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gb-1834-10-31-02

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Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> London, 31. Oktober 1834 Ich bin eingetroffen, aber keine meiner schwarzen Pechahndungen – je näher ich meinem geliebten Babylon kam, desto mehr nahm der Unstern ab. Das letzte Stück Pech war, daß ich der Letzte auf der Schiffsliste war, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 10. Oktober 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 30. November 1834 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/306. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; London, 31. Oktober 1834 Ich bin eingetroffen, aber keine meiner schwarzen Pechahndungen – je näher ich meinem geliebten Babylon kam, desto mehr nahm der Unstern ab. Das letzte Stück Pech war, daß ich der Letzte auf der Schiffsliste war,

1 Bl.: S. 1-2 Brieftext; S. 2 Adresse, 3 Poststempel [?], [?], [?], Siegel.

Carl Klingemann

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

31. Oktober 1834 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Musik Direktor Mendelssohn Bartholdy Wohlgeboren in Rotterdam Steamboat.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) 37. Burystr. 31. October 34. Liebster Felix!

Ich bin eingetroffen, aber keine meiner schwarzen Pechahndungen – je näher ich meinem geliebten BabylonLondonGroßbritannien kam, desto mehr nahm der Unstern ab. Das letzte Stück Pech war, daß ich der Letzte auf der Schiffsliste war, und also auch zuletzt visitirt wurd, während des Wartens besuchte ich GoldschmidtGoldschmidt, Eduard Friedrich (1793-1865) auf seinem Comptoir, und meldete mich gleich bei ihm zu Mittag an, wo Ihr Abendbrot eßt. Und nun habe ich mich gewaschen, Fußbad genommen, geschlafen, Zeitungen gelesen, und den Morgen ruhig in meinem kleinen Nest beim guten Kaminfeuer zugebracht, und stecke wieder ganz tief in der steinkohlenduftenden Gegenwart drinnen. – Wenig erlebt habe ich von Montag Abend ab, – mit drei verfluchten stinkenden Kerlen – Zöllnern und Sündern und gewesenen Corporals aus EmmerichEmmerichDeutschland, wurde ich in eine obsolete BeiChaiseobsolete BeiChaise – veralteter, leichter Wagen. gepackt und der Abstand von den kurzverflossenen Zeiten, wo der beste Freund und die süßesten Trauben und die roteste Tischdecke – oder die erlesensten Gräfinnen DüsseldorfsDüsseldorfDeutschland – oder die nettesten Maler, mich in ihrer Nähe hielten und hoben, zu dem elenden Wettgesang von Fusel und Knaller di womitKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) die drei Kerle ihre Wurst würzten, war groß und erbärmlich. Die Ruhr war ausgetreten, nicht Schulden, sondern Ueberfluß halber – wir wurden ausgeparkt, in offene Boote ins Uncomfortable übersetzt, und warteten drüben auf einen anderen Wagen. BeiChaise exit. Kerle, einer namentlich, machen sich mausig, eine Art Dame beklagt sich, – ich trete auf, der ConducteurConducteur – der Fahrer hunzt den Einen sehr aus, und es wird leidlich. Auf der letzten Station vor Emmerich verlor der Hauptkerl seine Pfeife, – stieg beim Umspannen aus, war nicht da beim Abfahren, und wurde zu allgemeiner Satisfaction zurückgelassen. Zu alle dem regnete es, wir fuhren langsam und vespäteten uns so geschickt, daß ich wohl weiter gekommen bin, aber den ganzen Tag und die Nacht, – bis RotterdamRotterdamNiederlande, außer Kaffee nichts zu Essen gekriegt habe. – Arnheim gefiel mir, – sonst bleibt die Post mehrere Stunden da – die Kirchen schienen mir so schön wie sichs nur in Holland erwarten ließ, aber wir hatten nur eine Viertelstunde; sollten unsere Pässe nicht wieder haben, – ich focht und siegte für Paß und Polizei – wieder Zeitverlust. Gute Leute bis Utrecht, – sogar ein hübsches Mädchen mit einem Vetter, – sie gab mir gebratene Kastanien die schon geschält waren. Von Utrecht bis Rotterdam bestand mein Pech in einem Wagen, der mich 2 £ kostete, und der sehr stieß – zuletzt schlief ich doch, und war um halb sechs in den Boomjes – legte mich noch zu Bett und sah, wenn auch nicht Luft, doch Dampf für mich, frühstückte göttlich und stand um 8 auf dem Schiffe. Das wollte noch nicht aus der Maas, – doch gings zuletzt und gestern um halb zwei stieg ich ans dumme Customs Land, schon im Voraus fluchend über den Aufenthalt dieses Aufenthaltes, was auch alles zutraf, – ich hatte es den Anderen so prophezeit. Es war ledern Volk, – ein paar unglaublich häßliche Weiber, die zu mehrerem Unheil nicht ’mal immer seekrank waren. Das Schiff schüttelte toll genug, – beinah’ wär ichs selber geworden – wenigstens war mir flau; zu Mittag essen wagt’ ich nicht und den Tee verschlief ich, so habe ich über 24. Stunden aufs allerstrikteste, trotz dem orthodoxesten Juden, gefastet, und so damit zugleich alle Exzesse, die Du und der Breidenbacher HofBreidenbacher Hof (Hotel)DüsseldorfDeutschlandder Breidenbacher Hof – renommiertestes Hotel in Düsseldorf, in dem Felix Mendelssohn Bartholdy aß. zu verantworten habt, wieder ausgeglichen, nebenbei unendlich geschlafen – Dank der gütigen Vorsehung und den zwei durchfahrenen Nächten! -Es ist, glaube ich, die beste Reisetour die man von dort machen kann, in Sommerszeit gar, – zwei mal 24 Stunden. 15 davon hab ich gewiss auf dem Dampfboot verschlafen.

Hier ist alles beim Alten, die ganze Kanzlei rollt noch im selben Gleise wie vor 3 Wochen und ist gelaßen hoch erfreut mich wieder zu sehen, – zu thuen ist natürlich heut nichts, – auch nicht ein Tittel – die bekannte und erwartete Geschichte. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) habe ich noch nicht gesehen, – das geht immer so, wir haben uns in dieser kurzen Zeit schon zweimal verfehlt. Bei MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) war ich eine Stunde gestern Abend, und traf dort NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)! – unvorbereitet, wie hart; ich wand mich durch, und nahm lebhaften Antheil an seiner enormen Lustigkeit. Alles war munter, und ich mußte von Dir viel erzählen. Moscheles schreibt eine Ouvertüre zur Jungfrau von <hi rend="latintype">Orleans</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110046" style="hidden" type="music">Ouverture à grand Orchestre de Jeanne d’Arc, Tragédie de Schiller F-Dur, op. 91</name>, – ich rieth es fast, das beweist also für eine Art Character, – aber gefallen wollte mirs doch nicht recht! Vielleicht faß ich noch Courage, zu leisen Bemerkungen, – Du bist der Einzige dem ich sie zu machen wage, – auch schon deshalb, weil ich bei Deiner Musik viel klarer sehe und fühle wie bei jeder andern; es treibt mich, mit zu componiren, ich verstehe sie von innen heraus. Basta! – Heute Abend gehe ich zu den Gravel Pitszu dem Gravel Pits – Dort befand sich das Wohnhaus der Familie Horsley. und melde mich zurück und gesund und lasse mich ausfragen. – Vom BrandeVom Brande – großer Brand in London, der das Palastareal von Westminster fast vollständig vernichtete. reden die Leute natürlich nicht mehr, – höchstens vom Wiederbauen. Das Sentimentalisiren darüber scheint nicht lange vorgehalten zu haben. – Der BroughamBrougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868) Krieg,Der Brougham Krieg – Auseinandersetzungen im Vorfeld des Regierungsrücktritts von Melbourne im November 1834, bei dem auch Lordkanzler Brougham seinen Rücktritt erklärte. sehe ich, dauert lebhaft fort – zwischen ihm und DurhamDurham, John George Lambton (seit 1833) 1st Earl of D. (1792-1840) scheint offner Bruch zu seyn oder noch erst recht zu werden. Der Kanzler, fange ich nun auch ernstlich an zu glauben, blamirt sich, – im letzten Edinburgh Review, seinem Review, sind Ausfälle gegen Lord Durham, falsche Angaben aus der Zeit der ReformBillRedactionaus der Zeit der ReformBillRedaction – Zeit des Streits um die Verlängerung einer gegen irische Katholiken gerichteten Kirchenreformbill. her, Cabinets Geheimniße obendrein, wogegen Durham heute in den Zeitungen protestirt. In EdinburghEdinburghGroßbritannien hat der Kanzler geschwiegen, – erst in SalisburySalisburyGroßbritannien bei Gelegenheit einer Rede hat er diese Angriffe eröffnet, – und nun dieser Artikel, höchst wahrscheinlich von ihm selber, – das thut nimmer. – StanleyStanley, Edward George Geoffrey Smith 14th Earl of Derby (1799-1869) ist durch den Tod seines GrosKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Vaters Lord geworden.Stanley ist … Lord geworden – Eduard John Stanley, 2nd baron Stanley of Alderley, Member of Parliament »in July 1834, as under Secretary for the Home Department which office he filled till the dissolution of the Melbourne cbinet in November 1834« (siehe Saur, Auszug aus R. B. Mosse, The Parliamentary guide … to march 36, 1836). – Vom Brande soll ein Mr Cooper am selben Abend, wo er statt fand, in DudleyDudleyGroßbritannien, 100. Meilen von LondonLondonGroßbritannien, haben reden hören; so hat er vor dem Council ausgesagt, – andere Zeugen wollens nicht bestätigen. – <hi rend="latintype">Thomsons</hi> neue Oper<name key="PSN0115318" style="hidden" type="author">Thomson, John (1805–1841)</name><name key="CRT0112373" style="hidden" type="music">Hermann or The Broken Spear</name>Thomsons neue Oper – die Uraufführung der Oper Hermann, or The Broken Spear von John Thomson fand am 27. Oktober 1834 im Londoner Lyceum statt. ist gegeben worden – the overture<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n8mhl7np-roiu-7chn-fzpg-nqn7pbg2gz4w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name> and all the other music entirely new, – sagt die offic – Erfolg so so, höre ich. – Deine SpectatorAngelegenheitDeine SpectatorAngelegenheit – siehe Brief fmb-1834-10-15-01 (Brief Nr. 1019) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 14. und 15. Oktober 1834, Z. 63 ff.: »Juanna Alexander hat mir zwei Nummern des Spectators geschickt (ich erhielt sie durch Dich, lieber Vater, nach Leipzig nachgeschickt) sie enthalten indeß gar nichts Interessantes, nicht einmal einen Bericht von dem Edinburgh dinner, […]. Meinen gerechten Schmerz kann nur der ermessen, welcher bedenkt, daß gar nichts drin steht«. habe ich gleich gestern Abend ins Reine gebracht, – sie hatten ihre Bedenken auch der Mad MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) mitgetheilt, die hatte versprochen das Wahre sicher von mir herauszubringen, – ich hab es ausgesagt, und sie meldet es der JoannaAlexander, Anna-Joanna (1793-1859) gleich heute Morgen per Note.

|2| – Deutschen Brief an Mad Moscheles, mit zärtlichen Erinnerungen an das Geschlecht der Mendelssohn, – Einer VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) und Deiner SchwesterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) entschuldig daß sie ihnen auf herzlichste Zuschriften noch nicht geantwortet, – Verwandtschaft ihres Mannes, das würde dauern bis Weihnachten und dabei könne man nicht zur Stadt „zur Sammlung des Parliamentes“. – Hier stehts, zum beliebigen Verbrauch. –

dankt für alle Liebe und Güte u. s. w. Es ist mir halb und halb, als hättest Du mehr Plage als davon 1/2 auf die ungelegene Zeit und das andere halb auf mein ledernes Naturell fallen. ... Charmanter bis zum nächsten Frühjahr. Mir ist mit der Reise ein wesentlich Gutes widerfahren ich jetzt beim Recapituliren; ich habe mich an Deinen neusten und nächsten Werken gewärmt, und Gott und mir und den andern besten wohlgefällig sind, – ich habe ein neues Stück Natur und Gegend behaglich zehren, und ein kleines Stück neu Leben abondiren, – habe ein paar gute Vorsätze gefaßt Gesundheit mit nach Hause gebracht. Schicke mir nun noch das Opernwesen,Opernwesen – Betrifft die gemeinsame Arbeit am Libretto für die Oper »Pervonte«. und ich hoffe bis sie fertig ist. – Ein paar neue Lieder schicke ich Dir mit der Antwort auf Deine Antwort; beßer seyn, ich weiß doch, daß Du mir bald schreibst. Melde von Vielem, namentlich ausgefallen ist, was ich habe keimen und mit einigen Schmerzen aus der Erde sprießen sehen. <hi rend="latintype">Weber</hi>schen Leyer und Schwert<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111255" style="hidden" type="music">Leyer und Schwerdt op. 42 (WeV H. 4)</name>, das pp beruhige mich über die 4. Thr Postgelt. Was vergesse ich dann gewiß aber nicht Dich und Deine freundlichen Augen. Sey munter und behalte mich lieb.

Dein CKl.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Wenn Du die Gräfinn ReichenbachReichenbach-Goschütz, Adelheid Constanze Gräfin von (1803-1888) siehst, und mich Ihr empfehlen, und ihr was Erwünschtes mittheilen willst, so sage ihr, daß OmptedasOmpteda, Ludwig Carl Georg Freiherr von (1767-1854) im Ganzen beruhigende Nachrichten von ihrem Sohne hätten. Er müßte sich zwar noch gänzlich ruhig halten und dürfte durchaus nicht arbeiten oder sich sonst aufregend beschäftigen, aber stände doch schon etwas wieder auf. Der Minister sey aber doch sehr bekümmert, mehr wie die Mutter. –

            37. Burystr. 31. October 34. Liebster Felix!
Ich bin eingetroffen, aber keine meiner schwarzen Pechahndungen – je näher ich meinem geliebten Babylon kam, desto mehr nahm der Unstern ab. Das letzte Stück Pech war, daß ich der Letzte auf der Schiffsliste war, und also auch zuletzt visitirt wurd, während des Wartens besuchte ich Goldschmidt auf seinem Comptoir, und meldete mich gleich bei ihm zu Mittag an, wo Ihr Abendbrot eßt. Und nun habe ich mich gewaschen, Fußbad genommen, geschlafen, Zeitungen gelesen, und den Morgen ruhig in meinem kleinen Nest beim guten Kaminfeuer zugebracht, und stecke wieder ganz tief in der steinkohlenduftenden Gegenwart drinnen. – Wenig erlebt habe ich von Montag Abend ab, – mit drei verfluchten stinkenden Kerlen – Zöllnern und Sündern und gewesenen Corporals aus Emmerich, wurde ich in eine obsolete BeiChaise gepackt und der Abstand von den kurzverflossenen Zeiten, wo der beste Freund und die süßesten Trauben und die roteste Tischdecke – oder die erlesensten Gräfinnen Düsseldorfs – oder die nettesten Maler, mich in ihrer Nähe hielten und hoben, zu dem elenden Wettgesang von Fusel und Knaller di womit die drei Kerle ihre Wurst würzten, war groß und erbärmlich. Die Ruhr war ausgetreten, nicht Schulden, sondern Ueberfluß halber – wir wurden ausgeparkt, in offene Boote ins Uncomfortable übersetzt, und warteten drüben auf einen anderen Wagen. BeiChaise exit. Kerle, einer namentlich, machen sich mausig, eine Art Dame beklagt sich, – ich trete auf, der Conducteur hunzt den Einen sehr aus, und es wird leidlich. Auf der letzten Station vor Emmerich verlor der Hauptkerl seine Pfeife, – stieg beim Umspannen aus, war nicht da beim Abfahren, und wurde zu allgemeiner Satisfaction zurückgelassen. Zu alle dem regnete es, wir fuhren langsam und vespäteten uns so geschickt, daß ich wohl weiter gekommen bin, aber den ganzen Tag und die Nacht, – bis Rotterdam, außer Kaffee nichts zu Essen gekriegt habe. – Arnheim gefiel mir, – sonst bleibt die Post mehrere Stunden da – die Kirchen schienen mir so schön wie sichs nur in Holland erwarten ließ, aber wir hatten nur eine Viertelstunde; sollten unsere Pässe nicht wieder haben, – ich focht und siegte für Paß und Polizei – wieder Zeitverlust. Gute Leute bis Utrecht, – sogar ein hübsches Mädchen mit einem Vetter, – sie gab mir gebratene Kastanien die schon geschält waren. Von Utrecht bis Rotterdam bestand mein Pech in einem Wagen, der mich 2 £ kostete, und der sehr stieß – zuletzt schlief ich doch, und war um halb sechs in den Boomjes – legte mich noch zu Bett und sah, wenn auch nicht Luft, doch Dampf für mich, frühstückte göttlich und stand um 8 auf dem Schiffe. Das wollte noch nicht aus der Maas, – doch gings zuletzt und gestern um halb zwei stieg ich ans dumme Customs Land, schon im Voraus fluchend über den Aufenthalt dieses Aufenthaltes, was auch alles zutraf, – ich hatte es den Anderen so prophezeit. Es war ledern Volk, – ein paar unglaublich häßliche Weiber, die zu mehrerem Unheil nicht ’mal immer seekrank waren. Das Schiff schüttelte toll genug, – beinah’ wär ichs selber geworden – wenigstens war mir flau; zu Mittag essen wagt’ ich nicht und den Tee verschlief ich, so habe ich über 24. Stunden aufs allerstrikteste, trotz dem orthodoxesten Juden, gefastet, und so damit zugleich alle Exzesse, die Du und der Breidenbacher Hof zu verantworten habt, wieder ausgeglichen, nebenbei unendlich geschlafen – Dank der gütigen Vorsehung und den zwei durchfahrenen Nächten! -Es ist, glaube ich, die beste Reisetour die man von dort machen kann, in Sommerszeit gar, – zwei mal 24 Stunden. 15 davon hab ich gewiss auf dem Dampfboot verschlafen.
Hier ist alles beim Alten, die ganze Kanzlei rollt noch im selben Gleise wie vor 3 Wochen und ist gelaßen hoch erfreut mich wieder zu sehen, – zu thuen ist natürlich heut nichts, – auch nicht ein Tittel – die bekannte und erwartete Geschichte. Rosen habe ich noch nicht gesehen, – das geht immer so, wir haben uns in dieser kurzen Zeit schon zweimal verfehlt. Bei Moscheles war ich eine Stunde gestern Abend, und traf dort Neukomm! – unvorbereitet, wie hart; ich wand mich durch, und nahm lebhaften Antheil an seiner enormen Lustigkeit. Alles war munter, und ich mußte von Dir viel erzählen. Moscheles schreibt eine Ouvertüre zur Jungfrau von Orleans, – ich rieth es fast, das beweist also für eine Art Character, – aber gefallen wollte mirs doch nicht recht! Vielleicht faß ich noch Courage, zu leisen Bemerkungen, – Du bist der Einzige dem ich sie zu machen wage, – auch schon deshalb, weil ich bei Deiner Musik viel klarer sehe und fühle wie bei jeder andern; es treibt mich, mit zu componiren, ich verstehe sie von innen heraus. Basta! – Heute Abend gehe ich zu den Gravel Pits und melde mich zurück und gesund und lasse mich ausfragen. – Vom Brande reden die Leute natürlich nicht mehr, – höchstens vom Wiederbauen. Das Sentimentalisiren darüber scheint nicht lange vorgehalten zu haben. – Der Brougham Krieg, sehe ich, dauert lebhaft fort – zwischen ihm und Durham scheint offner Bruch zu seyn oder noch erst recht zu werden. Der Kanzler, fange ich nun auch ernstlich an zu glauben, blamirt sich, – im letzten Edinburgh Review, seinem Review, sind Ausfälle gegen Lord Durham, falsche Angaben aus der Zeit der ReformBillRedaction her, Cabinets Geheimniße obendrein, wogegen Durham heute in den Zeitungen protestirt. In Edinburgh hat der Kanzler geschwiegen, – erst in Salisbury bei Gelegenheit einer Rede hat er diese Angriffe eröffnet, – und nun dieser Artikel, höchst wahrscheinlich von ihm selber, – das thut nimmer. – Stanley ist durch den Tod seines GrosVaters Lord geworden. – Vom Brande soll ein Mr Cooper am selben Abend, wo er statt fand, in Dudley, 100. Meilen von London, haben reden hören; so hat er vor dem Council ausgesagt, – andere Zeugen wollens nicht bestätigen. – Thomsons neue Oper ist gegeben worden – the overture and all the other music entirely new, – sagt die offic – Erfolg so so, höre ich. – Deine SpectatorAngelegenheit habe ich gleich gestern Abend ins Reine gebracht, – sie hatten ihre Bedenken auch der Mad Moscheles mitgetheilt, die hatte versprochen das Wahre sicher von mir herauszubringen, – ich hab es ausgesagt, und sie meldet es der Joanna gleich heute Morgen per Note.
 – Deutschen Brief an Mad Moscheles, mit zärtlichen Erinnerungen an das Geschlecht der Mendelssohn, – Einer Vater und Deiner Schwester entschuldig daß sie ihnen auf herzlichste Zuschriften noch nicht geantwortet, – Verwandtschaft ihres Mannes, das würde dauern bis Weihnachten und dabei könne man nicht zur Stadt „zur Sammlung des Parliamentes“. – Hier stehts, zum beliebigen Verbrauch. –
dankt für alle Liebe und Güte u. s. w. Es ist mir halb und halb, als hättest Du mehr Plage als davon 1/2 auf die ungelegene Zeit und das andere halb auf mein ledernes Naturell fallen. .. . Charmanter bis zum nächsten Frühjahr. Mir ist mit der Reise ein wesentlich Gutes widerfahren ich jetzt beim Recapituliren; ich habe mich an Deinen neusten und nächsten Werken gewärmt, und Gott und mir und den andern besten wohlgefällig sind, – ich habe ein neues Stück Natur und Gegend behaglich zehren, und ein kleines Stück neu Leben abondiren, – habe ein paar gute Vorsätze gefaßt Gesundheit mit nach Hause gebracht. Schicke mir nun noch das Opernwesen, und ich hoffe bis sie fertig ist. – Ein paar neue Lieder schicke ich Dir mit der Antwort auf Deine Antwort; beßer seyn, ich weiß doch, daß Du mir bald schreibst. Melde von Vielem, namentlich ausgefallen ist, was ich habe keimen und mit einigen Schmerzen aus der Erde sprießen sehen. Weberschen Leyer und Schwert, das pp beruhige mich über die 4. Thr Postgelt. Was vergesse ich dann gewiß aber nicht Dich und Deine freundlichen Augen. Sey munter und behalte mich lieb.
Dein CKl.
Wenn Du die Gräfinn Reichenbach siehst, und mich Ihr empfehlen, und ihr was Erwünschtes mittheilen willst, so sage ihr, daß Omptedas im Ganzen beruhigende Nachrichten von ihrem Sohne hätten. Er müßte sich zwar noch gänzlich ruhig halten und dürfte durchaus nicht arbeiten oder sich sonst aufregend beschäftigen, aber stände doch schon etwas wieder auf. Der Minister sey aber doch sehr bekümmert, mehr wie die Mutter. –          
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Das letzte Stück Pech war, daß ich der Letzte auf der Schiffsliste war,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Bl.: S. 1-2 Brieftext; S. 2 Adresse, 3 Poststempel [?], [?], [?], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Klingemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-10-31" xml:id="date_553cab17-cec5-407d-b246-86120ade272b">31. Oktober 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_44538968-c9b1-4e9a-85dc-19cc49f680f0">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_a573aabc-f021-4cb1-be40-63064a35d962"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_4d6270c3-ed9d-46ed-8c84-c812884a3bb2">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_d6dc9f05-7135-4baf-b306-772293a94b90"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_7c8dae02-f7a2-49f7-b89e-7fe2d0f369da"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musik Direktor <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>Wohlgeboren</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">in</hi></addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Rotterdam</hi></hi></addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Steamboat</hi></hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_eb7cb570-c592-4392-a5a8-28cff3bc276a"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_bd7b23a4-42d4-49a0-a80c-087f70db754d">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b6c56ed1-428a-4895-b2a9-0d2f80bfda99">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <dateline rend="right">37. <hi rend="latintype">Burystr</hi>. <date cert="high" when="1834-10-31" xml:id="date_bb3baf94-f389-4453-80bb-f2826116585c">31. <hi rend="latintype">October</hi> 34</date>.</dateline> <salute rend="left">Liebster Felix!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ich bin eingetroffen, aber keine meiner schwarzen Pechahndungen – je näher ich meinem geliebten <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_f12b49be-a747-4e46-81c8-916bfc1b37e9">Babylon<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> kam, desto mehr nahm der Unstern ab. Das letzte Stück Pech war, daß ich der Letzte auf der Schiffsliste war, und also auch zuletzt visitirt wurd, während des Wartens besuchte ich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_782c3fed-35c2-4b1d-bd47-e8e542c0035e">Goldschmidt<name key="PSN0111445" style="hidden" type="person">Goldschmidt, Eduard Friedrich (1793-1865)</name></persName></hi> auf seinem <hi rend="latintype">Comptoir</hi>, und meldete mich gleich bei ihm zu Mittag an, wo Ihr Abendbrot eßt. Und nun habe ich mich gewaschen, Fußbad genommen, geschlafen, Zeitungen gelesen, und den Morgen ruhig in meinem kleinen Nest beim guten Kaminfeuer zugebracht, und stecke wieder ganz tief in der steinkohlenduftenden Gegenwart drinnen. – Wenig erlebt habe ich von Montag Abend ab, – mit drei verfluchten stinkenden Kerlen – Zöllnern und Sündern und gewesenen <hi rend="latintype">Corporals</hi> aus <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_1d81b770-c6ce-46fe-b669-f5346bba4195">Emmerich<settlement key="STM0104812" style="hidden" type="locality">Emmerich</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, wurde ich in eine <hi rend="latintype">obsolete</hi> BeiChaise<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_76f5e3db-6ea2-4437-8b72-295ce4e4c095" xml:lang="de">obsolete BeiChaise – veralteter, leichter Wagen.</note> gepackt und der Abstand von den kurzverflossenen Zeiten, wo der beste Freund und die süßesten Trauben und die roteste Tischdecke – oder die erlesensten Gräfinnen <placeName xml:id="placeName_e7f6ebaf-9705-4b85-ae89-a73283ab3050">Düsseldorfs<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> – oder die nettesten Maler, mich in ihrer Nähe hielten und hoben, zu dem elenden Wettgesang von Fusel und Knaller <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a16797b8-54a1-4d9a-9ef5-5c362f698baf">di</del> <add place="above">womit<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> die drei Kerle ihre Wurst würzten, war groß und erbärmlich. Die Ruhr war ausgetreten, nicht Schulden, sondern Ueberfluß halber – wir wurden ausgeparkt, in offene Boote ins <hi rend="latintype">Uncomfortable</hi> übersetzt, und warteten drüben auf einen anderen Wagen. BeiChaise <hi rend="latintype">exit</hi>. Kerle, einer namentlich, machen sich mausig, eine Art Dame beklagt sich, – ich trete auf, der Conducteur<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_653d0e94-b59e-49fe-831a-02f25fbe174a" xml:lang="de">Conducteur – der Fahrer</note> hunzt den Einen sehr aus, und es wird leidlich. Auf der letzten Station vor <hi rend="latintype">Emmerich</hi> verlor der Hauptkerl seine Pfeife, – stieg beim Umspannen aus, war nicht da beim Abfahren, und wurde zu allgemeiner <hi rend="latintype">Satisfaction</hi> zurückgelassen. Zu alle dem regnete es, wir fuhren langsam und vespäteten uns so geschickt, daß ich wohl weiter gekommen bin, aber den ganzen Tag und die Nacht, – bis <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_aded2d37-81d2-4684-9ef4-27fa77ea5229">Rotterdam<settlement key="STM0100166" style="hidden" type="locality">Rotterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName></hi>, außer Kaffee nichts zu Essen gekriegt habe. – <hi rend="latintype">Arnheim</hi> gefiel mir, – sonst bleibt die Post mehrere Stunden da – die Kirchen schienen mir so schön wie sichs nur in Holland erwarten ließ, aber wir hatten nur eine Viertelstunde; sollten unsere Pässe nicht wieder haben, – ich focht und siegte für Paß und Polizei – wieder Zeitverlust. Gute Leute bis <hi rend="latintype">Utrecht</hi>, – sogar ein hübsches Mädchen mit einem Vetter, – sie gab mir gebratene Kastanien die schon geschält waren. Von <hi rend="latintype">Utrecht</hi> bis <hi rend="latintype">Rotterdam</hi> bestand mein Pech in einem Wagen, der mich 2 £ kostete, und der sehr stieß – zuletzt schlief ich doch, und war um halb sechs in den Boomjes – legte mich noch zu Bett und sah, wenn auch nicht Luft, doch Dampf für mich, frühstückte göttlich und stand um 8 auf dem Schiffe. Das wollte noch nicht aus der <hi rend="latintype">Maas</hi>, – doch gings zuletzt und gestern um halb zwei stieg ich ans dumme <hi rend="latintype">Customs</hi> Land, schon im Voraus fluchend über den Aufenthalt dieses Aufenthaltes, was auch alles zutraf, – ich hatte es den Anderen so prophezeit. Es war ledern Volk, – ein paar unglaublich häßliche Weiber, die zu mehrerem Unheil nicht ’mal immer seekrank waren. Das Schiff schüttelte toll genug, – beinah’ wär ichs selber geworden – wenigstens war mir flau; zu Mittag essen wagt’ ich nicht und den Tee verschlief ich, so habe ich über 24. Stunden aufs allerstrikteste, trotz dem orthodoxesten Juden, gefastet, und so damit zugleich alle Exzesse, die Du und der <placeName xml:id="placeName_d1c91f65-6d3a-462c-bce8-795fd970f404"><hi rend="latintype">Breidenbacher</hi> Hof<name key="NST0100309" style="hidden" subtype="" type="institution">Breidenbacher Hof (Hotel)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cf25bce9-5a4d-4c10-8fb3-fe6a1d83a455" xml:lang="de">der Breidenbacher Hof – renommiertestes Hotel in Düsseldorf, in dem Felix Mendelssohn Bartholdy aß.</note> zu verantworten habt, wieder ausgeglichen, nebenbei unendlich geschlafen – Dank der gütigen Vorsehung und den zwei durchfahrenen Nächten! -Es ist, glaube ich, die beste Reisetour die man von dort machen kann, in Sommerszeit gar, – zwei mal 24 Stunden. 15 davon hab ich gewiss auf dem Dampfboot verschlafen.</p> <p>Hier ist alles beim Alten, die ganze Kanzlei rollt noch im selben Gleise wie vor 3 Wochen und ist gelaßen hoch erfreut mich wieder zu sehen, – zu thuen ist natürlich heut nichts, – auch nicht ein Tittel – die bekannte und erwartete Geschichte. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c43a22d6-3a51-4f62-aa1b-2eca675eea37">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> habe ich noch nicht gesehen, – das geht immer so, wir haben uns in dieser kurzen Zeit schon zweimal verfehlt. Bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_942961b2-b96f-4d90-b5f3-d493c2cadf4d">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> war ich eine Stunde <date cert="high" when="1834-10-30" xml:id="date_b05f79f4-b289-48b4-a83d-ecb18935cb4d">gestern</date> Abend, und traf dort <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bca84a40-83f1-47e6-8bdf-bcb99e56b0a5">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden" type="person">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName></hi>! – unvorbereitet, wie hart; ich wand mich durch, und nahm lebhaften Antheil an seiner enormen Lustigkeit. Alles war munter, und ich mußte von Dir viel erzählen. <hi rend="latintype">Moscheles</hi> schreibt eine <title xml:id="title_5655ca0b-53f6-46c4-b153-4af78e1082d2">Ouvertüre zur Jungfrau von <hi rend="latintype">Orleans</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110046" style="hidden" type="music">Ouverture à grand Orchestre de Jeanne d’Arc, Tragédie de Schiller F-Dur, op. 91</name></title>, – ich rieth es fast, das beweist also für eine Art Character, – aber gefallen wollte mirs doch nicht recht! Vielleicht faß ich noch Courage, zu leisen Bemerkungen, – Du bist der Einzige dem ich sie zu machen wage, – auch schon deshalb, weil ich bei Deiner Musik viel klarer sehe und fühle wie bei jeder andern; es treibt mich, mit zu componiren, ich verstehe sie von innen heraus. <hi rend="latintype">Basta</hi>! – Heute Abend gehe ich zu den <hi rend="latintype">Gravel Pits</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a75c5740-f522-4b74-8879-9db288fd65ef" xml:lang="de">zu dem Gravel Pits – Dort befand sich das Wohnhaus der Familie Horsley.</note> und melde mich zurück und gesund und lasse mich ausfragen. – Vom Brande<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f5c036ec-20c7-4820-813f-57caf0a2f6e0" xml:lang="de">Vom Brande – großer Brand in London, der das Palastareal von Westminster fast vollständig vernichtete.</note> reden die Leute natürlich nicht mehr, – höchstens vom Wiederbauen. Das Sentimentalisiren darüber scheint nicht lange vorgehalten zu haben. – Der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_09458494-ead8-4d7f-8ff8-57d34fbcf448">Brougham<name key="PSN0110150" style="hidden" type="person">Brougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868)</name></persName></hi> Krieg,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1cfdd71d-5f05-4fa6-8df3-8dc5f1747795" xml:lang="de">Der Brougham Krieg – Auseinandersetzungen im Vorfeld des Regierungsrücktritts von Melbourne im November 1834, bei dem auch Lordkanzler Brougham seinen Rücktritt erklärte.</note> sehe ich, dauert lebhaft fort – zwischen ihm und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_71acfcec-b43e-410e-81f8-eca51b60a658">Durham<name key="PSN0110794" style="hidden" type="person">Durham, John George Lambton (seit 1833) 1st Earl of D. (1792-1840)</name></persName></hi> scheint offner Bruch zu seyn oder noch erst recht zu werden. Der Kanzler, fange ich nun auch ernstlich an zu glauben, blamirt sich, – im letzten <hi rend="latintype">Edinburgh Review</hi>, <hi n="1" rend="underline">seinem</hi> <hi rend="latintype">Review</hi>, sind Ausfälle gegen Lord <hi rend="latintype">Durham</hi>, falsche Angaben aus der Zeit der <hi rend="latintype">ReformBill</hi>Redaction<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_266138a2-fb62-4b2c-b0b3-e90d8b2f50e7" xml:lang="de">aus der Zeit der ReformBillRedaction – Zeit des Streits um die Verlängerung einer gegen irische Katholiken gerichteten Kirchenreformbill.</note> her, Cabinets Geheimniße obendrein, wogegen <hi rend="latintype">Durham</hi> heute in den Zeitungen protestirt. In <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_67223607-8194-4a6e-8bdb-41f9088d9771">Edinburgh<settlement key="STM0100316" style="hidden" type="locality">Edinburgh</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> hat der Kanzler geschwiegen, – erst in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_5c3da901-ee60-41c7-b1ff-8f9fcf52a0f7">Salisbury<settlement key="STM0104813" style="hidden" type="locality">Salisbury</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> bei Gelegenheit einer Rede hat er diese Angriffe eröffnet, – und nun dieser Artikel, höchst wahrscheinlich von ihm selber, – das thut nimmer. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_06ab1a64-70e3-4f3e-b948-680e49f357e3">Stanley<name key="PSN0115066" style="hidden" type="person">Stanley, Edward George Geoffrey Smith 14th Earl of Derby (1799-1869)</name></persName></hi> ist durch den Tod seines <add place="above">Gros<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add>Vaters Lord geworden.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ccc0dd75-2939-4df7-9e88-471c4ed50faf" xml:lang="de">Stanley ist … Lord geworden – Eduard John Stanley, 2nd baron Stanley of Alderley, Member of Parliament »in July 1834, as under Secretary for the Home Department which office he filled till the dissolution of the Melbourne cbinet in November 1834« (siehe Saur, Auszug aus R. B. Mosse, The Parliamentary guide … to march 36, 1836).</note> – Vom Brande soll ein <hi rend="latintype">Mr Cooper</hi> am selben Abend, wo er statt fand, in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_727d519a-e986-4c3c-97b0-b7de1b01d03a">Dudley<settlement key="STM0104814" style="hidden" type="locality">Dudley</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, 100. Meilen von <placeName xml:id="placeName_1b39fdbe-3f0b-48bd-97da-25ca68fc491c">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, haben reden hören; so hat er vor dem <hi rend="latintype">Council</hi> ausgesagt, – andere Zeugen wollens nicht bestätigen. – <title xml:id="title_97ec0ff6-6ed3-4dd9-8618-07eb651e1768"><hi rend="latintype">Thomsons</hi> neue Oper<name key="PSN0115318" style="hidden" type="author">Thomson, John (1805–1841)</name><name key="CRT0112373" style="hidden" type="music">Hermann or The Broken Spear</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_032b26c9-aa50-4f32-85c0-d4784e95d97b" xml:lang="de">Thomsons neue Oper – die Uraufführung der Oper Hermann, or The Broken Spear von John Thomson fand am 27. Oktober 1834 im Londoner Lyceum statt.</note> ist gegeben worden – <hi rend="latintype">the <title xml:id="title_499b7a6c-b9a2-43f9-bc08-583230b7c744">overture<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n8mhl7np-roiu-7chn-fzpg-nqn7pbg2gz4w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> and all the other music entirely new</hi>, – sagt die <hi rend="latintype">offic</hi><gap quantity="2" reason="uncertain_reading" unit="characters"></gap> – Erfolg so so, höre ich. – Deine <hi rend="latintype">Spectator</hi>Angelegenheit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4ead4c7c-82d0-411b-9dfd-b4a5aa90e429" xml:lang="de">Deine SpectatorAngelegenheit – siehe Brief fmb-1834-10-15-01 (Brief Nr. 1019) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 14. und 15. Oktober 1834, Z. 63 ff.: »Juanna Alexander hat mir zwei Nummern des Spectators geschickt (ich erhielt sie durch Dich, lieber Vater, nach Leipzig nachgeschickt) sie enthalten indeß gar nichts Interessantes, nicht einmal einen Bericht von dem Edinburgh dinner, […]. Meinen gerechten Schmerz kann nur der ermessen, welcher bedenkt, daß gar nichts drin steht«.</note> habe ich gleich gestern Abend ins Reine gebracht, – sie hatten ihre Bedenken auch der <hi rend="latintype">Mad <persName xml:id="persName_408e6c87-f9c0-4118-bc91-49440329a77a">Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName></hi> mitgetheilt, <hi n="1" rend="underline">die</hi> hatte versprochen das Wahre sicher von mir herauszubringen, – ich hab es ausgesagt, und sie meldet es der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_92fa3fed-65c6-4a4f-91c0-ce4b2f811134">Joanna<name key="PSN0109428" style="hidden" type="person">Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)</name></persName></hi> gleich heute Morgen <hi rend="latintype">per Note</hi>.</p> <p> <seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> – Deutschen Brief an <hi rend="latintype">Mad Moscheles</hi>, mit zärtlichen Erinnerungen an das Geschlecht der <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi>, – Einer <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> <persName xml:id="persName_b67294f7-c188-4d7c-bf33-d4911fffcd1f">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und Deiner <persName xml:id="persName_4fae1a6b-d874-489d-8ae7-0bcc93037696">Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> entschuldig daß sie ihnen auf herzlichste Zuschriften noch nicht geantwortet, – <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> Verwandtschaft ihres Mannes, das würde dauern bis Weihnachten und dabei könne man nicht <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> zur Stadt „zur Sammlung des Parliamentes“. – Hier stehts, zum beliebigen Verbrauch. –</p> <p><gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> dankt für alle Liebe und Güte u. s. w. Es ist mir halb und halb, als hättest Du mehr Plage als <unclear reason="covering" resp="UT">da</unclear>von <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> auf die ungelegene Zeit und das andere halb auf mein ledernes Naturell fallen. ... Charmanter bis zum nächsten Frühjahr. Mir ist mit der Reise ein wesentlich Gutes widerfahren <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> ich jetzt beim Recapituliren; ich habe mich an Deinen neusten und nächsten Werken gewärmt, <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> und Gott und mir und den andern besten wohlgefällig sind, – ich habe ein neues Stück Natur und Gegend <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> behaglich zehren, und ein kleines Stück neu Leben abondiren, – habe ein paar gute Vorsätze gefaßt <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> Gesundheit mit nach Hause gebracht. Schicke mir nun noch das Opernwesen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c4d73e58-1814-4d6e-a9d4-900034f9c738" xml:lang="de">Opernwesen – Betrifft die gemeinsame Arbeit am Libretto für die Oper »Pervonte«.</note> und ich hoffe <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> bis sie fertig ist. – Ein paar neue Lieder schicke ich Dir mit der Antwort auf Deine Antwort; <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> beßer seyn, ich weiß doch, daß Du mir bald schreibst. Melde von Vielem, namentlich <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> ausgefallen ist, was ich habe keimen und mit einigen Schmerzen aus der Erde sprießen sehen. <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> <title xml:id="title_cb6469c8-caef-46f9-8eaa-3722fad15249"><hi rend="latintype">Weber</hi>schen Leyer und Schwert<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111255" style="hidden" type="music">Leyer und Schwerdt op. 42 (WeV H. 4)</name></title>, das <hi rend="latintype">pp</hi> beruhige mich über die 4. Thr Postgelt. Was vergesse ich dann <gap quantity="2" reason="covering" unit="words"></gap> <seg type="closer">gewiß aber nicht Dich und Deine freundlichen Augen. Sey munter und behalte mich lieb.</seg></p> <signed rend="right">Dein CKl.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_77ea2b62-1c4e-41e7-82d8-771938bd7d7b"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_555c5da9-f979-4b06-9ead-e8df97478874">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_eb3f28e6-8af4-4bb8-8ec1-9c406a452c5a">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wenn Du die Gräfinn <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_03c30f17-27b9-40ad-9a86-9e3d4d625beb">Reichenbach<name key="PSN0114114" style="hidden" type="person">Reichenbach-Goschütz, Adelheid Constanze Gräfin von (1803-1888)</name></persName></hi> siehst, und mich Ihr empfehlen, und ihr was Erwünschtes mittheilen willst, so sage ihr, daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e2fbc568-78b5-4f35-81f9-65c7852dae83">Omptedas<name key="PSN0113670" style="hidden" type="person">Ompteda, Ludwig Carl Georg Freiherr von (1767-1854)</name></persName></hi> im Ganzen beruhigende Nachrichten von ihrem Sohne hätten. Er müßte sich zwar noch gänzlich ruhig halten und dürfte durchaus nicht arbeiten oder sich sonst aufregend beschäftigen, aber stände doch schon etwas wieder auf. Der Minister sey aber doch sehr bekümmert, mehr wie die Mutter. –</p> </div> </body> </text></TEI>