]> Brief: gb-1834-06-30-03

gb-1834-06-30-03

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Carl August Dohrn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Konstanz, 30. Juni 1834 Daß Du in vorstehendem Bildchen den Sitz der Beständigkeit erkannt hast, dafür bürgt mir theils die Aussage Deiner Mutter, theils Deine πολυτροπία. Seit drei Tagen gebe ich vor der erstaunten Welt die Gastrolle eines 28jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl August Dohrn an Heinrich Joseph Baermann in München; Paris, 16. April 1832 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl August Dohrn in Braunschweig; Berlin, 13. Mai 1838 Dohrn, Carl August (1806-1892)Dohrn, Carl August (1806-1892) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/193. Autograph Carl August Dohrn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Konstanz, 30. Juni 1834 Daß Du in vorstehendem Bildchen den Sitz der Beständigkeit erkannt hast, dafür bürgt mir theils die Aussage Deiner Mutter, theils Deine πολυτροπία. Seit drei Tagen gebe ich vor der erstaunten Welt die Gastrolle eines 28jährigen

1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext: S. 3 leer; S. 4 Adresse.

Carl August Dohrn

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

30. Juni 1834 Dohrn, Carl August (1806-1892)counter-resetDohrn, Carl August (1806–1892) Konstanz Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn-Bartholdy Düsseldorf.
Dohrn, Carl August (1806–1892) Dohrn, Carl August (1806–1892)
Zeichnung: GB-Ob, M.D.M. d. 29/193, fol. 1r. Briefkopf mit Ansicht der Stadt Konstanz, vom Wasser aus gesehen.
Natürliches Kind der Jungfrau Zaezilia!Natürliches Kind der Jungfrau Zaezilia! – Die heilige Cäcilie (Cäcilie von Rom) ist die Schutzpatronin der Kirchenmusik.

Daß Du in vorstehendem Bildchen den Sitz der Beständigkeit erkannt hast, dafür bürgt mir theils die Aussage Deiner MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), theils Deine πολυτροπία.πολυτροπία – griech., Gewandtheit, Klugheit. Seit drei Tagen gebe ich vor der erstaunten Welt die Gastrolle eines 28jährigen philobioten zu deutsch Lebenslustigen – meine Hebamme, falls sie noch existirte, würde aus dieser Angabe mit Scharfsinn den 30 Juni 1834 als Erlaßtag dieses allerhöchsten Handschreibens ermessen.

Leopold SchaefferSchaeffer, Leopold, der sich von seinem NamensvetterSchäfer, Jacob Christian (1718-1790)Namensvetter – Jacob Christian Schäfer war, wie auch Dorn, Entomologe. dadurch vortheilhaft unterscheidet, daß er aus LübeckLübeckDeutschland ist und keine hypersentimale Mikrokosmen laicht, daß er das HochholzHochholz – Fagott. bläst, was ich aus tradition, daß er zweiten Baß tragirt, ein bescheiden gemüthlicher Mensch ist und Deine Lieder leiden mag, was ich aus Empirie weiß – diesedieser angenehme MonadeMonade – metphysische Einheit, bezieht sich auf Gottfried Wilhelm Leibniz begründete Monadenlehre und den Titel seines Grundlagenwerkes von 1714. der Lübecker Orchesterwelt will von hier aus auf Apostelsohlen über das ter felicissimumter felicissimum – lat., dem allerglücklichsten, Anspielung auf Felix. DuseldorfDüsseldorfDeutschland nach den hanseatischen Penaten heimkehren und an Dich ein Empfehlschreiben haben. Ecco lo,Ecco lo – ital., Das ist es. wenn ich anders bei Dir auf das Recommandir ContoRecommandir Conto – Empfehlungskonto (von frz. recommander und ital. conto). noch in blancoin blanco – lat., unausgefüllt. Anspielung auf den Begriff »in blanco« (unausgefülltes Formular) aus dem Rechnungswesen. reiten darf (eine mehr bescheidne als nothwendige merkantilische Floskel.)

Er wird Dir, wenn Muße und Wißbegier Dir ad manumad manum – lat., zur Hand. sind, mancherlei erzählen können, was ich seit meiner Ankunft in KehlKehlDeutschland in seiner, des Organisten JimmerthalJimmerthal, Johann Hermann Thomas (1809-1886) des Tenoristen SchmidtSchmidt, Tenorist des Breslauer Glockenthurms GesellschaftBreslauer Glockenthurms GesellschaftBreslauDeutschland |2| Anmuthiges und curieuses erlebt und betrieben, des breiteren erzählen können.

Am 18 früh verließ ich wie Du weißt Deine unvergessliche ResidenzDüsseldorfDeutschland. Hier ein calendarium des seitherigen. In CöllnKölnDeutschland 2 Tage, am 20 nach BonnBonnDeutschland, am 21 nach CoblenzKoblenzDeutschland (als angenehmes memorabile eine Jungfrau Marie ScheuermannScheuermann, Marie aus Cölln mit auf dem steamer) am 22 nach MainzMainzDeutschland und sofort per Fuhre nach Frankfurt a/M am 23 Abends nach HeidelbergHeidelbergDeutschland, am 25 nach Kehl, am 26 Abends fort nach FreiburgFreiburg im BreisgauDeutschland, dort vom MünsterMünsterDeutschlandMünsterDeutschland meinem dies natalisdies natalis – lat., Geburtstag. zu Ehren o sanctissimao sanctissima – römisch-katholischer Hymnus, dessen Melodie ab dem 19. Jahrhundert auch für das Weihnachtslied »Oh du fröhliche« verwendet wird. zu maulauf-sperrender Erbauung der Freibürgerinnen, am 27 Abends durch die Hölle nach dem Stern und nach separation vom primo tenoreSchmidt, Tenoristseparation vom primo tenore – Trennung vom Tenorist Schmidt. fort nach LenzkirchenLenzkirchDeutschland, am 28 Abends in SchaffhausenSchaffhausenSchweiz eingetroffen, am 29 dreimal den Rheinfall besucht, am 30 als heute nach dem Orte gefahren, der auf LessingsLessing, Gotthold Ephraim (1729-1781) Ruhm nach meinem Geschmack sich einigen Antheil vindiziren wird.

Von hier werde ich wegen GlocksGlock, Herr Beschränktheit scilicet an Zeit nicht Deinem Plan im ganzen Umfange folgen, vielmehr gleich nach ZürchZürichSchweiz gehen, das Linththal unbesehen lassen aber dafür den Rest soviel als möglich mir zu salvirensalviren – retten, sichern. wissen.

Grüße mir die Grußwerthen und
Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/193, fol. 1v. Notennotat in E-Dur.
AD.
            Natürliches Kind der Jungfrau Zaezilia!
Daß Du in vorstehendem Bildchen den Sitz der Beständigkeit erkannt hast, dafür bürgt mir theils die Aussage Deiner Mutter, theils Deine πολυτροπία. Seit drei Tagen gebe ich vor der erstaunten Welt die Gastrolle eines 28jährigen philobioten zu deutsch Lebenslustigen – meine Hebamme, falls sie noch existirte, würde aus dieser Angabe mit Scharfsinn den 30 Juni 1834 als Erlaßtag dieses allerhöchsten Handschreibens ermessen.
Leopold Schaeffer, der sich von seinem Namensvetter dadurch vortheilhaft unterscheidet, daß er aus Lübeck ist und keine hypersentimale Mikrokosmen laicht, daß er das Hochholz bläst, was ich aus tradition, daß er zweiten Baß tragirt, ein bescheiden gemüthlicher Mensch ist und Deine Lieder leiden mag, was ich aus Empirie weiß – dieser angenehme Monade der Lübecker Orchesterwelt will von hier aus auf Apostelsohlen über das ter felicissimum Duseldorf nach den hanseatischen Penaten heimkehren und an Dich ein Empfehlschreiben haben. Ecco lo, wenn ich anders bei Dir auf das Recommandir Conto noch in blanco reiten darf (eine mehr bescheidne als nothwendige merkantilische Floskel. )
Er wird Dir, wenn Muße und Wißbegier Dir ad manum sind, mancherlei erzählen können, was ich seit meiner Ankunft in Kehl in seiner, des Organisten Jimmerthal des Tenoristen Schmidt des Breslauer Glockenthurms Gesellschaft Anmuthiges und curieuses erlebt und betrieben, des breiteren erzählen können.
Am 18 früh verließ ich wie Du weißt Deine unvergessliche Residenz. Hier ein calendarium des seitherigen. In Cölln 2 Tage, am 20 nach Bonn, am 21 nach Coblenz (als angenehmes memorabile eine Jungfrau Marie Scheuermann aus Cölln mit auf dem steamer) am 22 nach Mainz und sofort per Fuhre nach Frankfurt a/M am 23 Abends nach Heidelberg, am 25 nach Kehl, am 26 Abends fort nach Freiburg, dort vom Münster meinem dies natalis zu Ehren o sanctissima zu maulauf-sperrender Erbauung der Freibürgerinnen, am 27 Abends durch die Hölle nach dem Stern und nach separation vom primo tenore fort nach Lenzkirchen, am 28 Abends in Schaffhausen eingetroffen, am 29 dreimal den Rheinfall besucht, am 30 als heute nach dem Orte gefahren, der auf Lessings Ruhm nach meinem Geschmack sich einigen Antheil vindiziren wird.
Von hier werde ich wegen Glocks Beschränktheit scilicet an Zeit nicht Deinem Plan im ganzen Umfange folgen, vielmehr gleich nach Zürch gehen, das Linththal unbesehen lassen aber dafür den Rest soviel als möglich mir zu salviren wissen.
Grüße mir die Grußwerthen und AD.          
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Anspielung auf den Begriff »in blanco« (unausgefülltes Formular) aus dem Rechnungswesen.</note> reiten darf (eine mehr bescheidne als nothwendige merkantilische Floskel.)</p> <p>Er wird Dir, wenn Muße und Wißbegier Dir <hi rend="latintype">ad manum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b6765b35-b9b7-4e93-a8ac-d9e6a2add9c8" xml:lang="la ">ad manum – lat., zur Hand.</note> sind, mancherlei erzählen können, was ich seit meiner Ankunft in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_259b6154-8acc-4a27-8ea5-cb8f3134e9a2">Kehl<settlement key="STM0104755" style="hidden" type="area">Kehl</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> in seiner, des Organisten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4f228a04-80a1-4638-ad40-a8c25ffacbe6">Jimmerthal<name key="PSN0112242" style="hidden" type="person">Jimmerthal, Johann Hermann Thomas (1809-1886)</name></persName></hi> des Tenoristen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ac21ed64-f065-49a5-82f3-4568d735a6a8">Schmidt<name key="PSN0119061" style="hidden" type="person">Schmidt, Tenorist</name></persName></hi> des <placeName xml:id="placeName_1fdfb96d-d01b-49b4-971a-72e7dc799661">Breslauer Glockenthurms Gesellschaft<name key="NST0103319" style="hidden" subtype="" type="institution">Breslauer Glockenthurms Gesellschaft</name><settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Anmuthiges und <hi rend="latintype">curieuses</hi> erlebt und betrieben, des breiteren erzählen können.</p> <p>Am <date cert="high" when="1834-06-18"><date cert="high" when="1834-06-18" xml:id="date_7f9a54e6-569a-4147-bb11-6021fdc3a11f">18</date></date> früh verließ ich wie Du weißt Deine unvergessliche <placeName xml:id="placeName_2a7a2646-8f9e-4827-ba58-cd7dcce686c3">Residenz<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Hier ein <hi rend="latintype">calendarium</hi> des seitherigen. In <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_5754f4f1-6f1b-471e-a5e1-b6e73f8e6994">Cölln<settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> 2 Tage, am <date cert="high" when="1834-06-20">20</date> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_3a6498e0-ae8c-46e1-a555-82f26b18f7ac">Bonn<settlement key="STM0100103" style="hidden" type="locality">Bonn</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, am <date cert="high" when="1834-06-21">21</date> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_b7822959-5795-4344-9228-325a5e0e3bc5">Coblenz<settlement key="STM0100617" style="hidden" type="locality">Koblenz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> (als angenehmes <hi rend="latintype">memorabile</hi> eine Jungfrau <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_080d63a5-056b-440b-890b-0a9d94f7de65">Marie Scheuermann<name key="PSN0118119" style="hidden" type="person">Scheuermann, Marie</name></persName></hi> aus <hi rend="latintype">Cölln</hi> mit auf dem <hi rend="latintype">steamer</hi>) am <date cert="high" when="1834-06-22">22</date> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_970c39e0-5ffc-43fe-827b-ca2fe29960f2">Mainz<settlement key="STM0100523" style="hidden" type="locality">Mainz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> und sofort <hi rend="latintype">per</hi> Fuhre nach Frankfurt <hi rend="superscript">a</hi>/<hi rend="subscript">M</hi> am <date cert="high" when="1834-06-23">23</date> Abends nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_025e9a9e-2a2b-4926-891f-3b4576e2d94d">Heidelberg<settlement key="STM0100150" style="hidden" type="locality">Heidelberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, am <date cert="high" when="1834-06-25">25</date> nach <hi rend="latintype">Kehl</hi>, am <date cert="high" when="1834-06-26">26</date> Abends fort nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_1f9fcd00-32c3-40b5-9037-38951c38130d">Freiburg<settlement key="STM0100624" style="hidden" type="locality">Freiburg im Breisgau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, dort vom <placeName xml:id="placeName_4bb0c498-54dc-4cb1-9436-75fb14aebaf1">Münster<settlement key="STM0100185" style="hidden" type="locality">Münster</settlement><country style="hidden">Deutschland</country><settlement key="STM0100185" style="hidden" type="locality">Münster</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> meinem <hi rend="latintype">dies natalis</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1e5b5976-95e7-408a-906d-9ea1d5514e47" xml:lang="la ">dies natalis – lat., Geburtstag.</note> zu Ehren <hi rend="latintype">o sanctissima</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_21e46558-183d-4011-9e0b-8d182b6ada52" xml:lang="de">o sanctissima – römisch-katholischer Hymnus, dessen Melodie ab dem 19. Jahrhundert auch für das Weihnachtslied »Oh du fröhliche« verwendet wird.</note> zu maulauf-sperrender Erbauung der <hi rend="latintype">Freibür</hi>gerinnen, am <date cert="high" when="1834-06-27">27</date> Abends durch die Hölle nach dem Stern und nach <hi rend="latintype">separation</hi> vom <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_893281b8-df61-43f8-b107-debf9e35c38f">primo tenore<name key="PSN0119061" style="hidden" type="person">Schmidt, Tenorist</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9fb277ea-ac2b-4715-9a5b-e1a99f8a8ba8" xml:lang="de">separation vom primo tenore – Trennung vom Tenorist Schmidt.</note> fort nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_804aca90-5920-49a5-95a0-9a57e3bb209b">Lenzkirchen<settlement key="STM0104756" style="hidden" type="area">Lenzkirch</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, am <date cert="high" when="1834-06-28">28</date> Abends in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e66691c8-7f58-4523-af20-b7d92a8c8104">Schaffhausen<settlement key="STM0104757" style="hidden" type="area">Schaffhausen</settlement><country style="hidden">Schweiz</country></placeName></hi> eingetroffen, am <date cert="high" when="1834-06-29">29</date> dreimal den Rheinfall besucht, am <date cert="high" when="1834-06-30">30</date> als heute nach dem Orte gefahren, der auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f0e13a62-2241-4d8b-850b-b9a495d8b5b8">Lessings<name key="PSN0112804" style="hidden" type="person">Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781)</name></persName></hi> Ruhm nach meinem Geschmack sich einigen Antheil vindiziren wird.</p> <p>Von hier werde ich wegen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2c40122e-167b-4612-aee0-ee1b8775d55c">Glocks<name key="PSN0116827" style="hidden" type="person">Glock, Herr</name></persName></hi> Beschränktheit <hi rend="latintype">scilicet</hi> an Zeit nicht Deinem Plan im ganzen Umfange folgen, vielmehr gleich nach <placeName xml:id="placeName_d0d2ca27-9d59-4cc2-b81e-d910d09b6270">Zürch<settlement key="STM0100139" style="hidden" type="locality">Zürich</settlement><country style="hidden">Schweiz</country></placeName> gehen, das Linththal unbesehen lassen aber dafür den Rest soviel als möglich mir zu salviren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_71d79ee7-942b-42e9-a078-98cc21402ac0" xml:lang="de">salviren – retten, sichern.</note> wissen.</p> <closer rend="left">Grüße mir die Grußwerthen und <figure rend="inline_big_size" style="right" subtype="half_page" type="notated_Music"> <graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1834-06-30-03-N-001.jpg"></graphic> <head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. d. 29/193, fol. 1v.</head> <figDesc style="display_none">Notennotat in E-Dur.</figDesc> </figure></closer> <signed rend="right">AD.</signed> </div> </body> </text></TEI>