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gb-1834-10-23-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 23. Oktober 1834 Ein Brief liegt angefangen, er ist aber schon acht Tage und vor Altersschwäche verstorben, dieser muß nun abgehen, er sey wie er wolle, und er will wahrscheinlich schlecht seyn, ich kann mich noch gar nicht Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 28. Mai 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 15. November 1834 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/291. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 23. Oktober 1834 Ein Brief liegt angefangen, er ist aber schon acht Tage und vor Altersschwäche verstorben, dieser muß nun abgehen, er sey wie er wolle, und er will wahrscheinlich schlecht seyn, ich kann mich noch gar nicht

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 12-1 / 23 / 10], [27 10], Siegel.

Rebecka Lejeune Dirichlet

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

23. Oktober 1834 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Musikdirektor Mendelssohn Bartholdy Düsseldorf. fr.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) 23sten Oktober

Ein Brief liegt angefangen, er ist aber schon acht Tage und vor Altersschwäche verstorben, dieser muß nun abgehen, er sey wie er wolle, und er will wahrscheinlich schlecht seyn, ich kann mich noch gar nicht in den Schreibton hinein finden. Und diese Kinderunruhe bei mir, während dieser Zeilen habe ich schon mehrere crimen laesaecrimen laesae – lat. crimen laesae maiestatis, Verbrechen gegen die Person und Rechtsstellung der Majestät. unbestraft gelassen, um nicht nach jedem Worte aufzustehn, SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) hat, da es Winter wird, wieder sein Hauptquartier bei mir aufgeschlagen, tobt mit Peitschen, Fußbänken, Kegel herum, und WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) will ihm alles nachmachen, dabei ist es erst 8 Uhr morgens, bewundere meine Frühe, da ich schon seit 7 auf bin, ein erster Schritt zur Tugend, und kein leichter im Winter. Daß Deine RussinnenMartinsen, Töchter von → Johann Vincent M.Deine Russinnen – die Töchter von Johann Vincent Martinsen – siehe Brief fmb-1834-10-15-01 Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 14. und 15. Oktober 1834. auch in unserm Hause geschienen haben, weißt Du schon, sie haben große Eroberungen gemacht, unsre sämmtlichen Bekannten nahmen sich wie Puppen gegen sie aus.

Es war alle diese Tage gräßliches Wetter, ich schob es darauf, daß ich den Spleen hatte, heut wird es wieder gut, und da habe ich gleich so schrecklich viel vor, Singstunde, AusstellungKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland, Besuche Commissionen, daß ich schon jetzt nicht |2| weiß, wie ich fertig werden soll, und schreiben muß ich heut, weil ich es vor Beschämung nicht aushalten könnte, wenn ein Brief von Dir an mich meinem zuvorkäme, da Du mich schon in dem ersten angeredet hast, was mich sehr rührte. Wären wir noch einmal von vorne vier Wochen beisammen, ich wollt es besser machen.

DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) hat aber besonderes Pech, einmal in seinem Leben schreibt er einen Brief <name key="PSN0110672" style="hidden" type="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805–1859)</name> <name key="gb-1834-10-04-01" style="hidden" type="letter">Peter Gustav Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; Aachen, 4. Oktober 1834</name> unaufgefordert, an Dich nämlich, schickt ihn nach HorchheimHorchheimDeutschland, und Du bekömmst ihn nicht. Dazu nahm er sich, in der Meinung, Du würdest zwei Tage früher, und direct, reisenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858) einen Platz auf der Schnellpost nach DüsseldorfDüsseldorfDeutschland, bestellte 200 Austern zu seiner Begleitung (die Dir übrigens nicht entgehen sollen) und noch zur rechten Zeit kam ein Brief von mir, der ihm Deine Reiseroute meldete,Deine Reiseroute meldete – Felix Mendelssohn Bartholdy reiste von Düsseldorf nach Berlin, dann nach Leipzig und wieder zurück nach Düsseldorf. und er kam direct hierher, Freitag den 10ten an, mein lieb Walterchen erkannte gleich seinen Papa und streckte die Ärmchen nach ihm aus. Les hommes sont naturellement bons,Les hommes sont naturellement bon – frz., Der Mensch ist von Natur aus gut. Reminiszenz an die zivilisationskritische Philosophie von Jean Jacques Rousseau. davon überzeuge ich mich täglich durch mein Walterchen mehr und mehr, die gesellige Höflichkeit macht sie nur schlecht. |3| Und doch lehre ich ihn schon Diener machen und sich bedanken, und von den andern kriegt er nie was, ohne vorher einen Kuß gegeben zu haben, das Gegentheil von Deinem Prinzip wird ihm also angebildet, grob zu seyn, wenn man was von den Leuten haben will.

Ich dachte aber, KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) würde länger bleiben,Klingemann würde länger bleiben – Carl Klingemann reiste am 11. Oktober 1834 für acht Tage zu Felix Mendelssohn Bartholdy nach Düsseldorf. Siehe Brief gb-1834-10-07-03 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 7. Oktober 1834, Z.: »so warte ich Deine Antwort auf meinen letzten Brief gar nicht mehr ab, sondern schiffe mich am nächsten Sonnabend den 11. d. nach Rotterdam ein, und schwimme flugs – hoffe ich – Themse auf See ab und so ferner, Dir zu. Am Dienstag Morgen, denke ich, wenn mir unterweges nichts verqueer geht, bei Dir oder mit Dir zu lunchen«. Siehe auch Brief fmb-1834-10-15-01 Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 14. und 15. Oktober 1834, Z. 41 ff.: »Hier sitze ich und erwarte Klingemann, der jede Minute ins Zimmer kommen kann, da er mir vorgestern durch einen Brief einen 8 tägigen Besuch angekündigt hat.« als 8 Tage, Eure Begrüßung hat er wieder groß beschrieben, schämte ich mich nicht mit meiner Schreiberei jedesmal, jemand anders, als Dir, unter die Augen zu treten, so verdiente ich mir wieder einmal einen Brief. Das wirst Du wieder Eitelkeit nennen, und ganz mit Unrecht, eher Ungenügsamkeit. Überhaupt hatte ich wol Recht zu sagen, als FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) sie, im Allgemeinen, man kennte seine Fehler; ich kenne wol Fehler von mir, ich weiß aber nicht, ob es alle sind; da mir alle Tage Dinge zur Last gelegt werden, an die meine Seele nie gedacht hat. Ich übe mich drum sehr im Schweigen, und mit Glück, jetzt will ich mich auch drin üben, und aufhören. Leb wohl, und habe mich lieb Deine

R.
            23sten Oktober Ein Brief liegt angefangen, er ist aber schon acht Tage und vor Altersschwäche verstorben, dieser muß nun abgehen, er sey wie er wolle, und er will wahrscheinlich schlecht seyn, ich kann mich noch gar nicht in den Schreibton hinein finden. Und diese Kinderunruhe bei mir, während dieser Zeilen habe ich schon mehrere crimen laesae unbestraft gelassen, um nicht nach jedem Worte aufzustehn, Sebastian hat, da es Winter wird, wieder sein Hauptquartier bei mir aufgeschlagen, tobt mit Peitschen, Fußbänken, Kegel herum, und Walter will ihm alles nachmachen, dabei ist es erst 8 Uhr morgens, bewundere meine Frühe, da ich schon seit 7 auf bin, ein erster Schritt zur Tugend, und kein leichter im Winter. Daß Deine Russinnen auch in unserm Hause geschienen haben, weißt Du schon, sie haben große Eroberungen gemacht, unsre sämmtlichen Bekannten nahmen sich wie Puppen gegen sie aus.
Es war alle diese Tage gräßliches Wetter, ich schob es darauf, daß ich den Spleen hatte, heut wird es wieder gut, und da habe ich gleich so schrecklich viel vor, Singstunde, Ausstellung, Besuche Commissionen, daß ich schon jetzt nicht weiß, wie ich fertig werden soll, und schreiben muß ich heut, weil ich es vor Beschämung nicht aushalten könnte, wenn ein Brief von Dir an mich meinem zuvorkäme, da Du mich schon in dem ersten angeredet hast, was mich sehr rührte. Wären wir noch einmal von vorne vier Wochen beisammen, ich wollt es besser machen.
Dirichlet hat aber besonderes Pech, einmal in seinem Leben schreibt er einen Brief unaufgefordert, an Dich nämlich, schickt ihn nach Horchheim, und Du bekömmst ihn nicht. Dazu nahm er sich, in der Meinung, Du würdest zwei Tage früher, und direct, reisen einen Platz auf der Schnellpost nach Düsseldorf, bestellte 200 Austern zu seiner Begleitung (die Dir übrigens nicht entgehen sollen) und noch zur rechten Zeit kam ein Brief von mir, der ihm Deine Reiseroute meldete, und er kam direct hierher, Freitag den 10ten an, mein lieb Walterchen erkannte gleich seinen Papa und streckte die Ärmchen nach ihm aus. Les hommes sont naturellement bons, davon überzeuge ich mich täglich durch mein Walterchen mehr und mehr, die gesellige Höflichkeit macht sie nur schlecht. Und doch lehre ich ihn schon Diener machen und sich bedanken, und von den andern kriegt er nie was, ohne vorher einen Kuß gegeben zu haben, das Gegentheil von Deinem Prinzip wird ihm also angebildet, grob zu seyn, wenn man was von den Leuten haben will.
Ich dachte aber, Klingemann würde länger bleiben, als 8 Tage, Eure Begrüßung hat er wieder groß beschrieben, schämte ich mich nicht mit meiner Schreiberei jedesmal, jemand anders, als Dir, unter die Augen zu treten, so verdiente ich mir wieder einmal einen Brief. Das wirst Du wieder Eitelkeit nennen, und ganz mit Unrecht, eher Ungenügsamkeit. Überhaupt hatte ich wol Recht zu sagen, als Fanny sie, im Allgemeinen, man kennte seine Fehler; ich kenne wol Fehler von mir, ich weiß aber nicht, ob es alle sind; da mir alle Tage Dinge zur Last gelegt werden, an die meine Seele nie gedacht hat. Ich übe mich drum sehr im Schweigen, und mit Glück, jetzt will ich mich auch drin üben, und aufhören. Leb wohl, und habe mich lieb Deine
R.          
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-10-23" xml:id="date_e1bf95af-21b7-4b91-ad4d-172ae660d847">23. 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Dazu nahm er sich, in der Meinung, Du würdest zwei Tage früher, und direct, <add place="above">reisen<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> einen Platz auf der Schnellpost nach <placeName xml:id="placeName_4dc90862-ed8b-4caa-a5a1-e63f9a61c3cc">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, bestellte 200 Austern zu seiner Begleitung (die Dir übrigens nicht entgehen sollen) und noch zur rechten Zeit kam ein Brief von mir, der ihm Deine Reiseroute meldete,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4c83138a-bf95-420c-ba4f-ec8bf8274fff" xml:lang="de">Deine Reiseroute meldete – Felix Mendelssohn Bartholdy reiste von Düsseldorf nach Berlin, dann nach Leipzig und wieder zurück nach Düsseldorf.</note> und er kam direct hierher, <date cert="high" when="1834-10-10" xml:id="date_cf4dffe1-6691-41a3-938c-0431511cf4f8">Freitag den 10ten</date> an, mein lieb Walterchen erkannte gleich seinen Papa und streckte die Ärmchen nach ihm aus. <hi rend="latintype">Les hommes sont naturellement bons</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d126c062-91bd-41db-b013-fbc3137934b7" xml:lang="fr ">Les hommes sont naturellement bon – frz., Der Mensch ist von Natur aus gut. Reminiszenz an die zivilisationskritische Philosophie von Jean Jacques Rousseau.</note> davon überzeuge ich mich täglich durch mein Walterchen mehr und mehr, die gesellige Höflichkeit macht sie nur schlecht.<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Und doch lehre ich ihn schon Diener machen und sich bedanken, und von den andern kriegt er nie was, ohne vorher einen Kuß gegeben zu haben, das Gegentheil von Deinem Prinzip wird ihm also angebildet, grob zu seyn, wenn man was von den Leuten haben will.</p> <p>Ich dachte aber, <persName xml:id="persName_205e7ff7-0fe8-427d-a0f5-71ef68c426cb">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> würde länger bleiben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_919c3d74-0b72-42bb-93e2-9f2c7e3cec5b" xml:lang="de">Klingemann würde länger bleiben – Carl Klingemann reiste am 11. Oktober 1834 für acht Tage zu Felix Mendelssohn Bartholdy nach Düsseldorf. Siehe Brief gb-1834-10-07-03 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 7. Oktober 1834, Z.: »so warte ich Deine Antwort auf meinen letzten Brief gar nicht mehr ab, sondern schiffe mich am nächsten Sonnabend den 11. d. nach Rotterdam ein, und schwimme flugs – hoffe ich – Themse auf See ab und so ferner, Dir zu. Am Dienstag Morgen, denke ich, wenn mir unterweges nichts verqueer geht, bei Dir oder mit Dir zu lunchen«. Siehe auch Brief fmb-1834-10-15-01 Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 14. und 15. Oktober 1834, Z. 41 ff.: »Hier sitze ich und erwarte Klingemann, der jede Minute ins Zimmer kommen kann, da er mir vorgestern durch einen Brief einen 8 tägigen Besuch angekündigt hat.«</note> als 8 Tage, Eure Begrüßung hat er wieder groß beschrieben, schämte ich mich nicht mit meiner Schreiberei jedesmal, jemand anders, als Dir, unter die Augen zu treten, so verdiente ich mir wieder einmal einen Brief. Das wirst Du wieder Eitelkeit nennen, und ganz mit Unrecht, eher Ungenügsamkeit. Überhaupt hatte ich wol Recht zu sagen, als <persName xml:id="persName_7d7de424-4cd7-47de-bec6-e0f507ae6f0f">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <gap quantity="1" reason="paper_destruction" unit="words"></gap> sie, im Allgemeinen, man kennte seine Fehler; ich kenne wol Fehler von mir, ich weiß aber nicht, ob es alle sind; da mir alle Tage Dinge zur Last gelegt werden, an die meine Seele nie gedacht hat.<seg type="closer"> Ich übe mich drum sehr im Schweigen, und mit Glück, jetzt will ich mich auch drin üben, und aufhören. Leb wohl, und habe mich lieb Deine</seg></p> <signed rend="center">R.</signed> </div> </body> </text></TEI>