gb-1834-07-04-01
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Berlin, 4. Juli 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [BERLIN 12-1 / 5/7], [R17 / 5 7 / No3], [N 1 / 8/7], Siegel.
Eduard Devrient
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Da bin ich schon wieder, lieber Felix und wieder in neuer Theaterangelegenheit. Frage doch zu
Sie ist die Tochter meines
Ich habe jetzt wieder so vielerlei Noth auf dem Halse, daß ich gar nicht weiß, wie ich durchfinden soll. Manchmal komme ich mir vor wie der Jude Schapsel, (eine frühere, berühmte Berliner Figur,)
der aller Leute, Comissionär, Geheimnißträger, Versorger und Helfer war. Es geht einem aber manches schief dabei, und gerade die Leute, denen man helfen soll, die versauen alles wieder, ehe man sich umsieht.Nun mein lieber Junge, wie lebst Du? Es ist eben wieder eine der schönen Nächte, die in diesem reitzenden Sommer uns so reich, so erquickend, erhebend, beseligend und was Du sonst willst, zufallen. Ich mag gar nicht aus dem Garten und ins heiße Bett. Es geht in diesem Jahre so ein Athem von großartiger Milde, die nie müde wird, durch die Natur, die man in den Kapricen und brummigen Launen der Sommer seit 1827 ganz vergessen hatte. Es ist jetzt wirklich „ein Leben wie im Sommer„. Unser kleiner
Saucekennen zu lernen, durch die er nicht
piquant-schmeckender geworden ist. Wenn ich nur erst
Berlin d 4 July 1834 Da bin ich schon wieder, lieber Felix und wieder in neuer Theaterangelegenheit. Frage doch Immermann, welcher doch wahrscheinlich das Schauspielpersonal für Euer neues Theater engagirt, ob er nicht eine junge Frau brauchen kann, die eben alles spielt, seither die erste Schauspielerin am Stettiner Theater war und zu die in Characterrollen, auch älteren sogenannten chargirten Rollen in denen sie jetzt angefangen hat sich zu versuchen, gewiß viel leisten kann. Sie ist die Tochter meines Oheims, des berühmten Schauspielers und hat unläugbarer Talent, es käme nur darauf an, daß es einmal von geschickter Hand hervorgeholt würde. Es geht ihr schlecht, da sie sich hat von einem Director in Rostock von Stettin hinweglocken lassen, der nun nicht zahlen kann. Ihr Mann, er heißt Höffert, hat in Stettin das Fach meines Oheims mit Glück gespielt; beide Leute würden zufrieden sein, wenn man sie für’s erste für zweite Fächer anstellte und zusähe, ob man sie für wichtigere Rollen gebrauchen kann. In zweiten Rollen können sie gewiß recht nützlich sein. Ich habe mich schon so viel bemüht, aber überall sind die Stellen besetzt. Nun ist mir eingefallen, daß Euer Personal vielleicht noch nicht komplettirt sein möchte und daß Euch sowol, wie den armen Leuten gedient sein möchte, wenn man es mit ihnen versuchte. Wie gesagt, sie würden sich mit einem ganz bescheidnem Loose begnügen. Trage doch die Sache einmal vor, um der Menschenliebe und um meinetwillen. Ich habe mit dieser einzigen Tochter meines Oheims schon seit vielen Jahren, noch bei seinem Leben, mancherlei Noth gehabt und es will sich nicht erledigen. Wenn sich ein Platz für die Leute bei Euch findet, so können sie euch gewiß nützlich sein. Ich habe jetzt wieder so vielerlei Noth auf dem Halse, daß ich gar nicht weiß, wie ich durchfinden soll. Manchmal komme ich mir vor wie der Jude Schapsel, (eine frühere, berühmte Berliner Figur, ) der aller Leute, Comissionär, Geheimnißträger, Versorger und Helfer war. Es geht einem aber manches schief dabei, und gerade die Leute, denen man helfen soll, die versauen alles wieder, ehe man sich umsieht. Nun mein lieber Junge, wie lebst Du? Es ist eben wieder eine der schönen Nächte, die in diesem reitzenden Sommer uns so reich, so erquickend, erhebend, beseligend und was Du sonst willst, zufallen. Ich mag gar nicht aus dem Garten und ins heiße Bett. Es geht in diesem Jahre so ein Athem von großartiger Milde, die nie müde wird, durch die Natur, die man in den Kapricen und brummigen Launen der Sommer seit 1827 ganz vergessen hatte. Es ist jetzt wirklich „ein Leben wie im Sommer„. Unser kleiner Junge logirt ganz im Freien, schläft in seinem Wägelchen und wird erst spät so ins Zimmer getragen, man ist ganz südländisch eingerichtet, alles wird im Garten vorgenommen, des Mittags das Haus vor der Sonne verwahrt und geschlafen, man ist ganz verkehrt, oder vielmehr aus der Verkehrtheit wieder zu besseren Zustande gekommen. Daß das zu Ende geht und man sich wieder in die Winterstuben sperren muß! Jedoch erst kommt ja Herbst und die Weinlese und Du und die Ausstellung und der standhafte Prinz und aller Teufel. Es wird wol gehen. Bald rutsche ich nun ab und werde beiher Baur auf einen Tag in seinem Neste besuchen auch Löwe denke ich in Stettin in seiner Sauce kennen zu lernen, durch die er nicht piquant-schmeckender geworden ist. Wenn ich nur erst Marx als Bräutigam und seine Braut dazu gesehen hätte, die Vorstellungen davon quälen mich gar zu sehr. Daß er das zu Stande bringen würde hätte ich nie gedacht, gieb Acht nun wird er am Ende gar noch ein practischer Mensch. – (Jesus war freilich nicht verheirathet) Ich schließe dies Blatt am sonnehellen Morgen. Schon wieder der herrlichste Tag, das nimmt kein Ende. Aber ich merke schon wo es hinauswill, mit dem Tage da mein Urlaub beginnt, brechen alle Schock Donnerwetter los und schleppen mich in einem langen Schweife kalter regnerischer Tag nach sich. Nun, wollen sehen. Leb nun wohl, mein lieber Felix, ich denke es kommt noch einmal eine Zeit, in der ich Dir gute Briefe schreibe, wahrlich Du hast die schönsten verdient nicht allein um Deinetwillen, sondern schon als Ausgleichung der lumpigen Wische, die Du jetzt von mir erhältst. Behalte mich dennoch lieb Dein Eduard Devrient
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Frage doch Immermann, welcher doch wahrscheinlich das Schauspielpersonal für Euer neues Theater engagirt, ob er nicht eine junge Frau brauchen kann, die eben</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [BERLIN 12-1 / 5/7], [R17 / 5 7 / No3], [N 1 / 8/7], Siegel.</p><handDesc hands="1"><p>Eduard Devrient</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-07-04" xml:id="date_76bbc018-803f-40af-bc26-15a2582a17c6">4. 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David Louis De Vrient) (1784-1832)</name></persName>, des berühmten Schauspielers und hat unläugbarer Talent, es käme nur darauf an, daß es einmal von geschickter Hand hervorgeholt würde. Es geht ihr schlecht, da sie sich hat von einem<persName xml:id="persName_dc7e7db0-49e5-4e95-bbee-cc664c506767"> Director<name key="PSN0115655" style="hidden" type="person">Weber, Johann Friedrich (1786-?)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_40d05aee-a144-4eb5-a8a6-a43b24692e5b">Rostock<settlement key="STM0103492" style="hidden" type="locality">Rostock</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> von <placeName xml:id="placeName_e8d0f421-638c-4c07-b5f5-4be1e51d52e1">Stettin<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hinweglocken lassen, der nun nicht zahlen kann. Ihr Mann, er heißt <persName xml:id="persName_fd84571a-eeed-4f1e-9049-fbdf95a8a69c">Höffert<name key="PSN0112034" style="hidden" type="person">Höffert, Wilhelm David</name></persName>, hat in Stettin das Fach meines Oheims mit Glück gespielt; beide Leute würden zufrieden sein, wenn man sie für’s erste für zweite Fächer anstellte und zusähe, ob man sie für wichtigere Rollen gebrauchen kann. In zweiten Rollen können sie gewiß recht nützlich sein. Ich habe mich schon so viel bemüht, aber überall sind die Stellen besetzt. Nun ist mir eingefallen, daß Euer Personal vielleicht noch nicht komplettirt sein möchte und daß Euch sowol, wie den armen Leuten gedient sein möchte, wenn man es mit ihnen versuchte. Wie gesagt, sie würden sich mit einem ganz bescheidnem Loose begnügen. Trage doch die Sache einmal vor, um der<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Menschenliebe und um meinetwillen. Ich habe mit dieser einzigen Tochter meines Oheims schon seit vielen Jahren, noch bei seinem Leben, mancherlei Noth gehabt und es will sich nicht erledigen. Wenn sich ein Platz für die Leute bei Euch findet, so können sie euch gewiß nützlich sein.</p> <p>Ich habe jetzt wieder so vielerlei Noth auf dem Halse, daß ich gar nicht weiß, wie ich durchfinden soll. Manchmal komme ich mir vor wie der Jude Schapsel, (eine frühere, berühmte Berliner Figur,)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e123ed0a-9807-407e-9f49-209f91cc5fc3" xml:lang="de">der Jude Schapsel, (eine frühere, berühmte Berliner Figur,) – eine legendäre Figur Berlins aus dem 18. Jahrhundert, die als jüdisches Stereotyp Eingang in die Literatur gefunden hat. Siehe z. B. Grader Sinn und Hinterlist. Ein. Karaktergemälde in 5 Aufzügen von Stephanie dem Jüngern, Leipzig 1791.</note> der aller Leute, Comissionär, Geheimnißträger, Versorger und Helfer war. Es geht einem aber manches schief dabei, und gerade die Leute, denen man helfen soll, die versauen alles wieder, ehe man sich umsieht.</p> <p>Nun mein lieber Junge, wie lebst Du? Es ist eben wieder eine der schönen Nächte, die in diesem reitzenden Sommer uns so reich, so erquickend, erhebend, beseligend und was Du sonst willst, zufallen. Ich mag gar nicht aus dem Garten und ins heiße Bett. Es geht in diesem Jahre so ein Athem von großartiger Milde, die nie müde wird, durch die Natur, die man in den Kapricen und brummigen Launen der Sommer seit 1827 ganz vergessen hatte. Es ist jetzt wirklich „ein Leben wie im Sommer„. Unser kleiner <persName xml:id="persName_ec61dd77-a3f0-472b-9855-0ebdca49991f">Junge<name key="PSN0110630" style="hidden" type="person">Devrient, Georg Anton (1834-1891)</name></persName> logirt ganz im Freien, schläft in seinem Wägelchen und wird erst spät so ins Zimmer getragen, man ist ganz südländisch eingerichtet, alles wird im Garten vorgenommen, des Mittags das Haus vor der Sonne verwahrt<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> und geschlafen, man ist ganz verkehrt, oder vielmehr aus der Verkehrtheit wieder zu besseren Zustande gekommen. Daß das zu Ende geht und man sich wieder in die Winterstuben sperren muß! Jedoch erst kommt ja Herbst und die Weinlese und Du und die <placeName xml:id="placeName_d5ad80cf-0fb3-4ad2-945b-b59e00b08420">Ausstellung<name key="NST0100304" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_12cf0388-d5a3-4c9b-964d-0967223095f7" xml:lang="de">die Ausstellung – 28. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste ab dem 14. September 1834.</note> und <title xml:id="title_24b68912-7e72-44cb-a1c3-fc590f5174e0">der standhafte Prinz<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tsxlpjed-yaeo-gkiw-vvu2-fteizbi3rblm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="music_for_plays_and_other_stage_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100328" style="hidden">Musik zu Der standhafte Prinz für Männerchor und Orchester, 18. März 1833<idno type="MWV">M 7</idno><idno type="op"></idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_95b8a10b-aad3-4e89-bddc-9c8728c4bd21" xml:lang="de">der standhafte Prinz – Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin; Düsseldorf, 2. August 1834. Mendelssohn hatte den Auftrag erhalten, Musik zu Karl Immermanns Bearbeitung von Pedro Calderón de la Barcas Tragödie El príncipe constante (Erstdruck: Madrid 1636) zu schreiben. Immermanns Bearbeitung basierte auf August Wilhelm Schlegels deutscher Übersetzung (Erstdruck in: Spanisches Theater, Bd. 2, Berlin 1809, S. 1-162). Sie wurde am 9. April 1833 mit Mendelssohns Musik MWV M 7 im Rahmen der dritten Musteraufführung des Düsseldorfer Theaters uraufgeführt (Fellner, Musterbühne, S. 232 ff.).</note> und aller Teufel. Es wird wol gehen. Bald rutsche ich nun ab und werde beiher <persName xml:id="persName_b2a77ad7-e19d-4ff0-994f-4aeb917e20c6">Baur<name key="PSN0109710" style="hidden" type="person">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> auf einen Tag in seinem <placeName xml:id="placeName_2aff66a5-1ba8-4acd-81c4-740047df8382">Neste<settlement key="STM0100603" style="hidden" type="locality">Brüssow</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> besuchen auch <persName xml:id="persName_0f009a53-21c9-4406-813f-11c367fe2acf">Löwe<name key="PSN0112914" style="hidden" type="person">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796-1869)</name></persName> denke ich in Stettin in seiner <hi rend="latintype">Sauce</hi> kennen zu lernen, durch die er nicht <hi rend="latintype">piquant</hi>-schmeckender geworden ist. Wenn ich nur erst <persName xml:id="persName_035f1314-968d-4e35-a0c1-6f84bf184974">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> als Bräutigam und seine <persName xml:id="persName_c8eca390-a710-4e0d-8aae-3264af115f09">Braut<name key="PSN0110949" style="hidden" type="person">Eschwege, Therese</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_af2adf8d-fadc-4ccb-b3b8-33cb2ce55a25" xml:lang="de">Marx als Bräutigam … seine Braut – Adolph Bernhard Marx hatte sich am 20. Juni 1834 mit einem Fräulein Eschwege aus Berlin verlobt. Vgl. dessen Brief gb-1834-06-21-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Juni 1834, Z.: »Ich habe mich heut – oder vielmehr gestern früh verlobt mit einem lieben und mich innig liebenden Mädchen, der ältern Tochter des Caufmanns Eschwege.«</note> dazu gesehen hätte, die Vorstellungen davon quälen mich gar zu sehr. Daß er das zu Stande bringen würde hätte ich nie gedacht, gieb Acht nun wird er am Ende gar noch ein practischer Mensch. – (Jesus war freilich nicht verheirathet) Ich schließe dies Blatt am sonnehellen Morgen. Schon wieder der herrlichste Tag, das nimmt kein Ende. Aber ich merke schon wo es hinauswill, mit dem Tage da mein Urlaub beginnt, brechen alle Schock Donnerwetter los und schleppen mich in einem langen Schweife kalter regnerischer Tag nach sich. Nun, wollen sehen. Leb nun wohl, mein lieber Felix, ich denke es kommt noch einmal eine Zeit, in der ich Dir gute Briefe schreibe, wahrlich Du hast die schönsten verdient nicht allein um Deinetwillen, sondern schon als Ausgleichung der lumpigen Wische, die Du jetzt von mir erhältst. <seg type="closer">Behalte mich dennoch lieb</seg></p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Eduard Devrient</signed> </div> </body> </text></TEI>