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gb-1835-01-21-01

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Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 21. Januar 1835 Daß Du ein guter Kerl bist, weiß ich seit einigen zwanzig Jahren, habe aber, warum sollt ich es leugnen, zu meiner großen Freude und innern Ergötzlichkeit die Bestätigung davon in Deinem gestrigen Schreiben vom 15ten Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 15. Januar 1835 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. Januar 1835 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 30/14. Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 21. Januar 1835 Daß Du ein guter Kerl bist, weiß ich seit einigen zwanzig Jahren, habe aber, warum sollt ich es leugnen, zu meiner großen Freude und innern Ergötzlichkeit die Bestätigung davon in Deinem gestrigen Schreiben vom 15ten

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext, S. 1 neben und unterhalb der Datumszeile Datierung »Febr. / 35.« von fremder Hand.

Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

21. Januar 1835 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 21sten. Mein lieber Felix!

Daß Du ein guter Kerl bist, weiß ich seit einigen zwanzig Jahren, habe aber, warum sollt ich es leugnen, zu meiner großen Freude und innern Ergötzlichkeit die Bestätigung davon in Deinem gestrigen Schreiben vom 15ten <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 15. Januar 1835</name> gefunden. Habe Dank dafür, und laß mich nun meine Amtsmiene annehmen, als einer,

Qui marche en ses conseils à pas plusDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) mesurés Qu’un doyen du palais ne monte les degrés.

Ich soll über 2 Punkte Dir meine Meinung geben, 1) ob Du Deine Stelle in DüsseldorfDüsseldorfDeutschland aufgeben, und noch einige Jahre sogenannte Kunstreisen machen sollst, od. 2) ob Du sofort, statt des Engagements in Düsseldorf, eins in LeipzigLeipzigDeutschland od. MünchenMünchenDeutschland annehmen sollst. Es gilt gewissermaßen eine Entscheidung für Dein künftiges Leben, und mir fehlen zu einem gründlichen Urtheil eigentliche Sachkenntnisse. Doch will ich Dir sagen, was ich denke, und mich freuen, wenn Du in den Ansichten, die ein längeres Leben mir gegeben, etwas fändest, was Dir in Deinem jungen nützen könnte.

Ich bin nicht dafür, daß Du die angetretene Bahn eines positiven Berufs ganz wied und auf mehrere Jahre wieder verlassest, um eine sogenannte Kunstreise anzutreten, und füge zu all den wichtigen Gründen, die Du selbst dagegen anführst, nun auch den |2| hinzu, daß Dir die Alternative gar nicht zu existiren scheint, und beide Zwecke sich sehr wohl verbinden lassen. Eine jede Anstellung gewährt Dir einen, längern od. kürzern Urlaub, welcher jedenfalls hinreicht, Dich selbst in den entferntesten Städten, zu produciren, wenn Du es wünschest, und Du vermeidest dadurch die bei einem mehrjährigen Umherreisen, besonders in Ländern, die an sich weniger Interesse darbieten, unausbleiblich oft eintretende Langeweile, Leere, die Angewöhnung an eine Zerfahrenheit und Unstätigkeit, welche im spätern Leben ihre üblen Folgen erst äußert. Denke an Bernhard RombergRomberg, Bernhard Heinrich (1767-1841), er war eines der ersten Talente seiner Zeit, und wenn das zu gar nichts geführt hat, als ihn mit sich selbst und allen andern zerfallen zu machen, so schreibe ich das blos seinem unstäten Umherirren zu. Um mir nun die zweite Frage selbst ganz deutlich zu machen, will ich mich eines Verfahrens bedienen, welches GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) gebraucht, und freilich etwas mißbraucht hat; ich will mir die Sache schematisiren. Also 1)

DüsseldorfDüsseldorfDeutschland. Angenehme, centrale Lage, befreundeter Umgang mit Künstlern, mit gebildeten Leuten, Leitung eines SingvereinsSingvereinDüsseldorfDeutschland, und der Kirchenmusik, in welcher derselbe mitwirkt, dreimonatlicher Urlaub, 600 rtr. Gehalt.

Leipzig. Flache, uninteressante Umgebung, der Umgang, so weit ich ihn kenne, steif und einseitig, unkünstlerisch, ebenfalls Direktion eines SingvereinsSingakademieLeipzigDeutschland, dessen Umfang und Mittel ich nicht kenne, Aussicht auf die Direktion der ThomasschuleThomasschuleLeipzigDeutschland, gewissermaßen eines religiösen Musikinstitutes, welches mit dem SingvereinSingakademieLeipzigDeutschland nichts gemein hat, nur aus männlichen Stimmen zusammengesetzt ist; Urlaub 6 Monat, Gehalt gewiß 400, eventuell 600 oder 1600. RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) erinnert mich, wohl mit, weil LeipzigLeipzigDeutschland |3| 60 Meilen näher als DüsseldorfDüsseldorfDeutschland, daß dort auch ein gutes TheaterStadttheaterLeipzigDeutschland und eine brillante Anstalt zu KonzertenGewandhausLeipzigDeutschland bestehe, und sich drittens

Endlich 3) MünchenMünchenDeutschland mit schlechter Umgebung, aber einer centralen Lage, Anstellung bei einem der ersten TheaterKönigliches Hof- und NationaltheaterMünchenDeutschland Deutschlands, gewiß nicht ohne Gelegenheit für kirchlich musikalische Leistungen, Umgang und Lebensweise nach Deinen frühern Äußerungen Dir sehr angenehm, Urlaub für jetzt unbestimmt, Gehalt 11 bis 1200 rtr.

Hiernach nun würde die Sache, positiv und ernsthaft betrachtet, sich so stellen, daß DüsseldorfDüsseldorfDeutschland wegfallen, und die Wahl nur zwischen LeipzigLeipzigDeutschland und MünchenMünchenDeutschland bleibe statt finden würde. Da aber kommt es allein darauf an, ob Du entschlossen bist, die dramatisch musikalische Laufbahn aufzugeben, od. nicht. Willst Du Letzteres, und ich gestehe Dir aufrichtig, daß es mir leid wäre, wenigstens für die nächsten Jahre Deines Lebens sehr wünschenswerth erschiene, so würde mir MünchenMünchenDeutschland eben so unbedingt zu wählen scheinen, als im Gegentheil LeipzigLeipzigDeutschland. Ich kann mir aber auch kaum denken, daß Deine dramatischen Ver bisherigen Versuche eigener dramatischer Productionen, als der mißlungene Versuch einer Operndirektion in DüsseldorfDüsseldorfDeutschland Dich von diesem ganzen Gebiet der Musik entschieden abwendig gemacht haben sollten, einem Gebiete, in welchem die höchsten Leistungen bereits erfolgt, und die Möglichkeit, dergleichen nach einer andern Richtung auch noch jetzt sich müßten bewirken lassen, nicht abzuleugnen ist. Und Du nun in MünchenMünchenDeutschland, als einer katholischen Stadt und unter dem jetzigen KönigeBayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868) vorzüglich es an Gelegenheit nicht fehlen kann, kirchliche Musik zu hören, zu schreiben und aufzuführen, so würdest Du eins thun können, und das Andre nicht zu lassen brauchen. Ist es aber Dein wohlüberlegter Wille, mit dem Theater nichts mehr zu theilen |4| zu haben, so würde die Anstellung in LeipzigLeipzigDeutschland, nebenbei dem Centralpunkt auch für musikalische Schriftsteller, die den großen Vorzug eines längeren Urlaubs, eines ruhigeren, concentrirteren Studirens und Schaffens darbieten. Wenn Du nun nach diesem Allen, nicht klüger bist als Du warst, so bist Du wenigstens so klug wie ich, und hast vielleicht einige heitere Punkte gewonnen, von welchem aus Du die Sache betrachten, und Deine Wahl treffen kannst. Daß mir und uns Allen, LeipzigLeipzigDeutschland das Angenehmste wäre, sollt ich Dir gar nicht sagen, wenn ich nicht wüßte, daß Du Dir es selbst sagen mußt.

Abraham Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) ist aus, und ich benutze dies leere Plätzchen, Dir meine Freude über erweiterte und mannichfachere Aussichten mitzutheilen. Mir um so willkommner, als sie genau in einem Moment des Unmuths über die Dummheiten des VereinsSingvereinDüsseldorfDeutschland sich Dir eröffnen. Am glänzendsten erscheint mir M.MünchenDeutschland; Du mußt aber beurtheilen, in wie fern das dortige Leben Dir angenehm und wirksam erscheint. Kannst Du aber Seb. BachsBach, Johann Sebastian (1685-1750) Stadt mit der der Konc.GewandhausLeipzigDeutschland in L. vereinen, so kömmts mir fast vor, als sei sie Deinem genre und Hange am Angemeßensten. Die Nähe wär ein Glück für uns, Du mußt sie aber nicht berücksichtigen, denn Du gehst erst ins künftige Leben ein, und sollst es Dir auf Deine Weise, Dir angemeßen und behagl. gestalten. Dazu kömmt, daß Du beide Städte am besten kennst, und Licht und Schatten derselben daher zu beurtheilen vermagst. Alceste, wähle Du!<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111398" style="hidden" type="music">Alceste GluckWV 1.38</name> Gott segne Dich, vernünftiger lieber Mensch! VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) erhielt gest. an d. BörseBörseBerlinDeutschland Deinen Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 15. Januar 1835</name> und gab ihn mir ganz gerührt und durchdrungen über Deine kindliche Bravheit. Er ist überhaupt jetzt sehr freundlich und gut. Sonnt. war Albert.Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879) zum 1mal nach ihres VatersHeine, Heinrich Carl (bis 1812: Henoch Calmon) (1775-1835) Tod bei uns, und obgleich Vater im Gespräch mit Varnh.Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858), SteffensSteffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845) und GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) begriffen war, ging er zu ihr, und forderte sie in den liebreichsten Ausdrücken auf, Brüderschaft mit ihm zu trinken. Du kannst Dir denken, wie das jetzt so weiche Mädchen übermäßig gerührt und überrascht war. – Bei DevrientsDevrient, Familie von → Philipp Eduard D. amusirten wir uns sehr. ThereseDevrient, Marie Therese (1803-1882) als Großmutter und MarieDevrient, Marie Wilhelmine (1825-1874) Rothkäppchen<name key="PSN0115334" style="hidden" type="author">Tieck, Johann Ludwig (1773–1853)</name><name key="CRT0112187" style="hidden" type="dramatic_work">Leben und Tod des kleinen Rothkäppchens. Eine Tragödie</name> waren höchst vortreffl., der kleine FelixDevrient, Carl Felix (1826-1907) als Hund, der seinem PapaDevrient, Philipp Eduard (1801-1877)-Wolf die größten Lehren giebt, äußerst komisch: in d. letzten Scene wurde MarieDevrient, Marie Wilhelmine (1825-1874) wahrhaft tragisch. – Mont. gab BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) den NoeldechensNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)Nöldechen, Friedrich Wilhelm Carl Detlef (1806-1885) eine sehr muntre soirée, wo einige Sachen v. Dir gespielt und gesungen wurden. Am Schluß machte man eine Lotterie zum Besten der Kinderanstalt, v. einer der Palatinen (weiß. Atlas mit cygne) deren Reb.Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) 2 gleiche zu Weihnachten bekommen hatte, und wobei VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) sehr munter war. Clärchen St.Steffens, Clara (Claire) (1806-1865) gewann sie, und die armen Kinder lösten 9 rt. 10 gl. – Heut Abend ist Verherrlichung bei mir, auch auf VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Wunsch, LafontLafont, Charles Philippe (1781-1839) wird spielen und Devr.sDevrient, Philipp Eduard (1801-1877)Devrient, Marie Therese (1803-1882) singen. ErstererDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) hat bei FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) gr. <hi rend="latintype">trio</hi> v. Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name> Sonnt. wirkliche Thränen gepiangert. Aber mein Herz vermißt Dich und sehnt sich nach Dir.

|1| daß wir auch versprechen, uns ohne Gesellschaft oft aufzusuchen. Ich umarme Dich mit affection de coeur. – Die Klekse sind nicht v. meiner Mache.Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Lea Mendelssohn Bartholdy
            Berlin den 21sten. Mein lieber Felix!
Daß Du ein guter Kerl bist, weiß ich seit einigen zwanzig Jahren, habe aber, warum sollt ich es leugnen, zu meiner großen Freude und innern Ergötzlichkeit die Bestätigung davon in Deinem gestrigen Schreiben vom 15ten gefunden. Habe Dank dafür, und laß mich nun meine Amtsmiene annehmen, als einer,
Qui marche en ses conseils à pas plus mesurés Qu’un doyen du palais ne monte les degrés.
Ich soll über 2 Punkte Dir meine Meinung geben, 1) ob Du Deine Stelle in Düsseldorf aufgeben, und noch einige Jahre sogenannte Kunstreisen machen sollst, od. 2) ob Du sofort, statt des Engagements in Düsseldorf, eins in Leipzig od. München annehmen sollst. Es gilt gewissermaßen eine Entscheidung für Dein künftiges Leben, und mir fehlen zu einem gründlichen Urtheil eigentliche Sachkenntnisse. Doch will ich Dir sagen, was ich denke, und mich freuen, wenn Du in den Ansichten, die ein längeres Leben mir gegeben, etwas fändest, was Dir in Deinem jungen nützen könnte.
Ich bin nicht dafür, daß Du die angetretene Bahn eines positiven Berufs ganz wied und auf mehrere Jahre wieder verlassest, um eine sogenannte Kunstreise anzutreten, und füge zu all den wichtigen Gründen, die Du selbst dagegen anführst, nun auch den hinzu, daß Dir die Alternative gar nicht zu existiren scheint, und beide Zwecke sich sehr wohl verbinden lassen. Eine jede Anstellung gewährt Dir einen, längern od. kürzern Urlaub, welcher jedenfalls hinreicht, Dich selbst in den entferntesten Städten, zu produciren, wenn Du es wünschest, und Du vermeidest dadurch die bei einem mehrjährigen Umherreisen, besonders in Ländern, die an sich weniger Interesse darbieten, unausbleiblich oft eintretende Langeweile, Leere, die Angewöhnung an eine Zerfahrenheit und Unstätigkeit, welche im spätern Leben ihre üblen Folgen erst äußert. Denke an Bernhard Romberg, er war eines der ersten Talente seiner Zeit, und wenn das zu gar nichts geführt hat, als ihn mit sich selbst und allen andern zerfallen zu machen, so schreibe ich das blos seinem unstäten Umherirren zu. Um mir nun die zweite Frage selbst ganz deutlich zu machen, will ich mich eines Verfahrens bedienen, welches Goethe gebraucht, und freilich etwas mißbraucht hat; ich will mir die Sache schematisiren. Also 1)
Düsseldorf. Angenehme, centrale Lage, befreundeter Umgang mit Künstlern, mit gebildeten Leuten, Leitung eines Singvereins, und der Kirchenmusik, in welcher derselbe mitwirkt, dreimonatlicher Urlaub, 600 rtr. Gehalt.
Leipzig. Flache, uninteressante Umgebung, der Umgang, so weit ich ihn kenne, steif und einseitig, unkünstlerisch, ebenfalls Direktion eines Singvereins, dessen Umfang und Mittel ich nicht kenne, Aussicht auf die Direktion der Thomasschule, gewissermaßen eines religiösen Musikinstitutes, welches mit dem Singverein nichts gemein hat, nur aus männlichen Stimmen zusammengesetzt ist; Urlaub 6 Monat, Gehalt gewiß 400, eventuell 600 oder 1600. Rebecka erinnert mich, wohl mit, weil Leipzig 60 Meilen näher als Düsseldorf, daß dort auch ein gutes Theater und eine brillante Anstalt zu Konzerten bestehe, und sich drittens
Endlich 3) München mit schlechter Umgebung, aber einer centralen Lage, Anstellung bei einem der ersten Theater Deutschlands, gewiß nicht ohne Gelegenheit für kirchlich musikalische Leistungen, Umgang und Lebensweise nach Deinen frühern Äußerungen Dir sehr angenehm, Urlaub für jetzt unbestimmt, Gehalt 11 bis 1200 rtr.
Hiernach nun würde die Sache, positiv und ernsthaft betrachtet, sich so stellen, daß Düsseldorf wegfallen, und die Wahl nur zwischen Leipzig und München bleibe statt finden würde. Da aber kommt es allein darauf an, ob Du entschlossen bist, die dramatisch musikalische Laufbahn aufzugeben, od. nicht. Willst Du Letzteres, und ich gestehe Dir aufrichtig, daß es mir leid wäre, wenigstens für die nächsten Jahre Deines Lebens sehr wünschenswerth erschiene, so würde mir München eben so unbedingt zu wählen scheinen, als im Gegentheil Leipzig. Ich kann mir aber auch kaum denken, daß Deine dramatischen Ver bisherigen Versuche eigener dramatischer Productionen, als der mißlungene Versuch einer Operndirektion in Düsseldorf Dich von diesem ganzen Gebiet der Musik entschieden abwendig gemacht haben sollten, einem Gebiete, in welchem die höchsten Leistungen bereits erfolgt, und die Möglichkeit, dergleichen nach einer andern Richtung auch noch jetzt sich müßten bewirken lassen, nicht abzuleugnen ist. Und Du nun in München, als einer katholischen Stadt und unter dem jetzigen Könige vorzüglich es an Gelegenheit nicht fehlen kann, kirchliche Musik zu hören, zu schreiben und aufzuführen, so würdest Du eins thun können, und das Andre nicht zu lassen brauchen. Ist es aber Dein wohlüberlegter Wille, mit dem Theater nichts mehr zu theilen zu haben, so würde die Anstellung in Leipzig, nebenbei dem Centralpunkt auch für musikalische Schriftsteller, die den großen Vorzug eines längeren Urlaubs, eines ruhigeren, concentrirteren Studirens und Schaffens darbieten. Wenn Du nun nach diesem Allen, nicht klüger bist als Du warst, so bist Du wenigstens so klug wie ich, und hast vielleicht einige heitere Punkte gewonnen, von welchem aus Du die Sache betrachten, und Deine Wahl treffen kannst. Daß mir und uns Allen, Leipzig das Angenehmste wäre, sollt ich Dir gar nicht sagen, wenn ich nicht wüßte, daß Du Dir es selbst sagen mußt.
Abraham Mendelssohn Bartholdy
Vater ist aus, und ich benutze dies leere Plätzchen, Dir meine Freude über erweiterte und mannichfachere Aussichten mitzutheilen. Mir um so willkommner, als sie genau in einem Moment des Unmuths über die Dummheiten des Vereins sich Dir eröffnen. Am glänzendsten erscheint mir M. ; Du mußt aber beurtheilen, in wie fern das dortige Leben Dir angenehm und wirksam erscheint. Kannst Du aber Seb. Bachs Stadt mit der der Konc. in L. vereinen, so kömmts mir fast vor, als sei sie Deinem genre und Hange am Angemeßensten. Die Nähe wär ein Glück für uns, Du mußt sie aber nicht berücksichtigen, denn Du gehst erst ins künftige Leben ein, und sollst es Dir auf Deine Weise, Dir angemeßen und behagl. gestalten. Dazu kömmt, daß Du beide Städte am besten kennst, und Licht und Schatten derselben daher zu beurtheilen vermagst. Alceste, wähle Du! Gott segne Dich, vernünftiger lieber Mensch! Vater erhielt gest. an d. Börse Deinen Br. und gab ihn mir ganz gerührt und durchdrungen über Deine kindliche Bravheit. Er ist überhaupt jetzt sehr freundlich und gut. Sonnt. war Albert. zum 1mal nach ihres Vaters Tod bei uns, und obgleich Vater im Gespräch mit Varnh., Steffens und Gans begriffen war, ging er zu ihr, und forderte sie in den liebreichsten Ausdrücken auf, Brüderschaft mit ihm zu trinken. Du kannst Dir denken, wie das jetzt so weiche Mädchen übermäßig gerührt und überrascht war. – Bei Devrients amusirten wir uns sehr. Therese als Großmutter und Marie Rothkäppchen waren höchst vortreffl., der kleine Felix als Hund, der seinem Papa-Wolf die größten Lehren giebt, äußerst komisch: in d. letzten Scene wurde Marie wahrhaft tragisch. – Mont. gab Beckchen den Noeldechens eine sehr muntre soirée, wo einige Sachen v. Dir gespielt und gesungen wurden. Am Schluß machte man eine Lotterie zum Besten der Kinderanstalt, v. einer der Palatinen (weiß. Atlas mit cygne) deren Reb. 2 gleiche zu Weihnachten bekommen hatte, und wobei Vater sehr munter war. Clärchen St. gewann sie, und die armen Kinder lösten 9 rt. 10 gl. – Heut Abend ist Verherrlichung bei mir, auch auf Vaters Wunsch, Lafont wird spielen und Devr. s singen. Ersterer hat bei Fannys gr. trio v. Beeth. Sonnt. wirkliche Thränen gepiangert. Aber mein Herz vermißt Dich und sehnt sich nach Dir.
 daß wir auch versprechen, uns ohne Gesellschaft oft aufzusuchen. Ich umarme Dich mit affection de coeur. – Die Klekse sind nicht v. meiner Mache.
Lea Mendelssohn Bartholdy          
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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_eaf28947-4971-41b1-af5f-d1f0091294e3"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_67557329-247d-4f6d-b9e8-b39dfe5de246"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 30/14.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1835-02-21-01" type="letter" xml:id="title_ee96abc6-4711-4903-b380-7740f6e3f213">Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf;  Berlin, 21. Januar 1835</title> <incipit>Daß Du ein guter Kerl bist, weiß ich seit einigen zwanzig Jahren, habe aber, warum sollt ich es leugnen, zu meiner großen Freude und innern Ergötzlichkeit die Bestätigung davon in Deinem gestrigen Schreiben vom 15ten</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext, S. 1 neben und unterhalb der Datumszeile Datierung »Febr. / 35.« von fremder Hand.</p> <handDesc hands="2"> <p>Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-01-21" xml:id="date_85cd9e85-ed44-47cf-954a-5d2b73eec8e0">21. Januar 1835</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_dfc32a68-c078-4350-80ae-1cc305b9fbb9">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_f98db334-8fcf-4d33-92ff-819387cb30cb">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_cd1347ac-9246-40ee-bf04-fe68334a15a4"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_bc3b94d3-71f6-4319-a8f3-3168c49b8696">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2e7b2714-2514-40d5-b561-e3df7401a9d0"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_01008af6-f023-455d-8447-eaf554e4a8a2"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_6bab1a57-5998-44cd-a203-64e6b7852e8e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_35209978-0a42-4504-aa29-70fd96621093">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1835-01-21" xml:id="date_a43cb12e-5bca-411c-a887-95e431e98a97">21sten</date>.</dateline> <salute rend="left">Mein lieber Felix!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Daß Du ein guter Kerl bist, weiß ich seit einigen zwanzig Jahren, habe aber, warum sollt ich es leugnen, zu meiner großen Freude und innern Ergötzlichkeit die Bestätigung davon in Deinem gestrigen <title xml:id="title_13a97b83-83be-496f-88c1-ff71fcfc2990">Schreiben vom 15ten <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 15. Januar 1835</name> </title> gefunden. Habe Dank dafür, und laß mich nun meine Amtsmiene annehmen, als einer,</p> <p><hi rend="latintype">Qui marche en ses conseils à pas <add place="above">plus<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> mesurés Qu’un doyen du palais ne monte les degrés.</hi> </p> <p>Ich soll über 2 Punkte Dir meine Meinung geben, 1) ob Du Deine Stelle in <placeName xml:id="placeName_7d5df0c8-fe87-4d5d-b626-f355f34893b9">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aufgeben, und noch einige Jahre sogenannte Kunstreisen machen sollst, od. 2) ob Du sofort, statt des Engagements in Düsseldorf, eins in <placeName xml:id="placeName_33178615-4b07-4989-8ff4-2e07f3c6e7bb">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> od. <placeName xml:id="placeName_a83ed5b0-f4a6-4f44-a82e-0c672a0a8097">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> annehmen sollst. Es gilt gewissermaßen eine Entscheidung für Dein künftiges Leben, und mir fehlen zu einem gründlichen Urtheil eigentliche Sachkenntnisse. Doch will ich Dir sagen, was ich denke, und mich freuen, wenn Du in den Ansichten, die ein längeres Leben mir gegeben, etwas fändest, was Dir in Deinem jungen nützen könnte.</p> <p>Ich bin nicht dafür, daß Du die angetretene Bahn eines positiven Berufs ganz <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_7decc36e-5e40-4a76-bb13-27dfc0dad728">wied</del> und auf mehrere Jahre wieder verlassest, um eine sogenannte Kunstreise anzutreten, und füge zu all den wichtigen Gründen, die Du selbst dagegen anführst, nun auch den<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> hinzu, daß Dir die Alternative gar nicht zu existiren scheint, und beide Zwecke sich sehr wohl verbinden lassen. Eine jede Anstellung gewährt Dir einen, längern od. kürzern Urlaub, welcher jedenfalls hinreicht, Dich selbst in den entferntesten Städten, zu produciren, wenn Du es wünschest, und Du vermeidest dadurch die bei einem mehrjährigen Umherreisen, besonders in Ländern, die an sich weniger Interesse darbieten, unausbleiblich oft eintretende Langeweile, Leere, die Angewöhnung an eine Zerfahrenheit und Unstätigkeit, welche im spätern Leben ihre üblen Folgen erst äußert. Denke an <persName xml:id="persName_b42094b9-ade7-40a8-b86f-a01f96323ab1">Bernhard Romberg<name key="PSN0114272" style="hidden" type="person">Romberg, Bernhard Heinrich (1767-1841)</name></persName>, er war eines der ersten Talente seiner Zeit, und wenn das zu gar nichts geführt hat, als ihn mit sich selbst und allen andern zerfallen zu machen, so schreibe ich das blos seinem unstäten Umherirren zu. Um mir nun die zweite Frage selbst ganz deutlich zu machen, will ich mich eines Verfahrens bedienen, welches <persName xml:id="persName_91585ec0-3441-4b78-adeb-9ff2a7c07303">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> gebraucht, und freilich etwas mißbraucht hat; ich will mir die Sache schematisiren. Also 1) </p> <p><hi n="1" rend="underline"><placeName xml:id="placeName_0e725294-b913-47f2-97c4-0b6df20cbc44">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>. Angenehme, centrale Lage, befreundeter Umgang mit Künstlern, mit gebildeten Leuten, Leitung eines <placeName xml:id="placeName_e23aa999-a460-4766-8980-3b9c6f351979">Singvereins<name key="NST0100306" style="hidden" subtype="" type="institution">Singverein</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und der Kirchenmusik, in welcher derselbe mitwirkt, dreimonatlicher Urlaub, 600 rtr. Gehalt.</p> <p><hi n="1" rend="underline">Leipzig</hi>. Flache, uninteressante Umgebung, der Umgang, so weit ich ihn kenne, steif und einseitig, unkünstlerisch, ebenfalls Direktion eines <placeName xml:id="placeName_d0de393e-2057-4da5-b8e8-f60d9f7b44ae">Singvereins<name key="NST0100329" style="hidden" subtype="" type="institution">Singakademie</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, dessen Umfang und Mittel ich nicht kenne, Aussicht auf die Direktion der <placeName xml:id="placeName_5d8b5532-43b7-40ec-b800-3e357e81a9c1">Thomasschule<name key="NST0100193" style="hidden" subtype="" type="institution">Thomasschule</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, gewissermaßen eines religiösen Musikinstitutes, welches mit dem <placeName xml:id="placeName_56988d4b-e82c-46ea-876f-3dde5f51bc41">Singverein<name key="NST0100329" style="hidden" subtype="" type="institution">Singakademie</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nichts gemein hat, nur aus männlichen Stimmen zusammengesetzt ist; Urlaub 6 Monat, Gehalt gewiß 400, eventuell 600 oder 1600. <persName xml:id="persName_b601c765-5ad7-48e7-8a69-de005e4ba121">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> erinnert mich, wohl mit, weil <placeName xml:id="placeName_996e8f20-2cb5-4522-9612-6bab1f4c4898">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> 60 Meilen näher als <placeName xml:id="placeName_5d019a21-9af3-4c88-a412-4dc554ed0780">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, daß dort auch ein gutes <placeName xml:id="placeName_edbec53b-591c-4d37-8c2c-d703fa027e71">Theater<name key="NST0100511" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und eine brillante <placeName xml:id="placeName_dfd52836-1d5a-403e-8f97-b7737962af10">Anstalt zu Konzerten<name key="NST0100328" style="hidden" subtype="Konzertdirektion" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bestehe,<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_57012501-62e4-412b-bce1-5f388feb0c5f"> und sich drittens</del></p> <p>Endlich 3) <hi n="1" rend="underline"><placeName xml:id="placeName_949ed7bd-8331-4d95-bb9a-2459d4054447">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> mit schlechter Umgebung, aber einer centralen Lage, Anstellung bei einem der ersten <placeName xml:id="placeName_4a9a97f4-dc94-460e-8a26-9acfd9a55aa0">Theater<name key="NST0100393" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Hof- und Nationaltheater</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Deutschlands, gewiß nicht ohne Gelegenheit für kirchlich musikalische Leistungen, Umgang und Lebensweise nach Deinen frühern Äußerungen Dir sehr angenehm, Urlaub für jetzt unbestimmt, Gehalt 11 bis 1200 rtr.</p> <p>Hiernach nun würde die Sache, positiv und ernsthaft betrachtet, sich so stellen, daß <placeName xml:id="placeName_38c6b0b9-962a-4912-b3b5-15117b4c79b2">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wegfallen, und die Wahl nur zwischen <placeName xml:id="placeName_71a885ea-5aa4-4f31-9d22-9d866741d2fa">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_f7d84290-4562-4161-84f5-6db0b09fe92e">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_76066215-408e-416c-bb94-1cd2bc32f369">bleibe</del> statt finden würde. Da aber kommt es allein darauf an, ob Du entschlossen bist, die dramatisch musikalische Laufbahn aufzugeben, od. nicht. Willst Du Letzteres, und ich gestehe Dir aufrichtig, daß es mir <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_56fcfacc-b105-4947-a667-e2b90ee4ad05">leid wäre,</del> wenigstens für die nächsten Jahre Deines Lebens sehr wünschenswerth erschiene, so würde mir <placeName xml:id="placeName_c9e8c304-cc35-4653-8507-58e7bb6366fb">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eben so unbedingt zu wählen scheinen, als im Gegentheil <placeName xml:id="placeName_e96e6ada-5704-4c99-a078-ae94af1ba4cd">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Ich kann mir aber auch kaum denken, daß Deine <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_7d96d4f7-6575-41a1-abec-bf8e87b9affd">dramatischen Ver</del> bisherigen Versuche eigener dramatischer Productionen, als der mißlungene Versuch einer Operndirektion in <placeName xml:id="placeName_666f0836-ce6e-42f7-89e5-6c8c8b6c20ba">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Dich von diesem ganzen Gebiet der Musik entschieden abwendig gemacht haben sollten, einem Gebiete, in welchem die höchsten Leistungen bereits erfolgt, und die Möglichkeit, dergleichen nach einer andern Richtung auch noch jetzt sich müßten bewirken lassen, nicht abzuleugnen ist. Und Du nun in <placeName xml:id="placeName_3459a090-18f0-4f17-aa5f-57cfff0834d1">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, als einer katholischen Stadt und unter dem jetzigen <persName xml:id="persName_99871869-2268-4a43-bf9c-6199e1939f1a">Könige<name key="PSN0109721" style="hidden" type="person">Bayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868)</name></persName> vorzüglich es an Gelegenheit nicht fehlen kann, kirchliche Musik zu hören, zu schreiben und aufzuführen, so würdest Du eins thun können, und das Andre nicht zu lassen brauchen. Ist es aber Dein wohlüberlegter Wille, mit dem Theater nichts mehr zu theilen<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> zu haben, so würde die Anstellung in <placeName xml:id="placeName_d1114e47-2d83-40f7-b795-0e07c121d2ab">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, nebenbei dem Centralpunkt auch für musikalische Schriftsteller, die den großen Vorzug eines längeren Urlaubs, eines ruhigeren, concentrirteren Studirens und Schaffens darbieten. Wenn Du nun nach diesem Allen, nicht klüger bist als Du warst, so bist Du wenigstens so klug wie ich, und hast vielleicht einige heitere Punkte gewonnen, von welchem aus Du die Sache betrachten, und Deine Wahl treffen kannst. Daß mir und uns Allen, <placeName xml:id="placeName_602cd799-ed96-48d7-89a9-1966cc753521">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> das Angenehmste wäre, sollt ich Dir gar nicht sagen, wenn ich nicht wüßte, daß Du Dir es selbst sagen mußt. </p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_1bb30c40-ea5b-42aa-951f-8af6381cac57"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_fa78fb0d-148e-4171-9de6-73e7dbc8c31f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_a30224f4-3d62-4fa6-9df0-0dd4151a4328">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_40325754-2de3-45b0-b7a0-f3e05bf0c895">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ist aus, und ich benutze dies leere Plätzchen, Dir meine Freude über erweiterte und mannichfachere Aussichten mitzutheilen. Mir um so willkommner, als sie genau in einem Moment des Unmuths über die Dummheiten des <placeName xml:id="placeName_9dea080a-d585-4ae6-9058-1c3f033b9998">Vereins<name key="NST0100306" style="hidden" subtype="" type="institution">Singverein</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sich Dir eröffnen. Am glänzendsten erscheint mir <placeName xml:id="placeName_a1f79f68-8ec8-4a28-9546-344f2007215a">M.<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; Du mußt aber beurtheilen, in wie fern das dortige Leben Dir angenehm und wirksam erscheint. Kannst Du aber <persName xml:id="persName_2cd7355e-8dc9-47ee-ad3b-a7a5c4dbf4f3">Seb. Bachs<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> Stadt mit der der <placeName xml:id="placeName_8618ed4a-5278-43a0-871b-eac0b307992f">Konc.<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in L. vereinen, so kömmts mir fast vor, als sei sie Deinem <hi rend="latintype">genre</hi> und Hange am Angemeßensten. Die Nähe wär ein Glück für <hi n="1" rend="underline">uns</hi>, Du mußt sie aber nicht berücksichtigen, denn Du gehst erst ins künftige Leben ein, und sollst es Dir auf Deine Weise, Dir angemeßen und behagl. gestalten. Dazu kömmt, daß Du beide <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> Städte am besten kennst, und Licht und Schatten derselben daher zu beurth<unclear reason="covering" resp="UW">eil</unclear>en vermagst. <title xml:id="title_d69979b8-75ef-4b4f-8018-850e6918f379">Alceste, wähle Du!<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111398" style="hidden" type="music">Alceste GluckWV 1.38</name></title> Gott segne Dich, vernünftiger lieber Mensch! <persName xml:id="persName_ed7b0d16-db09-4f8d-b2f8-f45cbd713dbd">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> erhielt gest. an d. <placeName xml:id="placeName_ae2b1cf5-0446-4ea1-850e-c29bd5e18dfc">Börse<name key="NST0103271" style="hidden" subtype="" type="institution">Börse</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <title xml:id="title_a2000133-4080-4b34-95db-5543269e198e">Deinen Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1835-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 15. Januar 1835</name> </title> und gab ihn mir <hi n="1" rend="underline">ganz gerührt</hi> und durchdrungen über Deine kindl<unclear reason="covering" resp="UW">iche</unclear> Bravheit. Er ist überhaupt jetzt sehr freundlich und gut. <date cert="high" when="1835-01-18" xml:id="date_611b21f2-5ac2-4724-ae72-e72c67fcdfcb">Sonnt.</date> war <persName xml:id="persName_61fd851a-b04a-4506-9268-f168db4913ce">Albert.<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> zum 1mal nach ihres <persName xml:id="persName_51372b1c-4441-4974-960b-32cbf7ca30f6">Vaters<name key="PSN0117007" style="hidden" type="person">Heine, Heinrich Carl (bis 1812: Henoch Calmon) (1775-1835)</name></persName> Tod bei uns, und obgleich Vater im Gespräch mit <persName xml:id="persName_d3300d78-f633-4478-bda1-b17755501cf6">Varnh.<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_d267af14-2bf0-476f-aa77-5323ed0a9d74">Steffens<name key="PSN0115078" style="hidden" type="person">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6adf8056-04c4-45f8-8029-468dfbcb0f2f">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> begriffen war, ging er zu ihr, und forderte sie in den liebreichsten Ausdrücken auf, Brüderschaft mit ihm zu trinken. Du kannst Dir denken, wie das jetzt so weiche Mädchen übermäßig gerührt und überrascht war. – Bei <persName xml:id="persName_12bd9801-7c10-4921-90a1-4d0d7112caed">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName> amusirten wir uns sehr. <persName xml:id="persName_52d6650d-8057-4ae4-a7ad-b1cfb029395e">Therese<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> als Großmutter und <persName xml:id="persName_b74687df-7812-41c0-8398-f5999bfaf01b">Marie<name key="PSN0110635" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name></persName> <title xml:id="title_ed2c806a-8c12-4bba-8fec-2456b32a02c5">Rothkäppchen<name key="PSN0115334" style="hidden" type="author">Tieck, Johann Ludwig (1773–1853)</name><name key="CRT0112187" style="hidden" type="dramatic_work">Leben und Tod des kleinen Rothkäppchens. Eine Tragödie</name></title> waren höchst vortreffl., der kleine <persName xml:id="persName_096a87e9-f6e6-4ab5-ae27-6502286ad300">Felix<name key="PSN0110628" style="hidden" type="person">Devrient, Carl Felix (1826-1907)</name></persName> als Hund, der seinem <persName xml:id="persName_0f6a7f99-063e-492f-b010-2b7b32731f03">Papa<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName>-Wolf die größten Lehren giebt, äußerst komisch: in d. letzten Scene wurde <persName xml:id="persName_5e829ded-0ca6-4749-897e-8ef995847d9a">Marie<name key="PSN0110635" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name></persName> wahrhaft tragisch. – <date cert="high" when="1835-01-19" xml:id="date_58514151-e0d0-40ab-9903-83fd7d87b44c">Mont.</date> gab <persName xml:id="persName_a11262ad-0d2c-4e21-9c5d-3f3baaa4e0a8">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> den <persName xml:id="persName_111246d3-6146-4ed6-a32b-c7d5b889ae5d">Noeldechens<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name><name key="PSN0117722" style="hidden" type="person">Nöldechen, Friedrich Wilhelm Carl Detlef (1806-1885)</name></persName> eine sehr muntre <hi rend="latintype">soirée</hi>, wo einige Sachen v. Dir gespielt und gesungen wurden. Am Schluß machte man eine Lotterie zum Besten der Kinderanstalt, v. einer der Palatinen (weiß. Atlas mit <hi rend="latintype">cygne</hi>) deren <persName xml:id="persName_8638b97a-bc92-449d-81fb-538ef36f4226">Reb.<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> 2 gleiche zu Weihnachten bekommen hatte, und wobei <persName xml:id="persName_ebf2ebba-a986-4f61-ad78-2588a9c11ca4">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sehr munter war. <persName xml:id="persName_287bb178-da94-493c-9ec0-3964a2bb7d4a">Clärchen St.<name key="PSN0115076" style="hidden" type="person">Steffens, Clara (Claire) (1806-1865)</name></persName> gewann sie, und die armen Kinder lösten 9 rt. 10 gl. – Heut Abend ist Verherrlichung bei mir, auch auf <persName xml:id="persName_eb57fe69-58c5-4c6c-b87c-9f94166d98f8">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Wunsch, <persName xml:id="persName_eadf73db-029d-4851-bb2c-fd6643ecd7b4">Lafont<name key="PSN0112645" style="hidden" type="person">Lafont, Charles Philippe (1781-1839)</name></persName> wird spielen und <persName xml:id="persName_e6a88bde-b4ab-4ee4-be3f-786110d836bd">Devr.s<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name><name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> singen. <persName xml:id="persName_84290974-7895-4461-8a5e-d410d8436642">Ersterer<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> hat bei <persName xml:id="persName_38b3ef76-e35e-41ba-b692-c9b23c78c2ea">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <title xml:id="title_0c977c07-5706-4215-8a1f-fa3dc07a21bd">gr. <hi rend="latintype">trio</hi> v. Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name></title> <date cert="high" when="1835-01-18" xml:id="date_1bfc7e8f-909c-4457-9ff4-b3a179387e44">Sonnt.</date> <hi n="1" rend="underline">wirkliche</hi> Thränen <hi rend="latintype">gepiangert</hi>. <seg type="closer">Aber mein Herz vermißt Dich und sehnt sich nach Dir.</seg></p> <p><seg type="pagebreak"> |1|<pb n="1" type="pagebreak"></pb></seg> <gap quantity="1" reason="covering" unit="lines"></gap> <add place="margin">daß wir auch versprechen, uns ohne Gesellschaft oft aufzusuchen. Ich umarme Dich mit <hi rend="latintype">affection de coeur</hi>. – Die Klekse sind nicht v. meiner Mache.<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>