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gb-1834-11-27-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 23. und 27. November 1834 Wir haben durch H. v. Sybel, durch die liebe Bendem. und durch Deinen Br. an Fanny Gottlob gute Nachrichten v. Dir, mein allerbester Felix! und wenn ich Dir nicht schon vor einigen Tagen Dank dafür Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, vor dem 27. November 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 1. Dezember 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Leipzig D-LEsm Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum Musik- und Theatergeschichte MT/2011/345. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 23. und 27. November 1834 Wir haben durch H. v. Sybel, durch die liebe Bendem. und durch Deinen Br. an Fanny Gottlob gute Nachrichten v. Dir, mein allerbester Felix! und wenn ich Dir nicht schon vor einigen Tagen Dank dafür

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 29/321.

Sammlung Dr. Rudolf Elvers, Berlin (bis Anfang 2011).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

23. und 27. November 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Düsseldorf Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 23 Nov. 1834

Wir haben durch H. v. SybelSybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895), durch die liebe BendemBendemann, Fanny Eleonore (1778-1857). und durch Deinen Br. an Fanny <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-14-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1834</name> Gottlob gute Nachrichten v. Dir, mein allerbester Felix! und wenn ich Dir nicht schon vor einigen Tagen Dank dafür abstattete, so lag es an den stockfinstern Nov. Tagen, die meinem schlechten Gesicht das Schreiben selten gestatten. Nach etwas Kälte haben wir spleen Wetter in Fülle, wollen uns dennoch aber nicht todschießen, sondern Dir erzählen, daß HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H. und ich neue Lebensanstalten getroffen haben, die bisitzt gut einzuschlagen scheinen. Wir ergeben uns näml. der Homöopathie, mein Schatz! und ich hoffe Du wirst nicht Zeter schreien, wenn ich Dir „meine Gründe angebe“ wie sancta Zauberflöte<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name> sagt. Du erinnerst Dich, wie ich nach mir angethanem Blutvergießen in einen so höchst elenden Zustand gerieth; seitdem unterrichtete ich mich häufig v. der neuen Heilmethode, und konnte nicht ablaßen, ihr nach eignem Beispiel Zutrauen zu schenken. Vor 13 Jahren erinnerte ich mich, in einer ähnlichen Stumpfheit, Kopf und Magenschwäche gewesen zu sein, als man mir, um einer (dennoch erfolgten fausse couchefausse couche – frz., Fehlgeburt. vorzubeugen) viel Blut abzapfte. Nur überwand meine gründlich gesunde Natur es schneller, als ich soviel jünger war. Ich fand vor einigen Monaten in Deinen Briefen v. 1. Aufenthalt in Lond.Ich fand vor einigen Monaten in Deinen Briefen v. 1. Aufenthalt in Lond. – Felix Mendelssohn Bartholdy bereiste England zum ersten Mal von April bis November 1829. die Beschreibung meines elenden Zustandes grade wieder, nachdem man Dir ein Heer BlutigelBlutigel – Blutegel. gesetzt, und der Entschluß stand in mir fest, mich nicht wieder in solche Lage zu bringen, und StoschStosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860) mir so lange zu behalten, bis er eine neue Blutung verordnen würde. Dies geschah vor 16 Tagen; ich erklärte ihm, mich diesem Mittel nicht aussetzen zu wollen und ließ Stüler kommen, der mir statt aller bisherig. valeriana,valeriana – lat., valeriana officinalis, Baldrianextrakt. chinachina – Chinin, Extrakt aus der Rinde des Chinarindenbaums und BitterwaßerBitterwaßer – Bitterwasser, ein Appetitanregungsmittel nichts als seine kleinwinzigen Pülverchen gab, an deren Halb Zahl dutzendzahl ich noch bis Anfangs Mi. zu zehren habe. Es geht mir gut und ich leide wirklich weit weniger an fliegender Hitze und Melancholei. Ein vernünftiger Mensch will auch le pourquoi des pourquoile pourquoi des pourquoi – frz., der Grund einer Sache. wißen; und somit studir ich das Organon v. Hahnemann<name key="PSN0116939" style="hidden" type="author">Hahnemann, Christian Friedrich Samuel (1755–1843)</name><name key="CRT0112470" style="hidden" type="science">Organon der Heilkunst</name>,das Organon v. Hahnemann – Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst (1. Auflage, Leipzig 1810) war 1833 bereits in der fünften Auflage erschienen. das ich freil. nicht gründl. verstehe, aber doch daraus ersehe, daß der ärztl. Welt eine ebenso große Umwälzung bevorstehe, als die polit. schon theilweise ausgehalten hat. Trotz der bei Weitem überwiegenden Mehrzahl der Widersacher fängt die neue Methode v. Tag zu Tag an, hier festere Wurzeln zu schlagen. Ich sehe nicht ein, warum man sich gewaltsam gegen ein neues System sträubt, da man seit d. sel. HippokratesHippokrates so sehr viele wechseln sah? Hier sind übrigens die Aerzte höchst stationär, und auf ihre Blutdürstigkeit beharrend, auch wüßt ich keinen, dem ich Vertrauen schenkte. VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) und DirichletsDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) sind übrigens bei Stosch geblieben, und trotz unserer Streitsucht leben wir in dem Punkt friedlich: FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) ist trotz ihrer Vorliebe zu StülerStüler, Gottfried Wilhelm (1798-1838)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) der HenselnHensel, Wilhelm (1794-1861) den Magenkrampf vertrieben, spaßhaft genug in Einfällen gegen seine Lehre, und sagt, wenn einer ins Waßer fällt, gieße ihm der Homöop. einen Eimer dito auf |2| den Kopf. Ich bitte, die auf die neue Manier dort Behandelten zu beobachten mein Geliebter! und Dich um Gottes willen vor Aderlaß und Igeln zu hüten, da ich gewiß glaube, Deine Nerven haben in L.LeipzigDeutschland einen Stoß erlitten, und je älter Du wirst, desto weniger werdest Du diese abscheuliche Kur vertragen. Es ist übrigens nicht so neu als man denkt: denn ein in meiner Kindheit berühmter Arzt, PallasPallas, August Friedrich (1731-1812), hat mir vor 46 Jahren vielleicht das Leben gerettet, als er mir in hitzigem Fieber den Aderlaß verbot, den ein andrer Arzt als höchst nöthig verordnete, wenn ich der Krankheit nicht erliegen sollte. Glücklicherweise wählte meine gute MutterSalomon (seit 1812) Bartholdy, Bilka (Bella) (1749-1824) seine Kurart, und nachher hab ich ihn hundert mal gegen Aderläße protestiren hören. Hat denn SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) die Hom.Hom. – Homöopathie. auch gegen sein Augenübel gebraucht? Intereßirt mich besonder zu wißen, da die Meinen nur noch leiden und ich überzeugt bin, auch dies komme v. den geschwächten Nerven her, denn nach Maßgabe wie die sich erholen, gehts auch erträglicher damit.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

d. 27. Heut ist Dein lieber Br. an Beckchen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-23-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 23. November 1834</name> gekommen, der uns unendlich amusirt und erfreut hat. Deine Direktorleiden fühl ich mit und mehr als Einer kannst Du mit Staberl sagen, wenn i nur was davon hätt!<name key="PSN0109699" style="hidden" type="author">Bäuerle, Adolf (eigtl. Johann Andreas) (Pseud.: Otto Hörn, J. H. Fels) (1786–1859)</name><name key="CRT0107974" style="hidden" type="literature">Die Bürger in Wien</name>kannst Du mit Staberl sagen, wenn i nur was davon hätt! – Adolf Bäuerle, Die Bürger in Wien, dritter Akt, dritte Szene. Indeß wär mirs äußerst leid, wenn Du Dich deßhalb mit ImmermImmermann, Karl Leberecht (1796-1840). entzweit oder erkältet hättest. Ich schätze ihn sehr und glaubte daß Du v. dem gemeinsamen Geschäft beim TheatStadttheaterDüsseldorfDeutschland. viel Praktisches würdest lernen können. Indeß verdenk ich Dir keineswegs, Deine kostbare Zeit an solchen Plunder nicht verschwenden zu wollen, und wenn Du eine Oper machst, gilts unendlich mehr als wenn Du 20 dirigirst. Gestern hab ich mich nach Ewigkeiten wieder im TheatKönigliches SchauspielhausBerlinDeutschland. himmlisch amusirt, liebes Herz! ich gelangte endl. zu einer Vorstellung der beiden StichsStich, Friederike Auguste Clara (1820-1862)Stich, Pauline Sophie Bertha (1818-1876), die als Minna und Franziska<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109736" style="hidden" type="dramatic_work">Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück</name> debütirten;die als Minna und Franziska debütirten – Figuren aus Gotthold Ephraim Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm. Du kannst nicht denken, wie allerliebst beide Mädels waren; memorirt, mit Ausdruck gespielt, unterfangen, hübsch, klug, kurz, zum Entzücken! ganz im damal. Kostum frisirt und gekleidet, mit chignonschignons – frz., Haarknoten. und SchnebbentailleSchnebbentaille – Schneppentaille, eng geschnürtes Mieder mit einer spitz zulaufenden Verlängerung an der Vorderseite. und doch höchst vorteilhaft für die jugendl. Gestalten und lieben Gesichtchen! Das thut die Schule und mütterl. Ein- und Aufsicht und Lehren einer bedeutenden KünstlerinCrelinger, verw. Stich, Sophie Auguste Friederike (1795-1865)! Denk Dir eine FranziskaStich, Friederike Auguste Clara (1820-1862) die noch nicht 15 Jahre zählt! und wie scherzhaft, fein, munter, schalkhaft – kurz englisch! keine Silbe fehlte, kein Tönchen war verfehlt, ein herrlich stummes Spiel und was ich an so blutjungen Kindern am höchsten achte, nichts übertrieben, überladen. Die Rolle d. Minna ist für ein 16jähr. zartes WesenStich, Pauline Sophie Bertha (1818-1876) wohl zu schwer; indeß dank ich ihr die wenig aufgetragene Leidenschaft, besonders bei einem sehr unliebenswürd. Tellheim.Tellheim – Major von Tellheim, Figur aus Gotthold Ephraim Lessing Drama Minna von Barnhelm. SchmelkaSchmelka, Heinrich Ludwig (1777-1837), und RicautRicaut – Lieutnant Riccaut de la Marliniere, Figur aus Gotthold Ephraim Lessing Drama Minna von Barnhelm. (d. DresdDresdenDeutschland. DevrientDevrient, Gustav Emil (1803-1872)) die CrelCrelinger, verw. Stich, Sophie Auguste Friederike (1795-1865). als Dame waren sehr gute Beiwerke. Bei der Ueberfuelle hätt ich gern früh zum Wagen gelangen mögen; wollte aber die letzte Phrase der Franz. nicht opfern und fand mich |3| belohnt; und das allerliebste Kind sagte sie überraschend hübsch und schelmisch. Obgleich die KaiserinRussland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860) heut reiste, kam der KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) aus d. Vestalin<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110971" style="hidden" type="music">La vestale</name> auf 1 Stunde hin, brach aber bei den Worten über das „wie gedrechselte Militair,“ welche belacht und beklatscht wurden, unwillig auf. Im K. Theat.Königsstädtisches TheaterBerlinDeutschland war man wie gewöhnl. sehr empfängl., lustig und geräuschvoll, was ich sehr liebe und mich selbst mit erregt. Ferner haben wir seit wir Dir zuletzt schrieben LafontLafont, Charles Philippe (1781-1839) und Belsazar<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108960" style="hidden" type="music">Belshazzar HWV 61</name> gehört. Erstrer hat mir durch seine Eleganz, Zartheit, Vollendung und Grazie sehr viel Vergnügen gemacht, besonders einnehmend und lieblich war das adagioMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842). Es ist, trotz ihrer hohen Einbildung unter allen hiesigen Spielern, keiner, der un seul traitun seul trait – frz., in einem Zug. vollkommen und meisterhaft wie LLafont, Charles Philippe (1781-1839). vorträgt, und Meisterschaft in jedem genre muß Bewunderung erregen. Eine ouv. v. CherubCherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842). ausgenommen war sonst alles spottschlecht. Belsaz. dito, dito; cependant je n’en veux pas à Mr. Händel.cependant je n’en veux pas à Mr. Händel – frz., Aber ich gebe Herrn Händel keine Schuld. Die Aufführung war lahm, matt, langweilig zum Sterben; ja die gewaltige Macht der Chöre war durch Ueberladung mit Posaunen so gedämpft, daß wir (freilich hinten placirt) dies mächtige Organ kaum erkannten. Das Mittel sich mit der DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) zu verbrummen haben die klugen Leute auch gefunden; statt ihrer sangen eine Menge KlannenKlannen – (auch Klanen) Clan, Personengesellschaft. (la monnaie de Turennela monnaie de Turenne – frz., die Währung von Turenne. sagt<name key="PSN0119054" style="hidden" type="author">Sévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696)</name><name key="CRT0112471" style="hidden" type="documents">Recueil des lettres de Madame la marquise de Sévigné a Madame la Comtesse de Grignan, sa fille</name> Mde. de SévignéSévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696)).Mde. de Sévigné – Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné, Lettres de Madame de Sévigné, Tome Troisieme, Paris 1820, S. 349 Ein Siroccowind der Schläfrigkeit wehte überall, und ich sah viele Leute zum 2. im 3. Theil weggehen. Auch die unverwüstl. BlancBlanck, Constanze (1779-1861) ist biesebiese – böse. und no more Vorsteherin.die unverwüstl. Blanc ist … no more Vorsteherin – Constanze Blanck war von 1823 bis 1834 eine der Vorsteherinnen der Sing-Akademie in Berlin.

Es sind wohl schon 12 Tage daß der prinzl. portierFreudenberg, Herr 2 Fläschchen Oel und 2 Schachteln Zahnpulver fortschicken wollte. BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) hat gegen erstres den Verdacht, es mache das Haar weiß. Frag doch irgend einen Haarkünstler. Was das andre betrift, so befand ich mich beim Hufelandschen PulverHufelandschen Pulver – Zahnpulver. stets am besten und will Dir künftig, à moins d’un contr’ordreà moins d’un contr’ordre – frz., sofern nicht anders angegeben. auch dav.dav. – davon. schicken. Sag mir nur, was Du zu Weihn.Weihn. – Weihnachten. brauchen könntest! Fordre mehres um einiges zu bekommen, dann bist Du bei der Wahl doch überrascht. – Die großen Strapatzen unsers PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)Die großen Strapatzen unsers Paul – Paul Mendelssohn Bartholdy war 1834 als Freiwilliger in die preußische Armee eingetreten. werden nun auch bald sich in geringere verwandeln. Bisher ging alles auf die vorm Kaiser abzuhaltende Parade los, die ruhmwürdig Sonnab. überstanden ward und für die der KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) große Zufriedenheit bezeigte. Das Kerlchen kam in vollem Ornat her, und obgleich unter der Last des dekorirten chakos,chakos – Der Tschako ist eine vorwiegend militärische Kopfbedeckung von zylindrischer oder konischer Form. des Tornisters, gewickelten Mantels, und Feldkochgeschirrs und Gewehrs seufzend, sah er allerliebst aus, was nicht allein Mama ClaudiaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842),Mama Claudia – Lea Mendelssohn Bartholdy. Anspielung auf Claudia Galotti, Person aus Lessings Drama Emilia Galotti. sondern ganz Unbefangene gefunden. Sein flintentragender Arm ist ganz dick und nervicht worden; ich bin aber doch froh, daß Du so klug warst, Dich v. dem Pseudo martial. Dienst loszumachen.daß Du so klug warst, Dich v. dem Pseudo martial. Dienst loszumachen – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte sich vom Militärdienst befreien lassen. Im Grunde lags bloß daran, daß Paul nicht ein Gleiches ungefragt that: so würd es VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) auch gern gesehen haben; aber sobald man ihn fragte, wollte er Septimius SeverusSeptimius Severus, Lucius (146-211)Septimius Severus – Lucius Septimius Severus Pertinax war vom 9. April 193 bis zum 4. Februar 211 römischer Kaiser. Er begründete die Dynastie der Severer und war einer der Protagonisten des zweiten Vierkaiserjahres. sein. – Apropos! Arnst. u. Eskel.Arnstein & Eskeles, Bankhaus in Wien schickten heut 1 |4| Cirkular,Cirkular – Rundbrief. worin sie anzeigen, daß sie ihre HandlungArnstein & Eskeles, Bankhaus in Wien Louis PereiraPereira-Arnstein, Ludwig (Louis) Freiherr von (1803-1858) und Denny EskelEskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876). übergeben: beide sind weit über 80 und dürfen auf ihren goldnen Früchten ruhen. Sie waren stets gegen Vater in merkantil. Beziehung sehr freundschaftl. und wohlwollend, was sich v. alter Anhänglichkeit gegen mich herschreibt. Man findet doch also im glänzendsten Weltleben rührende Beweise so ächter, bewährter Freundschaft. – Es war eine eigne Simpathie, daß nach 6monatl. Schweigen JettensMendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831) und meine Briefe sich vor Kurzem begegneten, und sie mir, als ich schon StülerStüler, Gottfried Wilhelm (1798-1838) hatte rufen laßen, anrieth, Homöop. zu gebrauchen und ja nicht zur Ader zu laßen, da sie selbst das neue System als höchst wohlthätig erprobte. – Die Anwesenheit der Kaiserfamilie soll den KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) täglich 6000 rt. gekostet haben; unter andern sind 60 Pferde gemiethet worden, obgleich 200 in den Marställen existiren. ThéreminTheremin, Ludwig Friedrich Franz (1780-1846) unterrichtete die junge Großfürstin,die junge Großfürstin – eine der sechs Töchter des Zarenpaares. die MutterRussland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860) ließ mehreres Silbergeräth kommen ihn dafür zu beschenken und handelte so um den Preis, daß der KronprinzPreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861) es ihr als unanständig verwies. Die Drakesche Statue<name key="PSN0116566" style="hidden" type="author">Drake, Friedrich Johann Heinrich (1805–1882)</name><name key="CRT0112465" style="hidden" type="art">Madonna in Marmor</name> die ihr zu theuer war, nahm sie v. Könige zum Geschenk. Da verstehts RedernsRedern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883) Millioneserin,Millioneserin – Millionärin. Mlle. JenischRedern, Bertha (1811-1875), doch beßer. Sie hat für Ihre SchwiegermutterRedern, Wilhelmine Florentine (1772-1842) das gräfl. Hagensche Haus auf d. Pariser PlatzGräflich Hagensches Haus auf dem Pariser PlatzBerlinDeutschland für 80,000 rt. gekauft. – Die liebe BendemBendemann, Fanny Eleonore (1778-1857). und ich haben uns gegenseitig beim Wiedersehen sehr gerührt. Sie ist gar eine gute Seele, und ich bin hocherfreut, Dich so in Besitz ihrer Gunst fortwährend zu sehen. Der SchadowSchadow, Charlotte (seit 1843) von Godenhaus (1795-1882) weiß ichs herzl. Dank, daß sie Dir eine wärmere Schlafstube eingeräumt. Wenn doch alle Leute ihren Vortheil so gut als sie einzusehen verstünden! Gott und Deine Weisheit mögen Dich gesund, frisch und lebensthätig zu erhalten! Gieb uns stets Bericht v. Deiner fort. musikal. Ader! Die Idee nach LondLondonGroßbritannien. einmal wieder zu schiffen, erfreut mich ungemein. Du hast schon so glücklich Verbindungen dort angeknüpft; es kann Dir nur ehrenvoll, nützl., erfrischend, angenehm sein, sie weiter zu spinnen. Marie SévignéSévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696) sagte oft v. Paris; <hi rend="latintype">il ne faut pas le faire oublier dans ce pays là</hi><name key="PSN0119054" style="hidden" type="author">Sévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696)</name><name key="CRT0112471" style="hidden" type="documents">Recueil des lettres de Madame la marquise de Sévigné a Madame la Comtesse de Grignan, sa fille</name>.il ne faut pas le faire oublier dans ce pays là – frz., man sollte in diesem Land nicht vergessen werden.

Wir stimmen alle ins Lob Deines jungen SybelSybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895), der uns sehr angenehm, klug, rührig, und für seine Jahre tüchtig entwickelt scheint. Er hat bis auf SebastHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898).s Herz gewonnen, dem er die schönsten Kinderspäße lehrt. Er speiste mehre Sonnt. bei uns und ich nahm ihn zu LafontLafont, Charles Philippe (1781-1839) mit. Il ne tient qu’à luiIl ne tient qu’à lui – frz., Es liegt in seiner Hand., viel bei uns zu sein, es läßt sich gar gut ernst und spaßhaft mit ihm reden. V. seiner MutterSybel, Charlotte Amalia von (1798-1846), der ich mich unbekannt empfehle, hör ich das Allerangenehmste und Rühmlichste, und bitte sie dringend, mir anzugeben, worin ich ihm irgend nützl. sein kann. Ich kenne Mutterherzen, wenn ihre Söhnlein in der Fremde sind. – Lies doch die Recension der AusstellungKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschlandder Ausstellung – Die 30. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste fand vom 14. September bis 26. November 1834 statt. v. 25 Nov., wir haben herzl. darüber gelacht, weil sie gar zu komische Aehnlichkeit mit d. Detmoldschen Späßen haben. Unter andern hebt er bei Wachs Nimphe<name key="PSN0115578" style="hidden" type="author">Wach, Karl Wilhelm (1787–1845)</name><name key="CRT0112472" style="hidden" type="art">Eine lebensgroße Nymphe</name> alles Lob zuletzt unbewußt wieder auf. – Zum l. bekommt HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) eine Schülerin, eine Mlle. HüßenerHüssener, Julie Luise (1813-1878) deren SchwesternHüssener, Auguste (1789-1877)Hüssener, Juliane Elise (?-1881) Künstlerinnen sind. Sein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name> hat große Anerkennung gefunden, vorläufig bleibts oben auf der Akad.Königlich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland Je t’embrasse, cher enfant de mon cœur.Je t’embrasse, cher enfant de mon cœur – frz., Leb wohl, liebes Kind meines Herzens.

            Berlin 23 Nov. 1834 Wir haben durch H. v. Sybel, durch die liebe Bendem. und durch Deinen Br. an Fanny Gottlob gute Nachrichten v. Dir, mein allerbester Felix! und wenn ich Dir nicht schon vor einigen Tagen Dank dafür abstattete, so lag es an den stockfinstern Nov. Tagen, die meinem schlechten Gesicht das Schreiben selten gestatten. Nach etwas Kälte haben wir spleen Wetter in Fülle, wollen uns dennoch aber nicht todschießen, sondern Dir erzählen, daß Hensels und ich neue Lebensanstalten getroffen haben, die bisitzt gut einzuschlagen scheinen. Wir ergeben uns näml. der Homöopathie, mein Schatz! und ich hoffe Du wirst nicht Zeter schreien, wenn ich Dir „meine Gründe angebe“ wie sancta Zauberflöte sagt. Du erinnerst Dich, wie ich nach mir angethanem Blutvergießen in einen so höchst elenden Zustand gerieth; seitdem unterrichtete ich mich häufig v. der neuen Heilmethode, und konnte nicht ablaßen, ihr nach eignem Beispiel Zutrauen zu schenken. Vor 13 Jahren erinnerte ich mich, in einer ähnlichen Stumpfheit, Kopf und Magenschwäche gewesen zu sein, als man mir, um einer (dennoch erfolgten fausse couche vorzubeugen) viel Blut abzapfte. Nur überwand meine gründlich gesunde Natur es schneller, als ich soviel jünger war. Ich fand vor einigen Monaten in Deinen Briefen v. 1. Aufenthalt in Lond. die Beschreibung meines elenden Zustandes grade wieder, nachdem man Dir ein Heer Blutigel gesetzt, und der Entschluß stand in mir fest, mich nicht wieder in solche Lage zu bringen, und Stosch mir so lange zu behalten, bis er eine neue Blutung verordnen würde. Dies geschah vor 16 Tagen; ich erklärte ihm, mich diesem Mittel nicht aussetzen zu wollen und ließ Stüler kommen, der mir statt aller bisherig. valeriana, china und Bitterwaßer nichts als seine kleinwinzigen Pülverchen gab, an deren Zahldutzendzahl ich noch bis Anfangs Mi. zu zehren habe. Es geht mir gut und ich leide wirklich weit weniger an fliegender Hitze und Melancholei. Ein vernünftiger Mensch will auch le pourquoi des pourquoi wißen; und somit studir ich das Organon v. Hahnemann, das ich freil. nicht gründl. verstehe, aber doch daraus ersehe, daß der ärztl. Welt eine ebenso große Umwälzung bevorstehe, als die polit. schon theilweise ausgehalten hat. Trotz der bei Weitem überwiegenden Mehrzahl der Widersacher fängt die neue Methode v. Tag zu Tag an, hier festere Wurzeln zu schlagen. Ich sehe nicht ein, warum man sich gewaltsam gegen ein neues System sträubt, da man seit d. sel. Hippokrates so sehr viele wechseln sah? Hier sind übrigens die Aerzte höchst stationär, und auf ihre Blutdürstigkeit beharrend, auch wüßt ich keinen, dem ich Vertrauen schenkte. Vater und Dirichlets sind übrigens bei Stosch geblieben, und trotz unserer Streitsucht leben wir in dem Punkt friedlich: Fanny ist trotz ihrer Vorliebe zu Stüler der Henseln den Magenkrampf vertrieben, spaßhaft genug in Einfällen gegen seine Lehre, und sagt, wenn einer ins Waßer fällt, gieße ihm der Homöop. einen Eimer dito auf den Kopf. Ich bitte, die auf die neue Manier dort Behandelten zu beobachten mein Geliebter! und Dich um Gottes willen vor Aderlaß und Igeln zu hüten, da ich gewiß glaube, Deine Nerven haben in L. einen Stoß erlitten, und je älter Du wirst, desto weniger werdest Du diese abscheuliche Kur vertragen. Es ist übrigens nicht so neu als man denkt: denn ein in meiner Kindheit berühmter Arzt, Pallas, hat mir vor 46 Jahren vielleicht das Leben gerettet, als er mir in hitzigem Fieber den Aderlaß verbot, den ein andrer Arzt als höchst nöthig verordnete, wenn ich der Krankheit nicht erliegen sollte. Glücklicherweise wählte meine gute Mutter seine Kurart, und nachher hab ich ihn hundert mal gegen Aderläße protestiren hören. Hat denn Schadow die Hom. auch gegen sein Augenübel gebraucht? Intereßirt mich besonder zu wißen, da die Meinen nur noch leiden und ich überzeugt bin, auch dies komme v. den geschwächten Nerven her, denn nach Maßgabe wie die sich erholen, gehts auch erträglicher damit.
d. 27. Heut ist Dein lieber Br. an Beckchen gekommen, der uns unendlich amusirt und erfreut hat. Deine Direktorleiden fühl ich mit und mehr als Einer kannst Du mit Staberl sagen, wenn i nur was davon hätt! Indeß wär mirs äußerst leid, wenn Du Dich deßhalb mit Immerm. entzweit oder erkältet hättest. Ich schätze ihn sehr und glaubte daß Du v. dem gemeinsamen Geschäft beim Theat. viel Praktisches würdest lernen können. Indeß verdenk ich Dir keineswegs, Deine kostbare Zeit an solchen Plunder nicht verschwenden zu wollen, und wenn Du eine Oper machst, gilts unendlich mehr als wenn Du 20 dirigirst. Gestern hab ich mich nach Ewigkeiten wieder im Theat. himmlisch amusirt, liebes Herz! ich gelangte endl. zu einer Vorstellung der beiden Stichs, die als Minna und Franziska debütirten; Du kannst nicht denken, wie allerliebst beide Mädels waren; memorirt, mit Ausdruck gespielt, unterfangen, hübsch, klug, kurz, zum Entzücken! ganz im damal. Kostum frisirt und gekleidet, mit chignons und Schnebbentaille und doch höchst vorteilhaft für die jugendl. Gestalten und lieben Gesichtchen! Das thut die Schule und mütterl. Ein- und Aufsicht und Lehren einer bedeutenden Künstlerin! Denk Dir eine Franziska die noch nicht 15 Jahre zählt! und wie scherzhaft, fein, munter, schalkhaft – kurz englisch! keine Silbe fehlte, kein Tönchen war verfehlt, ein herrlich stummes Spiel und was ich an so blutjungen Kindern am höchsten achte, nichts übertrieben, überladen. Die Rolle d. Minna ist für ein 16jähr. zartes Wesen wohl zu schwer; indeß dank ich ihr die wenig aufgetragene Leidenschaft, besonders bei einem sehr unliebenswürd. Tellheim. Schmelka, und Ricaut (d. Dresd. Devrient) die Crel. als Dame waren sehr gute Beiwerke. Bei der Ueberfuelle hätt ich gern früh zum Wagen gelangen mögen; wollte aber die letzte Phrase der Franz. nicht opfern und fand mich belohnt; und das allerliebste Kind sagte sie überraschend hübsch und schelmisch. Obgleich die Kaiserin heut reiste, kam der König aus d. Vestalin auf 1 Stunde hin, brach aber bei den Worten über das „wie gedrechselte Militair, “ welche belacht und beklatscht wurden, unwillig auf. Im K. Theat. war man wie gewöhnl. sehr empfängl., lustig und geräuschvoll, was ich sehr liebe und mich selbst mit erregt. Ferner haben wir seit wir Dir zuletzt schrieben Lafont und Belsazar gehört. Erstrer hat mir durch seine Eleganz, Zartheit, Vollendung und Grazie sehr viel Vergnügen gemacht, besonders einnehmend und lieblich war das adagio. Es ist, trotz ihrer hohen Einbildung unter allen hiesigen Spielern, keiner, der un seul trait vollkommen und meisterhaft wie L. vorträgt, und Meisterschaft in jedem genre muß Bewunderung erregen. Eine ouv. v. Cherub. ausgenommen war sonst alles spottschlecht. Belsaz. dito, dito; cependant je n’en veux pas à Mr. Händel. Die Aufführung war lahm, matt, langweilig zum Sterben; ja die gewaltige Macht der Chöre war durch Ueberladung mit Posaunen so gedämpft, daß wir (freilich hinten placirt) dies mächtige Organ kaum erkannten. Das Mittel sich mit der Decker zu verbrummen haben die klugen Leute auch gefunden; statt ihrer sangen eine Menge Klannen (la monnaie de Turenne sagt Mde. de Sévigné) . Ein Siroccowind der Schläfrigkeit wehte überall, und ich sah viele Leute zum 2. im 3. Theil weggehen. Auch die unverwüstl. Blanc ist biese und no more Vorsteherin.
Es sind wohl schon 12 Tage daß der prinzl. portier 2 Fläschchen Oel und 2 Schachteln Zahnpulver fortschicken wollte. Beckchen hat gegen erstres den Verdacht, es mache das Haar weiß. Frag doch irgend einen Haarkünstler. Was das andre betrift, so befand ich mich beim Hufelandschen Pulver stets am besten und will Dir künftig, à moins d’un contr’ordre auch dav. schicken. Sag mir nur, was Du zu Weihn. brauchen könntest! Fordre mehres um einiges zu bekommen, dann bist Du bei der Wahl doch überrascht. – Die großen Strapatzen unsers Paul werden nun auch bald sich in geringere verwandeln. Bisher ging alles auf die vorm Kaiser abzuhaltende Parade los, die ruhmwürdig Sonnab. überstanden ward und für die der König große Zufriedenheit bezeigte. Das Kerlchen kam in vollem Ornat her, und obgleich unter der Last des dekorirten chakos, des Tornisters, gewickelten Mantels, und Feldkochgeschirrs und Gewehrs seufzend, sah er allerliebst aus, was nicht allein Mama Claudia, sondern ganz Unbefangene gefunden. Sein flintentragender Arm ist ganz dick und nervicht worden; ich bin aber doch froh, daß Du so klug warst, Dich v. dem Pseudo martial. Dienst loszumachen. Im Grunde lags bloß daran, daß Paul nicht ein Gleiches ungefragt that: so würd es Vater auch gern gesehen haben; aber sobald man ihn fragte, wollte er Septimius Severus sein. – Apropos! Arnst. u. Eskel. schickten heut 1 Cirkular, worin sie anzeigen, daß sie ihre Handlung Louis Pereira und Denny Eskel. übergeben: beide sind weit über 80 und dürfen auf ihren goldnen Früchten ruhen. Sie waren stets gegen Vater in merkantil. Beziehung sehr freundschaftl. und wohlwollend, was sich v. alter Anhänglichkeit gegen mich herschreibt. Man findet doch also im glänzendsten Weltleben rührende Beweise so ächter, bewährter Freundschaft. – Es war eine eigne Simpathie, daß nach 6monatl. Schweigen Jettens und meine Briefe sich vor Kurzem begegneten, und sie mir, als ich schon Stüler hatte rufen laßen, anrieth, Homöop. zu gebrauchen und ja nicht zur Ader zu laßen, da sie selbst das neue System als höchst wohlthätig erprobte. – Die Anwesenheit der Kaiserfamilie soll den König täglich 6000 rt. gekostet haben; unter andern sind 60 Pferde gemiethet worden, obgleich 200 in den Marställen existiren. Théremin unterrichtete die junge Großfürstin, die Mutter ließ mehreres Silbergeräth kommen ihn dafür zu beschenken und handelte so um den Preis, daß der Kronprinz es ihr als unanständig verwies. Die Drakesche Statue die ihr zu theuer war, nahm sie v. Könige zum Geschenk. Da verstehts Rederns Millioneserin, Mlle. Jenisch, doch beßer. Sie hat für Ihre Schwiegermutter das gräfl. Hagensche Haus auf d. Pariser Platz für 80, 000 rt. gekauft. – Die liebe Bendem. und ich haben uns gegenseitig beim Wiedersehen sehr gerührt. Sie ist gar eine gute Seele, und ich bin hocherfreut, Dich so in Besitz ihrer Gunst fortwährend zu sehen. Der Schadow weiß ichs herzl. Dank, daß sie Dir eine wärmere Schlafstube eingeräumt. Wenn doch alle Leute ihren Vortheil so gut als sie einzusehen verstünden! Gott und Deine Weisheit mögen Dich gesund, frisch und lebensthätig zu erhalten! Gieb uns stets Bericht v. Deiner fort. musikal. Ader! Die Idee nach Lond. einmal wieder zu schiffen, erfreut mich ungemein. Du hast schon so glücklich Verbindungen dort angeknüpft; es kann Dir nur ehrenvoll, nützl., erfrischend, angenehm sein, sie weiter zu spinnen. Marie Sévigné sagte oft v. Paris; il ne faut pas le faire oublier dans ce pays là.
Wir stimmen alle ins Lob Deines jungen Sybel, der uns sehr angenehm, klug, rührig, und für seine Jahre tüchtig entwickelt scheint. Er hat bis auf Sebast. s Herz gewonnen, dem er die schönsten Kinderspäße lehrt. Er speiste mehre Sonnt. bei uns und ich nahm ihn zu Lafont mit. Il ne tient qu’à lui, viel bei uns zu sein, es läßt sich gar gut ernst und spaßhaft mit ihm reden. V. seiner Mutter, der ich mich unbekannt empfehle, hör ich das Allerangenehmste und Rühmlichste, und bitte sie dringend, mir anzugeben, worin ich ihm irgend nützl. sein kann. Ich kenne Mutterherzen, wenn ihre Söhnlein in der Fremde sind. – Lies doch die Recension der Ausstellung v. 25 Nov., wir haben herzl. darüber gelacht, weil sie gar zu komische Aehnlichkeit mit d. Detmoldschen Späßen haben. Unter andern hebt er bei Wachs Nimphe alles Lob zuletzt unbewußt wieder auf. – Zum l. bekommt Hensel eine Schülerin, eine Mlle. Hüßener deren Schwestern Künstlerinnen sind. Sein Bild hat große Anerkennung gefunden, vorläufig bleibts oben auf der Akad. Je t’embrasse, cher enfant de mon cœur.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-11-27-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1834-11-27-01" xml:id="title_e8bbd8d5-8d72-41a0-b8a3-e647add84803">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 23. und 27. November 1834</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_47012ad5-bb24-4ce1-a115-5e1f6ce39b9a">Wir haben durch H. v. Sybel, durch die liebe Bendem. und durch Deinen Br. an Fanny Gottlob gute Nachrichten v. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-11-23" xml:id="date_1b86693c-95d1-46e7-9c7b-5dd1dc835daf">23.</date> und <date cert="high" when="1834-11-27" xml:id="date_37f075c7-f0b8-4e87-9c62-e88a254bf072">27. 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Du erinnerst Dich, wie ich nach mir angethanem Blutvergießen in einen so höchst elenden Zustand gerieth; seitdem unterrichtete ich mich häufig v. der neuen Heilmethode, und konnte nicht ablaßen, ihr nach eignem Beispiel Zutrauen zu schenken. Vor 13 Jahren erinnerte ich mich, in einer ähnlichen Stumpfheit, Kopf und Magenschwäche gewesen zu sein, als man mir, um einer (dennoch erfolgten <hi rend="latintype">fausse couche</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_239c99fe-6f7a-4bff-957b-dd9973c05229" xml:lang="fr ">fausse couche – frz., Fehlgeburt.</note> vorzubeugen) viel Blut abzapfte. Nur überwand meine gründlich gesunde Natur es schneller, als ich soviel jünger war. Ich fand vor einigen Monaten in Deinen Briefen v. 1. Aufenthalt in Lond.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b8b20854-a3e9-430a-b3f3-4cecc6cce687" xml:lang="de">Ich fand vor einigen Monaten in Deinen Briefen v. 1. Aufenthalt in Lond. – Felix Mendelssohn Bartholdy bereiste England zum ersten Mal von April bis November 1829.</note> die Beschreibung meines elenden Zustandes grade wieder, nachdem man Dir ein Heer Blutigel<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f151e383-5acf-43a5-96ed-416d88b47521" xml:lang="de">Blutigel – Blutegel.</note> gesetzt, und der Entschluß stand in mir fest, mich nicht wieder in solche Lage zu bringen, und <persName xml:id="persName_f0dbb16b-3eaf-40b4-a936-217266774a0b">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> mir so lange zu behalten, bis er eine neue Blutung verordnen würde. Dies geschah vor 16 Tagen; ich erklärte ihm, mich diesem Mittel nicht aussetzen zu wollen und ließ Stüler kommen, der mir statt aller bisherig. <hi rend="latintype">valeriana</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_34320563-8fba-4729-b2b6-35d45a3fb01a" xml:lang="la ">valeriana – lat., valeriana officinalis, Baldrianextrakt.</note> <hi rend="latintype">china</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4d0e139b-2cf3-416b-90c6-97bc1d45b46d" xml:lang="de">china – Chinin, Extrakt aus der Rinde des Chinarindenbaums</note> und Bitterwaßer<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_78d76b56-a68c-4b4e-af90-991a7ec45152" xml:lang="de">Bitterwaßer – Bitterwasser, ein Appetitanregungsmittel</note> nichts als seine kleinwinzigen Pülverchen gab, an deren <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_78e28d6d-1a02-4efb-a68f-f701a453d031"> <corr resp="writer">Halb</corr> <sic resp="writer">Zahl</sic> </choice>dutzendzahl ich noch bis Anfangs <date cert="high" when="1834-11-26" xml:id="date_f6744e41-38be-4834-a273-3b23f7b3299c">Mi</date>. zu zehren habe. Es geht mir gut und ich leide wirklich weit weniger an fliegender Hitze und Melanchol<hi n="1" rend="underline">ei</hi>. Ein vernünftiger Mensch will auch <hi rend="latintype">le pourquoi des pourquoi</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_433663be-fa98-468b-a98e-c79fcb060237" xml:lang="fr ">le pourquoi des pourquoi – frz., der Grund einer Sache.</note> wißen; und somit studir ich das <title xml:id="title_f140df3a-e9cf-492b-9923-5341c889f848">Organon v. Hahnemann<name key="PSN0116939" style="hidden" type="author">Hahnemann, Christian Friedrich Samuel (1755–1843)</name><name key="CRT0112470" style="hidden" type="science">Organon der Heilkunst</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1130cce2-2c70-42b4-b597-bbbc519d8d63" xml:lang="de">das Organon v. Hahnemann – Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst (1. Auflage, Leipzig 1810) war 1833 bereits in der fünften Auflage erschienen.</note> das ich freil. nicht gründl. verstehe, aber doch daraus ersehe, daß der ärztl. Welt eine ebenso große Umwälzung bevorstehe, als die polit. schon theilweise ausgehalten hat. Trotz der bei Weitem überwiegenden Mehrzahl der Widersacher fängt die neue Methode v. Tag zu Tag an, hier festere Wurzeln zu schlagen. Ich sehe nicht ein, warum man sich gewaltsam gegen ein neues System sträubt, da man seit d. sel. <persName xml:id="persName_1150d666-f511-4c5d-985c-98579ff4be4d">Hippokrates<name key="PSN0112011" style="hidden" type="person">Hippokrates</name></persName> so sehr viele wechseln sah? Hier sind übrigens die Aerzte höchst <hi rend="latintype">stationär</hi>, und auf ihre Blutdürstigkeit beharrend, auch wüßt ich <hi n="1" rend="underline">keinen</hi>, dem ich Vertrauen schenkte. <persName xml:id="persName_a7838139-00dd-4c57-ad1b-1a83ec01ef72">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_456967d1-97cf-4e15-917b-19d0a1422136">Dirichlets<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> sind übrigens bei Stosch geblieben, und trotz unserer Streitsucht leben wir in dem Punkt friedlich: <persName xml:id="persName_412c25fe-f427-453f-964d-6e1dd3e449a4">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ist trotz ihrer Vorliebe zu <persName xml:id="persName_f8a3d73f-ebf0-436a-b4de-2b737a7774b9">St<add place="below">üler</add><name key="PSN0115191" style="hidden" type="person">Stüler, Gottfried Wilhelm (1798-1838)</name></persName><add place="below"><name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> der <persName xml:id="persName_dec1a1c7-cd11-43d6-9cc8-5becf62f9276">Henseln<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> den Magenkrampf vertrieben, spaßhaft genug in Einfällen gegen seine Lehre, und sagt, wenn einer ins Waßer fällt, gieße ihm der Homöop. einen Eimer <hi rend="latintype">dito</hi> auf<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> den Kopf. Ich bitte, die auf die neue Manier dort Behandelten zu beobachten mein Geliebter! und Dich um Gottes willen vor Aderlaß und Igeln zu hüten, da ich gewiß glaube, Deine Nerven haben in <placeName xml:id="placeName_18af822c-f18b-42e0-a81f-eec01420a47b">L.<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> einen Stoß erlitten, und je älter Du wirst, desto weniger werdest Du diese abscheuliche Kur vertragen. Es ist übrigens nicht <hi n="1" rend="underline">so</hi> neu als man denkt: denn ein in meiner Kindheit berühmter Arzt, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a98c3d52-44e1-4418-b98e-8258cc752eed">Pallas<name key="PSN0117771" style="hidden" type="person">Pallas, August Friedrich (1731-1812)</name></persName></hi>, hat mir vor 46 Jahren vielleicht das Leben gerettet, als er mir in hitzigem Fieber den Aderlaß verbot, den ein andrer Arzt als höchst nöthig verordnete, wenn ich der Krankheit nicht erliegen sollte. Glücklicherweise wählte meine gute <persName xml:id="persName_f89e0664-89fa-4930-ab98-e1ccb59ba1f7">Mutter<name key="PSN0114443" style="hidden" type="person">Salomon (seit 1812) Bartholdy, Bilka (Bella) (1749-1824)</name></persName> seine Kurart, und nachher hab ich ihn hundert mal gegen Aderläße protestiren hören. Hat denn <persName xml:id="persName_ffecec2c-9574-4697-8a3e-a17c5e6404d1">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden" type="person">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> die Hom.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_66508f94-4778-41f7-ba47-f411f6d75b79" xml:lang="de">Hom. – Homöopathie.</note> auch gegen sein Augenübel gebraucht? Intereßirt mich besonder zu wißen, da die Meinen nur noch leiden und ich überzeugt bin, auch dies komme v. den geschwächten Nerven her, denn nach Maßgabe wie <hi n="1" rend="underline">die</hi> sich erholen, gehts auch erträglicher damit.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_c4de4914-9ac4-41dd-9f58-ea44eb0c42ac"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_7a8fd6c4-2b0a-4f50-8cea-e4f8b19fd726">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_254bee03-4031-46a9-9fff-0607df11728d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline">d. <date cert="high" when="1834-11-27" xml:id="date_b8d45c1c-0b42-40df-b588-1a788ae8b8da">27.</date></seg> Heut ist Dein lieber <title xml:id="title_bb8671dc-5fc8-4e28-8e04-a18fc619fae3">Br. an Beckchen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-23-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 23. November 1834</name> </title> gekommen, der uns unendlich <hi rend="latintype">amusirt</hi> und erfreut hat. Deine Direktorleiden fühl ich mit und mehr als Einer kannst Du mit <title xml:id="title_6ad38d51-949d-4026-bc38-9195072653cc">Staberl sagen, wenn i nur was davon hätt!<name key="PSN0109699" style="hidden" type="author">Bäuerle, Adolf (eigtl. Johann Andreas) (Pseud.: Otto Hörn, J. H. Fels) (1786–1859)</name><name key="CRT0107974" style="hidden" type="literature">Die Bürger in Wien</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c17c14a7-b74f-40ad-b20c-e7de6073330a" xml:lang="de">kannst Du mit Staberl sagen, wenn i nur was davon hätt! – Adolf Bäuerle, Die Bürger in Wien, dritter Akt, dritte Szene.</note> Indeß wär mirs äußerst leid, wenn Du Dich deßhalb mit <persName xml:id="persName_240195d7-9426-4a71-b156-7a5ceca51517">Immerm<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName>. entzweit oder erkältet hättest. Ich schätze ihn sehr und glaubte daß Du v. dem gemeinsamen Geschäft beim <placeName xml:id="placeName_c354ffb4-0f93-4090-b529-a08614f73f15">Theat<name key="NST0100296" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. viel Praktisches würdest lernen können. Indeß verdenk ich Dir keineswegs, Deine kostbare Zeit an solchen Plunder nicht verschwenden zu wollen, und wenn Du eine Oper machst, gilts unendlich mehr als wenn Du 20 dirigirst. <date cert="high" when="1834-11-26" xml:id="date_46c62a2a-0f04-4018-aac7-6a3f6e4e55e5">Gestern</date> hab ich mich nach Ewigkeiten wieder im <placeName xml:id="placeName_773233ee-f6a0-4a96-ab68-aba6326a5bd4">Theat<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. himmlisch <hi rend="latintype">amusirt</hi>, liebes Herz! ich gelangte endl. zu einer Vorstellung der beiden <persName xml:id="persName_382397f3-e984-4777-87c9-62655c2b195e">Stichs<name key="PSN0115130" style="hidden" type="person">Stich, Friederike Auguste Clara (1820-1862)</name><name key="PSN0115129" style="hidden" type="person">Stich, Pauline Sophie Bertha (1818-1876)</name></persName>, die als <title xml:id="title_1c56a40c-e8b5-4d21-a63b-d0ee565ed75f">Minna und Franziska<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109736" style="hidden" type="dramatic_work">Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück</name></title> debütirten;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_983530f9-70cf-4e1e-acfa-3e41b6966074" xml:lang="de">die als Minna und Franziska debütirten – Figuren aus Gotthold Ephraim Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm. </note> Du kannst nicht denken, wie allerliebst beide Mädels waren; memorirt, mit Ausdruck gespielt, unterfangen, hübsch, klug, kurz, zum Entzücken! ganz im damal. Kostum frisirt und gekleidet, mit <hi rend="latintype">chignons</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bfe8a8fc-d090-4bcc-87d5-386355fdec7f" xml:lang="fr ">chignons – frz., Haarknoten.</note> und Schnebben<hi rend="latintype">taille</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_98dc364f-4fd4-46d1-8c3a-aebe24de2c45" xml:lang="de">Schnebbentaille – Schneppentaille, eng geschnürtes Mieder mit einer spitz zulaufenden Verlängerung an der Vorderseite.</note> und doch höchst vorteilhaft für die jugendl. Gestalten und lieben Gesichtchen! <hi n="1" rend="underline">Das</hi> thut die Schule und mütterl. Ein- und Aufsicht und Lehren einer bedeutenden <persName xml:id="persName_4973a7e2-ad15-42b3-9ad3-6fb1e2aead04">Künstlerin<name key="PSN0110496" style="hidden" type="person">Crelinger, verw. Stich, Sophie Auguste Friederike (1795-1865)</name></persName>! Denk Dir eine <persName xml:id="persName_85f93723-c31c-4239-a7ee-103adb50080f">Franziska<name key="PSN0115130" style="hidden" type="person">Stich, Friederike Auguste Clara (1820-1862)</name></persName> die noch nicht 15 Jahre zählt! und wie scherzhaft, fein, munter, schalkhaft – kurz englisch! keine Silbe fehlte, kein Tönchen war <hi n="1" rend="underline">verfehlt</hi>, ein herrlich stummes Spiel und was ich an so blutjungen Kindern am höchsten achte, nichts übertrieben, überladen. Die Rolle d. Minna ist für ein 16jähr. zartes <persName xml:id="persName_30d11feb-8072-4ed1-a6b6-299654d73c6a">Wesen<name key="PSN0115129" style="hidden" type="person">Stich, Pauline Sophie Bertha (1818-1876)</name></persName> wohl zu schwer; indeß dank ich ihr die wenig aufgetragene Leidenschaft, besonders bei einem sehr unliebenswürd. Tellheim.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ab768872-6c6b-4f0b-bd8a-5d49780aa06e" xml:lang="de">Tellheim – Major von Tellheim, Figur aus Gotthold Ephraim Lessing Drama Minna von Barnhelm.</note> <persName xml:id="persName_fb9e4246-2a8b-415b-ac4d-2b32044aec98">Schmelka<name key="PSN0118899" style="hidden" type="person">Schmelka, Heinrich Ludwig (1777-1837)</name></persName>, und <hi rend="latintype">Ricaut</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_873f164f-0499-4162-bbc1-33d0fd95ebeb" xml:lang="de">Ricaut – Lieutnant Riccaut de la Marliniere, Figur aus Gotthold Ephraim Lessing Drama Minna von Barnhelm.</note> (d. <placeName xml:id="placeName_c00ebfdb-393d-46c7-b145-67881f573a43">Dresd<settlement key="STM0100142" style="hidden" type="locality">Dresden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3250a4f2-39da-4639-8df2-13f44f115926">Devrient<name key="PSN0110632" style="hidden" type="person">Devrient, Gustav Emil (1803-1872)</name></persName></hi>) die <persName xml:id="persName_0bd9d5ac-ff87-4e4a-82e2-9764b993d1b4">Crel<name key="PSN0110496" style="hidden" type="person">Crelinger, verw. Stich, Sophie Auguste Friederike (1795-1865)</name></persName>. als Dame waren sehr gute Beiwerke. Bei der Ueberfuelle hätt ich gern früh zum Wagen gelangen mögen; wollte aber die letzte Phrase der Franz. nicht opfern und fand mich<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> belohnt; <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_719f4617-4fef-4d71-9085-984f610afff5">und</del> das allerliebste Kind sagte sie überraschend hübsch und schelmisch. Obgleich die <persName xml:id="persName_d2e73fab-1dd5-498e-9805-c3e4438ed289">Kaiserin<name key="PSN0114363" style="hidden" type="person">Russland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860)</name></persName> heut reiste, kam der <persName xml:id="persName_c145cfb1-2734-4e8e-8901-a699891edd33">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> aus d. <title xml:id="title_9ff576c0-d9ae-40a1-aa12-5b97bc72267e">Vestalin<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110971" style="hidden" type="music">La vestale</name></title> auf 1 Stunde hin, brach aber bei den Worten über das „wie gedrechselte Militair,“ welche belacht und beklatscht wurden, unwillig auf. Im <placeName xml:id="placeName_af22b172-635f-465b-a1dd-e5f1f1a62e2c">K. Theat.<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> war man wie gewöhnl. sehr empfängl., lustig und geräuschvoll, was ich sehr liebe und mich selbst mit erregt. Ferner haben wir seit wir Dir zuletzt schrieben <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_856d2196-1179-46d1-849e-128277330823">Lafont<name key="PSN0112645" style="hidden" type="person">Lafont, Charles Philippe (1781-1839)</name></persName></hi> und <title xml:id="title_7918bf8b-7d23-46ae-a93f-22c83c311ae0">Belsazar<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108960" style="hidden" type="music">Belshazzar HWV 61</name></title> gehört. Erstrer hat mir durch seine Eleganz, Zartheit, Vollendung und Grazie sehr viel Vergnügen gemacht, besonders einnehmend und lieblich <add place="above">war das <hi rend="latintype">adagio</hi><name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>. Es ist, trotz ihrer hohen Einbildung unter allen hiesigen Spielern, keiner, der <hi rend="latintype">un <hi n="1" rend="underline">seul trait</hi></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_829929f7-5cb9-44eb-a084-bb7d65a286f4" xml:lang="fr ">un seul trait – frz., in einem Zug.</note> vollkommen und meisterhaft wie <persName xml:id="persName_8342a5b1-700a-4cef-b2b7-690b109d0b3e"><hi rend="latintype">L</hi><name key="PSN0112645" style="hidden" type="person">Lafont, Charles Philippe (1781-1839)</name></persName>. vorträgt, und Meisterschaft in jedem <hi rend="latintype">genre</hi> muß Bewunderung erregen. Eine <hi rend="latintype">ouv</hi>. v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1748718a-6ca9-489b-8d8d-44748542a653">Cherub<name key="PSN0110361" style="hidden" type="person">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name></persName></hi>. ausgenommen war sonst alles spottschlecht. Belsaz. <hi rend="latintype">dito</hi>, <hi rend="latintype">dito</hi>; <hi rend="latintype">cependant je n’en veux pas à Mr. Händel</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_aa115463-a8e5-4f40-a2ce-082cd73f6722" xml:lang="fr ">cependant je n’en veux pas à Mr. Händel – frz., Aber ich gebe Herrn Händel keine Schuld. </note> Die Aufführung war lahm, matt, langweilig zum Sterben; ja die gewaltige Macht der Chöre war durch Ueberladung mit Posaunen so gedämpft, daß wir (freilich hinten <hi rend="latintype">placirt</hi>) dies mächtige Organ kaum erkannten. Das Mittel sich mit der <persName xml:id="persName_b3d76a81-7795-4a0f-8995-5e66a3d35133">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> zu verbrummen haben die klugen Leute auch gefunden; statt ihrer sangen eine Menge <hi n="1" rend="underline">Klannen</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a1e35b5f-2057-42bc-8266-a0ecaa9cc9be" xml:lang="de">Klannen – (auch Klanen) Clan, Personengesellschaft.</note> (<hi rend="latintype">la monnaie de Turenne</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_699da89c-8b2f-4060-ab85-d7c59440dfc2" xml:lang="fr ">la monnaie de Turenne – frz., die Währung von Turenne.</note> <title xml:id="title_f13e3f23-10e6-42f0-960d-fc11ab2978ad">sagt<name key="PSN0119054" style="hidden" type="author">Sévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696)</name><name key="CRT0112471" style="hidden" type="documents">Recueil des lettres de Madame la marquise de Sévigné a Madame la Comtesse de Grignan, sa fille</name></title> <persName xml:id="persName_aa7a41cc-caee-406f-aaee-70db091ec625"><hi rend="latintype">Mde. de Sévigné</hi><name key="PSN0119054" style="hidden" type="person">Sévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696)</name></persName>).<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b98ff8c1-8679-4597-a969-079a469a79f1" xml:lang="de">Mde. de Sévigné – Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné, Lettres de Madame de Sévigné, Tome Troisieme, Paris 1820, S. 349</note> Ein Siroccowind der Schläfrigkeit wehte überall, und ich sah viele Leute zum 2. im 3. Theil weggehen. Auch die unverwüstl. <persName xml:id="persName_ef09f6dc-4708-4cab-a7fd-7c2e7be46cc9">Blanc<name key="PSN0109970" style="hidden" type="person">Blanck, Constanze (1779-1861)</name></persName> ist <hi n="1" rend="underline">biese</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fa69fc7e-961d-4a60-93aa-4495cae0464e" xml:lang="de">biese – böse.</note> und <hi rend="latintype">no more</hi> Vorsteherin.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aadbe005-0abc-42e4-8648-b12a2a69bdbe" xml:lang="de">die unverwüstl. Blanc ist … no more Vorsteherin – Constanze Blanck war von 1823 bis 1834 eine der Vorsteherinnen der Sing-Akademie in Berlin.</note></p> <p>Es sind wohl schon 12 Tage daß der prinzl. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f96e4bab-955e-40c6-84d4-97fe98f9bcae">portier<name key="PSN0117884" style="hidden" type="person">Freudenberg, Herr</name></persName></hi> 2 Fläschchen Oel und 2 Schachteln Zahnpulver fortschicken wollte. <persName xml:id="persName_030b9ec3-a6d5-4a39-ba4f-6924753b9c1a">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> hat gegen erstres den Verdacht, es mache das Haar weiß. Frag doch irgend einen Haar<hi n="1" rend="underline">künstler</hi>. Was das andre betrift, so befand ich mich beim Hufelandschen Pulver<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1434a42d-9294-406a-8f64-12be0dbd55f4" xml:lang="de">Hufelandschen Pulver – Zahnpulver.</note> stets am besten und will Dir künftig, <hi rend="latintype">à moins d’un contr’ordre</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_57930e9f-db00-40e9-957a-5b4bb7954139" xml:lang="fr ">à moins d’un contr’ordre – frz., sofern nicht anders angegeben.</note> auch dav.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_70324f57-1974-4718-ba13-052d9a9db279" xml:lang="de">dav. – davon.</note> schicken. Sag mir nur, was Du zu Weihn.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_90dcc5b9-aba9-40f9-a9b2-10402b57c2da" xml:lang="de">Weihn. – Weihnachten.</note> brauchen könntest! Fordre mehres um einiges zu bekommen, dann bist Du bei der Wahl doch überrascht. – Die großen Strapatzen unsers <persName xml:id="persName_62e38655-f7fc-47ce-800f-c0181c2e5208">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a261c9ba-aece-4622-8076-e16ead530f3e" xml:lang="de">Die großen Strapatzen unsers Paul – Paul Mendelssohn Bartholdy war 1834 als Freiwilliger in die preußische Armee eingetreten.</note> werden nun auch bald sich in geringere verwandeln. Bisher ging alles auf die vorm Kaiser abzuhaltende Parade los, die ruhmwürdig <date cert="high" when="1834-11-22" xml:id="date_e6862362-9e78-408d-971e-29d486d794ae">Sonnab</date>. überstanden ward und für die der <persName xml:id="persName_7da278a9-a8b3-45dd-8a9f-0b9b93c8f618">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> große Zufriedenheit bezeigte. Das Kerlchen kam in vollem Ornat her, und obgleich unter der Last des dekorirten <hi rend="latintype">chakos</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0a94fff4-1b84-49cd-97ec-724f28f9a074" xml:lang="de">chakos – Der Tschako ist eine vorwiegend militärische Kopfbedeckung von zylindrischer oder konischer Form.</note> des Tornisters, gewickelten Mantels, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_4a1607e8-9018-4e08-a094-b964e086d18a">und</del> Feldkochgeschirrs und Gewehrs seufzend, sah er allerliebst aus, was nicht allein <persName xml:id="persName_32ed22d6-432b-48ac-b7a4-54e3809efdd6">Mama Claudia<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a34a7887-5335-4334-8f53-897fcc5049f2" xml:lang="de">Mama Claudia – Lea Mendelssohn Bartholdy. Anspielung auf Claudia Galotti, Person aus Lessings Drama Emilia Galotti. </note> sondern ganz Unbefangene gefunden. Sein flintentragender Arm ist ganz dick und nervicht worden; ich bin aber doch froh, daß Du so klug warst, Dich v. dem Pseudo martial. Dienst loszumachen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2580d07c-d2be-4942-95bf-17da2a564b7c" xml:lang="de">daß Du so klug warst, Dich v. dem Pseudo martial. Dienst loszumachen – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte sich vom Militärdienst befreien lassen.</note> Im Grunde lags bloß daran, daß Paul nicht ein Gleiches ungefragt that: so würd es <persName xml:id="persName_3ee09de9-439a-4927-861f-b592ce6ec4cf">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> auch gern gesehen haben; aber sobald man ihn fragte, wollte er <persName xml:id="persName_69e073a5-7b45-4aae-9127-da106f56d2fd">Septimius Severus<name key="PSN0114867" style="hidden" type="person">Septimius Severus, Lucius (146-211)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_570b0e24-c0d9-4c06-8484-9d89d4b956a4" xml:lang="de">Septimius Severus – Lucius Septimius Severus Pertinax war vom 9. April 193 bis zum 4. Februar 211 römischer Kaiser. Er begründete die Dynastie der Severer und war einer der Protagonisten des zweiten Vierkaiserjahres.</note> sein. – <hi rend="latintype">Apropos</hi>! <persName xml:id="persName_c9d2b2a2-890d-4f4d-bfc3-630671530fab">Arnst. u. Eskel.<name key="PSN0109544" style="hidden" type="person">Arnstein &amp; Eskeles, Bankhaus in Wien</name></persName> schickten heut 1<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Cirkular,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a3f28dd6-88fa-493d-a83b-4caac7cf1fee" xml:lang="de">Cirkular – Rundbrief.</note> worin sie anzeigen, daß sie ihre <persName xml:id="persName_f350a74a-45f6-408e-bca7-3fc5432b1334">Handlung<name key="PSN0109544" style="hidden" type="person">Arnstein &amp; Eskeles, Bankhaus in Wien</name></persName> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e86673f0-349a-4dd5-aaa3-bf83bbca673e">Louis Pereira<name key="PSN0113806" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Ludwig (Louis) Freiherr von (1803-1858)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3ea925a7-bd99-46fe-906a-2e361f00cb47">Denny Eskel<name key="PSN0110950" style="hidden" type="person">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)</name></persName></hi>. übergeben: beide sind weit über 80 und dürfen auf ihren goldnen Früchten ruhen. Sie waren stets gegen Vater in merkantil. Beziehung sehr freundschaftl. und wohlwollend, was sich v. alter Anhänglichkeit gegen mich herschreibt. Man findet doch also im glänzendsten Weltleben rührende Beweise so ächter, bewährter Freundschaft. – Es war eine eigne Simpathie, daß nach 6monatl. Schweigen <persName xml:id="persName_b0226d67-b723-4f92-af05-a2cd551b1180">Jettens<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName> und meine Briefe sich vor Kurzem begegneten, und sie mir, als ich schon <persName xml:id="persName_e79d1703-a80b-4c76-a64d-e8e5ec6d77c5">Stüler<name key="PSN0115191" style="hidden" type="person">Stüler, Gottfried Wilhelm (1798-1838)</name></persName> hatte rufen laßen, anrieth, Homöop. zu gebrauchen und ja nicht zur Ader zu laßen, da sie selbst das neue System als höchst wohlthätig erprobte. – Die Anwesenheit der Kaiserfamilie soll den <persName xml:id="persName_fe7e9d17-6fb5-4ffe-a1e8-6b2fe00db6d1">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> täglich 6000 rt. gekostet haben; unter andern sind 60 Pferde gemiethet worden, obgleich 200 in den Marställen existiren. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_02bb81d9-da4f-4041-9718-6d8964db6a63">Théremin<name key="PSN0115302" style="hidden" type="person">Theremin, Ludwig Friedrich Franz (1780-1846)</name></persName></hi> unterrichtete die junge Großfürstin,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d11d13ad-cc02-41e6-87c6-451a0a270988" xml:lang="de">die junge Großfürstin – eine der sechs Töchter des Zarenpaares.</note> die <persName xml:id="persName_ec09a32d-7657-4cd8-b2d2-49458fe3c924">Mutter<name key="PSN0114363" style="hidden" type="person">Russland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860)</name></persName> ließ mehreres Silbergeräth kommen ihn dafür zu beschenken und handelte so um den Preis, daß der <persName xml:id="persName_7e5c1f34-61e3-4238-9802-92b4cdafd1cd">Kronprinz<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> es ihr als unanständig verwies. Die <title xml:id="title_9d2245a6-e6a1-4ee8-9ede-80a17817a687">Drakesche Statue<name key="PSN0116566" style="hidden" type="author">Drake, Friedrich Johann Heinrich (1805–1882)</name><name key="CRT0112465" style="hidden" type="art">Madonna in Marmor</name></title> die ihr zu theuer war, nahm sie v. Könige zum Geschenk. Da verstehts <persName xml:id="persName_3d13d0ca-e9f8-42ad-bc03-f6cb192f22e9">Rederns<name key="PSN0114098" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> <hi rend="latintype">Million</hi>eserin,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_481f2b5f-95e3-4693-b379-7cd4cd07433b" xml:lang="de">Millioneserin – Millionärin.</note> Mlle. <persName xml:id="persName_d56f0828-8f4c-4c8e-990b-6505a82a90b4">Jenisch<name key="PSN0117923" style="hidden" type="person">Redern, Bertha (1811-1875)</name></persName>, doch beßer. Sie hat für Ihre <persName xml:id="persName_5bcbc2c6-4250-4f8d-b4db-45af96ab8128">Schwiegermutter<name key="PSN0117925" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelmine Florentine (1772-1842)</name></persName> das <placeName xml:id="placeName_16e94c02-31a2-442d-943a-1c17e3a0423f">gräfl. Hagensche Haus auf d. Pariser Platz<name key="NST0104817" style="hidden" subtype="" type="institution">Gräflich Hagensches Haus auf dem Pariser Platz</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für 80,000 rt. gekauft. – Die liebe <persName xml:id="persName_3ceb7ae0-6440-494a-b383-38bea39714c4">Bendem<name key="PSN0109809" style="hidden" type="person">Bendemann, Fanny Eleonore (1778-1857)</name></persName>. und ich haben uns gegenseitig beim Wiedersehen sehr gerührt. Sie ist gar eine gute Seele, und ich bin hocherfreut, Dich so in Besitz ihrer Gunst fortwährend zu sehen. Der <persName xml:id="persName_a0e9089b-671b-4d8d-ac9e-a0c3b5c76778">Schadow<name key="PSN0114492" style="hidden" type="person">Schadow, Charlotte (seit 1843) von Godenhaus (1795-1882)</name></persName> weiß ichs herzl. Dank, daß sie Dir eine wärmere Schlafstube eingeräumt. Wenn doch alle Leute ihren Vortheil so gut als sie einzusehen verstünden! Gott und Deine Weisheit mögen Dich gesund, frisch und lebensthätig <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_ca20dfa3-4cb0-496e-8990-1f57e0e3516d">zu</del> erhalten! Gieb uns stets Bericht v. Deiner fort. musikal. Ader! Die Idee nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e08b3421-0216-4e98-83c7-e7d7406995ea">Lond<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>. einmal wieder zu schiffen, erfreut mich ungemein. Du hast schon so glücklich Verbindungen dort angeknüpft; es kann Dir nur ehrenvoll, nützl., erfrischend, angenehm sein, sie weiter zu spinnen. <persName xml:id="persName_0e4450d1-fe30-4918-963f-bfbe956d5bf1">Marie <hi rend="latintype">Sévigné</hi><name key="PSN0119054" style="hidden" type="person">Sévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696)</name></persName> sagte oft v. Paris; <title xml:id="title_7af84c56-6278-42e6-b603-8398d7398f4e"><hi rend="latintype">il ne faut pas le faire oublier dans ce pays là</hi><name key="PSN0119054" style="hidden" type="author">Sévigné, Marie de Rabutin-Chantal Marquise de (1626-1696)</name><name key="CRT0112471" style="hidden" type="documents">Recueil des lettres de Madame la marquise de Sévigné a Madame la Comtesse de Grignan, sa fille</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1e483e01-97a5-4b34-afbe-8e4c17352de7" xml:lang="fr ">il ne faut pas le faire oublier dans ce pays là – frz., man sollte in diesem Land nicht vergessen werden.</note></p> <p>Wir stimmen alle ins Lob Deines jungen <persName xml:id="persName_113f7c69-5281-435b-8240-888823f169c5">Sybel<name key="PSN0118398" style="hidden" type="person">Sybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895)</name></persName>, der uns sehr angenehm, klug, rührig, und für seine Jahre tüchtig entwickelt scheint. Er hat bis auf <persName xml:id="persName_e4289c87-3235-4f7d-8e62-379df015b143">Sebast<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName>.s Herz gewonnen, dem er die schönsten Kinderspäße lehrt. Er speiste mehre Sonnt. bei uns und ich nahm ihn zu <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_87293dd8-6e84-4527-bc57-d4283e642f82">Lafont<name key="PSN0112645" style="hidden" type="person">Lafont, Charles Philippe (1781-1839)</name></persName></hi> mit. <hi rend="latintype">Il ne tient qu’à lui</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c5863c4d-5d4e-42b7-904a-909d88736088" xml:lang="fr ">Il ne tient qu’à lui – frz., Es liegt in seiner Hand.</note>, viel bei uns zu sein, es läßt sich gar gut ernst und spaßhaft mit ihm reden. V. seiner <persName xml:id="persName_481aed14-b858-43ce-ad3d-94bb4053ff42">Mutter<name key="PSN0115224" style="hidden" type="person">Sybel, Charlotte Amalia von (1798-1846)</name></persName>, der ich mich unbekannt empfehle, hör ich das Allerangenehmste und Rühmlichste, und bitte sie dringend, mir anzugeben, worin ich ihm irgend nützl. sein kann. Ich kenne Mutterherzen, wenn ihre Söhnlein in der Fremde sind. – Lies doch die Recension der <placeName xml:id="placeName_dec5154d-32a8-44c0-9148-3a407087cbe1">Ausstellung<name key="NST0100304" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0c7452ed-00e8-4cd7-ab7a-9ab857df47cb" xml:lang="de">der Ausstellung – Die 30. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste fand vom 14. September bis 26. November 1834 statt.</note> v. <date cert="high" when="1834-11-25" xml:id="date_336215ff-0336-4135-ab6d-f92182d64775">25 Nov.</date>, wir haben herzl. darüber gelacht, weil sie gar zu komische Aehnlichkeit mit d. Detmoldschen Späßen haben. Unter andern hebt er bei <title xml:id="title_be2ca34f-9af1-4dd8-ac6c-d2be52eb18dd">Wachs Nimphe<name key="PSN0115578" style="hidden" type="author">Wach, Karl Wilhelm (1787–1845)</name><name key="CRT0112472" style="hidden" type="art">Eine lebensgroße Nymphe</name></title> alles Lob zuletzt unbewußt wieder auf. – Zum l. bekommt <persName xml:id="persName_19390de7-6d9f-453d-9eab-95ec3770a3ba">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> eine Schülerin, eine Mlle. <persName xml:id="persName_057f2afd-bbd3-4546-8409-52a7658f22fe">Hüßener<name key="PSN0117122" style="hidden" type="person">Hüssener, Julie Luise (1813-1878)</name></persName> deren <persName xml:id="persName_a4638817-56a7-4db8-a779-2ae2baa42858">Schwestern<name key="PSN0112157" style="hidden" type="person">Hüssener, Auguste (1789-1877)</name><name key="PSN0117121" style="hidden" type="person">Hüssener, Juliane Elise (?-1881)</name></persName> Künstlerinnen sind. Sein <title xml:id="title_92aca476-2abd-4461-9520-c262342c0034">Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name></title> hat große Anerkennung gefunden, vorläufig bleibts oben auf der <placeName xml:id="placeName_00886ba2-2fce-4596-a120-279d12a0c5d0">Akad.<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <hi rend="latintype">Je t’embrasse, cher enfant de mon cœur</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d8b2d496-c641-411c-86e4-884ee146209b" xml:lang="fr ">Je t’embrasse, cher enfant de mon cœur – frz., Leb wohl, liebes Kind meines Herzens.</note></p> </div> </body> </text></TEI>