gb-1834-08-06-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Berlin, 6. August 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 7-8 / 6/8], [N 1 / 11 8], Siegel.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ich habe einmal Deinen
niente! so muß ich, Deinem mir so lieben schmeichelhaften Wunsch gemäß, ohne das Ersehnte einige Worte sagen! Zuerst v. Reisen!
définitivementverboten! ich wünsche also doppelt, Dich so bald und lang als mögl. bei uns zu haben,
einziger Schatz! denn ich berechne, daß ich Dich im Wagen den ganzen Tag um mich hätte, und so höchstens auf einige Stunden
miowärmen kann.
rendezvous, und um Dich und uns keine Zeit verlieren zu machen halt ichs fürs Gescheiteste –
almeno per noi– daß Du kommest, sobald Du willst und
kannst, und dann zweifle ich gar nicht, er werde mit Dir gehen, wohin Du einen Zug hast! Denn Reisen ist ihm für ewig ans Herz gewachsen, und niemand geht v. hier oder kömmt an, der ihm nicht neue Lust erregt. Ist er mit
Dir, so bin ich ruhig; aber allein möcht ich ihn nicht mehr ziehen laßen, es möchte denn nur eine Strecke weit sein, wohin er sich mit Dir
appointirte. – Bis zum
t
agitirensollte, und so erfuhr sie seine Ernennung bei Fremden, die sie besuchte. – Auch den alten
derFamilie werden. Sie ist alles Mitleids und Intereßes bedürftig und würdig. Ich habe dem guten Alten versprechen müßen, daß Du sie alle in
englishmendort werden Dich auch
amusiren. Vater war so glückl., ihnen einige kleine Dienste leisten zu können, Du hast keine Idee von ihrer Erkenntlichkeit.
seine Konstitution zieml. wohl und hat sogar nicht nöthig, dies Jahr nach Ems zu gehen.
Wie mies ist mir übrigens vor allen Aerzten, geliebter Felix! und wie herzl. bitte ich dem guten gemäßigtes Wetter wird mich am besten ganz herstellen. Ich war in traurigem Zustande. Nur hypochondrisch! Von dieser Krankheit, zu der Du Anlage zu haben schienst, sich endlich zu heilen; ich kenne jetzt dies Monstrum, es ist greulich. – Der darauf bat der König ihn zu Tisch.
Der Hauman
brillant, kräftig, fertig die Violin, und
à livre ouvert. Gestern brachte er
undLafonts
naivsagte,
quel dommage que v. n’ayiez pas un meilleur goût! – Sein
ungeheureViolin spielen. Er zeigte mir auch einen Aufsatz von
über ihn, der mir Lust macht, ihn zu hören.Berlioz
Il a un talent tout à fait dramatique! sagt der Hiesige. Es wird viel mit ihm gestritten, Kunst, Politik,
tutto,
tutto, unter andern über
hat Dich inHauman
comptoir sein muß. Auch die
commismachen Badereise und da muß er sich höllisch anstrengen. Ich bin sehr froh, daß er nicht
einmal Kopfweh gehabt, trotz der gewaltigen Arbeit in der Hundshitze.
Ich hoffe gewiß, er macht sich dem associrt sich einst mit auch haben mögen. Gefühl und Liebe muß alles ebnen und ausgleichen. Unter uns, am wenigsten gütig und nachsichtig macht sich si vieillesse pouvait ) erst die Einsicht und Milde geben muß! –
Haumanund die Geschwister eßen bei uns, ich muß unterirdisch regieren.
Berlin 6 August Ich habe einmal Deinen Br . erwarten wollen, um Dir zu schreiben, liebster goldner Junge! aber heut ist schon Mittw., da er sonst schon Mont. zu kommen pflegt – niente! so muß ich, Deinem mir so lieben schmeichelhaften Wunsch gemäß, ohne das Ersehnte einige Worte sagen! Zuerst v. Reisen! Stosch hat es mir nun définitivement verboten! ich wünsche also doppelt, Dich so bald und lang als mögl. bei uns zu haben, einziger Schatz! denn ich berechne, daß ich Dich im Wagen den ganzen Tag um mich hätte, und so höchstens auf einige Stunden mio wärmen kann. Vater ist auch unschlüßig oder geheimnißvoll mit rendezvous, und um Dich und uns keine Zeit verlieren zu machen halt ichs fürs Gescheiteste – almeno per noi – daß Du kommest, sobald Du willst und kannst, und dann zweifle ich gar nicht, er werde mit Dir gehen, wohin Du einen Zug hast! Denn Reisen ist ihm für ewig ans Herz gewachsen, und niemand geht v. hier oder kömmt an, der ihm nicht neue Lust erregt. Ist er mit Dir, so bin ich ruhig; aber allein möcht ich ihn nicht mehr ziehen laßen, es möchte denn nur eine Strecke weit sein, wohin er sich mit Dir appointirte. – Bis zum 3. war die Hitze so fürchterl., und wir haben so gräßl. gelitten, daß man an nichts denken konnte. Was Vater mit Recht verdrießl. macht, ist, der dadurch verursachte schreckl. Zustand unsres Gartens. Solche Dürre haben wir, seit wir ihn besitzen, nicht erlebt: dies Frühjahr ist viel an das sonst verpachtete Stück Land gewendet worden, jetzt sehen wir jede Mühe und vieles Geld rein weggeworfen; was noch spärl. wächst, ist nicht zu genießen; kein Grashalm auf den vielen Rasenplätzen, so daß Sebast. s Schaf nicht einmal Futter findet; der Flieder verwelkt, und was das Aergste, wir verlieren an der neuen Porcellanseitenmauer vermuthl. eine Menge Bäume, die dicht an den Wurzeln abgestochen sind, und jedes Tropfens Nahrung aus der Erde verlustig gehen. Wein und Obstbäume müssen gegoßen werden; was ist dies spärl. Waßer jedoch gegen die entsetzl., unausgesetzte Sonnenhitze, die Dürre, den Mangel an Thau sogar! Die vortreffliche Vegetation, Anfangs des Sommers so frisch und üppig, ist ganz zerstört, unser Garten eine wahre Wüste! Gemüse und Obst sind dermaßen spärl. und schlecht, daß man um die Küche ernsthaft in Verlegenheit ist, sogar für die Kartoffelernte hat man Besorgniße. – D. 3t muß es in der Umgegend gewittert haben, denn es kühlte sich plötzl. bis zum Herbstlichen ab; heut ists schon wieder heiß, und steigt es wie früher, so bin ich ganz in Verzweiflung, denn ich kann es jetzt weniger als irgend früher vertragen, obwohl ich mich tägl. ein klein homöopathisch bischen beßer befinde. Diesen Morgen hab ich Vatern bereits 50 Seiten in Goethe und Z. vorgelesen (was Dir das Gesagte bestätigen wird. ) Es ist aber kaum die Mühe werth; sehr Gewöhnliches und Unbedeutendes! Du wirst es hier finden. – Reißigers Oper scheint nicht gefallen zu haben, obwohl Rellst. sie lobt. Das Einzige was wir davon erfuhren, ist, daß der Mann v. Fannys Köchin (1 Arbeiter) darin durch einen Schuß im Kopf verwundet wurde; daß keiner der pflichtmäßig anwesend sein sollenden Aerzte da war und man einen zuschauenden Chirurg rufen mußte – also ein Stück mit Soldaten, Schießen und allem dummen mordernen Unfug; Ungeschicklichkeit obenein. – Sonnt. waren die Steffens hier; welch ein liebes freundl., dankbares Gemüth hat unser Rektor! er ist glückl., so ehrenvoll, mit 23 Stimmen unter 29 Wählenden, ernannt worden zu sein, und so dankbar für die ihm bewiesene Theilnahme, daß es ordentl. rührend ist, ihn so bewegt und beredt zu sehen. Der Frau hatte er den Tag der Wahl absichtl. unrichtig angegeben, damit sie sich nicht agitiren sollte, und so erfuhr sie seine Ernennung bei Fremden, die sie besuchte. – Auch den alten Becker haben wir als einen grundbraven, tüchtigen, vielerfahrenen, geprüften Mann kennen gelernt. Gestern reiste er mit der armen Zilly und seinem jüngern Sohn Friedrich. So gut es dem unglückl. Kinde werden kann, wirds ihr in der Familie werden. Sie ist alles Mitleids und Intereßes bedürftig und würdig. Ich habe dem guten Alten versprechen müßen, daß Du sie alle in Offenb. besuchen würdest, wenn Du nach Fft. kämst. Die vielen jungen englishmen dort werden Dich auch amusiren. Vater war so glückl., ihnen einige kleine Dienste leisten zu können, Du hast keine Idee von ihrer Erkenntlichkeit. Julie hat mir eben einen sehr langen Besuch gemacht; sie ist stets höchst aimable, klug, witzig, theilnehmend, praktisch und brav in allen Verhältnißen. Sie grüßt Dich sehr; Heyse ist für seine Konstitution zieml. wohl und hat sogar nicht nöthig, dies Jahr nach Ems zu gehen. Wie mies ist mir übrigens vor allen Aerzten, geliebter Felix! und wie herzl. bitte ich dem guten Bing das Unrecht ab, daß ich ihm in Gedanken manchmal gethan! Die andern sind nicht klüger, aber viel weniger gut und theilnehmend. Stosch nun gar vornehm, überbeschäftigt; mich hat er aller Wahrscheinlichk. nach ganz falsch beurtheilt, indeß Gottlob sehr wenig verordnet. Seine valeriana und Beckers Morgenglas, Orthmanns Abend Glas Waßer gebrauche ich fortwährend, das Eis ist abgesetzt; gutes gemäßigtes Wetter wird mich am besten ganz herstellen. Ich war in traurigem Zustande. Nur hypochondrisch! Von dieser Krankheit, zu der Du Anlage zu haben schienst, sich endlich zu heilen; ich kenne jetzt dies Monstrum, es ist greulich. – Der König hat sich wieder menschlich gut gezeigt; ein ganzer Schweif übler Disposition und Nachrede lief v. Rußl. über Stosch hieher, und die neidischen Kollegen verbreiteten und multiplicirten es nicht wenig; darauf bat der König ihn zu Tisch. Der Brüßeler H. Hauman, ein lebhafter kluger Mann ist wieder hier (er schenkte mir voriges Jahr Mend. s sämtl. Werke, als er mit Erstaunen erfuhr, wir besäßen nichts davon) und entwickelte plötzl. ein sehr bedeutendes Musiktalent, das uns als Dilettantism und weil wirs bisher nie ahndeten, höchlich überraschte. Er spielte höchst brillant, kräftig, fertig die Violin, und die schweren Beethov. mit Fannyà livre ouvert. Gestern brachte er Lafonts und Herziaden mit, worauf ihm Fanny sehr naiv sagte, quel dommage que v. n’ayiez pas un meilleur goût! – Sein 23 jähr. Bruder soll nach seiner Aussage, ungeheure Violin spielen. Er zeigte mir auch einen Aufsatz von Berlioz über ihn, der mir Lust macht, ihn zu hören. Il a un talent tout à fait dramatique! sagt der Hiesige. Es wird viel mit ihm gestritten, Kunst, Politik, tutto, tutto, unter andern über Hensels Bild, das er gern in Brüß. ausgestellt haben will. (der Musiker Hauman hat Dich in Lond. gesehn. Pauls Strohprüfungszeit geht gleich zu Ende; er hatte kaum Zeit sich zu grämen, da er unausgesetzt bis 7, manchmal bis 9 Abends im comptoir sein muß. Auch die commis machen Badereise und da muß er sich höllisch anstrengen. Ich bin sehr froh, daß er nicht einmal Kopfweh gehabt, trotz der gewaltigen Arbeit in der Hundshitze. Onkel ist, was uns alle sehr erfreut, mit seinem Eifer, Fleiß und Geschick höchst zufrieden. Das kann in finanzieller Hinsicht eine Stütze für Euch Künst- und Wißenschaft Geschwister werden. Ich hoffe gewiß, er macht sich dem Joseph Hause wesentl. nützlich und associrt sich einst mit Alex., auch der Himmel so seinen Segen geben wolle, als früher zu der societät der 2 Brüder! Ich beschäftige mich jetzt viel mit der Zukunft, und freue mich, sie wohlgeordnet und hoffnungsreich für meine geliebten Kinder in prophet. Geist zu sehen. Seid stets einig was Eure Individualitäten auch Widersprechendes und Durchkreuzendes auch haben mögen. Gefühl und Liebe muß alles ebnen und ausgleichen. Unter uns, am wenigsten gütig und nachsichtig macht sich Reb. jetzt. Der große Mathem. lernt auch, welch schweres Geschütz ein Pantöffelchen sei. Ihr Joch ist nicht sanft. Wirkl. Schade um ihren Witz und Liebenswürdigkeit; ich muß ihr aber stets wiederholden, wenn man solch liebes Kind wie Walter hat, muß man nicht beißig wie die älteste Jungfer sein, und sich böses Blut machen. – Verdammt, daß das Alter (si vieillesse pouvait) erst die Einsicht und Milde geben muß! – Mein einzig Leben, sei glückl., gesund, wohlgemuth. Du bleibst mein Herzblatt, Gott schütze Dich, laß auch bald v. Dir hören!Hauman und die Geschwister eßen bei uns, ich muß unterirdisch regieren. Ewig treu.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-08-06-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1834-08-06-01" xml:id="title_20c8493e-cf04-4cc0-8df5-1026c0310b25">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 6. August 1834</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_e8f14d0c-7adb-4ac7-87a1-2d4f52a08ea2">Ich habe einmal Deinen Br . erwarten wollen, um Dir zu schreiben, liebster goldner Junge! aber heut ist schon Mittw., da er sonst schon Mont. zu kommen pflegt – niente! so muß ich, Deinem mir</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_7010b5c5-61d0-4a04-9f40-1e02e563e0b4">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1834-07-17-01" type="precursor" xml:id="title_a62d9cbd-011f-4d98-8b07-a120b2efdb17">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 17. Juli 1834</title> <title key="fmb-1834-08-05-01" type="successor" xml:id="title_513ab3e8-a699-4a30-809e-e743261b0287">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 4. und 5. August 1834</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author> <respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_05323f3d-5f22-4b88-9992-650342d86f7e"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_f7e08947-abe4-4126-bf60-982b816e2e1c"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 29/238.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1834-08-06-01" type="letter" xml:id="title_32c2797c-bf65-496c-9af2-239722758d80">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 6. August 1834</title> <incipit>Ich habe einmal Deinen Br . erwarten wollen, um Dir zu schreiben, liebster goldner Junge! aber heut ist schon Mittw., da er sonst schon Mont. zu kommen pflegt – niente! so muß ich, Deinem mir</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 7-8 / 6/8], [N 1 / 11 8], Siegel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-08-06" xml:id="date_6b668cf1-320c-4255-9599-59a1a52a9729">6. August 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_5ae4debb-421c-46ac-9a67-552000995f6b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_0716d794-fe6b-4954-b647-e6e7fb95c1f0"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_bc0f7e19-460f-4630-80e6-e4fa840a2765">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_4c2f4320-46bb-484c-b5ef-342ff1cccbaf"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_1c53ddf2-9bdc-4c09-8a56-9bedfe2f91ac"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn</addrLine> <addrLine>Bartholdy</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Düßldorf</addrLine> <addrLine>frei</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_fe25535b-e2ca-45a1-8945-5c145d8748fb"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_4698d379-ff02-47f4-aad7-fe87ca79883a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_406ce2bd-ab60-4cb5-ad55-9bc88a7efb0c">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1834-08-06" xml:id="date_4ec9606d-a218-48d0-a6d7-dcd6bc0f2120">6 August</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich habe einmal Deinen <title xml:id="title_94bd4479-e282-4a9a-a7c3-f61604e9ea53">Br <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1834-07-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 17. Juli 1834</name></title>. erwarten wollen, um Dir zu schreiben, liebster goldner Junge! aber <date cert="high" when="1834-08-06" xml:id="date_103de932-8794-4d7c-84ee-3948dfeb80e8">heut</date> ist schon Mittw., da er sonst schon <date cert="high" when="1834-08-04" xml:id="date_cde6db47-5bc3-4e43-b5be-cf305cf7ca2a">Mont</date>. zu kommen pflegt – <hi rend="latintype">niente</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d3eee332-dfdc-47ca-8027-5fe2498b7adb" xml:lang="it ">niente – ital. niente, nichts.</note> so muß ich, Deinem mir so lieben schmeichelhaften Wunsch gemäß, ohne das Ersehnte einige Worte sagen! Zuerst v. Reisen! <persName xml:id="persName_25ada92a-1b46-4b34-844a-1530946244bd">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> hat es mir nun <hi rend="latintype">définitivement</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_eb69bb81-dec7-4e11-a130-45a7a0ec1d68" xml:lang="fr ">définitivement – frz., endgültig.</note> verboten! ich wünsche also doppelt, Dich so bald und lang als mögl. bei uns zu haben, <hi n="1" rend="underline">einziger Schatz</hi>! denn ich berechne, daß ich Dich im Wagen den ganzen Tag um mich hätte, und so höchstens auf einige Stunden <hi rend="latintype">mio</hi> wärmen kann. <persName xml:id="persName_cb93ec39-940e-424e-ac73-888b46155dd5">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ist auch unschlüßig oder geheimnißvoll mit <hi rend="latintype">rendezvous</hi>, und um Dich und uns keine Zeit verlieren zu machen halt ichs fürs Gescheiteste – <hi rend="latintype">almeno per noi</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f716d910-80bc-4399-99a3-29a2ebae8bd0" xml:lang="it ">almeno per noi – ital., zumindest für uns.</note> – daß Du kommest, sobald Du willst und <hi n="1" rend="underline">kannst</hi>, und dann zweifle ich gar nicht, er werde mit Dir gehen, wohin Du einen Zug hast! Denn Reisen ist ihm für ewig ans Herz gewachsen, und niemand geht v. hier oder kömmt an, der ihm nicht neue Lust erregt. Ist er mit <hi n="1" rend="underline">Dir</hi>, so bin ich ruhig; aber allein möcht ich ihn nicht mehr ziehen laßen, es möchte denn nur eine Strecke weit sein, wohin er sich mit Dir <hi rend="latintype">appointirte</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9e3f0a9d-acdd-4892-9d69-94c529ced75b" xml:lang="de">appointirte – von engl. appoint, verabreden.</note> – Bis zum <date cert="high" when="1834-08-03" xml:id="date_9ac6010c-07ba-4ab3-85b3-800648a137ad">3.</date> war die Hitze so fürchterl., und wir haben so gräßl. gelitten, daß man an nichts denken konnte. Was Vater mit Recht verdrießl. macht, ist, der dadurch verursachte schreckl. Zustand unsres Gartens. Solche Dürre haben wir, seit wir ihn besitzen, nicht erlebt: dies Frühjahr ist viel an das sonst verpachtete Stück Land gewendet worden, jetzt sehen wir jede Mühe und vieles Geld rein weggeworfen; was noch spärl. wächst, ist nicht zu genießen; kein Grashalm auf den vielen Rasenplätzen, so daß <persName xml:id="persName_082613f0-60de-40ac-b0de-484cc614378b">Sebast<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName>.s Schaf nicht einmal Futter findet; der Flieder verwelkt, und was das Aergste, wir verlieren an der neuen Porcellanseitenmauer vermuthl. eine Menge Bäume, die dicht an den Wurzeln abgestochen sind, und jedes Tropfens Nahrung aus der Erde verlustig gehen. Wein und Obstbäume müssen <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_8209ea0f-4128-40a3-9dec-e194870e0e37"><corr resp="writer">begoßen</corr><sic resp="writer">gegoßen</sic></choice> werden; was ist dies spärl. Waßer jedoch gegen die entsetzl., unausgesetzte Sonnenhitze, die Dürre, den Mangel an Thau sogar! Die vortreffliche Vegetation, Anfangs des Sommers so frisch und üppig, ist ganz zerstört, unser Garten eine wahre Wüste! Gemüse und Obst sind dermaßen spärl. und schlecht, daß man um die Küche ernsthaft in Verlegenheit ist, sogar für die Kartoffelernte hat man Besorgniße. – D. <date cert="high" when="1834-08-03" xml:id="date_e227cde4-54e4-4513-8e17-be128cdc702e">3<hi rend="superscript">t</hi></date> muß es in der Umgegend gewittert haben, denn es kühlte sich plötzl. bis zum Herbstlichen ab; heut ists schon wieder heiß, und steigt es wie früher, so bin ich ganz in Verzweiflung, denn ich kann es jetzt weniger als irgend früher vertragen, obwohl ich mich tägl. ein klein homöopathisch bischen beßer befinde.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Diesen Morgen hab ich Vatern bereits 50 Seiten in <title xml:id="title_81d7f351-61c0-4538-b1b4-39f06d3eab88">Goethe und Z.<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title> vorgelesen (was Dir das Gesagte bestätigen wird.) Es ist aber kaum die Mühe werth; sehr Gewöhnliches und Unbedeutendes! Du wirst es hier finden. – <persName xml:id="persName_279d997a-b09f-4028-ad8e-0400e3277dde">Reißigers<name key="PSN0114129" style="hidden" type="person">Reißiger (Reissiger), Carl Gottlieb (1798-1859)</name></persName> <title xml:id="title_14dad851-cb18-42c6-9d5d-ed6cc62c57b9">Oper<name key="PSN0114129" style="hidden" type="author">Reißiger (Reissiger), Carl Gottlieb (1798–1859)</name><name key="CRT0110439" style="hidden" type="music">Die Felsenmühle zu Etalières op. 71</name></title> scheint nicht gefallen zu haben, obwohl Rellst. sie lobt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_baf46543-9bd4-4cb4-b5b4-ba6a7a88a5b0" xml:lang="de">Reißigers Oper scheint nicht gefallen zu haben, obwohl Rellst. sie lobt – Carl Gottlieb Reißigers Oper Die Felsenmühle zu Etalières op. 71 (UA Dresden, 1830) wurde am 3. August 1834 als Festoper zum Geburtstag des Königs unter seiner Leitung aufgeführt.</note> Das Einzige was wir davon erfuhren, ist, daß der Mann v. <persName xml:id="persName_78cf4cf4-d795-4145-b70c-16f1de3f958e">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Köchin (1 Arbeiter) darin durch einen Schuß im Kopf verwundet wurde; daß keiner der pflichtmäßig anwesend sein sollenden Aerzte da war und man einen zuschauenden Chirurg rufen mußte – also ein Stück mit Soldaten, Schießen und allem dummen mordernen Unfug; Ungeschicklichkeit obenein. – <date cert="high" when="1834-08-03" xml:id="date_7dad55f7-32b3-4e24-9405-b617f6fdab4a">Sonnt</date>. waren die <persName xml:id="persName_9b3392fb-5916-42a3-9c07-595e2b8debda">Steffens<name key="PSN0115075" style="hidden" type="person">Steffens, Familie von → Henrik S.</name></persName> hier; welch ein liebes freundl., dankbares Gemüth hat unser Rektor!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0a6a2c52-26b6-4fc8-a3d5-4a0221b57226" xml:lang="de">Steffens … unser Rektor! – Henrik Steffens war 1834/35 Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.</note> er ist glückl., so ehrenvoll, mit 23 Stimmen unter 29 Wählenden, ernannt worden zu sein, und so dankbar für die ihm bewiesene Theilnahme, daß es ordentl. rührend ist, ihn so bewegt und beredt zu sehen. Der <persName xml:id="persName_2fb2e01f-5e4c-4c82-a08f-a1d243572c1a">Frau<name key="PSN0115077" style="hidden" type="person">Steffens, Johanna (Hanna) (1784-1855)</name></persName> hatte er den Tag der Wahl absichtl. unrichtig angegeben, damit sie sich nicht <hi rend="latintype">agitiren</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c220dcf-90e1-4515-890d-251caf850906" xml:lang="de">sich agitiren – beunruhigen, aufregen.</note> sollte, und so erfuhr sie seine Ernennung bei Fremden, die sie besuchte. – Auch den alten <persName xml:id="persName_829d9216-6123-4a02-8e26-3edd706bdaa0">Becker<name key="PSN0116157" style="hidden" type="person">Becker, Carl Ferdinand (II) (1775-1849)</name></persName> haben wir als einen grundbraven, tüchtigen, vielerfahrenen, geprüften Mann kennen gelernt. Gestern reiste er mit der armen <persName xml:id="persName_47d6510d-6ffd-4570-acf7-fa05a71ab0a2">Zilly<name key="PSN0109752" style="hidden" type="person">Becker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876)</name></persName> und seinem jüngern Sohn <persName xml:id="persName_1ddaecb8-f9c9-4539-aa54-9a163b056ef5">Friedrich<name key="PSN0116154" style="hidden" type="person">Becker, Friedrich (1815-1887)</name></persName>. So gut es dem unglückl. Kinde werden kann, wirds ihr in <hi n="1" rend="underline">der</hi> Familie werden. Sie ist alles Mitleids und Intereßes bedürftig und würdig. Ich habe dem guten Alten versprechen müßen, daß Du sie alle in <placeName xml:id="placeName_64b80377-1ef5-4ba0-899c-f89834182c5e">Offenb<settlement key="STM0103245" style="hidden" type="locality">Offenbach</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. besuchen würdest, wenn Du nach <placeName xml:id="placeName_ab0bb7da-7a76-46d5-ad4f-7309d68287f6">Fft<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. kämst. Die vielen jungen <hi rend="latintype">englishmen</hi> dort werden Dich auch <hi rend="latintype">amusiren</hi>. Vater war so glückl., ihnen einige kleine Dienste leisten zu können, Du hast keine Idee von ihrer Erkenntlichkeit.</p> <p><persName xml:id="persName_4d5ffac9-7278-4def-bf38-bee0dbd26b96">Julie<name key="PSN0111974" style="hidden" type="person">Heyse, Julie (Julchen) Caroline Marie Henriette (bis 1812 Gela Salomon) (1787-1864)</name></persName> hat mir eben einen sehr langen Besuch gemacht; sie ist stets höchst aimable, klug, witzig, theilnehmend, praktisch und brav in allen Verhältnißen. Sie grüßt Dich sehr; <persName xml:id="persName_31fb29c1-b072-42f6-b5bb-77a36245b78c">Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> ist für <hi n="1" rend="underline">seine</hi> Konstitution zieml. wohl und hat sogar nicht nöthig, dies Jahr nach Ems zu gehen.</p> <p>Wie <hi rend="latintype">mies</hi> ist mir übrigens vor allen Aerzten, geliebter Felix! und wie herzl. bitte ich dem guten <persName xml:id="persName_08fbf9cf-9748-42dd-b7c8-d1e7c44b7c9b">Bing<name key="PSN0109955" style="hidden" type="person">Bing, Abraham Herz (1769-1835)</name></persName> das Unrecht ab, daß ich ihm in Gedanken manchmal gethan! Die andern sind nicht klüger, aber viel weniger gut und theilnehmend. <persName xml:id="persName_69b67067-0e11-4cbb-82e4-edba2bc635ee">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> nun gar vornehm, überbeschäftigt; mich hat er aller Wahrscheinlichk. nach ganz falsch beurtheilt, indeß Gottlob sehr wenig verordnet. Seine valeriana<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9785187c-fff8-497c-8409-40d4a83738b3" xml:lang="la ">valeriana – lat. valeriana officinalis, Baldrian.</note> und <persName xml:id="persName_f65999c1-bf70-4fbd-b33d-eddadc87ff38">Beckers<name key="PSN0109751" style="hidden" type="person">Becker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834)</name></persName> Morgenglas, <persName xml:id="persName_1f664e9c-71b9-4f11-817a-a305b45a946b">Orthmanns<name key="PSN0113654" style="hidden" type="person">Ohrtmann, Wilhelm Ludwig Rudolf (1804-1865)</name></persName> Abend Glas Waßer gebrauche ich fortwährend, das Eis ist abgesetzt; gutes <hi rend="latintype">gemäßigtes</hi> Wetter wird mich am besten ganz herstellen. Ich <hi n="1" rend="underline">war</hi> in traurigem Zustande. Nur hypochondrisch! Von <hi n="1" rend="underline">dieser</hi> Krankheit, zu der Du Anlage zu haben <hi n="1" rend="underline">schienst</hi>, sich <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_22ea715f-d9f5-4d92-96b6-33b09dddf0d4">endlich</del> zu heilen; ich kenne jetzt dies Monstrum, es ist greulich. – Der <persName xml:id="persName_8337b2bd-3697-4b03-ab7b-c0d474d596b2">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> hat sich wieder menschlich gut ge<seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>zeigt; ein ganzer Schweif übler Disposition und Nachrede lief v. Rußl.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8a185533-9773-43e9-bd84-299c92d56619" xml:lang="de">Rußl. – Russland.</note> über Stosch hieher, und die neidischen Kollegen verbreiteten und multiplicirten es nicht wenig; <hi n="1" rend="underline">da</hi>rauf bat der König ihn zu Tisch.</p> <p>Der <placeName xml:id="placeName_db7c65cf-f181-4095-bcf3-5a4dc26450ce">Brüßeler<settlement key="STM0100602" style="hidden" type="locality">Brüssel (Bruxelles)</settlement><country style="hidden">Belgien</country></placeName> <persName xml:id="persName_f88b8685-c704-4f08-92be-de1c172e0865">H. <hi rend="latintype">Hauman</hi><name key="PSN0116980" style="hidden" type="person">Haumann, Bruder von → Théodore H.</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3bb6d560-67e2-4d11-9d8e-7e76d2b4f41d" xml:lang="de">Der Brüßeler H. Hauman – der Advokat Haumann, ein Bruder des Violinvirtuosen Théodore Haumann.</note> ein lebhafter kluger Mann ist wieder hier (er schenkte mir voriges Jahr <title xml:id="title_fd936833-1142-4bdb-b0d4-00dd8ac1781c">Mend.s sämtl. Werke<name key="PSN0113232" style="hidden" type="author">Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729–1786)</name><name key="CRT0112379" style="hidden" type="science">Moses Mendelssohn’s sämmtliche Werke</name></title>, als er mit Erstaunen erfuhr, wir besäßen nichts davon) und entwickelte plötzl. ein sehr bedeutendes Musiktalent, das uns als Dilettantism und weil wirs bisher nie ahndeten, höchlich überraschte. Er spielte höchst <hi rend="latintype">brillant</hi>, kräftig, fertig die Violin, und <title xml:id="title_e5fca82d-98e8-46ed-a408-20469787bcc3">die schweren Beethov.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108074" style="hidden" type="music">Sonaten für Klavier und Violine</name></title> mit <persName xml:id="persName_790af317-5732-4da4-9738-c6578d0dd507">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName><hi rend="latintype">à livre ouvert</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_20f7104f-0f35-493d-a103-d70986c10b0c" xml:lang="fr ">à livre ouvert. – frz., mühelos.</note> Gestern brachte er <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c89b0729-a847-45c3-8944-081d5ffc7f13">Lafonts<name key="PSN0112645" style="hidden" type="person">Lafont, Charles Philippe (1781-1839)</name></persName></hi> und <persName xml:id="persName_35c179d1-0919-4500-9110-eccacfbf07ec">Herziaden<name key="PSN0111939" style="hidden" type="person">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c00781ed-032e-4e3c-a70d-e15c43b6d729" xml:lang="de">Lafonts und Herziaden – Kompositionen von Charles Philippe Lafont und Henri Herz.</note> mit, worauf ihm Fanny sehr <hi rend="latintype">naiv</hi> sagte, <hi rend="latintype">quel dommage que v. n’ayiez pas un meilleur goût</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b1410253-5653-445c-a590-e3f338c38ef5" xml:lang="fr ">quel dommage que v. n’ayiez pas un meilleur goût! – frz., wie schade, daß Sie keinen besseren Geschmack haben!</note> – Sein <persName xml:id="persName_ce8da27c-841f-4a7f-b6de-8c8561a6d9b8">23 jähr. Bruder<name key="PSN0111766" style="hidden" type="person">Haumann, Théodore (1808-1878)</name></persName> soll nach seiner Aussage, <hi n="1" rend="underline">ungeheure</hi> Violin spielen. Er zeigte mir auch einen Aufsatz von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_904f7b00-7ca2-4314-ac70-a924ce0f196a">Berlioz<name key="PSN0109886" style="hidden" type="person">Berlioz, Louis Hector (1803-1869)</name></persName></hi> über ihn,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b9986dfe-6dcc-4eee-9495-4f748c97cf2d" xml:lang="de">einen Aufsatz von Berlioz über ihn – siehe Hector Berlioz, La critique musicale 1823-1863, Bd. 1: 1823-1834, hrsg. von H. Robert Cohen und Yves Gérard, Paris 1996, S. 128 f., S. 187 ff., 225 ff. und S. 425 ff. </note> der mir Lust macht, ihn zu hören. <hi rend="latintype">Il a un talent tout à fait dramatique</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_eea4126f-a6eb-4d08-b3bf-4ebc8039035a" xml:lang="fr ">Il a un talent tout à fait dramatique! – frz., er hat ein durch und durch dramatisches Talent!</note> sagt der Hiesige. Es wird viel mit ihm gestritten, Kunst, Politik, <hi rend="latintype">tutto</hi>, <hi rend="latintype">tutto</hi>, unter andern über <title xml:id="title_2c8a3509-c931-46eb-b579-fc91158779ba">Hensels Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name></title>, das er gern in <placeName xml:id="placeName_31f28d2d-4150-4f76-928a-21a2b9aefb4f">Brüß<settlement key="STM0100602" style="hidden" type="locality">Brüssel (Bruxelles)</settlement><country style="hidden">Belgien</country></placeName>. ausgestellt haben will. (der Musiker <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1d286b58-cd4b-4c93-a786-f4bcbbd3063b">Hauman<name key="PSN0111766" style="hidden" type="person">Haumann, Théodore (1808-1878)</name></persName></hi> hat Dich in <placeName xml:id="placeName_d0aaf1f5-bdc9-4319-a4e1-416385a133c9">Lond<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. gesehn.</p> <p><persName xml:id="persName_56fba948-060a-43d6-88b9-2197569f5ee3">Pauls<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Strohprüfungszeit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b1ed6c20-917f-47dd-8e81-7b32c038aca9" xml:lang="de">Pauls Strohprüfungszeit – Paul Mendelssohn Bartholdy und Albertine Heine verlobten sich am 22. April 1834.</note> geht gleich zu Ende; er hatte kaum Zeit sich zu grämen, da er unausgesetzt bis 7, manchmal bis 9 Abends im <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_48a1d55d-73a5-4a01-a8df-b694940f7f76">comptoir<name key="PSN0113239" style="hidden" type="person">Mendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</name></persName></hi> sein muß. Auch die <hi rend="latintype">commis</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c74f55a7-f6d3-41fe-b29a-5f0ac41b38a0" xml:lang="fr ">commis – frz., Angestellten.</note> machen Badereise und da muß er sich höllisch anstrengen. Ich bin sehr froh, daß er nicht <hi n="1" rend="underline">ein</hi>mal Kopfweh gehabt, trotz der gewaltigen Arbeit in der Hundshitze. <persName xml:id="persName_25c3a2cf-aa8c-4e6a-90a9-e1cd487e3ffd">Onkel<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> ist, was uns alle sehr erfreut, mit seinem Eifer, Fleiß und Geschick höchst zufrieden. Das kann in finanzieller Hinsicht eine Stütze für Euch Künst- und Wißenschaft Geschwister werden.</p> <p>Ich hoffe gewiß, er macht sich dem <persName xml:id="persName_0e9e7a95-bc4e-4bfc-bdcf-b4c34492831e">Joseph Hause<name key="PSN0113239" style="hidden" type="person">Mendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</name></persName> wesentl. nützlich und <hi rend="latintype">associrt</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f890094a-3b1a-43fb-9adc-3c8848e20b86" xml:lang="de">associrt – verbindet; von frz. associer.</note> sich einst mit <persName xml:id="persName_133fde88-adc7-4443-8cf6-4c2bc9db81e9">Alex<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName>., auch der Himmel so seinen Segen geben wolle, als früher zu der societät der 2 Brüder!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_12234edc-2c6d-47bc-aa07-1cbb2fca1892" xml:lang="de">der societät der 2 Brüder – Abraham Mendelssohn Bartholdy war zusammen mit seinem Bruder Joseph von 1811 bis 1821 Teilhaber des Berliner Bankhauses J. & A. Mendelssohn.</note> Ich beschäftige mich jetzt viel mit der Zukunft, und freue mich, sie wohlgeordnet und hoffnungsreich für meine geliebten Kinder in prophet. Geist zu sehen. Seid stets einig was Eure Individualitäten auch Widersprechendes und Durchkreuzendes <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_4030a980-4940-41a3-8592-907ed39d00d3">auch</del> haben mögen. Gefühl und Liebe muß alles ebnen und ausgleichen. Unter uns, am wenigsten gütig und nachsichtig macht sich <persName xml:id="persName_c68ce783-8b50-40e8-b993-00f3323c0504">Reb<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. jetzt. Der große <persName xml:id="persName_af8f0940-ed15-45f5-b566-65791e4c34bb">Mathem.<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> lernt auch, welch schweres Geschütz ein Pantöffelchen sei. Ihr Joch ist nicht sanft<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1eb52900-10cc-4c42-95d6-356540956a8c" xml:lang="de">Ihr Joch ist nicht sanft – Anspielung auf den sog. »Heilandsruf« in Mt 11,28-30.</note>. Wirkl. Schade um ihren Witz und Liebenswürdigkeit; ich muß ihr aber stets wiederholden, wenn man solch liebes Kind wie <persName xml:id="persName_f80fee66-e714-43c4-931c-c26965e191b6">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> hat, muß man nicht beißig wie die älteste Jungfer sein, und sich böses Blut machen. – Verdammt, daß das Alter (<hi rend="latintype">si vieillesse <hi n="1" rend="underline">pouvait</hi></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_aad27f89-3f50-43eb-b624-7b291cb0a034" xml:lang="fr ">si vieillesse pouvait – frz., wenn das Alter könnte. Teil des Sprichworts »si jeunesse savait, si vieillesse pouvait« (»Wenn die Jugend wüßte und das Alter könnte«).</note>) erst die Einsicht und Milde geben muß! – <seg type="closer">Mein einzig Leben, sei glückl., gesund, wohlgemuth. Du bleibst mein Herzblatt, Gott schütze Dich, laß auch bald v. Dir hören!</seg><hi rend="latintype">Hauman</hi> und die Geschwister eßen bei uns, ich muß unterirdisch regieren.</p> <closer rend="right">Ewig treu.</closer> </div> </body> </text></TEI>