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gb-1834-11-27-03

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Rebecka Lejeune Dirichlet und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 27. November 1834 Die erste gute Folge der Niederlegung Deines Direktorthrones haben wir heut empfunden, Dein ersten langen Brief seit Deiner Abreise ist nämlich heut eingetroffen, und da muß ich Dir gleich auf frischer That danken. Aber wie Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 23. November 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Rebecka Lejeune Dirichlet; Düsseldorf, 23. Dezember 1834 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/322 und M.D.M. d. 29/323. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 27. November 1834 Die erste gute Folge der Niederlegung Deines Direktorthrones haben wir heut empfunden, Dein ersten langen Brief seit Deiner Abreise ist nämlich heut eingetroffen, und da muß ich Dir gleich auf frischer That danken. Aber wie

1 Doppelbl. (d. 29/322 ) und 1 Bl. (d. 29/323): S. 1-6 Brieftext; S. 6 Adresse von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand, 1 Poststempel [BERLIN 10-11 / 29/11], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet. Briefteil von Abraham Mendelssohn Bartholdy notiert von Rebecka Lejeune Dirichlet, mit eigenhändiger Unterschrift von Abraham Mendelssohn Bartholdy.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. November 1834 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Dem Herrn Musikdirektor Mendelssohn Bartholdy Düsseldorf. frei.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin den 27sten.

Die erste gute Folge der Niederlegung Deines Direktorthrones haben wir heut empfunden, Deinen ersten langen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-23-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 23. November 1834</name> seit Deiner AbreiseDeiner Abreise – am 30. September 1834. Vgl. Brief fmb-1834-09-29-01 (Brief Nr. 1010) Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig, Berlin, 29. September 1834. ist nämlich heut eingetroffen, und da muß ich Dir gleich auf frischer That danken. Aber wie kommst Du auf die Idee, ich soll Deine Verse beurtheilen, und gar Reime verbessern? Wann habe ich je gereimt, ausgenommen alle Jahre einmal, am 24sten December, und dann ist es auch danach. Übrigens will ich erst noch einmal die Nase in Lord ByronByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) stecken, ins Al. fest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name> gehts nicht, da meine Nase obgleich sie täglich spitzer und länger wird, doch noch leider nicht bis Düsseldorf reicht, wo unser Alex. fest sich meines Wissens befindet. Neulich haben wir in der Stunde the prisoner of Chillon<name key="PSN0110239" style="hidden" type="author">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788–1824)</name><name key="CRT0108329" style="hidden" type="literature">The Prisoner of Chillon</name> gelesen, das ging, Childe Harold<name key="PSN0110239" style="hidden" type="author">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788–1824)</name><name key="CRT0108322" style="hidden" type="literature">Childe Harold’s Pilgrimage</name> fingen wir an, es sind aber etwas zu viel Kraftausdrücke drin; nicht blos Victoiresche,Victoiresche – Viktorianische. aber wirkliche, für einen jungen Lehrer, das rechtfertigt aber wieder meine alte Behauptung, was schön ist, ist unanständig, das fängt schon von der Bibel an. Wenn ich VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) vorlese, frage ich ihn immer, ob er ein Liebeslied, od. ein Lied von gutem Lebenswandel hören will, das Liebeslied ist Göthe und Zelter<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name>, das andre die Päpste v. Ranke<name key="PSN0114071" style="hidden" type="author">Ranke, Franz Leopold (seit 1865) von (1795–1886)</name><name key="CRT0112323" style="hidden" type="science">Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert</name>, der seinem Naturell zuwider |2| diesen Punkt, in dem doch die Päpste eine reichliche Ausbeute lieferten, mit großer Zartheit behandelt. In Göthe und Zelter bekommt Vater Schelte, daß er Dich nicht hat nach SicilienSizilienItalien reisen lassen.In Göthe und Zelter bekommt Vater Schelte, daß er Dich nicht hat nach Sicilien reisen lassen – Dazu schrieb Johann Wolfgang von Goethe am 28. Juni 1831 an Carl Friedrich Zelter: »der H. Papa hatte sehr Unrecht ihn nicht nach Sicilien zu schicken; der junge Mann behält eine Sehnsucht ohne Not.« (Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1496).

Ich bin zwar kein Theater Direktor, aber ich habe doch schrecklich viel zu thun, drei Lektionen wöchentlich, für die alle ichDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) sehr fleißig seyn muß, um das Geld abzuverdienen, das sie mich kosten, dabei Weihnachten (Du bekommst was) dabei bis jetzt die AusstellungKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland, die gestern erst geschlossen ist,die Ausstellung, die gestern erst geschlossen ist – Die 30. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste hatte vom 14. September bis zum 26. November 1834 stattgefunden. beiläufig bin ich doch auch eine Hausfrau, mit Wirthschaft, Wäsche, KindDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887), und befinde mich sehr wohl dabei, werde es auch fortsetzen, so lange es geht. Wenn man keinen zeitausfüllenden Beruf hat, muß man wirklich allerlei treiben, um nicht zu versauern. Über meinemDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Tanzen ruht ein Unstern, es ist dies nämlich der letzte Winter meiner Tanzbahn, und bis jetzt habe ich alle Bälle absagen müssen. Ich tröste mich aber. Gestern habe ich die StichsStich, Friederike Auguste Clara (1820-1862)Stich, Pauline Sophie Bertha (1818-1876)Crelinger, verw. Stich, Sophie Auguste Friederike (1795-1865) in Minna v. Barnhelm<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109736" style="hidden" type="dramatic_work">Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück</name> gesehen, die Mädchen sind allerliebst, und spielen viel zu gut für f ihr Alter, die jüngsteStich, Friederike Auguste Clara (1820-1862) vierzehnjährige, ist eine vollkommene kleine soubrette, mit Coquetterie, Schalkhaftigkeit etc. Sie waren in dem Kostüm der damaligen Zeit, was gepudert, was zu den jugendlichen Gesichtern sehr nett aussah. Doch eben fällt mir |3| ein, daß ich eine Eule nach Athen bringe, indem ich Dir vom Theater erzähle. Einige der Lieder des jungen Werther<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name> hat mir Mad. BendemannBendemann, Fanny Eleonore (1778-1857) schon erzählt, die Musiker die demüthig weggehen, sind gräßlich, da ist doch ein Student mit dem testimonium paupertatis,testimonium paupertatis – lat., Armutszeugnis. viel besser.

Wie wird denn Dein Bild v. Hildebrand<name key="PSN0111982" style="hidden" type="author">Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804–1874)</name><name key="CRT0109260" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1834)</name>? So gut, daß man eine Zeichnung danach kann machen lassen? Ich habe großen Appetit, eine Zeichnung von Dir meinem WalterchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) gegenüber zu haben, und von HenselsHensel, Wilhelm (1794-1861) genügt mir keine, wenn Du und die AndernDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) nun mit Hildebrands Bilde einverstanden sind, möchte ich mir v. DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) eine Zeichnung danach schenken lassen. Schreib davon. Eigentlich könnt ich aber warten, bis ich selbst wieder nach DüsseldorfDüsseldorfDeutschland komme, um selbst zu urtheilen. Ich will wünschen daß es nicht schlechter sey, als das des Grafen Metternich<name key="PSN0119746" style="hidden" type="author">Ittenbach, Franz (1813-1879)</name><name key="CRT0112475" style="hidden" type="art">Graf Wolf von Metternich</name> (ich denke doch, es ist der, im schwarzen Samtrock) besser braucht es nicht zu seyn.

Herr v. SybelSybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895) hat hier nichts zu thun, als mit den KindernHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) zu spielen, Sebastian hängt sich gleich an ihnDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858), wie eine Klette, und auch Walter verspürt einige Neigung zu ihm, obgleich er sonst sehr sparsam mit seinen Gunstbezeugungen ist. Herr v. Sybel lehrt die Kinder auch sehr schöne Geschichten, ich habe ihn schon als Kinderfrau miethen wollen. Was sagst Du denn dazu, daß |4| alles hier homöopathisch geworden ist? MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) studirt noch dazu das Organon v. Hahnemann<name key="PSN0116939" style="hidden" type="author">Hahnemann, Christian Friedrich Samuel (1755–1843)</name><name key="CRT0112470" style="hidden" type="science">Organon der Heilkunst</name>, und nimmt Mohnkörner mit Überzeugung. Ich bleibe bei StoschStosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860), so lange er mir keinen Grund zur Unzufriedenheit giebt; übrigens habe ich nichts gegen die Homöopathen, da sie approbirte Ärzte sind, und für sie, daß ihre Medicin weder schmeckt noch riecht.

Ich habe der BendemannBendemann, Fanny Eleonore (1778-1857) versprochen, ein Blättchen f. PaulineHübner, Pauline Charlotte (1809-1895) bei ihr einzulegen, und will das heut noch thun, Du leb wohl, lieber Exintendant, (LafontLafont, Charles Philippe (1781-1839) nennt sich ex premier violon)ex premier violon – frz., ehemalige erste Geige. behalte mich lieb, und sey wohl. Die Austern seront une vérité,seront une vérité – frz., werden eine Wahrheit sein. wo bleiben sie nur, sie sind das Geld was ich ausgelegt habe, um das dürre Musikdirektorgesuch in die Zeitungen dreimal einrücken zu lassen. Wie wäre es, wenn Du Dich zu der Stelle meldetest? DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) nähme dann einen dort vacanten Schullehrerposten und ich ertheilte den Singunterricht. Ist das nicht ein Vorschlag zur Güte? Adieu.

Dirichlet grüßt entsetzlich.

Rebecka Lejeune Dirichlet
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)

Ich habe noch Zeit und Papier, und will Dir den Kopf noch ein wenig waschen, es ist Dir vielleicht eben so gesund, als das Kräuteröl; nämlich über einen Theil Deines letzten Briefes <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-14-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1834</name> an FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847). Warum bist Du denn eigentlich so grimmig, es sind noch keine drei Jahr her, daß Du v. LondonLondonGroßbritannien aus die |5| Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 29/322:Musik reformiren wolltest, und damals mußte Dich VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) drauf aufmerksam machen, daß jeder Reformator bei sich anfangen müsse; daß man, um Andern den Weg zu zeigen, voraus schreiten, aber auch keine solche Bocksprünge machen müsse, die den Andern das Nachkommen unmöglich machen. Nun ist die Zeit, und mit ihr was drin lebt und sich ereignet, fortgeschritten, vielleicht zurückgeschritten, kurz, sie hat sich bewegt, und Du mit ihr, das bemerken nun die Andern, die erzeigen Dir die Ehre, Dich unter die Leiter dieser Bewegung zu stellen, und nun thust Du so jämmerlich, als ob man Dir in die Halsbinde griffe, und verleugnest Bewegung, Fortschritt und Reform. Mein Herr, wo haben Sie die Logik studirt? Es giebt nur eine Entschuldigung für diese Inkonsequenz, sie datirt aus der katzenjämmerlichen Zeit Deiner Theaterintendanz. Ich habe zu dem Hexenbrei dieses TheatersStadttheaterDüsseldorfDeutschland eine Zuthat hinspediren gesehen, es war ein Herr SchönemannSchönenberg, Gustav, der konnte freilich anders nicht heißen, und hatte daran genug für Alles; der Kerl mit seinem abgeschabten blauen Rock, seinen alten grünen Husarenpantalons, und seinem Prinzenton gehörte mehr in einen schlechten Roman, als unter lebende Menschen. Vater glaubte er würde mit den 20 Thalern durchgehn, und begreift noch heut nicht, warum er es nicht gethan hat. Er hat wahrscheinlich einem noch erbärmlichern Kerl, als er selbst, 10 Thlr. abgegeben, und ihn an seine Stelle hingeschickt. Vater wünscht wenigstens zu wissen, ob Du aus Deiner schiffbrüchigen Intendanz das Geld gerettet, welches Du hier ausgelegt. Der Brief den Du dem jungen SybelSybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895) hierher nachgeschickt hast, schloß mit den Worten, auf baldiges frohes Wiedersehn, und gab uns zu denken. Sorge Du nun fürs baldige, fürs frohe lasse Gott Dich und uns sorgen. Es kommt mir vor, als habe sich in Deinen Ansichten über DüsseldorfDüsseldorfDeutschland, in Deinen Plänen und Aussichten irgendetwas geändert, ist dem so, so erfahren wir es wohl. Nun soll die Redoute ein Ende haben. Im Briefe steckt ein Räthsel, Laß wasDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Deine lange feine Nase wohl längst schon errathen.

Diese Worte sind aber nicht in Sachsen,

Noch auf meinem eigenen Mist gewachsen.

Ich bitte RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), mir als Feder zu dienen, um unter bestem Gruße Dich in FränkelsFränkel, Joseph Maximilian (1787-1857) Namen zu fragen, ob Du seinen Auftrag nicht vergessen,Dich in Fränkels Namen zu fragen, ob Du seinen Auftrag nicht vergessen – Wahrscheinlich hatte Joseph Maximilian Fränkel Felix Mendelssohn Bartholdy gebeten, ihm ein Werk von Carl Friedrich Lessing zu beschaffen. Siehe Brief fmb-1834-12-07-01 (Brief Nr. 1048) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 7. Dezember 1834 Z. 44 f. und ihm nichts darüber |6| zu berichten hast. Es ist so finsteres Wetter, und meine Augen gehen künftiger Helle durch augenblickliche Verdunkelung so schnell entgegen, daß ich nicht mehr selbst anders schreiben kann, als meinen Namen

Dein Vater A.
            Berlin den 27sten. Die erste gute Folge der Niederlegung Deines Direktorthrones haben wir heut empfunden, Deinen ersten langen Brief seit Deiner Abreise ist nämlich heut eingetroffen, und da muß ich Dir gleich auf frischer That danken. Aber wie kommst Du auf die Idee, ich soll Deine Verse beurtheilen, und gar Reime verbessern? Wann habe ich je gereimt, ausgenommen alle Jahre einmal, am 24sten December, und dann ist es auch danach. Übrigens will ich erst noch einmal die Nase in Lord Byron stecken, ins Al. fest gehts nicht, da meine Nase obgleich sie täglich spitzer und länger wird, doch noch leider nicht bis Düsseldorf reicht, wo unser Alex. fest sich meines Wissens befindet. Neulich haben wir in der Stunde the prisoner of Chillon gelesen, das ging, Childe Harold fingen wir an, es sind aber etwas zu viel Kraftausdrücke drin; nicht blos Victoiresche, aber wirkliche, für einen jungen Lehrer, das rechtfertigt aber wieder meine alte Behauptung, was schön ist, ist unanständig, das fängt schon von der Bibel an. Wenn ich Vater vorlese, frage ich ihn immer, ob er ein Liebeslied, od. ein Lied von gutem Lebenswandel hören will, das Liebeslied ist Göthe und Zelter, das andre die Päpste v. Ranke, der seinem Naturell zuwider diesen Punkt, in dem doch die Päpste eine reichliche Ausbeute lieferten, mit großer Zartheit behandelt. In Göthe und Zelter bekommt Vater Schelte, daß er Dich nicht hat nach Sicilien reisen lassen.
Ich bin zwar kein Theater Direktor, aber ich habe doch schrecklich viel zu thun, drei Lektionen wöchentlich, für die alle ich sehr fleißig seyn muß, um das Geld abzuverdienen, das sie mich kosten, dabei Weihnachten (Du bekommst was) dabei bis jetzt die Ausstellung, die gestern erst geschlossen ist, beiläufig bin ich doch auch eine Hausfrau, mit Wirthschaft, Wäsche, Kind, und befinde mich sehr wohl dabei, werde es auch fortsetzen, so lange es geht. Wenn man keinen zeitausfüllenden Beruf hat, muß man wirklich allerlei treiben, um nicht zu versauern. Über meinem Tanzen ruht ein Unstern, es ist dies nämlich der letzte Winter meiner Tanzbahn, und bis jetzt habe ich alle Bälle absagen müssen. Ich tröste mich aber. Gestern habe ich die Stichs in Minna v. Barnhelm gesehen, die Mädchen sind allerliebst, und spielen viel zu gut für f ihr Alter, die jüngste vierzehnjährige, ist eine vollkommene kleine soubrette, mit Coquetterie, Schalkhaftigkeit etc. Sie waren in dem Kostüm der damaligen Zeit, was gepudert, was zu den jugendlichen Gesichtern sehr nett aussah. Doch eben fällt mir ein, daß ich eine Eule nach Athen bringe, indem ich Dir vom Theater erzähle. Einige der Lieder des jungen Werther hat mir Mad. Bendemann schon erzählt, die Musiker die demüthig weggehen, sind gräßlich, da ist doch ein Student mit dem testimonium paupertatis, viel besser.
Wie wird denn Dein Bild v. Hildebrand? So gut, daß man eine Zeichnung danach kann machen lassen? Ich habe großen Appetit, eine Zeichnung von Dir meinem Walterchen gegenüber zu haben, und von Hensels genügt mir keine, wenn Du und die Andern nun mit Hildebrands Bilde einverstanden sind, möchte ich mir v. Dirichlet eine Zeichnung danach schenken lassen. Schreib davon. Eigentlich könnt ich aber warten, bis ich selbst wieder nach Düsseldorf komme, um selbst zu urtheilen. Ich will wünschen daß es nicht schlechter sey, als das des Grafen Metternich (ich denke doch, es ist der, im schwarzen Samtrock) besser braucht es nicht zu seyn.
Herr v. Sybel hat hier nichts zu thun, als mit den Kindern zu spielen, Sebastian hängt sich gleich an ihn, wie eine Klette, und auch Walter verspürt einige Neigung zu ihm, obgleich er sonst sehr sparsam mit seinen Gunstbezeugungen ist. Herr v. Sybel lehrt die Kinder auch sehr schöne Geschichten, ich habe ihn schon als Kinderfrau miethen wollen. Was sagst Du denn dazu, daß alles hier homöopathisch geworden ist? Mutter studirt noch dazu das Organon v. Hahnemann, und nimmt Mohnkörner mit Überzeugung. Ich bleibe bei Stosch, so lange er mir keinen Grund zur Unzufriedenheit giebt; übrigens habe ich nichts gegen die Homöopathen, da sie approbirte Ärzte sind, und für sie, daß ihre Medicin weder schmeckt noch riecht.
Ich habe der Bendemann versprochen, ein Blättchen f. Pauline bei ihr einzulegen, und will das heut noch thun, Du leb wohl, lieber Exintendant, (Lafont nennt sich ex premier violon) behalte mich lieb, und sey wohl. Die Austern seront une vérité, wo bleiben sie nur, sie sind das Geld was ich ausgelegt habe, um das dürre Musikdirektorgesuch in die Zeitungen dreimal einrücken zu lassen. Wie wäre es, wenn Du Dich zu der Stelle meldetest? Dirichlet nähme dann einen dort vacanten Schullehrerposten und ich ertheilte den Singunterricht. Ist das nicht ein Vorschlag zur Güte? Adieu.
Dirichlet grüßt entsetzlich.
Rebecka Lejeune Dirichlet
Ich habe noch Zeit und Papier, und will Dir den Kopf noch ein wenig waschen, es ist Dir vielleicht eben so gesund, als das Kräuteröl; nämlich über einen Theil Deines letzten Briefes an Fanny. Warum bist Du denn eigentlich so grimmig, es sind noch keine drei Jahr her, daß Du v. London aus die Musik reformiren wolltest, und damals mußte Dich Vater drauf aufmerksam machen, daß jeder Reformator bei sich anfangen müsse; daß man, um Andern den Weg zu zeigen, voraus schreiten, aber auch keine solche Bocksprünge machen müsse, die den Andern das Nachkommen unmöglich machen. Nun ist die Zeit, und mit ihr was drin lebt und sich ereignet, fortgeschritten, vielleicht zurückgeschritten, kurz, sie hat sich bewegt, und Du mit ihr, das bemerken nun die Andern, die erzeigen Dir die Ehre, Dich unter die Leiter dieser Bewegung zu stellen, und nun thust Du so jämmerlich, als ob man Dir in die Halsbinde griffe, und verleugnest Bewegung, Fortschritt und Reform. Mein Herr, wo haben Sie die Logik studirt? Es giebt nur eine Entschuldigung für diese Inkonsequenz, sie datirt aus der katzenjämmerlichen Zeit Deiner Theaterintendanz. Ich habe zu dem Hexenbrei dieses Theaters eine Zuthat hinspediren gesehen, es war ein Herr Schönemann, der konnte freilich anders nicht heißen, und hatte daran genug für Alles; der Kerl mit seinem abgeschabten blauen Rock, seinen alten grünen Husarenpantalons, und seinem Prinzenton gehörte mehr in einen schlechten Roman, als unter lebende Menschen. Vater glaubte er würde mit den 20 Thalern durchgehn, und begreift noch heut nicht, warum er es nicht gethan hat. Er hat wahrscheinlich einem noch erbärmlichern Kerl, als er selbst, 10 Thlr. abgegeben, und ihn an seine Stelle hingeschickt. Vater wünscht wenigstens zu wissen, ob Du aus Deiner schiffbrüchigen Intendanz das Geld gerettet, welches Du hier ausgelegt. Der Brief den Du dem jungen Sybel hierher nachgeschickt hast, schloß mit den Worten, auf baldiges frohes Wiedersehn, und gab uns zu denken. Sorge Du nun fürs baldige, fürs frohe lasse Gott Dich und uns sorgen. Es kommt mir vor, als habe sich in Deinen Ansichten über Düsseldorf, in Deinen Plänen und Aussichten irgendetwas geändert, ist dem so, so erfahren wir es wohl. Nun soll die Redoute ein Ende haben. Im Briefe steckt ein Räthsel, Laß was Deine lange feine Nase wohl längst schon errathen.
Diese Worte sind aber nicht in Sachsen,
Noch auf meinem eigenen Mist gewachsen.
Ich bitte Rebecka, mir als Feder zu dienen, um unter bestem Gruße Dich in Fränkels Namen zu fragen, ob Du seinen Auftrag nicht vergessen, und ihm nichts darüber zu berichten hast. Es ist so finsteres Wetter, und meine Augen gehen künftiger Helle durch augenblickliche Verdunkelung so schnell entgegen, daß ich nicht mehr selbst anders schreiben kann, als meinen Namen
Dein Vater
A.          
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Aber wie</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_f762c581-0134-4121-843d-eec62e56f91f">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1834-11-23-01" type="precursor" xml:id="title_636aed01-3c3f-4262-920a-8fcb58ee17d7">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 23. November 1834</title> <title key="fmb-1834-12-23-01" type="successor" xml:id="title_1c372d98-512b-4d79-ad23-b0abb6609485">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Rebecka Lejeune Dirichlet; Düsseldorf, 23. Dezember 1834</title> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author> <author key="PSN0113247">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_9fc37951-975c-4471-9124-01d1707fae73"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_82fd7ceb-6802-441f-b0f3-f1d874ba0a26"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 29/322 und M.D.M. d. 29/323.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1834-11-27-03" type="letter" xml:id="title_347ec6f2-9741-4708-80e1-d46de8d3b58d">Rebecka Lejeune Dirichlet und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf;  Berlin, 27. November 1834</title> <incipit>Die erste gute Folge der Niederlegung Deines Direktorthrones haben wir heut empfunden, Dein ersten langen Brief seit Deiner Abreise ist nämlich heut eingetroffen, und da muß ich Dir gleich auf frischer That danken. Aber wie</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl. (d. 29/322 ) und 1 Bl. (d. 29/323): S. 1-6 Brieftext; S. 6 Adresse von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand, 1 Poststempel [BERLIN 10-11 / 29/11], Siegel.</p> <handDesc hands="2"> <p>Rebecka Lejeune Dirichlet. Briefteil von Abraham Mendelssohn Bartholdy notiert von Rebecka Lejeune Dirichlet, mit eigenhändiger Unterschrift von Abraham Mendelssohn Bartholdy.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-11-27" xml:id="date_3a11ab6a-5400-490b-a512-1027cbf6b2df">27. November 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_141aca8f-2e2f-4e24-872e-e29b158ca36c">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_14143299-a6f1-46ab-ba9a-016a5561b175">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_91b27f00-6448-4b63-bd84-1f48dfb685f4"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_2bc1fe9c-5d23-4f05-af31-6c0982cc4753">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_97a8af50-8c4e-4a4b-998f-0aab26d60306"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_11fc9a09-6971-497a-82d6-88440cb5a759"> <head> <address> <addrLine>Dem</addrLine> <addrLine>Herrn Musikdirektor <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Düsseldorf</hi></hi>.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frei</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_2484193c-b2fa-44ad-8151-cc81056adf15"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_12a5ac85-e10f-43d1-a9d3-d7293230b640">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_86801837-7b33-42b1-b6ff-2c6588f24d47">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1834-11-27" xml:id="date_72007af4-84a0-43e9-a82b-150c794fc3c5">27sten.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Die erste gute Folge der Niederlegung Deines Direktorthrones haben wir heut empfunden, Dein<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a422f1d1-6c4c-407b-9047-ea005245c75b">en</del> ersten langen <title xml:id="title_4f7d8703-6af3-4efa-8f03-cca25dc080d5">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-23-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 23. November 1834</name> </title> seit Deiner Abreise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_948b72da-1974-4876-b831-9a433516255d" xml:lang="de">Deiner Abreise – am 30. September 1834. Vgl. Brief fmb-1834-09-29-01 (Brief Nr. 1010) Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig, Berlin, 29. September 1834.</note> ist nämlich heut eingetroffen, und da muß ich Dir gleich auf frischer That danken. Aber wie kommst Du auf die Idee, ich soll Deine Verse beurtheilen, und gar Reime verbessern? Wann habe ich je gereimt, ausgenommen alle Jahre einmal, am <date cert="high" when="1834-12-24" xml:id="date_f614828c-6a38-41b2-8c52-83068557dbdd">24sten December</date>, und dann ist es auch danach. Übrigens will ich erst noch einmal die Nase in <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_16a40996-7d3d-4f24-8283-843557c414b6">Lord Byron<name key="PSN0110239" style="hidden" type="person">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name></persName></hi> stecken, ins <title xml:id="title_65b69f17-5e5a-496d-a395-2190319e9a4c">Al. fest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name></title> gehts nicht, da meine Nase obgleich sie täglich spitzer und länger wird, doch noch leider nicht bis Düsseldorf reicht, wo unser Alex. fest sich meines Wissens befindet. Neulich haben wir in der Stunde <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b66110de-8b92-4716-b381-282613f18f21">the prisoner of Chillon<name key="PSN0110239" style="hidden" type="author">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788–1824)</name><name key="CRT0108329" style="hidden" type="literature">The Prisoner of Chillon</name></title></hi> gelesen, das ging, <hi rend="latintype"><title xml:id="title_643ec678-42ef-4977-bfe3-d2e8a8f3ff56">Childe Harold<name key="PSN0110239" style="hidden" type="author">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788–1824)</name><name key="CRT0108322" style="hidden" type="literature">Childe Harold’s Pilgrimage</name></title></hi> fingen wir an, es sind aber etwas zu viel Kraftausdrücke drin; nicht blos <hi rend="latintype">Victoire</hi>sche,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_197af2a7-3783-46c6-9874-5f07d0d6d100" xml:lang="de">Victoiresche – Viktorianische.</note> aber wirkliche, für einen jungen Lehrer, das rechtfertigt aber wieder meine alte Behauptung, was schön ist, ist unanständig, das fängt schon von der Bibel an. Wenn ich <persName xml:id="persName_75af3984-0b27-4f78-bd56-2e5340e39a3b">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> vorlese, frage ich ihn immer, ob er ein Liebeslied, od. ein Lied von gutem Lebenswandel hören will, das Liebeslied ist <title xml:id="title_c1c36f38-e671-4e80-8307-508b8497b4df">Göthe und Zelter<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title>, das andre die <title xml:id="title_ea8c6f2c-c339-4d8b-a18c-ed0cf7b83ae5">Päpste v. Ranke<name key="PSN0114071" style="hidden" type="author">Ranke, Franz Leopold (seit 1865) von (1795–1886)</name><name key="CRT0112323" style="hidden" type="science">Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert</name></title>, der seinem Naturell zuwider<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> diesen Punkt, in dem doch die Päpste eine reichliche Ausbeute lieferten, mit großer Zartheit behandelt. In Göthe und Zelter bekommt Vater Schelte, daß er Dich nicht hat nach <placeName xml:id="placeName_20b7fffa-c69c-4cad-83e4-94de8cbde465">Sicilien<settlement key="STM0104821" style="hidden" type="region">Sizilien</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> reisen lassen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ca78e0fe-fc50-4366-9f13-84fbf46e46d2" xml:lang="de">In Göthe und Zelter bekommt Vater Schelte, daß er Dich nicht hat nach Sicilien reisen lassen – Dazu schrieb Johann Wolfgang von Goethe am 28. Juni 1831 an Carl Friedrich Zelter: »der H. Papa hatte sehr Unrecht ihn nicht nach Sicilien zu schicken; der junge Mann behält eine Sehnsucht ohne Not.« (Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1496).</note></p> <p>Ich bin zwar kein Theater Direktor, aber ich habe doch schrecklich viel zu thun, drei Lektionen wöchentlich, für die alle <add place="above">ich<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> sehr fleißig seyn muß, um das Geld abzuverdienen, das sie mich kosten, dabei Weihnachten (Du bekommst was) dabei bis jetzt die <placeName xml:id="placeName_c80bf1f0-6eb1-41f5-824f-10c7d86e9c3f">Ausstellung<name key="NST0100304" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die gestern erst geschlossen ist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b5a30173-1a18-4112-85d2-61f3ee61e1b6" xml:lang="de">die Ausstellung, die gestern erst geschlossen ist – Die 30. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste hatte vom 14. September bis zum 26. November 1834 stattgefunden.</note> beiläufig bin ich doch auch eine Hausfrau, mit Wirthschaft, Wäsche, <persName xml:id="persName_7536b029-f285-4c2d-a66b-9c6ab6535af6">Kind<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, und befinde mich sehr wohl dabei, werde es auch fortsetzen, so lange es geht. Wenn man keinen zeitausfüllenden Beruf hat, muß man wirklich allerlei treiben, um nicht zu versauern. Über mein<add place="below">em<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> Tanzen ruht ein Unstern, es ist dies nämlich der letzte Winter meiner Tanzbahn, und bis jetzt habe ich alle Bälle absagen müssen. Ich tröste mich aber. Gestern habe ich die <persName xml:id="persName_93a32f29-f028-4721-bdee-0f35166147f1"><persName xml:id="persName_942c324c-ca46-4bbd-8f1a-6126bdccd822">Stichs<name key="PSN0115130" style="hidden" type="person">Stich, Friederike Auguste Clara (1820-1862)</name><name key="PSN0115129" style="hidden" type="person">Stich, Pauline Sophie Bertha (1818-1876)</name></persName><name key="PSN0110496" style="hidden" type="person">Crelinger, verw. Stich, Sophie Auguste Friederike (1795-1865)</name></persName> in <title xml:id="title_9a9ef2e6-64ef-47d0-a587-ce7009e32d74">Minna v. Barnhelm<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109736" style="hidden" type="dramatic_work">Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück</name></title> gesehen, die Mädchen sind allerliebst, und spielen viel zu gut für <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_973e6c83-7eb2-4cdc-8d93-b79cc998df0d">f</del> ihr Alter, die <persName xml:id="persName_4bf49151-45b1-4d1e-8696-7655da330a45">jüngste<name key="PSN0115130" style="hidden" type="person">Stich, Friederike Auguste Clara (1820-1862)</name></persName> vierzehnjährige, ist eine vollkommene kleine <hi rend="latintype">soubrette</hi>, mit Coquetterie, Schalkhaftigkeit <hi rend="latintype">etc</hi>. Sie waren in dem Kostüm der damaligen Zeit, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_24410fd4-6684-4358-841a-48a7cd6528ee">was</del> gepudert, was zu den jugendlichen Gesichtern sehr nett aussah. Doch eben fällt mir<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> ein, daß ich eine Eule nach Athen bringe, indem ich Dir vom Theater erzähle. Einige der Lieder des <title xml:id="title_fbe0b470-9106-44eb-86bb-a30b079a0249">jungen Werther<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name></title> hat mir Mad. <persName xml:id="persName_57415e94-5827-4e70-ba4e-764eaa9b308e">Bendemann<name key="PSN0109809" style="hidden" type="person">Bendemann, Fanny Eleonore (1778-1857)</name></persName> schon erzählt, die Musiker die demüthig weggehen, sind gräßlich, da ist doch ein Student mit dem <hi rend="latintype">testimonium paupertatis</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d3af8e3f-3282-44a7-a974-75a539f0278a" xml:lang="la ">testimonium paupertatis – lat., Armutszeugnis.</note> viel besser.</p> <p>Wie wird denn Dein <title xml:id="title_33a2f055-6888-4744-94b2-63112cc587ce">Bild v. Hildebrand<name key="PSN0111982" style="hidden" type="author">Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804–1874)</name><name key="CRT0109260" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1834)</name></title>? So gut, daß man eine Zeichnung danach kann machen lassen? Ich habe großen Appetit, eine Zeichnung von Dir meinem <persName xml:id="persName_bd9c8a69-9af0-46cb-9e32-3cdb1b1e5e9c">Walterchen<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> gegenüber zu haben, und von <persName xml:id="persName_4703fa21-bed3-4b4c-b729-449f1a6722a9">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> genügt mir keine, wenn Du<add place="above"> und die Andern<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> nun mit Hildebrands Bilde einverstanden sind, möchte ich mir v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_67899735-7d9d-45df-a9a2-1efb4d1d6f90">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> eine Zeichnung danach schenken lassen. Schreib davon. Eigentlich könnt ich aber warten, bis ich selbst wieder nach <placeName xml:id="placeName_22311381-5086-429b-8a28-1933a1e788b6">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> komme, um selbst zu urtheilen. Ich will wünschen daß es nicht schlechter sey, als <title xml:id="title_5a00badf-a2ca-416a-afd6-4b4bb9a0d8f6">das des Grafen Metternich<name key="PSN0119746" style="hidden" type="author">Ittenbach, Franz (1813-1879)</name><name key="CRT0112475" style="hidden" type="art">Graf Wolf von Metternich</name></title> (ich denke doch, es ist der, im schwarzen Samtrock) besser braucht es nicht zu seyn.</p> <p>Herr <persName xml:id="persName_11f42b30-9423-48f6-b341-bce09b641d25">v. Sybel<name key="PSN0118398" style="hidden" type="person">Sybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895)</name></persName> hat hier nichts zu thun, als mit den <persName xml:id="persName_0e9ee6b7-802a-4078-b902-9bb17795ee2e">Kindern<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name><name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> zu spielen, Sebastian hängt sich gleich an <add place="above">ihn<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add>, wie eine Klette, und auch Walter verspürt einige Neigung zu ihm, obgleich er sonst sehr sparsam mit seinen Gunstbezeugungen ist. Herr v. Sybel lehrt die Kinder auch sehr schöne Geschichten, ich habe ihn schon als Kinderfrau miethen wollen. Was sagst Du denn dazu, daß |4| alles hier homöopathisch geworden ist? <persName xml:id="persName_b7b9e6a3-bea8-4274-9d4a-229b44bd1c0a">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> studirt noch dazu das <title xml:id="title_ee8d3ff6-5a6f-4a33-84cc-b6dd47286fd5">Organon v. Hahnemann<name key="PSN0116939" style="hidden" type="author">Hahnemann, Christian Friedrich Samuel (1755–1843)</name><name key="CRT0112470" style="hidden" type="science">Organon der Heilkunst</name></title>, und nimmt Mohnkörner mit Überzeugung. Ich bleibe bei <persName xml:id="persName_c5c76e58-d378-4091-b97a-1e7a91c57e17">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName>, so lange er mir keinen Grund zur Unzufriedenheit giebt; übrigens habe ich nichts gegen die Homöopathen, da sie approbirte Ärzte sind, und für sie, daß ihre Medicin weder schmeckt noch riecht.</p> <p>Ich habe der <persName xml:id="persName_e55912ba-8890-4524-8152-0f2da0a34a50">Bendemann<name key="PSN0109809" style="hidden" type="person">Bendemann, Fanny Eleonore (1778-1857)</name></persName> versprochen, ein Blättchen f. <persName xml:id="persName_d3c10aba-f510-44f2-9dbf-98811059aa06">Pauline<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName> bei ihr einzulegen, und will das heut noch thun, Du leb wohl, lieber Exintendant, (<hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_33f287d4-e631-48be-8e48-4f701a09b583">Lafont<name key="PSN0112645" style="hidden" type="person">Lafont, Charles Philippe (1781-1839)</name></persName></hi> nennt sich <hi rend="latintype">ex premier violon</hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1f573e91-af2e-4961-b453-ac6d7492e8d6" xml:lang="fr ">ex premier violon – frz., ehemalige erste Geige.</note> behalte mich lieb, und sey wohl. Die Austern <hi rend="latintype">seront une vérité</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b5440274-7fe6-4a41-83b7-527b430ce4ba" xml:lang="fr ">seront une vérité – frz., werden eine Wahrheit sein. </note> wo bleiben sie nur, sie sind das Geld was ich ausgelegt habe, um das dürre Musikdirektorgesuch in die Zeitungen dreimal einrücken zu lassen. Wie wäre es, wenn Du Dich zu der Stelle meldetest? <persName xml:id="persName_9f9ab870-af3f-4033-8439-83ba9f5359e0">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> nähme dann einen dort vacanten Schullehrerposten und ich ertheilte den Singunterricht. Ist das nicht ein Vorschlag zur Güte? <seg type="closer">Adieu</seg>.</p> <p>Dirichlet grüßt entsetzlich.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_ba140ee5-b65b-437b-b177-c91aaffb1bd3"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_eba5c59a-a8b1-4c83-8a26-c2cf4078ad36">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_1372234f-413f-45c8-b51f-d7b47460adfd">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</docAuthor> <p>Ich habe noch Zeit und Papier, und will Dir den Kopf noch ein wenig waschen, es ist Dir vielleicht eben so gesund, als das Kräuteröl; nämlich über einen Theil Deines letzten <title xml:id="title_0e2c7870-d2ec-4e8e-ba87-021734c85670">Briefes <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-14-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1834</name> </title> an <persName xml:id="persName_fe37629a-f63b-4e6c-b3c1-b24a74d07a9b">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>. Warum bist Du denn eigentlich so grimmig, es sind noch keine drei Jahr her, daß Du v. <placeName xml:id="placeName_644b06a6-2b5a-4b58-9372-02cc96190d98">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> aus die<seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> <note resp="UT" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_080252bb-6584-4c95-a021-3d03f6d1ccb4" xml:lang="de">Beginn des Briefteils in GB-Ob, M.D.M. d. 29/322:</note>Musik reformiren wolltest, und damals mußte Dich <persName xml:id="persName_0ed4c8ba-ca88-46f7-9027-0de2d6e23c60">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> drauf aufmerksam machen, daß jeder Reformator bei sich anfangen müsse; daß man, um Andern den Weg zu zeigen, voraus schreiten, aber auch keine solche Bocksprünge machen müsse, die den Andern das Nachkommen unmöglich machen. Nun ist die Zeit, und mit ihr was drin lebt und sich ereignet, fortgeschritten, vielleicht zurückgeschritten, kurz, sie hat sich bewegt, und Du mit ihr, das bemerken nun die Andern, die erzeigen Dir die Ehre, Dich unter die Leiter dieser Bewegung zu stellen, und nun thust Du so jämmerlich, als ob man Dir in die Halsbinde griffe, und verleugnest Bewegung, Fortschritt und Reform. Mein Herr, wo haben Sie die Logik studirt? Es giebt nur eine Entschuldigung für diese Inkonsequenz, sie datirt aus der katzenjämmerlichen Zeit Deiner Theaterintendanz. Ich habe zu dem Hexenbrei dieses <placeName xml:id="placeName_9c37e5b0-953a-4b42-8279-181d496c83ec">Theaters<name key="NST0100296" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eine Zuthat hinspediren gesehen, es war ein Herr <persName xml:id="persName_43ce11fb-85ce-4a25-83ec-b12875b38213">Schönemann<name key="PSN0114656" style="hidden" type="person">Schönenberg, Gustav</name></persName>, der konnte freilich anders nicht heißen, und hatte daran genug für Alles; der Kerl mit seinem abgeschabten blauen Rock, seinen alten grünen Husarenpantalons, und seinem Prinzenton gehörte mehr in einen schlechten Roman, als unter lebende Menschen. Vater glaubte er würde mit den 20 Thalern durchgehn, und begreift noch heut nicht, warum er es nicht gethan hat. Er hat wahrscheinlich einem noch erbärmlichern Kerl, als er selbst, 10 Thlr. abgegeben, und ihn an seine Stelle hingeschickt. Vater wünscht wenigstens zu wissen, ob Du aus Deiner schiffbrüchigen Intendanz das Geld gerettet, welches Du hier ausgelegt. Der Brief den Du dem jungen <persName xml:id="persName_ab4cc8f1-74dc-4c26-b391-a7fa88fb8b01">Sybel<name key="PSN0118398" style="hidden" type="person">Sybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895)</name></persName> hierher nachgeschickt hast, schloß mit den Worten, auf baldiges frohes Wiedersehn, und gab uns zu denken. Sorge Du nun fürs baldige, fürs frohe lasse Gott Dich und uns sorgen. Es kommt mir vor, als habe sich in Deinen Ansichten über <placeName xml:id="placeName_fe76978f-9a03-4097-aff4-55d142cd723a">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, in Deinen Plänen und Aussichten irgendetwas geändert, ist dem so, so erfahren wir es wohl. Nun soll die Redoute ein Ende haben. Im Briefe steckt ein Räthsel, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_bf11f509-4618-45fd-a05d-349cca93abe4">Laß</del> <add place="above">was<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> Deine lange feine Nase wohl längst schon errathen.</p> <p>Diese Worte sind aber nicht in Sachsen,</p> <p>Noch auf meinem eigenen Mist gewachsen.</p> <p>Ich bitte <persName xml:id="persName_52e493f5-9ddd-4e98-9888-9cc579baf464">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, mir als Feder zu dienen, um unter bestem Gruße Dich in <persName xml:id="persName_c2aa6412-6dfe-4963-8aeb-31e189d41960">Fränkels<name key="PSN0111141" style="hidden" type="person">Fränkel, Joseph Maximilian (1787-1857)</name></persName> Namen zu fragen, ob Du seinen Auftrag nicht vergessen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5025b9d8-169e-4fd1-9d82-ccedc849666c" xml:lang="de">Dich in Fränkels Namen zu fragen, ob Du seinen Auftrag nicht vergessen – Wahrscheinlich hatte Joseph Maximilian Fränkel Felix Mendelssohn Bartholdy gebeten, ihm ein Werk von Carl Friedrich Lessing zu beschaffen. Siehe Brief fmb-1834-12-07-01 (Brief Nr. 1048) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 7. Dezember 1834 Z. 44 f.</note> und ihm nichts darüber |6| zu berichten hast. Es ist so finsteres Wetter, und meine Augen gehen künftiger Helle durch augenblickliche Verdunkelung so schnell entgegen, daß ich nicht mehr selbst anders schreiben kann, als meinen Namen</p> <signed rend="right">Dein Vater</signed> <signed rend="right">A.</signed> </div> </body> </text></TEI>