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gb-1834-10-17-03

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Karl Leberecht an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Düsseldorf, 17. Oktober 1834 Es ist wohl sehr traurig, wenn es in einem freundschaftlichen Verhältnis zu solchen Eröffnungen kommt, wie zwischen uns, die Erörterung, wer daran Schuld ist, wird Einem fast gleichgültig, gegen den Schmerz gehalten, den die Sache Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf; Düsseldorf, 16. Oktober 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf; Düsseldorf, 17. Oktober 1834 Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)Immermann, Karl Leberecht (1796-1840) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/289 (1. Brief). Autograph Karl Leberecht an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Düsseldorf, 17. Oktober 1834 Es ist wohl sehr traurig, wenn es in einem freundschaftlichen Verhältnis zu solchen Eröffnungen kommt, wie zwischen uns, die Erörterung, wer daran Schuld ist, wird Einem fast gleichgültig, gegen den Schmerz gehalten, den die Sache

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. – Dieser Brief steht zusammen mit dem Immermanns an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 15. Oktober 1834 unter einer Signatur in der Zählung bei Crum, Catalogue I, S. 26. Peter Hasubek hat in seiner Edition auf der Grundlage der Immermann-Tagebücher (Immermann, Tagebücher 1831-1840, S. 357) jedoch nachgewiesen, daß es sich um zwei Briefe handelt, von denen der zweite vom 17. Oktober 1834 stammen soll.

Karl Leberecht Immermann

Green Books

Immermann, Briefe, Bd. 3/1, S. 53-56.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

17. Oktober 1834 Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)counter-resetImmermann, Karl Leberecht (1796–1840) Düsseldorf Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Musikdirector F. Mendelssohn Bartholdy Wohlgeboren Hier.
Immermann, Karl Leberecht (1796–1840) Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)

Es ist wohl sehr traurig, wenn es in einem freundschaftlichen Verhältnis zu solchen Eröffnungen kommt, wie zwischen uns,Eröffnungen wie zwischen uns – siehe Brief fmb-1834-10-16-02 Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf, Düsseldorf, 16. Oktober 1834. die Erörterung, wer daran Schuld ist, wird Einem fast gleichgültig, gegen den Schmerz gehalten, den die Sache selbst erregt. Ich kann Dich auch versichern, daß wenn das Unangenehme, welches meine Erklärungen veranlassen, nur mich für eignen Person getroffen hätte, meine Feder geschwiegen haben würde, wie mein Mund schwieg, als Du mir die bewusste PropositionProposition – Vorschlag. machtest. Da ich aber der Meinung bin, daß in amtlichen Verhältnissen, die Pflicht gegen die Sache und gegen Andre erheischt, Mißgriffe, die man in eignen Angelegenheiten unbemerkt vorüber gehen lassen würde, von sich abzuweisen, so fühlte ich mich genöthigt, wenigstens einen Versuch zu solchem Zwecke zu machen. Freude hat mir der Brief <name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</name> <name key="gb-1834-09-26-02" style="hidden" type="letter">Karl Leberecht an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. September 1834</name> , den ich schrieb, nicht gemacht, das kannst Du mir glauben.

Was Du in dem Deinigen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-09-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf; Berlin, vor dem 26. September 1834</name> sagst – die von der meinigen abweichende Geschicht’serzählung – die Vorwürfe, die Du mir machst – die Drohung, Dich von einer Anstalt zurückziehn zu wollen, an der Dir selbst wenig liege; alles dieses und mehr dergleichen lasse ich unbeantwortet. Die Aufnahme, welche mein Brief gefunden, hat mich überzeugt, daß mir die Mittel fehlen, Dich meinem Vorstellungs- und Empfindungskreise über diese Dinge und Verhältnisse so anzunähern, und so würde jedes Wort der Entgegnung von meiner Seite die Sache nur schlimmer machen.

Es ist nur ein Punkt, der diese Zeilen veranlasst. Du sagst nämlich: (so ungefähr) es scheine, als wolle ich die Stellung des Intendanten im Verhältnisse zu Dir geltend machen; und bringst mit dieser Annahme mein Benehmen gegen Dich nach Deiner Rückkehr aus BerlinBerlinDeutschlandnach Deiner Rücckehr aus Berlin – Felix Mendelssohn Bartholdy war Ende September von einer Reise nach Berlin über Leipzig nach Düsseldorf zurückgekehrt, die den Zweck hatte, Engagements für die Düsseldorfer Bühne zu beschaffen. in Verbindung.

Wenn in diesen Worten der Sinn liegt, daß ich glaube, wir müßten, da wir doch einmal in einer amtlichen Stellung uns zusammen befinden, auch |2| diese in unsrem gegenseitigen Verhalten vor dritten Zeugen respectiren, überhaupt in allen geschäftlichen und offiziellen Beziehungen sie vor Augen haben, so hast Du meine Meinung getroffen. Ich wüßte auch nicht, wie ein Geschäft anders sollte zu treiben seyn, namentlich das Unsrige, bei welchem Achtzig Menschen, ihrem Naturell gemäß, nur auf einen Zwist der Häupter warten, um ihren Triebe zu Insinuationen,Insinuationen – Unterstellungen, Verdächtigungen. FactionenFactionen – Parteinahmen. und zu unbändiger Willkür zu genügen.

In dieser Hinsicht habe ich selbst einen großen Fehler begangen. Ich ließ nämlich an dem ersten Abend, wo wir zusammen kamen, in Gegenwart von RietzRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) meinen Unmuth über die Versäumnisse, die, wie ich glaubte, vorgefallen waren, blicken. Dieß hätte ich nicht thun sollen, ich gestehe mein Unrecht ein, denn warum sollte ich das nicht? und werde versuchen, mich vor Rückfällen dieser Art in Zukunft zu bewahren.

Wenn Du aber mit jenen Worten sagen willst, ich wolle gegen Dich ein air superieurair superieur – frz., höchst ernste Miene. annehmen, oder den Vorgesetzten spielen, so ist Dein Argwohn ohne Grund. Ich sehe Dich in dem Ressort, welches Dir, Deiner Individualität nach, allein zugewiesen werden konnte (denn mit dem Inspiciren, Inventarisiren, Repariren, Rechnen und Verwalten hast Du Dich doch nicht befassen mögen und können) völlig frei, unabhängig und zu mir coordinirt. Du weißt auch, daß das Statut<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</name><name key="CRT0112426" style="hidden" type="documents">Statut des Stadt-Theaters zu Düsseldorf vom 3. April 1834</name> und Regulativ<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</name><name key="CRT0112427" style="hidden" type="documents">Regulativ für das Stadt-Theater zu Düsseldorf vom 2. Juli 1834</name>Statut und Regulativ – Statut des Stadt-Theaters zu Düsseldorf vom 3. April 1834 (Druck: Hasubeck, Immermann-Brief, Bd. 2, S. 486-492) und Regulativ für das Stadt-Theater zu Düsseldorf vom 2. Juli 1834 (Druck: ebenda, Bd. 3/2, S. 915-923). in allen ihren Hauptbestimmungen mein Werk sind, und daß ich jene brüderliche Stellung als die unsrem Verhältnisse gemäße, selbst |3| geschaffen habe.

Wenn ich also in meinem Benehmen gegen Dich nach Deiner Rückkehr anders war, als Du wünschtest, so hatte dieß darin seinen Grund, weil ich mich wirklich über Manches (ob mit Grund oder Ungrund! bleibt, wie gesagt, weiter unerörtert) sehr verstimmt fühlte. Du fragst also, daß es mein Eifer für die Sache, und zwar für die, an der Du ja doch trotz Deiner Eröffnungen gegen mich über Deine Gleichgültigkeit gegen das Unternehmen, jetzt wenigstens ein momentanes Interesse haben wirst, war, welches meine finstere Miene verursachte. Eine vornehme gemachte Amtsmiene würde mich wohl in diesem Augenblicke am wenigsten kleiden, wo ich die Verhältnisse, welche doch die gewöhnlichen Menschen an mir allein nur respektirt haben, lockre, um sie demnächst aufzugeben.

Du thust mir also wohl den Gefallen, wenn ich Dich darum bitte, einen solchen Verdachte schwinden zu lassen.

Hiemit wäre gesagt, was noch zu sagen war. Ich gebe Dir die Versicherung, wenn Dir daran etwas gelegen ist, daß ich, ungeachtet ich auf eine vielleicht etwas rauhe Art schrieb, was ich für Wahrheit hielt und halte, Dein Bild in meiner Seele ungetrübt geblieben ist. Wenn ich Deine Lebensbahn erwäge, wie Dich Dein schönes Talent und ein günstiges Geschick, von Kindesbeinen spielend emporgetragen haben, so finde ich es natürlich, daß neben unendlich Vielem Lieben und Guten, welches so freundliche Sterne entstallirtenenstallirten – (entstallieren) bestimmen, einrichteten. , Einiges zurückbleiben mußte, was nur durch frühe Noth und Unterordnung unter die eiserne Hand der Wirklichkeit gezeitigt werden kann. Sehr verschieden hat uns die Vorsehung geführt, wir werden kaum gerecht über einander seyn können, wenn wir nicht vermögen, hin und wieder aus uns selbst herauszugehn. Darin liegt aber eben |4| der Vortheil von Verbindungen verschiedenartiger Naturen.

Was mich betrifft, so habe ich Dir durch diesen Brief bewiesen, daß wenn ich mich einmal ausgesprochen, kein Bodensatz in mir zurückbleibt, und daß Entgegnungen von der anderen Seite in mir keine neue Bitterkeit erzeugen.

Bist Du in der Stimmung dazu, so laß mich wissen, ob ich Dich besuchen soll, oder ob Du mich besuchen willst? Sonst wollen wir damit warten, bis Du Dich dazu angethan fühlst. Ich folge meinem Herzen, in dem ich mich durch meine Unterschrift bekenne zu

Deinem treuen, Dich aufrichtig liebenden Freunde Immermann.
Immermann, Karl Leberecht (1796–1840) Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)

Mit dem Antrage an den Sänger übereile Dich nicht, ich werde noch den Versuch machen, heute Mittag Künstler zu bestimmen.

Wenn ich einmal der Musik zuhören kann, so laß’ es mich wissen, ich sehne mich sehr nach Tönen.

Ich werde Euch nun BrandBrand – Brennmaterial zum Heizen des Theaters. dort anfahren lassen, denn es wird kalt. Was noch an EffectenEffecten – Habseligkeiten. und Utensilien Dir etwa fehlt, davon laß ein Verzeichniß durch Rietz aufsetzen, und schicke mir solches.

            Es ist wohl sehr traurig, wenn es in einem freundschaftlichen Verhältnis zu solchen Eröffnungen kommt, wie zwischen uns, die Erörterung, wer daran Schuld ist, wird Einem fast gleichgültig, gegen den Schmerz gehalten, den die Sache selbst erregt. Ich kann Dich auch versichern, daß wenn das Unangenehme, welches meine Erklärungen veranlassen, nur mich für eignen Person getroffen hätte, meine Feder geschwiegen haben würde, wie mein Mund schwieg, als Du mir die bewusste Proposition machtest. Da ich aber der Meinung bin, daß in amtlichen Verhältnissen, die Pflicht gegen die Sache und gegen Andre erheischt, Mißgriffe, die man in eignen Angelegenheiten unbemerkt vorüber gehen lassen würde, von sich abzuweisen, so fühlte ich mich genöthigt, wenigstens einen Versuch zu solchem Zwecke zu machen. Freude hat mir der Brief, den ich schrieb, nicht gemacht, das kannst Du mir glauben.
Was Du in dem Deinigen sagst – die von der meinigen abweichende Geschicht’serzählung – die Vorwürfe, die Du mir machst – die Drohung, Dich von einer Anstalt zurückziehn zu wollen, an der Dir selbst wenig liege; alles dieses und mehr dergleichen lasse ich unbeantwortet. Die Aufnahme, welche mein Brief gefunden, hat mich überzeugt, daß mir die Mittel fehlen, Dich meinem Vorstellungs- und Empfindungskreise über diese Dinge und Verhältnisse so anzunähern, und so würde jedes Wort der Entgegnung von meiner Seite die Sache nur schlimmer machen.
Es ist nur ein Punkt, der diese Zeilen veranlasst. Du sagst nämlich: (so ungefähr) es scheine, als wolle ich die Stellung des Intendanten im Verhältnisse zu Dir geltend machen; und bringst mit dieser Annahme mein Benehmen gegen Dich nach Deiner Rückkehr aus Berlin in Verbindung.
Wenn in diesen Worten der Sinn liegt, daß ich glaube, wir müßten, da wir doch einmal in einer amtlichen Stellung uns zusammen befinden, auch diese in unsrem gegenseitigen Verhalten vor dritten Zeugen respectiren, überhaupt in allen geschäftlichen und offiziellen Beziehungen sie vor Augen haben, so hast Du meine Meinung getroffen. Ich wüßte auch nicht, wie ein Geschäft anders sollte zu treiben seyn, namentlich das Unsrige, bei welchem Achtzig Menschen, ihrem Naturell gemäß, nur auf einen Zwist der Häupter warten, um ihren Triebe zu Insinuationen, Factionen und zu unbändiger Willkür zu genügen.
In dieser Hinsicht habe ich selbst einen großen Fehler begangen. Ich ließ nämlich an dem ersten Abend, wo wir zusammen kamen, in Gegenwart von Rietz meinen Unmuth über die Versäumnisse, die, wie ich glaubte, vorgefallen waren, blicken. Dieß hätte ich nicht thun sollen, ich gestehe mein Unrecht ein, denn warum sollte ich das nicht? und werde versuchen, mich vor Rückfällen dieser Art in Zukunft zu bewahren.
Wenn Du aber mit jenen Worten sagen willst, ich wolle gegen Dich ein air superieur annehmen, oder den Vorgesetzten spielen, so ist Dein Argwohn ohne Grund. Ich sehe Dich in dem Ressort, welches Dir, Deiner Individualität nach, allein zugewiesen werden konnte (denn mit dem Inspiciren, Inventarisiren, Repariren, Rechnen und Verwalten hast Du Dich doch nicht befassen mögen und können) völlig frei, unabhängig und zu mir coordinirt. Du weißt auch, daß das Statut und Regulativ in allen ihren Hauptbestimmungen mein Werk sind, und daß ich jene brüderliche Stellung als die unsrem Verhältnisse gemäße, selbst geschaffen habe.
Wenn ich also in meinem Benehmen gegen Dich nach Deiner Rückkehr anders war, als Du wünschtest, so hatte dieß darin seinen Grund, weil ich mich wirklich über Manches (ob mit Grund oder Ungrund! bleibt, wie gesagt, weiter unerörtert) sehr verstimmt fühlte. Du fragst also, daß es mein Eifer für die Sache, und zwar für die, an der Du ja doch trotz Deiner Eröffnungen gegen mich über Deine Gleichgültigkeit gegen das Unternehmen, jetzt wenigstens ein momentanes Interesse haben wirst, war, welches meine finstere Miene verursachte. Eine vornehme gemachte Amtsmiene würde mich wohl in diesem Augenblicke am wenigsten kleiden, wo ich die Verhältnisse, welche doch die gewöhnlichen Menschen an mir allein nur respektirt haben, lockre, um sie demnächst aufzugeben.
Du thust mir also wohl den Gefallen, wenn ich Dich darum bitte, einen solchen Verdachte schwinden zu lassen.
Hiemit wäre gesagt, was noch zu sagen war. Ich gebe Dir die Versicherung, wenn Dir daran etwas gelegen ist, daß ich, ungeachtet ich auf eine vielleicht etwas rauhe Art schrieb, was ich für Wahrheit hielt und halte, Dein Bild in meiner Seele ungetrübt geblieben ist. Wenn ich Deine Lebensbahn erwäge, wie Dich Dein schönes Talent und ein günstiges Geschick, von Kindesbeinen spielend emporgetragen haben, so finde ich es natürlich, daß neben unendlich Vielem Lieben und Guten, welches so freundliche Sterne entstallirten, Einiges zurückbleiben mußte, was nur durch frühe Noth und Unterordnung unter die eiserne Hand der Wirklichkeit gezeitigt werden kann. Sehr verschieden hat uns die Vorsehung geführt, wir werden kaum gerecht über einander seyn können, wenn wir nicht vermögen, hin und wieder aus uns selbst herauszugehn. Darin liegt aber eben der Vortheil von Verbindungen verschiedenartiger Naturen.
Was mich betrifft, so habe ich Dir durch diesen Brief bewiesen, daß wenn ich mich einmal ausgesprochen, kein Bodensatz in mir zurückbleibt, und daß Entgegnungen von der anderen Seite in mir keine neue Bitterkeit erzeugen.
Bist Du in der Stimmung dazu, so laß mich wissen, ob ich Dich besuchen soll, oder ob Du mich besuchen willst? Sonst wollen wir damit warten, bis Du Dich dazu angethan fühlst. Ich folge meinem Herzen, in dem ich mich durch meine Unterschrift bekenne zu
Deinem treuen, Dich aufrichtig
liebenden Freunde
Immermann.
Mit dem Antrage an den Sänger übereile Dich nicht, ich werde noch den Versuch machen, heute Mittag Künstler zu bestimmen.
Wenn ich einmal der Musik zuhören kann, so laß’ es mich wissen, ich sehne mich sehr nach Tönen.
Ich werde Euch nun Brand dort anfahren lassen, denn es wird kalt. Was noch an Effecten und Utensilien Dir etwa fehlt, davon laß ein Verzeichniß durch Rietz aufsetzen, und schicke mir solches.          
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Freude hat mir der <title xml:id="title_348d9608-7892-42d4-880a-0d0941981598">Brief <name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</name> <name key="gb-1834-09-26-02" style="hidden" type="letter">Karl Leberecht an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. September 1834</name> </title>, den ich schrieb, nicht gemacht, das kannst Du mir glauben.</p> <p>Was Du in <title xml:id="title_e207aae7-7800-45e3-a46d-2036c33a96da">dem Deinigen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-09-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf; Berlin, vor dem 26. September 1834</name> </title> sagst – die von der meinigen abweichende Geschicht’serzählung – die Vorwürfe, die Du mir machst – die Drohung, Dich von einer Anstalt zurückziehn zu wollen, an der Dir selbst wenig liege; alles dieses und mehr dergleichen lasse ich unbeantwortet. Die Aufnahme, welche mein Brief gefunden, hat mich überzeugt, daß mir die Mittel fehlen, Dich meinem Vorstellungs- und Empfindungskreise über diese Dinge und Verhältnisse so anzunähern, und so würde jedes Wort der Entgegnung von meiner Seite die Sache nur schlimmer machen.</p> <p>Es ist nur <hi n="1" rend="underline">ein</hi> Punkt, der diese Zeilen veranlasst. Du sagst nämlich: (so ungefähr) es scheine, als wolle ich die Stellung des Intendanten im Verhältnisse zu Dir geltend machen; und bringst mit dieser Annahme mein Benehmen gegen Dich nach Deiner Rückkehr aus <placeName xml:id="placeName_28e1d405-375a-4069-bb60-f8cf0d638e71">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3f5ad99f-6be9-418e-ab44-163f896c1f28" xml:lang="de">nach Deiner Rücckehr aus Berlin – Felix Mendelssohn Bartholdy war Ende September von einer Reise nach Berlin über Leipzig nach Düsseldorf zurückgekehrt, die den Zweck hatte, Engagements für die Düsseldorfer Bühne zu beschaffen.</note> in Verbindung.</p> <p>Wenn in diesen Worten der Sinn liegt, daß ich glaube, wir müßten, da wir doch einmal in einer amtlichen Stellung uns zusammen befinden, auch<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> diese in unsrem gegenseitigen Verhalten vor dritten Zeugen respectiren, überhaupt in allen geschäftlichen und offiziellen Beziehungen sie vor Augen haben, so hast Du meine Meinung getroffen. Ich wüßte auch nicht, wie ein Geschäft anders sollte zu treiben seyn, namentlich das Unsrige, bei welchem Achtzig Menschen, ihrem Naturell gemäß, nur auf einen Zwist der Häupter warten, um ihren Triebe zu Insinuationen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9aac6e97-b9ad-4024-8ed1-22537ea47af8" xml:lang="de">Insinuationen – Unterstellungen, Verdächtigungen.</note> Factionen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_25896d54-6623-46c4-b2ed-785455b6eff0" xml:lang="de">Factionen – Parteinahmen.</note> und zu unbändiger Willkür zu genügen.</p> <p>In dieser Hinsicht habe ich selbst einen großen Fehler begangen. Ich ließ nämlich an dem ersten Abend, wo wir zusammen kamen, in Gegenwart von <persName xml:id="persName_7211ce96-4dd3-42e5-957e-c62a05665077">Rietz<name key="PSN0114200" style="hidden" type="person">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName> meinen Unmuth über die Versäumnisse, die, wie ich glaubte, vorgefallen waren, blicken. Dieß hätte ich nicht thun sollen, ich gestehe mein Unrecht ein, denn warum sollte ich das nicht? und werde versuchen, mich vor Rückfällen dieser Art in Zukunft zu bewahren. </p> <p>Wenn Du aber mit jenen Worten sagen willst, ich wolle gegen Dich ein <hi rend="latintype">air superieur</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e453ce17-b8bf-4e51-9c3d-91488750d7ea" xml:lang="fr ">air superieur – frz., höchst ernste Miene.</note> annehmen, oder den Vorgesetzten spielen, so ist Dein Argwohn ohne Grund. Ich sehe Dich in dem Ressort, welches Dir, Deiner Individualität nach, allein zugewiesen werden konnte (denn mit dem Inspiciren, Inventarisiren, Repariren, Rechnen und Verwalten hast Du Dich doch nicht befassen mögen und können) völlig frei, unabhängig und zu mir coordinirt. Du weißt auch, daß das <title xml:id="title_ae3c11ff-97ad-4f3b-8d61-8e3dc40b42e8">Statut<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</name><name key="CRT0112426" style="hidden" type="documents">Statut des Stadt-Theaters zu Düsseldorf vom 3. April 1834</name></title> und <title xml:id="title_0d483369-8594-4267-9198-f2b594376235">Regulativ<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</name><name key="CRT0112427" style="hidden" type="documents">Regulativ für das Stadt-Theater zu Düsseldorf vom 2. Juli 1834</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9119ffa4-116a-4fe5-bae6-daf761651e85" xml:lang="de">Statut und Regulativ – Statut des Stadt-Theaters zu Düsseldorf vom 3. April 1834 (Druck: Hasubeck, Immermann-Brief, Bd. 2, S. 486-492) und Regulativ für das Stadt-Theater zu Düsseldorf vom 2. Juli 1834 (Druck: ebenda, Bd. 3/2, S. 915-923).</note> in allen ihren Hauptbestimmungen mein Werk sind, und daß ich jene brüderliche Stellung als die unsrem Verhältnisse gemäße, selbst<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> geschaffen habe.</p> <p>Wenn ich also in meinem Benehmen gegen Dich nach Deiner Rückkehr anders war, als Du wünschtest, so hatte dieß darin seinen Grund, weil ich mich wirklich über Manches (ob mit Grund oder Ungrund! bleibt, wie gesagt, weiter unerörtert) sehr verstimmt fühlte. Du fragst also, daß es mein Eifer <hi n="1" rend="underline">für die</hi> Sache, und zwar für die, an der Du ja doch trotz Deiner Eröffnungen gegen mich über Deine Gleichgültigkeit gegen das Unternehmen, jetzt wenigstens ein momentanes Interesse haben wirst, war, welches meine finstere Miene verursachte. Eine vornehme gemachte Amtsmiene würde mich wohl in diesem Augenblicke am wenigsten kleiden, wo ich die Verhältnisse, welche doch die gewöhnlichen Menschen an mir allein nur respektirt haben, lockre, um sie demnächst aufzugeben.</p> <p>Du thust mir also wohl den Gefallen, wenn ich Dich darum bitte, einen solchen Verdachte schwinden zu <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> lassen.</p> <p>Hiemit wäre gesagt, was noch zu sagen war. Ich gebe Dir die Versicherung, wenn Dir daran etwas gelegen ist, daß ich, ungeachtet ich auf eine vielleicht etwas rauhe Art schrieb, was ich für Wahrheit hielt und halte, Dein Bild in meiner Seele ungetrübt geblieben ist. Wenn ich Deine Lebensbahn erwäge, wie Dich Dein schönes Talent und ein günstiges Geschick, von Kindesbeinen spielend emporgetragen haben, so finde ich es natürlich, daß neben unendlich Vielem Lieben und Guten, welches so freundliche Sterne entstallirten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_14cea6b2-c463-429c-8d8f-46917ee4aafe" xml:lang="de">enstallirten – (entstallieren) bestimmen, einrichteten.</note> <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap>, Einiges zurückbleiben mußte, was nur durch frühe Noth und Unterordnung unter die eiserne Hand der Wirklichkeit gezeitigt werden kann. Sehr verschieden hat uns die Vorsehung geführt, wir werden kaum gerecht über einander seyn können, wenn wir nicht vermögen, hin und wieder aus uns selbst herauszugehn. Darin liegt aber eben<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> der Vortheil von Verbindungen verschiedenartiger Naturen.</p> <p>Was mich betrifft, so habe ich Dir durch diesen Brief bewiesen, daß wenn ich mich einmal ausgesprochen, kein Bodensatz in mir zurückbleibt, und daß Entgegnungen von der anderen Seite in mir keine neue Bitterkeit erzeugen.</p> <p>Bist Du in der Stimmung dazu, so laß mich wissen, ob ich Dich besuchen soll, oder ob Du mich besuchen willst? Sonst wollen wir damit warten, bis Du Dich dazu angethan fühlst. Ich folge meinem Herzen, in dem ich mich durch meine Unterschrift bekenne zu</p> <signed rend="right">Deinem treuen, Dich aufrichtig</signed> <signed rend="right">liebenden Freunde</signed> <signed rend="right">Immermann.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_c3597c70-9aba-4510-a7ac-720c78ebe189"> <docAuthor key="PSN0112169" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_3ca2eb5b-ee0b-4422-81e5-fd2f67526744">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112169" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_871a8164-1597-4de9-bf68-e2b325736656">Immermann, Karl Leberecht (1796–1840)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Mit dem Antrage an den Sänger übereile Dich nicht, ich werde noch den Versuch machen, heute Mittag Künstler zu bestimmen.</p> <p>Wenn ich einmal der Musik zuhören kann, so laß’ es mich wissen, ich sehne mich sehr nach Tönen.</p> <p>Ich werde Euch nun Brand<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f49755b8-ea21-494c-97ea-d646b8b58df1" xml:lang="de">Brand – Brennmaterial zum Heizen des Theaters.</note> dort anfahren lassen, denn es wird kalt. Was noch an Effecten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9a047225-8ba4-413e-b299-e87bfebfab38" xml:lang="de">Effecten – Habseligkeiten.</note> und Utensilien Dir etwa fehlt, davon laß ein Verzeichniß durch Rietz aufsetzen, und schicke mir solches.</p> </div> </body> </text></TEI>