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gb-1834-12-29-01

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Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 29. Dezember 1834 Ich muß wohl schon an der Discussion ferneren Theil nehmen, die ich eigentlich mit Dir eröffnet, dabei aber mich, wie es scheint, so vortrefflich maskirt habe, daß Du mich durchaus nicht erkennen willst; doch ich Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 12. Dezember 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 3. Januar 1835 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Leipzig D-LEsm Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum Musik- und Theatergeschichte MT/2011/365. Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 29. Dezember 1834 Ich muß wohl schon an der Discussion ferneren Theil nehmen, die ich eigentlich mit Dir eröffnet, dabei aber mich, wie es scheint, so vortrefflich maskirt habe, daß Du mich durchaus nicht erkennen willst; doch ich

1 Doppelbl. S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.

Abraham Mendelssohn Bartholdy (von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand geschrieben), Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet

Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 29/343.

Sammlung Dr. Rudolf Elvers, Berlin (bis Anfang 2011).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

29. Dezember 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 29sten December

Ich muß wohl schon an der Discussion ferneren Theil nehmen, die ich eigentlich mit Dir eröffnet, dabei aber mich, wie es scheint, so vortrefflich maskirt habe, daß Du mich durchaus nicht erkennen willst; doch ich hatte mir wirklich eine Nase vorgenommen, und daher Dir blos eine angedreht.

Nichts steht im Leben, und was nicht vorwärts geht, geht rückwärts; streng genommen aber, und da es nur Notbehelf ist, daß man, um sich zu verständigen, die verschiedenen Bestrebungen und Richtungen des menschlichen Geistes und Wirkens trennt und classificirt, das Ganze geht immer vorwärts. Was also vor hundert Jahren gut war, das Gute, bleibt ewig gut, aus dem Standpunkte seiner Erscheinung betrachtet, so gewiß aber MosesMoses (Mose) und Friedrich IIPreußen, Friedrich II. von (der Große) (1712-1786) heute anders regieren würden, als sie es zu ihrer Zeit gethan, so gewiß würde Seb. BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) sich heute musicalisch anders ausdrücken. Nur derjenige beurkundet, daß ihm Gott einen überlegenen Geist gewährt und daher auch z. B. daß er ein Künstler sey, welcher sich, als Mensch gewordener Fortschritt der Richtung dokumentirt, die ihm seine Natur gegeben. Nenne Du das nun eine Reform od. wie Du sonst willst, ich bin ganz mit Dir einverstanden, daß dasjenige, was die Franzosen in Kunst und Literatur Fortschritte nennen |2| fast nur Verirrungen sind. Da Du aber an diesen keinen Theil genommen und Deinen Weg gegangen bist, die jüngsten unter Deinen KunstgenossenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) ihnen aber Dir die Ehre erzeigen, Dich zu einen Repräsentanten des Fortschrittes nennen, so geht mir daraus hervor, daß sie besser fühlen was Noth thut, als es selbst bewirken können, und so sind sie mir lieber als diejenigen, welche die Jämmerlichkeit, die trockene todte Nachahmung des Vergangenen ewig präkonisiren, ohne einmal zu ahnden, daß die Zeit dessen Wiedergeburt fordert, und somit genug für heut, da ich ausfahren will, woraus Du siehst, daß es mir gut geht. Du aber fahre weniger aus, als fort auf Deinem Wege, und laß es Dir gefallen, daß man Dich für einen Künstler halte. Noch danke ich Dir für die mir übersandte Musik, über welche ich Dir nächstens irgend Jemand, der Nichts besseres zu thun hat, meine Gedanken schreiben soll. Leb wohl.

Ab hier Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand:in testimonium veritatisin testimonium veritatis – lat., im Zeugnis der Wahrheit. Dein Vater AMBy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Gruß und Handschlag zuvor! – Deine Fugen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2ysajiez-bf95-cc8q-dk6k-oixit9illz9z"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_manuscripts" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0101013" style="hidden">Zwei Fugen für Klavier, [vor dem 19. Dezember 1834]; enthält MWV U 106 und U105<idno type="MWV">SH 22</idno><idno type="op"></idno></name> und Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ifaimube-fjqg-61gn-tgdn-wrlix7caax8p"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100625" style="hidden">Sechs Lieder ohne Worte für Klavier, 2. Heft, 1835; enthält MWV U 103, U 77, U 104, U 98, U 97 und U 110<idno type="MWV">SD 9</idno><idno type="op">30</idno></name> gefallen mir außerordentl., besonders letzte, v. denen ich noch nicht zu sagen weiß, welche ich vorziehe; sie sind so phantastisch, sang- und klangvoll, und obgleich ich den Streit (über alles fahren sie her) des Titels wegen nicht zu entscheiden weiß, fühl ich doch, das Kind sei schön und lieb, es möge getauft sein wie es wolle. – Ich beneide alle die Deine Sachen ausführen hören und schimpfe auf unsere Hyperboräer. – Die UhdenUhden, Susanna Elisabeth (1772-1840) frägt mich: haben Sie auch den Meßias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name> auf Krücken gehört? – Diesmal ist ihnen RungenhRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851).s Langweiligkeit doch zu sehr in die Ohren gefahren! Sie merkens insgesammt. Zum Glück ist HändelsHändel, Georg Friedrich (1685-1759) Ruf bien établi,bien établi – frz., fest verankert. sonst kriegte der die Schuld.

|3|FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) hat Deine neuen Sachen gestern ihrem Sonnt. Publik.Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland aufgetischt; bei der Gelegenheit hört ich Dein Lob v. Geh.r. SchmückertSchmückert, Gottlob Heinrich (1790-1862) der Dich in DüßDüsseldorfDeutschland. gesehen und viel v. Dir gehört. – Nach dem grotesken amusanten Morgen am 26. verbrachten wir einen lustigen Mittag bei BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858). RungeRunge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867) war sehr toll, plapperte GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) zu Boden und amusirte SybelSybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895) und LoriLory, Mathias Gabriel jun. (1784-1846) die ihn zum 1. mal sahen, ganz ungemein. – Dort und Abends bei FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) wurden Loris Schweyzer und Italienbilder mit großem Intereße gesehen. Es wird Dich freuen, daß er nicht nur Deine Forclas<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_h8lgnrya-lxot-zj1v-bu43-uoih4ksudoxx"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="datable_watercolors" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100732" style="hidden">Schweizer Gebirgspass, [vor dem 11. April 1834]; Standort unbekannt<idno type="MWV">AQ 11*</idno><idno type="op"></idno></name> sehr lobte und gleich erkannte, sondern auch daß er denselben Punkt für seine Landschaft gewählt. Fanny hat sich eins der herrlichsten Bilder dafür ausgesucht, daß HHensel, Wilhelm (1794-1861). ihr zeichnen wird. Die SchülerSchüler – August Kaselowsky, Heinrich Löwenstein, Julius Moser, Karl Wilhelm Pohlke, J. D. L. Franz Wagner; evtl. auch Eduard Ratti, C. F. Ferdinand Hüben und Karl Burggraf, alle 1834 Schüler Wilhelm Hensels. brachten uns als CurrendeCurrende – Eine Kurrende (von lat. currere, laufen) war ursprünglich ein aus bedürftigen Schülern bestehender Chor (Laufchor) an protestantischen Schulen. ein Abendlied, und MoserMoser, Julius (1805-1879) ein Hochzeitkarmen, worin Vaters ennuiennui – frz., Langeweile. beim Abendmahl und alles was unser nachheriges Leben betrifft, erwähnt war.

Heut ist der letzte Pfeiler der ruhmbringenden Juden begraben; es knüpfen sich für mich der Erinnerungen an Kindheit, Jugend, Erziehung und ersten Ideen so mannichfache und bedeutende, daß FriedlFriedländer (Friedlaender), David Joachim (1750-1834).s DahinscheidenFriedl.s Dahinscheiden – David Joachim Friedländer war am 25. Dezember 1834 gestorben. wieder eine intereßante Epoche abschneidet und den Lebensriß erweitert. Seinen jüngsten SohnFriedländer, Moses (1774-1840) und T. LevyLevy, Sara (1761-1854) die einen Theil ihrer Beschäftigung und Gedanken verliert, bedaure ich am meisten. Ich mache jetzt HübnernHübner, Rudolph Julius Benno (1806-1882) ein doppeltes Kompliment über F.sFriedländer (Friedlaender), David Joachim (1750-1834) vortfl. Kopf; er erfreut die ganze Familie durch die höchst treue Auffaßung. – Wachslichter bekömmst Du mit erster PrinzenGelegenheit, mein Herz! Fordre Dir nur, was Dir nützl. od. angenehm sein kann; und möchte ich immer im Stande sein, Deine Wünsche zu erfüllen! – Beherzige wohl, was ich Dir einmal wegen der Bergwerksarbeit im Ohre schrieb, lieb Herz! Erhalt Dich gesund und bleibe – bleibe mir gewogen!

Lea Mendelssohn Bartholdy
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

Ich wollte noch, als icke, was schreiben und klug reden, aber nach Vater könnte ich nur noch den Mond anbellen, und bin mit ihm einverstanden, übrigens wird DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) gleich kommen und einen pot de fortunepot de fortune – frz., (Redewendung à la fortune du pot) nehmen was kommt. bei uns essen. Benoni FriedländerFriedländer, Benoni (1773-1858) hat mirs auf die Seele gebunden, Dich zu grüßen, das thue ich hiermit und schließe.

Rebecka Lejeune Dirichlet
            Berlin den 29sten December Ich muß wohl schon an der Discussion ferneren Theil nehmen, die ich eigentlich mit Dir eröffnet, dabei aber mich, wie es scheint, so vortrefflich maskirt habe, daß Du mich durchaus nicht erkennen willst; doch ich hatte mir wirklich eine Nase vorgenommen, und daher Dir blos eine angedreht.
Nichts steht im Leben, und was nicht vorwärts geht, geht rückwärts; streng genommen aber, und da es nur Notbehelf ist, daß man, um sich zu verständigen, die verschiedenen Bestrebungen und Richtungen des menschlichen Geistes und Wirkens trennt und classificirt, das Ganze geht immer vorwärts. Was also vor hundert Jahren gut war, das Gute, bleibt ewig gut, aus dem Standpunkte seiner Erscheinung betrachtet, so gewiß aber Moses und Friedrich II heute anders regieren würden, als sie es zu ihrer Zeit gethan, so gewiß würde Seb. Bach sich heute musicalisch anders ausdrücken. Nur derjenige beurkundet, daß ihm Gott einen überlegenen Geist gewährt und daher auch z. B. daß er ein Künstler sey, welcher sich, als Mensch gewordener Fortschritt der Richtung dokumentirt, die ihm seine Natur gegeben. Nenne Du das nun eine Reform od. wie Du sonst willst, ich bin ganz mit Dir einverstanden, daß dasjenige, was die Franzosen in Kunst und Literatur Fortschritte nennen fast nur Verirrungen sind. Da Du aber an diesen keinen Theil genommen und Deinen Weg gegangen bist, die jüngsten unter Deinen Kunstgenossen ihnen aber Dir die Ehre erzeigen, Dich zu einen Repräsentanten des Fortschrittes nennen, so geht mir daraus hervor, daß sie besser fühlen was Noth thut, als es selbst bewirken können, und so sind sie mir lieber als diejenigen, welche die Jämmerlichkeit, die trockene todte Nachahmung des Vergangenen ewig präkonisiren, ohne einmal zu ahnden, daß die Zeit dessen Wiedergeburt fordert, und somit genug für heut, da ich ausfahren will, woraus Du siehst, daß es mir gut geht. Du aber fahre weniger aus, als fort auf Deinem Wege, und laß es Dir gefallen, daß man Dich für einen Künstler halte. Noch danke ich Dir für die mir übersandte Musik, über welche ich Dir nächstens irgend Jemand, der Nichts besseres zu thun hat, meine Gedanken schreiben soll. Leb wohl.
in testimonium veritatis Dein Vater AMBy
Gruß und Handschlag zuvor! – Deine Fugen und Lieder gefallen mir außerordentl., besonders letzte, v. denen ich noch nicht zu sagen weiß, welche ich vorziehe; sie sind so phantastisch, sang- und klangvoll, und obgleich ich den Streit (über alles fahren sie her) des Titels wegen nicht zu entscheiden weiß, fühl ich doch, das Kind sei schön und lieb, es möge getauft sein wie es wolle. – Ich beneide alle die Deine Sachen ausführen hören und schimpfe auf unsere Hyperboräer. – Die Uhden frägt mich: haben Sie auch den Meßias auf Krücken gehört? – Diesmal ist ihnen Rungenh. s Langweiligkeit doch zu sehr in die Ohren gefahren! Sie merkens insgesammt. Zum Glück ist Händels Ruf bien établi, sonst kriegte der die Schuld.
 − Fanny hat Deine neuen Sachen gestern ihrem Sonnt. Publik. aufgetischt; bei der Gelegenheit hört ich Dein Lob v. Geh. r. Schmückert der Dich in Düß. gesehen und viel v. Dir gehört. – Nach dem grotesken amusanten Morgen am 26. verbrachten wir einen lustigen Mittag bei Beckchen. Runge war sehr toll, plapperte Gans zu Boden und amusirte Sybel und Lori die ihn zum 1. mal sahen, ganz ungemein. – Dort und Abends bei Fanny wurden Loris Schweyzer und Italienbilder mit großem Intereße gesehen. Es wird Dich freuen, daß er nicht nur Deine Forclas sehr lobte und gleich erkannte, sondern auch daß er denselben Punkt für seine Landschaft gewählt. Fanny hat sich eins der herrlichsten Bilder dafür ausgesucht, daß H. ihr zeichnen wird. Die Schüler brachten uns als Currende ein Abendlied, und Moser ein Hochzeitkarmen, worin Vaters ennui beim Abendmahl und alles was unser nachheriges Leben betrifft, erwähnt war.
Heut ist der letzte Pfeiler der ruhmbringenden Juden begraben; es knüpfen sich für mich der Erinnerungen an Kindheit, Jugend, Erziehung und ersten Ideen so mannichfache und bedeutende, daß Friedl. s Dahinscheiden wieder eine intereßante Epoche abschneidet und den Lebensriß erweitert. Seinen jüngsten Sohn und T. Levy die einen Theil ihrer Beschäftigung und Gedanken verliert, bedaure ich am meisten. Ich mache jetzt Hübnern ein doppeltes Kompliment über F. s vortfl. Kopf; er erfreut die ganze Familie durch die höchst treue Auffaßung. – Wachslichter bekömmst Du mit erster PrinzenGelegenheit, mein Herz! Fordre Dir nur, was Dir nützl. od. angenehm sein kann; und möchte ich immer im Stande sein, Deine Wünsche zu erfüllen! – Beherzige wohl, was ich Dir einmal wegen der Bergwerksarbeit im Ohre schrieb, lieb Herz! Erhalt Dich gesund und bleibe – bleibe mir gewogen!
Lea Mendelssohn Bartholdy
Ich wollte noch, als icke, was schreiben und klug reden, aber nach Vater könnte ich nur noch den Mond anbellen, und bin mit ihm einverstanden, übrigens wird Droysen gleich kommen und einen pot de fortune bei uns essen. Benoni Friedländer hat mirs auf die Seele gebunden, Dich zu grüßen, das thue ich hiermit und schließe.
Rebecka Lejeune Dirichlet          
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S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.</p> <handDesc hands="3"> <p>Abraham Mendelssohn Bartholdy (von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand geschrieben), Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 29/343.</p> </provenance> <provenance> <p>Sammlung Dr. Rudolf Elvers, Berlin (bis Anfang 2011).</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-12-29" xml:id="date_2ef51977-18a8-41b4-bdd1-88e6259ad727">29. Dezember 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_52cc3828-110d-40ee-98f8-d798fe3dd791">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_f841097a-6adc-4dfe-a968-a453a74b3350">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_eb1d24fb-c964-4af5-bd30-5598367f98f8">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_8ad1d6eb-737d-4f1a-b39c-fcfbb7488ee3"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_0538998f-296f-46e4-8600-a6d2eb69c4f6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f716aa45-744b-4bf7-a865-a91758b9af2e"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_44c85d78-64f0-40df-ad3d-777f37caa2c0"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_e4b3c3d4-5229-45a8-89b9-03a7efbc4801">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_9ae00f18-82b2-48e9-a4e6-62255ffb43af">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1834-12-29" xml:id="date_b787fa49-aa08-4e92-936e-24ebe856dd65">29sten December</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich muß wohl schon an der Discussion ferneren Theil nehmen, die ich eigentlich mit Dir eröffnet, dabei aber mich, wie es scheint, so vortrefflich maskirt habe, daß Du mich durchaus nicht erkennen willst; doch ich hatte mir wirklich eine Nase vorgenommen, und daher Dir blos eine angedreht.</p> <p>Nichts steht im Leben, und was nicht vorwärts geht, geht rückwärts; streng genommen aber, und da es nur Notbehelf ist, daß man, um sich zu verständigen, die verschiedenen Bestrebungen und Richtungen des menschlichen Geistes und Wirkens trennt und classificirt, das Ganze geht immer vorwärts. Was also vor hundert Jahren gut war, das Gute, bleibt ewig gut, aus dem Standpunkte seiner Erscheinung betrachtet, so gewiß aber <persName xml:id="persName_d9cb732d-1fe8-4187-98ca-8f9ec377699e">Moses<name key="PSN0117650" style="hidden" type="person">Moses (Mose)</name></persName> und <persName xml:id="persName_31630df0-af38-46f0-b04b-efbcaf0e3941">Friedrich II<name key="PSN0113984" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich II. von (der Große) (1712-1786)</name></persName> heute anders regieren würden, als sie es zu ihrer Zeit gethan, <hi n="1" rend="underline">so gewiß würde <persName xml:id="persName_b34cad3c-b3de-4972-93ca-b0e011e89ed9">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName></hi> sich heute musicalisch anders ausdrücken. Nur derjenige beurkundet, daß ihm Gott einen überlegenen Geist gewährt und daher auch z. B. daß er ein Künstler sey, welcher sich, als Mensch gewordener Fortschritt der Richtung dokumentirt, die ihm seine Natur gegeben. Nenne Du das nun eine Reform od. wie Du sonst willst, ich bin ganz mit Dir einverstanden, daß dasjenige, was die Franzosen in Kunst und Literatur Fortschritte nennen<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> fast nur Verirrungen sind. Da Du aber an diesen keinen Theil genommen und Deinen Weg gegangen bist, die jüngsten unter <add place="above">Deinen Kunstgenossen<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c690bfc6-c58c-42a8-a8b1-aa9fe4df4561">ihnen</del> aber Dir die Ehre erzeigen, Dich <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_bc0283ba-2447-41d0-86bc-7d446aa5579c">zu</del> einen Repräsentanten des Fortschrittes nennen, so geht mir daraus hervor, daß sie besser fühlen was Noth thut, als es selbst bewirken können, und so sind sie mir lieber als diejenigen, welche die Jämmerlichkeit, die trockene todte Nachahmung des Vergangenen ewig präkonisiren, ohne einmal zu ahnden, daß die Zeit dessen Wiedergeburt fordert, und somit genug für heut, da ich ausfahren will, woraus Du siehst, daß es mir gut geht. Du aber fahre weniger aus, als fort auf Deinem Wege, und laß es Dir gefallen, daß man Dich für einen Künstler halte. Noch danke ich Dir für die mir übersandte Musik, über welche ich Dir nächstens irgend Jemand, der Nichts besseres zu thun hat, meine Gedanken schreiben soll. <seg type="closer">Leb wohl.</seg></p> <closer rend="right"><note resp="UT" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_fed8a2ff-4c89-4c86-907a-abc3edafefcf" xml:lang="de">Ab hier Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand:</note><hi rend="latintype">in testimonium veritatis</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_87fa8a43-a68c-40b9-bceb-68ff6cdb5bc4" xml:lang="la ">in testimonium veritatis – lat., im Zeugnis der Wahrheit.</note></closer> <signed rend="right">Dein Vater AMBy</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_451c90c1-1fca-43bc-b730-3aa6b8df971a"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_c93796bd-2f1e-4979-bc09-995b09dbde2c">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_c9620376-558a-4a31-9648-6346a723aa10">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Gruß und Handschlag zuvor!</seg> – Deine <title xml:id="title_135ce793-95ce-41c6-bf11-ef93ba4995cd">Fugen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2ysajiez-bf95-cc8q-dk6k-oixit9illz9z"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_manuscripts" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0101013" style="hidden">Zwei Fugen für Klavier, [vor dem 19. Dezember 1834]; enthält MWV U 106 und U105<idno type="MWV">SH 22</idno><idno type="op"></idno></name></title> und <title xml:id="title_bb793975-fc6a-4a7c-9d46-4553ddb35dd6">Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ifaimube-fjqg-61gn-tgdn-wrlix7caax8p"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100625" style="hidden">Sechs Lieder ohne Worte für Klavier, 2. Heft, 1835; enthält MWV U 103, U 77, U 104, U 98, U 97 und U 110<idno type="MWV">SD 9</idno><idno type="op">30</idno></name></title> gefallen mir außerordentl., besonders letzte, v. denen ich noch nicht zu sagen weiß, welche ich vorziehe; sie sind so phantastisch, sang- und klangvoll, und obgleich ich den Streit (über alles fahren sie her) des Titels wegen nicht zu entscheiden weiß, fühl ich doch, das Kind sei schön und lieb, es möge getauft sein wie es wolle. – Ich beneide alle die Deine Sachen ausführen hören und schimpfe auf unsere Hyperboräer. – <persName xml:id="persName_134c12ba-7110-4a59-b0d7-647fb06a8b7d">Die Uhden<name key="PSN0118473" style="hidden" type="person">Uhden, Susanna Elisabeth (1772-1840)</name></persName> frägt mich: haben Sie auch den <title xml:id="title_67e5e926-e44e-4b0b-b402-5b0aca305f7e">Meßias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> auf Krücken gehört? – Diesmal ist ihnen <persName xml:id="persName_de1e315f-ef90-4656-834b-2e038df6164b">Rungenh<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName>.s Langweiligkeit doch zu sehr in die Ohren gefahren! Sie merkens insgesammt. Zum Glück ist <persName xml:id="persName_f04c346e-4763-46ef-986b-9e4cc52c9435">Händels<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> Ruf <hi rend="latintype">bien établi</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_40e4bdd9-6728-427e-9b65-2c8a04ba5dff" xml:lang="fr ">bien établi – frz., fest verankert.</note> sonst kriegte der die Schuld.</p> <p> <seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> − <persName xml:id="persName_c9d61d03-739f-4f46-82de-7a86377a7f9e">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hat Deine neuen Sachen <date cert="high" when="1834-12-28" xml:id="date_1db6daec-3f85-4d96-93f2-60c3ed73308e">gestern</date> ihrem <placeName xml:id="placeName_4412303f-55ea-466b-a368-947fdf9b9b35">Sonnt. Publik.<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aufgetischt; bei der Gelegenheit hört ich Dein Lob v. <persName xml:id="persName_d0062fe4-ddf3-48fe-9ed9-cb0cec6daa7c">Geh.r. Schmückert<name key="PSN0114633" style="hidden" type="person">Schmückert, Gottlob Heinrich (1790-1862)</name></persName> der Dich in <placeName xml:id="placeName_6d6777b1-99ed-4457-9e1a-d2dbe61b07c6">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. gesehen und viel v. Dir gehört. – Nach dem grotesken <hi rend="latintype">amusanten</hi> Morgen am <date cert="high" when="1834-12-26" xml:id="date_00371217-1c50-4f5e-8f68-3a598c9f0adc">26.</date> verbrachten wir einen lustigen Mittag bei <persName xml:id="persName_47474f9f-01e3-4454-b1ef-733e7eeeb4a7">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. <persName xml:id="persName_b2891076-aa5f-4548-a98b-b795f42e7264">Runge<name key="PSN0114358" style="hidden" type="person">Runge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867)</name></persName> war sehr toll, plapperte <persName xml:id="persName_30be64a9-9304-46ce-971f-cc59143b9662">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> zu Boden und amusirte <persName xml:id="persName_8e9604c5-4d56-4cd3-abba-22f1287b5252">Sybel<name key="PSN0118398" style="hidden" type="person">Sybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895)</name></persName> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_17c93d6c-7e17-4682-bfbd-9c4704a47a67">Lori<name key="PSN0117448" style="hidden" type="person">Lory, Mathias Gabriel jun. (1784-1846)</name></persName></hi> die ihn zum 1. mal sahen, ganz ungemein. – Dort und Abends bei <persName xml:id="persName_4bf9424e-6085-4bdb-a363-fd35e4c56189">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> wurden <hi rend="latintype">Loris</hi> Schweyzer und Italienbilder mit großem Intereße gesehen. Es wird Dich freuen, daß er nicht nur Deine <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b4df3bd5-45a0-4d99-91d9-80ffeec23d29">Forclas<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_h8lgnrya-lxot-zj1v-bu43-uoih4ksudoxx"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="datable_watercolors" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100732" style="hidden">Schweizer Gebirgspass, [vor dem 11. April 1834]; Standort unbekannt<idno type="MWV">AQ 11*</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi> sehr lobte und gleich erkannte, sondern auch daß er denselben Punkt für seine Landschaft gewählt. Fanny hat sich eins der herrlichsten Bilder dafür ausgesucht, daß <persName xml:id="persName_fd03ca93-43d5-4ab8-b50e-e6a5b5b02efc">H<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>. ihr zeichnen wird. Die Schüler<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fc6bef8c-fb8e-4e3d-95f6-595cc903ea86" xml:lang="de">Schüler – August Kaselowsky, Heinrich Löwenstein, Julius Moser, Karl Wilhelm Pohlke, J. D. L. Franz Wagner; evtl. auch Eduard Ratti, C. F. Ferdinand Hüben und Karl Burggraf, alle 1834 Schüler Wilhelm Hensels.</note> brachten uns als <hi rend="latintype">Currende</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b9a240f6-7273-4301-a267-e0e42bf38d3c" xml:lang="de">Currende – Eine Kurrende (von lat. currere, laufen) war ursprünglich ein aus bedürftigen Schülern bestehender Chor (Laufchor) an protestantischen Schulen.</note> ein Abendlied, und <persName xml:id="persName_b0d87f50-bb14-4b6f-8f72-ff1bc0e3570b">Moser<name key="PSN0113449" style="hidden" type="person">Moser, Julius (1805-1879)</name></persName> ein Hochzeitkarmen, worin Vaters <hi rend="latintype">ennui</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a342500e-bf09-45e5-8ac7-424705a3c307" xml:lang="fr ">ennui – frz., Langeweile.</note> beim Abendmahl und alles was unser nachheriges Leben betrifft, erwähnt war.</p> <p>Heut ist der letzte Pfeiler der ruhmbringenden Juden begraben; es knüpfen sich für mich der Erinnerungen an Kindheit, Jugend, Erziehung und ersten Ideen so mannichfache und bedeutende, daß <persName xml:id="persName_cbacbb27-f988-4038-b9b6-880c4a398c51">Friedl<name key="PSN0111198" style="hidden" type="person">Friedländer (Friedlaender), David Joachim (1750-1834)</name></persName>.s Dahinscheiden<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_79a90b5e-fdcb-40f4-85d4-73803db9844d" xml:lang="de">Friedl.s Dahinscheiden – David Joachim Friedländer war am 25. Dezember 1834 gestorben.</note> wieder eine intereßante Epoche abschneidet und den Lebensriß erweitert. Seinen <persName xml:id="persName_461ff18a-24ab-4a9a-b8e3-dc304f0b5eaf">jüngsten Sohn<name key="PSN0119759" style="hidden" type="person">Friedländer, Moses (1774-1840)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f6a68c66-fd52-4a3c-b93a-4e0a7ed5c272">T. Levy<name key="PSN0112818" style="hidden" type="person">Levy, Sara (1761-1854)</name></persName> die einen Theil ihrer Beschäftigung und Gedanken verliert, bedaure ich am meisten. Ich mache jetzt <persName xml:id="persName_1ea1ecd3-4733-4b24-9a7a-45e132060880">Hübnern<name key="PSN0112130" style="hidden" type="person">Hübner, Rudolph Julius Benno (1806-1882)</name></persName> ein doppeltes Kompliment über <persName xml:id="persName_2c83d285-cbe5-421f-a56f-502b1bc8b1c3">F.s<name key="PSN0111198" style="hidden" type="person">Friedländer (Friedlaender), David Joachim (1750-1834)</name></persName> vortfl. Kopf; er erfreut die ganze Familie durch die höchst treue Auffaßung. – Wachslichter bekömmst Du mit erster PrinzenGelegenheit, mein Herz! Fordre Dir nur, was Dir nützl. od. angenehm sein kann; und möchte ich immer im Stande sein, Deine Wünsche zu erfüllen! – <seg type="closer">Beherzige wohl, was ich Dir einmal wegen der Bergwerksarbeit im Ohre schrieb, lieb Herz! Erhalt Dich gesund und bleibe – bleibe mir gewogen!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_6eaf5bce-acf3-4e10-9997-32672a6cd88b"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_71a32e8a-98c9-4485-96d9-e70996711c66">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_25c628d6-7f64-45a5-a687-a930e80461e6">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich wollte noch, als icke, was schreiben und klug reden, aber nach Vater könnte ich nur noch den Mond anbellen, und bin mit ihm einverstanden, übrigens wird <persName xml:id="persName_53da2f9e-cfcb-42f6-9496-795c26a7e3ef">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> gleich kommen und einen <hi rend="latintype">pot de fortune</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4b86b4e2-cf6d-4376-a6b6-89f78ef088dd" xml:lang="fr ">pot de fortune – frz., (Redewendung à la fortune du pot) nehmen was kommt.</note> bei uns essen. <seg type="closer"><persName xml:id="persName_a46f545c-8c2c-4fba-a8a2-f12553896109">Benoni Friedländer<name key="PSN0111201" style="hidden" type="person">Friedländer, Benoni (1773-1858)</name></persName> hat mirs auf die Seele gebunden, Dich zu grüßen, das thue ich hiermit und schließe.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> </body> </text></TEI>