielhausBerlinDeutschland fiel auch nicht wenig zusammen. Mittwoch werde ich ihn am als Marinelli<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109735" style="hidden" type="dramatic_work">Emilia Galotti</name> sehen, ganz besonders bin ich aber gespannt auf Nathan<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name> und Shylock<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110863" style="hidden" type="dramatic_work">Der Kaufmann von Venedig (The Merchant of Venice)</name>Mittwoch werde ich ihn als Marinelli sehen … Nathan und Shylock – Gotthold Ephraim Lessings Trauerspiel Emilia Galotti wurde erst am Donnerstag, dem 9. April 1835, im Königlichen Schauspielhaus gegeben. Hierin trat Carl Seydelmann in der Rolle des Kammerherrn Marinelli auf. Lessings dramatisches Gedicht Nathan der Weise mit Seydelmann in der Hauptrolle des Nathan stand am 16. April erstmals auf dem Programm des Schauspielhauses, die Premiere von Shakespeares Drama Der Kaufmann in Venedig mit Seydelmann in der Rolle des Shylock folgte am 7. Mai 1835 im Königlichen Opernhaus (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 23 und S. 25)..

Die AkademiekonzerteSing-AkademieBerlinDeutschland sind niederträchtig, ich graule mich schon vor der Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name>ich graule mich schon vor der Passion – Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion BWV 244 erklang am 9. April 1835 in der Sing-Akademie (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII). Rebecka Lejeune Dirichlet hat ihr »Billet zur Passion verschenkt«; siehe Brief gb-1835-04-10-01 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 10. April 1835., warum bin ich auch so dumm |3| und gehe hin; Doris ZelterZelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852) sagte neulich, RungenhagenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) sey, seit er auf Direktor der AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland seyRungenhagen … seit er Direktor der Akademie sey – Bei der Wahl des Nachfolgers Carl Friedrich Zelters als Direktor der Sing-Akademie hatte sich am 22. Januar 1833 der bisherige Vizedirektor Karl Friedrich Rungenhagen gegen Felix Mendelssohn Bartholdy durchgesetzt., um 50 Jahr älter geworden, das muß ihm gut stehen. – Mein ZeichenlehrerPohlke, Karl Wilhelm (1810-1876) reis’t Dienstag fort, nach ParisParisFrankreichMein Zeichenlehrer reis’t Dienstag fort, nach Paris – Rebecka Lejeune Dirichlet nahm Zeichenunterricht bei Wilhelm Hensels Malschüler Karl Wilhelm Pohlke. Dieser reiste am 7. April 1835 zusammen mit dem Maler Johann Daniel Lebrecht Franz Wagner zur Kunstausstellung im Salon carré im Pariser Louvre., and left me in extremity, ich weiß nämlich nicht, was ich anfangen soll, an PohlkePohlke, Karl Wilhelm (1810-1876) waren wir schon gewöhnt, und konnten dumm Zeug in der Stunde reden, nun will AntonieNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896) durchaus Porzellan malen lernen, DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) aber will nicht, daß ichs lerne. Ich werde Dir übrigens durch HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H. einige Krakelbäume schicken, über die Du mir Dein künstlerisches Gutachten abgeben kannst. Nach Deiner Beschreibung muß Dein Neapel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dsn5prat-ucjw-wfyz-rdbt-9znowf4fnpvc"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0101017" style="hidden">Neapel (Santa Lucia) und Golf von Neapel, [März 1835], Standort unbekannt<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name>Dein Neapel – Der heutige Standort des Aquarells Neapel (Santa Lucia) und Golf von Neapel MWV-VB AQ 15, das im März 1835 entstand, ist unbekannt. Mendelssohn erwähnte das Bild in Brief fmb-1835-04-02-01 (Brief Nr. 1127) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835, Z. 121 ff.: »Auch habe ich ein Neapel gemalt, das ohne Zweifel mein capo d’opera ist, der Vesuv gar nicht zu violett, und wenig salatgrün darin.« Eine Abbildung (s/w) findet sich in Ernst Wolff, Felix Mendelssohn Bartholdy, Berlin 1906, S. 99. gut seyn, wäre ich nur auch so weit, ich gebe mir schreckliche Mühe, und muß hundertmal an VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) früheren Vorwurf denken, daß wir zu Allem Lehrer brauchten, so wie meine Lehrer fortgereis’t sind, bin ich überzeugt, ich übersetze nicht mehr und zeichne eben so wenig. Betty BeerBeer, Rebecka (Betty) (1793-1850) hat englische Lektüren veranstaltet, mit vertheilten Rollen, die sind sehr amüsant, fabelhafte Aussprachen kommen dabei zum Vorschein, BenekeBenecke, Victor (1809-1853) präsidirtBeneke präsidirt – Rebecka Lejeune Dirichlet nahm seit Oktober 1834 Englischunterricht bei dem Privatgelehrten Victor Benecke. Siehe Brief gb-1834-10-11-02 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 11. Oktober 1834, Z.: »Mr. Beneke zum Englischen engagirt«., und seine Schule glänzt, ich lese leichtfertige Frauen, für die die OppertOppert, Henriette Caroline (1798-1882) zu zart ist. AlbertineHeine, Pauline Louise Albertine (1814-1879) spricht aber recht niedlich, und wie aller alle Schüler von BenekeBenecke, Victor (1809-1853), mit Passion,F FabrucciFabrucci (Fabbrucci), Fabio (1796-1877) soll höchst aufgebracht seynFabrucci soll höchst aufgebracht seyn – Der aus Siena stammende Fabio Fabrucci unterrichtete seit 1827 an der Berliner Universität Italienisch., daß nach BenekesBenecke, Victor (1809-1853) Erscheinen kein Mensch mehr lernt Italiänisch lernt

Wo ist aber der Winter geblieben? In alter Einförmigkeit, ja eine Zeit lang, wo VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) FußVaters Fuß – Abraham Mendelssohn Bartholdy war Anfang Oktober 1834 über ein Brett gestolpert und hatte sich dabei Wunden an beiden Beinen zugezogen. Vgl. Brief gb-1834-12-08-02 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 8. Dezember 1834. Der Arzt Johann Friedrich Dieffenbach hatte die Wunden versorgt, diese waren erst vor kurzem verheilt. sich nicht rührte, in rechter Besorgniß, ist er vergangen, wie ein Traum, daß ich Dir nicht sollte seit dem <date cert="high" when="1835-02-26" xml:id="date_fe39642a-ab05-482d-a467-a4ad8d8a4797">26sten Februar</date> geschrieben <name key="PSN0110673" style="hidden" type="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name> <name key="gb-1835-03-09-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 26. Februar und 9. März 1835</name> habendaß ich Dir nicht sollte seit dem 26sten Februar geschrieben haben – Gemeint ist Brief gb-1835-03-09-01 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 26. Februar und 9. März 1835., kann ich gar nicht glauben, mir ists wie gestern, aber alles ist, ehe man sichs versieht, Monate her; nächstens mache ich auch |4| dumme Streiche auf eigne Rechnung, wie lange dauerts, ist WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) majorennwie lange dauerts, ist Walter majorenn – majorenn: um 1700 aus lat. majorennis (maior annis) entlehnt, häufig noch in der lateinischen Schreibung; volljährig, mündig. Mit dem vollendeten 24. Lebensjahr wurde man majorenn. Rebecka Lejeune Dirichlets Sohn Walter war damals ein Jahr und neun Monate alt.. Der Junge ist ein einziger Schlingel, dick, groß, rothbäckig, plappert Alles und in einem fort, und ist mein treuster Anbeter. Neulich sah er einen Leichenzug vorbeifahren, und als die schwarzen Wagen kamen, sagte er: Tinte.

Deine Sonne vom <date cert="high" when="1835-04-02" xml:id="date_0e04da61-f25f-4f63-a84e-6ebe68cdf657">2ten April</date> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-04-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835</name> Deine Sonne vom 2ten April – Gemeint ist Brief fmb-1835-04-02-01 (Brief Nr. 1127) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835. schien auch hier warm und frühlingsmäßig, und die Knospen im Garten schickten sich zum Aufbrechen an, Stachelbeerbüsche sind schon grün, aber heut ist es kalt, obgleich heiter; AntonieNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896) und einige andre Mädchen haben mich beschwatzt, ihnen im GartensaaleGartensaale – Der auf den Park hinausgehende Gartensaal war ein ca. 105 qm großer Raum, der sich durch zurückschiebbare Glaswände in eine offene Säulenhalle verwandeln ließ. Er war ein Bestandteil des großen Anwesens in der Leipziger Str. 3, das die Familie Mendelssohn Bartholdy seit dem Jahre 1825 bewohnte. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f. einen Ball zu geben, dieses Engagement werde ich fulfillen, wie Herr v. RothschildRothschild, Herr von sagt, sobald der Frühling und die Bänke im Garten etablirt sind, die jetzt den Saal dekoriren, da soll Deine TischtuchtoureDeine Tischtuchtoure – bezieht sich auf eine Mendelssohns Beschreibung seiner Geburtstagsfeier am 3. Februar 1835 in Brief fmb-1835-02-11-01 (Brief Nr. 1092) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 11. Februar 1835, Z. 32 ff.: »Es war sehr lustig, Jordan hatte im Cotillon die schönsten Touren, unter andern die, die ich sehr goutire, daß zwei Damen hinter ein großes weißes Tischtuch gestellt werden (das tanzende Paar muß das Tuch halten) und dann hält jede blos einen Finger in die Höhe, und die zwei Herren müssen einen von den beiden Fingern wählen und mit der zugehörigen Dame tanzen.« präsidiren paradiren.

Bei Gott, dies ist der längste Brief, zu dem sich mein Gehirn seit langer Zeit aufgeschwungen hat, die, welche ich mit VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Kalbe pflügedie, welche ich mit Vaters Kalbe pflüge – Die sprichwörtliche Redensart »mit eines andern Kalbe pflügen« bedeutet: heimlich von jemandem mit Rat und Tat unterstützt werden. Gemeint sind die Briefe, die Rebecka Lejeune Dirichlet für den Vater Abraham notierte, der aufgrund seiner Sehschwäche oftmals diktierte., werden schon länger, eigentlich schäme ich mich auch, wenn mit derselben Handschrift so klug und so albern zu schreiben.

Grüße PaulineHübner, Pauline Charlotte (1809-1895), die zu sehen ich mich sehr gefreut hatte, und nimm den Brief und mich hin, wie ich nun einmal bin, immer Deine treue R.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

Noch ein Räthsel: Who is Fortunes eldest daughter?

Diese Passion heißt bei uns die englische Krankheitdie englische Krankheit – auch: Rachitis.
            Berlin den 6ten April Dein eben angekommener Brief wandert herüber zu den Eltern, und herunter zu Fanny, wo sich denn jeder das Seine herauslesen mag; ich will nur gleich auf frischer That schreiben, es wird sonst wieder nichts draus. Vier Briefe will ich seit drei bis 4 Wochen schreiben, und kann mich nicht dazu entschließen so schreibeunlustig wie in der letzten Zeit, bin ich nie gewesen. Meine Sommerpläne sind ziemlich zu Wasser geworden, im Winter hätte ich Dir genau sagen können, an welchem Tage im August ich da od. dort zu seyn gedenke, jetzt beschränken sich unsre Aussichten, vielleicht, auf eine Spatzierfahrt nach Freienwalde od. der märkischen Schweiz in den Osterfeiertagen, um doch etwas Luft zu schöpfen. Meine, den ganzen Winter über mit der größten Sorgfalt ausgeschmücktes Luftschloß, Dich zum Musikfest mit Höchstmeiner Gegenwart zu überraschen, ist durch Deine Einladung für Hensels vernichtet, durch ihre verspätete Reise die unsrige zweifelhaft gemacht, da Paul sich verheirathet, Luise zu der alten Hensel hinausziehen muß, um Minna, die mit Hensels reis’t, zu ersetzen, so muß unsre Gesellschaft den Eltern wenigstens bleiben. Ich kann es nicht leugnen, diese Ungewißheit macht mich sehr unmuthig, namentlich zum Schreiben an Dich, ich muß mir immer dabei denken, um diese Zeit hätte ich Pauline geschrieben, mir Wohnung in Köln zu besorgen, hätte angefangen, meine Reisevorbereitungen zu treffen. Aber genug von dem, was nicht ist, ich habe deswegen so lange nicht geschrieben um nicht in diesen Ton zu fallen, und nun bin ich mitten drin. Dirichlet muß ich aber bewundern, seine Bereitwilligkeit, sich der Eltern wegen Alles gefallen zu lassen, was so stillschweigend über uns verhängt wird, und seine Freundlichkeit kann man nicht genug loben, ich sollte mir nur ein Beispiel daran nehmen, meinst Du wohl, und hast Recht.
Übrigens habe ich sehr viel zu thun, und mache mir nur jetzt zuweilen Feiernachmittage, um Seydelmann zu sehen, der mich förmlich beschäftigt, einzelne seiner Worte, Geberden, fallen mir noch immer nachträglich ein, während beim Sehen und Hören selbst das Ganze des Characters, den er darstellt, mehr beschäftigt. Ich habe ihn war neulich in Clavigo, wo er als Carlos debütirte, er kam mir vor, wie Manches von Goethe, das so einfach, klar ist, daß man glaubt, man müsse es selbst so schreiben können; ich hätte bestimmt Carlos eben so gespielt, und doch zieht er sich einen Handschuh beim Herausgehen an, wie kein andrer Mensch. Unser Theater fiel auch nicht wenig zusammen. Mittwoch werde ich ihn am als Marinelli sehen, ganz besonders bin ich aber gespannt auf Nathan und Shylock.
Die Akademiekonzerte sind niederträchtig, ich graule mich schon vor der Passion, warum bin ich auch so dumm und gehe hin; Doris Zelter sagte neulich, Rungenhagen sey, seit er auf Direktor der Akademie sey, um 50 Jahr älter geworden, das muß ihm gut stehen. – Mein Zeichenlehrer reis’t Dienstag fort, nach Paris, and left me in extremity, ich weiß nämlich nicht, was ich anfangen soll, an Pohlke waren wir schon gewöhnt, und konnten dumm Zeug in der Stunde reden, nun will Antonie durchaus Porzellan malen lernen, Dirichlet aber will nicht, daß ichs lerne. Ich werde Dir übrigens durch Hensels einige Krakelbäume schicken, über die Du mir Dein künstlerisches Gutachten abgeben kannst. Nach Deiner Beschreibung muß Dein Neapel gut seyn, wäre ich nur auch so weit, ich gebe mir schreckliche Mühe, und muß hundertmal an Vaters früheren Vorwurf denken, daß wir zu Allem Lehrer brauchten, so wie meine Lehrer fortgereis’t sind, bin ich überzeugt, ich übersetze nicht mehr und zeichne eben so wenig. Betty Beer hat englische Lektüren veranstaltet, mit vertheilten Rollen, die sind sehr amüsant, fabelhafte Aussprachen kommen dabei zum Vorschein, Beneke präsidirt, und seine Schule glänzt, ich lese leichtfertige Frauen, für die die Oppert zu zart ist. Albertine spricht aber recht niedlich, und wie aller Schüler von Beneke, mit Passion, F Fabrucci soll höchst aufgebracht seyn, daß nach Benekes Erscheinen kein Mensch mehr lernt Italiänisch lernt
Wo ist aber der Winter geblieben? In alter Einförmigkeit, ja eine Zeit lang, wo Vaters Fuß sich nicht rührte, in rechter Besorgniß, ist er vergangen, wie ein Traum, daß ich Dir nicht sollte seit dem 26sten Februar geschrieben haben, kann ich gar nicht glauben, mir ists wie gestern, aber alles ist, ehe man sichs versieht, Monate her; nächstens mache ich auch dumme Streiche auf eigne Rechnung, wie lange dauerts, ist Walter majorenn. Der Junge ist ein einziger Schlingel, dick, groß, rothbäckig, plappert Alles und in einem fort, und ist mein treuster Anbeter. Neulich sah er einen Leichenzug vorbeifahren, und als die schwarzen Wagen kamen, sagte er: Tinte.
Deine Sonne vom 2ten April schien auch hier warm und frühlingsmäßig, und die Knospen im Garten schickten sich zum Aufbrechen an, Stachelbeerbüsche sind schon grün, aber heut ist es kalt, obgleich heiter; Antonie und einige andre Mädchen haben mich beschwatzt, ihnen im Gartensaale einen Ball zu geben, dieses Engagement werde ich fulfillen, wie Herr v. Rothschild sagt, sobald der Frühling und die Bänke im Garten etablirt sind, die jetzt den Saal dekoriren, da soll Deine Tischtuchtoure präsidiren paradiren.
Bei Gott, dies ist der längste Brief, zu dem sich mein Gehirn seit langer Zeit aufgeschwungen hat, die, welche ich mit Vaters Kalbe pflüge, werden schon länger, eigentlich schäme ich mich auch, wenn mit derselben Handschrift so klug und so albern zu schreiben.
Grüße Pauline, die zu sehen ich mich sehr gefreut hatte, und nimm den Brief und mich hin, wie ich nun einmal bin, immer Deine treue R.
Noch ein Räthsel: Who is Fortunes eldest daughter?Diese Passion heißt bei uns die englische Krankheit          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1835-04-06-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1835-04-06-02" xml:id="title_5f737afd-c976-4aaa-8a6c-919cf43bafbb">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 6. April 1835</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_8897aee7-5b92-4c59-9b6c-870898430b50">Dein eben angekommener Brief wandert herüber zu den Eltern, und herunter zu Fanny, wo sich denn jeder das Seine herauslesen mag; ich will nur gleich auf frischer That schreiben, es wird sonst wieder nichts draus.</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_170399e9-b46d-4848-9b6a-408abda7fae3">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1835-04-02-01" type="precursor" xml:id="title_5aed99c0-2ff8-42b4-82f7-a47f6b41a70d">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835</title> <title key="fmb-1835-05-31-01" type="successor" xml:id="title_aefc49f8-e433-4d87-882b-9337f621699c">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet, Walter Lejeune Dirichlet, Fanny Hensel, Wilhelm Hensel, Sebastian Hensel und Wilhelmine Hensel in Koblenz; Köln, 31. Mai 1835</title> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_2793de55-0523-4d3d-bc64-d359ad6e842c"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_0ab12fbf-2ec7-4d49-85b2-3f9483daac86"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Leipzig</settlement> <institution key="RISM">D-LEsm</institution> <repository>Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum</repository> <collection>Musik- und Theatergeschichte</collection> <idno type="signatur">MT/2011/176.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1835-04-06-02" type="letter" xml:id="title_fbb7f783-c1fa-4deb-88e1-52ce4ef0aa9b">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 6. April 1835</title> <incipit>Dein eben angekommener Brief wandert herüber zu den Eltern, und herunter zu Fanny, wo sich denn jeder das Seine herauslesen mag; ich will nur gleich auf frischer That schreiben, es wird sonst wieder nichts draus.</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 1 oben rechts: Blindprägung »RD«.</p> <handDesc hands="1"> <p>Rebecka Lejeune Dirichlet</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 30/34d.</p> </provenance> <provenance> <p>Sammlung Dr. Rudolf Elvers, Berlin (bis Anfang 2011).</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-04-06" xml:id="date_89f0870e-3f5a-4cd5-9a40-89b186131e1d">6. April 1835</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_b4a3bfad-f071-4d1c-9117-7281b8479a7b">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_8dbe486e-3946-4546-86f8-e2610e6191eb"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_4af9f717-e5be-4578-976b-52c6e7712d24">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_d9002323-128f-48e4-89ca-6e37bdd66ed5"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_67386473-2769-42e5-9148-c70feeb255e1"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_1c02f53e-2421-4e17-8a98-90ff16a56518">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_4400212e-3780-49fa-af42-e9ac3f85c675">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1835-04-06" xml:id="date_98eafc4a-c317-4fe7-a0f3-b3804bfe2485">6ten April</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_8f1f4386-01e3-4bab-b6fe-d6b38f05a9cc" xml:lang="de">Berlin den 6ten April – dahinter Jahresangabe »35.« von fremder Hand.</note></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Dein eben angekommener <title xml:id="title_b685cd6e-20d0-47b9-abb7-3e906e2f2b73">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-04-03-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 3. April 1835</name> </title> wandert herüber zu den <persName xml:id="persName_3dc35f38-0825-4c8a-8772-baf57aff9b7f">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, und herunter zu <persName xml:id="persName_5c5e4c13-4fea-4085-a27e-40c5a631f0cf">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bfc053a8-b653-403b-900f-12500434fb83" xml:lang="de">herüber zu den Eltern, und herunter zu Fanny – Die Familie Lejeune Dirichlet bewohnte seit ihrer Hochzeit 1832 den rechten Teil des Gartentrakts der Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin, im Vorderhaus wohnten Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy, im linken Teil des Gartentrakts wohnte seit 1831 die Familie Hensel (vgl. Klein, Das verborgene Band, S. 133).</note>, wo sich denn jeder das Seine herauslesen mag; ich will nur gleich auf frischer That schreiben, es wird sonst wieder nichts draus. Vier Briefe will ich seit drei bis 4 Wochen schreiben, und kann mich nicht dazu entschließen so schreibeunlustig wie in der letzten Zeit, bin ich nie gewesen. Meine Sommerpläne sind ziemlich zu Wasser geworden, im Winter hätte ich Dir genau sagen können, an welchem Tage im August ich da od. dort zu seyn gedenke, jetzt beschränken sich unsre Aussichten, <hi n="1" rend="underline">vielleicht</hi>, auf eine Spatzierfahrt nach <placeName xml:id="placeName_144856ce-2905-404e-a55d-f71136c457a7">Freienwalde<settlement key="STM0103302" style="hidden" type="locality">Freienwalde</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> od. der märkischen Schweiz in den Osterfeiertagen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_69804ac2-826d-4878-b479-fa2681a56ff7" xml:lang="de">den Osterfeiertagen – Karfreitag fiel 1835 auf den 17. April, der Ostersonntag auf den 20. April.</note>, um doch etwas Luft zu schöpfen. Mein<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_b1b10e72-3078-460c-92e9-6cd500a0f7e0">e</del>, den ganzen Winter über mit der größten Sorgfalt ausgeschmücktes Luftschloß, Dich zum <placeName xml:id="placeName_4710d077-4963-49d3-9b98-b1084ea00527">Musikfest<name key="NST0100551" style="hidden" subtype="" type="institution">17. Niederrheinisches Musikfest (1835)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mit Höchstmeiner Gegenwart zu überraschen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0233cc11-eabd-4ecd-8311-514801632cff" xml:lang="de">Dich zum Musikfest mit Höchstmeiner Gegenwart zu überraschen – Das 17. Niederrheinische Musikfest fand am 7. und 8. Juni 1835 in Köln statt. Die Leitung übernahm Felix Mendelssohn Bartholdy. Siehe dazu Hauchecorne, Musikfeste, Anhang, S. 18, und Klaus Wolfgang Niemöller, Felix Mendelssohn-Bartholdy und das Niederrheinische Musikfest 1835 in Köln, in: Studien zur Musikgeschichte des Rheinlandes Bd. 3, hrsg. von Ursula Eckart-Bäcker (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte, Bd. 62), Köln 1965, S. 46-64. Rebecka Lejeune Dirichlet sang das Musikfestprogramm im Sopran mit (Klein, Briefe aus Paris, S. 7 f.).</note>, ist durch Deine Einladung für <persName xml:id="persName_c7e8b3f2-d14e-4708-a89f-cd9ba63caf26">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> vernichtet, durch ihre verspätete Reise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c9b12731-6ba5-455d-820c-c82d1e2b6329" xml:lang="de">Hensels … ihre verspätete Reise – Ursprünglich wollte Wilhelm Hensel zur Pariser Kunstausstellung reisen. Wegen des Ankaufs seines Ölgemäldes Christus vor Pilatus verzögerte sich die Abreise. Der Plan wurde später aufgegeben, da die Ausstellung bereits am 1. Mai beendet wurde. Die Hensels reisten dann am 28. Mai 1835 von Berlin ab. Sie besuchten am 7. und 8. Juni gemeinsam mit Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy sowie mit der Schwester Rebecka das von Felix Mendelssohn Bartholdy geleitete 17. Niederrheinische Musikfest in Köln (Klein, Briefe aus Paris, S. 7 f.).</note> die unsrige zweifelhaft gemacht, da <persName xml:id="persName_4113c0b5-913c-4c2d-880e-cb69cb8eaecf">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> sich verheirathet<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bae2ee15-9134-4c36-baef-64bdf18b7966" xml:lang="de">da Paul sich verheirathet – Paul Mendelssohn Bartholdy war seit dem 22. April 1834 mit Albertine Heine verlobt, die Hochzeit fand am 27. Mai 1835 statt.</note>, <persName xml:id="persName_91bc288b-7e72-4bfe-839a-078ed4825baf">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> zu <persName xml:id="persName_4a10d9ee-0024-4100-b9ce-fd266026cc8d">der alten Hensel<name key="PSN0111895" style="hidden" type="person">Hensel, Johanne Albertine Louise (1764-1835)</name></persName> hinausziehen muß, um <persName xml:id="persName_4ceb4aba-e888-465c-a77c-2044961d0bfa">Minna<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName>, die mit <persName xml:id="persName_667cde2c-681f-4018-963a-f47c35c184a8">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> reis’t, zu ersetzen, so muß unsre Gesellschaft <persName xml:id="persName_b0ff135e-62f3-4315-b6c2-16209290c694">den Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> wenigstens bleiben. Ich kann es nicht leugnen, diese Ungewißheit macht mich sehr<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> unmuthig, namentlich zum Schreiben an Dich, ich muß mir immer dabei denken, um diese Zeit hätte ich <persName xml:id="persName_a7f3c65b-4d21-495c-9b6f-7b6bebe7bcd7">Pauline<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName> geschrieben, mir Wohnung in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_740af2a2-2762-4c0b-aa36-b30d986d55de">Köln<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> zu besorgen, hätte angefangen, meine Reisevorbereitungen zu treffen. Aber genug von dem, was nicht ist, ich habe deswegen so lange nicht geschrieben um nicht in diesen Ton zu fallen, und nun bin ich mitten drin. <persName xml:id="persName_a64f052f-5b68-494b-a53d-03e5a1cfc440">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> muß ich aber bewundern, seine Bereitwilligkeit, sich <persName xml:id="persName_9f257cde-0e50-40c6-8023-77c1b642b6af">der Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> wegen Alles gefallen zu lassen, was so stillschweigend über uns verhängt wird, und seine Freundlichkeit kann man nicht genug loben, ich sollte mir nur ein Beispiel daran nehmen, meinst Du wohl, und hast Recht.</p> <p>Übrigens habe ich sehr viel zu thun, und mache mir nur jetzt zuweilen Feiernachmittage, um <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d2da1618-1510-45a3-b3aa-d745e98daed8">Seydelmann<name key="PSN0114880" style="hidden" type="person">Seydelmann, Carl (1793-1843)</name></persName></hi> zu sehen, der mich förmlich beschäftigt, einzelne seiner Worte, Geberden, fallen mir noch immer nachträglich ein, während beim Sehen und Hören selbst das Ganze des Characters, den er darstellt, mehr beschäftigt. Ich <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_00676574-fdf3-4cca-9da9-8e6de147b540">habe ihn</del> <add place="above">war<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> <date cert="high" when="1835-04-02" xml:id="date_a5a4d98d-8fb1-4d99-a9b7-2319078c9d11">neulich</date> in <hi rend="latintype"><title xml:id="title_83926d10-410c-4e95-be58-f660f3b17e4c">Clavigo<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108807" style="hidden" type="dramatic_work">Clavigo</name></title></hi>, wo er als <hi rend="latintype">Carlos</hi> debütirte<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_32df98d6-fa0a-466e-9c56-6d7009ea1596" xml:lang="de">Seydelmann … neulich in Clavigo, wo er als Carlos debütirte – Der Stuttgarter Schauspieler Carl Seydelmann gastierte von April bis zum Sommer 1835 in Berlin. Johann Wolfgang von Goethes Trauerspiel Clavigo stand am 2. April 1835 mit Seydelmann in der Rolle des Carlos auf dem Programm des Königlichen Schauspielhauses. Anschließend wurde noch Wenzel Joseph Lemberts einaktige Posse Ahnenstolz in der Küche (auch: Der Ehrgeiz in der Küche; nach dem Vaudeville Vatel, ou Le petit-fils d’un grand homme von Eugène Scribe und Edouard Joseph Ennemond Mazères) mit Seydelmann in der Rolle des Küchenmeisters Vatel gespielt (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 22).</note>, er kam mir vor, wie Manches von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_90f2fe57-5334-4920-9d5f-4b633d529c5c">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName></hi>, das so einfach, klar ist, daß man glaubt, man müsse es selbst so schreiben können; ich hätte bestimmt <hi rend="latintype"><title xml:id="title_eb0a359f-3640-4152-82ce-2a51864ee911">Carlos<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108807" style="hidden" type="dramatic_work">Clavigo</name></title></hi> eben so gespielt, und doch zieht er sich einen Handschuh beim Herausgehen an, wie kein andrer Mensch. Unser <placeName xml:id="placeName_cb17eb1c-1918-40cc-ab7b-d800904b8a06">Theater<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> fiel auch nicht wenig zusammen. <date cert="high" when="1835-04-08" xml:id="date_2983738c-403e-46b7-85a4-2352b19d7b19">Mittwoch</date> werde ich ihn <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_b527e8f0-b1e6-489e-ad97-9c4d82954c93">am</del> als <hi rend="latintype"><title xml:id="title_9d1ffc8c-fb2d-4dc4-b569-c1860bddfcca">Marinelli<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109735" style="hidden" type="dramatic_work">Emilia Galotti</name></title></hi> sehen, ganz besonders bin ich aber gespannt auf <title xml:id="title_c3847def-c887-4ea9-9907-83cc0d960f71">Nathan<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name></title> und <title xml:id="title_94690f91-72bd-4c1c-876f-3ca736891afb">Shylock<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110863" style="hidden" type="dramatic_work">Der Kaufmann von Venedig (The Merchant of Venice)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_82c43fb2-587a-4091-8524-dd15821d259a" xml:lang="de">Mittwoch werde ich ihn als Marinelli sehen … Nathan und Shylock – Gotthold Ephraim Lessings Trauerspiel Emilia Galotti wurde erst am Donnerstag, dem 9. April 1835, im Königlichen Schauspielhaus gegeben. Hierin trat Carl Seydelmann in der Rolle des Kammerherrn Marinelli auf. Lessings dramatisches Gedicht Nathan der Weise mit Seydelmann in der Hauptrolle des Nathan stand am 16. April erstmals auf dem Programm des Schauspielhauses, die Premiere von Shakespeares Drama Der Kaufmann in Venedig mit Seydelmann in der Rolle des Shylock folgte am 7. Mai 1835 im Königlichen Opernhaus (Repertorium der Königl. deutschen und französischen Schauspiele, für das Jahr 1835, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1836, S. 23 und S. 25).</note>.</p> <p>Die <placeName xml:id="placeName_abd9c003-931a-4a05-91fa-32e90782ec0f">Akademiekonzerte<name key="NST0103549" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte (Winterkonzerte)" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sind niederträchtig, ich graule mich schon vor <title xml:id="title_8054da3d-885a-48a1-965a-fc5768bd93ee">der Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c25e8767-6c6c-4272-b091-752e203c9bfb" xml:lang="de">ich graule mich schon vor der Passion – Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion BWV 244 erklang am 9. April 1835 in der Sing-Akademie (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII). Rebecka Lejeune Dirichlet hat ihr »Billet zur Passion verschenkt«; siehe Brief gb-1835-04-10-01 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 10. April 1835.</note>, warum bin ich auch so dumm<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> und gehe hin; <persName xml:id="persName_6178aa7c-063c-4270-bf93-6f9689923453">Doris Zelter<name key="PSN0115918" style="hidden" type="person">Zelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852)</name></persName> sagte neulich, <persName xml:id="persName_36c28052-dec9-4195-a5f5-1aa58b45689c">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> sey, seit er <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_da0bf1e7-062c-46ab-b9d0-73d558227d27">auf</del> Direktor der <placeName xml:id="placeName_b9451a67-7025-4db8-b717-3bffb41797a8">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sey<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_675f9466-b47a-423d-a307-3badd0d0f39e" xml:lang="de">Rungenhagen … seit er Direktor der Akademie sey – Bei der Wahl des Nachfolgers Carl Friedrich Zelters als Direktor der Sing-Akademie hatte sich am 22. Januar 1833 der bisherige Vizedirektor Karl Friedrich Rungenhagen gegen Felix Mendelssohn Bartholdy durchgesetzt.</note>, um 50 Jahr älter geworden, das muß ihm gut stehen. – Mein <persName xml:id="persName_648bd7b9-06be-4796-bb70-f943cb538993">Zeichenlehrer<name key="PSN0113934" style="hidden" type="person">Pohlke, Karl Wilhelm (1810-1876)</name></persName> reis’t <date cert="high" when="1835-04-07" xml:id="date_1bbd2552-454b-496a-a799-4e15aafd52cd">Dienstag</date> fort, nach <placeName xml:id="placeName_5373107a-e2bf-4700-a3ba-921f54c2f90c">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a9009d3b-ecee-49c6-b087-edc4531f0698" xml:lang="de">Mein Zeichenlehrer reis’t Dienstag fort, nach Paris – Rebecka Lejeune Dirichlet nahm Zeichenunterricht bei Wilhelm Hensels Malschüler Karl Wilhelm Pohlke. Dieser reiste am 7. April 1835 zusammen mit dem Maler Johann Daniel Lebrecht Franz Wagner zur Kunstausstellung im Salon carré im Pariser Louvre.</note>, <hi rend="latintype">and left me in extremity</hi>, ich weiß nämlich nicht, was ich anfangen soll, an <persName xml:id="persName_ec7647f6-0ca8-4bb2-8483-0a5137c149ee">Pohlke<name key="PSN0113934" style="hidden" type="person">Pohlke, Karl Wilhelm (1810-1876)</name></persName> waren wir schon gewöhnt, und konnten dumm Zeug in der Stunde reden, nun will <persName xml:id="persName_1eb29b85-fefb-4ae2-a280-41d12a935ac7">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName> durchaus Porzellan malen lernen, <persName xml:id="persName_52454a3a-f5b6-4ca8-b880-4524bb183154">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> aber will nicht, daß ichs lerne. Ich werde Dir übrigens durch <persName xml:id="persName_0ae4e669-5b06-4fff-ab48-8db034899f1e">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> einige Krakelbäume schicken, über die Du mir Dein künstlerisches Gutachten abgeben kannst. Nach Deiner Beschreibung muß Dein <hi rend="latintype"><title xml:id="title_5562a9c4-b006-4170-9a26-9fab0223bc7e">Neapel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dsn5prat-ucjw-wfyz-rdbt-9znowf4fnpvc"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0101017" style="hidden">Neapel (Santa Lucia) und Golf von Neapel, [März 1835], Standort unbekannt<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1025bca5-3e1c-43d4-9bbb-205e25460489" xml:lang="de">Dein Neapel – Der heutige Standort des Aquarells Neapel (Santa Lucia) und Golf von Neapel MWV-VB AQ 15, das im März 1835 entstand, ist unbekannt. Mendelssohn erwähnte das Bild in Brief fmb-1835-04-02-01 (Brief Nr. 1127) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835, Z. 121 ff.: »Auch habe ich ein Neapel gemalt, das ohne Zweifel mein capo d’opera ist, der Vesuv gar nicht zu violett, und wenig salatgrün darin.« Eine Abbildung (s/w) findet sich in Ernst Wolff, Felix Mendelssohn Bartholdy, Berlin 1906, S. 99.</note> gut seyn, wäre ich nur auch so weit, ich gebe mir schreckliche Mühe, und muß hundertmal an <persName xml:id="persName_9c00b0dd-b512-4d4d-b7de-141634930b32">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> früheren Vorwurf denken, daß wir zu Allem Lehrer brauchten, so wie meine Lehrer fortgereis’t sind, bin ich überzeugt, ich übersetze nicht mehr und zeichne eben so wenig. <persName xml:id="persName_0856995b-e623-4107-b79e-b55443d4c06c">Betty Beer<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> hat englische Lektüren veranstaltet, mit vertheilten Rollen, die sind sehr amüsant, fabelhafte Aussprachen kommen dabei zum Vorschein, <persName xml:id="persName_b8e09fec-f86a-4455-b5e8-83e8b1d073b1">Beneke<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> präsidirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_54ec1a20-20e8-4195-a448-5e550f1f0f0e" xml:lang="de">Beneke präsidirt – Rebecka Lejeune Dirichlet nahm seit Oktober 1834 Englischunterricht bei dem Privatgelehrten Victor Benecke. Siehe Brief gb-1834-10-11-02 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 11. Oktober 1834, Z.: »Mr. Beneke zum Englischen engagirt«.</note>, und seine Schule glänzt, ich lese leichtfertige Frauen, für die <persName xml:id="persName_b67373f6-d688-4bc3-b338-6d65423eb089">die Oppert<name key="PSN0119725" style="hidden" type="person">Oppert, Henriette Caroline (1798-1882)</name></persName> zu zart ist. <persName xml:id="persName_206837c5-3138-44cf-9964-5421812dd87f">Albertine<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> spricht aber recht niedlich, und wie <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_bbb662fb-27b2-424c-a8b8-dab4f1a9d72d"> <sic resp="writer">aller</sic> <corr resp="editor">alle</corr> </choice> Schüler von <persName xml:id="persName_f769e7e5-d98d-4d8c-949d-28a55e75a1dd">Beneke<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName>, mit Passion,<ref target="#fn1" type="Footnotes_reference" xml:id="fnr1"><hi rend="superscript">F</hi></ref> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_845015ed-7af3-4c1b-8cd7-bc2fa573e5e5">Fabrucci<name key="PSN0119726" style="hidden" type="person">Fabrucci (Fabbrucci), Fabio (1796-1877)</name></persName></hi> soll höchst aufgebracht seyn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_90bec074-e7fc-4be2-909b-b3f6d4846f19" xml:lang="de">Fabrucci soll höchst aufgebracht seyn – Der aus Siena stammende Fabio Fabrucci unterrichtete seit 1827 an der Berliner Universität Italienisch.</note>, daß nach <persName xml:id="persName_6cf66194-433d-4655-be04-24626b40667c">Benekes<name key="PSN0109835" style="hidden" type="person">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> Erscheinen kein Mensch mehr <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_19566a89-d1db-43fb-b176-938f4a263254">lernt</del> Italiänisch lernt</p> <p>Wo ist aber der Winter geblieben? In alter Einförmigkeit, ja eine Zeit lang, wo <persName xml:id="persName_255b54ed-d545-4e20-a262-847bd75bb8c1">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Fuß<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_492662c4-8be1-4f4f-878e-6615e43e31de" xml:lang="de">Vaters Fuß – Abraham Mendelssohn Bartholdy war Anfang Oktober 1834 über ein Brett gestolpert und hatte sich dabei Wunden an beiden Beinen zugezogen. Vgl. Brief gb-1834-12-08-02 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 8. Dezember 1834. Der Arzt Johann Friedrich Dieffenbach hatte die Wunden versorgt, diese waren erst vor kurzem verheilt.</note> sich nicht rührte, in rechter Besorgniß, ist er vergangen, wie ein Traum, daß ich Dir nicht sollte <title xml:id="title_91752b57-dbc5-42f9-b81d-d9ac4b216c96">seit dem <date cert="high" when="1835-02-26" xml:id="date_fe39642a-ab05-482d-a467-a4ad8d8a4797">26sten Februar</date> geschrieben <name key="PSN0110673" style="hidden" type="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name> <name key="gb-1835-03-09-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 26. Februar und 9. März 1835</name> </title> haben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c802f4f8-942d-449b-ac2d-91a2c40db349" xml:lang="de">daß ich Dir nicht sollte seit dem 26sten Februar geschrieben haben – Gemeint ist Brief gb-1835-03-09-01 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 26. Februar und 9. März 1835.</note>, kann ich gar nicht glauben, mir ists wie gestern, aber alles ist, ehe man sichs versieht, Monate her; nächstens mache ich auch<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> dumme Streiche auf eigne Rechnung, wie lange dauerts, ist <persName xml:id="persName_caa5248b-ecd3-4c45-ad4b-3cac2da48e47">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> majorenn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1725ecb6-0c02-4a57-b634-8f349b058a7c" xml:lang="de">wie lange dauerts, ist Walter majorenn – majorenn: um 1700 aus lat. majorennis (maior annis) entlehnt, häufig noch in der lateinischen Schreibung; volljährig, mündig. Mit dem vollendeten 24. Lebensjahr wurde man majorenn. Rebecka Lejeune Dirichlets Sohn Walter war damals ein Jahr und neun Monate alt.</note>. Der Junge ist ein einziger Schlingel, dick, groß, rothbäckig, plappert Alles und in einem fort, und ist mein treuster Anbeter. Neulich sah er einen Leichenzug vorbeifahren, und als die schwarzen Wagen kamen, sagte er: Tinte.</p> <p><title xml:id="title_3ed885f2-1036-4e93-bce9-82488855d4cb">Deine Sonne vom <date cert="high" when="1835-04-02" xml:id="date_0e04da61-f25f-4f63-a84e-6ebe68cdf657">2ten April</date> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-04-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835</name> </title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7541259e-f6fa-4d74-93c1-f01510153a40" xml:lang="de">Deine Sonne vom 2ten April – Gemeint ist Brief fmb-1835-04-02-01 (Brief Nr. 1127) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin, Düsseldorf, 31. März und 2. April 1835.</note> schien auch hier warm und frühlingsmäßig, und die Knospen im Garten schickten sich zum Aufbrechen an, Stachelbeerbüsche sind schon grün, aber heut ist es kalt, obgleich heiter; <persName xml:id="persName_17f04f47-cd4a-400c-b8a5-fbfd33f20f86">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName> und einige andre Mädchen haben mich beschwatzt, ihnen im Gartensaale<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b28abdf3-2ddc-41ba-be86-c50515d6f75c" xml:lang="de">Gartensaale – Der auf den Park hinausgehende Gartensaal war ein ca. 105 qm großer Raum, der sich durch zurückschiebbare Glaswände in eine offene Säulenhalle verwandeln ließ. Er war ein Bestandteil des großen Anwesens in der Leipziger Str. 3, das die Familie Mendelssohn Bartholdy seit dem Jahre 1825 bewohnte. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f.</note> einen Ball zu geben, dieses <hi rend="latintype">Engagement</hi> werde ich <hi rend="latintype">fulfillen</hi>, wie <persName xml:id="persName_57d3bae0-01b6-44a6-9b9f-bd9f092aec9a">Herr v. Rothschild<name key="PSN0118724" style="hidden" type="person">Rothschild, Herr von</name></persName> sagt, sobald der Frühling und die Bänke im Garten etablirt sind, die jetzt den Saal dekoriren, da soll Deine Tischtuchtoure<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e968ffcb-787d-45b1-90ff-1b56c559aa6d" xml:lang="de">Deine Tischtuchtoure – bezieht sich auf eine Mendelssohns Beschreibung seiner Geburtstagsfeier am 3. Februar 1835 in Brief fmb-1835-02-11-01 (Brief Nr. 1092) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 11. Februar 1835, Z. 32 ff.: »Es war sehr lustig, Jordan hatte im Cotillon die schönsten Touren, unter andern die, die ich sehr goutire, daß zwei Damen hinter ein großes weißes Tischtuch gestellt werden (das tanzende Paar muß das Tuch halten) und dann hält jede blos einen Finger in die Höhe, und die zwei Herren müssen einen von den beiden Fingern wählen und mit der zugehörigen Dame tanzen.«</note> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a06ef2ef-dddd-4488-b437-21109a6ee26b">präsidiren</del> paradiren.</p> <p>Bei Gott, dies ist der längste Brief, zu dem sich mein Gehirn seit langer Zeit aufgeschwungen hat, die, welche ich mit <persName xml:id="persName_5125f45a-2464-43b2-8121-a29dce8bef66">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Kalbe pflüge<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c6d47115-00b0-4f96-93f7-57a0f5f94544" xml:lang="de">die, welche ich mit Vaters Kalbe pflüge – Die sprichwörtliche Redensart »mit eines andern Kalbe pflügen« bedeutet: heimlich von jemandem mit Rat und Tat unterstützt werden. Gemeint sind die Briefe, die Rebecka Lejeune Dirichlet für den Vater Abraham notierte, der aufgrund seiner Sehschwäche oftmals diktierte.</note>, werden schon länger, eigentlich schäme ich mich auch, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_4f833c60-ebfe-4bb3-9646-9c8ba13a2031">wenn</del> mit derselben Handschrift so klug und so albern zu schreiben. </p> <closer rend="left">Grüße <persName xml:id="persName_e228573b-5061-41ea-b1bf-53e57ea9b55c">Pauline<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName>, die zu sehen ich mich sehr gefreut hatte, und nimm den Brief und mich hin, wie ich nun einmal bin, immer Deine treue</closer> <signed rend="right">R.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_448087a7-34db-472b-8c98-f1f07a9ffe5b"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_1a7a1029-784d-475e-9247-a06a9991f370">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_2d1c649c-2c5b-4ebf-a071-b9d2409f4cdc">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Noch ein Räthsel: <hi rend="latintype">Who is Fortunes eldest daughter</hi>?</p> </div> <div type="footnotes_area" xml:id="div_ddfc0560-9481-437e-9b5a-203185f88a40"> <note n="F" subtype="author" target="fnr1" type="footnote" xml:id="fn1">Diese Passion heißt bei uns die englische Krankheit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4837a3e6-6697-4a75-af05-655fcb4cfc46" xml:lang="de">die englische Krankheit – auch: Rachitis.</note></note> </div> </body> </text></TEI>