gb-1834-11-23-01
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Leipzig, 8. und 23. November 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Friedrich Rochlitz
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
In Erwartung Ihrer genauern Adresse durch Mad.
―
Sie empfangen also hier, was ich Ihnen bey Ihrer letzten Anwesenheit in Leipzig
versprochen habe, und was mit Aufbieten all’ Ihrer Kunstkräfte in Musik zu setzen, mir von Ihnen zugesichert ist. Ich hoffte damals, es früher senden zu können: aber das war unmöglich. Nur die entscheidendste Ursache führe ich an: Die Dichtung wurde mir über dem Arbeiten immer wichtiger, so daß ich aus gewissenhaftem Pflichtgefühl nur meine ungestörtesten, und überhaupt meine allerbesten Stunden darauf verwenden durfte. Da bin ich nun erst in diesen Tagen zu Stande gekommen. Wie das Gedicht nun ist, so soll es bleiben; und ich – nicht im Geringsten gewohnt, mir selbst zu schmeicheln – muß es für das Beste halten, was jemals Dichtersches von mir ausgegangen ist. Wie vortheilhaft von allen Seiten und nach allen Richtungen hin es für dem Componisten ist: das werden Sie selbst bald abnehmen.Eben um deswillen, mithin gleichfalls als Gewissenssache, muß ich nun innig wünschen, daß
Um die ächte Begeisterung, die bey einer umfänglichen und langathmigen Arbeit, auch einer musikalischen, kein Mensch auf Erden ganz gleichmäßiglaut vor; oder – was vielleicht noch wirksamer – lassen Sie es sich von Gleichgesinnten und Gleichempfindenden also vorlesen, oder lesen es Ihnen also vor. Nur aber Eines wie das Andere, durchaus nur von oder vor Gleichgesinnten und Gleichempfindenden. Andern verbergen Sie es vielmehr und halten Sie ab, wie von meiner, so von Ihrer Arbeit. –
Daß ich die Erhebung und Freude noch erleben möchte, dies Werk zu Gehör zu bekommen, kann ich nicht leugnen: ich brauche aber wohl kaum hinzuzusetzen, daß damit kein Treiben, wie viel weniger ein Übereilen, bewirkt werden soll.
Hier könnte ich schließen, und sollte vielleicht es auch: allein, wie gesagt, ich bin jetzt erfüllt von unserm Vorhaben; ich möchte nicht gern weitere Präliminarien herbeyführen, und ich bin 64 Jahre alt. Lassen Sie darum mich Alles äußern, was mir vorschwebt – sogar von der Zukunft des Werks!
– – Ich bin der festen Überzeugung, wir Beyde arbeiten hier keinesweges blos für (wenn auch edlen) Genuß Anderer: wir arbeiten auch für Veredlung des Innern unsrer Mitbrüder. Wer dergleichen thut, der darf nicht nur – er soll auch, alle rechtliche und angemessene Hülfsmittel ergreifen, wodurch sein Werk so bald und so weit verbreitet werde, als thunlich, und daß dies so sicher geschehe, als möglich. Dazu dienet nun jetzt (wir können die Welt nicht ändern)durch dem nothwendig; denn Ein erlauschtes und in die Welt hinaus gedrucktes Wort würfe Alles um,) so nehmen Sie die Besonnensten, Umsichtigsten und Erfahrensten Ihrer Familie zu Rathe: dann geben Sie mir aufrichtige, ganz rückhaltlose Antwort. – Auf Gewinn gehe ich bey allem jenen so wenig aus, als Sie es thun werden. Es ist das für uns Beyde nicht einmal Verdienst; denn, Gott sey Dank! wir brauchen ihn nicht, und können auch darum freyer in die Welt hinaus blicken.
Leipzig, d. 8ten Novbr. 1834. Wohlgeborner, hochgeehrter Herr! In Erwartung Ihrer genauern Adresse durch Mad. Voigt und noch ganz erfüllt von dem Gegenstande – unsers Vorhabens, schreibe ich schon vorläufig. Ich brauche dann auch mein Document (denn dafür achte ich mein Mcpt. ) nicht aufzuhalten. Ich sage hier Ihnen Alles, was ich darüber, oder vielmehr dabey, zu sagen weiß. ― Sie empfangen also hier, was ich Ihnen bey Ihrer letzten Anwesenheit in Leipzig versprochen habe, und was mit Aufbieten all’ Ihrer Kunstkräfte in Musik zu setzen, mir von Ihnen zugesichert ist. Ich hoffte damals, es früher senden zu können: aber das war unmöglich. Nur die entscheidendste Ursache führe ich an: Die Dichtung wurde mir über dem Arbeiten immer wichtiger, so daß ich aus gewissenhaftem Pflichtgefühl nur meine ungestörtesten, und überhaupt meine allerbesten Stunden darauf verwenden durfte. Da bin ich nun erst in diesen Tagen zu Stande gekommen. Wie das Gedicht nun ist, so soll es bleiben; und ich – nicht im Geringsten gewohnt, mir selbst zu schmeicheln – muß es für das Beste halten, was jemals Dichtersches von mir ausgegangen ist. Wie vortheilhaft von allen Seiten und nach allen Richtungen hin es für dem Componisten ist: das werden Sie selbst bald abnehmen. Eben um deswillen, mithin gleichfalls als Gewissenssache, muß ich nun innig wünschen, daß mein Gedicht durch die Tonkunst dem Gefühle der Hörer möglichst nahegebracht werde; daß es Jedem, der nicht selbst sich verhärten will, gleichsam aufgedrungen werde. Ein Gleiches werden und müssen Sie von Ihrer Musik im Verhältnis zu meiner Dichtung wünschen; und daß dies wirklich dies zu erreichen vermögen, daran lassen Ihre bisherigen Hauptwerke (so weit ich sie kenne) nicht den geringsten Zweifel in mir aufkommen. Um jedoch es Ihnen hin und wieder zu erleichtern, durch meine Gedanken die Ihrigen muntrer zu erwecken, auch wohl hin und wieder den Rath langer und bewährter Erfahrung nicht zu unterdrücken, habe ich mir erlaubt allerley Anmerkungen für den Componisten beyzusetzen. Es kann mir nicht beykommen, damit einem Manne, wie Sie durch Natur und Kunst sind, Vorschriften geben oder doch von irgend einer Seite beschränken zu wollen. Vorschläge sind es, Ansichten und Wünsche: und also werden Sie es aufnehmen. Was Ihnen davon nicht zusagt, das mögen Sie – und ohne weitere Anfrage – verwerfen; wo Ihnen ein Besseres und (zweckgemäß) Wirksameres vorschwebt, dies geradezu erwählen; überhaupt, beym Arbeiten nur Ihrem Genius und Ihrem Herzen folgen – – Um die ächte Begeisterung, die bey einer umfänglichen und langathmigen Arbeit, auch einer musikalischen, kein Mensch auf Erden ganz gleichmäßig in sich bewahren kann, sondern von Zeit zu Zeit, auch von außem her, neu angefrischt erhalten muß, schlage ich Ihnen vor: Lesen Sie in solchen Momenten das Ganze des Gedichts sich selbst laut vor; oder – was vielleicht noch wirksamer – lassen Sie es sich von Gleichgesinnten und Gleichempfindenden also vorlesen, oder lesen es Ihnen also vor. Nur aber Eines wie das Andere, durchaus nur von oder vor Gleichgesinnten und Gleichempfindenden. Andern verbergen Sie es vielmehr und halten Sie ab, wie von meiner, so von Ihrer Arbeit. – Daß ich die Erhebung und Freude noch erleben möchte, dies Werk zu Gehör zu bekommen, kann ich nicht leugnen: ich brauche aber wohl kaum hinzuzusetzen, daß damit kein Treiben, wie viel weniger ein Übereilen, bewirkt werden soll. Hier könnte ich schließen, und sollte vielleicht es auch: allein, wie gesagt, ich bin jetzt erfüllt von unserm Vorhaben; ich möchte nicht gern weitere Präliminarien herbeyführen, und ich bin 64 Jahre alt. Lassen Sie darum mich Alles äußern, was mir vorschwebt – sogar von der Zukunft des Werks! – – Ich bin der festen Überzeugung, wir Beyde arbeiten hier keinesweges blos für (wenn auch edlen) Genuß Anderer: wir arbeiten auch für Veredlung des Innern unsrer Mitbrüder. Wer dergleichen thut, der darf nicht nur – er soll auch, alle rechtliche und angemessene Hülfsmittel ergreifen, wodurch sein Werk so bald und so weit verbreitet werde, als thunlich, und daß dies so sicher geschehe, als möglich. Dazu dienet nun jetzt (wir können die Welt nicht ändern) vor Allem, besonders bey Werken dieser Art, daß, vor öffentlicher Bekanntmachung, Groß der Erde – aber nur wahrhaft geehrte und geliebte – dafür interessiert werden. Ich thue darum den Vorschlag: Sobald Sie das Werk vollendet haben, schreiben wir gemeinschaftlich Ihrem Könige, (vielleicht auch dem Kronprinzen und dessen Gemalin, ) der Großfürstin in Weimar, durch diese durch dem Kaiser Nicolaus und seiner Gemalin, und etwa unserm geistvollen, kunstliebenden Prinzen Johann. Wir empfehlen denselben unser Werk einfach und in geziemender Haltung; Gedicht und Klavierauszug in Abschrift wird beygelegt, und wir fragen an, ob die Partitur folgen dürfe. Für Gelegenheit an die preußischen Herrschaften sicher zu gelangen, wird es Ihnen und (finden Sie das nöthig oder rathsam) Ihren geehrten Verwandten in Berlin, nicht fehlen. Selbst Spontini, wenn er nichts Persönliches gegen Sie hat, wird wenigstens erinnern; und das ist bey Großen der Erde, auch den Besten, meist nöthig. Ich weiß, daß Spontini mich achtet und gern mir gefällig seyn möchte. Was die übrigen genannten Herrschaften betrifft, so glaube ich selbst sicher einstehen zu können. Überlegen Sie sich dies reiflich; wenn Sie auf Verschwiegenheit sicher rechnen können, (das ist hier nothwendig; denn Ein erlauschtes und in die Welt hinaus gedrucktes Wort würfe Alles um, ) so nehmen Sie die Besonnensten, Umsichtigsten und Erfahrensten Ihrer Familie zu Rathe: dann geben Sie mir aufrichtige, ganz rückhaltlose Antwort. – Auf Gewinn gehe ich bey allem jenen so wenig aus, als Sie es thun werden. Es ist das für uns Beyde nicht einmal Verdienst; denn, Gott sey Dank! wir brauchen ihn nicht, und können auch darum freyer in die Welt hinaus blicken. Hochachtungsvoll und von Herzen zugeneigt, Rochlitz. d. 23sten Nov. Heute kömmt mir Ihr werthes Schreiben zu. Mad. Voigt läßt mich wissen, auch sie habe einen Brief von Ihnen erhalten und begrüße Sie verbindlichst, bis sie selber schreiben könne.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-11-08" xml:id="date_db96e805-40a4-4481-918c-71e7d5bf9c98">8.</date> und <date cert="high" when="1834-11-23" xml:id="date_5430c548-ff99-4cd7-ac59-8cd4902428b6">23. 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Ich brauche dann auch mein Document (denn dafür achte ich mein <title xml:id="title_a9cfe7ff-c31c-4f85-a4a1-b47932755643">Mcpt<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769–1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name></title>.)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e8943bb8-6ef5-41f6-8f16-7725eaa66377" xml:lang="de">mein Mcpt. – Der von Friedrich Rochlitz überarbeitete und aktualisierte Oratorientext »Das Ende des Gerechten«.</note> nicht aufzuhalten. Ich sage hier Ihnen Alles, was ich darüber, oder vielmehr dabey, zu sagen weiß.</p> <p style="paragraph_centered">―</p> <p>Sie empfangen also hier, was ich Ihnen bey Ihrer letzten Anwesenheit in Leipzig<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_28ad0270-532f-446f-9da5-bb7bcdfbda00" xml:lang="de">Ihrer letzten Anwesenheit in Leipzig – Felix Mendelssohn Bartholdy hielt sich im September 1834 in Berlin auf, reiste dann für zwei Tage nach Leipzig und von dort über Aachen zurück nach Düsseldorf, wo er am 5. oder 6. Oktober eintraf.</note> versprochen habe, und was mit Aufbieten all’ Ihrer Kunstkräfte in Musik zu setzen, mir von Ihnen zugesichert ist. Ich hoffte damals, es früher senden zu können: aber das war unmöglich. Nur die entscheidendste Ursache führe ich an: Die Dichtung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_08b98c27-7178-4b0b-b73f-804dc9a6fbc2" xml:lang="de">das Gedicht – Oratorientext »Das Ende des Gerechten« von Friedrich Rochlitz Vgl. Kommentar zu Brief fmb-1834-11-19-02 (Brief Nr. 1032) Felix Mendelssohn Bartholdy an Friedrich Rochlitz in Leipzig; Düsseldorf, 19. November 1834.</note> wurde mir über dem Arbeiten immer wichtiger, so daß ich aus gewissenhaftem Pflichtgefühl nur meine ungestörtesten, und überhaupt meine allerbesten Stunden darauf verwenden durfte. Da bin ich nun erst in diesen Tagen zu Stande gekommen. Wie das Gedicht nun ist, so soll es bleiben; und ich – nicht im Geringsten gewohnt, mir selbst zu schmeicheln – muß es für das Beste halten, was jemals Dichtersches von mir ausgegangen ist. Wie vortheilhaft von allen Seiten und nach allen Richtungen hin es für dem Componisten ist: das werden Sie selbst bald abnehmen. </p> <p>Eben um deswillen, mithin gleichfalls als Gewissenssache, muß ich nun innig wünschen, daß<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> mein Gedicht durch die Tonkunst dem Gefühle der Hörer möglichst nahegebracht werde; daß es Jedem, der nicht selbst sich verhärten will, gleichsam aufgedrungen werde. Ein Gleiches werden und müssen Sie von Ihrer Musik im Verhältnis zu meiner Dichtung wünschen; und daß dies wirklich dies zu erreichen vermögen, daran lassen Ihre bisherigen Hauptwerke (so weit ich sie kenne) nicht den geringsten Zweifel in mir aufkommen. Um jedoch es Ihnen hin und wieder zu erleichtern, durch meine Gedanken die Ihrigen muntrer zu erwecken, auch wohl hin und wieder den Rath langer und bewährter Erfahrung nicht zu unterdrücken, habe ich mir erlaubt allerley Anmerkungen für den Componisten beyzusetzen. Es kann mir nicht beykommen, damit einem Manne, wie Sie durch Natur und Kunst sind, Vorschriften geben oder doch von irgend einer Seite beschränken zu wollen. Vorschläge sind es, Ansichten und Wünsche: und also werden Sie es aufnehmen. Was Ihnen davon nicht zusagt, das mögen Sie – und ohne weitere Anfrage – verwerfen; wo Ihnen ein Besseres und (zweckgemäß) Wirksameres vorschwebt, dies geradezu erwählen; überhaupt, beym Arbeiten nur Ihrem Genius und Ihrem Herzen folgen – –</p> <p>Um die ächte Begeisterung, die bey einer umfänglichen und langathmigen Arbeit, auch einer musikalischen, kein Mensch auf Erden ganz gleichmäßig<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> in sich bewahren kann, sondern von Zeit zu Zeit, auch von außem her, neu angefrischt erhalten muß, schlage ich Ihnen vor: Lesen Sie in solchen Momenten das Ganze des Gedichts sich selbst <hi n="1" rend="underline">laut</hi> vor; oder – was vielleicht noch wirksamer – lassen Sie es sich von Gleichgesinnten und Gleichempfindenden also vorlesen, oder lesen es Ihnen also vor. Nur aber Eines wie das Andere, durchaus nur von oder vor Gleichgesinnten und Gleichempfindenden. Andern verbergen Sie es vielmehr und halten Sie ab, wie von meiner, so von Ihrer Arbeit. – </p> <p>Daß ich die Erhebung und Freude noch erleben möchte, dies Werk zu Gehör zu bekommen, kann ich nicht leugnen: ich brauche aber wohl kaum hinzuzusetzen, daß damit kein Treiben, wie viel weniger ein Übereilen, bewirkt werden soll.</p> <p>Hier könnte ich schließen, und sollte vielleicht es auch: allein, wie gesagt, ich bin jetzt erfüllt von unserm Vorhaben; ich möchte nicht gern weitere Präliminarien herbeyführen, und ich bin 64 Jahre alt. Lassen Sie darum mich Alles äußern, was mir vorschwebt – sogar von der Zukunft des Werks!</p> <p>– – Ich bin der festen Überzeugung, wir Beyde arbeiten hier keinesweges blos für (wenn auch edlen) Genuß Anderer: wir arbeiten auch für Veredlung des Innern unsrer Mitbrüder. Wer dergleichen thut, der darf nicht nur – er soll auch, alle rechtliche und angemessene Hülfsmittel ergreifen, wodurch sein Werk so bald und so weit verbreitet werde, als thunlich, und daß dies so sicher geschehe, als möglich. Dazu dienet nun jetzt (wir können die Welt nicht ändern)<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> vor Allem, besonders bey Werken dieser Art, daß, vor öffentlicher Bekanntmachung, Groß der Erde – aber nur wahrhaft geehrte und geliebte – dafür interessiert werden. Ich thue darum den Vorschlag: Sobald Sie das Werk vollendet haben, schreiben wir gemeinschaftlich Ihrem <persName xml:id="persName_ce827aa2-0e4d-4130-9dde-2c8ce0a71db9">Könige<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName>, (vielleicht auch dem <persName xml:id="persName_82483e82-1da2-4424-bb5a-56c838248f50">Kronprinzen<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> und dessen Gemalin,) der <persName xml:id="persName_c6d1bc39-6e5a-478c-b629-73be5de5f842">Großfürstin<name key="PSN0114417" style="hidden" type="person">Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna (Marija Pavlovna) von (1786-1859)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_5ddc6da2-3588-4d25-a701-3a12d50c5f7b">Weimar<settlement key="STM0100134" style="hidden" type="locality">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, durch diese <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a0f34576-5440-48e0-bc22-0e528c4aa227">durch</del> dem <persName xml:id="persName_1e33fd48-ab9c-49f6-bbb0-24167fc9c45d">Kaiser Nicolaus<name key="PSN0114371" style="hidden" type="person">Russland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855)</name></persName> und seiner <persName xml:id="persName_e8fbbbc3-073b-4ed7-8dca-4f842093b0a9">Gemalin<name key="PSN0114363" style="hidden" type="person">Russland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860)</name></persName>, und etwa unserm geistvollen, kunstliebenden <persName xml:id="persName_1032e038-956f-4724-9465-de75eed38889">Prinzen Johann<name key="PSN0114405" style="hidden" type="person">Sachsen, Johann Nepomuk Maria Joseph von (1801-1873)</name></persName>. Wir empfehlen denselben unser Werk einfach und in geziemender Haltung; Gedicht und Klavierauszug in Abschrift wird beygelegt, und wir fragen an, ob die Partitur folgen dürfe. Für Gelegenheit an die preußischen Herrschaften sicher zu gelangen, wird es Ihnen und (finden Sie das nöthig oder rathsam) Ihren geehrten <persName xml:id="persName_986fabe6-454d-40f1-9b27-da62e77ce16d">Verwandten in Berlin<name key="PSN0113241" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName>, nicht fehlen. Selbst <persName xml:id="persName_9370877c-a993-4572-aa8d-c38e175c56e7">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName>, wenn er nichts Persönliches gegen Sie hat, wird wenigstens erinnern; und das ist bey Großen der Erde, auch den Besten, meist nöthig. Ich weiß, daß Spontini mich achtet und gern mir gefällig seyn möchte. Was die übrigen genannten Herrschaften betrifft, so glaube ich selbst sicher einstehen zu können. Überlegen Sie sich dies reiflich; wenn Sie auf Verschwiegenheit sicher rechnen können, (das ist hier <hi n="1" rend="underline">nothwendig</hi>; denn Ein erlauschtes und in die Welt hinaus gedrucktes Wort würfe Alles um,) so nehmen Sie die Besonnensten, Umsichtigsten und Erfahrensten Ihrer Familie zu Rathe: dann geben Sie mir aufrichtige, ganz rückhaltlose Antwort. – Auf Gewinn gehe ich bey allem jenen so wenig aus, als Sie es thun werden. Es ist das für uns Beyde nicht einmal Verdienst; denn, Gott sey Dank! wir brauchen ihn nicht, und können auch darum freyer in die Welt hinaus blicken. </p> <closer rend="left">Hochachtungsvoll und von Herzen zugeneigt, </closer> <signed rend="right">Rochlitz.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_9dbabb2f-1209-485d-96e4-02473982a5f0"> <docAuthor key="PSN0114247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_416f2dc9-6346-4a6f-b633-4002e50e7dff">Rochlitz, Johann Friedrich (1769–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114247" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6ed166dd-6fde-40ee-b2df-0fbc0f1e73b8">Rochlitz, Johann Friedrich (1769–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> <add place="margin"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1834-11-23" xml:id="date_c23d5e5e-5896-4dcc-94ef-6de2186f3288">d. 23sten Nov.</date></seg> Heute kömmt mir Ihr werthes Schreiben zu. Mad. <persName xml:id="persName_98015d4a-323c-4a3f-99a9-0067589a9cbc">Voigt<name key="PSN0115544" style="hidden" type="person">Voigt, Henriette (1808-1839)</name></persName> läßt mich wissen, auch sie habe einen <title xml:id="title_6fa86cb6-aa4f-467b-975a-350fcc23d28c">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-11-19-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Henriette Voigt in Leipzig; Düsseldorf, 19. November 1834</name> </title> von Ihnen erhalten und begrüße Sie verbindlichst, bis sie selber schreiben könne.<name key="PSN0114247" resp="writers_hand" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769–1842)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>