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gb-1834-07-15-01

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Ignaz Moscheles und Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> London, 13. und 15. Juli 1834Nach Empfang Deines herrlichen Briefes, habe ich mir bis heute eine Muße Stunde gewünscht um Dir meine Freude und Dankbarkeit dafür zu bezeugen, aber noch immer bin ich der Kettenhund meiner Schülerinnen und die AnkunftFelix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles in London; Düsseldorf, 26. Juni 1834Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in London; Düsseldorf, 25. Dezember 1834 Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Transkription: FMB-CEdition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/213. Autograph Ignaz Moscheles und Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; London, 13. und 15. Juli 1834 Nach Empfang Deines herrlichen Briefes, habe ich mir bis heute eine Muße Stunde gewünscht um Dir meine Freude und Dankbarkeit dafür zu bezeugen, aber noch immer bin ich der Kettenhund meiner Schülerinnen und die Ankunft

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.

Ignaz Moscheles, Carl Klingemann

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

13. und 15. Juli 1834 Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetMoscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)London den 13ten July 1834Mein guter Felix

Nach Empfang Deines herrlichen Briefes <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles in London; Düsseldorf, 26. Juni 1834</name> vom 26ten JunyMoscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870), habe ich mir bis heute eine Muße Stunde gewünscht um Dir meine Freude und Dankbarkeit dafür zu bezeugen, aber noch immer bin ich der Kettenhund meiner Schülerinnen gewesenMoscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870) und die Ankunft meines BrudersMoscheles, Simon Joachim (1795-1845) hat meine seltenen freyen Momente ganz in Anspruch genommen. Ich schreite daher heute nur zur Beantwortung einiger Punkte. – Ueber KollmansKollmann, Georg August (1789-1845) neu seynMoscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870) sollender Erfindung an KlavierenKollmans neu seyn sollender Erfindung an Klavieren – Georg August Kollmann entwickelte eine Form der oberschlägigen Klaviermechanik, deren Entwicklung bereits 1715 von Christoph Gottlieb Schröter in Dresden vorweggenommen worden war. konnte ich nichts Näheres erfahren, als daß die Hämmer auf die Saiten fallen, wie es von StreicherStreicher, Johann Andreas (1761-1833) in WienWienÖsterreich, und PapePape, Jean-Henri (Johann Heinrich) (1789-1875) in ParisParisFrankreich versucht wurde. Indeßen, die Rede war weder von ihm noch von seinenseiner Erfin InstrumentenMoscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870) irgendwo bis jetzt. Es wurde in keinem Concerte eines gespielt, noch war die Erfindung nicht öffentlich angezeigt oder empfohlen. Der Mensch hat für mich etwas zu Abstoßendes, daß ich mich entschlüßen könnte selbst auf Deine Veranlassung zu ihm zu gehen und nach seinen Instrumenten zu fragen. Da es also noch zu erörtern steht ob diese Klaviere andern englischen Instrumenten an die Seite zu setzen sind, so denke ich daß eines von ErardsÉrard, Klavierfabrik in Paris und London am empfehlens werthesten bleibt. Sie haben auch in dieser Saison den Sieg über alle andern davon getragen. ClementiClementi & Co., Klavierbaufirma in London und BroadwoodJohn Broadwood & Sons, Klavierfabrik in London muß ich doch die Gerechtigkeit wiederfahren lassen zu sagen, daß ihre Instrumente besonders die Semigrand P. F (2 Saitige) sich sehr vervollkommt haben

|2| Auf Deine Anfrage wegen einem Verleger eines theoretischen Werks über Harmonie Generalbass etc:Deine Anfrage wegen einem Verleger eines theoretischen Werks über Harmonie Generalbass etc: – Siehe die Anfrage von Adolph Bernhard Marx in Brief gb-1834-06-10-01 vom 10. Juni 1834, Z.: »Ich denke drauf, meine Theorie zugleich in Deutschland, Paris und London herauszugeben. Was meinst Du? Es wird die erste wirkliche Komp. lehre, aus der man lernen kann, was gelernt werden muß, und vollständig.« meine ich daß sich leicht einer hier finden würde der sich auf ein Geschäft dieser Art einließe. Das Werk müßte kurzgefaßt seyn wenn es von einem minder bekannten Autor ist, und dürfte ausgedehnter seyn jemehr der Nahme desselben in der musikalischen Welt bekannt ist. Es sind wenige Werke dieser Art hier heraus. Dr CrotchCrotch, William (1775-1847), Borrow Kol GossGoss, John (1800-1880) und Kol.Kol. – Kollegen. haben Theorien publizirt die aber den Wißbegierigen nicht hinlänglich befriedigen. Schneiders Werk ist hier übersetzt und mehrere Häuser verbindeten sich zur Herausgabe desselben, weil es einer allein für zu riskirt hält. CocksCocks, Robert Lincoln (1798-1887) ist im Begriff eine Uebersetzung<name key="PSN0116029" style="hidden" type="author">Albrechtsberger, Johann Georg (1736–1809)</name><name key="CRT0112366" style="hidden" type="science">Gründliche Anweisung zur Composition</name> von AlbrechtsbergerAlbrechtsberger, Johann Georg (1736-1809) heraus zukgeben. Deutsche Gelehrsamkeit in der Kunst steht in so gutem Kredit hier, daß ich denken sollte ein gut geordnetes theoretisches Buch hier gut anzubringen sey.

Nach vielfaltigen Unterbrechungen kome ich erst heute den 15ten July zum Schlusse dieser Zeilen. Ich will Dir nur noch sagen daß ich michMoscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870) wundere und staune wie Du beym Ueberschreiben Deiner A dur Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yz9otwsa-xo4m-pzdu-mwtg-crof1kjzgbsn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name> noch viele Veränderungen und Verbeßerungen anbringen konntest. – was meinst Du aber mit dem 4ten Takt des 1ten Stücks? wo statt der dominante eine Septime a, g angebracht werden soll?

Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/213, fol. 1v.Felix Mendelssohn Bartholdy, A-Dur Sinfoniefür Orchester (»Italienische Sinfonie«), MWV N 16 op. 90.

ich kann nicht recht verstehen ob Du das meinst:

Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/213, fol. 1v.Felix Mendelssohn Bartholdy, A-Dur Sinfoniefür Orchester (»Italienische Sinfonie«), MWV N 16 op. 90.

Verständige und belehreDeinen treuen FreundI. Moschechleles
Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)

|2| Soll denn die Sinfonie bloß für Deinen Gebrauch (oder etwa am Klavier) oder selbst für öffentliche Productionen die Partitur verändert werden? wenn sie so verändert hieher käme hätte ich wenigstens für nächste Saison der Philharm: ConcertePhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien, nicht so viel Einfluß darauf wie früher weil die DirectorenPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien für nächstes Jahr folgende sind: T. CookeCooke, Thomas Simpson (1782-1848) NeateNeate, Charles (1784-1877). F. CramerCramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848) SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867) MoriMori, Nicolas (1796-1839) DanceDance, William (1755-1840) Neate. Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)

Ignaz Moscheles
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)|3| d. 15. July.

Liebster Felix! Ich habe mir expreß ein Winkelchen von MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) ausgebeten, weil ich unter dem Gelübde bin, nicht eher einen Brief an Dich abzulaßen, bis ich Dir den ersten Act schicke.bis ich Dir den ersten Act schicke – siehe Brief gb-1834-07-22-01 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 22. Juli 1834. Ich wollte, ich könnts heute thun, – er ist aber noch nicht fertig. Dein TuschDein Tusch – siehe Brief fmb-1834-06-28-02 )Brief Nr. 962) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 28. Juni 1834, Z. 1 (Zeichnung) und Z. 4: »Dies ist ein Tusch über die angefangene Oper.« hat mich erbaut und gestärkt, aber die rechte Courage kriege ich doch erst, wenn Du besagten Act gesehen hast, und mir dann nicht ganz den Handel aufsagst. Da hab ich nun heute das Wort: Finale, geschrieben, und wenn mir der Himmel ein paar gute Tage giebt, kriegst Du die rohe Masse, sauber abgeschrieben, an einem der nächsten Posttage. Bis dahin schicke ich keine Zeile daraus. Hätte mich nicht das FestivalRoyal Musical Festival (1834)LondonGroßbritanniendas Festival – Das Royal Music Festival in Westminster Abbey, das vom 24. Juni bis 1. Juli 1834 in London stattfand. so in Anspruch genommen und gestört, – hätte ich mir nicht von da ein Kopfweh geholt, daß ich die Tage drauf jeden Ton zugleich mit seinem untern halben hörte, – wär nicht ein junger MoschelesMoscheles, Simon Joachim (1795-1845) aus PragPragBöhmen hier, für den ich, der werthen kleinen FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) zu Gefallen, ein paar Tage aus dem Ach meines Lebens ausgestiegen und mit Lions überklebt habe, und kurz wär und hätte man nicht zu Zeiten ein Esel und den Teufel im Leib – so hätte ich jetzt schon Deine kritischen Bedenken und säße schon längst auf dem Armesünderstuhl. – Aber eins: noch jetzt, im Augenblick, wo ich das Finale anfange, schwanke ich wegen der Scene – Du magst keine Veränderung, und man könnte allerdings leicht Vastola<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_h7oxegm3-dqhj-m24e-k0lz-yrojffiqkqqk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="works_not_executed" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100712" style="hidden">Pervonte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name>Vastola – Figur aus Felix Mendelssohn Bartholdys und Carl Klingemanns unvollendeten Opernprojekt »Pervonte«. in den Wald hineinbringen, was sogar vorher eine hübsche Scene geben könnte, – aber ich verliere darüber den eigentlichen Spaß des Bündelreitens – das Wunder muß unverschämt, am hellen Tage, in den Straßen von Salern, vor dem ganzen Volke geschehen. Obendrein hat man nur dieselbe Decoration, mit der der zweite Act, oder vielleicht deßen zweite Scene, anfängt. Wundre Dich also nicht, wenn der Eid in der Stadt von dem Schloß ist, – hast Du dann doch noch Bedenken, so wird hier, wie überall wo Du bedenkst, flugs und sweepingly abgeändert.

Also Siesie sind da, o FrankFranck, Eduard (1817-1893)Franck, Georg Hermann (1802-1855)! Sind Sie noch da, so seyen Sie aufs Schönste gegrüßt. Alle Tage, die Gott werden läßt, muß da auf dem Rhein die Dampfsäule vorbeiziehn, die hieher nach England weißt, und wenn ich Sie wäre und das so sähe, so käme ich. Das sollte meiner Inspiration keinen Eintrag thun. –

Schreib mir doch, Felix, was Du im Lauf des Sommers und Herbstes vorhast. Ich habe schon längst danach fragen wollen. Obgleich ich an Aussicht, Plänen und Hoffnungen arm und verhagelt bin wie Hiob,Hiob – Alttestamentliche Gestalt so ist mirs doch, als würde es mich den Rhein hinauf treiben, wenn mir im Sept. oder October 14 freie Tage unversehens zufallen sollten. Wärst Du dann da und zu haben, und wäre ich fleißig gewesen, und hätte das ganze Opus aus dem Groben fertig, so wäre ihm nichts ersprießlicher, als solch eine feurige Begegnung und kühle Besprechung – gieb von Dir, was Du dazu meinst.

Nächstens schick ich Dir diverse Noten, wahrscheinlich durch BeneckeBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865), der nach HeidelbergHeidelbergDeutschland will. Er kommt nicht durch DüsseldorfDüsseldorfDeutschland – wird sich in KöllnKölnDeutschland eine Stunde aufhalten und das Paket von da an Dich expediren.

Wir haben noch immer kein Ministerium – mir gefällt die Wirthschaft nicht. Liberal bleibts oder wirds – aber sie werden immer kein rechtes Haupt und keine rechte Einheit kriegen, und können auch diesmal, da sie nicht en masse resignirt haben, keine resoluten Bedingungen wegen des Oberhauses machen; ehe das nicht mit unerbittlichen Fäusten regiert wird, gehts immer matt. Lord GreyGrey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845) und BroughamBrougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868) haben bei Gelegenheit der Resignation wunderschön gesprochen – den letzten verstehe ich aber wieder nicht, kann er oder will er noch nicht Premier seyn?

Schreibe mir bald – von mir hörst Du sicher allernächstens.Dein CKl.
            London den 13ten July 1834Mein guter Felix
Nach Empfang Deines herrlichen Briefes vom 26ten Juny, habe ich mir bis heute eine Muße Stunde gewünscht um Dir meine Freude und Dankbarkeit dafür zu bezeugen, aber noch immer bin ich der Kettenhund meiner Schülerinnen gewesen und die Ankunft meines Bruders hat meine seltenen freyen Momente ganz in Anspruch genommen. Ich schreite daher heute nur zur Beantwortung einiger Punkte. – Ueber Kollmans neu seyn sollender Erfindung an Klavieren konnte ich nichts Näheres erfahren, als daß die Hämmer auf die Saiten fallen, wie es von Streicher in Wien, und Pape in Paris versucht wurde. Indeßen, die Rede war weder von ihm noch von seiner Erfin Instrumenten irgendwo bis jetzt. Es wurde in keinem Concerte eines gespielt, noch war die Erfindung nicht öffentlich angezeigt oder empfohlen. Der Mensch hat für mich etwas zu Abstoßendes, daß ich mich entschlüßen könnte selbst auf Deine Veranlassung zu ihm zu gehen und nach seinen Instrumenten zu fragen. Da es also noch zu erörtern steht ob diese Klaviere andern englischen Instrumenten an die Seite zu setzen sind, so denke ich daß eines von Erards am empfehlens werthesten bleibt. Sie haben auch in dieser Saison den Sieg über alle andern davon getragen. Clementi und Broadwood muß ich doch die Gerechtigkeit wiederfahren lassen zu sagen, daß ihre Instrumente besonders die Semigrand P. F (2 Saitige) sich sehr vervollkommt haben
 Auf Deine Anfrage wegen einem Verleger eines theoretischen Werks über Harmonie Generalbass etc: meine ich daß sich leicht einer hier finden würde der sich auf ein Geschäft dieser Art einließe. Das Werk müßte kurzgefaßt seyn wenn es von einem minder bekannten Autor ist, und dürfte ausgedehnter seyn jemehr der Nahme desselben in der musikalischen Welt bekannt ist. Es sind wenige Werke dieser Art hier heraus. Dr Crotch, Borrow Kol Goss und Kol. haben Theorien publizirt die aber den Wißbegierigen nicht hinlänglich befriedigen. Schneiders Werk ist hier übersetzt und mehrere Häuser verbindeten sich zur Herausgabe desselben, weil es einer allein für zu riskirt hält. Cocks ist im Begriff eine Uebersetzung von Albrechtsberger heraus zukgeben. Deutsche Gelehrsamkeit in der Kunst steht in so gutem Kredit hier, daß ich denken sollte ein gut geordnetes theoretisches Buch hier gut anzubringen sey.
Nach vielfaltigen Unterbrechungen kome ich erst heute den 15ten July zum Schlusse dieser Zeilen. Ich will Dir nur noch sagen daß ich mich wundere und staune wie Du beym Ueberschreiben Deiner A dur Sinfonie noch viele Veränderungen und Verbeßerungen anbringen konntest. – was meinst Du aber mit dem 4ten Takt des 1ten Stücks? wo statt der dominante eine Septime a, g angebracht werden soll?
ich kann nicht recht verstehen ob Du das meinst:
Verständige und belehreDeinen treuen Freund
I. Moschechleles
 Soll denn die Sinfonie bloß für Deinen Gebrauch (oder etwa am Klavier) oder selbst für öffentliche Productionen die Partitur verändert werden? wenn sie so verändert hieher käme hätte ich wenigstens für nächste Saison der Philharm: Concerte, nicht so viel Einfluß darauf wie früher weil die Directoren für nächstes Jahr folgende sind: T. CookeCooke, Thomas Simpson (1782-1848) NeateNeate, Charles (1784-1877) . F. CramerCramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848) SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867) MoriMori, Nicolas (1796-1839) DanceDance, William (1755-1840) Neate.
Ignaz Moscheles
 d. 15. July. Liebster Felix! Ich habe mir expreß ein Winkelchen von Moscheles ausgebeten, weil ich unter dem Gelübde bin, nicht eher einen Brief an Dich abzulaßen, bis ich Dir den ersten Act schicke. Ich wollte, ich könnts heute thun, – er ist aber noch nicht fertig. Dein Tusch hat mich erbaut und gestärkt, aber die rechte Courage kriege ich doch erst, wenn Du besagten Act gesehen hast, und mir dann nicht ganz den Handel aufsagst. Da hab ich nun heute das Wort: Finale, geschrieben, und wenn mir der Himmel ein paar gute Tage giebt, kriegst Du die rohe Masse, sauber abgeschrieben, an einem der nächsten Posttage. Bis dahin schicke ich keine Zeile daraus. Hätte mich nicht das Festival so in Anspruch genommen und gestört, – hätte ich mir nicht von da ein Kopfweh geholt, daß ich die Tage drauf jeden Ton zugleich mit seinem untern halben hörte, – wär nicht ein junger Moscheles aus Prag hier, für den ich, der werthen kleinen Frau zu Gefallen, ein paar Tage aus dem Ach meines Lebens ausgestiegen und mit Lions überklebt habe, und kurz wär und hätte man nicht zu Zeiten ein Esel und den Teufel im Leib – so hätte ich jetzt schon Deine kritischen Bedenken und säße schon längst auf dem Armesünderstuhl. – Aber eins: noch jetzt, im Augenblick, wo ich das Finale anfange, schwanke ich wegen der Scene – Du magst keine Veränderung, und man könnte allerdings leicht Vastola in den Wald hineinbringen, was sogar vorher eine hübsche Scene geben könnte, – aber ich verliere darüber den eigentlichen Spaß des Bündelreitens – das Wunder muß unverschämt, am hellen Tage, in den Straßen von Salern, vor dem ganzen Volke geschehen. Obendrein hat man nur dieselbe Decoration, mit der der zweite Act, oder vielleicht deßen zweite Scene, anfängt. Wundre Dich also nicht, wenn der Eid in der Stadt von dem Schloß ist, – hast Du dann doch noch Bedenken, so wird hier, wie überall wo Du bedenkst, flugs und sweepingly abgeändert.
Also sie sind da, o Frank! Sind Sie noch da, so seyen Sie aufs Schönste gegrüßt. Alle Tage, die Gott werden läßt, muß da auf dem Rhein die Dampfsäule vorbeiziehn, die hieher nach England weißt, und wenn ich Sie wäre und das so sähe, so käme ich. Das sollte meiner Inspiration keinen Eintrag thun. –
Schreib mir doch, Felix, was Du im Lauf des Sommers und Herbstes vorhast. Ich habe schon längst danach fragen wollen. Obgleich ich an Aussicht, Plänen und Hoffnungen arm und verhagelt bin wie Hiob, so ist mirs doch, als würde es mich den Rhein hinauf treiben, wenn mir im Sept. oder October 14 freie Tage unversehens zufallen sollten. Wärst Du dann da und zu haben, und wäre ich fleißig gewesen, und hätte das ganze Opus aus dem Groben fertig, so wäre ihm nichts ersprießlicher, als solch eine feurige Begegnung und kühle Besprechung – gieb von Dir, was Du dazu meinst.
Nächstens schick ich Dir diverse Noten, wahrscheinlich durch Benecke, der nach Heidelberg will. Er kommt nicht durch Düsseldorf – wird sich in Kölln eine Stunde aufhalten und das Paket von da an Dich expediren.
Wir haben noch immer kein Ministerium – mir gefällt die Wirthschaft nicht. Liberal bleibts oder wirds – aber sie werden immer kein rechtes Haupt und keine rechte Einheit kriegen, und können auch diesmal, da sie nicht en masse resignirt haben, keine resoluten Bedingungen wegen des Oberhauses machen; ehe das nicht mit unerbittlichen Fäusten regiert wird, gehts immer matt. Lord Grey und Brougham haben bei Gelegenheit der Resignation wunderschön gesprochen – den letzten verstehe ich aber wieder nicht, kann er oder will er noch nicht Premier seyn?
Schreibe mir bald – von mir hörst Du sicher allernächstens. Dein CKl.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-07-15-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt><title key="gb-1834-07-15-01" xml:id="title_a5ea0d9f-2b1e-4d85-bdce-0f2f8d285258">Ignaz Moscheles und Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> London, 13. und 15. 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Juli 1834</title> <incipit>Nach Empfang Deines herrlichen Briefes, habe ich mir bis heute eine Muße Stunde gewünscht um Dir meine Freude und Dankbarkeit dafür zu bezeugen, aber noch immer bin ich der Kettenhund meiner Schülerinnen und die Ankunft</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer.</p> <handDesc hands="2"> <p>Ignaz Moscheles, Carl Klingemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-07-13" xml:id="date_9fcefa85-7d97-4bf4-a03b-8e1a84e9e202">13.</date> und <date cert="high" when="1834-07-15" xml:id="date_9137ef70-9b63-48a8-9c3a-7837119b8b34">15. Juli 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113441" resp="author" xml:id="persName_97da56fa-64f3-4b86-a711-21a1f67b6d7a">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</persName> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_a50c8329-4a1c-4877-8188-8de3325427aa">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113441" resp="writer">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</persName><persName key="PSN0113441" resp="writer">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_01bb157f-5af5-4f78-9c40-8efb6de685c1"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_1e1a0943-3ffa-4ddd-9b56-80e892ce1cd0">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_13ced44b-d93b-47fb-a165-e9b356bc7ba9"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc></teiHeader> <text type="letter"><body><div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b8acaca8-99b4-48c5-a265-85d3f767f56e"><docAuthor key="PSN0113441" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_4075f23d-84bd-4e0d-aca6-e97874c00417">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</docAuthor><docAuthor key="PSN0113441" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_5719a3c3-9088-42b9-9546-e77ad9d68bb1">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</docAuthor><dateline rend="right">London den <date cert="high" when="1834-07-13" xml:id="date_a2ab03fe-9f6e-43ed-90b2-aebfc991935d">13ten July 1834</date></dateline><salute rend="left">Mein guter Felix</salute><p style="paragraph_without_indent">Nach Empfang Deines herrlichen <title xml:id="title_39a30ef8-d7fc-439b-9350-8bcfcd734e5f">Briefes <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles in London; Düsseldorf, 26. Juni 1834</name> </title> <add place="above">vom 26<hi rend="superscript">ten</hi> Juny<name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add>, habe ich mir bis heute eine Muße Stunde gewünscht um Dir meine Freude und Dankbarkeit dafür zu bezeugen, aber noch immer bin ich der Kettenhund meiner Schülerinnen <add place="above">gewesen<name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add> und die Ankunft meines <persName xml:id="persName_afc21e67-b8ee-4428-8d9f-c73cbd72ae64">Bruders<name key="PSN0113442" style="hidden" type="person">Moscheles, Simon Joachim (1795-1845)</name></persName> hat meine selten<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_b32fd30d-df89-49ef-970f-93596dc2e2bc">en</del> freyen Momente ganz in Anspruch genommen. Ich schreite daher heute nur zur Beantwortung einiger Punkte. – Ueber <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_44cba497-4a39-4b04-ab41-5b3d9d66204e">Kollmans<name key="PSN0112479" style="hidden" type="person">Kollmann, Georg August (1789-1845)</name></persName></hi> neu <add place="above">seyn<name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add> sollender Erfindung an Klavieren<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d3fd259d-e960-4037-b741-cccf427487c3" xml:lang="de">Kollmans neu seyn sollender Erfindung an Klavieren – Georg August Kollmann entwickelte eine Form der oberschlägigen Klaviermechanik, deren Entwicklung bereits 1715 von Christoph Gottlieb Schröter in Dresden vorweggenommen worden war.</note> konnte ich nichts Näheres erfahren, als daß die Hämmer auf die Saiten fallen, wie es von <persName xml:id="persName_be57cdd1-e609-4e37-94e7-2423903d53d4">Streicher<name key="PSN0115179" style="hidden" type="person">Streicher, Johann Andreas (1761-1833)</name></persName> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_2f6d8985-4293-4ce0-b43c-df2e5ff9a31e">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName></hi>, und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1cdd91c7-5aa1-49aa-bb30-1baf1caff45e">Pape<name key="PSN0113740" style="hidden" type="person">Pape, Jean-Henri (Johann Heinrich) (1789-1875)</name></persName></hi> in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_cbd5c32f-ce3b-48e6-b03a-ec543f7671cc">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi> versucht wurde. Indeßen, die Rede war weder von ihm noch von <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_b43a0078-72b8-4b45-860e-eb06222db2b8"><corr resp="writer">seinen</corr><sic resp="writer">seiner</sic></choice> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_d93a5299-75d6-4eb5-9b26-63b420614af2">Erfin</del> <add place="above">Instrumenten<name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add> irgendwo bis jetzt. Es wurde in <hi n="1" rend="underline">keinem</hi> Concerte eines gespielt, noch war die Erfindung <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_b4cc2aed-65b0-40d6-92a9-c79227f0c604">nicht</del> öffentlich angezeigt oder empfohlen. Der Mensch hat für mich etwas zu Abstoßendes, daß ich mich entschlüßen könnte selbst auf <hi n="1" rend="underline">Deine</hi> Veranlassung zu ihm zu gehen und nach seinen Instrumenten zu fragen. Da es also noch zu erörtern steht ob diese Klaviere andern englischen Instrumenten an die Seite zu setzen sind, so denke ich daß eines von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1dec9cee-f17e-4eda-bf41-5a5173fa981c">Erards<name key="PSN0110926" style="hidden" type="person">Érard, Klavierfabrik in Paris und London</name></persName></hi> am empfehlens werthesten bleibt. Sie haben auch in dieser <hi rend="latintype">Saison</hi> den Sieg über alle andern davon getragen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_aa37c665-2603-4952-b932-870c094c3126">Clementi<name key="PSN0110422" style="hidden" type="person">Clementi &amp; Co., Klavierbaufirma in London</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_78e2f2b4-765e-4e6c-bdb2-6a58bc0246d5">Broadwood<name key="PSN0110137" style="hidden" type="person">John Broadwood &amp; Sons, Klavierfabrik in London</name></persName></hi> muß ich doch die Gerechtigkeit wiederfahren lassen zu sagen, daß ihre Instrumente besonders die <hi rend="latintype">Semigrand P. F</hi> (2 Saitige) sich sehr vervollkommt haben</p><p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Auf Deine Anfrage wegen einem Verleger eines theoretischen Werks über Harmonie <hi rend="latintype">Generalbass etc</hi>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6d88a331-af79-41a6-8f00-545b6afce438" xml:lang="de">Deine Anfrage wegen einem Verleger eines theoretischen Werks über Harmonie Generalbass etc: – Siehe die Anfrage von Adolph Bernhard Marx in Brief gb-1834-06-10-01 vom 10. Juni 1834, Z.: »Ich denke drauf, meine Theorie zugleich in Deutschland, Paris und London herauszugeben. Was meinst Du? Es wird die erste wirkliche Komp. lehre, aus der man lernen kann, was gelernt werden muß, und vollständig.«</note> meine ich daß sich leicht einer hier finden würde der sich auf ein Geschäft dieser Art einließe. Das Werk müßte kurzgefaßt seyn wenn es von einem minder bekannten Autor ist, und dürfte ausgedehnter seyn jemehr der Nahme desselben in der musikalischen Welt bekannt ist. Es sind wenige Werke dieser Art hier heraus. <hi rend="latintype">D<hi rend="superscript">r</hi> <persName xml:id="persName_e77f2ac9-d5e9-470d-b9b4-0b2024edf245">Crotch<name key="PSN0110507" style="hidden" type="person">Crotch, William (1775-1847)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype">Borrow</hi> <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_dfd3dafe-41c4-4a63-9b68-a1bcdaf0d0ae">Kol</del> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7af649da-3423-4d84-9bf8-cd42bdd86371">Goss<name key="PSN0116859" style="hidden" type="person">Goss, John (1800-1880)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype">Kol</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d81da978-0729-4797-aba9-f891959877fc" xml:lang="de">Kol. – Kollegen.</note> haben Theorien publizirt die aber den Wißbegierigen nicht hinlänglich befriedigen. Schneiders Werk ist hier übersetzt und mehrere Häuser verbindeten sich zur Herausgabe desselben, weil es einer allein für zu riskirt hält. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cf4eb4a3-d4ff-495a-90fd-b3a4eaf01fad">Cocks<name key="PSN0116429" style="hidden" type="person">Cocks, Robert Lincoln (1798-1887)</name></persName></hi> ist im Begriff eine <title xml:id="title_9fc0ea2a-f080-47d1-be75-fecd4ef6db53">Uebersetzung<name key="PSN0116029" style="hidden" type="author">Albrechtsberger, Johann Georg (1736–1809)</name><name key="CRT0112366" style="hidden" type="science">Gründliche Anweisung zur Composition</name></title> von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_94759688-9bc7-42b7-b1c8-848d5eeb02f8">Albrechtsberger<name key="PSN0116029" style="hidden" type="person">Albrechtsberger, Johann Georg (1736-1809)</name></persName></hi> heraus zu<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_726d1c84-1cd2-40d2-b634-27e877b9c884">k</del>geben. Deutsche Gelehrsamkeit in der Kunst steht in so gutem Kredit hier, daß ich denken sollte ein gut geordnetes theoretisches Buch hier gut anzubringen sey. </p><p>Nach vielfaltigen Unterbrechungen kome ich erst heute den <date cert="high" when="1834-07-15" xml:id="date_9db82cf6-e551-4932-8669-a90d5b8af60a">15<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">July</hi></date> zum Schlusse dieser Zeilen. Ich will Dir nur noch sagen daß ich <add place="above">mich<name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add> wundere und staune wie Du beym Ueberschreiben Deiner <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7505e7ee-6146-40d0-a1ac-453113159205">A dur Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yz9otwsa-xo4m-pzdu-mwtg-crof1kjzgbsn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name></title></hi> noch viele Veränderungen und Verbeßerungen anbringen konntest. – was meinst Du aber mit dem 4ten Takt des 1ten Stücks? wo statt der <hi rend="latintype">dominante</hi> eine <hi rend="latintype">Septime</hi> <hi rend="latintype">a</hi>, <hi rend="latintype">g</hi> angebracht werden soll? </p><p style="paragraph_centered"><figure rend="below" style="center" subtype="full_page" type="notated_Music" xml:id="figure_70a42cf5-853b-4f94-b002-a28ebe23cfcb"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1834-07-15-01-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/213, fol. 1v.</head><figDesc style="display_none">Felix Mendelssohn Bartholdy, A-Dur Sinfoniefür Orchester (»Italienische Sinfonie«), MWV N 16 op. 90.</figDesc></figure></p><p> ich kann nicht recht verstehen ob Du das meinst: </p><p style="paragraph_centered"><figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="eighth_page" type="notated_Music" xml:id="figure_25ba97a0-d52a-41ea-9a87-d3ba5b16c8d2"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1834-07-15-01-N-002.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/213, fol. 1v.</head><figDesc style="display_none">Felix Mendelssohn Bartholdy, A-Dur Sinfoniefür Orchester (»Italienische Sinfonie«), MWV N 16 op. 90.</figDesc></figure></p><closer rend="right">Verständige und belehre</closer><signed rend="right">Deinen treuen Freund</signed><signed rend="right"><hi rend="latintype">I. Moschechleles</hi></signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_9b364fee-a157-43bf-9454-34a961290273"><docAuthor key="PSN0113441" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_62942458-3516-4bd2-8be2-aa69d99966ba">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</docAuthor><docAuthor key="PSN0113441" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6475ee19-9bef-4a8c-aa44-c17d2c98dc7a">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <add place="margin">Soll denn die <hi rend="latintype">Sinfonie</hi> bloß für Deinen Gebrauch (<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a403a585-26b2-4f90-8e74-bf879ab3253f">oder</del> etwa am Klavier) oder selbst für öffentliche <hi rend="latintype">Productionen</hi> die Partitur verändert werden? wenn sie so verändert hieher käme hätte ich wenigstens für nächste <hi rend="latintype">Saison</hi> der <placeName xml:id="placeName_51af195a-1b46-41bd-9bd1-bcff28ef71eb">Philharm: <hi rend="latintype">Concerte</hi><name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, nicht so viel Einfluß darauf wie früher weil die <placeName xml:id="placeName_e471af46-cf79-494a-85d2-3dcc35b1bda6">Directoren<name key="NST0100412" style="hidden" subtype="Direktion" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> für nächstes Jahr folgende sind: <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fbcc0fe5-1ef9-41c5-b93d-7ebe82fd8c1f">T. Cooke<name key="PSN0116441" style="hidden" type="person">Cooke, Thomas Simpson (1782-1848)</name></persName> <persName xml:id="persName_330ed129-a590-408c-8c76-1fe6009a745b">Neate<name key="PSN0113559" style="hidden" type="person">Neate, Charles (1784-1877)</name></persName>. <persName xml:id="persName_b31ba0ad-f3b4-4cfc-afd1-e34d03167357">F. Cramer<name key="PSN0110486" style="hidden" type="person">Cramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848)</name></persName> <persName xml:id="persName_e8c7eacd-aa6a-46fc-b0e6-5d59c82f55e1">Smart<name key="PSN0114944" style="hidden" type="person">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> <persName xml:id="persName_b7fe77ae-cc8a-4d4b-ad71-3264661ab9e3">Mori<name key="PSN0113424" style="hidden" type="person">Mori, Nicolas (1796-1839)</name></persName> <persName xml:id="persName_932ad595-69b6-48e1-80f3-8a547df5a599">Dance<name key="PSN0110546" style="hidden" type="person">Dance, William (1755-1840)</name></persName> Neate</hi>. <name key="PSN0113441" resp="writers_hand" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name></add></p><signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Ignaz Moscheles</add></signed></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_88ceb825-6ece-44ac-8b7a-8f031f62e262"><docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_f20a5d99-b5be-4e4a-a33b-c5340a91f4a8">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_cf9c0fd0-4ae0-429d-aad5-0d042b3843b6">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><dateline rend="left"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> d. <date cert="high" when="1834-07-15" xml:id="date_1596375e-4eb1-423f-8e2c-5fc9ae543e5f">15. July</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent"><seg type="closer">Liebster <hi rend="latintype">Felix</hi>!</seg> Ich habe mir expreß ein Winkelchen von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5bc5ef36-94c9-40b1-a7e8-3ad3fe4a34a1">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> ausgebeten, weil ich unter dem Gelübde bin, nicht eher einen Brief an Dich abzulaßen, bis ich Dir den ersten Act schicke.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c3c3dac5-6da3-444a-883a-2147baae0eca" xml:lang="de">bis ich Dir den ersten Act schicke – siehe Brief gb-1834-07-22-01 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 22. Juli 1834.</note> Ich wollte, ich könnts heute thun, – er ist aber noch nicht fertig. Dein Tusch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_62be9231-680f-42c5-9eb5-1f10cda64b6b" xml:lang="de">Dein Tusch – siehe Brief fmb-1834-06-28-02 )Brief Nr. 962) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 28. Juni 1834, Z. 1 (Zeichnung) und Z. 4: »Dies ist ein Tusch über die angefangene Oper.«</note> hat mich erbaut und gestärkt, aber die rechte Courage kriege ich doch erst, wenn Du besagten Act gesehen hast, und mir dann nicht ganz den Handel aufsagst. Da hab ich nun heute das Wort: <hi rend="latintype">Finale</hi>, geschrieben, und wenn mir der Himmel ein paar gute Tage giebt, kriegst Du die rohe Masse, sauber abgeschrieben, an einem der nächsten Posttage. Bis dahin schicke ich keine Zeile daraus. Hätte mich nicht das <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_27a88448-4f1a-4f9a-b992-1c7b9848820f">Festival<name key="NST0100308" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Musical Festival (1834)</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1cf1006a-9a64-4e61-bbd4-411d3f7e430e" xml:lang="de">das Festival – Das Royal Music Festival in Westminster Abbey, das vom 24. Juni bis 1. Juli 1834 in London stattfand.</note> so in Anspruch genommen und gestört, – hätte ich mir nicht von da ein Kopfweh geholt, daß ich die Tage drauf jeden Ton zugleich mit seinem untern halben hörte, – wär nicht ein junger <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7cd749e3-9f78-47ca-b9c6-679dec5136c8">Moscheles<name key="PSN0113442" style="hidden" type="person">Moscheles, Simon Joachim (1795-1845)</name></persName></hi> aus <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_6d41d7a6-cd45-4ca6-96b7-8813819ccf77">Prag<settlement key="STM0100589" style="hidden" type="locality">Prag</settlement><country style="hidden">Böhmen</country></placeName></hi> hier, für den ich, der werthen kleinen <persName xml:id="persName_24dd3dfb-3eb4-4fc9-beba-88765a07d273">Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> zu Gefallen, ein paar Tage aus dem Ach meines Lebens ausgestiegen und mit <hi rend="latintype">Lions</hi> überklebt habe, und kurz wär und hätte man nicht zu Zeiten ein Esel und den Teufel im Leib – so hätte ich jetzt schon Deine kritischen Bedenken und säße schon längst auf dem Armesünderstuhl. – Aber eins: noch jetzt, im Augenblick, wo ich das <hi rend="latintype">Finale</hi> anfange, schwanke ich wegen der Scene – Du magst keine Veränderung, und man könnte allerdings leicht <hi rend="latintype"><title xml:id="title_1b1014c7-3d7f-484d-acd9-3fdef88556e8">Vastola<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_h7oxegm3-dqhj-m24e-k0lz-yrojffiqkqqk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="works_not_executed" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100712" style="hidden">Pervonte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cbfed1ba-7cdf-4586-89f5-375f7622ff7f" xml:lang="de">Vastola – Figur aus Felix Mendelssohn Bartholdys und Carl Klingemanns unvollendeten Opernprojekt »Pervonte«.</note> in den Wald hineinbringen, was sogar vorher eine hübsche Scene geben könnte, – aber ich verliere darüber den eigentlichen Spaß des Bündelreitens – das Wunder muß unverschämt, am hellen Tage, in den Straßen von <hi rend="latintype">Salern</hi>, vor dem ganzen Volke geschehen. Obendrein hat man nur dieselbe Decoration, mit der der zweite Act, oder vielleicht deßen zweite Scene, anfängt. Wundre Dich also nicht, wenn der Eid in der Stadt von dem Schloß ist, – hast Du dann doch noch Bedenken, so wird hier, wie überall wo Du bedenkst, flugs und <hi rend="latintype">sweepingly</hi> abgeändert.</p><p>Also <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_d7c85941-8085-4746-9f27-b75a0c565861"><corr resp="writer">Sie</corr><sic resp="writer">sie</sic></choice> sind da, o <persName xml:id="persName_bb514ca7-d5fa-4841-b2ed-900c945681f9">Frank<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name><name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName>! Sind Sie noch da, so seyen Sie aufs Schönste gegrüßt. Alle Tage, die Gott werden läßt, muß da auf dem Rhein die Dampfsäule vorbeiziehn, die hieher nach England weißt, und wenn ich Sie wäre und das so sähe, so käme ich. <hi n="1" rend="underline">Das</hi> sollte meiner Inspiration keinen Eintrag thun. – </p><p>Schreib mir doch, <hi rend="latintype">Felix</hi>, was Du im Lauf des Sommers und Herbstes vorhast. Ich habe schon längst danach fragen wollen. Obgleich ich an Aussicht, Plänen und Hoffnungen arm und verhagelt bin wie <hi rend="latintype">Hiob</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5422c213-5989-4a53-baf1-791bf7a3e374" xml:lang="de">Hiob – Alttestamentliche Gestalt</note> so ist mirs doch, als würde es mich den Rhein hinauf treiben, wenn mir im <hi rend="latintype">Sept</hi>. oder <hi rend="latintype">October</hi> 14 freie Tage unversehens zufallen sollten. Wärst Du dann da und zu haben, und wäre ich fleißig gewesen, und hätte das ganze <hi rend="latintype">Opus</hi> aus dem Groben fertig, so wäre ihm nichts ersprießlicher, als solch eine feurige Begegnung und kühle Besprechung – gieb von Dir, was Du dazu meinst.</p><p>Nächstens schick ich Dir diverse Noten, wahrscheinlich durch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_eaa72960-cfd0-4e3e-8809-97469f71a240">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden" type="person">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName></hi>, der nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_c8295d15-eb7c-48e2-a3c6-f28d95c8ba61">Heidelberg<settlement key="STM0100150" style="hidden" type="locality">Heidelberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> will. Er kommt nicht durch <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_befaa8dd-1455-4cfe-9472-b925e7fe3a00">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> – wird sich in <placeName xml:id="placeName_53a1b7c5-ab2d-4388-809e-d60c40b4801b">Kölln<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eine Stunde aufhalten und das Paket von da an Dich expediren.</p><p>Wir haben noch immer kein Ministerium – mir gefällt die Wirthschaft nicht. Liberal bleibts oder wirds – aber sie werden immer kein rechtes Haupt und keine rechte Einheit kriegen, und können auch diesmal, da sie nicht <hi rend="latintype">en masse</hi> resignirt haben, keine resoluten Bedingungen wegen des Oberhauses machen; ehe das nicht mit unerbittlichen Fäusten regiert wird, gehts immer matt. <hi rend="latintype">Lord <persName xml:id="persName_016fb286-5c81-470c-96fb-5de6100d7eba">Grey<name key="PSN0111533" style="hidden" type="person">Grey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_98593aa8-a47d-4748-bc58-9f39b3fd2828">Brougham<name key="PSN0110150" style="hidden" type="person">Brougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868)</name></persName></hi> haben bei Gelegenheit der Resignation wunderschön gesprochen – den letzten verstehe ich aber wieder nicht, kann er oder will er noch nicht <hi rend="latintype">Premier</hi> seyn?</p><closer rend="left">Schreibe mir bald – von mir hörst Du sicher allernächstens.</closer><signed rend="right">Dein <hi rend="latintype">CKl</hi>.</signed></div></body></text></TEI>