gb-1834-08-08-03
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London, 8. August 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [9 8 / F 34], [Engeland / over Rotterdam], [N 1 / 12 8], Siegel.
Carl Klingemann
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
F. Mendelssohn-Bartholdy
Düsseldorf.
Rotterdam
.
Steamboat.
SingleLondon, d.
Aug34
Felix!
Dein gestern Abend angekommner
Octoberhoffe ich mit dem Ganzen aus
dem Groben(wie
ActI) fertig zu seyn, grade dann kann ich (wenn überhaupt) am besten von hier abkommen, – ich erluchse mir 14. Tage Urlaub, komme zu Dir, und wir wollen feilen, hobeln und zimmern daß es eine Lust seyn soll. Dann will ich auch gern in Feuer und Flammen über die zweite Oper gerathen, – das Sujet verschweigst Du mir in der That am füglichsten bis dahin daß dies aus der Luft ist, und dann bin ich in der Uebung und es soll schon gehen.
Aber daß Du mir gar nichts, kein Material, keine von den “vielen Rosinen” geschickt hast,disappointed mich jämmerlich! Und nun willst Du einen Sceneplan für Act 2 und 3 haben, ein Dings womit ich keinesweges im Reinen bin. Darin erwartete ich grade Deine Hülfe, und thue es noch. Vorläufig schreibe ich Dir ab, was Du über Act 2. schriebst:
“Der 2te Act müßte dagegen wieder in der Hütte anfangen, und da müßte die Exposition von dem seyn, was bei Hofe vorgegangen ist – daß das Fest zur Erkennung von Vastolas Geliebtem seyn soll, – wo die Mutter Pervonte hintreibt. Vielleicht könnte die Mutter die Zeitung lesen, was ein Motiv zu einer curiosen komischen Arie wäre, und darin zum Fest die Aufforderung finden. Sie könnte erst allein seyn und ihn wieder nach Holz geschickt haben, und von ihrem neulichen Schreck über das Bündel noch sprechen. Dann käme er mit dem Bündel, klagt’ kurz daß er nicht mehr gehen wolle, die Mutter putzt in heraus und er geht zum Fest. Vielleicht sie mit, das wäre glaub ich gut. – Dann das Fest recht ausführlich. Da mußt Du Dir ein paar alte, nette Ritterspiele oder dgl. ausdenken. Auch eine Mat de Cocagne, Wurstgreifen oder dgl. (Es müßten die 3 Stände nach einander vorüberziehen) Vastolas Auftreten müßte fast toll seyn, – sie macht sich aus allen den Leuten nichts, will immer fort, eine gute Recitativ- oder dgl Scene (auch müßte sie im Court Journal das die Mutter läse für toll oder behext ausgegeben seyn) Zuletzt beim Mat de Cocague Pervonte mit der Mutter. Umarmung etc. Der junge Liebhaber muß in der Scene wirken, Perv. erstechen wollen – Vast muß ihn schützen – (überhaupt kann sie in der ganzen Scene rührend werden, und vielleicht kann durch die Tollheit schon die Liebe zum Edelmann, wenn er turnirt, etwas durchgucken) etc – die Scene schlösse mit dem Jammern der Mutter, des Edelmanns und des Chors. Dann das Stranden der Gondel. Decoration vorne und hinten Meer, nur ein öder Strich Land, das Verhungern unvermeidlich – dann Wielands Scene wo Vast. zahm wird – weiter schreibe ich heute nicht – fange Du nur bald den 1sten Act an, so will ich Dir alles Uebrige schicken – ich hab noch für den letzten Act manches im Kopfe. — ”
Das ist in der Hauptsache ganz schön und unverbeßerlich. Also erst die Hütte. Wie wäre es aber, wenn Perv. allein drin wäre; (die Mutter etwa ausgegangen – oder wir sähen sie ausgehen um sich nach Neuigkeiten zu erkundigen, da sie aus Perv. und seiner Geschichte mit Feen und dem Bündel nicht klug werden kann – zur Nachbarin) – wenn nun Vastola, allein, zu ihm käme, liebeverloren? Sie hätt eine große Arie – wenigstens ein Feld dazu, – oder wir könnten ein Duett haben. – Die Gespielinnen fänden sie auf, führen sie mit Gewalt, als halbverrückt oder verhext, hinweg. Pervonte nähme wenig Antheil an alle dem. Dann käme die Mutter wieder, mit Neuigkeiten über den Zustand der Prinzeßin, über das beschlossene Fest (– die Zeitung kann ich nicht goutieren – sie ist zu sehr gegen das übrige Costum) – und während sie exponirte, erschallten schon die Trompeten und d Stimmen der öffentlichen Herolde, die das Fest ausrufen. Allerdings gingen sie dann beide zum Fest. – Das Fest selber ganz wie Du sagst. – Meer haben wir nicht bei der Hand, – die Delinquenten würden also blos abgeführt. – Wir nun in dem Kahn? Können wir, während sie schwimmen, Erklärungen und Wünsche vor sich gehen laßen – ich glaube nicht. Der Kahn strandet von selber, oder in Folge eines zufälligen Wunsches, der nachher erklärt würde. Von selber, als wahrer Schiffbruch, wäre aber wohl beßer. – Nun wird, nach der Erklärung zwischen den Beiden, der Pallast heran gewünscht – und damit muß der 2te Act schließen – in Pracht und mit unsichtbarem Chor, aber neben Errettung aus der Leiblichen Noth steckt Vastola noch in der geistigen – Pervonte wünscht sich die Speisen und die Brunnen vom Wein – und ißt und trinkt und verhöhnt Vastola, die vergebens seufzt und sich sehnt, während er lustig ist und zuletzt – meinetwegen unter dem Singen der Vögel, einschläft. –
Der dritte Act – ? Das Fragezeichen ist bedeutsam – ich halte den Act für sehr schwer. Astolfo muß hinein, – der Hof von
Salernomuß hergewünscht werden – das scheint mir beßer als wenn sie hin gehen – und ich glaube es giebt guten Spaß wenn die Leute alle miteinander in fremdem Terrain ankommen.
Astolfo, hab ich mir gedacht, müßte einzig Rettung für
Vast. aus der Verzaubrung sehen, wenn er sie zu immer tolleren Wünschen verleidete; – er müßte, vielleicht von ihr selber, die damit geprahlt hätte, das Geheimniß wißen – vielleicht könnte er zuletzt darauf kommen, ihr zu
Perv. sich Verstand erbitten möge. – Hätte er den, so wäre zu überlegen, ob er gleich enttäuscht wäre und enttäuschen könnte, – oder ob noch einige Extravaganzen vor sich gingen. Auch das wäre im Detail zu bestimmen, wie die endl Entzauberung vor sich gehen sollte –
Manier ist sehr hübsch – wäre es nur in Scene zu bringen. Ich glaube wir müßen sie Alle drei bei einander laßen, und sie finden sich dann inWielands
Salernowieder. – Am Schluß wäre
Pervontein der Hütte, natürlich, und da erschienen wieder die Feen, und hängen ihn als ihrem Günstling an. –
Die Feen mögte ich noch einmal, in der Mitte haben, am kritischsten Puncte – wie wäre das zu machen?
Bedenk Dich über den Astolfo – daß wir seine Theilnahme und Verschlingung am und ins Ganze recht herauskriegen.
Ich bin ein schlechter Erfinder, immer, und heute insbesondere, – aber ich wollte Dir umgehend antworten, und Du nimmst vorlieb und antwortest gleichfalls umgehend und ausführlichst. Jemehr Material, Bemerkungen, Winke, was es auch sey, desto willkommner, – ich habe gern das Ausführen. Schreibe mir Deine Meinung über Alles und noch Einiges. –
Alles was Du über den Act sagst, ist richtig und noch lange nicht genug was die Mängel betrifft, aber die Musikstücke sind leicht und gern gemacht wenn wir beisammen sind und die ganze Oper dazu. Astolfo muß schon im ersten Act mehr singen und seyn. – Habe aber schönsten Dank für Deine vermutende Nachricht. – Also Anfang October! Sey uns auch hübsch wieder zurück – ich freue mich, daß sich Alles so gut trifft. –
Mit dem Port ists bedenklich! Wo ist der zu kriegen, und wie zu schicken? – Moscheles wollte ich heute Deine Grüße bringen – traf sie aber nicht – am
– in der Nähe vonBroadStairs
. –Ramsgate
sind Alle auf derGoldschmidts
Wight
sind gleich gestern Abend ausgerichtet – und freundlichst empfangen.Horsleys
undMary
sind auf 3 Wochen bei Verwandten inFanny
TunbridgeWells
spielt DeineSophy
Moscheles
Nimm in Deinen Brief so viel möglich meine obigen Vorschläge mit auf – es wird mir gehen wir Dir, – ich muß in solcher Eile schreiben daß ich kaum wißen werde was ich gesagt habe. –
CKL.
London, d. 8 Aug 34. Liebster Felix! Dein gestern Abend angekommner Brief macht mich wieder flott, – da er so lange ausblieb, war ich schon bange daß Dir nichts an meinem Machwerk gefiele, und nun er da ist, und mich über Erwarten lobt, so kann ich getrost den Faden wieder aufnehmen, und sage Dir in der Hauptsache: Amen, es geschehe also! Morgen also fahre ich fort. – Alle Deine Pläne und Wünsche sind just die meinigen und mir grade recht, – grade bis zum Anfange October hoffe ich mit dem Ganzen aus dem Groben (wie Act I) fertig zu seyn, grade dann kann ich (wenn überhaupt) am besten von hier abkommen, – ich erluchse mir 14. Tage Urlaub, komme zu Dir, und wir wollen feilen, hobeln und zimmern daß es eine Lust seyn soll. Dann will ich auch gern in Feuer und Flammen über die zweite Oper gerathen, – das Sujet verschweigst Du mir in der That am füglichsten bis dahin daß dies aus der Luft ist, und dann bin ich in der Uebung und es soll schon gehen. Aber daß Du mir gar nichts, kein Material, keine von den “vielen Rosinen” geschickt hast, in deren Erwarten ich diese 14 Tage her brach gelegen habe wie ein Faulthier, das disappointed mich jämmerlich! Und nun willst Du einen Sceneplan für Act 2 und 3 haben, ein Dings womit ich keinesweges im Reinen bin. Darin erwartete ich grade Deine Hülfe, und thue es noch. Vorläufig schreibe ich Dir ab, was Du über Act 2. schriebst: “Der 2te Act müßte dagegen wieder in der Hütte anfangen, und da müßte die Exposition von dem seyn, was bei Hofe vorgegangen ist – daß das Fest zur Erkennung von Vastolas Geliebtem seyn soll, – wo die Mutter Pervonte hintreibt. Vielleicht könnte die Mutter die Zeitung lesen, was ein Motiv zu einer curiosen komischen Arie wäre, und darin zum Fest die Aufforderung finden. Sie könnte erst allein seyn und ihn wieder nach Holz geschickt haben, und von ihrem neulichen Schreck über das Bündel noch sprechen. Dann käme er mit dem Bündel, klagt’ kurz daß er nicht mehr gehen wolle, die Mutter putzt in heraus und er geht zum Fest. Vielleicht sie mit, das wäre glaub ich gut. – Dann das Fest recht ausführlich. Da mußt Du Dir ein paar alte, nette Ritterspiele oder dgl. ausdenken. Auch eine Mat de Cocagne, Wurstgreifen oder dgl. (Es müßten die 3 Stände nach einander vorüberziehen) Vastolas Auftreten müßte fast toll seyn, – sie macht sich aus allen den Leuten nichts, will immer fort, eine gute Recitativ- oder dgl Scene (auch müßte sie im Court Journal das die Mutter läse für toll oder behext ausgegeben seyn) Zuletzt beim Mat de Cocague Pervonte mit der Mutter. Umarmung etc. Der junge Liebhaber muß in der Scene wirken, Perv. erstechen wollen – Vast muß ihn schützen – (überhaupt kann sie in der ganzen Scene rührend werden, und vielleicht kann durch die Tollheit schon die Liebe zum Edelmann, wenn er turnirt, etwas durchgucken) etc – die Scene schlösse mit dem Jammern der Mutter, des Edelmanns und des Chors. Dann das Stranden der Gondel. Decoration vorne und hinten Meer, nur ein öder Strich Land, das Verhungern unvermeidlich – dann Wielands Scene wo Vast. zahm wird – weiter schreibe ich heute nicht – fange Du nur bald den 1sten Act an, so will ich Dir alles Uebrige schicken – ich hab noch für den letzten Act manches im Kopfe. — ” Das ist in der Hauptsache ganz schön und unverbeßerlich. Also erst die Hütte. Wie wäre es aber, wenn Perv. allein drin wäre; (die Mutter etwa ausgegangen – oder wir sähen sie ausgehen um sich nach Neuigkeiten zu erkundigen, da sie aus Perv. und seiner Geschichte mit Feen und dem Bündel nicht klug werden kann – zur Nachbarin) – wenn nun Vastola, allein, zu ihm käme, liebeverloren? Sie hätt eine große Arie – wenigstens ein Feld dazu, – oder wir könnten ein Duett haben. – Die Gespielinnen fänden sie auf, führen sie mit Gewalt, als halbverrückt oder verhext, hinweg. Pervonte nähme wenig Antheil an alle dem. Dann käme die Mutter wieder, mit Neuigkeiten über den Zustand der Prinzeßin, über das beschlossene Fest (– die Zeitung kann ich nicht goutieren – sie ist zu sehr gegen das übrige Costum) – und während sie exponirte, erschallten schon die Trompeten und d Stimmen der öffentlichen Herolde, die das Fest ausrufen. Allerdings gingen sie dann beide zum Fest. – Das Fest selber ganz wie Du sagst. – Meer haben wir nicht bei der Hand, – die Delinquenten würden also blos abgeführt. – Wir nun in dem Kahn? Können wir, während sie schwimmen, Erklärungen und Wünsche vor sich gehen laßen – ich glaube nicht. Der Kahn strandet von selber, oder in Folge eines zufälligen Wunsches, der nachher erklärt würde. Von selber, als wahrer Schiffbruch, wäre aber wohl beßer. – Nun wird, nach der Erklärung zwischen den Beiden, der Pallast heran gewünscht – und damit muß der 2te Act schließen – in Pracht und mit unsichtbarem Chor, aber neben Errettung aus der Leiblichen Noth steckt Vastola noch in der geistigen – Pervonte wünscht sich die Speisen und die Brunnen vom Wein – und ißt und trinkt und verhöhnt Vastola, die vergebens seufzt und sich sehnt, während er lustig ist und zuletzt – meinetwegen unter dem Singen der Vögel, einschläft. – Der dritte Act – ? Das Fragezeichen ist bedeutsam – ich halte den Act für sehr schwer. Astolfo muß hinein, – der Hof von Salerno muß hergewünscht werden – das scheint mir beßer als wenn sie hin gehen – und ich glaube es giebt guten Spaß wenn die Leute alle miteinander in fremdem Terrain ankommen. Astolfo, hab ich mir gedacht, müßte einzig Rettung für Vast. aus der Verzaubrung sehen, wenn er sie zu immer tolleren Wünschen verleidete; – er müßte, vielleicht von ihr selber, die damit geprahlt hätte, das Geheimniß wißen – vielleicht könnte er zuletzt darauf kommen, ihr zu rathen, daß Perv. sich Verstand erbitten möge. – Hätte er den, so wäre zu überlegen, ob er gleich enttäuscht wäre und enttäuschen könnte, – oder ob noch einige Extravaganzen vor sich gingen. Auch das wäre im Detail zu bestimmen, wie die endl Entzauberung vor sich gehen sollte – Wielands Manier ist sehr hübsch – wäre es nur in Scene zu bringen. Ich glaube wir müßen sie Alle drei bei einander laßen, und sie finden sich dann in Salerno wieder. – Am Schluß wäre Pervonte in der Hütte, natürlich, und da erschienen wieder die Feen, und hängen ihn als ihrem Günstling an. – Die Feen mögte ich noch einmal, in der Mitte haben, am kritischsten Puncte – wie wäre das zu machen? Bedenk Dich über den Astolfo – daß wir seine Theilnahme und Verschlingung am und ins Ganze recht herauskriegen. Ich bin ein schlechter Erfinder, immer, und heute insbesondere, – aber ich wollte Dir umgehend antworten, und Du nimmst vorlieb und antwortest gleichfalls umgehend und ausführlichst. Jemehr Material, Bemerkungen, Winke, was es auch sey, desto willkommner, – ich habe gern das Ausführen. Schreibe mir Deine Meinung über Alles und noch Einiges. – Alles was Du über den die Schwäche im ersten Act sagst, ist richtig und noch lange nicht genug was die Mängel betrifft, aber die Musikstücke sind leicht und gern gemacht wenn wir beisammen sind und die ganze Oper dazu. Astolfo muß schon im ersten Act mehr singen und seyn. – Habe aber schönsten Dank für Deine vermutende Nachricht. – Also Anfang October! Sey uns auch hübsch wieder zurück – ich freue mich, daß sich Alles so gut trifft. – Mit dem Port ists bedenklich! Wo ist der zu kriegen, und wie zu schicken? – Moscheles wollte ich heute Deine Grüße bringen – traf sie aber nicht – am Mittwoch gehen sie auf mehr als 4 Wochen nach BroadStairs – in der Nähe von Ramsgate. – Goldschmidts sind Alle auf der Insel Wight – er geht ab und zu – der Frau gehts beßer, wenn auch langsam. Alle Welt ist fort, ich bin allein wie ein rechter Prat seyn muß. Deine Grüße an Horsleys sind gleich gestern Abend ausgerichtet – und freundlichst empfangen. Mary und Fanny sind auf 3 Wochen bei Verwandten in TunbridgeWells. Sophy spielt Deine Fantasie, die wir alle schrecklich lieben. – O schicktest Du mir doch was Neues zum Spielen – bald, – es thäte mir zwischen dem Reimen und Ersinnen so sehr gut. Kannst Dus nicht mit dem Courier? – Wahrscheinlich besucht Dich Moscheles Bruder – er wird Sonntag oder Mittwoch abgehen – er wußte noch nicht welchen Weg. Nimm in Deinen Brief so viel möglich meine obigen Vorschläge mit auf – es wird mir gehen wir Dir, – ich muß in solcher Eile schreiben daß ich kaum wißen werde was ich gesagt habe. – Lebewohl – Dein CKL.
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Morgen also fahre ich fort. – Alle Deine Pläne und Wünsche sind just die meinigen und mir grade recht, – grade bis zum Anfange <hi rend="latintype">October</hi> hoffe ich mit dem Ganzen aus <hi n="1" rend="underline">dem Groben</hi> (wie <hi rend="latintype">Act</hi> I) fertig zu seyn, grade dann kann ich (wenn überhaupt) am besten von hier abkommen, – ich erluchse mir 14. Tage Urlaub, komme zu Dir, und wir wollen feilen, hobeln und zimmern daß es eine Lust seyn soll. Dann will ich auch gern in Feuer und Flammen über die zweite Oper<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0a19f226-ce15-4204-9faa-666e2507d727" xml:lang="de">die zweite Oper – siehe Brief fmb-1834-07-31-01 (Brief Nr. 977) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 31. Juli 1834, Z. 44 ff.: »Ich habe nämlich zu unsrer zweiten Oper, die wir unmittelbar machen müssen, sobald diese hier componirt ist, einen so göttlichen Stoff aufgefunden, der Dich so in Feuer und Flammen setzen wird, daß ich die Freude gar nicht erwarten kann, ihn Dir mitzutheilen. Es ist das schönste Opernsujet, das es bis jetzt giebt, und liegt ganz fertig da.« Es ist nicht klar, worauf Felix Mendelssohn Bartholdy in dieser Briefstelle anspielt. Er beschäftigte sich mit einer Vielzahl von Opernprojekten, die Stoffe wie das Nibelungenlied, Genoveva, Faust, Hamlet, The Tempest und Lorelei einschlossen, die aber, vermutlich wegen eines Kindheitstraumas, sämtlich nie verwirklicht wurden. </note> gerathen, – das Sujet verschweigst Du mir in der That am füglichsten bis dahin daß dies aus der Luft ist, und dann bin ich in der Uebung und es soll schon gehen.</p> <p>Aber daß Du mir gar nichts, kein Material, keine von den “vielen Rosinen” geschickt hast,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c602223-c4ec-4829-95ef-2b99d4c0cd79" xml:lang="de">keine von den “vielen Rosinen” geschickt hast – bezieht sich auf die Redewendung »Rosinen im Kopf« und damit auf Felix Mendelssohn Bartholdys Ideen zum Opernlibretto Pervonte oder auch zu seinem zweiten Opernprojekt, das er Carl Klingemann persönlich mitteilen wollte.</note> in deren Erwarten ich diese 14 Tage her brach gelegen habe wie ein Faulthier, das <hi rend="latintype">disappointed</hi> mich jämmerlich! Und nun willst Du einen Sceneplan für <hi rend="latintype">Act</hi> 2 und 3 haben, ein Dings womit ich keinesweges im Reinen bin. Darin erwartete ich grade Deine Hülfe, und thue es noch. Vorläufig schreibe ich Dir ab, was Du über <hi rend="latintype">Act</hi> 2. schriebst:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f049f8dd-4fd7-496d-9890-d1fb356b922f" xml:lang="de">was Du über Act 2. schriebst – siehe Brief fmb-1834-06-11-02 (Brief Nr. 952) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 11. Juni 1834, Z. 72-96.</note></p> <p>“Der 2<hi rend="superscript">te</hi> <hi rend="latintype">Act</hi> müßte dagegen wieder in der Hütte anfangen, und da müßte die Exposition von dem seyn, was bei Hofe vorgegangen ist – daß das Fest zur Erkennung von <hi rend="latintype">Vastolas</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_941499bf-0706-43a4-b4ea-47815d13db3a" xml:lang="de">Vastolas – Vastola ist die zweite Hauptfigur in Carl Klingemanns Opernlibretto Pervonte. </note> Geliebtem seyn soll, – wo die Mutter <hi rend="latintype">Pervonte</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f4077636-d4af-4880-b83d-68ccdb67656d" xml:lang="de">Pervonte – Pervonte ist die erste Hauptfigur in Carl Klingemanns Opernlibretto Pervonte. </note> hintreibt. Vielleicht könnte die Mutter die Zeitung lesen, was ein Motiv zu einer curiosen komischen Arie wäre, und darin zum Fest die Aufforderung finden. Sie könnte erst allein seyn und ihn wieder nach Holz geschickt haben, und von ihrem neulichen Schreck über das Bündel noch sprechen. Dann käme er mit dem Bündel, klagt’ kurz daß er nicht mehr gehen wolle, die Mutter putzt in heraus und er geht zum Fest. Vielleicht sie mit, das wäre glaub ich gut. – Dann das Fest recht ausführlich. Da mußt Du Dir ein paar alte, nette Ritterspiele oder dgl. ausdenken. Auch eine <hi rend="latintype">Mat de Cocagne</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_956c3eda-3529-452a-b812-322daa8557dc" xml:lang="fr ">mât de cocagne – frz., schmieriger Pfahl. Der schmierige Pfahl ist ein traditionelles Spiel, bei dem man auf einen Pfahl klettert, um eines oder mehrere der daran hängenden Gegenstände zu greifen.</note> Wurstgreifen oder dgl. (Es müßten die 3 Stände nach einander vorüberziehen) <hi rend="latintype">Vastolas</hi> Auftreten müßte fast toll seyn, – sie macht sich aus allen den Leuten nichts, will immer fort, eine gute Recitativ- oder dgl Scene (auch müßte sie im <hi rend="latintype">Court Journal</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_16368c44-32e7-46cd-a609-aee48cf4b130" xml:lang="fr ">Court Journal – frz., Hofbericht.</note> das die Mutter läse für toll oder behext ausgegeben seyn) Zuletzt beim <hi rend="latintype">Mat de Cocague Pervonte</hi> mit der Mutter. Umarmung etc. Der junge Liebhaber muß in der Scene wirken, <hi rend="latintype">Perv</hi>. erstechen wollen – <hi rend="latintype">Vast</hi> muß ihn schützen – (überhaupt kann sie in der ganzen Scene rührend werden, und vielleicht kann durch die Tollheit schon die Liebe zum Edelmann, wenn er turnirt, etwas durchgucken) <hi rend="latintype">etc</hi> – die Scene schlösse mit dem Jammern der Mutter, des Edelmanns und des Chors. Dann das Stranden der Gondel. Decoration vorne und hinten Meer, nur ein öder Strich Land, das Verhungern unvermeidlich – dann <hi rend="latintype">Wielands</hi> Scene wo <hi rend="latintype">Vast</hi>. zahm wird – weiter schreibe ich heute nicht – fange Du nur bald den 1<hi rend="superscript">sten</hi> <hi rend="latintype">Act</hi> an, so will ich Dir alles Uebrige schicken – ich hab noch für den letzten <hi rend="latintype">Act</hi> manches im Kopfe. — ”</p> <p>Das ist in der Hauptsache ganz schön und unverbeßerlich. Also erst die Hütte. Wie wäre es aber, wenn <hi rend="latintype">Perv</hi>. allein drin wäre; (die Mutter etwa ausgegangen – oder wir sähen sie ausgehen um sich nach Neuigkeiten zu erkundigen, da sie aus <hi rend="latintype">Perv</hi>. und seiner Geschichte mit Feen und dem Bündel nicht klug werden kann – zur Nachbarin) – wenn nun <hi rend="latintype">Vastola</hi>, allein, zu ihm käme, liebeverloren? Sie hätt eine große Arie – wenigstens ein Feld dazu, – oder wir könnten ein Duett haben. – Die Gespielinnen fänden sie auf, führen sie mit Gewalt, als halbverrückt oder verhext, hinweg. <hi rend="latintype">Pervonte</hi> nähme wenig Antheil an alle dem. Dann käme die Mutter wieder, mit Neuigkeiten über den Zustand der Prinzeßin, über das beschlossene Fest (– die Zeitung kann ich nicht goutieren – sie ist zu sehr gegen das übrige Costum) – und während sie exponirte, erschallten schon die Trompeten und d Stimmen der öffentlichen Herolde, die das Fest ausrufen. Allerdings gingen sie dann <hi n="1" rend="underline">beide</hi> zum Fest. – Das Fest selber ganz wie Du sagst. – Meer haben wir nicht bei der Hand, – die Delinquenten würden also blos abgeführt. – Wir nun in dem Kahn? Können wir, während sie schwimmen, Erklärungen und Wünsche vor sich gehen laßen – ich glaube nicht. Der Kahn strandet von selber, oder in Folge eines zufälligen Wunsches, der nachher erklärt würde. Von selber, als wahrer Schiffbruch, wäre aber wohl beßer. – Nun wird, nach der Erklärung zwischen den Beiden, der Pallast heran gewünscht – und damit muß der 2<hi rend="superscript">te</hi> <hi rend="latintype">Act</hi> schließen – in Pracht und mit unsichtbarem Chor, aber neben Errettung aus der Leiblichen Noth steckt <hi rend="latintype">Vastola</hi> noch in der geistigen – <hi rend="latintype">Pervonte</hi> wünscht sich die Speisen und die Brunnen vom Wein – und ißt und trinkt und verhöhnt <hi rend="latintype">Vastola</hi>, die vergebens seufzt und sich sehnt, während er lustig ist und zuletzt – meinetwegen unter dem Singen der Vögel, einschläft. –</p> <p>Der dritte <hi rend="latintype">Act</hi> – ? Das Fragezeichen ist bedeutsam – ich halte den <hi rend="latintype">Act</hi> für sehr schwer. <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Astolfo</hi> muß hinein</hi>, – der Hof von <hi rend="latintype">Salerno</hi> muß hergewünscht werden – das scheint mir beßer als wenn sie hin gehen – und ich glaube es giebt guten Spaß wenn die Leute alle miteinander in fremdem Terrain ankommen. <hi rend="latintype">Astolfo</hi>, hab ich mir gedacht, müßte einzig Rettung für <hi rend="latintype">Vast</hi>. aus der Verzaubrung sehen, wenn er sie zu immer tolleren Wünschen verleidete; – er müßte, vielleicht von ihr selber, die damit geprahlt hätte, das Geheimniß wißen – vielleicht könnte er zuletzt darauf kommen, ihr zu<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> rathen, daß <hi rend="latintype">Perv</hi>. sich Verstand erbitten möge. – Hätte er den, so wäre zu überlegen, ob er gleich enttäuscht wäre und enttäuschen könnte, – oder ob noch einige Extravaganzen vor sich gingen. Auch das wäre im Detail zu bestimmen, wie die endl Entzauberung vor sich gehen sollte – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b0db3972-d511-4dc5-a6e7-7d826f24f712">Wielands<name key="PSN0115764" style="hidden" type="person">Wieland, Christoph Martin (1733-1813)</name></persName></hi> Manier ist sehr hübsch – wäre es nur in Scene zu bringen. Ich glaube wir müßen sie Alle drei bei einander laßen, und sie finden sich dann in <hi rend="latintype">Salerno</hi> wieder. – Am Schluß wäre <hi rend="latintype">Pervonte</hi> in der Hütte, natürlich, und da erschienen wieder die Feen, und hängen ihn als ihrem Günstling an. –</p> <p>Die Feen mögte ich noch einmal, in der Mitte haben, am kritischsten Puncte – wie wäre das zu machen?</p> <p>Bedenk Dich über den <hi rend="latintype">Astolfo</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_abf16849-563c-4201-bb85-8434c133d8c7" xml:lang="de">Astolfo – Figur in Carl Klingemanns Opernlibretto Pervonte. </note> – daß wir seine Theilnahme und Verschlingung am und ins Ganze recht herauskriegen.</p> <p>Ich bin ein schlechter Erfinder, immer, und heute insbesondere, – aber ich <hi n="1" rend="underline">wollte</hi> Dir umgehend antworten, und Du nimmst vorlieb und antwortest gleichfalls <hi n="1" rend="underline">umgehend</hi> und <hi n="1" rend="underline">ausführlichst</hi>. Jemehr Material, Bemerkungen, Winke, was es auch sey, desto willkommner, – ich habe gern das Ausführen. Schreibe mir Deine Meinung über Alles und noch Einiges. –</p> <p>Alles was Du über <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_0bb6c9e0-5cfb-44dc-b304-335f561e347a">den</del> <add place="above">die Schwäche im<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> ersten <hi rend="latintype">Act</hi> sagst, ist richtig und noch lange nicht genug was die Mängel betrifft, aber die Musikstücke sind leicht und gern gemacht wenn wir beisammen sind und die ganze Oper dazu. <hi rend="latintype">Astolfo</hi> muß schon im ersten <hi rend="latintype">Act</hi> mehr singen und seyn. – Habe aber schönsten Dank für Deine vermutende Nachricht.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d030bfbf-45e3-4ccb-b006-818a5e2c4f2a" xml:lang="de">Deine vermutende Nachricht – siehe Brief fmb-1834-07-31-01 (Brief Nr. 977) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 31. Juli 1834.</note> – Also Anfang October! Sey uns auch hübsch wieder zurück – ich freue mich, daß sich Alles so gut trifft. –</p> <p>Mit dem <hi rend="latintype">Port</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_69f98910-004c-401a-8419-7f1e50efaff6" xml:lang="de">Port – Portwein.</note> ists bedenklich! <hi n="1" rend="underline">Wo</hi> ist der zu kriegen, und wie zu schicken? – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_59a8e7a1-98e2-4c33-a31b-c44ec5aa532b">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> wollte ich heute Deine Grüße bringen – traf sie aber nicht – am <date cert="high" when="1834-08-13" xml:id="date_4dbd1321-481f-478e-a184-12c12793c486">Mittwoch</date> gehen sie auf mehr als 4 Wochen nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_00f3f57e-bcf2-42f2-8622-c1079670b284">BroadStairs<settlement key="STM0104783" style="hidden" type="locality">Broadstairs</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> – in der Nähe von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_dca30dc1-3909-49e2-a340-932c8e98310a">Ramsgate<settlement key="STM0103246" style="hidden" type="locality">Ramsgate</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b7d814e2-bcc7-4cf2-ba1b-8424e09ea938">Goldschmidts<name key="PSN0111438" style="hidden" type="person">Goldschmidt, Familie von → Adolph G.</name></persName></hi> sind Alle auf der <placeName xml:id="placeName_7b1a3479-9025-4ae3-95d3-37bbda755277">Insel <hi rend="latintype">Wight</hi><settlement key="STM0104561" style="hidden" type="area">Isle of Wight</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> – <persName xml:id="persName_61b4de20-df37-4f63-a833-a14d8303953e">er<name key="PSN0111441" style="hidden" type="person">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> geht ab und zu – der <persName xml:id="persName_59955cb5-dc50-4074-ae18-a376de595e97">Frau<name key="PSN0111446" style="hidden" type="person">Goldschmidt, Marie Elise Jeanette</name></persName> gehts beßer, wenn auch langsam. Alle Welt ist fort, ich bin allein wie ein rechter Prat<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_be9ba676-a277-45d1-a17c-452248d395f2" xml:lang="en">Prat– engl., Dummkopf, Trottel.</note> seyn muß. Deine Grüße an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ed79a904-ed97-4ca9-a49f-5d6b380f6996">Horsleys<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName></hi> sind gleich gestern Abend ausgerichtet – und freundlichst empfangen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_92b4ea66-2c2b-4528-bcca-195bde60a4b9">Mary<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f3a7eaa0-a9e9-4a4b-820c-a4e2062854a1">Fanny<name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName></hi> sind auf 3 Wochen bei Verwandten in <placeName xml:id="placeName_c62c0a8f-acac-4779-9cda-2944d8c36c28"><hi rend="latintype">TunbridgeWells</hi><settlement key="STM0103484" style="hidden" type="locality">Tunbridge Wells</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f2fc3e83-b72a-4e54-b4d1-e5d81701883d">Sophy<name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName></hi> spielt Deine <title xml:id="title_3b3986ef-f321-47d6-9194-ce52a02da62b">Fantasie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lehf0ecz-gn1x-00wp-ryma-d6owppmbfqio"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100440" style="hidden">Fantasie (Sonate écossaise) fis-Moll, 29. Januar 1833<idno type="MWV">U 92</idno><idno type="op">28</idno></name></title>, die wir alle schrecklich lieben. – O schicktest Du mir doch was Neues zum Spielen – bald, – es thäte mir zwischen dem Reimen und Ersinnen so sehr gut. Kannst Dus nicht mit dem Courier? – Wahrscheinlich besucht Dich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f458d58c-5e25-4224-8b4a-d988a7ee526b">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> <persName xml:id="persName_55693986-d218-40a8-bccd-5b10a6bb33d5">Bruder<name key="PSN0113442" style="hidden" type="person">Moscheles, Simon Joachim (1795-1845)</name></persName> – er wird <date cert="high" when="1834-08-10" xml:id="date_1293f3bb-606e-4603-8b25-868c833f1df1">Sonntag</date> oder <date cert="high" when="1834-08-13" xml:id="date_dbba4521-4376-407c-a374-dad72dc55e7c">Mittwoch</date> abgehen – er wußte noch nicht welchen Weg.</p> <p>Nimm in Deinen Brief so viel möglich meine obigen Vorschläge mit auf – es wird mir gehen wir Dir, – ich muß in solcher Eile schreiben daß ich kaum wißen werde was ich gesagt habe. –</p> <closer rend="center">Lebewohl –</closer> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">CKL</hi>.</signed> </div> </body> </text></TEI>