gb-1835-01-02-02
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London, 2. Januar 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Carl Klingemann
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
London, den
Januar1835
Felix
Ich bin ganz ausnehmend zufrieden mit unserm s. g. PhilisterPlane, an und für sich und an und für mich, und dann auch aus Deinen Gründen daß es doch ein Lebenszeichen wird wenn auch sonst nichts, und zuletzt noch daß aus so einer halben oder ganzen Stunde doch etwas wird, nämlich ein Brief, während sie sonst wohl nur verpufft wäre wie die andern 23. Das gilt aber nur mich, – Du bist ja ein ganz ausnehmend fleißiger Mensch.
Zur Zeit bin ich noch der Gewinner – Du strömst ja ordentlich Wärme und Behagen aus in Deiner glücklichen Zurückgezogenheit; es ist mir hier noch so dienlich wie die beste flanellne Jacke und erquickt sehr. Du glaubst nicht wie michs erfreut! Und das nicht etwa der Satisfaction wegen, daß Du mir Anteil am Machen Deiner guten Stunden einräumen willst – das ist nur nebenbei; aber das Glück, das reine wie ein Quell aus dem Boden hervorsprudelnde Glück zu dem mal ein Sonntagskind den Weg gefunden hat, wie jener Hirt zum Schatz im Berge, das ist ein guter Anblick. Ich halte Dich berufen ganz apart glücklich zu seyn – schaffe Du nur zu, mache Dir keine Skrupel und führe keinen kleinen Krieg mit kleinen Leuten, und Deine Sonne scheint hell und warm genug!
Ich habe mir beim althergebrachten Jahreswechsel keine althergebrachten Vorsätze aufgestellt, als zwei nur eben bestätigt, die ich aber noch Niemandem erzähle, also auch Dir nicht, weil ich noch nicht weiß ob ich sie halten will. Der eine ist, größer und deutlicher zu schreiben wie bisher – das Obige ist der aller- Rosen gab mir neulich einen langen Brief von
Marianne S.
Der andre – just eben so’n Embryo – ist der, jeden monatlichen Erguß mit wenigstens einem Liede zu füttern. Für heute halte ich ihn noch, wie folgt:An Bord.Kein Fernab das Land in Duft zergeht,tritt
Ändre Dir ab, was Dir besser einfällt. – Ich hoffe mir giebt der Himmel neue Verse bis zum 1. Febr – wenigstens ist mir neulich Sonntags, wo ich in bitterer Stimmung und trübem Wetter allein durch die Parks schritt, ein guter Einfall zu 4 Liedern gekommen, an die ich denken will.
City und dann cresc. bis zur Zusammenkunft der Häuser am 18. Febr. Es muß auf alle Fälle eine unerhört glorreiche Sitzung werden. – Beide Theile behaupten, daß sie die Majorität kriegen. Ich kann mirs natürlich nicht denken, daß die Tories sie haben werden. In der City sollen die 4. Reformers, Grote, Wood, Crawford und Pattison ziemlich sicher seyn. Man legt Gewicht darauf, weil es eine der ersten Wahlen ist, auf die, als einem einflußreichen Precedent, die Augen des ganzen Landes gerichtet sind. – Die HauptWhigs sind natürlich alle sicher, so Duncombe, Evans, Abercrombie, Hobhouse, Parnell pp Nur machen die Liberalen mehr dumme Streiche wie die Andern, aus Mangel an Einigkeit und Einheit. Z.B. in Finsbury wird Spankie, ein zweideutiger Wellingtonianer, wahrscheinlich wieder hinein kommen, weil neben Hobhouse (dem Bruder) sich noch Wakley stellt, – ein wahrer Kinderunverstand. – Die Times (die immer toryscher und langweiliger wird und die ich heute abbestellt habe und zum Morning Chronicle greife) versucht allerlei Manövers gegen Liberale. So war heute drin ein “Caution” keine Bills anzunehmen die ein Lord Tynne in blanco an Duncombe gegeben haben soll und die dieser ausgefüllt und in Umlauf gesetzt hätte. – Irgend eine Spielgeschichte – schon neulich wollte sich D. wegen ähnlicher Aeußerungen mit dem Herausgeber von Frasers Magazine schlagen, – der wollte aber nicht. – Das Ministerium hat sich im Sinne der ersten Ernennungen aufgefüllt, – auffallend und grob sind Lord Stormont und M r Perceval als
Treasury Lords. Ersterer sagte kurz vorher in seiner
Election Speechin
Norwich“
There is something in a Name – I dislike(oder gar
I hate)
the Name of Reform. –
Percevalist, glaub ich, derselbe, der den
General what? –
general fatt, vorschlug – ich muß es aber noch bestimmter erfahren.
Lord Roden, der ärgste
OrangeManin Irland, wurde allgemein als
angesehen, – ich glaube er wars bestimmt; – jetzt soll ers nicht mehr, oder noch nicht, seyn.
Lord StewardLord Londenderrywar als Gesandter nach
Petersburgdesignirt – Denk Dir! – ich weiß bestimmt, daß
Lady L. ihre Gouvernante darum aufgehezt hat, – heute versichert die
Times, es wäre
a sorry rumors without foundation. – Sie habens zu toll gemacht, die Kerle. Durch die
Timesverheißen sie heute eine
Irish Church Reform, –
on a more solid broad & sweeping basis, als es das frühere Ministerium je gewagt hätte.
Rathcormak wirst Du gelesen haben, wo der geistliche Herr an der Spitze der bewaffneten Macht zur Exekution einzieht, und Feuer geben läßt, worauf 14. Einwohner todt bleiben. Und wenn diese Leute noch so widersetzlich gewesen sind, – der Zustand kann kein guter seyn wo solche Schritte nöthig und möglich sind. – Die Geschichte hat O’Conneln Gelegenheit zu einem seiner größten rhetorischen Momente gegeben – so beschreibts sogar der Correspondent der Times – er ist ganz ruhig geblieben und hat durch die bloße Erzählung den wunderbarsten Effect hervorgebracht. Die Times nannte ihn darauf einen stanch bloodhound – Son of Belial – Imposter, der in 14 Tagen demaskirt werden solle. Vielleicht haben die Minister was gegen ihn im Sinne. – Nächstes Mal wißen wenn ich schreibe, ist ihr eignes Schicksal schon entschieden. Toll genug daß mans nicht genauer weiß. Ich finde aber nirgends einen eigentlichen Return, eine plausible Uebersicht der Wahlen. –
Rosen läßt schönstens grüßen. Gute Thaten tragen Früchte nach allen Seiten hin – Dein Emancipiren aus Theaterbetten hat ihm ein gutes Beispiel gegeben und er hat auch einen Act der Art vorgenommen. Er corrigirt nämlich sämmtliche Schriften, die die Translation Committee der Asiat. Society drucken läßt; – “damit sie nicht gar zu verwahrlost und zu despectirlich für die Gesellschaft ausfallen mögten – dabei wurde natürlich auch noch der Text selber mit corrigirt und es mag Zeit und Arbeit genug gekostet haben. Am Tag vor Weihnachten wo er sich besonders berufen gefühlt haben muß mir was Angenehmes zu erweisen, erzählte ers mir, – er habe an Munster geschrieben und es förmlich aufgesagt. Ich nahms wie eine Weihnachtsgabe, und habe ihm herzlich gedankt. Es war ziemlich mein einzige Plaisir, – es ging mir an dem Tage wie Dir, nur anders; ich mache auch Ansprüche auf ein Haus, und auch wie Du auf mein eigenes, – aber mein eigenes künftiges.
Derweilen soll mich nun die Welt hätscheln und anerkennen; denn ich bin gefällig, – sie thats aber nicht, und ich blieb allein, aß allein und spielte am Abend Fugen vom braven Sebastian. Ein Theil meiner Freunde hatte mir obendrein den andern weggebeten. Ich habs nicht Einem oder Zweien aber der ganzen Menschheit und Weltgeschichte innerlich übel genommen und will mich hinführ sehr auf die Hinterfüße setzen. – Am H. Abend sah ich Moscheles Christbaum mit seinen Lichtern, – fühlte aber am Ende dabei doch nicht viel mehr. – Die Werthen sind jetzt in Bath, wo er spielt, – kommen am Sonntag wieder. Alle sonstigen Freunde sind meines Wissens wohlauf – die hiesige Welt ist ja um diese merry Christmas Zeit voller Gastereien und Tanzgelage. – Hier ists aus. Bendemans Ruinenvergrößerung ist mir eine Satisfaction.
.
CKlAber Conversation zwischen mir und einem Gleichgültigen, der mir einen Besuch schuldig ist. Er: Ich habe Sie gar so lange nicht gesehen! – Ich. Ich bin sehr viel zu Haus gewesen. – Er. Ich versichere Ihnen, ich auch. – Ich Darum sind wir uns auch auf unsern gewöhnlichen Spaziergängen nicht begegnet. – .
London, den 2 Januar 1835 Gott zum Gruß, liebster Felix, und alles Gute und Liebe zum Neuenjahr! Es ist da, und wir wollen uns nicht weiter drüber erweichen, – aber ich wollte doch, das neue brächte einige erlesene Dinge, und die Erfüllung einiger inniger Wünsche, die das alte vergessen hat. Ich bin ganz ausnehmend zufrieden mit unserm s. g. PhilisterPlane, an und für sich und an und für mich, und dann auch aus Deinen Gründen daß es doch ein Lebenszeichen wird wenn auch sonst nichts, und zuletzt noch daß aus so einer halben oder ganzen Stunde doch etwas wird, nämlich ein Brief, während sie sonst wohl nur verpufft wäre wie die andern 23. Das gilt aber nur mich, – Du bist ja ein ganz ausnehmend fleißiger Mensch. Zur Zeit bin ich noch der Gewinner – Du strömst ja ordentlich Wärme und Behagen aus in Deiner glücklichen Zurückgezogenheit; es ist mir hier noch so dienlich wie die beste flanellne Jacke und erquickt sehr. Du glaubst nicht wie michs erfreut! Und das nicht etwa der Satisfaction wegen, daß Du mir Anteil am Machen Deiner guten Stunden einräumen willst – das ist nur nebenbei; aber das Glück, das reine wie ein Quell aus dem Boden hervorsprudelnde Glück zu dem mal ein Sonntagskind den Weg gefunden hat, wie jener Hirt zum Schatz im Berge, das ist ein guter Anblick. Ich halte Dich berufen ganz apart glücklich zu seyn – schaffe Du nur zu, mache Dir keine Skrupel und führe keinen kleinen Krieg mit kleinen Leuten, und Deine Sonne scheint hell und warm genug! Ich habe mir beim althergebrachten Jahreswechsel keine althergebrachten Vorsätze aufgestellt, als zwei nur eben bestätigt, die ich aber noch Niemandem erzähle, also auch Dir nicht, weil ich noch nicht weiß ob ich sie halten will. Der eine ist, größer und deutlicher zu schreiben wie bisher – das Obige ist der aller- erbärmlichste Ansatz zum Vorsatz, und soll, wie ich selber an meinem ganzen Menschen, immer besser werden. Rosen gab mir neulich einen langen Brief von Marianne S. zu lesen, wo der blühende Sprachstyl und der dick und grob schreibende Besenstiel sich einander so grob und unlesbar in den Haaren lagen, daß ich in mich ging und lebhaft fühlte, es sey lider- und widerlich. – Der andre – just eben so’n Embryo – ist der, jeden monatlichen Erguß mit wenigstens einem Liede zu füttern. Für heute halte ich ihn noch, wie folgt: An Bord. Es legt die Nacht sich übers Meer, Und Alles wird so still und leer, Und ruht in unendlichem Schweigen, Kein Fernab das Land in Duft zergeht, Kein Gruß, kein Klang wird hergeweht, Die Wellen nur tanzen im Reigen. Und tritt der Mond am Rand hervor, So tritt steigt Verlornes mit empor, Und mahnt an vergangene Stunden. Ein Sehnen wacht, nach Wald und Hain, Nach Gruß und Klang im Abendschein, Wie’s unwiederbringlich verschwunden. Was fliegt die Schwalbe her zum Mast, – Hier suchst du Arme Ruh und Rast, So weit von der Heimath, den Lieben? Es tragen die Wellen uns wehrlos fort, Und immer weiter vom fernen Ort, Wo all unser Liebes geblieben. ______ Ändre Dir ab, was Dir besser einfällt. – Ich hoffe mir giebt der Himmel neue Verse bis zum 1. Febr – wenigstens ist mir neulich Sonntags, wo ich in bitterer Stimmung und trübem Wetter allein durch die Parks schritt, ein guter Einfall zu 4 Liedern gekommen, an die ich denken will. Unsere Aufgabe hier ist freilich jetzt Politik. Himmel, wärst Du hier, Du würdest es goutiren. Die Auflösung des Parlaments das letzte. Und nun kommts erst recht, – heute über 8. Tage die ersten Wahlen, in der City und dann cresc. bis zur Zusammenkunft der Häuser am 18. Febr. Es muß auf alle Fälle eine unerhört glorreiche Sitzung werden. – Beide Theile behaupten, daß sie die Majorität kriegen. Ich kann mirs natürlich nicht denken, daß die Tories sie haben werden. In der City sollen die 4. Reformers, Grote, Wood, Crawford und Pattison ziemlich sicher seyn. Man legt Gewicht darauf, weil es eine der ersten Wahlen ist, auf die, als einem einflußreichen Precedent, die Augen des ganzen Landes gerichtet sind. – Die HauptWhigs sind natürlich alle sicher, so Duncombe, Evans, Abercrombie, Hobhouse, Parnell pp Nur machen die Liberalen mehr dumme Streiche wie die Andern, aus Mangel an Einigkeit und Einheit. Z. B. in Finsbury wird Spankie, ein zweideutiger Wellingtonianer, wahrscheinlich wieder hinein kommen, weil neben Hobhouse (dem Bruder) sich noch Wakley stellt, – ein wahrer Kinderunverstand. – Die Times (die immer toryscher und langweiliger wird und die ich heute abbestellt habe und zum Morning Chronicle greife) versucht allerlei Manövers gegen Liberale. So war heute drin ein “Caution” keine Bills anzunehmen die ein Lord Tynne in blanco an Duncombe gegeben haben soll und die dieser ausgefüllt und in Umlauf gesetzt hätte. – Irgend eine Spielgeschichte – schon neulich wollte sich D. wegen ähnlicher Aeußerungen mit dem Herausgeber von Frasers Magazine schlagen, – der wollte aber nicht. – Das Ministerium hat sich im Sinne der ersten Ernennungen aufgefüllt, – auffallend und grob sind Lord Stormont und Mr Perceval als Treasury Lords. Ersterer sagte kurz vorher in seiner Election Speech in Norwich “There is something in a Name – I dislike (oder gar I hate) the Name of Reform. – Perceval ist, glaub ich, derselbe, der den General what? – general fatt, vorschlug – ich muß es aber noch bestimmter erfahren. Lord Roden, der ärgste OrangeMan in Irland, wurde allgemein als Lord Steward angesehen, – ich glaube er wars bestimmt; – jetzt soll ers nicht mehr, oder noch nicht, seyn. Lord Londenderry war als Gesandter nach Petersburg designirt – Denk Dir! – ich weiß bestimmt, daß Lady L. ihre Gouvernante darum aufgehezt hat, – heute versichert die Times, es wäre a sorry rumors without foundation. – Sie habens zu toll gemacht, die Kerle. Durch die Times verheißen sie heute eine Irish Church Reform, – on a more solid broad & sweeping basis, als es das frühere Ministerium je gewagt hätte. Von dem ZehntAuflauf in Rathcormak wirst Du gelesen haben, wo der geistliche Herr an der Spitze der bewaffneten Macht zur Exekution einzieht, und Feuer geben läßt, worauf 14. Einwohner todt bleiben. Und wenn diese Leute noch so widersetzlich gewesen sind, – der Zustand kann kein guter seyn wo solche Schritte nöthig und möglich sind. – Die Geschichte hat O’Conneln Gelegenheit zu einem seiner größten rhetorischen Momente gegeben – so beschreibts sogar der Correspondent der Times – er ist ganz ruhig geblieben und hat durch die bloße Erzählung den wunderbarsten Effect hervorgebracht. Die Times nannte ihn darauf einen stanch bloodhound – Son of Belial – Imposter, der in 14 Tagen demaskirt werden solle. Vielleicht haben die Minister was gegen ihn im Sinne. – Nächstes Mal wißen wenn ich schreibe, ist ihr eignes Schicksal schon entschieden. Toll genug daß mans nicht genauer weiß. Ich finde aber nirgends einen eigentlichen Return, eine plausible Uebersicht der Wahlen. – Rosen läßt schönstens grüßen. Gute Thaten tragen Früchte nach allen Seiten hin – Dein Emancipiren aus Theaterbetten hat ihm ein gutes Beispiel gegeben und er hat auch einen Act der Art vorgenommen. Er corrigirt nämlich sämmtliche Schriften, die die Translation Committee der Asiat. Society drucken läßt; – “damit sie nicht gar zu verwahrlost und zu despectirlich für die Gesellschaft ausfallen mögten – dabei wurde natürlich auch noch der Text selber mit corrigirt und es mag Zeit und Arbeit genug gekostet haben. Am Tag vor Weihnachten wo er sich besonders berufen gefühlt haben muß mir was Angenehmes zu erweisen, erzählte ers mir, – er habe an Munster geschrieben und es förmlich aufgesagt. Ich nahms wie eine Weihnachtsgabe, und habe ihm herzlich gedankt. Es war ziemlich mein einzige Plaisir, – es ging mir an dem Tage wie Dir, nur anders; ich mache auch Ansprüche auf ein Haus, und auch wie Du auf mein eigenes, – aber mein eigenes künftiges. Derweilen soll mich nun die Welt hätscheln und anerkennen; denn ich bin gefällig, – sie thats aber nicht, und ich blieb allein, aß allein und spielte am Abend Fugen vom braven Sebastian. Ein Theil meiner Freunde hatte mir obendrein den andern weggebeten. Ich habs nicht Einem oder Zweien aber der ganzen Menschheit und Weltgeschichte innerlich übel genommen und will mich hinführ sehr auf die Hinterfüße setzen. – Am H. Abend sah ich Moscheles Christbaum mit seinen Lichtern, – fühlte aber am Ende dabei doch nicht viel mehr. – Die Werthen sind jetzt in Bath, wo er spielt, – kommen am Sonntag wieder. Alle sonstigen Freunde sind meines Wissens wohlauf – die hiesige Welt ist ja um diese merry Christmas Zeit voller Gastereien und Tanzgelage. – Hier ists aus. Bendemans Ruinenvergrößerung ist mir eine Satisfaction. Grüße alle schönstens. Dein CKl. In Deinem nächsten Briefe wird, nach selbstgewonnener Einsicht der Listen, zu lesen stehen, wie mein Loos eine Niete gewonnen hat. Beides anticipirend, schäme ich mich es hier noch zu berühren, aber ich muß mich doch vollends beruhigen. Aber Conversation zwischen mir und einem Gleichgültigen, der mir einen Besuch schuldig ist. Er: Ich habe Sie gar so lange nicht gesehen! – Ich. Ich bin sehr viel zu Haus gewesen. – Er. Ich versichere Ihnen, ich auch. – Ich Darum sind wir uns auch auf unsern gewöhnlichen Spaziergängen nicht begegnet. – .
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1835-01-02-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1835-01-02-02" xml:id="title_421c8815-4ff3-41a8-b917-e8a262b24999">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>London, 2. Januar 1835</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_3ce9c50a-363a-4bc1-8872-03de938d8f32">Gott zum Gruß, liebster Felix, und alles Gute und Liebe zum Neuenjahr! 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PhilisterPlane, an und für sich und an und für mich, und dann auch aus Deinen Gründen daß es doch ein Lebenszeichen wird wenn auch sonst nichts, und zuletzt noch daß aus so einer halben oder ganzen Stunde doch etwas wird, nämlich ein Brief, während sie sonst wohl nur verpufft wäre wie die andern 23. Das gilt aber nur mich, – Du bist ja ein ganz ausnehmend fleißiger Mensch.</p> <p>Zur Zeit bin ich noch der Gewinner – Du strömst ja ordentlich Wärme und Behagen aus in Deiner glücklichen Zurückgezogenheit; es ist mir hier noch so dienlich wie die beste flanellne Jacke und erquickt sehr. Du glaubst nicht wie michs erfreut! Und das nicht etwa der Satisfaction wegen, daß Du mir Anteil am Machen Deiner guten Stunden einräumen willst – das ist nur nebenbei; aber das Glück, das reine wie ein Quell aus dem Boden hervorsprudelnde Glück zu dem mal ein Sonntagskind den Weg gefunden hat, wie jener Hirt zum Schatz im Berge, das ist ein guter Anblick. Ich halte Dich berufen ganz apart glücklich zu seyn – schaffe Du nur zu, mache Dir keine Skrupel und führe keinen kleinen Krieg mit kleinen Leuten, und Deine Sonne scheint hell und warm genug!</p> <p>Ich habe mir beim althergebrachten Jahreswechsel keine althergebrachten Vorsätze aufgestellt, als zwei nur eben bestätigt, die ich aber noch Niemandem erzähle, also auch Dir nicht, weil ich noch nicht weiß ob ich sie halten will. Der eine ist, größer und deutlicher zu schreiben wie bisher – das Obige ist der aller-<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>erbärmlichste Ansatz zum Vorsatz, und soll, wie ich selber an meinem ganzen Menschen, immer besser werden. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1af98723-e509-40da-89bc-2090b7b8f75a">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> gab mir neulich einen langen Brief von <persName xml:id="persName_d80c8ed5-e161-45d5-861f-cb5d0b2e672e"><hi rend="latintype">Marianne S</hi>.<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> zu lesen, wo der blühende Sprachstyl und der dick und grob schreibende Besenstiel sich einander so grob und unlesbar in den Haaren lagen, daß ich in mich ging und lebhaft fühlte, es sey lider- und widerlich. –</p> <p>Der andre – just eben so’n Embryo – ist der, jeden monatlichen Erguß mit wenigstens einem Liede zu füttern. Für heute halte ich ihn noch, wie folgt:<lg n="1" rend="left" type="verse"> <l><hi n="1" rend="underline">An Bord.</hi></l> <l> </l> <l>Es legt die Nacht sich übers Meer,</l> <l>Und Alles wird so still und leer,</l> <l>Und ruht in unendlichem Schweigen,</l> <l><del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_ce0d2eae-f889-4b0d-a8f3-6eb87f255346">Kein</del> Fernab das Land in Duft zergeht,</l> <l>Kein Gruß, kein Klang wird hergeweht,</l> <l>Die Wellen nur tanzen im Reigen.</l> <l> </l> <l>Und tritt der Mond am Rand hervor,</l> <l>So <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_294f7d94-4c0a-4c81-a00b-357814f37c20">tritt</del> <add place="above">steigt<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> Verlornes mit empor,</l> <l>Und mahnt an vergangene Stunden.</l> <l>Ein Sehnen wacht, nach Wald und Hain,</l> <l>Nach Gruß und Klang im Abendschein,</l> <l>Wie’s unwiederbringlich verschwunden.</l> <l> </l> <l>Was fliegt die Schwalbe her zum Mast, –</l> <l>Hier suchst du Arme Ruh und Rast,</l> <l>So weit von der Heimath, den Lieben?</l> <l>Es tragen die Wellen uns wehrlos fort,</l> <l>Und immer weiter vom fernen Ort,</l> <l>Wo all unser Liebes geblieben.</l> <l> ______</l> </lg></p> <p style="paragraph_without_indent">Ändre Dir ab, was Dir besser einfällt. – Ich hoffe mir giebt der Himmel neue Verse bis zum 1. <hi rend="latintype">Febr</hi> – wenigstens ist mir neulich Sonntags, wo ich in bitterer Stimmung und trübem Wetter allein durch die Parks schritt, ein guter Einfall zu 4 Liedern gekommen, an die ich denken will.</p> <p><seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Unsere Aufgabe hier ist freilich jetzt Politik. Himmel, wärst Du hier, Du würdest es goutiren. Die Auflösung des Parlaments das letzte. Und nun kommts erst recht, – heute über 8. Tage die ersten Wahlen, in der <hi rend="latintype">City</hi> und dann <hi rend="latintype">cresc</hi>. bis zur Zusammenkunft der Häuser am 18. <hi rend="latintype">Febr</hi>. Es muß auf alle Fälle eine unerhört glorreiche Sitzung werden. – Beide Theile behaupten, daß sie die Majorität kriegen. Ich kann mirs natürlich nicht denken, daß die <hi rend="latintype">Tories</hi> sie haben werden. In der <hi rend="latintype">City</hi> sollen die 4. <hi rend="latintype">Reformers</hi>, <hi rend="latintype">Grote</hi>, <hi rend="latintype">Wood</hi>, <hi rend="latintype">Crawford</hi> und <hi rend="latintype">Pattison</hi> ziemlich sicher seyn. Man legt Gewicht darauf, weil es eine der ersten Wahlen ist, auf die, als einem einflußreichen <hi rend="latintype">Precedent</hi>, die Augen des ganzen Landes gerichtet sind. – Die <hi rend="latintype">HauptWhigs</hi> sind natürlich alle sicher, so <hi rend="latintype">Duncombe</hi>, <hi rend="latintype">Evans</hi>, <hi rend="latintype">Abercrombie</hi>, <hi rend="latintype">Hobhouse</hi>, <hi rend="latintype">Parnell pp</hi> Nur machen die Liberalen mehr dumme Streiche wie die Andern, aus Mangel an Einigkeit und Einheit. Z.B. in <hi rend="latintype">Finsbury</hi> wird <hi rend="latintype">Spankie</hi>, ein zweideutiger <hi rend="latintype">Wellingtonianer</hi>, wahrscheinlich wieder hinein kommen, weil neben <hi rend="latintype">Hobhouse</hi> (dem Bruder) sich noch <hi rend="latintype">Wakley</hi> stellt, – ein wahrer Kinderunverstand. – Die <hi rend="latintype">Times</hi> (die immer <hi rend="latintype">tory</hi>scher und langweiliger wird und die ich heute abbestellt habe und zum <hi rend="latintype">Morning Chronicle</hi> greife) versucht allerlei Manövers gegen Liberale. So war heute drin ein “<hi rend="latintype">Caution</hi>” keine <hi rend="latintype">Bills</hi> anzunehmen die ein <hi rend="latintype">Lord Tynne</hi> in <hi rend="latintype">blanco</hi> an <hi rend="latintype">Duncombe</hi> gegeben haben soll und die dieser ausgefüllt und in Umlauf gesetzt hätte. – Irgend eine Spielgeschichte – schon neulich wollte sich <hi rend="latintype">D</hi>. wegen ähnlicher Aeußerungen mit dem Herausgeber von <hi rend="latintype">Frasers Magazine</hi> schlagen, – der wollte aber nicht. – Das Ministerium hat sich im Sinne der ersten Ernennungen aufgefüllt, – auffallend und grob sind <hi rend="latintype">Lord Stormont</hi> und <hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Perceval</hi> als <hi rend="latintype">Treasury Lords</hi>. Ersterer sagte kurz vorher in seiner <hi rend="latintype">Election Speech</hi> in <hi rend="latintype">Norwich</hi> “<hi rend="latintype">There is something in a Name – I dislike</hi> (oder gar <hi rend="latintype">I hate</hi>) <hi rend="latintype">the Name of Reform</hi>. – <hi rend="latintype">Perceval</hi> ist, glaub ich, derselbe, der den <hi rend="latintype">General what</hi>? – <hi rend="latintype">general fatt</hi>, vorschlug – ich muß es aber noch bestimmter erfahren. <hi rend="latintype">Lord Roden</hi>, der ärgste <hi rend="latintype">OrangeMan</hi> in Irland, wurde allgemein als <hi rend="latintype"><hi rend="latintype">Lord Steward</hi></hi> angesehen, – ich glaube er wars bestimmt; – jetzt soll ers nicht mehr, oder noch nicht, seyn. <hi rend="latintype">Lord Londenderry</hi> war als Gesandter nach <hi rend="latintype">Petersburg</hi> designirt – Denk Dir! – ich weiß bestimmt, daß <hi rend="latintype">Lady L</hi>. ihre Gouvernante darum aufgehezt hat, – heute versichert die <hi rend="latintype">Times</hi>, es wäre <hi rend="latintype">a sorry rumors without foundation</hi>. – Sie habens zu toll gemacht, die Kerle. Durch die <hi rend="latintype">Times</hi> verheißen sie heute eine <hi rend="latintype">Irish Church Reform</hi>, – <hi rend="latintype">on a more solid broad & sweeping basis</hi>, als es das frühere Ministerium je gewagt hätte.</p> <p><seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>Von dem ZehntAuflauf in <hi rend="latintype">Rathcormak</hi> wirst Du gelesen haben, wo der geistliche Herr an der Spitze der bewaffneten Macht zur Exekution einzieht, und Feuer geben läßt, worauf 14. Einwohner todt bleiben. Und wenn diese Leute noch so widersetzlich gewesen sind, – der Zustand kann kein guter seyn wo solche Schritte nöthig und möglich sind. – Die Geschichte hat <hi rend="latintype">O’Conneln</hi> Gelegenheit zu einem seiner größten rhetorischen Momente gegeben – so beschreibts sogar der Correspondent der Times – er ist ganz ruhig geblieben und hat durch die bloße Erzählung den wunderbarsten Effect hervorgebracht. Die <hi rend="latintype">Times</hi> nannte ihn darauf einen <hi rend="latintype">stanch bloodhound</hi> – <hi rend="latintype">Son of Belial</hi> – <hi rend="latintype">Imposter</hi>, der in 14 Tagen demaskirt werden solle. Vielleicht haben die Minister was gegen ihn im Sinne. – Nächstes Mal <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_8946d9be-a204-4e52-bdcb-305279371d70">wißen</del> wenn ich schreibe, ist ihr eignes Schicksal schon entschieden. Toll genug daß mans nicht genauer weiß. Ich finde aber nirgends einen eigentlichen <hi rend="latintype">Return</hi>, eine plausible Uebersicht der Wahlen. –</p> <p><hi rend="latintype">Rosen</hi> läßt schönstens grüßen. Gute Thaten tragen Früchte nach allen Seiten hin – Dein Emancipiren aus Theaterbetten hat ihm ein gutes Beispiel gegeben und er hat auch einen Act der Art vorgenommen. Er corrigirt nämlich sämmtliche Schriften, die die <hi rend="latintype">Translation Committee</hi> der <hi rend="latintype">Asiat</hi>. <hi rend="latintype">Society</hi> drucken läßt; – “damit sie nicht gar zu verwahrlost und zu despectirlich für die Gesellschaft ausfallen mögten – dabei wurde natürlich auch noch der Text selber mit corrigirt und es mag Zeit und Arbeit genug gekostet haben. Am Tag vor Weihnachten wo er sich besonders berufen gefühlt haben muß mir was Angenehmes zu erweisen, erzählte ers mir, – er habe an <hi rend="latintype">Munster</hi> geschrieben und es förmlich aufgesagt. Ich nahms wie eine Weihnachtsgabe, und habe ihm herzlich gedankt. Es war ziemlich mein einzige Plaisir, – es ging mir an dem Tage wie Dir, nur anders; ich mache auch Ansprüche auf ein Haus, und auch wie Du auf mein eigenes, – aber mein eigenes künftiges.</p> <p>Derweilen soll mich nun die Welt hätscheln und anerkennen; denn ich bin gefällig, – sie thats aber nicht, und ich blieb allein, aß allein und spielte am Abend Fugen vom braven <hi rend="latintype">Sebastian</hi>. Ein Theil meiner Freunde hatte mir obendrein den andern weggebeten. Ich habs nicht Einem oder Zweien aber der ganzen Menschheit und Weltgeschichte innerlich übel genommen und will mich hinführ sehr auf die Hinterfüße setzen. – Am H. Abend sah ich <hi rend="latintype">Moscheles</hi> Christbaum mit seinen Lichtern, – fühlte aber am Ende dabei doch nicht viel mehr. – Die Werthen sind jetzt in <hi rend="latintype">Bath</hi>, wo er spielt, – kommen am Sonntag wieder. Alle sonstigen Freunde sind meines Wissens wohlauf – die hiesige Welt ist ja um diese <hi rend="latintype">merry Christmas</hi> Zeit voller Gastereien und Tanzgelage. – Hier ists aus. <hi rend="latintype">Bendemans</hi> Ruinenvergrößerung ist mir eine Satisfaction. <seg type="closer">Grüße alle schönstens. </seg></p> <signed rend="right">Dein <hi rend="small-caps"><hi rend="latintype">CKl</hi></hi>.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_cb8c4d8a-cbdf-4c48-b752-ed53c537cac8"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><add place="margin">In Deinem nächsten Briefe wird, nach selbstgewonnener Einsicht der Listen, zu lesen stehen, wie mein Loos eine Niete gewonnen hat. Beides anticipirend, schäme ich mich es hier noch zu berühren, aber ich muß mich doch vollends beruhigen.<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add></p> <p>Aber Conversation zwischen mir und einem Gleichgültigen, der mir einen Besuch schuldig ist. <hi n="1" rend="underline">Er</hi>: Ich habe Sie gar so lange nicht gesehen! – <hi n="1" rend="underline">Ich</hi>. Ich bin sehr viel zu Haus gewesen. – <hi n="1" rend="underline">Er</hi>. Ich versichere Ihnen, ich auch. – <hi n="1" rend="underline">Ich</hi> Darum sind wir uns auch auf unsern gewöhnlichen Spaziergängen nicht begegnet. – .</p> </div> </body> </text></TEI>