gb-1835-01-27-01
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Berlin, 16., 21., 22. und 27. Januar 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl. (d. 30/6), 1 Bl. (d. 30/106), 1 Bl. (d. 30/219) und 1 Bl. (d. 30/220): S. 1-8 Brieftext; S. 8 Adresse von Fanny Hensels Hand, 2 Poststempel [BERLIN 4-5 / 29 / 1], [?], Siegel.
Fanny Hensel, Sebastian Hensel, Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Düsseldorf
Das war einmal ein ordentlicher Brief, Du sollst bedankt seyn. Nun habe ich Dir wieder viel zu antworten, und viel zu sagen, und da Dir die Tagebuchart des vorigen Briefes behagte, so will ich auf alle Fälle wieder anfangen, wenn auch der Brief dann eine Weile wieder liegen bleibt, was ich nicht verhindern werde, denn die Tage fliegen jetzt. H. v. Sybel sagte uns gestern in den Jahreszeiten, Du habest wieder Verdruß gehabt, wir sind recht gespannt auf Briefe von Dir, hoffentlich ist es nicht so arg, aber doch immer unangenehm genug, Du hast schon viel Verdruß zu bestehen gehabt, und was das Schlimmste ist, ich fürchte, es ist immer nicht der Mühe werth, und was mir gewiß, scheint, ist, daß Du nicht über Deinen Contrakt in Düsseldorf bleiben wirst. Leipzig würde mich der Nähe wegen sehr freuen, und ich hoffe immer noch, es kommt zu Stande. Nun will ich Dir, ganz unter uns, unsre nächsten Plane sagen. Du weißt aber welch ein Rad zwischen Berlin und Düsseldorf geht, und kannst Dir denken, daß uns dran gelegen ist, es auch dort nicht vor der Zeit bekannt werden zu lassen, ich bitte Dich also sehr, gieb, wie Du zu sagen pflegst, der Welt das erste Beispiel. Wir werden Dich nächstens besuchen. Ist Dir das angenehm? Wir haben nämlich nach Paris geschrieben, um uns zu erkundigen ob dies Jahr dort Ausstellung ist. Wenn es ist, und die Unterhandlungen hier nicht
21ten. Welchen
furorDeine
fanatici per la musicasind, und Walzer und Seb. Bach lieben, haben sie mir aufgetragen Dir schriftlich die Hände zu küssen. Für die eine Stelle in der Fuge will ich Deinem Wunsch gemäß eine Aenderung vorschlagen.
22stenNoten: GB-Ob, M.D.M. b. d. 30/106, fol. 2r.
unisono kommen? Es müßten dann einige Noten geändert werden. Der Schluß dächte ich ließe sich auch leicht etwas voller machen.
Seitdem ist Dein letzter Brief whim nachgebend, sich heut Abend entschließen und morgen Abend bei Dir seyn. Und wie ehrwürdig wirst Du, (Schülerin des Plato) Dich an des alten Seb. Bachs Stell und Stuhl ausnehmen. Ach hättest Du je solche Musik gemacht, wie ich heut! Laß mich die kaum geheilte Wunde nicht wieder aufreißen, Blankensee hat mit mir gespielt. Zeichnung: GB-Ob, M.D.M. b. d. 30/106, fol. 2r.
Dies ist seine eigenhändige Unterschrift, Du wirst mit einiger Mühe einige Druckbuchstaben herausfinden, die fing er neulich Abends einmal plötzlich und ohne alle Unterweisung an zu schreiben, und zwar viel deutlicher und besser als hier oben. Das Kind hat wirklich ausgezeichnete Fähigkeiten, und es ist ein doppeltes Glück für ihn, daß er nicht Eltern hat, die ein Wunderkind aus ihm machen wollen, denn das bin ich überzeugt, würde man mit der leichtesten Mühe können.
Nun rückt Dein Geburtstag heran. Wenn Du künftig in Leipzig bist, so können wir uns da einmal sammt und sonders bescheren, was einen hübschen Tischvoll ausmachen würde. Für diesmal bekömmst Du v. Rebecka und mir ein englisches Stahlstichwerk, Ansichten v. Granada. Diese Stahlstiche Drucke und Bände der Engländer sind eine kindische Liebhaberei von mir, obwohl sie mir Hensel beständig als Virtuosenwerk vorwirft, er hat doch selbst auch Freude daran. – Wir haben erfahren, daß das Gutachten der Academie ganz außerordentlich ausgefallen, und von Allen einstimmig genehmigt worden ist, wir wollen suchen uns eine Abschrift davon zu verschaffen.
Hast Du erfahren, daß neulich in einer Gesellschaft bei Rebecka eine Versöhnung mit Droysen stattgefunden hat? Zu meiner großen Freude, denn theils habe ich ihn persönlich sehr gern, und theils kann ich überhaupt Auseinanderkommen mit alten Freunden nicht leiden. Er wird uns nächstens wieder besuchen.
er, hoch und tief, mit Läuferchen und Trillerchen das man sich kaum des Lachens enthalten konnte, und daß mir hundertmal die schöne Geschichte v. Pückler, von dem Triller der engl. Damen einfiel.
h Morgens Vater die Zeitung, Nachmittags Hensel den Shakespeare, und Abends Sebastian den Löhr. Jetzt will ich Dir eine Lektorenpflicht erfüllen.
27sten
Da wir heut Antwort aus Paris erhalten haben, so kann ich Dir noch in diesem Brief nähere Nachricht über unsern Reiseplan geben. Alles vorausgesetzt, daß der König uns Reisegeld
Mit der Ausstellung in Paris ist es für dies Jahr nichts. Die Bilder müssen bis zum 18ten Febr: spätestens da seyn, und dies ist wenn selbst hier Alles in Ordnung wäre, ein Ding der Unmöglichkeit. Die Ausstellung dauert bis zum ersten Juni, unser Plan ist nun, gegen den 1sten Mai von hier abzureisen, um gemächlich, mit gehörigem Aufenthalt reisen zu können, und noch das Ende der Ausstellung zu sehn. Dann gleich ins Seebad zu gehn, wahrscheinlich nach Dieppe, und wieder nach Paris zurückzukommen, da sie wie Du wissen wirst, dort den herzbrechenden Unsinn pflegen, die neuen Bilder vor den alten im Museum aufzustellen, welches während dieser ganzen Zeit unsichtbar bleibt. Wir müssen also zurück um das Museum zu sehn, und denken dann noch irgend eine hübsche Rückreise zu machen, wie wissen wir selbst noch nicht. Ich hoffe nun, daß Du nicht verhindert seyn wirst, uns Anfangs Mai in Düsseldorf zu erwarten, oder uns bis Ffurt entgegen zu kommen.
Da ich Dir so lange nicht als icke geschrieben habe, so will ich es auch heut nicht thun; überhaupt nicht eher wohl, als bis ich weiß, wo Du Dein Haupt nächstes Jahr niederlegst. Qui sait ou l’on va! Ich gratulire Dirfête bei mir zum Besten einer Kleinkinderschule verloos’t, Klärchen Steffens hat sie unter allgemeinem Geschrei und Neid der anwesenden Damen gewonnen, und die kleinen Kinder haben so beinahe 10 rlr. bekommen. Fräulein v. Sybel ihrSybel sehr, er gefällt mir aber ganz gut, und ist für sein Alter sehr vernünftig. Die letzte Seite reservirt sich Fanny. So leb denn wohl, hoffentlich sehen wir uns 4 und 26jährig. An den Alhra fass ich auch an.
Berlin, 16ten Januar1834Das war einmal ein ordentlicher Brief, Du sollst bedankt seyn. Nun habe ich Dir wieder viel zu antworten, und viel zu sagen, und da Dir die Tagebuchart des vorigen Briefes behagte, so will ich auf alle Fälle wieder anfangen, wenn auch der Brief dann eine Weile wieder liegen bleibt, was ich nicht verhindern werde, denn die Tage fliegen jetzt. H. v. Sybel sagte uns gestern in den Jahreszeiten, Du habest wieder Verdruß gehabt, wir sind recht gespannt auf Briefe von Dir, hoffentlich ist es nicht so arg, aber doch immer unangenehm genug, Du hast schon viel Verdruß zu bestehen gehabt, und was das Schlimmste ist, ich fürchte, es ist immer nicht der Mühe werth, und was mir gewiß, scheint, ist, daß Du nicht über Deinen Contrakt in Düsseldorf bleiben wirst. Leipzig würde mich der Nähe wegen sehr freuen, und ich hoffe immer noch, es kommt zu Stande. Nun will ich Dir, ganz unter uns, unsre nächsten Plane sagen. Du weißt aber welch ein Rad zwischen Berlin und Düsseldorf geht, und kannst Dir denken, daß uns dran gelegen ist, es auch dort nicht vor der Zeit bekannt werden zu lassen, ich bitte Dich also sehr, gieb, wie Du zu sagen pflegst, der Welt das erste Beispiel. Wir werden Dich nächstens besuchen. Ist Dir das angenehm? Wir haben nämlich nach Paris geschrieben, um uns zu erkundigen ob dies Jahr dort Ausstellung ist. Wenn es ist, und die Unterhandlungen hier nicht gar zu langsam gehn, und der König es erlaubt (Du siehst noch viele wenns) so gehn wir mit dem Bilde nach Paris, und kommen dann über Düsseldorf und besuchen Dich auf 8 Tage, worauf ich mich freue wie ein Kaninchen. Findet die Combination mit dem Bilde nicht statt, so gehn wir wahrscheinlich doch nach Paris, nur etwas später, ungefähr im April, und halten uns einige Tage in Weimar, Frankfurt und Düsseldorf auf. Kannst, und willst Du uns dann nach Ffurt entgegen kommen, so haben wir etwas mehr Zeit mit einander zuzubringen und reisen zusammen zurück. Wird das nicht lustig? An unsre Pariser Reise denken wir dann in ein Seebad zu knüpfen, und so werden wir im Ganzen etwa 4 Monate abwesend seyn. Du frägst nach dem Stande der Bildangelegenheit, und da will ich Dir sagen, daß das Ministerium ein Gutachten von der Academie gefordert, und der alte Schadow zu H. gesagt hat: er würde zufrieden seyn. Sie haben zugleich das Bild taxiren müssen, und wenn sie dabei nur irgend honnett verfahren, so ist es H. sehr angenehm, dem Fordern auszuweichen. Fanny Hensel 21ten. Welchen furor Deine neuen Lieder hier machen, das kann ich Dir gar nicht beschreiben, ich spiele sie überall, und regelmäßig fallen ein Paar Damen dabei in Ohnmacht. Unter andern in unserm Künstlerkränzchen, wo sie Alle sehr unverständige fanatici per la musica sind, und Walzer und Seb. Bach lieben, haben sie mir aufgetragen Dir schriftlich die Hände zu küssen. Für die eine Stelle in der Fuge will ich Deinem Wunsch gemäß eine Aenderung vorschlagen. Fanny Hensel 22sten. Als ich neulich eben anfangen wollte zu schreiben, kam Marx und blieb sehr lange, als er fort war, schrieb ich obige 3 Zeilen, da kam ein andrer Besuch, und dann wars zu spät. Also: könntest Du nicht nach dieser Stelle mit Uebergehung einer ganzen Zeile gleich ins unisono kommen? Es müßten dann einige Noten geändert werden. Der Schluß dächte ich ließe sich auch leicht etwas voller machen. Seitdem ist Dein letzter Brief ein Vater angekommen. Da ich fast nicht zweifle, daß Du Leipzig wählen wirst, so freue ich mich unendlich auf Deine Nähe. Da kann man dann ein Paarmal des Jahrs zum Concert herüberreisen, und überhaupt einmal, irgend einem whim nachgebend, sich heut Abend entschließen und morgen Abend bei Dir seyn. Und wie ehrwürdig wirst Du, (Schülerin des Plato) Dich an des alten Seb. Bachs Stell und Stuhl ausnehmen. Ach hättest Du je solche Musik gemacht, wie ich heut! Laß mich die kaum geheilte Wunde nicht wieder aufreißen, Blankensee hat mit mir gespielt. Oweh das soll ein Gesicht seyn, das die Zunge rausblökt, es ist aber nicht zu erkennen. Fanny Hensel Lieber Onkel Felix, ich habe Dich recht lieb, und wenn Du mal herkömmst, so werde ich mit Mutter was kaufen, und werde Dir das schenken. Lieber O. F. wir werden Dich besuchen, und werden 2. 3 Tage bei Dir bleiben, und werden bei Dir einmal frühstücken. und wann Du zu uns kommst, dann werde ich mich recht freuen. Sebastian Hensel Dies ist seine eigenhändige Unterschrift, Du wirst mit einiger Mühe einige Druckbuchstaben herausfinden, die fing er neulich Abends einmal plötzlich und ohne alle Unterweisung an zu schreiben, und zwar viel deutlicher und besser als hier oben. Das Kind hat wirklich ausgezeichnete Fähigkeiten, und es ist ein doppeltes Glück für ihn, daß er nicht Eltern hat, die ein Wunderkind aus ihm machen wollen, denn das bin ich überzeugt, würde man mit der leichtesten Mühe können. Nun rückt Dein Geburtstag heran. Wenn Du künftig in Leipzig bist, so können wir uns da einmal sammt und sonders bescheren, was einen hübschen Tischvoll ausmachen würde. Für diesmal bekömmst Du v. Rebecka und mir ein englisches Stahlstichwerk, Ansichten v. Granada. Diese Stahlstiche Drucke und Bände der Engländer sind eine kindische Liebhaberei von mir, obwohl sie mir Hensel beständig als Virtuosenwerk vorwirft, er hat doch selbst auch Freude daran. – Wir haben erfahren, daß das Gutachten der Academie ganz außerordentlich ausgefallen, und von Allen einstimmig genehmigt worden ist, wir wollen suchen uns eine Abschrift davon zu verschaffen. Hast Du erfahren, daß neulich in einer Gesellschaft bei Rebecka eine Versöhnung mit Droysen stattgefunden hat? Zu meiner großen Freude, denn theils habe ich ihn persönlich sehr gern, und theils kann ich überhaupt Auseinanderkommen mit alten Freunden nicht leiden. Er wird uns nächstens wieder besuchen. Mit Lafont habe ich in der letzten Zeit ziemlich viel Musik gemacht. Er spielt wunderhübsch das muß wahr seyn, in einer eleganten nobeln, einfachen, älteren aber nicht veralteten Weise. Aber seine Prätentionen auf Singen sind unbegreiflich lächerlich, und das ganze Männchen ist und bleibt eine ridicüle höchst veraltete Erscheinung. Er hat gestern mit der Decker hier Musik gemacht, sie sang seine große Bravourarie prächtig vom Blatt, aber dann setzte er sich hin, und schrieb ihr einige Romancen auf, und sang mit ihrer, hoch und tief, mit Läuferchen und Trillerchen das man sich kaum des Lachens enthalten konnte, und daß mir hundertmal die schöne Geschichte v. Pückler, von dem Triller der engl. Damen einfiel. Lebe wohl, ich bin ganz dumm geworden, und kann gar keinen ordentlichen Brief mehr schreiben. Auch bin ich jetzt Lector geworden, und lese drei verschiedenen Leuten drei verschiedene Autoren des Tags vor. h Morgens Vater die Zeitung, Nachmittags Hensel den Shakespeare, und Abends Sebastian den Löhr. Jetzt will ich Dir eine Lektorenpflicht erfüllen. Fanny Hensel 27stenDa wir heut Antwort aus Paris erhalten haben, so kann ich Dir noch in diesem Brief nähere Nachricht über unsern Reiseplan geben. Alles vorausgesetzt, daß der König uns Reisegeld giebt, denn sonst bleiben wir zu Haus, und wischen uns das Maul, es ist aber kaum zu bezweifeln. Mit der Ausstellung in Paris ist es für dies Jahr nichts. Die Bilder müssen bis zum 18ten Febr: spätestens da seyn, und dies ist wenn selbst hier Alles in Ordnung wäre, ein Ding der Unmöglichkeit. Die Ausstellung dauert bis zum ersten Juni, unser Plan ist nun, gegen den 1sten Mai von hier abzureisen, um gemächlich, mit gehörigem Aufenthalt reisen zu können, und noch das Ende der Ausstellung zu sehn. Dann gleich ins Seebad zu gehn, wahrscheinlich nach Dieppe, und wieder nach Paris zurückzukommen, da sie wie Du wissen wirst, dort den herzbrechenden Unsinn pflegen, die neuen Bilder vor den alten im Museum aufzustellen, welches während dieser ganzen Zeit unsichtbar bleibt. Wir müssen also zurück um das Museum zu sehn, und denken dann noch irgend eine hübsche Rückreise zu machen, wie wissen wir selbst noch nicht. Ich hoffe nun, daß Du nicht verhindert seyn wirst, uns Anfangs Mai in Düsseldorf zu erwarten, oder uns bis Ffurt entgegen zu kommen. Fanny Hensel Da ich Dir so lange nicht als icke geschrieben habe, so will ich es auch heut nicht thun; überhaupt nicht eher wohl, als bis ich weiß, wo Du Dein Haupt nächstes Jahr niederlegst. Qui sait ou l’on va! Ich gratulire Dir also zum Geburtstag, hätte Pauline mich etwas früher benachrichtigt, daß ein Fell mit Stickerei der Gegenstand Deiner Wünsche ist, wäre ich ihm nachgekommen, nur aber ists zu spät, darum solls noch später werden, bis zum nächsten Winter, vielleicht nehme ich die Arbeit mit auf die Reise. Gratulire Hübners zu Droysen, über den ich mich sehr freue, endlich einmal heirathet ein Freund von uns in eine erreichbare Familie, bis jetzt sind alle durch Heirathen von uns vertrieben worden. Indem ich so überlege, fällt mir erst ein, wie lange ich nicht geschrieben habe, ich rechne Vaters Briefe immer für von mir. Und wie gesagt, ehe Du nicht über Deine Zukunft wieder bestimmt hast, kann ich nicht ruhig plaudern, dazu nimm, daß ich den Winter ebensogut hätte in Krähwinkel wohnen können, als in der Residenz Preußens, ich komme nicht aus meinen 4 Mäuerchen, meine Gelehrsamkeit, Künstlerschaft, Vorlesen, Kind, beschäftigen mich sehr, und noch nie ist mir Zeit so schnell vergangen als eben dieser Winter. Mit Albert Heidemann und Droysen bin ich wieder sehr gut Freund, zu meiner Freude. Erzähle doch Pauline, ich hätte zu Weihnachten 2 weiße Palatinen mit Schwan besetzt, bekommen, die eine habe ich in einer kleinen fête bei mir zum Besten einer Kleinkinderschule verloos’t, Klärchen Steffens hat sie unter allgemeinem Geschrei und Neid der anwesenden Damen gewonnen, und die kleinen Kinder haben so beinahe 10 rlr. bekommen. Fräulein v. Sybel ihrer kostet aber nicht so viel, die ist auf meinen Rath gekauft, überhaupt bemuttere ich den jungen Sybel sehr, er gefällt mir aber ganz gut, und ist für sein Alter sehr vernünftig. Die letzte Seite reservirt sich Fanny. So leb denn wohl, hoffentlich sehen wir uns 4 und 26jährig. An den Alhra fass ich auch an. Rebecka Lejeune Dirichlet Ich will Dir nur noch sagen, daß ich Dich bitte, auch jetzt nachdem der Plan mit der Pariser Ausstellung sich in Wohlgefallen aufgelöst hat, nicht etwa, zufällig mit Jemandem davon zu sprechen Dir wünschen es nicht. Heut ist das schönste Wetter, das will ich jetzt benutzen, und Dir als Gratulant, mich empfehlen. Aber bist Du auch im Mai zu Hause? Antworte bald. Fanny Hensel
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Mendelssohn Bartholdy</addrLine><addrLine><hi n="1" rend="underline">Düsseldorf</hi></addrLine></address></head></div><div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_64e2ab43-605e-44ed-889f-abc5fc56288b"><docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_acf5a043-fc3d-4500-9cce-5e06f59df2f4">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_ca83f890-6ebc-4bea-9fd9-947e59c8be73">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><dateline rend="right">Berlin, <date cert="high" when="1835-01-16" xml:id="date_db11ac98-7147-4137-b4d6-e67282c7189c">16ten Januar</date></dateline><dateline rend="right"><date cert="high" when="1835-01-16" xml:id="date_9d0e89d2-d58f-447b-afae-6faca257379e"><choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_3a3a1445-2bd1-406c-b9de-a8749e81f89f"><sic resp="writer">1834</sic><corr resp="editor">1835</corr></choice></date></dateline><p style="paragraph_without_indent">Das war einmal ein ordentlicher Brief, Du sollst bedankt seyn. Nun habe ich Dir wieder viel zu antworten, und viel zu sagen, und da Dir die Tagebuchart des vorigen Briefes behagte, so will ich auf alle Fälle wieder anfangen, wenn auch der Brief dann eine Weile wieder liegen bleibt, was ich nicht verhindern werde, denn die Tage fliegen jetzt. H. v. Sybel sagte uns gestern in den Jahreszeiten, Du habest wieder Verdruß gehabt, wir sind recht gespannt auf Briefe von Dir, hoffentlich ist es nicht so arg, aber doch immer unangenehm genug, Du hast schon viel Verdruß zu bestehen gehabt, und was das Schlimmste ist, ich fürchte, es ist immer nicht der Mühe werth, und was mir gewiß, scheint, ist, daß Du nicht über Deinen Contrakt in Düsseldorf bleiben wirst. Leipzig würde mich der Nähe wegen sehr freuen, und ich hoffe immer noch, es kommt zu Stande. Nun will ich Dir, ganz unter uns, unsre nächsten Plane sagen. Du weißt aber welch ein Rad zwischen Berlin und Düsseldorf geht, und kannst Dir denken, daß uns dran gelegen ist, es auch dort nicht vor der Zeit bekannt werden zu lassen, ich bitte Dich also sehr, gieb, wie Du zu sagen pflegst, der Welt das erste Beispiel. Wir werden Dich nächstens besuchen. Ist Dir das angenehm? Wir haben nämlich nach Paris geschrieben, um uns zu erkundigen ob dies Jahr dort Ausstellung ist. Wenn es ist, und die Unterhandlungen hier nicht<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> gar zu langsam gehn, und der König es erlaubt (Du siehst noch viele wenns) so gehn wir mit dem Bilde nach Paris, und kommen dann über Düsseldorf und besuchen Dich auf 8 Tage, worauf ich mich freue wie ein Kaninchen. Findet die Combination mit dem Bilde nicht statt, so gehn wir wahrscheinlich doch nach Paris, nur etwas später, ungefähr im April, und halten uns einige Tage in Weimar, Frankfurt und Düsseldorf auf. Kannst, und willst Du uns dann nach Ffurt entgegen kommen, so haben wir etwas mehr Zeit mit einander zuzubringen und reisen zusammen zurück. Wird das nicht lustig? An unsre Pariser Reise denken wir dann in ein Seebad zu knüpfen, und so werden wir im Ganzen etwa 4 Monate abwesend seyn. Du frägst nach dem Stande der Bildangelegenheit, und da will ich Dir <add place="above">sagen<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add>, daß das Ministerium ein Gutachten von der Academie gefordert, und der alte Schadow zu H. gesagt hat: er würde zufrieden seyn. Sie haben zugleich das Bild taxiren müssen, und wenn sie dabei nur irgend honnett verfahren, so ist es H. sehr angenehm, dem Fordern auszuweichen.</p><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_836e1279-61bd-4639-a621-70e4a03b3fa4"><docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_667bcf67-7a31-42cd-89c2-c15e568306f6">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_0d28edc1-a668-4d7c-bbe3-6e8702bace22">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><hi n="1" rend="underline"><date cert="high" when="1835-01-21" xml:id="date_2e047e94-67f9-4ef9-8c3a-e510b1be7ac3">21ten.</date></hi> Welchen <hi rend="latintype">furor</hi> Deine <add place="above">neuen<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> <title xml:id="title_50ee6f10-5dc1-4660-ad92-b05bceb0683a">Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ik6djsqn-irvs-tdwe-pgzd-5fsiperzgacs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100630" style="hidden">Sechs Präludien und Fugen für Klavier, 1837; enthält MWV U 116 und U 66, U 129 und U 105, U 131 und U 91, U 122 und U 108, U 126 und U 106, U 135 und U 128<idno type="MWV">SD 14</idno><idno type="op">35</idno></name></title> hier machen, das kann ich Dir gar nicht beschreiben, ich spiele sie überall, und regelmäßig fallen ein Paar Damen dabei in Ohnmacht. Unter andern in unserm Künstlerkränzchen, wo sie Alle sehr<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <note resp="UW" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_6c11078c-a47a-46b9-8336-17dc6b52ebcd" xml:lang="de">Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 30/106.</note>unverständige <hi rend="latintype">fanatici per la musica</hi> sind, und Walzer und Seb. Bach lieben, haben sie mir aufgetragen Dir schriftlich die Hände zu küssen. Für die eine Stelle in der Fuge will ich Deinem Wunsch gemäß eine Aenderung vorschlagen.</p><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_33597bcb-c077-425a-9ad8-39dd481282bc"><docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_c5793395-05a3-4c44-8f62-a09487742e3d">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_7564db3c-f789-407a-9264-1df945dec62f">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><date cert="high" when="1835-01-22" xml:id="date_b34db015-7424-4b89-a2d3-58af7ed65e0d"><hi n="1" rend="underline">22sten</hi></date>. Als ich neulich eben anfangen wollte zu schreiben, kam Marx und blieb sehr lange, als er fort war, schrieb ich obige 3 Zeilen, da kam ein andrer Besuch, und dann wars zu spät. Also: könntest Du nicht nach dieser Stelle <figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="quarter_page" type="notated_Music" xml:id="figure_3013b2d0-ac63-44b2-9676-18b1addaba59"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1835-01-27-01-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. b. d. 30/106, fol. 2r.</head><figDesc style="display_none">Notennotat – Felix Mendelssohn Bartholdy Sechs Präludien und Fugen für Klavier, 1837.</figDesc></figure> mit Uebergehung einer ganzen Zeile gleich ins <hi rend="latintype">unisono</hi> kommen? Es müßten dann einige Noten geändert werden. Der Schluß dächte ich ließe sich auch leicht etwas voller machen.</p><p>Seitdem ist Dein letzter Brief <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_c963d882-1376-41e1-a8b1-51ea0c1b983c"><corr resp="writer">an</corr><sic resp="writer">ein</sic></choice> Vater angekommen. Da ich fast nicht zweifle, daß Du Leipzig wählen wirst, so freue ich mich unendlich auf Deine Nähe. Da kann man dann ein Paarmal des Jahrs zum Concert herüberreisen, und überhaupt einmal, irgend einem <hi rend="latintype">whim</hi> nachgebend, sich heut Abend entschließen und morgen Abend bei Dir seyn. Und wie ehrwürdig wirst Du, (Schülerin des <hi rend="latintype">Plato</hi>) Dich an des alten Seb. Bachs Stell und Stuhl ausnehmen. Ach hättest Du je solche Musik gemacht, wie ich heut! Laß mich die kaum geheilte Wunde nicht wieder aufreißen, Blankensee hat mit mir gespielt. <figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="eighth_page" type="drawing" xml:id="figure_deef15c2-4ec1-4d24-b6c6-5ad9bdb735d3"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Zeichnungen/gb-1835-01-27-01-Z-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Zeichnung: GB-Ob, M.D.M. b. d. 30/106, fol. 2r.</head><figDesc style="display_none">Karikaturistische Zeichnung.</figDesc></figure> Oweh das soll ein Gesicht seyn, das die Zunge rausblökt, es ist aber nicht zu erkennen.</p><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div><div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_7a9647e1-222a-449c-9172-ca143bf0fbbf"><docAuthor key="PSN0111898" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_973bdb4d-2861-438c-928e-99b7faa58f4d">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830–1898)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_8acc22b0-a08f-4371-afc9-4a338eee5364">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Onkel Felix</seg>, ich habe Dich recht lieb, und wenn Du mal herkömmst, so werde ich mit Mutter was kaufen, und werde Dir das schenken. Lieber O. F. wir werden Dich besuchen, und werden 2. 3 Tage bei Dir bleiben, und werden bei Dir einmal frühstücken.<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> und wann Du zu uns kommst, dann werde ich mich recht freuen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_8d9e26ba-e628-4892-85b4-01b624d5a603" xml:lang="de">Notiert von Fanny Hensel.</note></p><signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Sebastian Hensel</add></signed><signed rend="right"><figure rend="inline_big_size" style="right" subtype="quarter_page" type="drawing" xml:id="figure_17b068d4-8875-4023-bd51-686f9519efb6"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Zeichnungen/gb-1835-01-27-01-Z-002.jpg"></graphic><head style="display_none">Zeichnung: GB-Ob, M.D.M. b. d. 30/106, fol. 2v.</head><figDesc style="display_none">Eigenhändige Unterschrift von Sebastian Hensel.</figDesc></figure></signed></div><div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_8fcfb632-e8f5-48a8-b9aa-0f0aa88cee8c"><docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_b2e197a7-2769-4601-8eee-a1577c716755">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_fe089c60-4a0d-40b4-a420-2c394aa44b2a">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">Dies ist seine eigenhändige Unterschrift, Du wirst mit einiger Mühe einige Druckbuchstaben herausfinden, die fing er neulich Abends einmal plötzlich und ohne alle Unterweisung an zu schreiben, und zwar viel deutlicher und besser als hier oben. Das Kind hat wirklich ausgezeichnete Fähigkeiten, und es ist ein doppeltes Glück für ihn, daß er nicht Eltern hat, die ein Wunderkind aus ihm machen wollen, denn das bin ich überzeugt, würde man mit der leichtesten Mühe können.</p><p>Nun rückt Dein Geburtstag heran. Wenn Du künftig in Leipzig bist, so können wir uns da einmal sammt und sonders bescheren, was einen hübschen Tischvoll ausmachen würde. Für diesmal bekömmst Du v. Rebecka und mir ein englisches Stahlstichwerk, Ansichten v. <hi rend="latintype">Granada</hi>. Diese Stahlstiche Drucke und Bände der Engländer sind eine kindische Liebhaberei von mir, obwohl sie mir Hensel beständig als Virtuosenwerk vorwirft, er hat doch selbst auch Freude daran. – Wir haben erfahren, daß das Gutachten der Academie ganz außerordentlich ausgefallen, und von Allen einstimmig genehmigt worden ist, wir wollen suchen uns eine Abschrift davon zu verschaffen.</p><p>Hast Du erfahren, daß neulich in einer Gesellschaft bei Rebecka eine Versöhnung mit Droysen stattgefunden hat? Zu meiner großen Freude, denn theils habe ich ihn persönlich sehr gern, und theils kann ich überhaupt Auseinanderkommen mit alten Freunden nicht leiden. Er wird uns nächstens wieder besuchen.</p><p><seg type="pagebreak">|5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> <note resp="UW" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_f245be23-dbe9-470c-a5c9-582a3afdf4b2" xml:lang="de">Beginn des Briefteil in GB-Ob, M.D.M. 30/219.</note>Mit Lafont habe ich in der letzten Zeit ziemlich viel Musik gemacht. Er spielt wunderhübsch das muß wahr seyn, in einer eleganten nobeln, einfachen, älteren aber nicht veralteten Weise. Aber seine Prätentionen auf Singen sind unbegreiflich lächerlich, und das ganze Männchen ist und bleibt eine ridicüle höchst veraltete Erscheinung. Er hat gestern mit der Decker hier Musik gemacht, sie sang seine große Bravourarie prächtig vom Blatt, aber dann setzte er sich hin, und schrieb ihr einige Romancen auf, und sang mit ihr<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_154b2cd0-1247-4a99-a86e-1d77d0ab8f7b">er</del>, hoch und tief, mit Läuferchen und Trillerchen das man sich kaum des Lachens enthalten konnte, und daß mir hundertmal die schöne Geschichte v. Pückler, von dem Triller der engl. Damen einfiel.</p><p><seg type="closer">Lebe wohl, ich bin ganz dumm geworden, und kann gar keinen ordentlichen Brief mehr schreiben.</seg> Auch bin ich jetzt Lector geworden, und lese drei verschiedenen Leuten drei verschiedene Autoren des Tags vor.<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_4d9e220f-58c2-427d-8f3d-79482ea94d35">h</del> Morgens Vater die Zeitung, Nachmittags Hensel den <hi rend="latintype">Shakespeare</hi>, und Abends Sebastian den Löhr. Jetzt will ich Dir eine Lektorenpflicht erfüllen.</p><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div><div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_e5c725f5-8615-4d3c-8679-cd5c6d71fff7"><docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_58ec873d-e634-44c7-bd41-6a504b12ace4">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_51cf9f9b-66a8-4483-bf34-9cd0aab19a8a">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><dateline rend="left"><hi n="1" rend="underline"><date cert="high" when="1835-01-27" xml:id="date_77552c2d-97d4-4260-9245-7071276f19e1">27sten</date></hi></dateline><p style="paragraph_without_indent">Da wir heut Antwort aus Paris erhalten haben, so kann ich Dir noch in diesem Brief nähere Nachricht über unsern Reiseplan geben. Alles vorausgesetzt, daß der König uns Reisegeld<seg type="pagebreak"> |6|<pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> giebt, denn sonst bleiben wir zu Haus, und wischen uns das Maul, es ist aber kaum zu bezweifeln.</p><p>Mit der Ausstellung in Paris ist es für dies Jahr nichts. Die Bilder müssen bis zum 18ten Febr: spätestens da seyn, und dies ist wenn selbst hier Alles in Ordnung wäre, ein Ding der Unmöglichkeit. Die Ausstellung dauert bis zum ersten Juni, unser Plan ist nun, gegen den 1sten Mai von hier abzureisen, um gemächlich, mit gehörigem Aufenthalt reisen zu können, und noch das Ende der Ausstellung zu sehn. Dann gleich ins Seebad zu gehn, wahrscheinlich nach <hi rend="latintype">Dieppe</hi>, und wieder nach Paris zurückzukommen, da sie wie Du wissen wirst, dort den herzbrechenden Unsinn pflegen, die neuen Bilder vor den alten im Museum aufzustellen, welches während dieser ganzen Zeit unsichtbar bleibt. Wir müssen also zurück um das Museum zu sehn, und denken dann noch irgend eine hübsche Rückreise zu machen, wie wissen wir selbst noch nicht. Ich hoffe nun, daß Du nicht verhindert seyn wirst, uns Anfangs Mai in Düsseldorf zu erwarten, oder uns bis Ffurt entgegen zu kommen.</p><signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div><div n="7" type="act_of_writing" xml:id="div_518bf6a6-30c1-405d-8dbf-dbd963ce648a"><docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_e7e6247e-d44a-46c3-859d-54e667bb59cd">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor><docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_e45880cf-b6f8-44a8-9e1f-c818878b2a48">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">Da ich Dir so lange nicht als icke geschrieben habe, so will ich es auch heut nicht thun; überhaupt nicht eher wohl, als bis ich weiß, wo Du Dein Haupt nächstes Jahr niederlegst. <hi rend="latintype">Qui sait ou l’on va</hi>! Ich gratulire Dir<seg type="pagebreak"> |7|<pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> <note resp="UW" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_02b66098-fb17-4d4b-8346-6ce386cdb561" xml:lang="de">Beginn des Briefteil in GB-Ob, M.D.M. 30/220.</note>also zum Geburtstag, hätte Pauline mich etwas früher benachrichtigt, daß ein Fell mit Stickerei der Gegenstand Deiner Wünsche ist, wäre ich ihm nachgekommen, nur aber ists zu spät, darum solls noch später werden, bis zum nächsten Winter, vielleicht nehme ich die Arbeit mit auf die Reise. Gratulire Hübners zu Droysen, über den ich mich sehr freue, endlich einmal heirathet ein Freund von uns in eine erreichbare Familie, bis jetzt sind alle durch Heirathen von uns vertrieben worden. Indem ich so überlege, fällt mir erst ein, wie lange ich nicht geschrieben habe, ich rechne Vaters Briefe immer für von mir. Und wie gesagt, ehe Du nicht über Deine Zukunft wieder bestimmt hast, kann ich nicht ruhig plaudern, dazu nimm, daß ich den Winter ebensogut hätte in Krähwinkel wohnen können, als in der Residenz Preußens, ich komme nicht aus meinen 4 Mäuerchen, meine Gelehrsamkeit, Künstlerschaft, Vorlesen, Kind, beschäftigen mich sehr, und noch nie ist mir Zeit so schnell vergangen als eben dieser Winter. Mit Albert Heidemann und Droysen bin ich wieder sehr gut Freund, zu meiner Freude. Erzähle doch Pauline, ich hätte zu Weihnachten 2 weiße Palatinen mit Schwan besetzt, bekommen, die eine habe ich in einer kleinen <hi rend="latintype">fête</hi> bei mir zum Besten einer Kleinkinderschule verloos’t, Klärchen Steffens hat sie unter allgemeinem Geschrei und Neid der anwesenden Damen gewonnen, und die kleinen Kinder haben so beinahe 10 rlr. bekommen. Fräulein v. Sybel ihr<unclear reason="covering" resp="FMBC">er ko</unclear>stet aber nicht so viel, die ist auf meinen Rath ge<unclear reason="covering" resp="FMBC">ka</unclear>uft, überhaupt bemuttere ich den jungen <hi rend="latintype">Sybel</hi> sehr, er gefällt mir aber ganz gut, und ist für sein Alter sehr vernünftig. Die letzte Seite reservirt sich Fanny. So leb denn wohl, hoffentlich sehen wir uns 4 und 26jährig. An den <hi rend="latintype">Alh<gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap>ra</hi> fass ich auch an.</p><signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed></div><div n="8" type="act_of_writing" xml:id="div_ae740313-c650-4682-bdb0-b47bfdbe79b4"><docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_787e8a69-49d1-4a8e-9739-239e7b09eb2d">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_75806dd6-76ee-4a38-8c45-1bd1aec73529">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|8|<pb n="8" type="pagebreak"></pb></seg> Ich will Dir nur noch sagen, daß ich Dich bitte, auch jetzt nachdem der Plan mit der Pariser Ausstellung sich in Wohlgefallen aufgelöst hat, nicht etwa, zufällig mit Jemandem davon zu sprechen <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> Dir wünschen es nicht. Heut ist das schönste Wetter, das will ich jetzt benutzen, und Dir als Gratulant, mich empfehlen. Aber bist Du auch im Mai zu Hause? Antworte bald.</p><signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div></body></text></TEI>