]> Brief: gb-1834-09-09-02

gb-1834-09-09-02

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Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb> Dessau, 9. September 1834 Ich schicke Gegenwärtiges nach Berlin, weil ich Dich, liebster Felix, nach Deinen Worten dort glauben muß. Zugleich die bestimmte Ankündigung, daß ich diesmal, auch trotz der Ausstellung, nicht hinkomme. Ich bin für einige Zeit oft Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Schubring in Dessau; Düsseldorf, 6. August 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Schubring in Dessau; Leipzig, 16. September 1835 Schubring, Karl Julius (1806-1889)Schubring, Karl Julius (1806-1889) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/260. Autograph Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Dessau, 9. September 1834 Ich schicke Gegenwärtiges nach Berlin, weil ich Dich, liebster Felix, nach Deinen Worten dort glauben muß. Zugleich die bestimmte Ankündigung, daß ich diesmal, auch trotz der Ausstellung, nicht hinkomme. Ich bin für einige Zeit oft

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [DESSAU / 10 SEPT], [N.2 / 11 / 9 / / C.], Siegel.

Julius Schubring

Green Books

Schubring, Briefwechsel, S. 82-86.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

9. September 1834 Schubring, Karl Julius (1806-1889)counter-resetSchubring, Karl Julius (1806–1889) Dessau Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland deutsch
Herrn Felix Mendelssohn Bartholdy Wohlgeb. Berlin Leipz. Str. No 3. franco.
Schubring, Karl Julius (1806–1889) Schubring, Karl Julius (1806–1889) Deßau d. 9. Septbr 34.

Ich schicke Gegenwärtiges nach BerlinBerlinDeutschland,nach Berlin – Felix Mendelssohn Bartholdy hielt sich in Berlin auf, um seine Familie zu besuchen und Engagements für die Düsseldorfer Bühne zu machen. weil ich Dich, liebster Felix, nach Deinen Worten dort glauben muß. Zugleich die bestimmte Ankündigung, daß ich diesmal, auch trotz der AusstellungKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland, nicht hinkomme. Ich bin für einige Zeit oft genug in Berlin gewesen und habe dort zu wenig mehr. Ein kurzer Aufenthalt dort würde hauptsächlich von einer Sippschaft neuer Vettern und dgl in Anspruch genommen werden, die zwar alle wohl gute Leute sind, mir aber doch sehr wenig Wahres bieten können. Seitdem Du weg bist, Schleiermacher todt,Schleiermacher todt – Friedrich Daniel Schleiermacher war am 12. Februar 1834 in Berlin gestorben. Buttmanns,Buttmanns – die Hinterbliebenen des 1829 verstorbenen Altphilologen Philipp Buttmann. SchedesSchedes weggezogen – Familie um Karoline Schede, die Witwe des 1833 verstorbenen preußischen Regierungsrats und Justizkommissars Karl Schede. u. a. weggezogen, meine Jugendbekanntschaften sämtlich zerstreut, kann ich mirs nicht mehr heimisch denken. Auch wir würden uns vielleicht nur kurz und vorübergehend sehn, indem Du zu solchen Zeiten, wo Künstler in Masse sich zusammenfinden, vielerlei Umgang zu betreiben hast. Wenn Du nun schreibst, daß Du wieder rechte Lust bekommen habest, mich in meiner Häuslichkeit zu sehn, statt Dich mit der Beschreibung zu begnügen: so würdest Du das dort am allerwenigsten herausfühlen können. Darum wenn Du wirklich Lust hättest, möchte ich Dirs noch einmal ans Herz legen, daß Du auf der Rückreise hier durch kämest, da das eigentlich so gut wie gar keine große Umstände macht. Nach MagdeburgMagdeburgDeutschland wäre es ein Umweg von drei bis vier Meilen. Dafür wollten wir hier schon recht fidel zusammen sein einige Tage. Die Leute sind allmählich auf Dich recht gespitzt geworden, und ich bin überzeugt, Du würdest auch, wenn Du wolltest in einem Concert eine wahre Freude haben (WörlitzerWörlitzer, Friedrich war hier und hat durchaus mißfallen). Auf jeden Fall könntest Du bei uns ein recht hübsches Quartett spielen pp SchneiderSchneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853) erkundigt sich recht fleißig nach Dir. Überlege es Dir doch recht ernstlich. Ich kann mir nicht denken, daß es Dir auf ein paar Tage eher oder später so sehr ankommen kann. Wenn es sich gerade so träfe, könnten wir beide Dich auch ein Stückchen bringen, indem wir Lust haben zu Michaelis d. h. den 25 Septbr |2| nach dem HarzHarzDeutschland zu reisen, den meine FrauSchubring, Anna Elisabeth (1811-1876) noch nicht kennt. – Indem ich das schreibe muß ich unwillkürlich an Göthe und Zelter<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name> denken; in dern Correspondenz es sich auch so zeigt, daß ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) sich alle Mühe giebt, GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) einzuladen und ihm Annehmlichkeiten davon vorzumalen und der garstige Göthe doch über alles kühl hinwegrutscht. Mache Du es anders und besser.

Um noch einmal auf MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) zu kommen,Um noch einmal auf Marx zu kommen – siehe Brief gb-1834-07-31-01 Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Dessau, 31. Juli 1834. so habe ich selbst geschrieben, daß ich nicht wüßte, ob ich ihm nicht unrecht thäte; und mag es vielleicht zu hart ausgesprochen haben. Aber erstens ist selber das, was Du ertheilst, schlimm genug, wenn ihm in verschiedenen Augenblicken so zu Muthe ist, daß er vor lauter Entzücken der Gegenwart Nachmittags das Gegentheil ertheilt von Vormittag – das sollte man wol nur einem Kinde verzeihn. Sodann stimmt das doch nicht, wenn er den Tag vorher mir sagt: das Mädchen ist doch wirklich gemein“ – und nachher wieder zu ihr selbst: Sie krönen das Spiel durch Ihr Zuhören.“das Mädchen … Zuhören – bezieht sich auf Julie Basedow, der Marx während einer Aufführung des Geistertrios von Beethoven im Haus von Schubring zweifelhafte Komplimente gemacht hatte. Siehe Brief gb-1834-07-31-01 Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Dessau, 31. Juli 1834. Dies letzte kann und darf er nicht wirklich empfunden haben beim <hi rend="latintype">d dur Trio</hi> von <hi rend="latintype">Beethoven</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108031" style="hidden" type="music">Klaviertrio D-Dur, op. 70/1 (»Geistertrio«)</name>. Doch Sapienti sat.Sapienti sat. – lat., Dem Weisen sei dies genug.

Die Basedowsche Feindschaftsgeschichte,Die Basedowsche Feindschaftsgeschichte – Familienzerwürfnis zwischen den Verwandten der Dessauer Hofrätin Müller, wie sie selbst geborene Basedows, und Familie Schubring. Siehe auch Brief gb-1834-07-31-01 Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Dessau, 31. Juli 1834. die wirklich einzig in ihrer Art ist, erzähle ich Dir einmal mündlich. Nur das will ich Dir zu meiner Rechtfertigung sagen, daß ich nicht der Anfänger bin; daß ich auch keine feindselige Stimmung in mir fühle; daß ich aber zu tief in die gemeine Gesinnung hinein gesehn habe um je wieder einen freundschaftlichen Umgang zu wünschen oder zu wollen. Was meine Äußerungen über das Theater betrifft, so mußt Du mich nicht falsch verstehn; denn ich habe es nicht verwerfen wollen, wie ich auch glaube hinzugesetzt zu haben, daß ich selbst es – wiewol sehr selten – besuche. Sondern ich wollte Dir nur einen Fingerzeig geben, wie ich manches Unrechte darin finde, um daraus diejenigen zu entschuldigen, welche es ganz mißbilligen. Das ist aber nicht meine eigne Überzeugung. Ich glaube dasselbe von andern unschuldigen Vergnügungen z. b. von Kartenspielen, was auch oft gefährlich sein mag. Alles hauptsächlich aus dem Grunde, daß durch dergleichen diejenige Zeit vertändelt und vertrieben wird, |3| welche dem Menschen von der Arbeit des Tages übrig bleibt, mehr in sich selbst zu gehen; und daß dadurch die sittlich geistige Richtu Entwicklung des Geistes immer mehr zurücktritt und gehemmt wird. Und davon muß ich leider hier erschrecklich viel erfahren.

Daß Du in Componiren u. s. w. so hübsch fleißig bist, ist mir sehr lieb. Könntest Du mir doch von Deinem Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kd0q04z3-uapl-qwpi-fsml-qxrgvfjsx6pq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> ein kleines Porträt hier vorspielen! Eigentlich könnte ichs verlangen, da ich mich einige Zeit – nämlich eine ganze Ferienwoche damit herumgequält habe; da kannst Du mir schon einen kurzen Besuch als Belohnung anrechnen. – Vergiß ja nicht, wenn Du an mich schreibst, was Du alles dergl treibst. Ich erfahre hier überhaupt sehr wenig Musikalisches, trotz dem, daß die ganze Stadt voll Musikanten und voll Musik steckt. Herrn DerkumDerckum, Franz Xavier Karl Joseph (1812-1872) aus CöllnKölnDeutschland habe ich neulich müssen eine ganze Portion Deiner Sachen vorspielen. Wunderlich ertappe ich mich in solchen Fällen öfters bei einem gewissen Eigendünkel, daß ich mir einbilde, ich hätte und verstände mehr von Musik als Musikleute vom Fach. Sie halten sich so gern an das Mechanische; an künstliche Zusammenfügung, denken über die Harmonien nach und knabbern an der Schale, während der Geist für sie schläft. Unser Publikum hört dafür lieber auf Melodie und Klimperwerk; von dem andern wollen sie manchmal etwas ahnen pp.pp – lat. perge, perge, fahre fort und so weiter. Neulich sagte ein hiesiger Musikstudent,ein hiesiger Musikstudent – gemeint ist eine Eleve des Dessauer Musik-Instituts. es wäre lächerlich, daß Du in Deinem Sommernachtstraum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3htsspp8-7qgf-rjuw-egax-kajryjsut6dg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> zu Anfang, ich weiß nicht wie viel Takte, ohne Contrabaß aushalten könntest. Kann man auf so etwas antworten? Oder schreibst Du nicht vielleicht für diese „Passage“ noch den fehlenden Contrabaß nach?

Gern sähe ichs, wenn Du mir aus der Nähe ein Briefchen zuschicktest. Ich weiß jetzt von den Deinigen gar nichts, nicht einmal das Äußerlichste. z. b. wie viel es sind (Kinder) und was sie machen. Siehst Du DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877), so sag ihm, daß ich fleißig an ihn dächte, auch bald einmal schreiben würde.

Grüße alle und sei selbst herzlich gegrüßt. Lebewohl! Dein J. Schubring
Schubring, Karl Julius (1806–1889) Schubring, Karl Julius (1806–1889)

Von den neuen Claviersachen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cugkb12v-qe25-j25c-rsbu-e6ptng6brozz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100352" style="hidden">Rondo brillant Es-Dur für Klavier und Orchester, [November 1833] bis 29. Januar 1834<idno type="MWV">O 10</idno><idno type="op">29</idno></name> möchte ich wol gern etwas sehn oder hören

            Deßau d. 9. Septbr 34. Ich schicke Gegenwärtiges nach Berlin, weil ich Dich, liebster Felix, nach Deinen Worten dort glauben muß. Zugleich die bestimmte Ankündigung, daß ich diesmal, auch trotz der Ausstellung, nicht hinkomme. Ich bin für einige Zeit oft genug in Berlin gewesen und habe dort zu wenig mehr. Ein kurzer Aufenthalt dort würde hauptsächlich von einer Sippschaft neuer Vettern und dgl in Anspruch genommen werden, die zwar alle wohl gute Leute sind, mir aber doch sehr wenig Wahres bieten können. Seitdem Du weg bist, Schleiermacher todt, Buttmanns, Schedes u. a. weggezogen, meine Jugendbekanntschaften sämtlich zerstreut, kann ich mirs nicht mehr heimisch denken. Auch wir würden uns vielleicht nur kurz und vorübergehend sehn, indem Du zu solchen Zeiten, wo Künstler in Masse sich zusammenfinden, vielerlei Umgang zu betreiben hast. Wenn Du nun schreibst, daß Du wieder rechte Lust bekommen habest, mich in meiner Häuslichkeit zu sehn, statt Dich mit der Beschreibung zu begnügen: so würdest Du das dort am allerwenigsten herausfühlen können. Darum wenn Du wirklich Lust hättest, möchte ich Dirs noch einmal ans Herz legen, daß Du auf der Rückreise hier durch kämest, da das eigentlich so gut wie gar keine große Umstände macht. Nach Magdeburg wäre es ein Umweg von drei bis vier Meilen. Dafür wollten wir hier schon recht fidel zusammen sein einige Tage. Die Leute sind allmählich auf Dich recht gespitzt geworden, und ich bin überzeugt, Du würdest auch, wenn Du wolltest in einem Concert eine wahre Freude haben (Wörlitzer war hier und hat durchaus mißfallen) . Auf jeden Fall könntest Du bei uns ein recht hübsches Quartett spielen pp Schneider erkundigt sich recht fleißig nach Dir. Überlege es Dir doch recht ernstlich. Ich kann mir nicht denken, daß es Dir auf ein paar Tage eher oder später so sehr ankommen kann. Wenn es sich gerade so träfe, könnten wir beide Dich auch ein Stückchen bringen, indem wir Lust haben zu Michaelis d. h. den 25 Septbr nach dem Harz zu reisen, den meine Frau noch nicht kennt. – Indem ich das schreibe muß ich unwillkürlich an Göthe und Zelter denken; in dern Correspondenz es sich auch so zeigt, daß Zelter sich alle Mühe giebt, Göthe einzuladen und ihm Annehmlichkeiten davon vorzumalen und der garstige Göthe doch über alles kühl hinwegrutscht. Mache Du es anders und besser.
Um noch einmal auf Marx zu kommen, so habe ich selbst geschrieben, daß ich nicht wüßte, ob ich ihm nicht unrecht thäte; und mag es vielleicht zu hart ausgesprochen haben. Aber erstens ist selber das, was Du ertheilst, schlimm genug, wenn ihm in verschiedenen Augenblicken so zu Muthe ist, daß er vor lauter Entzücken der Gegenwart Nachmittags das Gegentheil ertheilt von Vormittag – das sollte man wol nur einem Kinde verzeihn. Sodann stimmt das doch nicht, wenn er den Tag vorher mir sagt: das Mädchen ist doch wirklich gemein“ – und nachher wieder zu ihr selbst: Sie krönen das Spiel durch Ihr Zuhören. “ Dies letzte kann und darf er nicht wirklich empfunden haben beim d dur Trio von Beethoven. Doch Sapienti sat.
Die Basedowsche Feindschaftsgeschichte, die wirklich einzig in ihrer Art ist, erzähle ich Dir einmal mündlich. Nur das will ich Dir zu meiner Rechtfertigung sagen, daß ich nicht der Anfänger bin; daß ich auch keine feindselige Stimmung in mir fühle; daß ich aber zu tief in die gemeine Gesinnung hinein gesehn habe um je wieder einen freundschaftlichen Umgang zu wünschen oder zu wollen. Was meine Äußerungen über das Theater betrifft, so mußt Du mich nicht falsch verstehn; denn ich habe es nicht verwerfen wollen, wie ich auch glaube hinzugesetzt zu haben, daß ich selbst es – wiewol sehr selten – besuche. Sondern ich wollte Dir nur einen Fingerzeig geben, wie ich manches Unrechte darin finde, um daraus diejenigen zu entschuldigen, welche es ganz mißbilligen. Das ist aber nicht meine eigne Überzeugung. Ich glaube dasselbe von andern unschuldigen Vergnügungen z. b. von Kartenspielen, was auch oft gefährlich sein mag. Alles hauptsächlich aus dem Grunde, daß durch dergleichen diejenige Zeit vertändelt und vertrieben wird, welche dem Menschen von der Arbeit des Tages übrig bleibt, mehr in sich selbst zu gehen; und daß dadurch die sittlich geistige Richtu Entwicklung des Geistes immer mehr zurücktritt und gehemmt wird. Und davon muß ich leider hier erschrecklich viel erfahren.
Daß Du in Componiren u. s. w. so hübsch fleißig bist, ist mir sehr lieb. Könntest Du mir doch von Deinem Paulus ein kleines Porträt hier vorspielen! Eigentlich könnte ichs verlangen, da ich mich einige Zeit – nämlich eine ganze Ferienwoche damit herumgequält habe; da kannst Du mir schon einen kurzen Besuch als Belohnung anrechnen. – Vergiß ja nicht, wenn Du an mich schreibst, was Du alles dergl treibst. Ich erfahre hier überhaupt sehr wenig Musikalisches, trotz dem, daß die ganze Stadt voll Musikanten und voll Musik steckt. Herrn Derkum aus Cölln habe ich neulich müssen eine ganze Portion Deiner Sachen vorspielen. Wunderlich ertappe ich mich in solchen Fällen öfters bei einem gewissen Eigendünkel, daß ich mir einbilde, ich hätte und verstände mehr von Musik als Musikleute vom Fach. Sie halten sich so gern an das Mechanische; an künstliche Zusammenfügung, denken über die Harmonien nach und knabbern an der Schale, während der Geist für sie schläft. Unser Publikum hört dafür lieber auf Melodie und Klimperwerk; von dem andern wollen sie manchmal etwas ahnen pp. Neulich sagte ein hiesiger Musikstudent, es wäre lächerlich, daß Du in Deinem Sommernachtstraum zu Anfang, ich weiß nicht wie viel Takte, ohne Contrabaß aushalten könntest. Kann man auf so etwas antworten? Oder schreibst Du nicht vielleicht für diese „Passage“ noch den fehlenden Contrabaß nach?
Gern sähe ichs, wenn Du mir aus der Nähe ein Briefchen zuschicktest. Ich weiß jetzt von den Deinigen gar nichts, nicht einmal das Äußerlichste. z. b. wie viel es sind (Kinder) und was sie machen. Siehst Du Devrient, so sag ihm, daß ich fleißig an ihn dächte, auch bald einmal schreiben würde.
Grüße alle und sei selbst herzlich gegrüßt. Lebewohl! Dein
J. Schubring
Von den neuen Claviersachen möchte ich wol gern etwas sehn oder hören          
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-09-09" xml:id="date_e26555ce-4df4-480d-bb91-d15cde05f03a">9. September 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0114732" resp="author" xml:id="persName_0acf837e-7232-4682-8022-474031f231b1">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0114732" resp="writer">Schubring, Karl Julius (1806–1889)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_71e3852a-b634-4376-b984-059b72bfcf48"> <settlement key="STM0100131">Dessau</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_305fbeaa-32a0-41e3-a202-2427b0788f7f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_685fd1fb-13bb-46a3-bb44-2a8ab4b4ba7d"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_8b7f8a7f-8f10-4931-9d6d-9c2c8c56645e"> <head> <address> <addrLine>Herrn <hi rend="latintype">Felix Mendelssohn Bartholdy </hi>Wohlgeb.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Berlin</hi></hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Leipz. Str. N<hi rend="superscript">o</hi></hi> 3.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">franco</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_39f43299-0cc0-4cb5-bc4f-86f209fb3aa2"> <docAuthor key="PSN0114732" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_dad98d1a-c2a9-49b8-b779-770eaa6c2e0d">Schubring, Karl Julius (1806–1889)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114732" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b38b4525-6d85-47c6-aa31-104c00662aad">Schubring, Karl Julius (1806–1889)</docAuthor> <dateline rend="right">Deßau d. <date cert="high" when="1834-09-09" xml:id="date_1bb2521d-9a5a-48f7-a649-b1216bed39c8">9. Septbr 34</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich schicke Gegenwärtiges nach <placeName xml:id="placeName_803de547-6237-45fe-b8d8-675c5739769c">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_871dd7ba-dda0-41ae-bb37-34772f65af04" xml:lang="de">nach Berlin – Felix Mendelssohn Bartholdy hielt sich in Berlin auf, um seine Familie zu besuchen und Engagements für die Düsseldorfer Bühne zu machen.</note> weil ich Dich, <seg type="salute">liebster Felix</seg>, nach Deinen Worten dort glauben muß. Zugleich die bestimmte Ankündigung, daß ich diesmal, auch trotz der <placeName xml:id="placeName_c80bfdef-f425-4955-b361-4835658206ce">Ausstellung<name key="NST0100304" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, nicht hinkomme. Ich bin für einige Zeit oft genug in Berlin gewesen und habe dort zu wenig mehr. Ein kurzer Aufenthalt dort würde hauptsächlich von einer Sippschaft neuer Vettern und dgl in Anspruch genommen werden, die zwar alle wohl gute Leute sind, mir aber doch sehr wenig Wahres bieten können. Seitdem Du weg bist, Schleiermacher todt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_25b974c0-8a67-4c54-af93-953d1a648fb7" xml:lang="de">Schleiermacher todt – Friedrich Daniel Schleiermacher war am 12. Februar 1834 in Berlin gestorben.</note> Buttmanns,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_38ae7232-0fd7-4808-aa19-4bb4c67eb424" xml:lang="de">Buttmanns – die Hinterbliebenen des 1829 verstorbenen Altphilologen Philipp Buttmann.</note> Schedes<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_810c8f5e-a258-4d6a-ade6-f1cea9d7f8fa" xml:lang="de">Schedes weggezogen – Familie um Karoline Schede, die Witwe des 1833 verstorbenen preußischen Regierungsrats und Justizkommissars Karl Schede.</note> u. a. weggezogen, meine Jugendbekanntschaften sämtlich zerstreut, kann ich mirs nicht mehr heimisch denken. Auch wir würden uns vielleicht nur kurz und vorübergehend sehn, indem Du zu solchen Zeiten, wo Künstler in Masse sich zusammenfinden, vielerlei Umgang zu betreiben hast. Wenn Du nun schreibst, daß Du wieder rechte Lust bekommen habest, mich in meiner Häuslichkeit zu sehn, statt Dich mit der Beschreibung zu begnügen: so würdest Du das dort am allerwenigsten herausfühlen können. Darum wenn Du wirklich Lust hättest, möchte ich Dirs noch einmal ans Herz legen, daß Du auf der Rückreise hier durch kämest, da das eigentlich so gut wie gar keine große Umstände macht. Nach <placeName xml:id="placeName_909ee8f5-473a-42ad-9d9b-14863886b382">Magdeburg<settlement key="STM0100461" style="hidden" type="locality">Magdeburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wäre es ein Umweg von drei bis vier Meilen. Dafür wollten wir hier schon recht fidel zusammen sein einige Tage. Die Leute sind allmählich auf Dich recht gespitzt geworden, und ich bin überzeugt, Du würdest auch, wenn Du wolltest in einem Concert eine wahre Freude haben (<persName xml:id="persName_64f2499d-a48f-452f-b709-e388a6c92fcc">Wörlitzer<name key="PSN0115885" style="hidden" type="person">Wörlitzer, Friedrich</name></persName> war hier und hat durchaus mißfallen). Auf jeden Fall könntest Du bei uns ein recht hübsches Quartett spielen <hi rend="latintype">pp</hi> <persName xml:id="persName_2d1c913c-fdcf-4352-8252-385cb7cf2b22">Schneider<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> erkundigt sich recht fleißig nach Dir. Überlege es Dir doch recht ernstlich. Ich kann mir nicht denken, daß es Dir auf ein paar Tage eher oder später so sehr ankommen kann. Wenn es sich gerade so träfe, könnten wir beide Dich auch ein Stückchen bringen, indem wir Lust haben zu Michaelis d. h. den <date cert="high" when="1834-09-25" xml:id="date_c214d1ea-f50d-4b0f-a4a7-c05e6f24462d">25 Septbr</date><seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> nach dem <placeName xml:id="placeName_9b5cb8b3-f2e8-44a1-9bd9-f5c00c1c47e9">Harz<settlement key="STM0104796" style="hidden" type="area">Harz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu reisen, den meine <persName xml:id="persName_092e6eac-8e07-4311-85f9-3af57b1a8e0a">Frau<name key="PSN0114725" style="hidden" type="person">Schubring, Anna Elisabeth (1811-1876)</name></persName> noch nicht kennt. – Indem ich das schreibe muß ich unwillkürlich an <title xml:id="title_6d6d1f60-9471-4839-a278-8b2db1f6432f">Göthe und Zelter<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title> denken; in dern Correspondenz es sich auch so zeigt, daß <persName xml:id="persName_9cee8fd6-66cb-471d-9631-c0b152f5ac26">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> sich alle Mühe giebt, <persName xml:id="persName_af529ddf-7ee4-4202-87d6-e0a8fadc1323">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> einzuladen und ihm Annehmlichkeiten davon vorzumalen und der garstige Göthe doch über alles kühl hinwegrutscht. Mache Du es anders und besser.</p> <p>Um noch einmal auf <persName xml:id="persName_2cf6d89a-30fe-459e-aaf9-8fff6866218c">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> zu kommen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_612c82bf-27a1-45b2-8601-397e9075b364" xml:lang="de">Um noch einmal auf Marx zu kommen – siehe Brief gb-1834-07-31-01 Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Dessau, 31. Juli 1834.</note> so habe ich selbst geschrieben, daß ich nicht wüßte, ob ich ihm nicht unrecht thäte; und mag es vielleicht zu hart ausgesprochen haben. Aber erstens ist selber das, was Du ertheilst, schlimm genug, wenn ihm in verschiedenen Augenblicken so zu Muthe ist, daß er vor lauter Entzücken der Gegenwart Nachmittags das Gegentheil ertheilt von Vormittag – das sollte man wol nur einem Kinde verzeihn. Sodann stimmt das doch nicht, wenn er den Tag vorher mir sagt: das Mädchen ist doch wirklich gemein“ – und nachher wieder zu ihr selbst: Sie krönen das Spiel durch Ihr Zuhören.“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e492dfe7-38fc-47ae-957a-1d83c4eecf94" xml:lang="de">das Mädchen … Zuhören – bezieht sich auf Julie Basedow, der Marx während einer Aufführung des Geistertrios von Beethoven im Haus von Schubring zweifelhafte Komplimente gemacht hatte. Siehe Brief gb-1834-07-31-01 Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Dessau, 31. Juli 1834.</note> Dies letzte kann und darf er nicht wirklich empfunden haben beim <title xml:id="title_1001df06-19df-4e4d-ab7e-0a0042d5a07f"><hi rend="latintype">d dur Trio</hi> von <hi rend="latintype">Beethoven</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108031" style="hidden" type="music">Klaviertrio D-Dur, op. 70/1 (»Geistertrio«)</name></title>. Doch <hi rend="latintype">Sapienti sat</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_28f0ba4c-2a3e-46e2-bd41-f3fdf85de33b" xml:lang="la ">Sapienti sat. – lat., Dem Weisen sei dies genug.</note></p> <p>Die Basedowsche Feindschaftsgeschichte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bfc1321e-ee16-49b8-acb8-708334379bda" xml:lang="de">Die Basedowsche Feindschaftsgeschichte – Familienzerwürfnis zwischen den Verwandten der Dessauer Hofrätin Müller, wie sie selbst geborene Basedows, und Familie Schubring. Siehe auch Brief gb-1834-07-31-01 Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Dessau, 31. Juli 1834.</note> die wirklich einzig in ihrer Art ist, erzähle ich Dir einmal mündlich. Nur das will ich Dir zu meiner Rechtfertigung sagen, daß ich nicht der Anfänger bin; daß ich auch keine feindselige Stimmung in mir fühle; daß ich aber zu tief in die gemeine Gesinnung hinein gesehn habe um je wieder einen freundschaftlichen Umgang zu wünschen oder zu wollen. Was meine Äußerungen über das Theater betrifft, so mußt Du mich nicht falsch verstehn; denn ich habe es nicht verwerfen wollen, wie ich auch glaube hinzugesetzt zu haben, daß ich selbst es – wiewol sehr selten – besuche. Sondern ich wollte Dir nur einen Fingerzeig geben, wie ich manches Unrechte darin finde, um daraus diejenigen zu entschuldigen, welche es ganz mißbilligen. Das ist aber nicht meine eigne Überzeugung. Ich glaube dasselbe von andern unschuldigen Vergnügungen z. b. von Kartenspielen, was auch oft gefährlich sein mag. Alles hauptsächlich aus dem Grunde, daß durch dergleichen diejenige Zeit vertändelt und vertrieben wird,<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> welche dem Menschen von der Arbeit des Tages übrig bleibt, mehr in sich selbst zu gehen; und daß dadurch die sittlich geistige <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_09386993-9dad-49de-9960-094e0c7ae6f0">Richtu</del> Entwicklung des Geistes immer mehr zurücktritt und gehemmt wird. Und davon muß ich leider hier erschrecklich viel erfahren. </p> <p>Daß Du in Componiren u. s. w. so hübsch fleißig bist, ist mir sehr lieb. Könntest Du mir doch von Deinem <title xml:id="title_69845994-1f81-46f3-a6f2-c5841b3f20e4">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kd0q04z3-uapl-qwpi-fsml-qxrgvfjsx6pq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> ein kleines Porträt hier vorspielen! Eigentlich könnte ichs verlangen, da ich mich einige Zeit – nämlich eine ganze Ferienwoche damit herumgequält habe; da kannst Du mir schon einen kurzen Besuch als Belohnung anrechnen. – Vergiß ja nicht, wenn Du an mich <hi n="1" rend="underline">schreibst</hi>, was Du alles dergl <hi n="1" rend="underline">treibst</hi>. Ich erfahre hier überhaupt sehr wenig Musikalisches, trotz dem, daß die ganze Stadt voll Musikanten und voll Musik steckt. Herrn <persName xml:id="persName_525b0b9d-5fd9-445e-b86d-cba34f1a3910">Derkum<name key="PSN0110608" style="hidden" type="person">Derckum, Franz Xavier Karl Joseph (1812-1872)</name></persName> aus <placeName xml:id="placeName_4bd0df30-ffe2-4750-80cd-1848d966b1a4">Cölln<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> habe ich neulich müssen eine ganze Portion Deiner Sachen vorspielen. Wunderlich ertappe ich mich in solchen Fällen öfters bei einem gewissen Eigendünkel, daß ich mir einbilde, ich hätte und verstände mehr von Musik als Musikleute vom Fach. Sie halten sich so gern an das Mechanische; an künstliche Zusammenfügung, denken über die Harmonien nach und knabbern an der Schale, während der Geist für sie schläft. Unser Publikum hört dafür lieber auf Melodie und Klimperwerk; von dem andern wollen sie manchmal etwas ahnen pp.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_70c2f9cd-48d1-468b-a358-dc9f30460c5a" xml:lang="la ">pp – lat. perge, perge, fahre fort und so weiter.</note> Neulich sagte ein hiesiger Musikstudent,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f6f03bf6-1c11-4def-b7c0-2a2b87f34c55" xml:lang="de">ein hiesiger Musikstudent – gemeint ist eine Eleve des Dessauer Musik-Instituts.</note> es wäre lächerlich, daß Du in Deinem <title xml:id="title_bdfb208b-a9c4-4e9c-94ef-9c2233cc88ec">Sommernachtstraum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3htsspp8-7qgf-rjuw-egax-kajryjsut6dg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> zu Anfang, ich weiß nicht wie viel Takte, ohne Contrabaß aushalten könntest. Kann man auf so etwas antworten? Oder schreibst Du nicht vielleicht <gap quantity="3" reason="deletion" unit="characters"></gap> für diese „Passage“ noch den fehlenden Contrabaß nach?</p> <p>Gern sähe ichs, wenn Du mir aus der Nähe ein Briefchen zuschicktest. Ich weiß jetzt von den Deinigen gar nichts, nicht einmal das Äußerlichste. z. b. wie viel es sind (Kinder) und was sie machen. Siehst Du <persName xml:id="persName_42744c3f-9dfc-4343-ae11-02d0819e9657">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName>, so sag ihm, daß ich fleißig an ihn dächte, auch bald einmal schreiben würde.</p> <closer rend="left">Grüße alle und sei selbst herzlich gegrüßt. Lebewohl!</closer> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">J. Schubring</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_6b756c92-9c6d-4a7a-b5c0-14cc2831ff90"> <docAuthor key="PSN0114732" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_c23a50da-5378-4957-aea7-8231acadcb9b">Schubring, Karl Julius (1806–1889)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114732" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_69260a0a-4f62-4368-8847-57e06df8e421">Schubring, Karl Julius (1806–1889)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Von den neuen <title xml:id="title_19d45d80-8275-4fc2-8902-6b32fcda46ea">Claviersachen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cugkb12v-qe25-j25c-rsbu-e6ptng6brozz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100352" style="hidden">Rondo brillant Es-Dur für Klavier und Orchester, [November 1833] bis 29. Januar 1834<idno type="MWV">O 10</idno><idno type="op">29</idno></name></title> möchte ich wol gern etwas sehn oder hören</p> </div> </body> </text></TEI>