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gb-1834-07-27-01

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Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 27. Juli 1834Endlich, lieber Felix, komm’ ich ans Briefschreiben, noch kochgar vom Konzerte. Daß ich fast 8 Tage lang Dir für das neue Darlehn nicht gedankt, nicht einmal den Empfang angezeigt, Dir überhaupt in der letzten ZeitFelix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Bernhard Marx in Berlin; Düsseldorf, 28. Juni 1834unbekannt Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)Transkription: FMB-CEdition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/231. Autograph Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 27. Juli 1834 Endlich, lieber Felix, komm’ ich ans Briefschreiben, noch kochgar vom Konzerte. Daß ich fast 8 Tage lang Dir für das neue Darlehn nicht gedankt, nicht einmal den Empfang angezeigt, Dir überhaupt in der letzten Zeit

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 4-5 / 29/7], [N I / 2 3], Siegel.

Adolph Bernhard Marx

Green Books

Albrecht-Hohmaier, Mendelssohns Paulus, S. 275 f. (Textauszug).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. Juli 1834 Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)counter-resetMarx, Adolph Bernhard (1795–1866) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn MusikdirektorFelix Mendelssohn-BartholdyWohlgeboreninDüsseldorf.frei
Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)Berlin den 27. Juli 1834.

Endlich, lieber Felix, komm’ ich ans Briefschreiben, noch kochgar vom Konzerte. Daß ich fast 8 Tage lang Dir für das neue Darlehndas neue Darlehn – Dem Haushaltsbuch Mendelssohns ist zu entnehmen, dass er erst am 17. Juli 1834 den Betrag von 100 Reichstalern angewiesen hat. nicht gedankt, nicht einmal den Empfang angezeigt, Dir überhaupt in der letzten Zeit nichts geschrieben, an allem war dieses vertrakte Konzert,dieses vertrakte Konzert – Donnerstag, den 24. Juli 1834 fand in der Dreifaltigkeitskirche ein geistliches Konzert statt, in welchem u. a. der Ambrosianische Hymnus von Adolph Bernhard Marx aufgeführt wurde. Siehe Iris im Gebiete der Tonkunst Nr. 30 (25. Juli 1834), S. 120. oder vielmehr der unglaubliche Schlendrian der Behörden schuld, der mich um 6 Wochen und meinen armen Krankenverein wenigstens um 100 rt.100 rt. – Felix Mendelssohn Bartholdy gewährte Adolph Bernhard Marx ein Darlehen. Vgl. auch Brief fmb-1834-08-05-01 (Brief Nr. 982) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 4. und 5. August 1834, Z. 154 ff.: »Allerdings gehören die 31 Pfund und einige odd Schillinge, die Doxat von Klingem. bekommen hat, mir zu, aber leider liegt auch hier schon wieder ein Scheuer-Zettel ein*, auf dem neues hier erhobnes Geld verzeichnet ist. Doch habe ich weder dies, noch die vorigen 100 rt. eigentlich für mich gebraucht, und denke es sind Ausgaben, die Du billigen wirst, lieber Vater, wenn ich Dich mündlich danach fragen werde.« gebracht hat. Es ist eine erzählenswerthe Geschichte; damit Du aber das Gute, die Hauptsache, vorweg sicher wissest, fange ich am Ende an zu erzählen.

Also Donnerstag amden 24. von 5 bis 7 hat Hr. Marx 150 Sänger, 6 Posaunen, 2 OrganistenHaupt, Carl August (1810-1891)Braune, Friedrich Wilhelm Otto (1811-1884) und einen BelkeBelcke, Friedrich August (1795-1874) auf dem Chor der Dreifalt.k.DreifaltigkeitskircheBerlinDeutschland (bekanntlich nach dem Muster des PantheonsPantheonRomItalien,Pantheons – Das Pantheon ist ein zur Kirche umgeweihtes antikes Bauwerk in Rom. aber ins Große gebaut und nicht mit bloßen Marmor- sondern geistiger mit Luft-Säulen) gehabt und damit aufgeführt: 1, den Ambrosius ohne Begleitung<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109909" style="hidden" type="music">Komm, Gott Schöpfer, heil’ger Geist (Ambrosianischer Hymnus) op. 4/1</name>, 2, eine Händelsche Orgelfuge,eine Händelsche Orgelfuge – Werk nicht zu ermitteln. 3, eine Vesper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1zkqmhwf-1e3h-hbyv-yfds-ncuri0xr967v"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100136" style="hidden">Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo, 5. Februar 1833<idno type="MWV">B 26</idno><idno type="op">121</idno></name>, 4, einen Orgel-Posaunen-Jammer und 5, einen Johannes<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name>. Es ist alles gut gegangen (wenn man die Verhältniße nur irgend billig erwägt) und hat, soviel ich irgend vernehmen können, gefallen; am meisten die Vesper und Johannes, wenig Händel, mißfallen bis zu förmlichen Vorwürfen gegen mich no. 4, eine Kalkbrenner-Czerny-Herzsche Introduktion mit WilhelmbachschenBach, August Wilhelm (1796-1869) Variationen auf einen Choralno. 4, eine Kalkbrenner-Czerny-Herzsche Introduktion mit Wilhelmbachschen Variationen auf einen Choral – Werk nicht zu ermitteln. – von Otto BrauneBraune, Friedrich Wilhelm Otto (1811-1884). Mir machten die Vorwürfe aufrichtige Freude; das Ding nahm sich zwischen den andern Sachen gar zu toll aus, und ist doch genau eben so und eben so gut, wie sichs dieselben Leute schon seit Jahren von W. BachBach, August Wilhelm (1796-1869) und neuerdings in PotsdamPotsdamDeutschland gefallen und schmecken lassen. Von nun an, wenn sich wieder Einer in den Sinn kommen läßt, ihnen mit solclhen Sachen anzukommen, wirds ihnen – dafür stehe ich – eben so munden, wie vorher. Du siehst wie sicher ich auf die Fortbildung des Publikums, besonders hier, baue. Verfluchtes Pack! Bin ich nicht neulich, nachdem ich schön und lange über Dich geredet hatte, ganz ehrlich und wohlmeinend gefragt worden: wer ein größerer Spieler sei, Du, oder MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) oder – WörlitzerWörlitzer, Friedrich? – Buchstäblich so; und zwar in einer Familie, die alle Deine Konzerte gehört besucht und Wörlitzer öfters gehört, (mit mir seit 1/4 Jahr Umgang und mir schon 7mal erzählt hat, daß W nichts mehr spiele, als BostonBoston – Boston ist ein nach der nordamerikanischen Stadt Boston benanntes historisches Kartenspiel, das im 18. Jahrhundert zur Zeit des amerikanischen Freiheitskampfes erfunden worden sein soll, wahrscheinlich ist das Spiel aber schon etwas älter und französischen Ursprungs. und Billard und mit Limonade und Eau de Cológne restaurirt werden müsse, wenn er einen Walzer gespielt habe! Schick den BerlinernBerlinDeutschland doch Deine Unterhosen her, wie Carl XII dem Reichsrath seinen Stiefel, mit dem Koth der Ukraine bespritzt.wie Carl XII dem Reichsrath seinen Stiefel, mit dem Koth der Ukraine bespritzt – bezieht sich auf den Russlandfeldzug Karls XII. vom 28. Januar (greg.) 1708 bis zum 21. Juli (greg.) 1709.

Na auf Bessers zu kommen. – Deine Vesper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vbmmlx8o-pujj-k1oa-hrox-itz2eoiq0lmv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100136" style="hidden">Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo, 5. Februar 1833<idno type="MWV">B 26</idno><idno type="op">121</idno></name> habe ich nicht so geben können, als Du mir angedeutet, nämlich mit Kontrabässen. Zu 150 frischen Stimmen hätte ich wenigstens 4 C.B. und 8 VCelleVCelle – Violoncelli. – nach meiner Meinung, zumal wenn die Gegenwirkung der Orgel, z. B. im Intensoim Intenso – Teil von Mendelssohns Vesper Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo op. 121 (MWV B 26), komponiert am 5. Februar 1833. dazu kommt, 6 bis 8 CB und 12 bis 14 VCelle gebraucht, ohne welche letztere die CBC.B. – Contrabässe. (wie ich in PotsdamPotsdamDeutschland gehört) jämmerlich schnurren und brummeln und Deinen Continuo gar nicht herausgebracht hätten. Nun denk’ Dir einmal den DreifaltigkeitschorDreifaltigkeitskircheBerlinDeutschland (immer noch den größten hier) ob ich da, hätte ich sogar 20-30 Sänger sparen abweisenMarx, Adolph Bernhard (1795–1866) wollen, Platz nur zur Hälfte des Unentbehrlichen gehabt? – Und wenn: so hätte ich die Bässe, da der Chor vor der Orgel zu schmal ist; auf beide Flügel bringen müssen, und hätte nimmermehr sie mit dem Chor und der Orgel zusammenhalten können. Ich habe also die ganze Begleitung in die Orgel gelegt im Continuo wenige Noten geändert (z. B. im Anfang:

Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/231, fol. 1v.Notenzitat aus Felix Mendelssohn Bartholdy, Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continu op. 121 (MWV B 26).
) und überall nur das einfachste Accompagnement genommen. Die beiden ersten Sätze, Choral und Schluß gingen, so gut man’s von solchem Chor irgend erwarten kann; mit dem vierstimmigen Aperidem vierstimmigen Aperi – vierter Satz: Aperi oculos tuos. waren wol die Andern, nicht aber ich zufrieden. Gerade hier müßten die begleitenden Solostimmendie begleitenden Solostimmen – vier Solostimmen. goldrein sein; ich habe aber nach einander vier Solotenöre an der Grippe verloren, und die’s nun übernahm, hatte zwar eine süße weiche Stimme, wie sie das Stück verlangt, verdarb mir aber das
Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/231, fol. 1v. Notenzitat aus Felix Mendelssohn Bartholdy, Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo op. 121 (MWV B 26).
aus Brustschwäche, sowie der Ten. 2. zweimal detonirte und das Ganze nicht unanimunanim – einmütig, einhellig. genug begleitet wurde. Abgesehen davon hat’s mir das größte Vergnügen gemacht, was von Dir zu dirigiren. Meine Augen schweiften wohlbehaglich über die Versammlung, und ich hoffte wünschteMarx, Adolph Bernhard (1795–1866) Dich eben so sehr herbei, als ich in den Proben, wenn’s schlecht ging, mit Furcht dachte: ’s gut, daß er nicht kommt. (Da ich nach einer Unterbrechung eben sehe, daß mein „daß“
Zeichnung: GB-Ob, M.D.M. d. 29/231, fol. 1v.Zeichnung einer Hand.
etwas von Deiner Handschrift hat, so muß ich eine der wichtigsten Bemerkungen aussprechen, die ich seit lange auf dem Herzen trage: schreiben denn alle DüsseldorferDüsseldorfDeutschland das w wie ein n oder blos Du?) – Hierbei noch zum Schluß des Guten die Uebersetzung Deiner Vesper.

Und was hab’ ich ausgericht’t? Nichts, – oder nicht viel mehr. Am 5 Juni bin ich beim KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) eingekommen (nachdem mich die UnivFriedrich-Wilhelms-UniversitätBerlinDeutschland. an 3 Wochen aufgehalten) um das Konzert am 2 Juli zu geben. Vier Wochen blieb mein Gesuch im Min.Königlich Preußisches Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- AngelegenheitenBerlinDeutschland unberücksichtigt, am 17 Juli Abends erhielt ich Antwort ohne die nöthigen Bescheinigungen. Erst zum 22 konnte ich von der Poliz.Poliz. – Polizei. und Censur die Erlaubniß der Ankündigung erhalten, erst den 23. mußte ich die Texte und Zettel durchsetzen; folglich war das Konzert nicht bekannt, folglich schwach besucht. Reihenweis fragten mich nachher die Leute, wann denn mein Konzert statt finden würde; bei 9 Behörden mußte ich schriftlich und mündlich suppliciren,suppliciren – demütig bitten. Bitten und Dringen anwenden, – und die Sache hatte nirgends ein Bedenken!! Nimm die Hitze – fortwährend zwischen 26 und 30 Grad (beiläufig ist sogar das Wetter hier plump und geistlos; wirds heiß, so liegt |4| die Hitze ohne Unterbrechung wie ein Alb 6 Wochen lang, nicht stechend wie im Süden, sondern breit und flach plattdrückend unter graublasblauen Himmel und gelbglotzender Erde mit gelbglotzenden Häusern, gelbgekleideten gelb felligen schmalhüftigen schwitzigen Weibern und Ihren Männern. Nun kommt der Witterungswechsel. Dann hast Du 6 Wochen lang Regen und Berliner Windkälte, wieder ohne Unterbrechung. O Je!) – Da, nimm die Hitze, die Abwesenheit des Hofes, aller Bemittelten pp so ist’s erstaunlich, daß nur soviel (etwa 500) gekommen. Am 2 Juli hätte der König pp geschenkt und wären 300 mehr gekommen. Dazu rechne: daß die UniversitätFriedrich-Wilhelms-UniversitätBerlinDeutschland 115 Billets, das Ministerium – 4 subscribirt hatte, das ConsistoriumKonsistorium der Provinz BrandenburgBerlinDeutschland – gar keins, obgleich alle entschieden für die Unternehmung waren und erklärten: wenn dem KrankenvereinAkademischer KrankenvereinBerlinDeutschland so nicht geholfen würde, müßte die UniversitätskasseFriedrich-Wilhelms-UniversitätBerlinDeutschland herhalten. Ich bins müde, daran zu denken; glaub’ ohne Weiteres, daß auch Verlegung unmöglich war, – und daß ich mich sehr besinnen werde, ehe ich wieder mit all’ dem Pack was anfangebe. Noch Eins. BrauneBraune, Friedrich Wilhelm Otto (1811-1884) hatte persönlich und durch AufgeschickteAufgeschickte – Entsandte. um seinen Beitritt angehalten, mit der Aeusserung, er hoffe sich damit zu befördern. Ich hatte gegen meine Plane und Ansicht und nicht ohne Mühe es möglich gemacht; nachher hat er nicht einmal mich begrüßt, oder sich nur sehn lassen.

Kurz, o Felix, es ist ein närrisches Zeug um das Weltgetreibe. Und mir gehts auch nicht sonderlich. Ich komme nicht vorwärts. Da hab’ ich nun Johannes<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name> 2 mal, Nahid<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112300" style="hidden" type="music">Nahid und Omar, eine Novelle aus Bildern des Orients erlesen, für Gesang und Pianoforte op. 9</name> 3 mal mit Beifall aufgeführt, hübsche Altgesänge geschrieben pp, kann aber keinen Verleger finden, – habe mir nunmehr 6 Körbe geholt, während JähnsJähns, Friedrich Wilhelm (1809-1888), TruhnTruhn, Friedrich Hieronymus (1811-1886) und all’ dergleichen ein op. nach dem Andern vom Stapel lassen. Es lähmt allmählig doch, – und mir ist neuerdings von daher sogar um meine Verlobungmeine Verlobung – siehe Brief gb-1834-06-21-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Juni 1834, Z.: »Ich habe mich heut – oder vielmehr gestern früh verlobt mit einem lieben und mich innig liebenden Mädchen, der ältern Tochter des Caufmanns Eschwege.« bange geworden; – obgleich ich natürlich meine Umstände genau dargestellt habe. Dabei ist meine amtl. Stellungmeine amtl. Stellung – Adolph Bernhard Marx wurde 1830 Musikprofessor der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und 1832 Universitätsmusikdirektor. ohne Aussicht auf Beförderung; wie das Volk hier ist, sind ihnen RRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851). und BBach, August Wilhelm (1796-1869). pp die rechten und großen Männer, haben das Heft und alle Wirksamkeit, alle Beförderungsmittel pp in Händen, und von mir wird immer weniger die Rede sein, weil ich wirklich so gegen sie gestellt bin, daß ich nicht wie sie wirken und aufkommen kann. Es ist eine Vetterbasenschaft, durch die man nicht kommt. Das Min. erkennt z. B. gegen mich und andre, daß mir eine Stellung zum OrgelinstKöniglich Akademisches Institut für KirchenmusikBreslauDeutschland. gebührt hätte; aber „ich hätte mich wol mit BachBach, August Wilhelm (1796-1869) nicht vertragen können“. RungenhagenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) sagt mir ins Gesicht, es gebühre sich, daß ich Akademiker sei: aber man könne nicht wissen, ob ich nicht in anderm Sinne lehren und wirken würde, als sie. – Doch worüber beschwere ich mich? Es ist dieselbe AkadKöniglich Preußische Akademie der WissenschaftenBerlinDeutschland., die FichteFichte, Johann Gottlieb (1762-1814) |4| und HegelHegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831) jedesmal durchfallen ließen, – und aus denselben Gründen; ihr Eintritt, sagten sie (z. B. ButtmannButtmann, Philipp Carl (1764-1829)) öffentlich, könnte zu einem Dissensus mit den andern phil. Mitgliedern führen. Es ist nur schlimm, wenn Wirksamkeit und Wohl eines Menschen von einem so zur Privatclique gewordnen Staatsinstitut abhängt; und empörend ist es, wenn dergl. nicht als Unrecht geschieht (denn Unrecht hats stets gegeben) sondern mit der schafsmäßigsten Geradheit und Offenheit als das Natürliche und Rechte und – Gutmüthige bekannt und anerkannt wird. Denn da giebts kein Mittel und keine Hoffnung. Na was thuts? Jetzt komponir’ ich den 1<hi rend="superscript">ten</hi> Psalm<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112347" style="hidden" type="music">Der erste Psalm für vierstimmigen Männerchor mit Begleitung des Piano-Forte op. 5</name> für die märkischen Männervereine,märkischen Männervereine – Gemeint sind die zahlreichen in der Provinz Brandenburg ansässigen Männergesangsvereine. 4stimmig und viel leichter. Vielleicht kann ich ihn herausgeben; dann dedicir’ ich ihn den 30 Vereinen.

Mein größeres Werk<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109903" style="hidden" type="science">Die Kunst des Gesanges, theoretisch-praktisch</name> ruht wegen der Theorie<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109904" style="hidden" type="science">Die Lehre von der musikalischen Komposition, praktisch-theoretisch</name>, und die steht auch seit 6 Wochen wegen Verlobung, Konzert (jetzt Königs Geburtstag)Königs Geburtstag – Der Geburtstag Friedrich Wilhelm III. von Preußen war am 3. August 1834. Hitze und Mitarbeit an einem mus. LexikonMitarbeit an einem mus. Lexikon – Marx war Beiträger zu Friedrich Gustav Schillings Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst, 6 Bde., Stuttgart 1835-1838. stille. So zersplittert man Zeit und Kraft, weil man nicht am rechten Orte steht,. Darum thun mir die Abweisungen meiner Komp. leid, weil sie mich immer wieder zu andrer Arbeit zwingen; und darum hätte ich mich nicht zu verloben gewagt, wenn ich nicht auf dem Punkte ständ’, wo ich entweder dies zu thun oder ganz zu verzichten recht finde, und wenn mir nicht die Einsamkeit immer drückender geworden – und ich noch obenein über meinen Willen hinaus fortgezogen und übereilt worden wäre. Das MädchenEschwege, Therese ist in nichts ausgezeichnet, aber seelengut und mir sehr, innig geneigt. Könnte ich ihr doch ein harmloses Gemüth entgegen tragen! Leider aber hat schon manche Aussicht seitdem getäuscht, und mir ist bange. Ich bin ein „Schlemihl“,ein „Schlemihl“ – jidd. Schlemiel, ungeschickte Person, unschuldiges Opfer von Streichen. d. h. einer der kein Glück hat, er mag’s machen wie er will. Sei Du nur Felix! Und vergiß meine dummen Lamento’s.

Nun kömmst Du bald! Dein Marx.
            Berlin den 27. Juli 1834. Endlich, lieber Felix, komm’ ich ans Briefschreiben, noch kochgar vom Konzerte. Daß ich fast 8 Tage lang Dir für das neue Darlehn nicht gedankt, nicht einmal den Empfang angezeigt, Dir überhaupt in der letzten Zeit nichts geschrieben, an allem war dieses vertrakte Konzert, oder vielmehr der unglaubliche Schlendrian der Behörden schuld, der mich um 6 Wochen und meinen armen Krankenverein wenigstens um 100 rt. gebracht hat. Es ist eine erzählenswerthe Geschichte; damit Du aber das Gute, die Hauptsache, vorweg sicher wissest, fange ich am Ende an zu erzählen.
Also Donnerstag den 24. von 5 bis 7 hat Hr. Marx 150 Sänger, 6 Posaunen, 2 Organisten und einen Belke auf dem Chor der Dreifalt. k. (bekanntlich nach dem Muster des Pantheons, aber ins Große gebaut und nicht mit bloßen Marmor- sondern geistiger mit Luft-Säulen) gehabt und damit aufgeführt: 1, den Ambrosius ohne Begleitung, 2, eine Händelsche Orgelfuge, 3, eine Vesper, 4, einen Orgel-Posaunen-Jammer und 5, einen Johannes. Es ist alles gut gegangen (wenn man die Verhältniße nur irgend billig erwägt) und hat, soviel ich irgend vernehmen können, gefallen; am meisten die Vesper und Johannes, wenig Händel, mißfallen bis zu förmlichen Vorwürfen gegen mich no. 4, eine Kalkbrenner-Czerny-Herzsche Introduktion mit Wilhelmbachschen Variationen auf einen Choral – von Otto Braune. Mir machten die Vorwürfe aufrichtige Freude; das Ding nahm sich zwischen den andern Sachen gar zu toll aus, und ist doch genau eben so und eben so gut, wie sichs dieselben Leute schon seit Jahren von W. Bach und neuerdings in Potsdam gefallen und schmecken lassen. Von nun an, wenn sich wieder Einer in den Sinn kommen läßt, ihnen mit sollhen Sachen anzukommen, wirds ihnen – dafür stehe ich – eben so munden, wie vorher. Du siehst wie sicher ich auf die Fortbildung des Publikums, besonders hier, baue. Verfluchtes Pack! Bin ich nicht neulich, nachdem ich schön und lange über Dich geredet hatte, ganz ehrlich und wohlmeinend gefragt worden: wer ein größerer Spieler sei, Du, oder Moscheles oder – Wörlitzer? – Buchstäblich so; und zwar in einer Familie, die alle Deine Konzerte gehört besucht und Wörlitzer öfters gehört, (mit mir seit 1/4 Jahr Umgang und mir schon 7mal erzählt hat, daß W nichts mehr spiele, als Boston und Billard und mit Limonade und Eau de Cológne restaurirt werden müsse, wenn er einen Walzer gespielt habe! Schick den Berlinern doch Deine Unterhosen her, wie Carl XII dem Reichsrath seinen Stiefel, mit dem Koth der Ukraine bespritzt.
Na auf Bessers zu kommen. – Deine Vesper habe ich nicht so geben können, als Du mir angedeutet, nämlich mit Kontrabässen. Zu 150 frischen Stimmen hätte ich wenigstens 4 C. B. und 8 VCelle – nach meiner Meinung, zumal wenn die Gegenwirkung der Orgel, z. B. im Intenso dazu kommt, 6 bis 8 CB und 12 bis 14 VCelle gebraucht, ohne welche letztere die CB (wie ich in Potsdam gehört) jämmerlich schnurren und brummeln und Deinen Continuo gar nicht herausgebracht hätten. Nun denk’ Dir einmal den Dreifaltigkeitschor (immer noch den größten hier) ob ich da, wü ich sogar 20-30 Sänger sparen abweisen wollen, Platz nur zur Hälfte des Unentbehrlichen gehabt? – Und wenn: so hätte ich die Bässe, da der Chor vor der Orgel zu schmal ist; auf beide Flügel bringen müssen, und hätte nimmermehr sie mit dem Chor und der Orgel zusammenhalten können. Ich habe also die ganze Begleitung in die Orgel gelegt im Continuo wenige Noten geändert (z. B. im Anfang: ) und überall nur das einfachste Accompagnement genommen. Die beiden ersten Sätze, Choral und Schluß gingen, so gut man’s von solchem Chor irgend erwarten kann; mit dem vierstimmigen Aperi waren wol die Andern, nicht aber ich zufrieden. Gerade hier müßten die begleitenden Solostimmen goldrein sein; ich habe aber nach einander vier Solotenöre an der Grippe verloren, und die’s nun übernahm, hatte zwar eine süße weiche Stimme, wie sie das Stück verlangt, verdarb mir aber das aus Brustschwäche, sowie der Ten. 2. zweimal detonirte und das Ganze nicht unanim genug begleitet wurde. Abgesehen davon hat’s mir das größte Vergnügen gemacht, was von Dir zu dirigiren. Meine Augen schweiften wohlbehaglich über die Versammlung, und ich hoffte wünschte Dich eben so sehr herbei, als ich in den Proben, wenn’s schlecht ging, mit Furcht dachte: ’s gut, daß er nicht kommt. (Da ich nach einer Unterbrechung eben sehe, daß mein „daß“ etwas von Deiner Handschrift hat, so muß ich eine der wichtigsten Bemerkungen aussprechen, die ich seit lange auf dem Herzen trage: schreiben denn alle Düsseldorfer das w wie ein n oder blos Du?) – Hierbei noch zum Schluß des Guten die Uebersetzung Deiner Vesper.
Und was hab’ ich ausgericht’t? Nichts, – oder nicht viel mehr. Am 5 Juni bin ich beim König eingekommen (nachdem mich die Univ. an 3 Wochen aufgehalten) um das Konzert am 2 Juli zu geben. Vier Wochen blieb mein Gesuch im Min. unberücksichtigt, am 17 Juli Abends erhielt ich Antwort ohne die nöthigen Bescheinigungen. Erst zum 22 konnte ich von der Poliz. und Censur die Erlaubniß der Ankündigung erhalten, erst den 23. mußte ich die Texte und Zettel durchsetzen; folglich war das Konzert nicht bekannt, folglich schwach besucht. Reihenweis fragten mich nachher die Leute, wann denn mein Konzert statt finden würde; bei 9 Behörden mußte ich schriftlich und mündlich suppliciren, Bitten und Dringen anwenden, – und die Sache hatte nirgends ein Bedenken!! Nimm die Hitze – fortwährend zwischen 26 und 30 Grad (beiläufig ist sogar das Wetter hier plump und geistlos; wirds heiß, so liegt die Hitze ohne Unterbrechung wie ein Alb 6 Wochen lang, nicht stechend wie im Süden, sondern breit und flach plattdrückend unter graublasblauen Himmel und gelbglotzender Erde mit gelbglotzenden Häusern, gelbgekleideten gelb felligen schmalhüftigen schwitzigen Weibern und Ihren Männern. Nun kommt der Witterungswechsel. Dann hast Du 6 Wochen lang Regen und Berliner Windkälte, wieder ohne Unterbrechung. O Je!) – Da, nimm die Hitze, die Abwesenheit des Hofes, aller Bemittelten pp so ist’s erstaunlich, daß nur soviel (etwa 500) gekommen. Am 2 Juli hätte der König pp geschenkt und wären 300 mehr gekommen. Dazu rechne: daß die Universität 115 Billets, das Ministerium – 4 subscribirt hatte, das Consistorium – gar keins, obgleich alle entschieden für die Unternehmung waren und erklärten: wenn dem Krankenverein so nicht geholfen würde, müßte die Universitätskasse herhalten. Ich bins müde, daran zu denken; glaub’ ohne Weiteres, daß auch Verlegung unmöglich war, – und daß ich mich sehr besinnen werde, ehe ich wieder mit all’ dem Pack was be. Noch Eins. Braune hatte persönlich und durch Aufgeschickte um seinen Beitritt angehalten, mit der Aeusserung, er hoffe sich damit zu befördern. Ich hatte gegen meine Plane und Ansicht und nicht ohne Mühe es möglich gemacht; nachher hat er nicht einmal mich begrüßt, oder sich nur sehn lassen.
Kurz, o Felix, es ist ein närrisches Zeug um das Weltgetreibe. Und mir gehts auch nicht sonderlich. Ich komme nicht vorwärts. Da hab’ ich nun Johannes 2 mal, Nahid 3 mal mit Beifall aufgeführt, hübsche Altgesänge geschrieben pp, kann aber keinen Verleger finden, – habe mir nunmehr 6 Körbe geholt, während Jähns, Truhn und all’ dergleichen ein op. nach dem Andern vom Stapel lassen. Es lähmt allmählig doch, – und mir ist neuerdings von daher sogar um meine Verlobung bange geworden; – obgleich ich natürlich meine Umstände genau dargestellt habe. Dabei ist meine amtl. Stellung ohne Aussicht auf Beförderung; wie das Volk hier ist, sind ihnen R. und B. pp die rechten und großen Männer, haben das Heft und alle Wirksamkeit, alle Beförderungsmittel pp in Händen, und von mir wird immer weniger die Rede sein, weil ich wirklich so gegen sie gestellt bin, daß ich nicht wie sie wirken und aufkommen kann. Es ist eine Vetterbasenschaft, durch die man nicht kommt. Das Min. erkennt z. B. gegen mich und andre, daß mir eine Stellung zum Orgelinst. gebührt hätte; aber „ich hätte mich wol mit Bach nicht vertragen können“. Rungenhagen sagt mir ins Gesicht, es gebühre sich, daß ich Akademiker sei: aber man könne nicht wissen, ob ich nicht in anderm Sinne lehren und wirken würde, als sie. – Doch worüber beschwere ich mich? Es ist dieselbe Akad., die Fichte und Hegel jedesmal durchfallen ließen, – und aus denselben Gründen; ihr Eintritt, sagten sie (z. B. Buttmann) öffentlich, könnte zu einem Dissensus mit den andern phil. Mitgliedern führen. Es ist nur schlimm, wenn Wirksamkeit und Wohl eines Menschen von einem so zur Privatclique gewordnen Staatsinstitut abhängt; und empörend ist es, wenn dergl. nicht als Unrecht geschieht (denn Unrecht hats stets gegeben) sondern mit der schafsmäßigsten Geradheit und Offenheit als das Natürliche und Rechte und – Gutmüthige bekannt und anerkannt wird. Denn da giebts kein Mittel und keine Hoffnung. Na was thuts? Jetzt komponir’ ich den 1ten Psalm für die märkischen Männervereine, 4stimmig und viel leichter. Vielleicht kann ich ihn herausgeben; dann dedicir’ ich ihn den 30 Vereinen.
Mein größeres Werk ruht wegen der Theorie, und die steht auch seit 6 Wochen wegen Verlobung, Konzert (jetzt Königs Geburtstag) Hitze und Mitarbeit an einem mus. Lexikon stille. So zersplittert man Zeit und Kraft, weil man nicht am rechten Orte steht, . Darum thun mir die Abweisungen meiner Komp. leid, weil sie mich immer wieder zu andrer Arbeit zwingen; und darum hätte ich mich nicht zu verloben gewagt, wenn ich nicht auf dem Punkte ständ’, wo ich entweder dies zu thun oder ganz zu verzichten recht finde, und wenn mir nicht die Einsamkeit immer drückender geworden – und ich noch obenein über meinen Willen hinaus fortgezogen und übereilt worden wäre. Das Mädchen ist in nichts ausgezeichnet, aber seelengut und mir sehr, innig geneigt. Könnte ich ihr doch ein harmloses Gemüth entgegen tragen! Leider aber hat schon manche Aussicht seitdem getäuscht, und mir ist bange. Ich bin ein „Schlemihl“, d. h. einer der kein Glück hat, er mag’s machen wie er will. Sei Du nur Felix! Und vergiß meine dummen Lamento’s.
Nun kömmst Du bald! Dein Marx.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-07-27-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt><title key="gb-1834-07-27-01" xml:id="title_469f34bb-0367-4178-85fc-1098ae7dabd6">Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 27. Juli 1834</title><title level="s" type="incipit" xml:id="title_98d19271-5cae-43ed-80cb-7d3457e1e7e5">Endlich, lieber Felix, komm’ ich ans Briefschreiben, noch kochgar vom Konzerte. 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Juni 1834</title><title key="unknown" type="successor" xml:id="title_c27e2434-0c42-4779-981e-ef7211ccaf0a">unbekannt</title> <author key="PSN0113108">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113108" resp="writer">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"><resp resp="transcription">Transkription: </resp><name resp="transcription">FMB-C</name></respStmt><respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB-C</name></respStmt></titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_cc31abeb-315a-4dca-ba2b-b48947916bb9"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_8f069ba8-b46d-4c08-873d-bd5e7d64c5d4"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 29/231.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1834-07-27-01" type="letter" xml:id="title_c2194225-0fa7-4a22-978b-b039b32d3e3f">Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf;  Berlin, 27. 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(Textauszug).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-07-27" xml:id="date_4333f4d9-b1f5-4bef-aeaf-ba787926d125">27. 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Juli 1834</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent">Endlich, <hi rend="latintype">lieber Felix</hi>, komm’ ich ans Briefschreiben, noch kochgar vom Konzerte. Daß ich fast 8 Tage lang Dir für das neue Darlehn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_085d00cc-5f72-421b-a756-a1017e8c2ba7" xml:lang="de">das neue Darlehn – Dem Haushaltsbuch Mendelssohns ist zu entnehmen, dass er erst am 17. Juli 1834 den Betrag von 100 Reichstalern angewiesen hat.</note> nicht gedankt, nicht einmal den Empfang angezeigt, Dir überhaupt in der letzten Zeit nichts geschrieben, an allem war dieses vertrakte Konzert,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a0dc51e8-3f9c-45b7-8b64-0f9554fc139f" xml:lang="de">dieses vertrakte Konzert – Donnerstag, den 24. Juli 1834 fand in der Dreifaltigkeitskirche ein geistliches Konzert statt, in welchem u. a. der Ambrosianische Hymnus von Adolph Bernhard Marx aufgeführt wurde. Siehe Iris im Gebiete der Tonkunst Nr. 30 (25. Juli 1834), S. 120. </note> oder vielmehr der unglaubliche Schlendrian der Behörden schuld, der mich um 6 Wochen und meinen armen Krankenverein wenigstens um 100 rt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_994473ab-4842-4a27-b7c7-01c46c708a10" xml:lang="de">100 rt. – Felix Mendelssohn Bartholdy gewährte Adolph Bernhard Marx ein Darlehen. Vgl. auch Brief fmb-1834-08-05-01 (Brief Nr. 982) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 4. und 5. August 1834, Z. 154 ff.: »Allerdings gehören die 31 Pfund und einige odd Schillinge, die Doxat von Klingem. bekommen hat, mir zu, aber leider liegt auch hier schon wieder ein Scheuer-Zettel ein*, auf dem neues hier erhobnes Geld verzeichnet ist. Doch habe ich weder dies, noch die vorigen 100 rt. eigentlich für mich gebraucht, und denke es sind Ausgaben, die Du billigen wirst, lieber Vater, wenn ich Dich mündlich danach fragen werde.«</note> gebracht hat. Es ist eine erzählenswerthe Geschichte; damit Du aber das Gute, die Hauptsache, vorweg sicher wissest, fange ich am Ende an zu erzählen.</p><p>Also <date cert="high" when="1834-07-24" xml:id="date_8e9c007d-670d-42f1-882c-5e97791ac1b9">Donnerstag <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_99df46a0-82b8-4371-aea5-cfdb7dc85d2e"><corr resp="writer">am</corr><sic resp="writer">den</sic></choice> 24.</date> von 5 bis 7 hat Hr. Marx 150 Sänger, 6 Posaunen, <persName xml:id="persName_4626cbbc-aa37-462f-a343-ef3c6aa8dff7">2 Organisten<name key="PSN0116982" style="hidden" type="person">Haupt, Carl August (1810-1891)</name><name key="PSN0116295" style="hidden" type="person">Braune, Friedrich Wilhelm Otto (1811-1884)</name></persName> und einen <persName xml:id="persName_961543a7-e645-4993-aa74-873db7930eda">Belke<name key="PSN0109785" style="hidden" type="person">Belcke, Friedrich August (1795-1874)</name></persName> auf dem Chor der <placeName xml:id="placeName_8039238c-b137-492b-b5d7-b61bc7511782">Dreifalt.k.<name key="SGH0103377" style="hidden" subtype="" type="sight">Dreifaltigkeitskirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (bekanntlich nach dem Muster des <placeName xml:id="placeName_e27864f9-15d0-46ec-9645-1f590f8adf04">Pantheons<name key="SGH0100268" style="hidden" subtype="" type="sight">Pantheon</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e10f3347-fe06-47c5-9a17-18559e827de9" xml:lang="de">Pantheons – Das Pantheon ist ein zur Kirche umgeweihtes antikes Bauwerk in Rom.</note> aber ins Große gebaut und nicht mit bloßen Marmor- sondern geistiger mit Luft-Säulen) gehabt und damit aufgeführt: 1, den <title xml:id="title_715f9b2a-2029-4191-a7cc-17c2ffbb5afe">Ambrosius ohne Begleitung<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109909" style="hidden" type="music">Komm, Gott Schöpfer, heil’ger Geist (Ambrosianischer Hymnus) op. 4/1</name></title>, 2, eine Händelsche Orgelfuge,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3fc4e17f-4f40-4a79-a260-ec5cbdb428d0" xml:lang="de">eine Händelsche Orgelfuge – Werk nicht zu ermitteln. </note> 3, eine <title xml:id="title_94a44a35-596a-4c9d-966f-4405e69350d2">Vesper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1zkqmhwf-1e3h-hbyv-yfds-ncuri0xr967v"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100136" style="hidden">Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo, 5. Februar 1833<idno type="MWV">B 26</idno><idno type="op">121</idno></name></title>, 4, einen Orgel-Posaunen-Jammer und 5, einen <title xml:id="title_6bf85bd0-3677-4779-8b20-c6bc9a15c1a1">Johannes<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name></title>. Es ist alles gut gegangen (wenn man die Verhältniße nur irgend billig erwägt) und hat, soviel ich irgend vernehmen können, gefallen; am meisten die Vesper und Johannes, wenig Händel, mißfallen bis zu förmlichen Vorwürfen gegen mich <hi rend="latintype">no</hi>. 4, eine Kalkbrenner-Czerny-Herzsche Introduktion mit <persName xml:id="persName_241631d3-903e-45d7-b77a-6e9c0d5b7624">Wilhelmbachschen<name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName> Variationen auf einen Choral<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_65388db7-d58e-49bd-aa30-f8f05c2820cc" xml:lang="de">no. 4, eine Kalkbrenner-Czerny-Herzsche Introduktion mit Wilhelmbachschen Variationen auf einen Choral – Werk nicht zu ermitteln. </note> – von <persName xml:id="persName_f03d9bdd-1dd8-4ede-ac04-9d74fce178c7">Otto Braune<name key="PSN0116295" style="hidden" type="person">Braune, Friedrich Wilhelm Otto (1811-1884)</name></persName>. Mir machten die Vorwürfe aufrichtige Freude; das Ding nahm sich zwischen den andern Sachen gar zu toll aus, und ist doch genau eben so und eben so gut, wie sichs dieselben Leute schon seit Jahren von <persName xml:id="persName_29e87f16-0040-4f27-9b2f-8ebd86a28d85">W. Bach<name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName> und neuerdings in <placeName xml:id="placeName_28f9c929-b4ab-4d70-8769-719caa8a1a45">Potsdam<settlement key="STM0100330" style="hidden" type="locality">Potsdam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gefallen und schmecken lassen. Von nun an, wenn sich wieder Einer in den Sinn kommen läßt, ihnen mit sol<choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_a3d746b2-98f7-4226-9b8c-500ff5502e19"><corr resp="writer">c</corr><sic resp="writer">l</sic></choice>hen Sachen anzukommen, wirds ihnen – dafür stehe ich – eben so munden, wie vorher. Du siehst wie sicher ich auf die Fortbildung des Publikums, besonders hier, baue. Verfluchtes Pack! Bin ich nicht neulich, nachdem ich schön und lange über Dich geredet hatte, ganz ehrlich und wohlmeinend gefragt worden: wer ein größerer Spieler sei, Du, oder <persName xml:id="persName_3ce7676a-092a-449b-abd6-018900532f37">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> oder – <persName xml:id="persName_7c149890-56c0-447f-8fcb-fc9175af3f8b">Wörlitzer<name key="PSN0115885" style="hidden" type="person">Wörlitzer, Friedrich</name></persName>? – Buchstäblich so; und zwar in einer Familie, die alle Deine Konzerte gehört besucht und Wörlitzer öfters gehört, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_713ef81d-f6b4-47ad-92da-1299bdff32e4">(</del>mit mir seit <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> Jahr Umgang und mir schon 7mal erzählt hat, daß W nichts mehr spiele, als Boston<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e69ebca4-7384-4bea-9d43-219f130a9e8f" xml:lang="de">Boston – Boston ist ein nach der nordamerikanischen Stadt Boston benanntes historisches Kartenspiel, das im 18. Jahrhundert zur Zeit des amerikanischen Freiheitskampfes erfunden worden sein soll, wahrscheinlich ist das Spiel aber schon etwas älter und französischen Ursprungs.</note> und Billard und mit Limonade und <hi rend="latintype">Eau de Cológne</hi> restaurirt werden müsse, wenn er einen Walzer gespielt habe! Schick den <placeName xml:id="placeName_ec3bbfa0-569f-4939-ab99-94a38f158728">Berlinern<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> doch Deine Unterhosen her, wie <hi rend="latintype">Carl XII</hi> dem Reichsrath seinen Stiefel, mit dem Koth der Ukraine bespritzt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_96e618a9-28f6-4f8b-bb2f-70112d1d1ae4" xml:lang="de">wie Carl XII dem Reichsrath seinen Stiefel, mit dem Koth der Ukraine bespritzt – bezieht sich auf den Russlandfeldzug Karls XII. vom 28. Januar (greg.) 1708 bis zum 21. Juli (greg.) 1709.</note></p><p>Na auf Bessers zu kommen. – Deine <title xml:id="title_80b07fa3-cebd-4280-8f1f-9743215aa0d1">Vesper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vbmmlx8o-pujj-k1oa-hrox-itz2eoiq0lmv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100136" style="hidden">Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo, 5. Februar 1833<idno type="MWV">B 26</idno><idno type="op">121</idno></name></title> habe ich <hi n="1" rend="underline">nicht so</hi> geben können, als Du mir angedeutet, nämlich mit Kontrabässen. Zu 150 frischen Stimmen hätte ich <hi n="1" rend="underline">wenigstens</hi> 4 C.B. und 8 VCelle<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_39f39c3e-5c86-4911-b0f3-6bff98359fbf" xml:lang="de">VCelle – Violoncelli.</note> – nach meiner Meinung, zumal wenn die Gegenwirkung der Orgel, z. B. im <hi rend="latintype">Intenso</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b96bf9dd-2823-42f9-a242-af8e7080658b" xml:lang="de">im Intenso – Teil von Mendelssohns Vesper Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo op. 121 (MWV B 26), komponiert am 5. Februar 1833.</note> dazu kommt, 6 bis 8 CB und 12 bis 14 VCelle gebraucht, ohne welche letztere die CB<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c71fb811-4f27-40ad-a712-094aa0a01ff6" xml:lang="de">C.B. – Contrabässe.</note> (wie ich in <placeName xml:id="placeName_b395727b-8fbd-492b-a1b4-5f475e09e809">Potsdam<settlement key="STM0100330" style="hidden" type="locality">Potsdam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gehört) jämmerlich schnurren und brummeln und Deinen Continuo gar nicht herausgebracht hätten. Nun denk’ Dir einmal den <placeName xml:id="placeName_8a6b666c-836b-4a90-923b-8621bac0b259">Dreifaltigkeitschor<name key="SGH0103377" style="hidden" subtype="" type="sight">Dreifaltigkeitskirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (immer noch den größten hier) ob ich da, <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_898a6ffb-d7c7-47d0-8fec-55d4f2d362e9"><corr resp="writer">hätte</corr><sic resp="writer">wü</sic></choice> ich sogar 20-30 Sänger <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_64b3c7cd-ad50-4e59-b69f-3087132c2347">sparen</del> <add place="above">abweisen<name key="PSN0113108" resp="writers_hand" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name></add> wollen, Platz nur zur Hälfte des Unentbehrlichen gehabt? – Und wenn: so hätte ich die Bässe, da der Chor vor der Orgel zu schmal ist; auf beide Flügel bringen müssen, und hätte nimmermehr sie mit dem Chor und der Orgel zusammenhalten können. Ich habe also die ganze Begleitung in die Orgel gelegt im <hi rend="latintype">Continuo</hi> wenige Noten geändert (z. B. im Anfang: <figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="eighth_page" type="notated_Music" xml:id="figure_e3a748ed-147c-4032-b14d-7df0343d6734"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1834-07-27-01-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/231, fol. 1v.</head><figDesc style="display_none">Notenzitat aus Felix Mendelssohn Bartholdy, Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continu op. 121 (MWV B 26).</figDesc></figure> ) und überall nur das einfachste Accompagnement genommen. Die beiden ersten Sätze, Choral und Schluß gingen, so gut man’s von solchem Chor irgend erwarten kann; mit dem vierstimmigen <hi rend="latintype">Aperi</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e75c7ea4-bf90-451f-a54d-cfcaeb836fdc" xml:lang="de">dem vierstimmigen Aperi – vierter Satz: Aperi oculos tuos.</note> waren wol die Andern, nicht aber ich zufrieden. Gerade hier müßten die begleitenden Solostimmen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d22a45c-c0e0-448f-8527-fdc3d38f460c" xml:lang="de">die begleitenden Solostimmen – vier Solostimmen.</note> goldrein sein; ich habe aber nach einander vier Solotenöre an der Grippe verloren, und die’s nun übernahm, hatte zwar eine süße weiche Stimme, wie sie das Stück verlangt, verdarb mir aber das <figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="eighth_page" type="notated_Music" xml:id="figure_f165036b-092a-4141-bedc-31f9f1678ab1"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1834-07-27-01-N-002.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/231, fol. 1v. </head><figDesc style="display_none">Notenzitat aus Felix Mendelssohn Bartholdy, Ad Vesperas Dominicae XXI post Trinitatis. Responsorium et Hymnus »Adspice Domine« (»Vespergesang«) für Männerstimmen und Basso continuo op. 121 (MWV B 26).</figDesc></figure> aus Brustschwäche, sowie der Ten. 2. zweimal detonirte und das Ganze nicht unanim<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5732a377-f2ec-4459-a30e-7a158eb6c1fa" xml:lang="de">unanim – einmütig, einhellig.</note> genug begleitet wurde. Abgesehen davon hat’s mir das größte Vergnügen gemacht, was von Dir zu dirigiren. Meine Augen schweiften wohlbehaglich über die Versammlung, und ich <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_6fcf9806-0292-4ed8-9802-75f8787f0a23">hoffte</del> <add place="above">wünschte<name key="PSN0113108" resp="writers_hand" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name></add> Dich eben so sehr herbei, als ich in den Proben, wenn’s schlecht ging, mit Furcht dachte: ’s gut, daß er nicht kommt. (Da ich nach einer Unterbrechung eben sehe, daß mein „daß“ <figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="eighth_page" type="drawing" xml:id="figure_7d4a7128-6429-4d0d-b350-e7c6ca83c129"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Zeichnungen/gb-1834-07-27-01-Z-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Zeichnung: GB-Ob, M.D.M. d. 29/231, fol. 1v.</head><figDesc style="display_none">Zeichnung einer Hand.</figDesc></figure> etwas von Deiner Handschrift hat, so muß ich eine der wichtigsten Bemerkungen aussprechen, die ich seit lange auf dem Herzen trage: schreiben denn alle <placeName xml:id="placeName_a2571b38-6ef2-4655-8c24-8c511d9b3b6a">Düsseldorfer<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> das w wie ein n oder blos Du?) – Hierbei noch zum Schluß des Guten die Uebersetzung Deiner Vesper.</p><p>Und was hab’ ich ausgericht’t? Nichts, – oder nicht viel mehr. Am <hi n="1" rend="underline">5 Juni</hi> bin ich beim <persName xml:id="persName_62740b88-6d8c-4164-9cc0-717a414f326f">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> eingekommen (nachdem mich die <placeName xml:id="placeName_499eca0d-471f-4e4f-b864-2dbf9b6c5668">Univ<name key="NST0100421" style="hidden" subtype="" type="institution">Friedrich-Wilhelms-Universität</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. an <hi n="1" rend="underline">3 Wochen</hi> aufgehalten) um das Konzert am <date cert="high" when="1834-07-02" xml:id="date_965e6d0a-8d87-4912-800b-4c82e7f936d0">2 Juli</date> zu geben. <hi n="1" rend="underline">Vier</hi> Wochen blieb mein Gesuch im <placeName xml:id="placeName_7cf6f2ac-fc5f-4de1-a27d-c221d5f029d2">Min.<name key="NST0103270" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußisches Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> unberücksichtigt, am <date cert="high" when="1834-07-17" xml:id="date_64481090-89cc-403c-8524-2fa28e2c223a">17 Juli</date> Abends erhielt ich Antwort ohne die nöthigen Bescheinigungen. Erst zum <date cert="high" when="1834-07-22" xml:id="date_feda4a7f-08ec-4ea4-a383-634ba05bacc8">22</date> konnte ich von der Poliz.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_29362c5e-19ca-435a-9faf-a9edae3eda63" xml:lang="de">Poliz. – Polizei.</note> und Censur die Erlaubniß der Ankündigung erhalten, erst den <date cert="high" when="1834-07-23" xml:id="date_5b145576-141d-4371-a765-de141cd9813b">23</date>. mußte ich die Texte und Zettel <hi n="1" rend="underline">durchsetzen</hi>; folglich war das Konzert nicht bekannt, folglich schwach besucht. Reihenweis fragten mich <hi n="1" rend="underline">nachher</hi> die Leute, wann denn mein Konzert statt finden würde; bei <hi n="1" rend="underline">9</hi> Behörden mußte ich schriftlich und mündlich suppliciren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5ee47078-bd36-4236-9fe3-af4cdf316bd7" xml:lang="de">suppliciren – demütig bitten.</note> Bitten und Dringen anwenden, – und die Sache hatte <hi n="1" rend="underline">nirgends</hi> ein Bedenken!! Nimm die Hitze – <hi n="1" rend="underline">fortwährend</hi> zwischen 26 und 30 Grad (beiläufig ist sogar das Wetter hier plump und geistlos; wirds heiß, so liegt<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> die Hitze ohne Unterbrechung wie ein Alb 6 Wochen lang, nicht stechend wie im Süden, sondern breit und flach plattdrückend unter graublasblauen Himmel und gelbglotzender Erde mit gelbglotzenden Häusern, gelbgekleideten gelb felligen schmalhüftigen schwitzigen Weibern und Ihren Männern. Nun kommt der Witterungswechsel. Dann hast Du 6 Wochen lang Regen und Berliner Windkälte, wieder ohne Unterbrechung. O Je!) – Da, nimm die Hitze, die Abwesenheit des Hofes, aller Bemittelten <hi rend="latintype">pp</hi> so ist’s erstaunlich, daß nur soviel (etwa 500) gekommen. Am 2 Juli hätte der König <hi rend="latintype">pp</hi> geschenkt und wären 300 mehr gekommen. Dazu rechne: daß die <placeName xml:id="placeName_9b3f4e0a-4326-46da-af09-9c7a2fff3aab">Universität<name key="NST0100421" style="hidden" subtype="" type="institution">Friedrich-Wilhelms-Universität</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> 115 Billets, das Ministerium – 4 subscribirt hatte, das <placeName xml:id="placeName_2bf3c6e2-2482-4119-99a9-fbe041fff5fb">Consistorium<name key="NST0104773" style="hidden" subtype="" type="institution">Konsistorium der Provinz Brandenburg</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> – gar keins, obgleich alle entschieden für die Unternehmung waren und erklärten: wenn dem <placeName xml:id="placeName_1f67f9dd-22aa-4ecb-b7a9-4069230fa73b">Krankenverein<name key="NST0104706" style="hidden" subtype="" type="institution">Akademischer Krankenverein</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <hi n="1" rend="underline">so</hi> nicht geholfen würde, müßte die <placeName xml:id="placeName_9712befc-6899-4ad8-91df-bbefaf3bf919">Universitätskasse<name key="NST0104772" style="hidden" subtype="Universitätskasse" type="institution">Friedrich-Wilhelms-Universität</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> herhalten. Ich bins müde, daran zu denken; glaub’ ohne Weiteres, daß auch Verlegung unmöglich war, – und daß ich mich sehr besinnen werde, ehe ich wieder mit all’ dem Pack was <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_d868de7f-7b04-4b4a-88ad-9b0df7c59ea9"><corr resp="writer">anfange</corr><sic resp="writer">be</sic></choice>. Noch Eins. <persName xml:id="persName_456312ab-4829-42f8-ab15-66743c3de3e1">Braune<name key="PSN0116295" style="hidden" type="person">Braune, Friedrich Wilhelm Otto (1811-1884)</name></persName> hatte persönlich und durch Aufgeschickte<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e8d2f954-d761-41a2-aac3-c7a34417205e" xml:lang="de">Aufgeschickte – Entsandte.</note> um seinen Beitritt angehalten, mit der Aeusserung, er hoffe sich damit zu befördern. Ich hatte gegen meine Plane und Ansicht und nicht ohne Mühe es möglich gemacht; nachher hat er nicht einmal mich begrüßt, oder sich nur sehn lassen.</p><p>Kurz, o Felix, es ist ein närrisches Zeug um das Weltgetreibe. Und mir gehts auch nicht sonderlich. Ich komme nicht vorwärts. Da hab’ ich nun <title xml:id="title_55936c39-f4eb-4143-9223-5007ee8b373e">Johannes<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name></title> 2 mal, <title xml:id="title_56737563-a478-4db9-b730-4b13f5b0d498">Nahid<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112300" style="hidden" type="music">Nahid und Omar, eine Novelle aus Bildern des Orients erlesen, für Gesang und Pianoforte op. 9</name></title> 3 mal mit Beifall aufgeführt, hübsche Altgesänge geschrieben <hi rend="latintype">pp</hi>, kann aber keinen Verleger finden, – habe mir nunmehr <hi n="2" rend="underline">6</hi> Körbe geholt, während <persName xml:id="persName_8480984f-d7c1-4919-aa8c-fd894a36ee6e">Jähns<name key="PSN0112205" style="hidden" type="person">Jähns, Friedrich Wilhelm (1809-1888)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ec77930c-2ec1-4867-b776-4989e3398136">Truhn<name key="PSN0115397" style="hidden" type="person">Truhn, Friedrich Hieronymus (1811-1886)</name></persName> und all’ dergleichen ein op. nach dem Andern vom Stapel lassen. Es lähmt allmählig doch, – und mir ist neuerdings von daher sogar um meine Verlobung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b0a882d2-93e6-445a-a110-8fef619d6056" xml:lang="de">meine Verlobung – siehe Brief gb-1834-06-21-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Juni 1834, Z.: »Ich habe mich heut – oder vielmehr gestern früh verlobt mit einem lieben und mich innig liebenden Mädchen, der ältern Tochter des Caufmanns Eschwege.«</note> bange geworden; – obgleich ich natürlich meine Umstände genau dargestellt habe. Dabei ist meine amtl. Stellung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dafccb9d-c96c-4a1d-b32f-8d91c83415d7" xml:lang="de">meine amtl. Stellung – Adolph Bernhard Marx wurde 1830 Musikprofessor der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und 1832 Universitätsmusikdirektor.</note> ohne Aussicht auf Beförderung; wie das Volk hier ist, sind ihnen <persName xml:id="persName_8b853e0b-11d0-4233-8ad1-0bdb8909e305">R<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName>. und <persName xml:id="persName_4c4eeee3-9e80-4ebc-8f31-ae00a548470e">B<name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName>. <hi rend="latintype">pp</hi> die rechten und großen Männer, haben das Heft und alle Wirksamkeit, alle Beförderungsmittel pp in Händen, und von mir wird immer weniger die Rede sein, weil ich wirklich so gegen sie gestellt bin, daß ich nicht wie sie wirken und aufkommen kann. Es ist eine Vetterbasenschaft, durch die man nicht kommt. Das Min. erkennt z. B. gegen mich und andre, daß mir eine Stellung zum <placeName xml:id="placeName_7a2c2486-7297-4fa7-8bcd-0c575c3ec0a4">Orgelinst<name key="NST0103568" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Akademisches Institut für Kirchenmusik</name><settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. gebührt hätte; aber „ich <hi n="1" rend="underline">hätte</hi> mich wol mit <persName xml:id="persName_73817362-125a-46ab-a010-76500c4aae8b">Bach<name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName> nicht vertragen <hi n="1" rend="underline">können</hi>“. <persName xml:id="persName_b72d521c-53cf-495f-8a3f-37e299e73dab">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> sagt mir ins Gesicht, es gebühre sich, daß ich Akademiker sei: aber man könne nicht wissen, ob ich nicht in anderm Sinne lehren und wirken würde, als sie. – Doch worüber beschwere ich mich? Es ist dieselbe <placeName xml:id="placeName_83dafd0a-d6a1-445d-9b61-373df3a10431">Akad<name key="NST0103431" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>., die <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_145a9dff-a549-42b7-8238-ea753c113a93">Fichte<name key="PSN0111041" style="hidden" type="person">Fichte, Johann Gottlieb (1762-1814)</name></persName></hi><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> und <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_c92f2cf9-0960-486d-8ef7-6379dc4df349">Hegel<name key="PSN0111804" style="hidden" type="person">Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831)</name></persName></hi> jedesmal durchfallen ließen, – und aus denselben Gründen; ihr Eintritt, sagten sie (z. B. <persName xml:id="persName_b8b3fabf-3f7d-4f24-aa2b-11122f1f05bd">Buttmann<name key="PSN0116355" style="hidden" type="person">Buttmann, Philipp Carl (1764-1829)</name></persName>) öffentlich, könnte zu einem Dissensus mit den andern phil. Mitgliedern führen. Es ist nur schlimm, wenn Wirksamkeit und Wohl eines Menschen von einem so zur Privatclique gewordnen Staatsinstitut abhängt; und empörend ist es, wenn dergl. nicht <hi n="1" rend="underline">als Unrecht</hi> geschieht (denn Unrecht hats stets gegeben) sondern mit der schafsmäßigsten Geradheit und Offenheit als das Natürliche und Rechte und – Gutmüthige bekannt und anerkannt wird. Denn da giebts kein Mittel und keine Hoffnung. Na was thuts? Jetzt komponir’ ich den <title xml:id="title_a5559005-6752-4211-8697-a35e01b1533b">1<hi rend="superscript">ten</hi> Psalm<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112347" style="hidden" type="music">Der erste Psalm für vierstimmigen Männerchor mit Begleitung des Piano-Forte op. 5</name></title> für die märkischen Männervereine,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aab8fad9-dcda-4f35-ae36-519f0edccdf0" xml:lang="de">märkischen Männervereine – Gemeint sind die zahlreichen in der Provinz Brandenburg ansässigen Männergesangsvereine.</note> 4stimmig und viel leichter. Vielleicht kann ich ihn herausgeben; dann dedicir’ ich ihn den 30 Vereinen.</p><p><title xml:id="title_8053dafe-11da-42cc-b873-a16cd84df5c9">Mein größeres Werk<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109903" style="hidden" type="science">Die Kunst des Gesanges, theoretisch-praktisch</name></title> ruht wegen der <title xml:id="title_27094d3c-a40d-4178-a08d-a215ca43af9f">Theorie<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109904" style="hidden" type="science">Die Lehre von der musikalischen Komposition, praktisch-theoretisch</name></title>, und die steht auch seit 6 Wochen wegen Verlobung, Konzert (jetzt Königs Geburtstag)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_938bbc13-62c5-487b-b109-2263886623fe" xml:lang="de">Königs Geburtstag – Der Geburtstag Friedrich Wilhelm III. von Preußen war am 3. August 1834. </note> Hitze und Mitarbeit an einem mus. Lexikon<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1a6a13aa-88b6-4097-a36c-7a5fd25e1589" xml:lang="de">Mitarbeit an einem mus. Lexikon – Marx war Beiträger zu Friedrich Gustav Schillings Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst, 6 Bde., Stuttgart 1835-1838.</note> stille. So zersplittert man Zeit und Kraft, weil man nicht am rechten Orte steht<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_d9a4eb5d-b321-4171-a5b1-fb3beb761885">,</del>. Darum thun mir die Abweisungen meiner Komp. leid, weil sie mich immer wieder zu andrer Arbeit zwingen; und darum hätte ich mich <hi n="1" rend="underline">nicht</hi> zu verloben gewagt, wenn ich nicht auf dem Punkte ständ’, wo ich entweder dies zu thun oder ganz zu verzichten recht finde, und wenn mir nicht die Einsamkeit immer drückender geworden – und ich noch obenein über meinen Willen hinaus fortgezogen und übereilt worden wäre. Das <persName xml:id="persName_e01757af-392c-4fb0-9553-4e3b3c7bbc28">Mädchen<name key="PSN0110949" style="hidden" type="person">Eschwege, Therese</name></persName> ist in nichts ausgezeichnet, aber seelengut und mir sehr, innig geneigt. Könnte ich ihr doch ein harmloses Gemüth entgegen tragen! Leider aber hat schon manche Aussicht seitdem getäuscht, und mir ist bange. Ich bin ein „Schlemihl“,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_047d4c52-b5dd-4d7f-af63-2b6e76fdd851" xml:lang="yi ">ein „Schlemihl“ – jidd. Schlemiel, ungeschickte Person, unschuldiges Opfer von Streichen.</note> d. h. einer der kein Glück hat, er mag’s machen wie er will. Sei Du nur Felix! Und vergiß meine dummen Lamento’s.</p><closer rend="left">Nun kömmst Du bald! </closer><signed rend="right">Dein Marx.</signed></div></body></text></TEI>