gb-1834-07-01-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb/> Berlin, 1. Juli 1834 Ich eile, Dich, liebes Herz! zu benachrichtigen, daß Bunsen d. 22. oder 24 dieses in Düß. eintreffen wird. Er freut sich sehr Dich zu sehen, und ich melde dies nur im voraus, damit Du etwas Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 19. Juni 1834<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/fmb-1834-06-19-01/gb-1834-07-01-01" target="_blank">Brief - fmb-1834-06-19-01</a> Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; Düsseldorf, 28. Juni und 5. Juli 1834<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/gb-1834-07-01-01/fmb-1834-07-05-01" target="_blank">Brief - fmb-1834-07-05-01</a> Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/194. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 1. Juli 1834 Ich eile, Dich, liebes Herz! zu benachrichtigen, daß Bunsen d. 22. oder 24 dieses in Düß. eintreffen wird. Er freut sich sehr Dich zu sehen, und ich melde dies nur im voraus, damit Du etwas

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Fanny Hensels Hand, 3 Poststempel [BERLIN 4-5 / 1 / 7], [?/7], [???], Siegel.

Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel

Green Books

Citron, Letters, S. 472 (Fanny Hensels Briefteil).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. Juli 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Herrn Musikdirector Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf frei
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 1 Juli

Ich eile, Dich, liebes Herz! zu benachrichtigen, daß BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) d. 22. oder 24 dieses in DüßDüsseldorfDeutschland. eintreffen wird. Er freut sich sehr Dich zu sehen, und ich melde dies nur im voraus, damit Du etwas vorbereiten könnest, ihn in der Kirche hören zu laßen. Der Mann ist und wird von der größten Wirksamkeit. Er hätte gleich hier Minister werden können, zieht es aber vor, noch zu warten. So lieb ihm seine Stelle, und so lukrativ sie geworden, findet er seine Wirksamkeit in Rom, nach abgeschloßnem Konkordat[→]abgeschloßnem Konkordat – Es existiert kein Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Preußen im Jahr 1833 und 1834. Der letzte Vertrag zwischen dem Vatikan auf der einen und Preußen auf der anderen Seite datiert vom 16. Juli 1821. zu unbedeutend, um sich auf lange dort zu binden. Wahrscheinl. wird er bald Kunst- und KultusMinister, und v. seinem ausgezeichneten Verstande läßt sich viel hoffen. Wie sehr intereßant er spricht, mit welcher Lebhaftigkeit er alles ergreift, hatten wir neulich wieder Gelegenheit zu bemerken, wo er ein Stündchen im atelier,[→]atelier – Arbeitsräume von Wilhelm Hensel im Gartentrakt der Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin. verweilte. Die schläfrige Regierungs Massen zu beleben, gehört bei uns vor allem ein feuriger Geist, ein tüchtiger Mann, und das ist er im weitesten Sinne des Worts. Du bist nun freil. zu stolz, zu uneigennützig, zu freisinnig, für Dich etwas zu suchen; aber Du kannst für Deine Kunst bewirken, erstreben, fördern, was durch Mittel Einzelner, Geringer nicht zu erlangen ist, und so wirds Dir nützl. und angenehm sein, Dich in dem Dir für jetzt angewiesenen Kreise einem Manne darstellen zu können, der v. der Natur und dem Glück bestimmt ist, eine bedeutende Rolle zu spielen, und der dies wahrl. nur sich selbst verdankt, da er nicht einmal adlige Geburt für sich hat. Daß er so viel Intereße an H.s Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name> nimmt halte ich auch für ein günstiges Omen, liebster Felix! Es wird aber auch etwas höchst Grandioses! Die Figuren des Vordergrundes erscheinen in dem kleinen atelier vielleicht zu koloßal und gewaltig, um dem an Niedlichkeit und Puppenhaftigkeit verwöhnten modernen Sinn genug zu schmeicheln. HHensel, Wilhelm (1794-1861). hat es heute gegen die Saalthür[→]die Saalthür – Tür zum Gartensaal, dem großen Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f. gewendet und diese geöffnet, und Du glaubst nicht, wie es da gewann, und wie man sich überzeugen konnte, daß es in einer Kirche ungemein wirken müße. Ich wünschte „der König wäre gekrönt und alles vorüber“; es war schon die Rede davon, ein Stück Mauer an der Hofseite einzureißen, weil es natürl. durch keine Thür geht; da es eben so wenig aber durch unsere od. d. Akad.Königlich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland Thorweg paßiren kann, werden sie es wohl abspannen müßen, und Du kannst denken, mit welchem Risiko. Ich wünsche H. bloß, daß er so bezahlt werde, wie CatelCatel, Franz Ludwig (1778-1856) für das Bild<name key="PSN0110319" style="hidden" type="author">Catel, Franz Ludwig (1778–1856)</name><name key="CRT0112344" style="hidden" type="art">Die Auferstehung Christi</name>, das Prinz Heinr. der Charlottenb. Kirche geschenkt.[→]Catel für das Bild, das Prinz Heinr. der Charlottenb. Kirche geschenkt – Franz Ludwig Catel, Auferstehung Christi, 1834 in Rom vollendet von Friedrich Heinrich Karl Prinz von Preußen, der Luisenkirche in Charlottenburg geschenkt. Bunsen sagt, er habe 8000 rt. bekommen und die Miethe des röm. ateliers. Es ist aber nicht halb so groß oder figurenreich und nur die Landschaft soll vorzügl. sein. – Hensel wendet einen wahrhaft stupenden Fleiß darauf und es bleibt nur zu hoffen, daß er seiner Gesundheit durch das unabläßige Arbeiten nicht schaden möge.

|2| BettyBeer, Rebecka (Betty) (1793-1850) wollte nach WiesbadenWiesbadenDeutschland und SpaSpaBelgien, und hatte einen Augenblick die Idee, Dich in DüßDüsseldorfDeutschland. zu überraschen; HeinrBeer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842). ist aber gestern allein, und ohne Abschied v. uns zu nehmen, abgereist. Da das neue deficit seines budgets nun schon in GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) Mäulchen ist, so kann mans als kein Geheimniß mehr betrachten; Betty jammerte schon neulich darüber: die BrüderMeyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)Beer, Wilhelm (bis 1818: Wolff) (1797-1850) wollten ihn per prodigo[→]per prodigo – lat. pro prodigo, für einen Verschwender. erklären laßen; er protestirte aber mit Energie dagegen, und es soll gerichtl. erlaubt sein, daß er, als Kinderloser und dem die Frau nichts zugebracht, sein Geld aus dem Fenster werfen könne. Wie sehr Betty nun Oekonomie spricht, kannst Du denken; bemitleiden kann ich diese armen reichen Leute indeß nicht, bei denen am Ende nur die Rede davon ist, ob sie 10 oder 20,000 rt. revenue[→]revenue – frz., Einnahmen. haben. Au bout du compte[→]Au bout du compte – frz., Letzten Endes. sorgt die gute Amalie BeerBeer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854) wohl für Betty, Falls der abgeschmackte HeinrBeer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842). alles durchgebracht. Es scheint, daß VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) endl. v. diesem Taugenichts zurückkommt: bestimmt hat sich Heinr. vor ihm gefürchtet; ein andrer Grund seines Böseseins ist nicht denkbar. Gottlob daß die Unannehmlichkeit dieser Sache wenigstens an dem guten Vater vorübergegangen! – Die Sache der armen BeckerBecker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876)[→]Die Sache der armen Becker – Der Ehemann von Ziliaris (Zilli) Florentine Becker, Ferdinand Wilhelm Becker, war nach nur einjähriger Ehe am 22. Juni 1834 gestorben. ist schon einfacher; denn wo nichts ist – – Gestern hab ich dies unglückl. Wesen zum 1. mal wiedergesehen und die Wahrheit des Worts gebeugt, geknickt, empfunden. Die zarte Gestalt ist ganz zusammengezogen, und das hübsche Gesichtchen so erloschen daß mans kaum wieder erkennt. Sie wohnt einstweilen bei MarianenSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868): Schade, daß die ihre wahrhaft edlen, guten Gesinnungen durch die prätention[→]prätention – Anspruch, Anmaßung. die sie hineinlegt und das An sich Reißen alles Verdiensts fast verdunkelt!! So läßt sie JulienHeyse, Julie (Julchen) Caroline Marie Henriette (bis 1812 Gela Salomon) (1787-1864), die doch für das Häusliche und Wesentl. sorgen muß, ohne alle Erwähnung. Diese ist neul. hinter alle fausse gloire[→]fausse gloire – frz., falscher Ruhm. gekommen, und wünscht offenbar eine Trennung: wahrscheinl. wird sie auch Statt haben, indem MarSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868). zur FrohbergFriedländer (später: Saaling), Rebecca (Pseud.: Regina Frohberg) (1783-1850) nach WienWienÖsterreich gehen möchte, und sich wohl Mittel dazu verschaffen wird.

Gestern besuchte mich Dr. PhilippPhilipp, Prosper Johann (urspr. Philipp Israel) (1811-1869), der noch viel mit BeckerBecker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834) über meine Krankheit gesprochen, und mir durch ihn und seine eigne Ansicht (er behauptet, in ParisParisFrankreich Herzkrankheiten gründl. studirt zu haben) die Versichrung geben zu können glaubte, v. einem organ. Uebel sei bei mir nicht die Rede, wie StoschStosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860) behauptet. Bis auf das sehr geschwächte Gesicht[→]das sehr geschwächte Gesicht – hier: Schwäche der Sehkraft der Augen. gehts mir wirkl. sehr gut; früher Aufstehen und Luft einathmen kann ich Dir nicht genug empfehlen, da Du auch eine BlutUeberfülle hast. Vatern gefällt es auch so sehr, daß er noch jeden Morgen spatzieren geht. Mach Dir ja Bewegung und suche stets Gegengift, wenn Du Dich agitirt oder geärgert hast. Während der Tage, als ich ganz in Lethargie und fast ohne Besinnung lag, bin ich mir durchaus keines andern Gedankens bewußt, als desjenigen an Dich. So über alles lieb ich Dich!

Als Nachwehen eines beim Iphig<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name>. stets entstandenen Gesindezanks zieht CarlMaß, Karl (Carl) heute fort. Ich habe einen BedientenBediensteter von → Lea Mendelssohn Bartholdy (1834) gemiethet der 7 Jahre bei RosenstielsRosenstiel, Familie von → Friedrich Philipp R. war und nun durch den Tod seinen HerrnRosenstiel, Friedrich Philipp (1754-1832) verlor.[→]seinen Herrn verlor – Friedrich Philipp Rosenstiel war 1832 gestorben. Vater hängt so an Gewohnheiten, daß er CarlKarl schwer verschmerzt. – Der PrinzportierFreudenberg, Herr verspricht, das Detting. <hi rend="latintype">te deum</hi><name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108975" style="hidden" type="music">Dettingen Te Deum HWV 283</name> und 1 Br. v. DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) heut abzuschicken, so daß es mit diesen Zeilen zugleich ankommen muß. Erkundige Dich darnach, und melde, falls es nicht da wäre. Mach Dir auch den Besorger dort geneigt, bitte! – Die besten Grüße für FranksFranck, Familie von → Hermann F. und Bendem.s.Bendemann, Familie von → Anton Heinrich B. PaulineHübner, Pauline Charlotte (1809-1895) the most happy delivery.

Lea Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

Nur 2 Worte, denn ich habe heut den Vormittag verrechnet, verkramt, verwirthschaftet, ver. ver. ver etc. DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) kam vorgestern, mich zu bitten, in Euryanthe<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name> zu gehn, um die GroßerGrosser, Henriette (1818-1899) zu hören, da habe ich mir denn auf eine originelle Weise ein Billet verschafft, die aber zu lang ist, sie zu erthezählen: Sie hat den Umfang der zu Eglantine[→]Eglantine – Mezzosopranfigur aus Carl Maria von Webers Oper Euryanthe. gehört, also v. ais unten bis hc. oben. Eine sehr hübsche Höhe. Mittel- und tiefe Töne erschienen mir schwächer. (BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) fand sie 2 T. früher ungeheuer stark.) Die Passagen machte sie so zur Noth, so daß man sieht, sie kann Geläufigkeit erlangen, aber ihr Vortrag ist noch gänzlich unausgebildet, ihr Spiel vollkommen roh, so daß sie wie Du denken kannst, eine schreckliche Eglantine war. Aussprechen thut sie gar nicht, hübsch schien sie mir auch nicht, aber sie intonirt vollkommen rein, und hatte, wie ich höre, die Partie in 8 T. gelernt und sicher und tadellos memorirt, was sehr viel ist. In Summa glaub ich, Du könntest wol eine Sängerin aus ihr machen. Indeß bitte ich zu bedenken, daß ich sie einmal, im großen OpernhauseKönigliches OpernhausBerlinDeutschland, als Eglantine, gehört habe, gewiß die unvortheilhafteste Art eine Anfängerin zu beurtheilen. Die LenzLenz, Bertha Luise (1813-1819) gefällt mir ungleich besser. Indeß scheint die hier fest zu seyn, ich höre aber auch von der Großer, daß man sie hier zu engagiren denkt. – Devrient verlangte, daß ich Dir meine Meinung schreiben sollte, und ich thats. Nun leb wohl.

AmalieAmalie, Dienstmädchen von → Fanny Hensel in Berlin (1833/34) zieht heut auch von mir, da sie ihr 4tes Kind erwartet.

Fanny Hensel
            Berlin 1 Juli Ich eile, Dich, liebes Herz! zu benachrichtigen, daß Bunsen d. 22. oder 24 dieses in Düß. eintreffen wird. Er freut sich sehr Dich zu sehen, und ich melde dies nur im voraus, damit Du etwas vorbereiten könnest, ihn in der Kirche hören zu laßen. Der Mann ist und wird von der größten Wirksamkeit. Er hätte gleich hier Minister werden können, zieht es aber vor, noch zu warten. So lieb ihm seine Stelle, und so lukrativ sie geworden, findet er seine Wirksamkeit in Rom, nach abgeschloßnem Konkordat zu unbedeutend, um sich auf lange dort zu binden. Wahrscheinl. wird er bald Kunst- und KultusMinister, und v. seinem ausgezeichneten Verstande läßt sich viel hoffen. Wie sehr intereßant er spricht, mit welcher Lebhaftigkeit er alles ergreift, hatten wir neulich wieder Gelegenheit zu bemerken, wo er ein Stündchen im atelier, verweilte. Die schläfrige Regierungs Massen zu beleben, gehört bei uns vor allem ein feuriger Geist, ein tüchtiger Mann, und das ist er im weitesten Sinne des Worts. Du bist nun freil. zu stolz, zu uneigennützig, zu freisinnig, für Dich etwas zu suchen; aber Du kannst für Deine Kunst bewirken, erstreben, fördern, was durch Mittel Einzelner, Geringer nicht zu erlangen ist, und so wirds Dir nützl. und angenehm sein, Dich in dem Dir für jetzt angewiesenen Kreise einem Manne darstellen zu können, der v. der Natur und dem Glück bestimmt ist, eine bedeutende Rolle zu spielen, und der dies wahrl. nur sich selbst verdankt, da er nicht einmal adlige Geburt für sich hat. Daß er so viel Intereße an H. s Bilde nimmt halte ich auch für ein günstiges Omen, liebster Felix! Es wird aber auch etwas höchst Grandioses! Die Figuren des Vordergrundes erscheinen in dem kleinen atelier vielleicht zu koloßal und gewaltig, um dem an Niedlichkeit und Puppenhaftigkeit verwöhnten modernen Sinn genug zu schmeicheln. H. hat es heute gegen die Saalthür gewendet und diese geöffnet, und Du glaubst nicht, wie es da gewann, und wie man sich überzeugen konnte, daß es in einer Kirche ungemein wirken müße. Ich wünschte „der König wäre gekrönt und alles vorüber“; es war schon die Rede davon, ein Stück Mauer an der Hofseite einzureißen, weil es natürl. durch keine Thür geht; da es eben so wenig aber durch unsere od. d. Akad. Thorweg paßiren kann, werden sie es wohl abspannen müßen, und Du kannst denken, mit welchem Risiko. Ich wünsche H. bloß, daß er so bezahlt werde, wie Catel für das Bild, das Prinz Heinr. der Charlottenb. Kirche geschenkt. Bunsen sagt, er habe 8000 rt. bekommen und die Miethe des röm. ateliers. Es ist aber nicht halb so groß oder figurenreich und nur die Landschaft soll vorzügl. sein. – Hensel wendet einen wahrhaft stupenden Fleiß darauf und es bleibt nur zu hoffen, daß er seiner Gesundheit durch das unabläßige Arbeiten nicht schaden möge.
 Betty wollte nach Wiesbaden und Spa, und hatte einen Augenblick die Idee, Dich in Düß. zu überraschen; Heinr. ist aber gestern allein, und ohne Abschied v. uns zu nehmen, abgereist. Da das neue deficit seines budgets nun schon in Gans Mäulchen ist, so kann mans als kein Geheimniß mehr betrachten; Betty jammerte schon neulich darüber: die Brüder wollten ihn per prodigo erklären laßen; er protestirte aber mit Energie dagegen, und es soll gerichtl. erlaubt sein, daß er, als Kinderloser und dem die Frau nichts zugebracht, sein Geld aus dem Fenster werfen könne. Wie sehr Betty nun Oekonomie spricht, kannst Du denken; bemitleiden kann ich diese armen reichen Leute indeß nicht, bei denen am Ende nur die Rede davon ist, ob sie 10 oder 20, 000 rt. revenue haben. Au bout du compte sorgt die gute Amalie Beer wohl für Betty, Falls der abgeschmackte Heinr. alles durchgebracht. Es scheint, daß Vater endl. v. diesem Taugenichts zurückkommt: bestimmt hat sich Heinr. vor ihm gefürchtet; ein andrer Grund seines Böseseins ist nicht denkbar. Gottlob daß die Unannehmlichkeit dieser Sache wenigstens an dem guten Vater vorübergegangen! – Die Sache der armen Becker ist schon einfacher; denn wo nichts ist – – Gestern hab ich dies unglückl. Wesen zum 1. mal wiedergesehen und die Wahrheit des Worts gebeugt, geknickt, empfunden. Die zarte Gestalt ist ganz zusammengezogen, und das hübsche Gesichtchen so erloschen daß mans kaum wieder erkennt. Sie wohnt einstweilen bei Marianen: Schade, daß die ihre wahrhaft edlen, guten Gesinnungen durch die prätention die sie hineinlegt und das An sich Reißen alles Verdiensts fast verdunkelt!! So läßt sie Julien, die doch für das Häusliche und Wesentl. sorgen muß, ohne alle Erwähnung. Diese ist neul. hinter alle fausse gloire gekommen, und wünscht offenbar eine Trennung: wahrscheinl. wird sie auch Statt haben, indem Mar. zur Frohberg nach Wien gehen möchte, und sich wohl Mittel dazu verschaffen wird.
Gestern besuchte mich Dr. Philipp, der noch viel mit Becker über meine Krankheit gesprochen, und mir durch ihn und seine eigne Ansicht (er behauptet, in Paris Herzkrankheiten gründl. studirt zu haben) die Versichrung geben zu können glaubte, v. einem organ. Uebel sei bei mir nicht die Rede, wie Stosch behauptet. Bis auf das sehr geschwächte Gesicht gehts mir wirkl. sehr gut; früher Aufstehen und Luft einathmen kann ich Dir nicht genug empfehlen, da Du auch eine BlutUeberfülle hast. Vatern gefällt es auch so sehr, daß er noch jeden Morgen spatzieren geht. Mach Dir ja Bewegung und suche stets Gegengift, wenn Du Dich agitirt oder geärgert hast. Während der Tage, als ich ganz in Lethargie und fast ohne Besinnung lag, bin ich mir durchaus keines andern Gedankens bewußt, als desjenigen an Dich. So über alles lieb ich Dich!
Als Nachwehen eines beim Iphig. stets entstandenen Gesindezanks zieht Carl heute fort. Ich habe einen Bedienten gemiethet der 7 Jahre bei Rosenstiels war und nun durch den Tod seinen Herrn verlor. Vater hängt so an Gewohnheiten, daß er Karl schwer verschmerzt. – Der Prinzportier verspricht, das Detting. te deum und 1 Br. v. Devrient heut abzuschicken, so daß es mit diesen Zeilen zugleich ankommen muß. Erkundige Dich darnach, und melde, falls es nicht da wäre. Mach Dir auch den Besorger dort geneigt, bitte! – Die besten Grüße für Franks und Bendem. s. Pauline the most happy delivery.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Nur 2 Worte, denn ich habe heut den Vormittag verrechnet, verkramt, verwirthschaftet, ver. ver. ver etc. Devrient kam vorgestern, mich zu bitten, in Euryanthe zu gehn, um die Großer zu hören, da habe ich mir denn auf eine originelle Weise ein Billet verschafft, die aber zu lang ist, sie zu erthezählen: Sie hat den Umfang der zu Eglantine gehört, also v. ais unten bis h – c. oben. Eine sehr hübsche Höhe. Mittel- und tiefe Töne erschienen mir schwächer. (Beckchen fand sie 2 T. früher ungeheuer stark. ) Die Passagen machte sie so zur Noth, so daß man sieht, sie kann Geläufigkeit erlangen, aber ihr Vortrag ist noch gänzlich unausgebildet, ihr Spiel vollkommen roh, so daß sie wie Du denken kannst, eine schreckliche Eglantine war. Aussprechen thut sie gar nicht, hübsch schien sie mir auch nicht, aber sie intonirt vollkommen rein, und hatte, wie ich höre, die Partie in 8 T. gelernt und sicher und tadellos memorirt, was sehr viel ist. In Summa glaub ich, Du könntest wol eine Sängerin aus ihr machen. Indeß bitte ich zu bedenken, daß ich sie einmal, im großen Opernhause, als Eglantine, gehört habe, gewiß die unvortheilhafteste Art eine Anfängerin zu beurtheilen. Die Lenz gefällt mir ungleich besser. Indeß scheint die hier fest zu seyn, ich höre aber auch von der Großer, daß man sie hier zu engagiren denkt. – Devrient verlangte, daß ich Dir meine Meinung schreiben sollte, und ich thats. Nun leb wohl.
Amalie zieht heut auch von mir, da sie ihr 4tes Kind erwartet.
Fanny Hensel          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-07-01-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1834-07-01-01" xml:id="title_3f32c476-2acd-467e-9dde-063612d4b9cf">Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 1. Juli 1834</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_db6cd7a0-44f5-431a-8d3e-18eb76d0efe3">Ich eile, Dich, liebes Herz! zu benachrichtigen, daß Bunsen d. 22. oder 24 dieses in Düß. eintreffen wird. 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Juli 1834</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author> <author key="PSN0111893">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_784cae78-c025-406b-af18-a7c2eb741697"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_1168ef69-f7a0-4066-820d-868f58bb6a5b"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 29/194.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1834-07-01-01" type="letter" xml:id="title_94dd41b4-15ec-4b1b-8240-4d1bd59e3e5b">Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf;  Berlin, 1. Juli 1834</title> <incipit>Ich eile, Dich, liebes Herz! zu benachrichtigen, daß Bunsen d. 22. oder 24 dieses in Düß. eintreffen wird. Er freut sich sehr Dich zu sehen, und ich melde dies nur im voraus, damit Du etwas</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Fanny Hensels Hand, 3 Poststempel [BERLIN 4-5 / 1 / 7], [?/7], [???], Siegel.</p> <handDesc hands="2"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Citron, Letters, S. 472 (Fanny Hensels Briefteil).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation>1. Juli 1834</creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_22d9e747-eb75-4e38-9303-0957bbe2185e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_16f011f3-e879-45f2-bdf1-2085cb540d6e">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_f70e9eea-5d4a-4672-974f-e689e8c19fdf"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_058503e1-c752-41c4-8c7d-ef291e82eee3">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2c7658f5-ded5-4c3c-ba32-9a86f386234b"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_2eebe49f-ffe9-4e09-aa26-1f81e1fc6512"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Musikdirector Mendelssohn</addrLine> <addrLine>Bartholdy</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Düsseldorf</hi></addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frei</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_788d83f3-3dd2-413d-90aa-b0e5f279c83e"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_be48d42c-3ee5-4a17-9d2f-0d90ca572fa5">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_3338ab5e-f903-4c25-b237-e5d8bea7de4b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1834-07-01" xml:id="date_ecb5967d-f981-40ae-9ede-9613c22bcac6">1 Juli</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich eile, Dich, <seg type="salute">liebes Herz!</seg> zu benachrichtigen, daß <persName xml:id="persName_b8a7d844-fda6-4401-b83e-888f4415b768">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> d. <date cert="high" when="1834-07-22" xml:id="date_32cc2265-243f-4de8-b13f-26764020886f">22.</date> oder <date cert="high" when="1834-07-24" xml:id="date_abf01548-4cae-458e-8b61-0a1b2f1154cf">24</date> dieses in <placeName xml:id="placeName_0d094aa9-7bc9-4ea0-b94b-7479955ad78a">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. eintreffen wird. Er freut sich sehr Dich zu sehen, und ich melde dies nur im voraus, damit Du etwas vorbereiten könnest, ihn in der Kirche hören zu laßen. Der Mann ist und wird von der größten Wirksamkeit. Er hätte gleich hier Minister werden können, zieht es aber vor, noch zu warten. So lieb ihm seine Stelle, und so lukrativ sie geworden, findet er seine Wirksamkeit in Rom, nach abgeschloßnem Konkordat<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d264e3cb-dee5-43dc-b9c9-9d6ecdb624f5" xml:lang="de">abgeschloßnem Konkordat – Es existiert kein Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Preußen im Jahr 1833 und 1834. Der letzte Vertrag zwischen dem Vatikan auf der einen und Preußen auf der anderen Seite datiert vom 16. Juli 1821.</note> zu unbedeutend, um sich auf lange dort zu binden. Wahrscheinl. wird er bald Kunst- und KultusMinister, und v. seinem ausgezeichneten Verstande läßt sich viel hoffen. Wie sehr intereßant er spricht, mit welcher Lebhaftigkeit er alles ergreift, hatten wir neulich wieder Gelegenheit zu bemerken, wo er ein Stündchen im <hi rend="latintype">atelier</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_83a3f3ac-929d-48c5-91c5-a0ea0faced3b" xml:lang="de">atelier – Arbeitsräume von Wilhelm Hensel im Gartentrakt der Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin.</note> verweilte. Die schläfrige Regierungs Massen zu beleben, gehört bei uns vor allem ein feuriger Geist, ein tüchtiger Mann, und das ist er im weitesten Sinne des Worts. Du bist nun freil. zu stolz, zu uneigennützig, zu freisinnig, für Dich etwas zu suchen; aber Du kannst für Deine Kunst bewirken, erstreben, fördern, was durch Mittel Einzelner, Geringer nicht zu erlangen ist, und so wirds Dir nützl. und angenehm sein, Dich in dem Dir für jetzt angewiesenen Kreise einem Manne darstellen zu können, der v. der Natur und dem Glück bestimmt ist, eine bedeutende Rolle zu spielen, und der dies wahrl. nur sich selbst verdankt, da er nicht einmal adlige Geburt für sich hat. Daß er so viel Intereße an <title xml:id="title_06257d95-0634-45cd-8753-c4bf6d3af131">H.s Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name></title> nimmt halte ich auch für ein günstiges Omen, liebster Felix! Es wird aber auch etwas höchst Grandioses! Die Figuren des Vordergrundes erscheinen in dem kleinen <hi rend="latintype">atelier</hi> vielleicht zu koloßal und gewaltig, um dem an Niedlichkeit und Puppenhaftigkeit verwöhnten modernen Sinn genug zu schmeicheln. <persName xml:id="persName_24893ef3-ca69-46b6-b4fe-e7842d658603">H<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>. hat es heute gegen die Saalthür<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a53febfc-ac4b-4063-8b57-41f785af9e68" xml:lang="de">die Saalthür – Tür zum Gartensaal, dem großen Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f. </note> gewendet und diese geöffnet, und Du glaubst nicht, wie es da gewann, und wie man sich überzeugen konnte, daß es in einer Kirche ungemein wirken müße. Ich wünschte „der König wäre gekrönt und alles vorüber“; es war schon die Rede davon, ein Stück Mauer an der Hofseite einzureißen, weil es natürl. durch keine Thür geht; da es eben so wenig aber durch unsere od. d. <placeName xml:id="placeName_23519d5d-ed9d-4e93-aee4-adf4c3b05e67">Akad.<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Thorweg paßiren kann, werden sie es wohl abspannen müßen, und Du kannst denken, mit welchem Risiko. Ich wünsche H. bloß, daß er so bezahlt werde, wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7732ea9e-64c7-40c1-81d3-efd64d22e0f6">Catel<name key="PSN0110319" style="hidden" type="person">Catel, Franz Ludwig (1778-1856)</name></persName></hi> für das <title xml:id="title_a8120d31-fdb8-4b07-a48f-8bc8800e98ca">Bild<name key="PSN0110319" style="hidden" type="author">Catel, Franz Ludwig (1778–1856)</name><name key="CRT0112344" style="hidden" type="art">Die Auferstehung Christi</name></title>, das Prinz Heinr. der Charlottenb. Kirche geschenkt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_abb13740-96ec-4c12-810f-b078bfa3b4f7" xml:lang="de">Catel für das Bild, das Prinz Heinr. der Charlottenb. Kirche geschenkt – Franz Ludwig Catel, Auferstehung Christi, 1834 in Rom vollendet von Friedrich Heinrich Karl Prinz von Preußen, der Luisenkirche in Charlottenburg geschenkt.</note> Bunsen sagt, er habe 8000 rt. bekommen und die Miethe des röm. <hi rend="latintype">ateliers</hi>. Es ist aber nicht halb so groß oder figurenreich und nur die Landschaft soll vorzügl. sein. – Hensel wendet einen wahrhaft <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline">stupenden</hi></hi> Fleiß darauf und es bleibt nur zu hoffen, daß er seiner Gesundheit durch das unabläßige Arbeiten nicht schaden möge.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <persName xml:id="persName_02d5c147-5177-41ca-8a96-b5658fc979a9">Betty<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> wollte nach <placeName xml:id="placeName_580a6113-9a15-45e6-9cef-92e88af69413">Wiesbaden<settlement key="STM0103839" style="hidden" type="locality">Wiesbaden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_d8fea2bc-b3d5-45a9-8e08-6e3b08bcca72">Spa<settlement key="STM0104758" style="hidden" type="locality">Spa</settlement><country style="hidden">Belgien</country></placeName>, und hatte einen Augenblick die Idee, Dich in <placeName xml:id="placeName_7ff2743a-5c26-40e6-8d19-aca82435e919">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. zu überraschen; <persName xml:id="persName_e7ea1284-e8c0-4239-9f75-c36379775b6a">Heinr<name key="PSN0109766" style="hidden" type="person">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName>. ist aber gestern allein, und ohne Abschied v. uns zu nehmen, abgereist. Da das neue <hi rend="latintype">deficit</hi> seines <hi rend="latintype">budgets</hi> nun schon in <persName xml:id="persName_0c8cdc76-4b64-4fc3-accf-153b3b0507ba">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> Mäulchen ist, so kann mans als kein Geheimniß mehr betrachten; Betty jammerte schon neulich darüber: die <persName xml:id="persName_23d9a39d-f259-4424-a0cb-5352a5344d41">Brüder<name key="PSN0113318" style="hidden" type="person">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="PSN0116163" style="hidden" type="person">Beer, Wilhelm (bis 1818: Wolff) (1797-1850)</name></persName> wollten ihn <hi rend="latintype">per prodigo</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_380c2070-54ec-44de-ab99-5d9f2f101bf5" xml:lang="la ">per prodigo – lat. pro prodigo, für einen Verschwender.</note> erklären laßen; er protestirte aber mit Energie dagegen, und es soll gerichtl. erlaubt sein, daß er, als Kinderloser und dem die Frau nichts zugebracht, sein Geld aus dem Fenster werfen könne. Wie sehr Betty nun Oekonomie spricht, kannst Du denken; bemitleiden kann ich diese armen reichen Leute indeß nicht, bei denen am Ende nur die Rede davon ist, ob sie 10 oder 20,000 rt. <hi rend="latintype">revenue</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bdf768bf-8bee-4145-aa63-750a6061e066" xml:lang="fr ">revenue – frz., Einnahmen.</note> haben. <hi rend="latintype">Au bout du compte</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_75835e4f-88d7-4c96-bbba-468dba024a77" xml:lang="fr ">Au bout du compte – frz., Letzten Endes.</note> sorgt die gute <persName xml:id="persName_2e9e4d2c-e1a2-4891-9763-69f2a68dd4e7">Amalie Beer<name key="PSN0109764" style="hidden" type="person">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName> wohl für Betty, Falls der abgeschmackte <persName xml:id="persName_98505235-0770-46bc-9c02-047a4a0c8766">Heinr<name key="PSN0109766" style="hidden" type="person">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName>. alles durchgebracht. Es scheint, daß <persName xml:id="persName_d3f739b1-d901-4eb1-be77-16dcf1a992c4">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> endl. v. diesem Taugenichts zurückkommt: bestimmt hat sich Heinr. vor ihm gefürchtet; ein andrer Grund seines Böseseins ist nicht denkbar. Gottlob daß die Unannehmlichkeit dieser Sache wenigstens an dem guten Vater vorübergegangen! – Die Sache der armen <persName xml:id="persName_2790884d-d93d-4e81-a9d2-3a1acc3f3593">Becker<name key="PSN0109752" style="hidden" type="person">Becker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9e974e16-5e0a-4a1a-8a86-2ad902aa0d5e" xml:lang="de">Die Sache der armen Becker – Der Ehemann von Ziliaris (Zilli) Florentine Becker, Ferdinand Wilhelm Becker, war nach nur einjähriger Ehe am 22. Juni 1834 gestorben.</note> ist schon einfacher; denn wo nichts ist – – Gestern hab ich dies unglückl. Wesen zum 1. mal wiedergesehen und die Wahrheit des Worts gebeugt, geknickt, empfunden. Die zarte Gestalt ist ganz zusammengezogen, und das hübsche Gesichtchen so erloschen daß mans kaum wieder erkennt. Sie wohnt einstweilen bei <persName xml:id="persName_177c5a62-6c15-419f-b10c-6553dba1c412">Marianen<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName>: Schade, daß die ihre wahrhaft edlen, guten Gesinnungen durch die <hi rend="latintype">prätention</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d342815c-7863-4e85-a256-b153141e3962" xml:lang="de">prätention – Anspruch, Anmaßung.</note> die sie hineinlegt und das An sich Reißen <hi n="1" rend="underline">alles</hi> Verdiensts fast verdunkelt!! So läßt sie <persName xml:id="persName_0eeebdf2-d323-4e2f-9a3d-fca0fd8bd5c9">Julien<name key="PSN0111974" style="hidden" type="person">Heyse, Julie (Julchen) Caroline Marie Henriette (bis 1812 Gela Salomon) (1787-1864)</name></persName>, die doch für das Häusliche und Wesentl. sorgen muß, ohne alle Erwähnung. Diese ist neul. hinter alle <hi rend="latintype">fausse gloire</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1f35b2a6-d92d-4b76-aacb-836bf557c2fb" xml:lang="fr ">fausse gloire – frz., falscher Ruhm.</note> gekommen, und wünscht offenbar eine Trennung: wahrscheinl. wird sie auch Statt haben, indem <persName xml:id="persName_bee15074-1b3a-486a-89e7-15dc744ffadd">Mar<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName>. zur <persName xml:id="persName_5bc86f78-d07c-4a54-8613-420ee6b436c4">Frohberg<name key="PSN0111207" style="hidden" type="person">Friedländer (später: Saaling), Rebecca (Pseud.: Regina Frohberg) (1783-1850)</name></persName> nach <placeName xml:id="placeName_8633b5fe-edec-4e91-b460-8471bd8cf8ec">Wien<settlement key="STM0100145" style="hidden" type="locality">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> gehen möchte, und sich wohl Mittel dazu verschaffen wird.</p> <p>Gestern besuchte mich <hi rend="latintype">Dr</hi>. <persName xml:id="persName_cf29c73d-c3e9-496d-b432-f1112b818fb3">Philipp<name key="PSN0113861" style="hidden" type="person">Philipp, Prosper Johann (urspr. Philipp Israel) (1811-1869)</name></persName>, der noch viel mit <persName xml:id="persName_8c227086-4f32-4ab5-a3bc-047c99a7e81b">Becker<name key="PSN0109751" style="hidden" type="person">Becker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834)</name></persName> über meine Krankheit gesprochen, und mir durch ihn und seine eigne Ansicht (er behauptet, in <placeName xml:id="placeName_557c94b6-4063-44d4-8b2f-85df724aea62">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> Herzkrankheiten gründl. studirt zu haben) die Versichrung geben zu können glaubte, v. einem organ. Uebel sei bei mir nicht die Rede, wie <persName xml:id="persName_5b9b7163-ac89-4105-a921-ff70ba8345fe">Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> behauptet. Bis auf das sehr geschwächte Gesicht<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_47f5387f-6506-4771-bdb8-e1034035adb9" xml:lang="de">das sehr geschwächte Gesicht – hier: Schwäche der Sehkraft der Augen.</note> gehts mir wirkl. sehr gut; früher Aufstehen und Luft einathmen kann ich Dir nicht genug empfehlen, da Du auch eine BlutUeberfülle hast. Vatern gefällt es auch so sehr, daß er noch jeden Morgen spatzieren geht. Mach Dir ja Bewegung und suche stets Gegengift, wenn Du Dich <hi rend="latintype">agitirt</hi> oder geärgert hast. Während der Tage, als ich ganz in Lethargie und fast ohne Besinnung lag, bin ich mir durchaus keines andern Gedankens bewußt, als desjenigen an Dich. So über alles lieb ich Dich!</p> <p>Als Nachwehen eines beim <title xml:id="title_398ef7c7-a845-412d-baf0-bcebe0e34bd1">Iphig<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name></title>. stets entstandenen Gesindezanks zieht <persName xml:id="persName_48c35756-3f00-4b75-89a3-aa331a629371">Carl<name key="PSN0113114" style="hidden" type="person">Maß, Karl (Carl)</name></persName> heute fort. Ich habe einen <persName xml:id="persName_63205e1d-3a66-481b-af29-fc2011e30ed9">Bedienten<name key="PSN0116622" style="hidden" type="person">Bediensteter von → Lea Mendelssohn Bartholdy (1834)</name></persName> gemiethet der 7 Jahre bei <persName xml:id="persName_f904e12a-71cb-4f27-94c5-7cda1bd5606e">Rosenstiels<name key="PSN0118001" style="hidden" type="person">Rosenstiel, Familie von → Friedrich Philipp R.</name></persName> war und nun durch den Tod seinen <persName xml:id="persName_5b7aaa82-2156-4d2f-b336-6b71eb8db3db">Herrn<name key="PSN0118991" style="hidden" type="person">Rosenstiel, Friedrich Philipp (1754-1832)</name></persName> verlor.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c3e4d9d7-147c-435b-8c49-fbb1df0753a1" xml:lang="de">seinen Herrn verlor – Friedrich Philipp Rosenstiel war 1832 gestorben.</note> Vater hängt so an Gewohnheiten, daß er <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_1450c5d0-7c6e-47f4-8b53-458992762d30"><corr resp="writer">Carl</corr><sic resp="writer">Karl</sic></choice> schwer verschmerzt. – Der <persName xml:id="persName_ccac9042-5aa4-4061-89bf-a997911a8440">Prinz<hi rend="latintype">portier</hi><name key="PSN0117884" style="hidden" type="person">Freudenberg, Herr</name></persName> verspricht, das <title xml:id="title_4d187802-9109-443f-8890-ac60f198d656">Detting. <hi rend="latintype">te deum</hi><name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108975" style="hidden" type="music">Dettingen Te Deum HWV 283</name></title> und 1 Br. v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a8542ba8-5844-4a26-828b-26593aeea06c">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName></hi> heut abzuschicken, so daß es mit diesen Zeilen zugleich ankommen muß. Erkundige Dich darnach, und melde, falls es nicht da wäre. Mach Dir auch den Besorger dort geneigt, bitte! – <seg type="closer">Die besten Grüße für <persName xml:id="persName_758f14e5-8307-4e44-b631-324297499d52">Franks<name key="PSN0111114" style="hidden" type="person">Franck, Familie von → Hermann F.</name></persName> und <persName xml:id="persName_d5ad34e0-21e2-4ded-8c1e-6e0402c779be">Bendem.s.<name key="PSN0109803" style="hidden" type="person">Bendemann, Familie von → Anton Heinrich B.</name></persName> <persName xml:id="persName_c74ff4b7-1ea4-4bac-97be-5a88706060ef">Pauline<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName> <hi rend="latintype">the most happy delivery</hi></seg>.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_3c622e9d-9c39-4a77-a4ec-d962787ce7a0"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_b672ac01-994d-4857-b9f5-f7f4a31f9c06">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_951caa65-3682-446d-855b-ac787eb1371a">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Nur 2 Worte, denn ich habe heut den Vormittag verrechnet, verkramt, verwirthschaftet, ver. ver. ver etc. <persName xml:id="persName_5f4fc1f8-f5b2-42dd-af67-4c1f80b383c6">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> kam vorgestern, mich zu bitten, in <title xml:id="title_c1088bf5-eeee-44b1-9f1c-1816ecabf1ee">Euryanthe<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name></title> zu gehn, um die <persName xml:id="persName_7ab7fcc4-2b0e-450c-8ae0-d2971c72fa32">Großer<name key="PSN0111581" style="hidden" type="person">Grosser, Henriette (1818-1899)</name></persName> zu hören, da habe ich mir denn auf eine originelle Weise ein Billet verschafft, die aber zu lang ist, sie zu er<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a8ab5435-b9e4-4636-b9c5-4349ea766482">the</del>zählen: Sie hat den Umfang der zu Eglantine<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_364aedde-2d40-4b94-bfe5-53ea7832c5e0" xml:lang="de">Eglantine – Mezzosopranfigur aus Carl Maria von Webers Oper Euryanthe.</note> gehört, also v. <hi rend="latintype">ais</hi> unten bis <hi rend="latintype">h</hi> – <hi rend="latintype">c</hi>. oben. Eine sehr hübsche Höhe. Mittel- und tiefe Töne erschienen mir schwächer. (<persName xml:id="persName_d6a43a00-6d0e-44d7-be69-e45085c3cd8d">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> fand sie 2 T. früher ungeheuer stark.) Die Passagen machte sie so zur Noth, so daß man sieht, sie kann Geläufigkeit erlangen, aber ihr Vortrag ist noch gänzlich unausgebildet, ihr Spiel vollkommen roh, so daß sie wie Du denken kannst, eine schreckliche Eglantine war. Aussprechen thut sie gar nicht, hübsch schien sie mir auch nicht, aber sie intonirt vollkommen rein, und hatte, <hi n="1" rend="underline">wie ich höre</hi>, die Partie in 8 T. gelernt und sicher und tadellos memorirt, was sehr viel ist. In Summa glaub ich, Du könntest wol eine Sängerin aus ihr machen. Indeß bitte ich zu bedenken, daß ich sie einmal, im <placeName xml:id="placeName_9a52a0e9-288c-4168-8504-91f5a6526c4f">großen Opernhause<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, als Eglantine, gehört habe, gewiß die unvortheilhafteste Art eine Anfängerin zu beurtheilen. Die <persName xml:id="persName_e4fd901c-eeaa-44fc-97d2-28a38fde1cd7">Lenz<name key="PSN0112777" style="hidden" type="person">Lenz, Bertha Luise (1813-1819)</name></persName> gefällt mir ungleich besser. Indeß scheint die hier fest zu seyn, ich höre aber auch von der Großer, daß man sie hier zu engagiren denkt. – Devrient verlangte, daß ich Dir meine Meinung schreiben sollte, und ich thats. <seg type="closer">Nun leb wohl.</seg></p> <p><persName xml:id="persName_894f8a81-4b58-4077-addf-b2086e43477a">Amalie<name key="PSN0115950" style="hidden" type="person">Amalie, Dienstmädchen von → Fanny Hensel in Berlin (1833/34)</name></persName> zieht heut auch von mir, da sie ihr 4tes Kind erwartet.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed> </div> </body> </text></TEI>