gb-1834-07-31-01
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Dessau, 31. Juli 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [31 JULI], [5 8], Siegel.
Julius Schubring
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
F. Mendelssohn – Bartholdy
Düsseldorf.
Mehr als einmal, liebster Freund, habe ich das Herz voll gehabt gegen Dich und wollte schreiben. Aber theils hat es an Zeit gefehlt; theils habe ich (nicht etwa um mich zu rächen, wie Du andeutest) absichtlich zurückgehalten. Denn ich dachte: Du willst doch einmal abwarten, ob er sich auch noch etwas aus dir macht, seine Schuldigkeit wäre es doch, nachdem ich
pro formaantworten will, um die Antwort nicht schuldig zu bleiben. Leider sehe ich aber das voraus, daß, da ich so bald antworte, Du um so länger wieder aufschieben wirst.
Zuerst lege ich Deinen
Recitative(genannt Predigten) beiläufig gesagt, dachte ich hinterher, Du hättest mirs übel genommen, daß ich den Text
Die Anhör Umgange vorhanden zu sein schien. Dennoch meint sie es gut – und Schauspielerinnen, sagt man hier zu Lande – lieber Gott, leichtes Volk ist es doch durch die Bank. Ich glaube Dir auch geschrieben zu haben, daß sie auf dem Theater hier sehr wenig Glück gemacht und daß mir ihre Stimme in der Stube am besten gefallen hat. Sie hat übrigens von Düsseldorf her ganz entzückt über Dich geschrieben, daß Du Dich ihrer sehr freundlich angenommen habest pp. – Baur, dessen Namen Du als Recensenten gefunden hast, ist wol nicht unserer, sondern der
Trio, zugleich drei Damen, die Du auch wenigstens gesehn hast, die Julie Basedow, die jenes Lesepult gemacht, das Du bewundern solltest) sagte er z. b. während gespielt wurde NB
Trio aus D
Trio’s(die ziemlich regelmäßig waren, zum Theil ohne Zuhörer, zum Theil mit meinen nächsten Bekannten) bildete ich einen Mittelpunkt für gute Musik in
pp–. Sage um Gottes Willen, was soll das Alles heißen, und was soll man dazu sagen? Wir sind hier dergl nicht gewohnt.
Daß er viel reden könne, was nach Geistreichem schmecken soll, aber nichts zu Stande bringen, das ist mein Urtheil von Anfang an gewesen. Übrigens hat er eine gränzenlose Eitelkeit und Einbildung sowol auf seine Kräfte wie auch auf die Wichtigkeit dessen, was er leistet und geleistet hat. – Scheint Dir mein Urtheil zu hart, so mildere es Dir, da Du ihn näher kennst als ich. – Daß er verlobt sei,
höre ich zuerst von Dir, möchte aber doch nicht unbedingt unterschreiben, was Du hinzusetzest: „was mir leid thut.“ Denn es kommt ja darauf an.Das Übrige in Deinem Briefe betrifft Dich und mich. Der Höflichkeit wegen muß ich Dich voranlassen. Daß Du tüchtig fleißig bist und nach allen Kräften Gutes zu Tage förderst, hoffe ich, wünsche ich, glaube ich. Die Zeitungen posaunen ja Dein Lob aus. Das Leben ist kurz und wer was sein will, darf sich nicht lange besinnen. Hast Du von Deinen Compositionen einmal etwas übrig, was Dich kein Geld kostet, so schicke mirs nur. Ich habe jetzt:
Sonatee
#
♮
Fantasiee
#
Quatremains:
,Ottetto
Ouvert.
g
Sommernachtstr
;Hebriden
. Ich spiele diese letzt mit meinemCamacho
? – Daß Du einen neuen Bach hast kennen gelernt, ist ja herrlich. Dergleichen wird mir nun nicht mehr zu Theil.Trio’s
ppbetrifft. Aber freilich spiele ich jetzt weniger; aus keinem
Was Du von den Elberfelder Theologen schreibst, klingt allerdings schlimm genug. Doch glaube ich noch nicht an Alles. Dergleichen wird durch die Fama immer böser gemacht. Hast Du es aber von ihnen selbst, so ist es freilich arg genug. Nur fürchte ich, Du verwechselst manches, was ein Theolog wol als aus der Theologie her bekannt voraussetzt und was andern ganz anders klingt. z. b. wenn das Wort Welt gebraucht wird, denkst Du etwa an die ganze Schöpfung, in welcher sich Gottes Herrlichkeit sichtbar uns vor Augen stellt, an Spaziergang, an Frühling mit Baumblüthen etc. etc. Die Bibel faßt mit dem Worte Welt einen andern Begriff, nämlich den Gegensatz des Himmelreichs, oder mit andern Worten die Gemeinschaft der Menschen die ihr Herz nicht zu Gott bekehren. Daher der Ausdruck: weltliche Lust pp. Ich meine, ein solches Wort eines Predigers konntest Du leicht mißverstehn, weil es von einem andern als dem gewöhnlichen Sprachgebrauch hergenommen ist. Doch will ich gar nicht urtheilen, da ich die Leute gar nicht kenne. Was das Theater betrifft, welches sie verurtheilen, so weißt Du wol, daß darüber viele Menschen so denken. Sie werden aus solchen und ähnlichen Gründen Pietisten genannt. Und doch liegt etwas Wahres darin. Ich möchte wenigstens sagen: Für 3/4pp Man denkt sichs gar nicht, was für langeweilige, übersatte Menschen da hinkommen oder weggehn. O es giebt noch andre Sachen dabei. Aber halte mich darum für keinen Pietisten; ich bin diesen Winter, wo hier Theater war, doch auch 2 mal drin gewesen. Ich unterscheide aber dabei: Wer? Wo? Wie? Wie oft? Was? u. s. w.
Mein Flügel hat zu Pfingsten im Concerte allgemeinen Beifall bekommen. Vom
Deßau d. 31 Juli 34. Mehr als einmal, liebster Freund, habe ich das Herz voll gehabt gegen Dich und wollte schreiben. Aber theils hat es an Zeit gefehlt; theils habe ich (nicht etwa um mich zu rächen, wie Du andeutest) absichtlich zurückgehalten. Denn ich dachte: Du willst doch einmal abwarten, ob er sich auch noch etwas aus dir macht, seine Schuldigkeit wäre es doch, nachdem ich zweimal geschrieben, auch einmal wieder anzufangen u. s. w. Aus dem Format, das ich nehme und aus den engen Zeilen kannst Du abmessen, daß ich nicht wenig vorhabe mit Dir und daß ich gewiß nicht bloß pro forma antworten will, um die Antwort nicht schuldig zu bleiben. Leider sehe ich aber das voraus, daß, da ich so bald antworte, Du um so länger wieder aufschieben wirst. Zuerst lege ich Deinen Brief vor mich und antworte Satz für Satz. Und da freue ich mich unbändig, daß Du zu Deinem Paulus auch mein Scherflein brauchen kannst und willst. Hoffentlich hast Du Dich aus meinen Schreibereien herausfinden können; es war, so zu sagen, ein ganzes Oratorium fertig – nur zu lange Recitative (genannt Predigten) beiläufig gesagt, dachte ich hinterher, Du hättest mirs übel genommen, daß ich den Text Schneidern gezeigt und etwa so darüber gedacht: „Kann denn der Mann das Maul nicht halten und läßt fremde Leute mir in die Karten sehn?“ or dergl. Und es that mir selbst hinterher beinah leid. Doch denke ich, wirds Dir so viel nicht schaden. Mir eher; denn Schneider hat mich neulich vorgekriegt: ich sollte ihm ein Oratorium erfinden; etwa: den Sieg des Christentums über die Welt. “ Ich weiß wirklich nicht recht, was er sich darunter denkt, nachdem er schon ein Weltgericht geschrieben. Ob er nur an die Contraste gedacht hat oder an die Siegsposaunen, um recht loslegen zu können – weiß ich nicht. Ehe aus einem solchen dürren abstrakten Gedanken eine lebendige poetische Idee wird, braucht es viel Zeit und Weg. Allenfalls könnte ich mir dazu die Ostergeschichte denken. Aber die Geschichte ist kurz und gäbe vielleicht nur Stoff zu einer Cantate her. Ramler und Graun (Zelter) kenne ich nicht. Die Weinhold, die Dir anfangs viel besser gefallen hat als nachher, hat es mir eben so angethan. Ich hatte ihr doch mehr Ernst und Wahrheit zugetraut, als mir bei etwas längerem Anhör Umgange vorhanden zu sein schien. Dennoch meint sie es gut – und Schauspielerinnen, sagt man hier zu Lande – lieber Gott, leichtes Volk ist es doch durch die Bank. Ich glaube Dir auch geschrieben zu haben, daß sie auf dem Theater hier sehr wenig Glück gemacht und daß mir ihre Stimme in der Stube am besten gefallen hat. Sie hat übrigens von Düsseldorf her ganz entzückt über Dich geschrieben, daß Du Dich ihrer sehr freundlich angenommen habest pp. – Baur, dessen Namen Du als Recensenten gefunden hast, ist wol nicht unserer, sondern der Tübinger Professor (jedenfalls, wenn er im Tübinger Blatt war) von unserm Baur habe ich noch nichts dergleichen gemerkt – wiewol es deshalb immer möglich wäre – . Wunderlich wäre es, wenn er über eine Bretschneidersche Schrift etwas bekannt gemacht hätte, insofern, als mir auch dabei die Finger gewaltig gejückt haben. Der vornehme Generalsuperintendent mit seinem ziemlich durchsichtigen Wasser glaubt sich zu Allem berufen. Ich schickte meine Recension an die allgemeine Kirchenzeitung, ohne zu wissen, daß die Leute mit Bretschneider eng verbunden sind (seitdem hat er gar die Redaktion übernommen) . Natürlich schickten sie es mir zurück, denn ich hatte ihn ein bißchen scharf angelassen. Der dritte, nach dem Du fragst, ist Marx; und ich will Dir aufrichtig sagen, wie sehr er mir bei seinem hiesigen, zwar nur kurzen Aufenthalt mißfallen hat. Er benahm sich gerade wie ein abgeschmackter Fant. Einzelnes kommt bei dergleichen Urtheil in die Wagschale, was an sich ganz unbedeutend scheint, aber doch in Verbindung mit andern Worten, mit Gebehrden Bedeutung hat. Besinnst Du Dich noch, daß ich Dir einmal in Berlin sagte, er käme mir nicht aufrichtig vor und sagte Schmeicheleien. Das war nun z. b. hier im ärgsten Grade der Fall. In jede junge Dame, mit der er zusammenkam, war er verliebt; mit der größten Naivetät – man könnte es Unverschämtheit nennen – warf er ihnen „himmlisch, göttlich u. s. w. ins Gesicht. Einen Abend war er bei uns zum Trio, zugleich drei Damen, die Du auch wenigstens gesehn hast, die Müller, ihre Schwester und Cousine. Zur Schwester (Julie Basedow, die jenes Lesepult gemacht, das Du bewundern solltest) sagte er z. b. während gespielt wurde NB Beethovensches Trio aus D #: Und Sie krönen das Spiel. “ „Wie so“? „Durch ihr Zuhören. “ Dies ziemlich heimlich und andres dergl, so daß meine Frau nachher zu mir sagte, sie würde weggegangen sein, wenn man ihr solche Abgeschmacktheiten ins Gesicht sagte. – Dann hat er zur Müller gesagt, ihr Flügel sei besser als meiner – (Du kennst ja wol ihren zinnernen Kasten) – bloß um ihr etwas Angenehmes zu sagen. Zu mir wieder: durch diese Trio’s (die ziemlich regelmäßig waren, zum Theil ohne Zuhörer, zum Theil mit meinen nächsten Bekannten) bildete ich einen Mittelpunkt für gute Musik in Deßau, Schneidern gegenüber. “ Zu Schneider: Er habe in seinem Leben noch nicht Symphonien so spielen hören wie bei ihm u. s. w. u. s. w. So hat er auf dieselbe Art meine Predigt gelobt – natürlich gegen mich selbst; hat eine Begeisterung für Deßau affektirt pp –. Sage um Gottes Willen, was soll das Alles heißen, und was soll man dazu sagen? Wir sind hier dergl nicht gewohnt. Daß er viel reden könne, was nach Geistreichem schmecken soll, aber nichts zu Stande bringen, das ist mein Urtheil von Anfang an gewesen. Übrigens hat er eine gränzenlose Eitelkeit und Einbildung sowol auf seine Kräfte wie auch auf die Wichtigkeit dessen, was er leistet und geleistet hat. – Scheint Dir mein Urtheil zu hart, so mildere es Dir, da Du ihn näher kennst als ich. – Daß er verlobt sei, höre ich zuerst von Dir, möchte aber doch nicht unbedingt unterschreiben, was Du hinzusetzest: „was mir leid thut. “ Denn es kommt ja darauf an. Das Übrige in Deinem Briefe betrifft Dich und mich. Der Höflichkeit wegen muß ich Dich voranlassen. Daß Du tüchtig fleißig bist und nach allen Kräften Gutes zu Tage förderst, hoffe ich, wünsche ich, glaube ich. Die Zeitungen posaunen ja Dein Lob aus. Das Leben ist kurz und wer was sein will, darf sich nicht lange besinnen. Hast Du von Deinen Compositionen einmal etwas übrig, was Dich kein Geld kostet, so schicke mirs nur. Ich habe jetzt: Sonate e#, b♮ ; 6 Lieder ohne Worte, 3 Blumenstücke Fantasie e# . – Quatremains: Ottetto, Ouvert. g Sommernachtstr ., Hebriden ; Camacho . Ich spiele diese letzt mit meinem Bruder ganz passabel (NB für uns ganz passabel. ) Was Du aber außerdem anfertigst, davon habe ich seit langer Zeit nichts vernommen. Wie steht es denn mit den längst beabsichtigten Trio’s ? – Daß Du einen neuen Bach hast kennen gelernt, ist ja herrlich. Dergleichen wird mir nun nicht mehr zu Theil. Schneider bringt uns nichts, Claviersachen werden nicht neue bekannt und so halte ich mich an die alten, an denen ich freilich immer neue Schönheiten entdecke. Partituren anzuschaffen ist nichts für mich; ich kann sie auch nicht vollständig übersehn. – Was die Musik betrifft, so bin ich noch so ziemlich der Alte, so wie mein Graf. Nur das muß ich sagen, daß mein Urtheil sich in den wenigen Jahren auch noch um ein Weniges geändert; ich möchte sagen, erhoben und geläutert hat. Denn ich weiß mir mehr Rechenschaft zu geben, warum? finde auch etwas mehr den Zusammenhang zwischen der Idee eines Stücks und den Mitteln, durch welche dieselbe dargestellt ist. So glaube ich auch, seitdem wir uns nicht gesehn, auch um 2 Jahre auf dem Klavier zugelernt zu haben, namentlich was Anschlag, Sicherheit, Ruhe, Sonderung der Stimmen pp betrifft. Aber freilich spiele ich jetzt weniger; aus keinem G andern Grunde als weil die Zeit fehlt – denn ich habe tüchtig zu thun; Frau und Kind wollen ja auch ihr Recht haben. Das kann ich Dir aufrichtig auf Deine Frage antworten, daß Heiterkeit und Lebenslust noch eben so frisch und lebendig bei mir ist, wie ehedem. Natürlich äußert sichs etwas anders mit zunehmendem Ernst des Lebens, zu dem ich berufen bin. Aber ich könnte auch sagen, ich bin noch glücklicher als sonst. Eine Frau so um sich und in sich zu haben, die ganz versteht und verstanden wird, mit der man alles theilt und theilen kann – und dann das liebe kleine Wesen, der kleine Bengel, den der liebe Gott zu unser beider Freude so prächtig gedeihen läßt – ich wüßte gar nicht was nun noch fehlte. Ich will nicht weitläuftig darüber werden, aber glaube mirs, daß ich heiter und glücklich bin wie noch nie. – Gerade jetzt könnte ich mich Lügen strafen, denn zum ersten Male in meinem Leben habe ich ein Freundschaftsverhältnis zerreißen helfen; die Gemeinheit war aber zu arg und ich konnte es nicht mehr aushalten, so daß wir nun bestimmt geschieden sind und wenigstens auf der andern Seite eine feindselige Stimmung eingetreten ist. Ich kann Dir nicht sagen, wie das viele Tage lang auch meinen innere Ruhe gestört hat; ich war mir zum ersten Male in meinem Leben bewußt, Feinde zu haben; um so schlimmer, da eine lange Zeit her eine scheinbare Freundschaft bestanden hatte (Es ist mit der Basedowschen Familie; die Geschichte selbst ist aber zu eklig und langweilig zu erzählen) . Jetzt habe ichs überwunden. Was Du von den Elberfelder Theologen schreibst, klingt allerdings schlimm genug. Doch glaube ich noch nicht an Alles. Dergleichen wird durch die Fama immer böser gemacht. Hast Du es aber von ihnen selbst, so ist es freilich arg genug. Nur fürchte ich, Du verwechselst manches, was ein Theolog wol als aus der Theologie her bekannt voraussetzt und was andern ganz anders klingt. z. b. wenn das Wort Welt gebraucht wird, denkst Du etwa an die ganze Schöpfung, in welcher sich Gottes Herrlichkeit sichtbar uns vor Augen stellt, an Spaziergang, an Frühling mit Baumblüthen etc. etc. Die Bibel faßt mit dem Worte Welt einen andern Begriff, nämlich den Gegensatz des Himmelreichs, oder mit andern Worten die Gemeinschaft der Menschen die ihr Herz nicht zu Gott bekehren. Daher der Ausdruck: weltliche Lust pp. Ich meine, ein solches Wort eines Predigers konntest Du leicht mißverstehn, weil es von einem andern als dem gewöhnlichen Sprachgebrauch hergenommen ist. Doch will ich gar nicht urtheilen, da ich die Leute gar nicht kenne. Was das Theater betrifft, welches sie verurtheilen, so weißt Du wol, daß darüber viele Menschen so denken. Sie werden aus solchen und ähnlichen Gründen Pietisten genannt. Und doch liegt etwas Wahres darin. Ich möchte wenigstens sagen: Für 3/4 Menschen ist das Theater sittlich nachtheilig. Glaubst Du es nicht, so gehe nur fleißig hin, und sieh Mienen an und höre reden u. s. w. (die Zuschauer meine ich) . Glaubst Du, daß es gut ist, wenn einer viel gedankenarmes Journal – or Romane – or sonstiges Zeug liest? Wird nicht die Zeit für Besseres versäumt? wird nicht der Geist für Besseres abgestumpft und verflacht? Und nun vollends im Theater, wo man sich pflegt etwas vormachen zu lassen, um den Abend todtzuschlagen pp Man denkt sichs gar nicht, was für langeweilige, übersatte Menschen da hinkommen oder weggehn. O es giebt noch andre Sachen dabei. Aber halte mich darum für keinen Pietisten; ich bin diesen Winter, wo hier Theater war, doch auch 2 mal drin gewesen. Ich unterscheide aber dabei: Wer? Wo? Wie? Wie oft? Was? u. s. w. Seelmann ist seit einem Jahre Cantor und Schullehrer auf dem Lande. Da wird er wol wenig Zeit haben! Doch hat er im Frühling ein Festspiel zu einer silbernen Hochzeit gemacht, welches mir im Ganzen ganz gut, in einzelnen Theilen sogar recht gut gefallen hat. Meistens ungezwungen zum Theil auch hübscher Duft darüberweg Mein Flügel hat zu Pfingsten im Concerte allgemeinen Beifall bekommen. Vom Magdeburger Musikfest 2-4 Juli, weiß ich nicht viel zu sagen; oder es würde für heute zu viel. Schneider gefiel mir die ganze Zeit über außerordentlich. Empört aber beinah hat mich der Cellist Ganz; ich habe zwar nicht mit ihm gesprochen aber sein Solospiel und sein Wesen waren mir wiederlich gemein. Es dauerte mich recht, daß er mir schrecklich liederlich vorkam. Mantius hat doch in der ganzen Zeit nicht um einen Dreier Gutes profitirt. Höchstens süßliche Manier, was in ein Händelsches Oratorium schlecht paßt. Aber Lebewohl. Herzl Grüße von meiner Frau. Dein Jul. Schubring.
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Aus dem Format, das ich nehme und aus den engen Zeilen kannst Du abmessen, daß ich nicht wenig vorhabe mit Dir und daß ich gewiß nicht bloß <hi rend="latintype">pro forma</hi> antworten will, um die Antwort nicht schuldig zu bleiben. Leider sehe ich aber das voraus, daß, da ich so bald antworte, Du um so länger wieder aufschieben wirst.</p> <p>Zuerst lege ich Deinen <title xml:id="title_3d4d4d36-96a6-4576-9b44-43585279412a">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-07-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Schubring in Dessau; Düsseldorf, 15. Juli 1834</name> </title> vor mich und antworte Satz für Satz. Und da freue ich mich unbändig, daß Du zu Deinem Paulus auch mein Scherflein brauchen kannst und willst.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f5c4322b-41b5-400d-a49b-fee694877277" xml:lang="de">daß Du zu Deinem Paulus auch mein Scherflein brauchen kannst und willst – siehe Brief fmb-1833-09-06-02 (Brief Nr. 785) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Schubring in Dessau; Koblenz, 6. September 1833.</note> Hoffentlich hast Du Dich aus meinen Schreibereien herausfinden können; es war, so zu sagen, ein ganzes Oratorium fertig – nur zu lange <hi rend="latintype">Recitative</hi> (genannt Predigten) beiläufig gesagt, dachte ich hinterher, Du hättest mirs übel genommen, daß ich den Text <persName xml:id="persName_79ed0518-7ea8-4328-b703-6ba296a8a318">Schneidern<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> gezeigt und etwa so darüber gedacht: „Kann denn der Mann das Maul nicht halten und läßt fremde Leute mir in die Karten sehn?“ or dergl. Und es that mir selbst hinterher beinah leid. Doch denke ich, wirds Dir so viel nicht schaden. Mir eher; denn Schneider hat mich neulich vorgekriegt: ich sollte ihm ein Oratorium erfinden; etwa: den Sieg des Christentums über die Welt.“ Ich weiß wirklich nicht recht, was er sich darunter denkt, nachdem er schon ein <title xml:id="title_935ae797-b285-4af4-a982-b313fc5b0f8a">Weltgericht<name key="PSN0114646" style="hidden" type="author">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786–1853)</name><name key="CRT0110733" style="hidden" type="music">Das Weltgericht op. 46</name></title> geschrieben. Ob er nur an die Contraste gedacht hat oder an die Siegsposaunen, um recht loslegen zu können – weiß ich nicht. Ehe aus einem solchen dürren abstrakten Gedanken eine lebendige poetische Idee wird, braucht es viel Zeit und Weg. Allenfalls könnte ich mir dazu die Ostergeschichte denken. Aber die Geschichte ist kurz und gäbe vielleicht nur Stoff zu einer Cantate her. <persName xml:id="persName_80a464b9-b213-4c0c-8a73-40fffe60db70">Ramler<name key="PSN0114070" style="hidden" type="person">Ramler, Karl Wilhelm (1725-1798)</name></persName> und <persName xml:id="persName_de0f6341-457c-4e75-9044-cd634a262af3">Graun<name key="PSN0111513" style="hidden" type="person">Graun, Carl Heinrich (?-1759)</name></persName> (<persName xml:id="persName_8e70e03e-2240-43ff-8fd9-013876e6376a">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>) kenne ich nicht.</p> <p>Die <persName xml:id="persName_05e18f8e-a91f-41e5-8895-c8ef7a29c62e">Weinhold<name key="PSN0115676" style="hidden" type="person">Weinhold, Auguste</name></persName>, die Dir anfangs viel besser gefallen hat als nachher, hat es mir eben so angethan. Ich hatte ihr doch mehr Ernst und Wahrheit zugetraut, als mir bei etwas längerem <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_87b03924-a0d4-4cc0-9fad-6749d792388d">Anhör</del> Umgange vorhanden zu sein schien. Dennoch meint sie es gut – und Schauspielerinnen, sagt man hier zu Lande – lieber Gott, leichtes Volk ist es doch durch die Bank. Ich glaube Dir auch geschrieben zu haben, daß sie auf dem Theater hier sehr wenig Glück gemacht und daß mir ihre Stimme in der Stube am besten gefallen hat. Sie hat übrigens von Düsseldorf her ganz entzückt über Dich geschrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1b37424b-55a3-4848-9fa8-ed61ac3a9fcf" xml:lang="de">Sie hat übrigens von Düsseldorf her ganz entzückt über Dich geschrieben – Brief gb-1833-12-05-03 Julius Schubring an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Dessau, 5. Dezember 1833.</note> daß Du Dich ihrer sehr freundlich angenommen habest <hi rend="latintype">pp</hi>. – Baur, dessen Namen Du als Recensenten gefunden hast, ist wol nicht unserer, sondern der <placeName xml:id="placeName_44189b58-189c-4c1b-a6fb-9b044c55e56a">Tübinger<settlement key="STM0102750" style="hidden" type="locality">Tübingen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <persName xml:id="persName_361999fb-ac2f-44ce-b677-e479eb8dce1f">Professor<name key="PSN0109711" style="hidden" type="person">Baur, Ferdinand Christian (1792-1860)</name></persName> (jedenfalls, wenn er im Tübinger Blatt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_833a1fbb-ed59-4c0f-bce8-3934705f4c07" xml:lang="de">Tübinger Blatt – Tübinger Zeitschrift</note> war) von unserm Baur habe ich noch nichts dergleichen gemerkt – wiewol es deshalb immer möglich wäre – . Wunderlich wäre es, wenn er über eine <persName xml:id="persName_21881bb0-f57a-4d64-ab46-2888dd3de881">Bretschneidersche<name key="PSN0110126" style="hidden" type="person">Bretschneider, Carl Gottlieb (1776-1848)</name></persName> Schrift etwas bekannt gemacht hätte, insofern, als mir auch dabei die Finger gewaltig gejückt haben. Der vornehme Generalsuperintendent mit seinem ziemlich durchsichtigen Wasser glaubt sich zu Allem berufen. Ich schickte meine Recension an die allgemeine Kirchenzeitung,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_766a5694-2d62-4397-9e6f-93dd26277d7f" xml:lang="de">die allgemeine Kirchenzeitung – Allgemeine Kirchenzeitung.</note> ohne zu wissen, daß die Leute mit Bretschneider eng verbunden sind (seitdem hat er gar die Redaktion übernommen). Natürlich schickten sie es mir zurück, denn ich hatte ihn ein bißchen scharf angelassen.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Der dritte, nach dem Du fragst, ist <persName xml:id="persName_6d59df23-b746-4790-94df-f6b0564dbfdf">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>; und ich will Dir aufrichtig sagen, wie sehr er mir bei seinem hiesigen, zwar nur kurzen Aufenthalt mißfallen hat. Er benahm sich gerade wie ein abgeschmackter Fant.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ab6ccd33-66e5-4d0a-8121-0b5fdec7335d" xml:lang="de">Fant – junger, unreifer Mensch, Knabe, Geck.</note> Einzelnes kommt bei dergleichen Urtheil in die Wagschale, was an sich ganz unbedeutend scheint, aber doch in Verbindung mit andern Worten, mit Gebehrden Bedeutung hat. Besinnst Du Dich noch, daß ich Dir einmal in <placeName xml:id="placeName_e79e5749-c7b1-4543-9d7a-fd2814bc296c">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sagte, er käme mir nicht aufrichtig vor und sagte Schmeicheleien. Das war nun z. b. hier im ärgsten Grade der Fall. In jede junge Dame, mit der er zusammenkam, war er verliebt; mit der größten Naivetät – man könnte es Unverschämtheit nennen – warf er ihnen „himmlisch, göttlich u. s. w. ins Gesicht. Einen Abend war er bei uns zum <hi rend="latintype">Trio</hi>, zugleich drei Damen, die Du auch wenigstens gesehn hast, die <persName xml:id="persName_feff7ce8-bba5-4e4c-b051-fa6c6ecaf71f">Müller<name key="PSN0113483" style="hidden" type="person">Müller, Adelheid (1800-1883)</name></persName>, ihre <persName xml:id="persName_b8970460-8f4d-4b0d-8a57-8584b40972cf">Schwester<name key="PSN0109683" style="hidden" type="person">Basedow, Adolphine Julie (seit 1833) von (1810-1895)</name></persName> und Cousine. Zur Schwester (<hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7f3be528-fcf4-4f29-bb6d-1ba779abce00">Julie Basedow<name key="PSN0109683" style="hidden" type="person">Basedow, Adolphine Julie (seit 1833) von (1810-1895)</name></persName></hi>, die jenes Lesepult gemacht, das Du bewundern solltest) sagte er z. b. während gespielt wurde NB<note resp="UW" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_0cb4fb3c-859d-4b22-a0a6-a523f6e37b2c" xml:lang="de">NB als Ligatur geschrieben.</note> <title xml:id="title_0c35c020-e9a6-43e0-acce-04489af1a4a1">Beethovensches <hi rend="latintype">Trio aus D</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108031" style="hidden" type="music">Klaviertrio D-Dur, op. 70/1 (»Geistertrio«)</name></title> #: Und Sie krönen das Spiel.“ „Wie so“? „Durch ihr Zuhören.“ Dies ziemlich heimlich und andres dergl, so daß meine <persName xml:id="persName_5a068bd6-a762-4972-b36d-3e77112886a0">Frau<name key="PSN0114725" style="hidden" type="person">Schubring, Anna Elisabeth (1811-1876)</name></persName> nachher zu mir sagte, sie würde weggegangen sein, wenn man ihr solche Abgeschmacktheiten ins Gesicht sagte. – Dann hat er zur Müller gesagt, ihr Flügel sei besser als meiner – (Du kennst ja wol ihren zinnernen Kasten) – bloß um ihr etwas Angenehmes zu sagen. Zu mir wieder: durch diese <hi rend="latintype">Trio’s</hi> (die ziemlich regelmäßig waren, zum Theil ohne Zuhörer, zum Theil mit meinen nächsten Bekannten) bildete ich einen Mittelpunkt für gute Musik in <placeName xml:id="placeName_591fc7d8-7b77-4567-8798-39d8988269ff">Deßau<settlement key="STM0100131" style="hidden" type="locality">Dessau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, Schneidern gegenüber.“ Zu Schneider: Er habe in seinem Leben noch nicht Symphonien so spielen hören wie bei ihm u.s.w. u.s.w. So hat er auf dieselbe Art meine Predigt gelobt – natürlich gegen mich selbst; hat eine Begeisterung für Deßau affektirt <hi rend="latintype">pp</hi> –. Sage um Gottes Willen, was soll das Alles heißen, und was soll man dazu sagen? Wir sind hier dergl nicht gewohnt.</p> <p>Daß er viel reden könne, was nach Geistreichem schmecken soll, aber nichts zu Stande bringen, das ist mein Urtheil von Anfang an gewesen. Übrigens hat er eine gränzenlose Eitelkeit und Einbildung sowol auf seine Kräfte wie auch auf die Wichtigkeit dessen, was er leistet und geleistet hat. – Scheint Dir mein Urtheil zu hart, so mildere es Dir, da Du ihn näher kennst als ich. – Daß er verlobt sei,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0ee50159-e7dd-4c83-bddd-d9fd288d0234" xml:lang="de">Daß er verlobt sei – siehe Brief gb-1834-06-21-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Juni 1834, Z.: »Ich habe mich heut – oder vielmehr gestern früh verlobt mit einem lieben und mich innig liebenden Mädchen, der ältern Tochter des Caufmanns Eschwege.«</note> höre ich zuerst von Dir, möchte aber doch nicht unbedingt unterschreiben, was Du hinzusetzest: „was mir leid thut.“ Denn es kommt ja darauf an.</p> <p>Das Übrige in Deinem Briefe betrifft Dich und mich. Der Höflichkeit wegen muß ich Dich voranlassen. Daß Du tüchtig fleißig bist und nach allen Kräften Gutes zu Tage förderst, hoffe ich, wünsche ich, glaube ich. Die Zeitungen posaunen ja Dein Lob aus. Das Leben ist kurz und wer was sein will, darf sich nicht lange besinnen. Hast Du von Deinen Compositionen einmal etwas übrig, was Dich kein Geld kostet, so schicke mirs nur. Ich habe jetzt: <title xml:id="title_f25849dc-83e3-4ab6-a5b3-73d5a1f0dd4e"><hi rend="latintype">Sonate</hi> e<hi rend="superscript">#</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zog0kjn9-5hpu-hyss-o9s1-wvc2mjr299bb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100411" style="hidden">Sonate E-Dur, 22. März 1826<idno type="MWV">U 54</idno><idno type="op">6</idno></name></title>, <title xml:id="title_88105809-2b2d-4920-994d-2c9494cef8a8">b<hi rend="superscript">♮</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tbtf0xgm-aqi8-0tl3-yros-9cszlyvcv73r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100414" style="hidden">Sonate B-Dur, 31. Mai 1827<idno type="MWV">U 64</idno><idno type="op">106</idno></name></title>; <title xml:id="title_0fde0a21-b320-4365-8bd7-8d87e74ded0b">6 Lieder ohne Worte<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vqrbguaq-veju-cj7x-1nyx-f8zcnmazynih"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100621" style="hidden">Sechs Lieder ohne Worte für Klavier, 1. Heft, 1832; enthält MWV U 86, U 80, U 89, U 73, U 90 und U 78<idno type="MWV">SD 5</idno><idno type="op">19b</idno></name></title>, <title xml:id="title_afbe6d62-c220-4c4f-98dd-a6499fb3ffb1">3 Blumenstücke<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_a4lc5rak-nfgi-dbt9-apwx-8tz30p80jmnz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100272" style="hidden">Der Blumenstrauß »Sie wandelt im Blumengarten«, [Mai 1832]<idno type="MWV">K 73</idno><idno type="op">47/5</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yljojwic-uolr-ske9-6lhy-gkunmyp59u4s"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100260" style="hidden">Im Frühling »Ihr frühlingstrunknen Blumen«, 27. Januar 1830<idno type="MWV">K 52</idno><idno type="op">9/4</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6dkzets3-kx1q-7qt8-skja-9il1lytc5oau"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100257" style="hidden">The Garland »By Celia’s arbour all the night« / Der Blumenkranz »An Celias Baum in stiller Nacht«, 22./24. Mai 1829<idno type="MWV">K 44</idno><idno type="op"></idno></name></title> <title xml:id="title_ae7fa02b-7765-44eb-a91a-06751257ab0a"><hi rend="latintype">Fantasie</hi> e<hi rend="superscript">#</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0voabbj4-juf9-wbxt-7mmj-axjwsxt5on96"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100424" style="hidden">Fantasie über das irländische Lied The Last Rose of Summer E-Dur, [1830 oder früher]<idno type="MWV">U 74</idno><idno type="op">15</idno></name></title>. – <hi rend="latintype">Quatremains</hi>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e03ba6ee-610c-457f-8b77-53a8c9a14f23" xml:lang="fr ">Quatremains – quatre mains frz., vier Hände.</note> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_ae83914f-9c61-4cca-bf29-2c1a5f3bdd6a">Ottetto<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nyvgek4t-6v7z-bbjr-qhnp-veunhgstfcwn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100391" style="hidden">Oktett Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, 15. Oktober 1825<idno type="MWV">R 20</idno><idno type="op">20</idno></name></title></hi>, <title xml:id="title_471fdde7-c741-4725-9e1c-f25ae8a23026"><hi rend="latintype">Ouvert</hi>. <hi rend="latintype">g</hi> <hi rend="latintype">Sommernachtstr</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dxuhog1n-dqhz-5pbj-5qu1-q0xaol5rbfqb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title>., <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b0115562-1485-47b7-a70a-858445e318c3">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_grqesiie-jmd6-0iha-zevl-2bjqkvwsuwql"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title></hi>; <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7f1f6bc6-d016-485f-8bae-ab1da6331783">Camacho<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qtrtlzar-onzd-pkkm-ptmv-nmin3cqetmny"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title></hi>. Ich spiele diese letzt mit meinem <persName xml:id="persName_c15f04b2-7946-4b29-94aa-35361679e2b7">Bruder<name key="PSN0114727" style="hidden" type="person">Schubring, Georg Adolph (1817-1893)</name></persName> ganz passabel (NB<note resp="UW" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_1adffb5f-9834-4a17-9b78-e0a3424a2748" xml:lang="de">NB als Ligatur geschrieben.</note> für uns ganz passabel.) Was Du aber außerdem anfertigst, davon habe ich seit langer Zeit nichts vernommen. Wie steht es denn mit den längst beabsichtigten <hi rend="latintype"><title xml:id="title_0e1c44ce-bba7-48b0-b5a2-8a575051fb32">Trio’s<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qlg7blgm-vpns-rguc-bdqr-fhricxfyzfdy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100381" style="hidden">Trio für Violine, Violoncello und Klavier, Fragment, [zwischen 1832 und 1834]<idno type="MWV">Q 22</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fc5fuvgb-yzxw-60yl-er9b-q7jlz0tvwrix"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100386" style="hidden">Trio A-Dur für Violine, Violoncello und Klavier, Fragment, [Ende 1830er-, 1840er-Jahre]<idno type="MWV">Q 28</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi>? – Daß Du einen neuen Bach hast kennen gelernt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8d1ad8d7-4fd3-4a7d-8087-a2d7677bd0bd" xml:lang="de">Daß Du einen neuen Bach hast kennen gelernt – siehe Brief fmb-1834-07-15-01 (Brief Nr. 970) Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Schubring in Dessau; Düsseldorf, 15. Juli 1834, Z. 59 ff.: »Hauser in Leipzig hat aus Manuscriptstimmen eine Cantate in emoll von Seb. Bach in Partitur gesetzt, die eine der stärksten Sachen von ihm ist, die ich kenne.«</note> ist ja herrlich. Dergleichen wird mir nun nicht mehr zu Theil. <persName xml:id="persName_c35943db-be0a-4288-856a-d58a502768d2">Schneider<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> bringt uns nichts, Claviersachen werden nicht neue bekannt und so halte ich mich an die alten, an denen ich freilich immer neue Schönheiten entdecke. Partituren anzuschaffen ist nichts für mich; ich kann sie auch nicht vollständig übersehn. – Was die Musik betrifft, so bin ich noch so ziemlich der<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Alte, so wie mein Graf.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1e112f81-be05-4e91-be26-340738ae6f71" xml:lang="de">mein Graf – Schubring besaß einen Flügel von Conrad Graf.</note> Nur das muß ich sagen, daß mein Urtheil sich in den wenigen Jahren auch noch um ein Weniges geändert; ich möchte sagen, erhoben und geläutert hat. Denn ich weiß mir mehr Rechenschaft zu geben, warum? finde auch etwas mehr den Zusammenhang zwischen der Idee eines Stücks und den Mitteln, durch welche dieselbe dargestellt ist. So glaube ich auch, seitdem wir uns nicht gesehn, auch um 2 Jahre auf dem Klavier zugelernt zu haben, namentlich was Anschlag, Sicherheit, Ruhe, Sonderung der Stimmen <hi rend="latintype">pp</hi> betrifft. Aber freilich spiele ich jetzt weniger; aus keinem <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_1eef9ec2-62b2-4499-bfb8-695ccd2f5188">G</del> andern Grunde als weil die Zeit fehlt – denn ich habe tüchtig zu thun; Frau und <persName xml:id="persName_7bd81558-28ba-4b21-948b-fb4842fce2be">Kind<name key="PSN0114730" style="hidden" type="person">Schubring, Johannes Friedrich (1834-1869)</name></persName> wollen ja auch ihr Recht haben. Das kann ich Dir aufrichtig auf Deine Frage antworten, daß Heiterkeit und Lebenslust noch eben so frisch und lebendig bei mir ist, wie ehedem. Natürlich äußert sichs etwas anders mit zunehmendem Ernst des Lebens, zu dem ich berufen bin. Aber ich könnte auch sagen, ich bin noch glücklicher als sonst. Eine Frau so um sich und in sich zu haben, die ganz versteht und verstanden wird, mit der man alles theilt und theilen kann – und dann das liebe kleine Wesen, der kleine Bengel, den der liebe Gott zu unser beider Freude so prächtig gedeihen läßt – ich wüßte gar nicht was nun noch fehlte. Ich will nicht weitläuftig darüber werden, aber glaube mirs, daß ich heiter und glücklich bin wie noch nie. – Gerade jetzt könnte ich mich Lügen strafen, denn zum ersten Male in meinem Leben habe ich ein Freundschaftsverhältnis zerreißen helfen; die Gemeinheit war aber zu arg und ich konnte es nicht mehr aushalten, so daß wir nun bestimmt geschieden sind und wenigstens auf der andern Seite eine feindselige Stimmung eingetreten ist. Ich kann Dir nicht sagen, wie das viele Tage lang auch meine<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_cbb70909-f939-4fd7-a8be-77e3b4265e47">n</del> innere Ruhe gestört hat; ich war mir zum ersten Male in meinem Leben bewußt, Feinde zu haben; um so schlimmer, da eine lange Zeit her eine scheinbare Freundschaft bestanden hatte (Es ist mit der <persName xml:id="persName_c519c4ea-6c3e-4a07-955d-d4e2ca9628bf">Basedowschen Familie<name key="PSN0109682" style="hidden" type="person">Basedow, Familie von → Ludwig von B.</name></persName>; die Geschichte selbst ist aber zu eklig und langweilig zu erzählen). Jetzt habe ichs überwunden.</p> <p>Was Du von den Elberfelder Theologen schreibst, klingt allerdings schlimm genug. Doch glaube ich noch nicht an Alles. Dergleichen wird durch die <hi rend="latintype">Fama</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d89b59d8-26c4-4941-bd0b-ee835c537c96" xml:lang="de">Fama – Ruhm.</note> immer böser gemacht. Hast Du es aber von ihnen selbst, so ist es freilich arg genug. Nur fürchte ich, Du verwechselst manches, was ein Theolog wol als aus der Theologie her bekannt voraussetzt und was andern ganz anders klingt. z. b. wenn das Wort Welt gebraucht wird, denkst Du etwa an die ganze Schöpfung, in welcher sich Gottes Herrlichkeit sichtbar uns vor Augen stellt, an Spaziergang, an Frühling mit Baumblüthen <hi rend="latintype">etc. etc.</hi> Die Bibel faßt mit dem Worte Welt einen andern Begriff, nämlich den Gegensatz des Himmelreichs, oder mit andern Worten die Gemeinschaft der Menschen die ihr Herz nicht zu Gott bekehren. Daher der Ausdruck: weltliche Lust <hi rend="latintype">pp</hi>. Ich meine, ein solches Wort eines Predigers konntest Du leicht mißverstehn, weil es von einem andern als dem gewöhnlichen Sprachgebrauch hergenommen ist. Doch will ich gar nicht urtheilen, da ich die Leute gar nicht kenne. Was das Theater betrifft, welches sie verurtheilen, so weißt Du wol, daß darüber viele Menschen so denken. Sie werden aus solchen und ähnlichen Gründen Pietisten genannt. Und doch liegt etwas Wahres darin. Ich möchte wenigstens sagen: Für <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">3</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> Menschen ist das Theater sittlich nachtheilig. Glaubst Du es nicht, so gehe nur fleißig hin, und sieh Mienen an und höre reden u.s.w. (die Zuschauer meine ich). Glaubst<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Du, daß es gut ist, wenn einer viel gedankenarmes Journal – or Romane – or sonstiges Zeug liest? Wird nicht die Zeit für Besseres versäumt? wird nicht der Geist für Besseres abgestumpft und verflacht? Und nun vollends im Theater, wo man sich pflegt etwas vormachen zu lassen, um den Abend todtzuschlagen <hi rend="latintype">pp</hi> Man denkt sichs gar nicht, was für langeweilige, übersatte Menschen da hinkommen oder weggehn. O es giebt noch andre Sachen dabei. Aber halte mich darum für keinen Pietisten; ich bin diesen Winter, wo hier Theater war, doch auch 2 mal drin gewesen. Ich unterscheide aber dabei: Wer? Wo? Wie? Wie oft? Was? u. s. w.</p> <p><persName xml:id="persName_59a805b7-4298-4ca2-a4e9-b16b4a4ac03b">Seelmann<name key="PSN0114841" style="hidden" type="person">Seelmann, August (1806-1855)</name></persName> ist seit einem Jahre Cantor und Schullehrer auf dem Lande. Da wird er wol wenig Zeit haben! Doch hat er im Frühling ein Festspiel zu einer silbernen Hochzeit gemacht,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f0964a76-f6a3-4fea-81c1-4fd36dd37388" xml:lang="de">hat er im Frühling ein Festspiel … gemacht – Das Festspiel August Seelmanns konnte nicht ermittelt werden.</note> welches mir im Ganzen ganz gut, in einzelnen Theilen sogar recht gut gefallen hat. Meistens ungezwungen zum Theil auch hübscher Duft darüberweg</p> <p>Mein Flügel hat zu Pfingsten im Concerte allgemeinen Beifall bekommen. Vom <placeName xml:id="placeName_6671084c-6fb5-4146-bd06-7a2376bfbfaa">Magdeburger Musikfest 2-4 Juli<name key="NST0104775" style="hidden" subtype="" type="institution">7. Elbmusikfest (1834)</name><settlement key="STM0100461" style="hidden" type="locality">Magdeburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, weiß ich nicht viel zu sagen; oder es würde für heute zu viel. <persName xml:id="persName_794816e8-fb1f-45ec-8606-1352f694c2cc">Schneider<name key="PSN0114646" style="hidden" type="person">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> gefiel mir die ganze Zeit über außerordentlich. Empört aber beinah hat mich der Cellist <persName xml:id="persName_bb6f5e54-a2a4-49df-9ce5-cce04760ce0a">Ganz<name key="PSN0111285" style="hidden" type="person">Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868)</name></persName>; ich habe zwar nicht mit ihm gesprochen aber sein Solospiel und sein Wesen waren mir wiederlich gemein. Es dauerte mich recht, daß er mir schrecklich liederlich vorkam. <persName xml:id="persName_ce3980ed-7eb4-444f-88f8-8df3f80da55f">Mantius<name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName> hat doch in der ganzen Zeit nicht um einen Dreier Gutes profitirt. Höchstens süßliche Manier, was in ein <persName xml:id="persName_08fc00d6-d257-4ddb-b008-2218c7fcf8cf">Händelsches<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> Oratorium schlecht paßt.</p> <closer rend="left">Aber Lebewohl. Herzl Grüße von meiner <persName xml:id="persName_591f5ef2-8a06-409d-b70e-aeb1e27c8fc4">Frau<name key="PSN0114725" style="hidden" type="person">Schubring, Anna Elisabeth (1811-1876)</name></persName>.</closer> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Jul. Schubring.</signed> </div> </body> </text></TEI>