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gb-1834-08-01-01

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Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, zwischen dem 7. Juni und 2. August 1834 Recht innig freue ich mich, liebster Felix, daß unsre Angelegenheiten, nun hoffentlich zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit, nunmehr in Ordnung gebracht sind. Wenn ich auch zu schwach bin, um Ihnen jemals die Treue, anhängliche Fürsorge, die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin; Düsseldorf, 7. Juni 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin; Düsseldorf, 2. August 1834 Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/228. Autograph Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, zwischen dem 7. Juni und 2. August 1834 Recht innig freue ich mich, liebster Felix, daß unsre Angelegenheiten, nun hoffentlich zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit, nunmehr in Ordnung gebracht sind. Wenn ich auch zu schwach bin, um Ihnen jemals die Treue, anhängliche Fürsorge, die

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. Datum ermittelt: geschrieben nach dem 7. Juni 1834 und vor Mendelssohn Bartholdys Antwort: Siehe Brief fmb-1834-08-02-03 (Brief Nr. 981) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin; Düsseldorf, 2. August 1834. Siehe auch Julius Rietz’ Angabe hier: » daß ich selbst mit bangen Sorgen erfüllt wurde, als während langer 6 Wochen /: [ehe] ich Ihren letzten Bescheid erhielt :/ keine Antwort von Düsseldorf eintraf«.

Julius Rietz

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

zwischen dem 7. Juni und 2. August 1834 Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)counter-resetRietz, August Wilhelm Julius (1812–1877) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877) Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)

Recht innig freue ich mich, liebster Felix, daß unsre Angelegenheiten, nun hoffentlich zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit, nunmehr in Ordnung gebracht sind. Wenn ich auch zu schwach bin, um Ihnen jemals die Treue, anhängliche Fürsorge, die Sie für mich gehabt haben, zu danken, so sollen Sie sich doch nicht in mich mir geirrt haben, und ich will von Herzen alle meine Kräfte aufbieten, um Ihnen zu beweisen, daß Sie keinem Unwürdigen den ehrenvollen Posten,den ehrenvollen Posten – Julius Rietz wurde ab dem 1. Oktober 1834 als Cellist und zweiter Kapellmeister am Stadttheater in Düsseldorf angestellt. den ich im Begriff stehe einzunehmen, anvertraut haben. Die letzte Nachricht hat wie ein elektrischer Schlag auf mich gewirkt, denn Sie glauben gar nicht, in welcher ungeheuren Spannung ich seit einem halben Jahre, trotz der ziemlich untrüglichen Aussichten, fortwährend gelebt habe, die mich am Ende noch aufgerieben haben würde, wenn das Geschick und Sie, lieber Felix es nicht anders beschlossen hätten. Überhaupt Überzeugt kann ich sagen, daß die letzten beiden Jahre eine Zeit der höchsten Trübsal für mich war. Wenn schon meine Stellung im Königstädter TheaterKönigsstädtisches TheaterBerlinDeutschland,meine Stellung im Königstädter Theater – Bereits mit sechzehn Jahren trat Julius Rietz als Cellist in das Orchester des Königsstädtischen Theaters ein. unter der Botmäßigkeit eines – ich thue ihm Ehre an, wenn ich sage – LiedrichsCerf (Cerfberr), Carl Friedrich (bis 1818: Friedrich Hirsch) (1771-1845), bei diesem langweiligen Repertoir, das sich unter dem schlechtesten das Allerschlechteste aussuchte und auftischte, eine nichts weniger als angenehme war, wenn meine kleine Gage kaum zureichte, das nöthigste zu erringen, und mir nicht zuließ, auch nur den kleinsten Exceß zu wagen, so daß ich schon fast dieser Last allein erlag, wenn ich nebenher sah, daß alle die jungen Leute hier in Berlin, denen ich, ohne im entferntesten arrogant zu sein, auch nicht den kleinsten Vorzug vor mir einräume, berühmte Männer waren, deren Compositionen die Läden der Musikverleger wie Trophäen zierten, indeß ich nicht dahin konnte, das kleinste, selbst ohne alles Honorar, dem Publiko zu übergeben, wenn ich noch eine Sorge zu tragen hatte, die allein im Stande ist, einen Menschen von Gefühl und Temperament darniederzudrücken – so kann ich mein Glück gar nicht genug preisen, und kann es manchmal noch garnicht fassen, daß diese drückenden Verhältnisse mit einemmal zerstört sind, und ich mich in eine Lage versetzt sehe, die mir eine ehrevolle Laufbahn eröffnet, eine angenehme, sorgenfreie Zukunft verspricht. Ich singe mir in diesem Augenblicke die Stelle aus der Euryanthe dazu: O der Gedanke löst mich auf in Wonne<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name> etc:die Stelle aus der Euryanthe … O der Gedanke löst mich auf in Wonne etc: – Carl Maria von Weber Euryanthe Grosse heroisch-romantische Oper in 3 Akten (Text von Wilhelmina Christiane von Chézy), I. Akt, 5. Auftritt, Rezitativ Eglantine. Und nun dieses letzte halbe Jahr! Herr Gott im Himmel. Gezwungen wie ein Bierfiedler an dem Orte, wo man sonst, HaydnsHaydn, Franz Joseph (1732-1809), MozartsMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791) und BeethovensBeethoven, Ludwig van (1770-1827) Sinfonien spielte – Walzer und Galoppaden herunter zu fiedeln, widersetzte ich mich diesem Skandal mit revolutionärer Begeisterung; und bezweckte weiter nichts damit, als daß ich Amt und Brot verlor. Ich vergaß das wohl sehr leicht, als sich die lachende Aussicht mir darbot, die Kapell-|2|meisterstelle in MainzMainzDeutschland zu erhalten. Da schrieb ich dann Brief auf Brief, und erhielt nach 3 Monaten die abschlägliche Antwort. Ich kann Ihnen nicht verhehlen, daß ich selbst mit bangen Sorgen erfüllt wurde, als während langer 6 Wochen /: ehe ich Ihren letzten Bescheid erhielt :/ keine Antwort von Düsseldorf eintraf. Ich machte mir, wie meine Art gewöhnlich ist, da schon wieder 1000 trübe Vorstellungen, und hatte Mühe mich getrost zu erhalten, obgleich ich durch Spontini’s freundlichen AntragSpontini’s freundlichen Antrag – vgl. Brief gb-1834-04-25-02 Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 25. April 1834, Z.: »Spontini nämlich, der es, wie ich nun schon mehre Beweise davon habe, wahrhaftig gut und ehrlich mit mir meint, will mich nämlich in’s Königliche Orchester bringen, das jetzt, durch den Tod des auch Ihnen bekannten Cellospielers Bock, eines neuen VCellist bedarf«, sowie Brief gb-1834-05-27-01 Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 27. Mai 1834, Z.: »Auch drängt meinerseits Spontini in der Ihnen bekannten Sache ganz gewaltig um Entscheidung.« Siehe auch Spontinis hervorragendes Attest zu Julius Rietz Qualitäten als Pianist, Cellist, Komponist und dazu Kommentar zu Brief fmb-1834-03-10-01 (Brief Nr. 872) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin, Düsseldorf, 10. März 1834, Z. 12. geborgen war; aber wieder Orchester, wieder Salere,Salere – Saläre, Gehalt. wieder drückende Verhältnisse, das wäre mir doch ein wenig zu arg gewesen; aber nun ist es gut, besser als ich es je erwartete – und ich bin ganz zufrieden gestellt.

Wie ich Ihnen schon in einem früheren Briefe <name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)</name> <name key="gb-1834-05-02-01" style="hidden" type="letter">Julius Rietz und Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 2. Mai 1834</name> schrieb, entsage ich den Reisekosten recht gern, zumal wenn dadurch jene Zulage eher befördert werden kann. Meinen finanziellen Umständen ist durch einen glücklichen Zufall eine ansehnliche Vergrößerung zu Theil geworden, und ich werde mich schon einzurichten suchen, wenn nicht meine Präparate zur Reise zuviel Geld kosten, so bin ich willens, einige Tage früher von hier abzugehen, und von hier direct auf Mainz loszusteuern, und so weiter den Rhein entlang. Ich habe in Mainz, OffenbachOffenbachDeutschland und BonnBonnDeutschland Geschäfte, die, gelingen sie, von großem Vortheil für mich sein können, mißlingen sie, mir wenigstens nicht schaden, und mich nur um die Paar Thaler, die ich auf die Reise, mehr verwenden mußte, bringen, wofür ich dann aber auch etwas gesehen habe, und dadurch bedeutend ermuthigt sein werde. Mache ich die Reise so, wie ich eben gesagt, so gehe ich in den letzten 8 Tagen des Augusts von hier ab. Gehe ich aber graden Weges nach Düsseldorf, so denke ich, wenn ich am 2t 3t oder 4t September die Reise antrete, ist es zeitig genug. Wenn Sie mir auch keinen ausführlichen Brief mehr schreiben, so wäre es mir angenehm, wenn Sie mir in einer kleinen Einlage an PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874), Ihre Meinung über die Zeit meiner Abreise, und über folgende andere Sachen zukommen ließen: Ich sah nämlich Ihren Flügel und eine große Kiste mit Effecten etc die Ihnen nachgeschickt wurde, ehe Sie abgingen, in dem Hause Ihrer ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842). Was hat das Ihnen Fracht gekostet, und was hat man überhaupt für Einrichtungen in dieser Beziehung zu treffen, wie heißt der Spediteur, dem man in DüsseldorfDüsseldorfDeutschland die Sachen übersendet etc? Möchten Sie mir wohl über alles dies recht genaue Auskunft geben; ich bitte sehr darum, denn da bin ich garnicht in meinem Elemente. Auch würden Sie mich verbinden, wenn Sie mir einen guten Gasthof nennten, in welchen ich wenigstens die ersten Paar Tage verbleiben könnte, da ich mir doch dann ein oder ein Paar Zimmer für mich selbst miethen muß.

|3| Ich mißbillige im höchsten Grade die Ansprüche, die Herr RaederRaeder, Gustav (1810-1868) auf ein höheres Gehalt, als das ihm dargebotene, macht.die Ansprüche, die Herr Raeder ... macht – Julius Rietz hatte den in Berlin am Königsstädtischen Theater beschäftigten Bassbuffo Gustav Raeder für ein Engagement in Düsseldorf empfohlen. Dieses kam nicht zustande. Siehe fmb-1834-04-24-01 (Brief Nr. 912) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin; Düsseldorf, 24. April 1834, Z. 44 ff. Ich weiß nicht, ob Sie schon Antwort von ihm haben; sollte dies nicht sein, so erhalten Sie sie in den nächsten Tagen gewiß. Das Gehalt, welches Sie ihm überweisen, ist anständig, und bezahlt ihn, trotz seines bedeutenden Talents, vollständig. Obgleich meines großen Interesses für ihn, möchte ich Ihnen doch rathen, seinen Wünschen um Erhöhung der Gage nicht nachzukommen; denn gefällt er, wie ich es nicht bezweifele, so vergrößern sich seine Ansprüche mit der Zeit ohnedieß. Im übrigen bin ich überzeugt, daß er die Stelle doch annimmt, obschon ihm in Hamburg Gastrollen auf sogenanntes Gefallen und Nichtgefallen bewilligt sind. Ich bin vom letzteren überzeugt, da er dort ein Fach ausfüllen soll, das nicht das ihm von der Natur bestimmte ist, nemlich das des eigentlichen Baritons; ich habe aber fast noch keinen Schauspieler gesehen, dem die unglückselige Wuth, alles, es mag sich für ihn eignen, oder nicht, spielen zu wollen, nicht eigen gewesen wäre. Diese löbliche Eigenschaft habe ich auch erst kürzlich an Sigr. Räder bemerkt, und er glaubt sich vollkommen seinem Fache gewachsen. Er will in Hamburg als <hi rend="latintype">Figaro</hi> (<hi rend="latintype">Rossini’s</hi><name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792–1868)</name><name key="CRT0110573" style="hidden" type="music">Il barbiere di Siviglia ossia L’inutile precauzione</name>)Figaro (Rossini’s) – Figaro ist der örtliche Barbier in Sevilla aus der Oper »Il barbiere di Siviglia« von Gioachino Rossini. auftreten,) und fällt, natürlich, durch; indeß er ein ganz vortrefflicher BartoloBartolo – Dr. Bartolo ist eine Partie aus der Oper »Il barbiere di Siviglia« von Gioachino Rossini. ist. Das würde nun seinem Renommée natürlich sehr schaden, und auch bis nach Düsseldorf dringen, wo man ihn auf solche Weise mit Vorurtheilen empfangen würde. Darum sehen Sie sich vor; so bitte ich der guten Sache willen, ohne Ihnen im entferntesten meinen Rath aufdringen zu wollen, recht sehr. Sollte sich das Engagement machen, so ersuche ich Sie, ihm ja, falls die Figaro’s in Düsseldorf zur Aufführung kommen sollten, die Bartolo’s zur reserviren, indem ich erstere nicht von ihm gesehen habe, und für nichts stehen kann, und ich sie ihm, ehrlich gesagt, theils der äußern Erscheinung willen, theils der augenscheinlichen Richtung seines Talents willen, nicht zutraue. Allen wirklichen Baß Buffo’s: Leporello<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name>,Leporello – Partie aus der Oper »Don Giovanni« von Wolfgang Amadeus Mozart Papageno<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name>,Papageno – Partie aus der Oper »Die Zauberflöte« von Wolfgang Amadeus Mozart Bartolo, Amtmann<name key="PSN0112166" style="hidden" type="author">Iffland, August Wilhelm (1759–1814)</name><name key="CRT0112377" style="hidden" type="dramatic_work">Die Jäger. Ein ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen</name>Amtmann – Der Amtmann ist eine Figur aus August Wilhelm Ifflands »Die Jäger«. (! …) etc . ist er vollständig gewachsen, und wird sie mit Ehren ausfüllen; und ist es möglich, ihm dieses bedeutende Fach, kommen die Lustspielrollen noch dazu, ausschließlich zu überweisen, so bin ich des besten Erfolges gewiß. – Wie oft wird denn, beiläufig in Düsseldorf wöchentlich gespielt? Alle Tage doch unmöglich! – Weiß man schon, womit die Bühne eröffnet werden wird? – Ist die Oper: Adlers-Horst<name key="PSN0112072" style="hidden" type="author">Holtei, Karl Eduard von (1798–1880)</name><name key="CRT0109347" style="hidden" type="literature">Des Adlers Horst</name><name key="PSN0111396" style="hidden" type="author">Gläser, Franz Joseph (1798–1861)</name><name key="CRT0108791" style="hidden" type="music">Des Adlers Horst</name>, von HolteiHoltei, Karl Eduard von (1798-1880) und GläserGläser, Franz Joseph (1798-1861) schon früher in D: gegeben?die Oper: Adlers-Horst, von Holtei und Gläser schon früher in D: gegeben? – Des Adlers Horst, eine romantisch-komische Oper in drei Akten von Franz Gläser zu einem Text von Karl von Holtei, wurde am 29. Dezember 1832 im Königsstädtischen Theater Berlin uraufgeführt. Die Handlung geht auf eine Erzählung von Johanna Schopenhauer zurück. – Ich könnte noch 1000 Fragen stellen; am Ende aber würde garnichts mehr übrig bleiben, mündlich abzumachen, und ich ersuche Sie nur, mir über das bisher erbetene, gütigst Bescheid, und wo möglich im nächsten Briefe, den Sie PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) schreiben, zukommen zu lassen. Schwerlich möchten Sie also noch einen Brief, bevor ich abreise, von mir erhalten. Deshalb rufe ich: |4| Auf Wiedersehen und nenne mich Ihren treuergebenen

Julius Rietz.
Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877) Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)

P. S..

Sollte es etwa auf einen Irrthum beruhen, daß mein Engangement mit dem ersten Oktober c.c. – lat. cuius, dieses (Monats). und das, des Herrn RäderRaeder, Gustav (1810-1868), vom ersten November erst (: wie Sie in Ihrem Briefe melden :) angehen soll?daß mein Engangement mit dem ersten Oktober c. … angehen soll? – Julius Rietz bezieht sich offensichtlich auf einen Passus des ihm von Stadttheater Düsseldorf zugesandten Anstellungsvertrages.

Empfehlen Sie mich ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) recht sehr: Ich brenne vor Begierde, den: deutschen Adler kennen zu lernen.

            Recht innig freue ich mich, liebster Felix, daß unsre Angelegenheiten, nun hoffentlich zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit, nunmehr in Ordnung gebracht sind. Wenn ich auch zu schwach bin, um Ihnen jemals die Treue, anhängliche Fürsorge, die Sie für mich gehabt haben, zu danken, so sollen Sie sich doch nicht in mich geirrt haben, und ich will von Herzen alle meine Kräfte aufbieten, um Ihnen zu beweisen, daß Sie keinem Unwürdigen den ehrenvollen Posten, den ich im Begriff stehe einzunehmen, anvertraut haben. Die letzte Nachricht hat wie ein elektrischer Schlag auf mich gewirkt, denn Sie glauben gar nicht, in welcher ungeheuren Spannung ich seit einem halben Jahre, trotz der ziemlich untrüglichen Aussichten, fortwährend gelebt habe, die mich am Ende noch aufgerieben haben würde, wenn das Geschick und Sie, lieber Felix es nicht anders beschlossen hätten. Überzeugt kann ich sagen, daß die letzten beiden Jahre eine Zeit der höchsten Trübsal für mich war. Wenn schon meine Stellung im Königstädter Theater, unter der Botmäßigkeit eines – ich thue ihm Ehre an, wenn ich sage – Liedrichs, bei diesem langweiligen Repertoir, das sich unter dem schlechtesten das Allerschlechteste aussuchte und auftischte, eine nichts weniger als angenehme war, wenn meine kleine Gage kaum zureichte, das nöthigste zu erringen, und mir nicht zuließ, auch nur den kleinsten Exceß zu wagen, so daß ich schon fast dieser Last allein erlag, wenn ich nebenher sah, daß alle die jungen Leute hier in Berlin, denen ich, ohne im entferntesten arrogant zu sein, auch nicht den kleinsten Vorzug vor mir einräume, berühmte Männer waren, deren Compositionen die Läden der Musikverleger wie Trophäen zierten, indeß ich nicht dahin konnte, das kleinste, selbst ohne alles Honorar, dem Publiko zu übergeben, wenn ich noch eine Sorge zu tragen hatte, die allein im Stande ist, einen Menschen von Gefühl und Temperament darniederzudrücken – so kann ich mein Glück gar nicht genug preisen, und kann es manchmal noch garnicht fassen, daß diese drückenden Verhältnisse mit einemmal zerstört sind, und ich mich in eine Lage versetzt sehe, die mir eine ehrevolle Laufbahn eröffnet, eine angenehme, sorgenfreie Zukunft verspricht. Ich singe mir in diesem Augenblicke die Stelle aus der Euryanthe dazu: O der Gedanke löst mich auf in Wonne etc: Und nun dieses letzte halbe Jahr! Herr Gott im Himmel. Gezwungen wie ein Bierfiedler an dem Orte, wo man sonst, Haydns, Mozarts und Beethovens Sinfonien spielte – Walzer und Galoppaden herunter zu fiedeln, widersetzte ich mich diesem Skandal mit revolutionärer Begeisterung; und bezweckte weiter nichts damit, als daß ich Amt und Brot verlor. Ich vergaß das wohl sehr leicht, als sich die lachende Aussicht mir darbot, die Kapell-meisterstelle in Mainz zu erhalten. Da schrieb ich dann Brief auf Brief, und erhielt nach 3 Monaten die abschlägliche Antwort. Ich kann Ihnen nicht verhehlen, daß ich selbst mit bangen Sorgen erfüllt wurde, als während langer 6 Wochen /: ehe ich Ihren letzten Bescheid erhielt :/ keine Antwort von Düsseldorf eintraf. Ich machte mir, wie meine Art gewöhnlich ist, da schon wieder 1000 trübe Vorstellungen, und hatte Mühe mich getrost zu erhalten, obgleich ich durch Spontini’s freundlichen Antrag geborgen war; aber wieder Orchester, wieder Salere, wieder drückende Verhältnisse, das wäre mir doch ein wenig zu arg gewesen; aber nun ist es gut, besser als ich es je erwartete – und ich bin ganz zufrieden gestellt.
Wie ich Ihnen schon in einem früheren Briefe schrieb, entsage ich den Reisekosten recht gern, zumal wenn dadurch jene Zulage eher befördert werden kann. Meinen finanziellen Umständen ist durch einen glücklichen Zufall eine ansehnliche Vergrößerung zu Theil geworden, und ich werde mich schon einzurichten suchen, wenn nicht meine Präparate zur Reise zuviel Geld kosten, so bin ich willens, einige Tage früher von hier abzugehen, und von hier direct auf Mainz loszusteuern, und so weiter den Rhein entlang. Ich habe in Mainz, Offenbach und Bonn Geschäfte, die, gelingen sie, von großem Vortheil für mich sein können, mißlingen sie, mir wenigstens nicht schaden, und mich nur um die Paar Thaler, die ich auf die Reise, mehr verwenden mußte, bringen, wofür ich dann aber auch etwas gesehen habe, und dadurch bedeutend ermuthigt sein werde. Mache ich die Reise so, wie ich eben gesagt, so gehe ich in den letzten 8 Tagen des Augusts von hier ab. Gehe ich aber graden Weges nach Düsseldorf, so denke ich, wenn ich am 2t 3t oder 4t September die Reise antrete, ist es zeitig genug. Wenn Sie mir auch keinen ausführlichen Brief mehr schreiben, so wäre es mir angenehm, wenn Sie mir in einer kleinen Einlage an Paul, Ihre Meinung über die Zeit meiner Abreise, und über folgende andere Sachen zukommen ließen: Ich sah nämlich Ihren Flügel und eine große Kiste mit Effecten etc die Ihnen nachgeschickt wurde, ehe Sie abgingen, in dem Hause Ihrer Eltern. Was hat das Ihnen Fracht gekostet, und was hat man überhaupt für Einrichtungen in dieser Beziehung zu treffen, wie heißt der Spediteur, dem man in Düsseldorf die Sachen übersendet etc? Möchten Sie mir wohl über alles dies recht genaue Auskunft geben; ich bitte sehr darum, denn da bin ich garnicht in meinem Elemente. Auch würden Sie mich verbinden, wenn Sie mir einen guten Gasthof nennten, in welchen ich wenigstens die ersten Paar Tage verbleiben könnte, da ich mir doch dann ein oder ein Paar Zimmer für mich selbst miethen muß.
 Ich mißbillige im höchsten Grade die Ansprüche, die Herr Raeder auf ein höheres Gehalt, als das ihm dargebotene, macht. Ich weiß nicht, ob Sie schon Antwort von ihm haben; sollte dies nicht sein, so erhalten Sie sie in den nächsten Tagen gewiß. Das Gehalt, welches Sie ihm überweisen, ist anständig, und bezahlt ihn, trotz seines bedeutenden Talents, vollständig. Obgleich meines großen Interesses für ihn, möchte ich Ihnen doch rathen, seinen Wünschen um Erhöhung der Gage nicht nachzukommen; denn gefällt er, wie ich es nicht bezweifele, so vergrößern sich seine Ansprüche mit der Zeit ohnedieß. Im übrigen bin ich überzeugt, daß er die Stelle doch annimmt, obschon ihm in Hamburg Gastrollen auf sogenanntes Gefallen und Nichtgefallen bewilligt sind. Ich bin vom letzteren überzeugt, da er dort ein Fach ausfüllen soll, das nicht das ihm von der Natur bestimmte ist, nemlich das des eigentlichen Baritons; ich habe aber fast noch keinen Schauspieler gesehen, dem die unglückselige Wuth, alles, es mag sich für ihn eignen, oder nicht, spielen zu wollen, nicht eigen gewesen wäre. Diese löbliche Eigenschaft habe ich auch erst kürzlich an Sigr. Räder bemerkt, und er glaubt sich vollkommen seinem Fache gewachsen. Er will in Hamburg als Figaro (Rossini’s) auftreten, ) und fällt, natürlich, durch; indeß er ein ganz vortrefflicher Bartolo ist. Das würde nun seinem Renommée natürlich sehr schaden, und auch bis nach Düsseldorf dringen, wo man ihn auf solche Weise mit Vorurtheilen empfangen würde. Darum sehen Sie sich vor; so bitte ich der guten Sache willen, ohne Ihnen im entferntesten meinen Rath aufdringen zu wollen, recht sehr. Sollte sich das Engagement machen, so ersuche ich Sie, ihm ja, falls die Figaro’s in Düsseldorf zur Aufführung kommen sollten, die Bartolo’s zur reserviren, indem ich erstere nicht von ihm gesehen habe, und für nichts stehen kann, und ich sie ihm, ehrlich gesagt, theils der äußern Erscheinung willen, theils der augenscheinlichen Richtung seines Talents willen, nicht zutraue. Allen wirklichen Baß Buffo’s: Leporello, Papageno, Bartolo, Amtmann (! …) etc . ist er vollständig gewachsen, und wird sie mit Ehren ausfüllen; und ist es möglich, ihm dieses bedeutende Fach, kommen die Lustspielrollen noch dazu, ausschließlich zu überweisen, so bin ich des besten Erfolges gewiß. – Wie oft wird denn, beiläufig in Düsseldorf wöchentlich gespielt? Alle Tage doch unmöglich! – Weiß man schon, womit die Bühne eröffnet werden wird? – Ist die Oper: Adlers-Horst, von Holtei und Gläser schon früher in D: gegeben? – Ich könnte noch 1000 Fragen stellen; am Ende aber würde garnichts mehr übrig bleiben, mündlich abzumachen, und ich ersuche Sie nur, mir über das bisher erbetene, gütigst Bescheid, und wo möglich im nächsten Briefe, den Sie Paul schreiben, zukommen zu lassen. Schwerlich möchten Sie also noch einen Brief, bevor ich abreise, von mir erhalten. Deshalb rufe ich: Auf Wiedersehen und nenne mich Ihren treuergebenen
Julius Rietz.
P. S. .
Sollte es etwa auf einen Irrthum beruhen, daß mein Engangement mit dem ersten Oktober c. und das, des Herrn Räder, vom ersten November erst (: wie Sie in Ihrem Briefe melden :) angehen soll?
Empfehlen Sie mich Immermann recht sehr: Ich brenne vor Begierde, den: deutschen Adler kennen zu lernen.          
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August 1834</title> <author key="PSN0114200">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0114200" resp="writer">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_c2566612-9d24-4068-ac38-5a8683869463"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_24f91261-ca46-4dcc-ae5a-86d44d8b006f"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 29/228.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1834-08-01-01" type="letter" xml:id="title_967ee6e7-0d32-4c0c-be07-d4fc9010deb2">Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf;  Berlin, zwischen dem 7. Juni und 2. August 1834</title> <incipit>Recht innig freue ich mich, liebster Felix, daß unsre Angelegenheiten, nun hoffentlich zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit, nunmehr in Ordnung gebracht sind. Wenn ich auch zu schwach bin, um Ihnen jemals die Treue, anhängliche Fürsorge, die</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. Datum ermittelt: geschrieben nach dem 7. Juni 1834 und vor Mendelssohn Bartholdys Antwort: Siehe Brief fmb-1834-08-02-03 (Brief Nr. 981) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin; Düsseldorf, 2. August 1834. Siehe auch Julius Rietz’ Angabe hier: » daß ich selbst mit bangen Sorgen erfüllt wurde, als während langer 6 Wochen /: [ehe] ich Ihren letzten Bescheid erhielt :/ keine Antwort von Düsseldorf eintraf«.</p> <handDesc hands="1"> <p>Julius Rietz</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="medium" notAfter="1834-08-02" notBefore="1834-06-07" xml:id="date_3f8260e0-428e-4f96-9b96-7ee6f2c712b4">zwischen dem 7. Juni und 2. August 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0114200" resp="author" xml:id="persName_b3bef4ca-2eaa-4e06-9586-7aff969a7c9e">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0114200" resp="writer">Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_339bb637-ee4b-4efc-b333-1d46e0303165"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_971d98a2-5342-4af0-8a80-87d67340b8e7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_8c906a48-82af-4bcc-acd8-a45d5b0238b8"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_104df25e-e408-4e6f-b909-d4d4772713fb"> <docAuthor key="PSN0114200" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_5cfd86b7-07aa-479a-9958-3e63a1110ee6">Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114200" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_f27cf77b-90e1-4b37-a67a-24a7e69602ac">Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Recht innig freue ich mich, liebster Felix, daß unsre Angelegenheiten, nun hoffentlich zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit, nunmehr in Ordnung gebracht sind. Wenn ich auch zu schwach bin, um Ihnen jemals die Treue, anhängliche Fürsorge, die Sie für mich gehabt haben, zu danken, so sollen Sie sich doch nicht in <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_a4ac86f3-f671-4a02-8516-66e4b5eddd98"> <sic resp="writer">mich</sic> <corr resp="editor">mir</corr> </choice> geirrt haben, und ich will von Herzen alle meine Kräfte aufbieten, um Ihnen zu beweisen, daß Sie keinem Unwürdigen den ehrenvollen Posten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0e89d6d7-9c70-4c07-975b-9343b4ef0f03" xml:lang="de">den ehrenvollen Posten – Julius Rietz wurde ab dem 1. Oktober 1834 als Cellist und zweiter Kapellmeister am Stadttheater in Düsseldorf angestellt.</note> den ich im Begriff stehe einzunehmen, anvertraut haben. Die letzte Nachricht hat wie ein elektrischer Schlag auf mich gewirkt, denn Sie glauben gar nicht, in welcher ungeheuren Spannung ich seit einem halben Jahre, trotz der ziemlich untrüglichen Aussichten, fortwährend gelebt habe, die mich am Ende noch aufgerieben haben würde, wenn das Geschick und Sie, lieber Felix es nicht anders beschlossen hätten. <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_382a6464-65ae-494d-b2ae-8d34bed7fd16"> <corr resp="writer">Überhaupt</corr> <sic resp="writer">Überzeugt</sic> </choice> kann ich sagen, daß die letzten beiden Jahre eine Zeit der höchsten Trübsal für mich war. Wenn schon meine Stellung im <placeName xml:id="placeName_276dd733-7401-4839-8608-a451a0c59b73">Königstädter Theater<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_469acfbb-92d0-4e84-bc9f-ba5f8d2937fb" xml:lang="de">meine Stellung im Königstädter Theater – Bereits mit sechzehn Jahren trat Julius Rietz als Cellist in das Orchester des Königsstädtischen Theaters ein.</note> unter der Botmäßigkeit eines – ich thue ihm Ehre an, wenn ich sage – <persName xml:id="persName_70905df3-dfed-417f-9160-d1fd330d6a32">Liedrichs<name key="PSN0110337" style="hidden" type="person">Cerf (Cerfberr), Carl Friedrich (bis 1818: Friedrich Hirsch) (1771-1845)</name></persName>, bei diesem langweiligen Repertoir, das sich unter dem schlechtesten das Allerschlechteste aussuchte und auftischte, eine nichts weniger als angenehme war, wenn meine kleine Gage kaum zureichte, das nöthigste zu erringen, und mir nicht zuließ, auch nur den kleinsten Exceß zu wagen, so daß ich schon fast dieser Last allein erlag, wenn ich nebenher sah, daß alle die jungen Leute hier in Berlin, denen ich, ohne im entferntesten arrogant zu sein, auch nicht den kleinsten Vorzug vor mir einräume, berühmte Männer waren, deren Compositionen die Läden der Musikverleger wie Trophäen zierten, indeß ich nicht dahin konnte, das kleinste, selbst ohne alles Honorar, dem Publiko zu übergeben, wenn ich noch eine Sorge zu tragen hatte, die allein im Stande ist, einen Menschen von Gefühl und Temperament darniederzudrücken – so kann ich mein Glück gar nicht genug preisen, und kann es manchmal noch garnicht fassen, daß diese drückenden Verhältnisse mit einemmal zerstört sind, und ich mich in eine Lage versetzt sehe, die mir eine ehrevolle Laufbahn eröffnet, eine angenehme, sorgenfreie Zukunft verspricht. Ich singe mir in diesem Augenblicke die Stelle aus der Euryanthe dazu: <title xml:id="title_a725644e-328e-42a8-bb35-ee2bd25342ea">O der Gedanke löst mich auf in Wonne<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name></title> <hi rend="latintype">etc</hi>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dcd8d0a3-c42b-4d46-8d1b-503f26655717" xml:lang="de">die Stelle aus der Euryanthe … O der Gedanke löst mich auf in Wonne etc: – Carl Maria von Weber Euryanthe Grosse heroisch-romantische Oper in 3 Akten (Text von Wilhelmina Christiane von Chézy), I. Akt, 5. Auftritt, Rezitativ Eglantine.</note> Und nun dieses letzte halbe Jahr! Herr Gott im Himmel. Gezwungen wie ein Bierfiedler an dem Orte, wo man sonst, <persName xml:id="persName_e7e0fdd1-9ef1-4a6b-b77a-e40493ce81b2">Haydns<name key="PSN0111789" style="hidden" type="person">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name></persName>, <persName xml:id="persName_433ffe47-2c4a-4060-9970-e174546aaa6e">Mozarts<name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> und <persName xml:id="persName_c5865b18-7f50-486d-aed8-9785840af4b9">Beethovens<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> Sinfonien spielte – Walzer und Galoppaden herunter zu fiedeln, widersetzte ich mich diesem Skandal mit revolutionärer Begeisterung; und bezweckte weiter nichts damit, als daß ich Amt und Brot verlor. Ich vergaß das wohl sehr leicht, als sich die lachende Aussicht mir darbot, die Kapell-<seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>meisterstelle in <placeName xml:id="placeName_65abab3a-acac-4a24-beb9-de444c0c42cc">Mainz<settlement key="STM0100523" style="hidden" type="locality">Mainz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu erhalten. Da schrieb ich dann Brief auf Brief, und erhielt nach 3 Monaten die abschlägliche Antwort. Ich kann Ihnen nicht verhehlen, daß ich selbst mit bangen Sorgen erfüllt wurde, als während langer 6 Wochen /: ehe ich Ihren letzten Bescheid erhielt :/ keine Antwort von Düsseldorf eintraf. Ich machte mir, wie meine Art gewöhnlich ist, da schon wieder 1000 trübe Vorstellungen, und hatte Mühe mich getrost zu erhalten, obgleich ich durch Spontini’s freundlichen Antrag<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7d80298a-8fcc-40d1-97eb-afcc14b06c9c" xml:lang="de">Spontini’s freundlichen Antrag – vgl. Brief gb-1834-04-25-02 Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 25. April 1834, Z.: »Spontini nämlich, der es, wie ich nun schon mehre Beweise davon habe, wahrhaftig gut und ehrlich mit mir meint, will mich nämlich in’s Königliche Orchester bringen, das jetzt, durch den Tod des auch Ihnen bekannten Cellospielers Bock, eines neuen VCellist bedarf«, sowie Brief gb-1834-05-27-01 Julius Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 27. Mai 1834, Z.: »Auch drängt meinerseits Spontini in der Ihnen bekannten Sache ganz gewaltig um Entscheidung.« Siehe auch Spontinis hervorragendes Attest zu Julius Rietz Qualitäten als Pianist, Cellist, Komponist und dazu Kommentar zu Brief fmb-1834-03-10-01 (Brief Nr. 872) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin, Düsseldorf, 10. März 1834, Z. 12.</note> geborgen war; aber wieder Orchester, wieder Salere,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fab527ed-1664-4797-a957-550af0501825" xml:lang="de">Salere – Saläre, Gehalt.</note> wieder drückende Verhältnisse, das wäre mir doch ein wenig zu arg gewesen; aber nun ist es gut, besser als ich es je erwartete – und ich bin ganz zufrieden gestellt.</p> <p>Wie ich Ihnen schon in einem <title xml:id="title_43e2aafc-de84-4cfe-a29e-d34a45d74b92">früheren Briefe <name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)</name> <name key="gb-1834-05-02-01" style="hidden" type="letter">Julius Rietz und Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 2. Mai 1834</name> </title> schrieb, entsage ich den Reisekosten recht gern, zumal wenn dadurch jene Zulage eher befördert werden kann. Meinen finanziellen Umständen ist durch einen glücklichen Zufall eine ansehnliche Vergrößerung zu Theil geworden, und ich werde mich schon einzurichten suchen, wenn nicht meine Präparate zur Reise zuviel Geld kosten, so bin ich willens, einige Tage früher von hier abzugehen, und von hier direct auf Mainz loszusteuern, und so weiter den Rhein entlang. Ich habe in Mainz, <placeName xml:id="placeName_9a215efc-c6da-41a1-93a2-de56c1a3dc61">Offenbach<settlement key="STM0103245" style="hidden" type="locality">Offenbach</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_cd46957a-ee05-4bd8-89b8-d253f0dfadbe">Bonn<settlement key="STM0100103" style="hidden" type="locality">Bonn</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Geschäfte, die, gelingen sie, von großem Vortheil für mich sein können, mißlingen sie, mir wenigstens nicht schaden, und mich nur um die Paar Thaler, die ich auf die Reise, mehr verwenden mußte, bringen, wofür ich dann aber auch etwas gesehen habe, und dadurch bedeutend ermuthigt sein werde. Mache ich die Reise so, wie ich eben gesagt, so gehe ich in den letzten 8 Tagen des Augusts von hier ab. Gehe ich aber graden Weges nach Düsseldorf, so denke ich, wenn ich am <date cert="high" when="1834-09-04" xml:id="date_9828c7f5-d5ad-4dc3-b7a1-b9560d590a1c">2<hi rend="superscript">t</hi></date> <date cert="high" when="1834-09-04" xml:id="date_d7451cfd-0282-4eb4-bebf-b8a38e5520c5">3<hi rend="superscript">t</hi></date> oder <date cert="high" when="1834-09-04" xml:id="date_a013a820-8dfc-46bf-869f-645f805ee8c3">4<hi rend="superscript">t</hi> September</date> die Reise antrete, ist es zeitig genug. Wenn Sie mir auch keinen ausführlichen Brief mehr schreiben, so wäre es mir angenehm, wenn Sie mir in einer kleinen Einlage an <persName xml:id="persName_b36145d0-b9b9-4cae-8fa1-4c9b60a6ccf6">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, Ihre Meinung über die Zeit meiner Abreise, und über folgende andere Sachen zukommen ließen: Ich sah nämlich Ihren Flügel und eine große Kiste mit Effecten <hi rend="latintype">etc</hi> die Ihnen nachgeschickt wurde, ehe Sie abgingen, in dem Hause Ihrer <persName xml:id="persName_131201e5-3525-4c43-ac50-4da1492b2cd3">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>. Was hat das Ihnen Fracht gekostet, und was hat man überhaupt für Einrichtungen in dieser Beziehung zu treffen, wie heißt der Spediteur, dem man in <placeName xml:id="placeName_d8f0fcc1-dbcc-4b65-84d1-8a8b5273c1d4">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> die Sachen übersendet <hi rend="latintype">etc</hi>? Möchten Sie mir wohl über alles dies recht genaue Auskunft geben; ich bitte sehr darum, denn da bin ich garnicht in meinem Elemente. Auch würden Sie mich verbinden, wenn Sie mir einen guten Gasthof nennten, in welchen ich wenigstens die ersten Paar Tage verbleiben könnte, da ich mir doch dann ein oder ein Paar Zimmer für mich selbst miethen muß.</p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Ich mißbillige im höchsten Grade die Ansprüche, die Herr <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0e1d6de3-4e5b-426a-9088-43f86849a6cb">Raeder<name key="PSN0114058" style="hidden" type="person">Raeder, Gustav (1810-1868)</name></persName></hi> auf ein höheres Gehalt, als das ihm dargebotene, macht.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_79b7e0ad-fdf8-4c85-a97d-0fcee4bb0ef4" xml:lang="de">die Ansprüche, die Herr Raeder ... macht – Julius Rietz hatte den in Berlin am Königsstädtischen Theater beschäftigten Bassbuffo Gustav Raeder für ein Engagement in Düsseldorf empfohlen. Dieses kam nicht zustande. Siehe fmb-1834-04-24-01 (Brief Nr. 912) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin; Düsseldorf, 24. April 1834, Z. 44 ff. </note> Ich weiß nicht, ob Sie schon Antwort von ihm haben; sollte dies nicht sein, so erhalten Sie sie in den nächsten Tagen gewiß. Das Gehalt, welches Sie ihm überweisen, ist anständig, und bezahlt ihn, trotz seines bedeutenden Talents, vollständig. Obgleich meines großen Interesses für ihn, möchte ich Ihnen doch rathen, seinen Wünschen um Erhöhung der Gage nicht nachzukommen; denn gefällt er, wie ich es nicht bezweifele, so vergrößern sich seine Ansprüche mit der Zeit ohnedieß. Im übrigen bin ich überzeugt, daß er die Stelle doch annimmt, obschon ihm in Hamburg Gastrollen auf sogenanntes Gefallen und Nichtgefallen bewilligt sind. Ich bin vom letzteren überzeugt, da er dort ein Fach ausfüllen soll, das nicht das ihm von der Natur bestimmte ist, nemlich das des eigentlichen <hi rend="latintype">Baritons</hi>; ich habe aber fast noch keinen Schauspieler gesehen, dem die unglückselige Wuth, alles, es mag sich für ihn eignen, oder nicht, spielen zu wollen, nicht eigen gewesen wäre. Diese löbliche Eigenschaft habe ich auch erst kürzlich an <hi rend="latintype">Sigr. Räder</hi> bemerkt, und er glaubt sich vollkommen seinem Fache gewachsen. Er will in Hamburg als <title xml:id="title_9241a515-2dec-4eb6-b0e9-8a9461f66b4e"><hi rend="latintype">Figaro</hi> (<hi rend="latintype">Rossini’s</hi><name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792–1868)</name><name key="CRT0110573" style="hidden" type="music">Il barbiere di Siviglia ossia L’inutile precauzione</name></title>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fddc6832-acbd-4ed6-aedf-492e263c4ae6" xml:lang="de">Figaro (Rossini’s) – Figaro ist der örtliche Barbier in Sevilla aus der Oper »Il barbiere di Siviglia« von Gioachino Rossini.</note> auftreten,) und fällt, natürlich, durch; indeß er ein ganz vortrefflicher Bartolo<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_57d2cc24-32ca-445e-837f-2c91990f6037" xml:lang="de">Bartolo – Dr. Bartolo ist eine Partie aus der Oper »Il barbiere di Siviglia« von Gioachino Rossini.</note> ist. Das würde nun seinem Renommée natürlich sehr schaden, und auch bis nach Düsseldorf dringen, wo man ihn auf solche Weise mit Vorurtheilen empfangen würde. Darum sehen Sie sich vor; so bitte ich der guten Sache willen, ohne Ihnen im entferntesten meinen Rath aufdringen zu wollen, recht sehr. Sollte sich das Engagement machen, so ersuche ich Sie, ihm ja, falls die <hi rend="latintype">Figaro’s</hi> in Düsseldorf zur Aufführung kommen sollten, die <hi rend="latintype">Bartolo’s</hi> zur reserviren, indem ich erstere nicht von ihm gesehen habe, und für nichts stehen kann, und ich sie ihm, ehrlich gesagt, theils der äußern Erscheinung willen, theils der augenscheinlichen Richtung seines Talents willen, nicht zutraue. Allen wirklichen Baß Buffo’s: <hi rend="latintype"><title xml:id="title_f732a3ea-68af-4e07-a003-70cf080cfff2">Leporello<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_63c0fa23-f6c1-4d90-b4c4-768ed67860de" xml:lang="de">Leporello – Partie aus der Oper »Don Giovanni« von Wolfgang Amadeus Mozart </note> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_4f4b6dd5-7b1a-4540-83bb-8b8965655443">Papageno<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_52e87d58-97b2-400e-8d4b-fb31cdff71c7" xml:lang="de">Papageno – Partie aus der Oper »Die Zauberflöte« von Wolfgang Amadeus Mozart </note> <hi rend="latintype">Bartolo</hi>, <title xml:id="title_f7770eb8-180a-4c91-9783-59e02fcad450">Amtmann<name key="PSN0112166" style="hidden" type="author">Iffland, August Wilhelm (1759–1814)</name><name key="CRT0112377" style="hidden" type="dramatic_work">Die Jäger. Ein ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7346b3ed-d9af-4632-bb57-ab521173bd5c" xml:lang="de">Amtmann – Der Amtmann ist eine Figur aus August Wilhelm Ifflands »Die Jäger«.</note> (! …) <hi rend="latintype">etc</hi> . ist er vollständig gewachsen, und wird sie mit Ehren ausfüllen; und ist es möglich, ihm dieses bedeutende Fach, kommen die Lustspielrollen noch dazu, ausschließlich zu überweisen, so bin ich des besten Erfolges gewiß. – Wie oft wird denn, beiläufig in Düsseldorf wöchentlich gespielt? Alle Tage doch unmöglich! – Weiß man schon, womit die Bühne eröffnet werden wird? – Ist die Oper: <title xml:id="title_4b354d0d-a63c-4893-91f4-cea506c45087">Adlers-Horst<name key="PSN0112072" style="hidden" type="author">Holtei, Karl Eduard von (1798–1880)</name><name key="CRT0109347" style="hidden" type="literature">Des Adlers Horst</name><name key="PSN0111396" style="hidden" type="author">Gläser, Franz Joseph (1798–1861)</name><name key="CRT0108791" style="hidden" type="music">Des Adlers Horst</name></title>, von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_373de241-f53d-4967-9f36-7143e2cb89b6">Holtei<name key="PSN0112072" style="hidden" type="person">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8e990459-0fde-4ca7-89c9-74cd12bafcd4">Gläser<name key="PSN0111396" style="hidden" type="person">Gläser, Franz Joseph (1798-1861)</name></persName></hi> schon früher in D: gegeben?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ae549bf9-2218-47f5-8bd2-b1a2f09aac94" xml:lang="de">die Oper: Adlers-Horst, von Holtei und Gläser schon früher in D: gegeben? – Des Adlers Horst, eine romantisch-komische Oper in drei Akten von Franz Gläser zu einem Text von Karl von Holtei, wurde am 29. Dezember 1832 im Königsstädtischen Theater Berlin uraufgeführt. Die Handlung geht auf eine Erzählung von Johanna Schopenhauer zurück. </note> – Ich könnte noch 1000 Fragen stellen; am Ende aber würde garnichts mehr übrig bleiben, mündlich abzumachen, und ich ersuche Sie nur, mir über das bisher erbetene, gütigst Bescheid, und wo möglich im nächsten Briefe, den Sie <persName xml:id="persName_03c7cf1d-415e-4a29-84b1-195081eca28c">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> schreiben, zukommen zu lassen. Schwerlich möchten Sie also noch einen Brief, bevor ich abreise, von mir erhalten. Deshalb rufe ich:<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Auf Wiedersehen und nenne mich Ihren treuergebenen</p> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Julius Rietz</hi>.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_705f0c4f-9d56-4384-9d6a-34476bae23e2"> <docAuthor key="PSN0114200" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_d48ce185-2b4a-443d-b429-157f67f98877">Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114200" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_0edf4f50-9bc8-4c7a-a1b2-67c8a35a8c2b">Rietz, August Wilhelm Julius (1812–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">P. S..</hi></hi></p> <p style="paragraph_without_indent">Sollte es etwa auf einen Irrthum beruhen, daß <hi n="1" rend="underline">mein</hi> Engangement mit dem ersten <hi n="1" rend="underline">Oktober</hi> c.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_894a527c-f98d-4147-a9b8-9f3ab1689d99" xml:lang="la ">c. – lat. cuius, dieses (Monats).</note> und das, des Herrn <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d71a382a-cd47-4355-95b7-dd015b25d938">Räder<name key="PSN0114058" style="hidden" type="person">Raeder, Gustav (1810-1868)</name></persName></hi>, vom ersten <hi n="1" rend="underline">November</hi> erst (: wie Sie in Ihrem Briefe melden :) angehen soll?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4b49369d-6b66-43be-a70a-a0139f4badd2" xml:lang="de">daß mein Engangement mit dem ersten Oktober c. … angehen soll? – Julius Rietz bezieht sich offensichtlich auf einen Passus des ihm von Stadttheater Düsseldorf zugesandten Anstellungsvertrages.</note></p> <p>Empfehlen Sie mich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bf127134-6f5a-4920-97c1-7d9295cf68cc">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName></hi> recht sehr: Ich brenne vor Begierde, den: deutschen Adler kennen zu lernen. </p> </div> </body> </text></TEI>