gb-1835-01-04-01
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Berlin, 4. Januar 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Wolff Nathans Hand, 2 Poststempel [BERLIN 2-3 / 4 / 1], [N 1 / 8/1], Siegel.
Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy. Schreiber der Adresse: Wolff Nathan.
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
F. Mendelssohn
Bartholdy
Dusseldorff
Berlin
Januar
ich will Dir heut durchaus zum neuen Jahr gratuliren, und da sich eben keine andere Feder vorfindet, so mußt Du sehen, wie Du aus meinem Kritzeln klug wirst. Glaub nur nicht, daß etwa dictirt.
Also prosit 1835! möge es Dir viele gute Gedanken und deren glückliche und ausdauernd Ausführung verleihen, bleibe gesund an Geist und Körper! gehe den geraden Weg, laße Dich von den Faseleyen und Verrücktheiten anderer nicht irre machen! und wenn es möglich, laße uns dieses Jahr wieder zusammen kommen: dasselbe wird für mich wahrscheinlich ein sehr entscheidendes werden, und wenn ich nicht fürchte, daß es mir zuviel Gutes
The wound is quite heal! Felix
es ihn zu sehr aufhalten würde. Erkennst Du daran Deine Pappenheimer, Schatz!
Die ganze Woche haben wir gegrault, bestes Kind! Du wirst wohl schon gehört haben, daß afficirte es mich sehr, und ich freue mich nur, daß ich sie in Jahren nicht gesehen. Bei Caviar, der nebst Eis v. uns und Punsch der Wirthin ein Hochleben bereitete. Gestern war ein Auflauf bei blondenpèlerine v. mir geschmückt war, noch nicht gesprochen. plaisirAnstalt machen. – Daß Du meinen ollen Flaus auf einem mannequin (Männeken) drapirt bekommen, weiß ich v. Rad. – Wie gehts mit den Ohren? und denkst Du an home? henkel wie sie
Berlin 4 Januar 1835 ich will Dir heut durchaus zum neuen Jahr gratuliren, und da sich eben keine andere Feder vorfindet, so mußt Du sehen, wie Du aus meinem Kritzeln klug wirst. Glaub nur nicht, daß etwa Rebekka mir dictirt. Also prosit 1835! möge es Dir viele gute Gedanken und deren glückliche und ausdauernd Ausführung verleihen, bleibe gesund an Geist und Körper! gehe den geraden Weg, laße Dich von den Faseleyen und Verrücktheiten anderer nicht irre machen! und wenn es möglich, laße uns dieses Jahr wieder zusammen kommen: dasselbe wird für mich wahrscheinlich ein sehr entscheidendes werden, und wenn ich nicht fürchte, daß es mir zuviel Gutes bringen, und mich übermühtig machen werde, hoffe aber auch, daß es mich nicht niederdrücken und kleinmüthig machen werde. The wound is quite heal! mein lieber Felix, und nun kann ich Dir freilich sagen, daß es eben heute 12 Wochen sind, daß ich gefallen war., wenige Tage nachdem Du von hier gegangen. Soviel für heute genug. Dein Vater und F A. Das Ausfahren bekömmt Gottlob! dem Vater recht gut, mein Herzens Felix! er ist eben im Begriff, es wieder zu versuchen, und hat sich einen langen Visitenzettel gemacht, will mich aber nicht mitnehmen, da es ihn zu sehr aufhalten würde. Erkennst Du daran Deine Pappenheimer, Schatz! Die ganze Woche haben wir uns gegrault, bestes Kind! Du wirst wohl schon gehört haben, daß Lottchen Stieglitz todt ist, das Schrecklichste aber liegt in den Worten: sie hat sich mit einem Dolch erstochen, den der verrückte Mann ihr einmal schenkte. Montag 29. schickte sie ihn zu Ries ins Quartett und das Mädchen aus 6 verschloß sich, überzog ihr Bett rein, legte selbst frische Wäsche an, setzte eine hübsche Haube auf, und erstach sich so fest und vollkommen, daß Wundärzte darüber erstaunten. Der Wirth erbrach die Thür, aber an Hülfe war nicht zu denken! Es giebt 100 Lesarten über dies fürchterl. Ereigniß; über phisische und moral. Zustände beider, woraus seine Verrücktheit und ihre Ueberspannung deutl. hervorgehen. Sie hinterließ einen Brief, worin sie behauptet, nur durch ein großes Unglück könne er hergestellt werden: fast möchte mans glauben, denn er ist mehr als gefaßt, geht in Lutters Weinstube eßen, und spricht mit übertriebener Ruhe. Sie hat wenige Tage vorher bei Buttmanns gesungen, und denselben Tag ein Paar Schuhe abgeholt, die sie bei Bekannten hatte stehen laßen. Bei meinen noch schwachen Nerven afficirte es mich sehr, und ich freue mich nur, daß ich sie in Jahren nicht gesehen. Bei T. Hinni aßen sie 8 Tage vorher, und (?) hat St. den Morgen nach der That besucht und ihn unbegreifl. gefaßt gefunden. Seit den 4 Tagen sprach man v. nichts anderm, bis Vater es mit dem kategor. Imperat. verbot. – Den Sylvester haben wir bei Beckchen mit Erdmanns, Varnh., Antonie und Minna Heyd. zugebracht. Jeder sollte 1 Gast mitbringen, aber keiner war zu kriegen. Fanny meldete 1 Rußen der spät kommen würde, es war aber niemand als Herr Caviar, der nebst Eis v. uns und Punsch der Wirthin ein Hochleben bereitete. Gestern war ein Auflauf bei Habers, ich habe aber Fanny, die mit einer Weihnachtsblondenpèlerine v. mir geschmückt war, noch nicht gesprochen. Die Decker sollte die plaisirAnstalt machen. – Daß Du meinen ollen Flaus auf einem mannequin (Männeken) drapirt bekommen, weiß ich v. Emil; es existirt wieder eine Art Rad. – Wie gehts mit den Ohren? und denkst Du an home? Schadow kann Dir ja das Gründlichste darüber sagen. Ich lese jetzt das 3. Buch über die neue Lehre, und finde Aegidi stets rühml. genannt. Laß Dir in die zarten Kopfhenkel wie sie Vater früher zu nennen plegte, nur nichts mehr einbohren. Gott beschütze und erfreue Dich, Du meine zärtlichste Liebe. Lea Mendelssohn Bartholdy
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-01-04" xml:id="date_1cdc0001-79d6-4649-a1af-53f286de509e">4. 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Glaub nur nicht, daß etwa <persName xml:id="persName_f79dcc59-7bec-4472-b46c-fa5786ad171a">Rebekka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> mir <hi rend="latintype">dictirt</hi>.</p> <p>Also <hi rend="latintype">prosit</hi> 1835! möge es Dir viele gute Gedanken und deren glückliche und ausdauernd Ausführung verleihen, bleibe gesund an Geist und Körper! gehe den geraden Weg, laße Dich von den Faseleyen und Verrücktheiten anderer nicht irre machen! und wenn es möglich, laße uns dieses Jahr wieder zusammen kommen: dasselbe wird für mich wahrscheinlich ein sehr entscheidendes werden, und wenn ich nicht fürchte, daß es mir zuviel Gutes<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> bringen, und mich übermühtig machen werde, hoffe aber auch, daß es mich nicht niederdrücken und kleinmüthig machen werde.</p> <p><hi rend="latintype">The wound is quite heal</hi>! <seg type="salute">mein lieber <hi rend="latintype">Felix</hi></seg>, und nun kann ich Dir freilich sagen, daß es eben heute 12 Wochen sind, daß ich gefallen war<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_38b09df6-ee48-4343-90a1-2177425c43a1" xml:lang="de">daß es eben heute 12 Wochen sind, daß ich gefallen war – Abraham Mendelssohn Bartholdy war Anfang Oktober 1834 über ein Brett gestolpert und hatte sich dabei Wunden an beiden Beinen zugezogen. Vgl. Brief gb-1834-12-08-02 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 8. Dezember 1834.</note>., wenige Tage nachdem Du von hier gegangen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ec312117-13eb-4eb5-a0b8-22a7864e75d7" xml:lang="de">nachdem Du von hier gegangen – Mendelssohn hatte sich vom 30. August bis zum 30. September in Berlin aufgehalten, um dort Sänger für das Düsseldorfer Theater zu engagieren.</note>. Soviel für heute genug. Dein Vater und F<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_93d11d3f-ffd2-46c9-a9dd-8684ba71e375" xml:lang="de">Dein Vater und F – Dein Vater und Freund.</note></p> <signed rend="right">A.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_ea89b629-2e45-4962-a46d-33fe8e3522a1"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Das Ausfahren bekömmt Gottlob! dem <persName xml:id="persName_f6891fdf-bd0b-4838-9b3a-546f1b19e92d">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> recht gut, mein Herzens Felix! er ist eben im Begriff, es wieder zu versuchen, und hat sich einen langen Visitenzettel gemacht, will mich aber nicht mitnehmen, da <hi n="1" rend="underline">es ihn zu sehr aufhalten würde</hi>. 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Montag 29. schickte sie ihn zu <persName xml:id="persName_8acd1e2d-8580-42e2-8a57-fd670f0b1d26">Ries<name key="PSN0114192" style="hidden" type="person">Ries, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886)</name></persName> ins Quartett und das Mädchen aus 6 verschloß sich, überzog ihr Bett rein, legte selbst frische Wäsche an, setzte eine hübsche Haube auf, und erstach sich so fest und vollkommen, daß Wundärzte darüber erstaunten. Der Wirth erbrach die Thür, aber an Hülfe war nicht zu denken! Es giebt 100 Lesarten über dies fürchterl. Ereigniß; über phisische und moral. Zustände beider, woraus seine Verrücktheit und ihre Ueberspannung deutl. hervorgehen. Sie hinterließ einen Brief, worin sie behauptet, nur durch ein großes Unglück könne er hergestellt werden: fast möchte mans glauben, denn er ist mehr als gefaßt, geht in <persName xml:id="persName_f300078b-5c16-4600-97a6-d32d271abf39">Lutters Weinstube<name key="PSN0117461" style="hidden" type="person">Lutter & Wegener, Weinlokal und -handlung in Berlin</name></persName> eßen, und spricht mit übertriebener Ruhe. Sie hat wenige Tage vorher bei <persName xml:id="persName_f91b7e4d-4d86-4872-9f54-4e8c04b94cd4">Buttmanns<name key="PSN0119516" style="hidden" type="person">Buttmann, Familie von → Philipp Carl B.</name></persName> gesungen, und denselben Tag ein Paar Schuhe abgeholt, die sie bei Bekannten hatte stehen laßen. Bei meinen noch schwachen Nerven <hi rend="latintype">afficirte</hi> es mich sehr, und ich freue mich nur, daß ich sie in Jahren nicht gesehen. Bei <persName xml:id="persName_fe3d7e2f-06a7-4943-ac28-21482b7d6f8a">T. Hinni<name key="PSN0113223" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862)</name></persName> aßen sie 8 Tage vorher, <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_e5a1238e-5ed0-40e8-a5a3-8f5aa4cea487"> <corr resp="writer">diese</corr> <sic resp="writer">und (?)</sic> </choice> hat St. den Morgen nach der That besucht und ihn unbegreifl. gefaßt gefunden. Seit den 4 Tagen sprach man v. nichts anderm, bis Vater es mit dem kategor. Imperat. verbot. – Den Sylvester haben wir bei <persName xml:id="persName_7b588333-d6df-4a7d-b3e4-c301503a8a25">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_f010ae2c-e28f-4245-bb16-db4db1947599">Erdmanns<name key="PSN0118816" style="hidden" type="person">Erdmann, Familie von → Johann Eduard E.</name></persName>, <persName xml:id="persName_4de85beb-1862-4a98-8ff2-89b60c197367">Varnh.<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ceb053ec-5d24-4528-9db6-0a723c813f86">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a0faaaf1-64df-4cd2-8e92-967aba889288">Minna Heyd.<name key="PSN0111962" style="hidden" type="person">Heydemann, Minna</name></persName> zugebracht. Jeder sollte 1 Gast mitbringen, aber keiner war zu kriegen. <persName xml:id="persName_874b8520-3158-4bb1-82d9-d3d4e269e596">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> meldete 1 Rußen der spät kommen würde, es war aber niemand als Herr <hi rend="latintype">Caviar</hi>, der nebst Eis v. uns und Punsch der Wirthin ein Hochleben bereitete. Gestern war ein Auflauf bei <persName xml:id="persName_a5765147-7350-4b5d-b424-9bcee16c8e23">Habers<name key="PSN0116924" style="hidden" type="person">Haber, Familie von → Emil von H.</name></persName>, ich habe aber Fanny, die mit einer Weihnachts<hi rend="latintype">blondenpèlerine</hi> v. mir geschmückt war, noch nicht gesprochen. <persName xml:id="persName_f7c0e2e5-3087-4589-8093-0159516dd6b0">Die Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> sollte die <hi rend="latintype">plaisir</hi>Anstalt machen. – Daß Du meinen ollen Flaus auf einem <hi rend="latintype">mannequin</hi> (Männeken) drapirt bekommen, weiß ich v. <persName xml:id="persName_1961341b-17f5-4943-a0a8-145e95efa951">Emil<name key="PSN0109807" style="hidden" type="person">Bendemann, Emil Franz Leopold (1807-1882)</name></persName>; es existirt wieder eine Art <hi n="1" rend="underline">Rad</hi>. – Wie gehts mit den Ohren? und denkst Du an <hi rend="latintype">home</hi>? <persName xml:id="persName_d289d55b-f156-4d4c-ab60-307abb931252">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden" type="person">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> kann Dir ja das Gründlichste darüber sagen. Ich lese jetzt das 3. Buch über die neue Lehre, und finde <persName xml:id="persName_aa76f3c4-2917-404a-a813-432cf6749d5d">Aegidi<name key="PSN0109398" style="hidden" type="person">Aegidi, Karl Julius (1794-1874)</name></persName> stets rühml. genannt. Laß Dir in die zarten Kopf<hi n="1" rend="underline">henkel</hi> wie sie <persName xml:id="persName_452a052a-43e3-459f-982e-85290236f2c3">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> früher zu nennen plegte, nur nichts mehr einbohren. Gott beschütze und erfreue Dich, Du meine zärtlichste Liebe.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>