]> Brief: gb-1834-06-26-01

gb-1834-06-26-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 25. und 26. Juni 1834 Ich erhalte Deinen lieben Br. v. 19., geliebter Felix! und eile Dir zu antworten, da schon 8 Tage verfloßen sind, seit ich Dir schrieb . In dieser Zeit haben wir Becker verloren, wie Dir Paul Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 19. Juni 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; Düsseldorf, 28. Juni und 5. Juli 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/187. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 25. und 26. Juni 1834 Ich erhalte Deinen lieben Br. v. 19., geliebter Felix! und eile Dir zu antworten, da schon 8 Tage verfloßen sind, seit ich Dir schrieb . In dieser Zeit haben wir Becker verloren, wie Dir Paul

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet, Abraham Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

25. und 26. Juni 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin 25 Juni 1834

Ich erhalte Deinen lieben Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-19-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 19. Juni 1834</name> v. 19., geliebter Felix! und eile Dir zu antworten, da schon 8 Tage verfloßen sind, seit ich Dir schrieb <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name> <name key="gb-1834-06-18-01" style="hidden" type="letter">Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 18. Juni 1834</name> . In dieser Zeit haben wir BeckerBecker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834) verloren,Becker verloren – Ferdinand Wilhelm Becker starb am 22. Juni 1834. wie Dir PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) gestern gemeldet <name key="PSN0113263" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812–1874)</name> <name key="gb-1834-06-23-01" style="hidden" type="letter">Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 23. Juni 1834</name> , und ich brauche Dir nicht zu sagen, welchen höchst schmerzlichen Eindruck dieser Fall auf uns alle gemacht; vorzügl. aber auf mich, die ihm v. allen unsern jüngern Aerzten am meisten vertraute, und ihm eben den größten Beweis davon gegeben hatte. 3 Amtsbesuche hatte er mir gemacht; ich hatte ihn gebeten, mich mehr zu beobachten als zu behandeln und war daher verwundert ihn 6 Tage nicht zu sehen, ja ich beschuldigte ihn schon der Vornehmheit und Kälte seiner ältern Kollegen, als ich Sonnab. spät erfuhr, er sei sehr bedeutend krank. Vater besuchte ihn den darauf folgenden Morgen d. 22. und fand ihn – todt. Wir alle sind höchst betrübt und bestürzt und können nicht aufhören die unglückl. kleine FrauBecker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876) zu beklagen. Es zeigt sich jetzt, wie viele Freunde er gehabt; JüngkenJüngken, Johann Christian (1793-1875) unter andern hielt ihm gestern hier eine Lobrede, wie sie ein älterer und jetzt berühmter Arzt nur dem mit Glück und Geschick aufstrebenden Freunde machen kann. HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) hat ihn behandelt, 3mal tägl. besucht und sagt er habe nie eine heftigere und schnellere Entwicklung der Gehirnentzündung gesehen. Er soll sehr v. diesem Verlust afficirt sein, und verliert auch in Hinsicht, daß er ihn vermöge seines Talents in fremden Sprachen und seiner Geschicklichkeit und Liebenswürdigkeit zu seiner vornehmen und fremden Praxis senden konnte ungemein viel. Die arme Frau war in Freienw. und traf durch Verzögerung eines Briefs erst den Tag vor dem Tode ein, wo er sie nicht mehr erkannte!! Ihre Lage ist übrigens auch bejammernswerth; denn da er ein für einen jungen Arzt schon bedeutendes Einkommen von nah an 2000 rh. ein etablissement, equipage, Aussteuer der Frau und Unterstützung ihrer ganz armen zahlreichen Verwandten ausgegeben, bleibt gar nichts, und was der Verkauf der Sachen etwa eintragen möchte, geht völlig in Krankheits- und Begräbniskosten auf. Dazu gesellt sich der Umstand daß der ärmste Wurm minorennminorenn – lat., minderjährig. ist,der ärmste Wurm minorenn ist – Ziliaris Becker, geboren im Jahre 1812, hatte noch nicht die Volljährigkeit erreicht. keinen Vormund und Annehmer hat, und doch über nichts im Gericht verfügen kann. Wer nun diese neue Last wieder auf sich wälzt, das erräthst Du, guter Sohn des allerwohlthätigsten, aufopferndsten Vaters!des allerwohlthätigsten, aufopferndsten Vaters – Abraham Mendelssohn Bartholdy. Im August 1834 nahm der Vater Ferdinand Wilhelm Beckers, Carl Ferdinand Becker (1775-1849), Ziliaris Becker in seinem Haushalt auf. Ich fürchte nur die Sorg und Arbeit die es ihm bei seinen höchst schwachen Augen machen wird; indeß ist sein Herz so uneigennützig und selbstvergeßend, daß das Bedürfniß zu helfen ihm über alles geht, Gott wird ihm auch die Kraft dazu verleihen. Morgen bringt das arme Wesen mit MarianneSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868) den Tag hier zu und ich kann nicht läugnen, daß ich mich vor dieser erneuten agitation, nach der kaum verschmerzten ersten, sehr fürchte. – Horn meynt, bloß übertriebener Diensteifer und zu große Thätigkeit habe die Krankheit veranlaßt. Andre sagen, er habe sich |2| gegrämt, daß er noch nicht Prof. geworden. Der Tod will in den Augen der Leute immer noch Privatursachen haben und Beschuldigungen des Dahingeschiedenen. Als ob die Krankheit nicht Grund genug wäre! Uebrigens freue ich mich, ihm noch das letzte Vergnügen dadurch, daß ich ihn zum Arzt gewählt, verursacht zu haben. – Er schrieb es seiner Frau in dem letzten Br. den sie v. ihm erhielt. MarSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868). bedaure ich auch nicht wenig, die Veranlaßung der AbwesenheitMar. … Veranlaßung der Abwesenheit – Ziliaris Becker hatte sich, als ihr Mann erkrankte, als Begleitung Marianne Saalings in Freienwalde befunden. gewesen zu sein. Denn obschon sie seinen Tod nicht hätte abwenden können, wäre sie ihm doch Trost und Hülfe gewesen. Für Beckers gutes Herz spricht auch die unermüdete Dankbarkeit die er ihr gewidmet; er hat während der 9 oder 10 Jahre seines Lebens hier keinen Tag vorübergehen laßen ohne sie zu besuchen; und wahrl., so fortgesetzte Pläne Bemühungen und Aufmerksamkeiten erfordern ein dauernders, tieferes Gefühl als ein rasch aufwallendes größers Opfer des Moments. Denn Engländer sind wirklich the last of the Mohicans. – CampbellCampbell, Herr, der 1 Jahr beim alten B.Becker, Carl Ferdinand (II) (1775-1849) in Offenb. gewesen, ist heut nach dem Begräbniß mit einem der jüng. Söhne die hier beim Dr. lebten, hingereist, um den alten Mann möglichst aufzurichten und zu sehen, ob die Wittw. wohl dort einen Zufluchtsort finden könne? Gesteh, das ist rührend! Vater sagt, ja, sind so reich! Wirkl. trägt es viel bei so jeden whim of generosity ausführen zu können. – Es ist eigen, daß die Becker v. jeher eine Art kindl. Zuneigung für Vater gehabt, der ihr auch jetzt nach Kräften zu helfen im Begriff ist.

Ich stimme eine andre Tonart an, und gratulire zu MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) als KalleKalle – jidd., Braut..Marx als Kalle – Adolph Bernhard Marx hatte sich kürzlich mit Therese Eschwege verlobt; siehe Brief gb-1834-06-21-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Juni 1834, Z.: »Ich habe mich heut – oder vielmehr gestern früh verlobt mit einem lieben und mich innig liebenden Mädchen, der ältern Tochter des Caufmanns Eschwege.« Wie ers anfangen wird, ohne „misereremiserere – lat., Barmherzigkeit. und malhonnêtitudemalhonnêtitude – frz., Unehrlichkeit. Wohl Anspielung auf mögliche unlautere Motive von Adolph Bernhard Marx bei seiner Heirat. (schrieb jemand dem Magistrat) durchzukommen, begreif ich nicht. Seine BrautEschwege, Therese soll kein Vermögen haben; hübsch ist sie auch nicht, wie verlautet. Mit seinem Enthusiasmus und in seiner Verzückung wird er indeß vorläufig sehr außer sich vor Wonne sein, und das ist auch ein Schritt zum Paradiese. – Ich freue mich, daß Du schwimmst und reitest, Musik machst und FrankFranck, Eduard (1817-1893) liebst . Eh ich den Schwestern das Glück verdürbe, Dich hier zu haben, entsagte ich Dir lieber in BadenBadenDeutschland, mein Herz! VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) hat indeß gar keine Lust dazu, und bei mir hat sich die kleinwinzige Reiseaufwallung auch ganz gelegt. Der Garten in seiner diesjähr. wundervollen Frische und Schönheit trägt viel bei, meine Kräfte allmählig zu heben. Ich bin beständig in der Luft; OrthmannOhrtmann, Wilhelm Ludwig Rudolf (1804-1865) den ich faute de mieuxfaute de mieux – frz., in Ermangelung eines Besseren. kommen ließ, hat BeckersBecker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834) Verordnung nicht nur höchl. gelobt, sondern noch 1 Lorbeerblatt zugethan; ich muß auch vor Schlafengehen kalt Waßer trinken. Du siehst wie simpliciter die Fakultät mit mir umgeht. Uebrigens hatte ich letzt eine große Aufwallung für Homöopathie, seit ich an der DevrientDevrient, Marie Therese (1803-1882) Wunder gesehen, und wär ich nicht so gut auf dem Wege der Genesung, ich schritte bestimmt dazu. Wie gehts denn SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) damit? – Daß Dir Immerm. stets Freude macht und lieb bleibt, erfreut mich ungemein. FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855) ist wie immer ein Windbeutel, daß er nicht über Dich und seinen BruderFranck, Eduard (1817-1893) schreibt. – Ein Domherr in das Erzbisch. Gefolge hat bei Hensel recht sein |3| Lob über Dein Gesungenes gesungen. Darauf haben FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), RebDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858). und AntonieNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896) Dein ave Maria<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z0504uyp-mvoj-qdtt-mstm-pghp2cfmwidh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name> entreprenirt, und es sollte bei FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) nächst. SonntSonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland. gemacht werden, umso mehr aber BaderBader, Karl Adam (1789-1870) kann nicht. – Unsre letzte Sendung bestand aus Deinem Stammbuch, dem verlangten Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108045" style="hidden" type="music">Missa solemnis D-Dur, op. 123</name>, Fannys Liedern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111463" style="hidden" type="music">»Drei Lieder nach Heine von Mary Alexander« für Singstimme und Klavier HU 274 (begonnen am 16. März 1834)</name>, 1 Decke f. PaulineHübner, Pauline Charlotte (1809-1895),Pauline – Pauline Hübner hatte gerade ihr viertes Kind zur Welt gebracht, weshalb Rebecka ihr eine Kinderdecke zuschickte. wie das Verzeichniß besagen wird. – Ich schreibe an Fannys Tisch, SebastHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898). kömmt sehr discret aus dem Garten, holt eins v. den Herumsteherchen und sagt höchst manierlich: laß Dich nicht stören. Il vaut son pesant d’or!Il vaut son pesant d’or! – frz., Das ist Gold wert! Gestern schickte ihn Fanny mit einem Alabaster Väschen zu Emilie Mend.Mendelsohn, Magdalena Emilie nach CharlottCharlottenburgDeutschland., den Geburtstagskratzfuß zu machen; und wie hat er sich davon acquittirt! – Hier ist (weil Du Anglomanie liebst) ein Mr. NelsonNelson, Mr., der auf 1 Einladung des KönigsPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) antwortet, er äße Sonntags nicht aus, würde aber einen andern Tag kommen. This originality unknown among us, hat der Majestät sehr gefallen. Lebwohl Schatz aller Schätze, Liebling aller Lieben, bleib gesund und felicissimo!

Lea Mendelssohn Bartholdy
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)

Ich danke Dir, lieber Felix, daß Du Dich bei mir über das Buchdas Buch – ein von Rebecka gekauftes leeres Buch, das Mendelssohn als Tagebuch dienen sollte; vgl. Brief fmb-1834-06-19-01 (Brief Nr. 954) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 19. Juni 1834, Z. 19-25. bedankst, es war nicht der werth. Und nun schreibe ich eigentlich nur, weil ich so lange nicht geschrieben habe, denn das Unglück der armen BeckerBecker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834) läßt mich zu keinem frohen Gefühl kommen, es ist zu schrecklich, zu dem großen Unglück, ihren Mann zu verlieren, gesellen sich noch so viele kleine Miseren, die ihrer allein genug wären, ihr Leben zu verbittern. Ich habe übrigens immer einen Schwachen für die FrauBecker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876) gehabt, und bedaure sehr, daß es mir bei meiner Wohnungbei meiner Wohnung – Die Familie Lejeune Dirichlet wohnte in der Leipziger Straße 3. unmöglich ist, ihr für die erste Zeit einen Zufluchtsort anzubieten, ich hätte es gar gerne gethan, aber ich wundere mich immer, daß ich allein noch Platz habe. – Betty BeerBeer, Rebecka (Betty) (1793-1850) geht nach Spa, und wird Dich vielleicht auf dem Wege besuchen.

Höre, damit Du nicht Dich zu sehr wunderst, mit Deiner Sendung eine kleine Bettdecke ankommen zu sehen, da doch die Lerche, die Lerche Dich noch nicht in die Kerche geführt hat,die Lerche Dich noch nicht in den Kerche geführt hat – Abwandlung einer Strophe des Kinderliedes Vogelhochzeit: »Die Lerche, die Lerche, die führt die Braut zur Kerche.« so wisse, daß Du sie von meinetwegen PaulineHeine, Pauline Louise Albertine (1814-1879) zu übergeben hast mit allen guten Wünschen, ich hätte ja selbst geschrieben, wenn sie mir geantwortet hätte.

Bei uns ist es jetzt Mode, früh aufzustehen, was uns allen sehr gut bekommt, heut habe ich nach langem Spaziergange mit den Eltern im GartenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) gefrühstückt, d. h. ich habe zugesehen und ihnen die Zeitung vorgelesen, während WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) Sand und Semmel durcheinander kaute. Mittwoch der 2te ist der Geburtstag |4| dieses Stricks, dazu kannst Du mir gratuliren, und um Eines bitte ich Dich, komm her, auch wenn Vater nach BadenBadenDeutschland geht,wenn Vater nach Baden geht – Abraham Mendelssohn Bartholdys Ärzte August Wilhelm von Stosch und Johann Christian Jüngken empfahlen ihm, zur Kur nach Baden zu gehen. Siehe Brief gb-1834-05-23-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 23. Mai 1834. was JüngkenJüngken, Johann Christian (1793-1875) doch sehr wünscht. Baden ist ja gar nicht viel weiter als Düsseldorf von Deiner

Rebecka

d. 26. Der Br. ist gestern liegen geblieben, und ich füge zu der armen Beckers guignonguignon – frz., Unglück. Geschichte hinzu, daß er längst mit ungeheurem Ehrgeiz eine Profeßorstelle bei d. Univers. erstrebte, daß er sich schreckl. grämte, als FroriepFroriep, Robert Friedrich (1804-1861) sie erhielt, und keinen Ersatz darin fand, daß man ihm 400 rh. Gehalt dafür gab. Jetzt liegt das Prof. Patent fertig da!! Der gute, edle SteffensSteffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845) giebt sich alle Mühe, zu bewirken, daß die WittweBecker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876) dennoch das Recht auf das kleine Wittwengehalt bekomme, und will sich deßhalb mit Mehreren vereinigen, und an den König gehen. Er zeigt sich in jeder Lage als ein wohlwollender, gütiger, theilnehmender Mann, und ich kann nicht sagen, wie viel attraitattrait – frz., Verlockung. er für mich hat. GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) sagt, er bemühe sich ihn jetzt zum Rektor zu machen; daß unsre besten Wünsche für ihn sind, brauche ich Dir nicht zu sagen. – FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) bringt mir eben den Kopf der Gliederfrau, die sie in KaßelKasselDeutschland für HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) zum Geburtstage hat machen laßen; ein hübscher Putzkopf! das betricotebetricote – angezogene; von frz. tricot. Biest kostet bis Ort und Stelle 150 rh. ohngefähr und Vater le magnifiquele magnifique – frz., der Großartige. will die Hälfte bezahlen, weil es für Fannys Finänzchen gar zu doll ist. Zu SebHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847).s Leben gehört die große Hammelsorge! Das zur Staffage hübsche Vieh bricht in LamprechtsLamprecht, Gustav Eduard Ferdinand von (1790-1864) Garten,Lamprechts Garten – Der Geheime Oberregierungs- und vortragende Rat im Ministerium der geistlichen Angelegenheiten, Gustav Eduard Ferdinand von Lamprecht, bewohnte die benachbarte Leipziger Straße 2. le droit du talionle droit du talion – frz., das Recht auf Vergeltung. mit den weiland Hünern ausübend, wird wieder angebunden, wieder losgelaßen, Fanny sperrt es, weil AmalieAmalie, Dienstmädchen von → Fanny Hensel in Berlin (1833/34) nicht da ist, auf ihren kleinen Flur; es stapelt die Treppe hinauf, steigt aus RebDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858).s Flurfenster und spatziert geschiklich in der Dachrinne vor DirichletsDirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D. Stuben, bis das Mädchen es gewaltsam hineinzieht. Bei dem himmlischen Wetter sitzen wir des Morgens vereint zum Frühstück auf der Terraße, eine der Schwestern liest die Zeitung vor; heute recensirt RellstRellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860). Euryanthe<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name> im voraus (sie wird erst morgen sein; er hat aber doch Recht. – Lebwohl!

Rebecka Lejeune Dirichlet
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

Lieber Felix, was ich von Dir, und über Dich höre, erfreut mich, ich selbst habe zu Mittheilungen, ähnlichen Urteilen auch keine Veranlaßung, daher ich Dir nur schreibe, als Lebenszeichen. Ob, wann und wohin ich reise, darüber bald ein Näheres. MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) ist Gottlob! bald wieder ganz auf dem alten Stande, daher ich doch willens den Abstecher wage. Leb wohl. Dein Vater

            Berlin 25 Juni 1834 Ich erhalte Deinen lieben Br. v. 19., geliebter Felix! und eile Dir zu antworten, da schon 8 Tage verfloßen sind, seit ich Dir schrieb . In dieser Zeit haben wir Becker verloren, wie Dir Paul gestern gemeldet, und ich brauche Dir nicht zu sagen, welchen höchst schmerzlichen Eindruck dieser Fall auf uns alle gemacht; vorzügl. aber auf mich, die ihm v. allen unsern jüngern Aerzten am meisten vertraute, und ihm eben den größten Beweis davon gegeben hatte. 3 Amtsbesuche hatte er mir gemacht; ich hatte ihn gebeten, mich mehr zu beobachten als zu behandeln und war daher verwundert ihn 6 Tage nicht zu sehen, ja ich beschuldigte ihn schon der Vornehmheit und Kälte seiner ältern Kollegen, als ich Sonnab. spät erfuhr, er sei sehr bedeutend krank. Vater besuchte ihn den darauf folgenden Morgen d. 22. und fand ihn – todt. Wir alle sind höchst betrübt und bestürzt und können nicht aufhören die unglückl. kleine Frau zu beklagen. Es zeigt sich jetzt, wie viele Freunde er gehabt; Jüngken unter andern hielt ihm gestern hier eine Lobrede, wie sie ein älterer und jetzt berühmter Arzt nur dem mit Glück und Geschick aufstrebenden Freunde machen kann. Horn hat ihn behandelt, 3mal tägl. besucht und sagt er habe nie eine heftigere und schnellere Entwicklung der Gehirnentzündung gesehen. Er soll sehr v. diesem Verlust afficirt sein, und verliert auch in Hinsicht, daß er ihn vermöge seines Talents in fremden Sprachen und seiner Geschicklichkeit und Liebenswürdigkeit zu seiner vornehmen und fremden Praxis senden konnte ungemein viel. Die arme Frau war in Freienw. und traf durch Verzögerung eines Briefs erst den Tag vor dem Tode ein, wo er sie nicht mehr erkannte!! Ihre Lage ist übrigens auch bejammernswerth; denn da er ein für einen jungen Arzt schon bedeutendes Einkommen von nah an 2000 rh. ein etablissement, equipage, Aussteuer der Frau und Unterstützung ihrer ganz armen zahlreichen Verwandten ausgegeben, bleibt gar nichts, und was der Verkauf der Sachen etwa eintragen möchte, geht völlig in Krankheits- und Begräbniskosten auf. Dazu gesellt sich der Umstand daß der ärmste Wurm minorenn ist, keinen Vormund und Annehmer hat, und doch über nichts im Gericht verfügen kann. Wer nun diese neue Last wieder auf sich wälzt, das erräthst Du, guter Sohn des allerwohlthätigsten, aufopferndsten Vaters! Ich fürchte nur die Sorg und Arbeit die es ihm bei seinen höchst schwachen Augen machen wird; indeß ist sein Herz so uneigennützig und selbstvergeßend, daß das Bedürfniß zu helfen ihm über alles geht, Gott wird ihm auch die Kraft dazu verleihen. Morgen bringt das arme Wesen mit Marianne den Tag hier zu und ich kann nicht läugnen, daß ich mich vor dieser erneuten agitation, nach der kaum verschmerzten ersten, sehr fürchte. – Horn meynt, bloß übertriebener Diensteifer und zu große Thätigkeit habe die Krankheit veranlaßt. Andre sagen, er habe sich gegrämt, daß er noch nicht Prof. geworden. Der Tod will in den Augen der Leute immer noch Privatursachen haben und Beschuldigungen des Dahingeschiedenen. Als ob die Krankheit nicht Grund genug wäre! Uebrigens freue ich mich, ihm noch das letzte Vergnügen dadurch, daß ich ihn zum Arzt gewählt, verursacht zu haben. – Er schrieb es seiner Frau in dem letzten Br. den sie v. ihm erhielt. Mar. bedaure ich auch nicht wenig, die Veranlaßung der Abwesenheit gewesen zu sein. Denn obschon sie seinen Tod nicht hätte abwenden können, wäre sie ihm doch Trost und Hülfe gewesen. Für Beckers gutes Herz spricht auch die unermüdete Dankbarkeit die er ihr gewidmet; er hat während der 9 oder 10 Jahre seines Lebens hier keinen Tag vorübergehen laßen ohne sie zu besuchen; und wahrl., so fortgesetzte Pläne Bemühungen und Aufmerksamkeiten erfordern ein dauernders, tieferes Gefühl als ein rasch aufwallendes größers Opfer des Moments. Denn Engländer sind wirklich the last of the Mohicans. – Campbell, der 1 Jahr beim alten B. in Offenb. gewesen, ist heut nach dem Begräbniß mit einem der jüng. Söhne die hier beim Dr. lebten, hingereist, um den alten Mann möglichst aufzurichten und zu sehen, ob die Wittw. wohl dort einen Zufluchtsort finden könne? Gesteh, das ist rührend! Vater sagt, ja, sind so reich! Wirkl. trägt es viel bei so jeden whim of generosity ausführen zu können. – Es ist eigen, daß die Becker v. jeher eine Art kindl. Zuneigung für Vater gehabt, der ihr auch jetzt nach Kräften zu helfen im Begriff ist.
Ich stimme eine andre Tonart an, und gratulire zu Marx als Kalle. Wie ers anfangen wird, ohne „miserere und malhonnêtitude“ (schrieb jemand dem Magistrat) durchzukommen, begreif ich nicht. Seine Braut soll kein Vermögen haben; hübsch ist sie auch nicht, wie verlautet. Mit seinem Enthusiasmus und in seiner Verzückung wird er indeß vorläufig sehr außer sich vor Wonne sein, und das ist auch ein Schritt zum Paradiese. – Ich freue mich, daß Du schwimmst und reitest, Musik machst und Frank liebst . Eh ich den Schwestern das Glück verdürbe, Dich hier zu haben, entsagte ich Dir lieber in Baden, mein Herz! Vater hat indeß gar keine Lust dazu, und bei mir hat sich die kleinwinzige Reiseaufwallung auch ganz gelegt. Der Garten in seiner diesjähr. wundervollen Frische und Schönheit trägt viel bei, meine Kräfte allmählig zu heben. Ich bin beständig in der Luft; Orthmann den ich faute de mieux kommen ließ, hat Beckers Verordnung nicht nur höchl. gelobt, sondern noch 1 Lorbeerblatt zugethan; ich muß auch vor Schlafengehen kalt Waßer trinken. Du siehst wie simpliciter die Fakultät mit mir umgeht. Uebrigens hatte ich letzt eine große Aufwallung für Homöopathie, seit ich an der Devrient Wunder gesehen, und wär ich nicht so gut auf dem Wege der Genesung, ich schritte bestimmt dazu. Wie gehts denn Schadow damit? – Daß Dir Immerm. stets Freude macht und lieb bleibt, erfreut mich ungemein. Frank ist wie immer ein Windbeutel, daß er nicht über Dich und seinen Bruder schreibt. – Ein Domherr in das Erzbisch. Gefolge hat bei Hensel recht sein Lob über Dein Gesungenes gesungen. Darauf haben Fanny, Reb. und Antonie Dein ave Maria entreprenirt, und es sollte bei Fanny nächst. Sonnt. gemacht werden, umso mehr aber Bader kann nicht. – Unsre letzte Sendung bestand aus Deinem Stammbuch, dem verlangten Beeth., Fannys Liedern, 1 Decke f. Pauline, wie das Verzeichniß besagen wird. – Ich schreibe an Fannys Tisch, Sebast. kömmt sehr discret aus dem Garten, holt eins v. den Herumsteherchen und sagt höchst manierlich: laß Dich nicht stören. Il vaut son pesant d’or! Gestern schickte ihn Fanny mit einem Alabaster Väschen zu Emilie Mend. nach Charlott., den Geburtstagskratzfuß zu machen; und wie hat er sich davon acquittirt! – Hier ist (weil Du Anglomanie liebst) ein Mr. Nelson, der auf 1 Einladung des Königs antwortet, er äße Sonntags nicht aus, würde aber einen andern Tag kommen. This originality unknown among us, hat der Majestät sehr gefallen. Lebwohl Schatz aller Schätze, Liebling aller Lieben, bleib gesund und felicissimo!
Lea Mendelssohn Bartholdy
Ich danke Dir, lieber Felix, daß Du Dich bei mir über das Buch bedankst, es war nicht der werth. Und nun schreibe ich eigentlich nur, weil ich so lange nicht geschrieben habe, denn das Unglück der armen Becker läßt mich zu keinem frohen Gefühl kommen, es ist zu schrecklich, zu dem großen Unglück, ihren Mann zu verlieren, gesellen sich noch so viele kleine Miseren, die ihrer allein genug wären, ihr Leben zu verbittern. Ich habe übrigens immer einen Schwachen für die Frau gehabt, und bedaure sehr, daß es mir bei meiner Wohnung unmöglich ist, ihr für die erste Zeit einen Zufluchtsort anzubieten, ich hätte es gar gerne gethan, aber ich wundere mich immer, daß ich allein noch Platz habe. – Betty Beer geht nach Spa, und wird Dich vielleicht auf dem Wege besuchen.
Höre, damit Du nicht Dich zu sehr wunderst, mit Deiner Sendung eine kleine Bettdecke ankommen zu sehen, da doch die Lerche, die Lerche Dich noch nicht in die Kerche geführt hat, so wisse, daß Du sie von meinetwegen Pauline zu übergeben hast mit allen guten Wünschen, ich hätte ja selbst geschrieben, wenn sie mir geantwortet hätte.
Bei uns ist es jetzt Mode, früh aufzustehen, was uns allen sehr gut bekommt, heut habe ich nach langem Spaziergange mit den Eltern im Garten gefrühstückt, d. h. ich habe zugesehen und ihnen die Zeitung vorgelesen, während Walter Sand und Semmel durcheinander kaute. Mittwoch der 2te ist der Geburtstag dieses Stricks, dazu kannst Du mir gratuliren, und um Eines bitte ich Dich, komm her, auch wenn Vater nach Baden geht, was Jüngken doch sehr wünscht. Baden ist ja gar nicht viel weiter als Düsseldorf von Deiner
Rebecka
d. 26. Der Br. ist gestern liegen geblieben, und ich füge zu der armen Beckers guignon Geschichte hinzu, daß er längst mit ungeheurem Ehrgeiz eine Profeßorstelle bei d. Univers. erstrebte, daß er sich schreckl. grämte, als Froriep sie erhielt, und keinen Ersatz darin fand, daß man ihm 400 rh. Gehalt dafür gab. Jetzt liegt das Prof. Patent fertig da!! Der gute, edle Steffens giebt sich alle Mühe, zu bewirken, daß die Wittwe dennoch das Recht auf das kleine Wittwengehalt bekomme, und will sich deßhalb mit Mehreren vereinigen, und an den König gehen. Er zeigt sich in jeder Lage als ein wohlwollender, gütiger, theilnehmender Mann, und ich kann nicht sagen, wie viel attrait er für mich hat. Gans sagt, er bemühe sich ihn jetzt zum Rektor zu machen; daß unsre besten Wünsche für ihn sind, brauche ich Dir nicht zu sagen. – Fanny bringt mir eben den Kopf der Gliederfrau, die sie in Kaßel für Hensel zum Geburtstage hat machen laßen; ein hübscher Putzkopf! das betricote Biest kostet bis Ort und Stelle 150 rh. ohngefähr und Vater le magnifique will die Hälfte bezahlen, weil es für Fannys Finänzchen gar zu doll ist. Zu Seb. s Leben gehört die große Hammelsorge! Das zur Staffage hübsche Vieh bricht in Lamprechts Garten, le droit du talion mit den weiland Hünern ausübend, wird wieder angebunden, wieder losgelaßen, Fanny sperrt es, weil Amalie nicht da ist, auf ihren kleinen Flur; es stapelt die Treppe hinauf, steigt aus Reb. s Flurfenster und spatziert geschiklich in der Dachrinne vor Dirichlets Stuben, bis das Mädchen es gewaltsam hineinzieht. Bei dem himmlischen Wetter sitzen wir des Morgens vereint zum Frühstück auf der Terraße, eine der Schwestern liest die Zeitung vor; heute recensirt Rellst. Euryanthe im voraus (sie wird erst morgen sein; er hat aber doch Recht. – Lebwohl!
Rebecka Lejeune Dirichlet
Lieber Felix, was ich von Dir, und über Dich höre, erfreut mich, ich selbst habe zu Mittheilungen, ähnlichen Urteilen auch keine Veranlaßung, daher ich Dir nur schreibe, als Lebenszeichen. Ob, wann und wohin ich reise, darüber bald ein Näheres. Mutter ist Gottlob! bald wieder ganz auf dem alten Stande, daher ich doch willens den Abstecher wage. Leb wohl. Dein Vater          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-06-26-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1834-06-26-01">Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 25. und 26. Juni 1834</title> <title level="s" type="incipit">Ich erhalte Deinen lieben Br. v. 19., geliebter Felix! und eile Dir zu antworten, da schon 8 Tage verfloßen sind, seit ich Dir schrieb . In dieser Zeit haben wir Becker verloren, wie Dir Paul</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1834-06-19-01" type="precursor" xml:id="title_0b3e485a-2376-43aa-a13d-7184d228b9cf">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 19. Juni 1834</title> <title key="fmb-1834-07-05-01" type="successor" xml:id="title_a93c7269-d9b9-4131-ae89-dbeb9a338b2c">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; Düsseldorf, 28. Juni und 5. Juli 1834</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author> <author key="PSN0113247">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 29/187.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1834-06-26-01" type="letter">Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf;  Berlin, 25. und 26. Juni 1834</title> <incipit>Ich erhalte Deinen lieben Br. v. 19., geliebter Felix! und eile Dir zu antworten, da schon 8 Tage verfloßen sind, seit ich Dir schrieb . In dieser Zeit haben wir Becker verloren, wie Dir Paul</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="3"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet, Abraham Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-06-25">25.</date> und <date cert="high" when="1834-06-26">26. Juni 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0110673" resp="author">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1834-06-25">25 Juni 1834</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich erhalte Deinen lieben <title xml:id="title_5252c92d-59c4-4159-8167-11e83ff28e10">Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-19-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 19. Juni 1834</name> </title> v. <date cert="high" when="1834-06-19">19.</date>, geliebter Felix! und eile Dir zu antworten, da schon 8 Tage verfloßen sind, seit ich Dir <title xml:id="title_86fdd62b-35de-4cc8-96cb-a2d8ffea664f">schrieb <name key="PSN0113260" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name> <name key="gb-1834-06-18-01" style="hidden" type="letter">Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 18. Juni 1834</name> </title>. In dieser Zeit haben wir <persName xml:id="persName_37ffbcf0-6959-4659-9163-aa2eb8fd7702">Becker<name key="PSN0109751" style="hidden" type="person">Becker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834)</name></persName> verloren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_42e40936-4795-434c-bbcc-49ec7fc4536c" xml:lang="de">Becker verloren – Ferdinand Wilhelm Becker starb am 22. Juni 1834.</note> wie Dir <persName xml:id="persName_2d343280-93e6-4bb6-8652-06f2670f2471">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> <date cert="high" when="1834-06-23" xml:id="date_ecf172f2-14a4-4ef7-ac76-c3cee46ec9d9">gestern</date> <title xml:id="title_64675dd3-3eb7-4315-83f5-14cbda223862">gemeldet <name key="PSN0113263" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812–1874)</name> <name key="gb-1834-06-23-01" style="hidden" type="letter">Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 23. Juni 1834</name> </title>, und ich brauche Dir nicht zu sagen, welchen höchst schmerzlichen Eindruck dieser Fall auf uns alle gemacht; vorzügl. aber auf mich, die ihm v. allen unsern jüngern Aerzten am meisten vertraute, und ihm eben den größten Beweis davon gegeben hatte. 3 Amtsbesuche hatte er mir gemacht; ich hatte ihn gebeten, mich mehr zu beobachten als zu behandeln und war daher verwundert ihn 6 Tage nicht zu sehen, ja ich beschuldigte ihn schon der Vornehmheit und Kälte seiner ältern Kollegen, als ich <date cert="high" when="1834-06-21" xml:id="date_375071fb-3519-479a-8fba-4a1a767bcf32">Sonnab.</date> spät erfuhr, er sei sehr bedeutend krank. Vater besuchte ihn den darauf folgenden Morgen d. <date cert="high" when="1834-06-22">22.</date> und fand ihn – todt. Wir alle sind höchst betrübt und bestürzt und können nicht aufhören die unglückl. <persName xml:id="persName_8aaacf95-edfa-4dc8-8991-35d5a6ab4f8d">kleine Frau<name key="PSN0109752" style="hidden" type="person">Becker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876)</name></persName> zu beklagen. Es zeigt sich jetzt, wie viele Freunde er gehabt; <persName xml:id="persName_563e0ff0-4c08-4dea-9937-7bee5cffef18">Jüngken<name key="PSN0112286" style="hidden" type="person">Jüngken, Johann Christian (1793-1875)</name></persName> unter andern hielt ihm gestern hier eine Lobrede, wie sie ein älterer und jetzt berühmter Arzt nur dem mit Glück und Geschick aufstrebenden Freunde machen kann. <persName xml:id="persName_83db3051-f18a-40e2-8ce9-73474c031b3d">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> hat ihn behandelt, 3mal tägl. besucht und sagt er habe nie eine heftigere und schnellere Entwicklung der Gehirnentzündung gesehen. Er soll sehr v. diesem Verlust <hi rend="latintype">afficirt</hi> sein, und verliert auch in Hinsicht, daß er ihn vermöge seines Talents in fremden Sprachen und seiner Geschicklichkeit und Liebenswürdigkeit zu seiner vornehmen und fremden Praxis senden konnte ungemein viel. Die arme Frau war in Freienw. und traf durch Verzögerung eines Briefs erst den Tag vor dem Tode ein, wo er sie nicht mehr erkannte!! Ihre Lage ist übrigens auch bejammernswerth; denn da er ein für einen jungen Arzt schon bedeutendes Einkommen von nah an 2000 rh. ein <hi rend="latintype">etablissement</hi>, <hi rend="latintype">equipage</hi>, Aussteuer der Frau und Unterstützung ihrer ganz armen zahlreichen Verwandten ausgegeben, bleibt <hi n="1" rend="underline">gar nichts</hi>, und was der Verkauf der Sachen etwa eintragen möchte, geht völlig in Krankheits- und Begräbniskosten auf. Dazu gesellt sich der Umstand daß der ärmste Wurm <hi rend="latintype">minorenn</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2fed0d37-a3bf-4e0f-acfa-b86c2511d90d" xml:lang="la ">minorenn – lat., minderjährig.</note> ist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f4109b05-2476-4a03-af02-8666a1510c4e" xml:lang="de">der ärmste Wurm minorenn ist – Ziliaris Becker, geboren im Jahre 1812, hatte noch nicht die Volljährigkeit erreicht. </note> keinen Vormund und Annehmer hat, und doch über nichts im Gericht verfügen kann. Wer nun diese neue Last wieder auf sich wälzt, das erräthst Du, guter Sohn des allerwohlthätigsten, aufopferndsten Vaters!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc00ea0d-ef42-48cf-a617-70b61c69a786" xml:lang="de">des allerwohlthätigsten, aufopferndsten Vaters – Abraham Mendelssohn Bartholdy. Im August 1834 nahm der Vater Ferdinand Wilhelm Beckers, Carl Ferdinand Becker (1775-1849), Ziliaris Becker in seinem Haushalt auf. </note> Ich fürchte nur die Sorg und Arbeit die es ihm bei seinen höchst schwachen Augen machen wird; indeß ist sein Herz so uneigennützig und selbstvergeßend, daß das Bedürfniß zu helfen ihm über alles geht, Gott wird ihm auch die Kraft dazu verleihen. Morgen bringt das arme Wesen mit <persName xml:id="persName_d1721e4a-5c27-4f10-adc5-3f6a3784bc4f">Marianne<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> den Tag <hi n="1" rend="underline">hier</hi> zu und ich kann nicht läugnen, daß ich mich vor dieser erneuten <hi rend="latintype">agitation</hi>, nach der kaum verschmerzten ersten, sehr fürchte. – Horn meynt, bloß übertriebener Diensteifer und zu große Thätigkeit habe die Krankheit veranlaßt. Andre sagen, er habe sich<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>gegrämt, daß er noch nicht Prof. geworden. Der Tod will in den Augen der Leute immer noch Privatursachen haben und Beschuldigungen des Dahingeschiedenen. Als ob die Krankheit nicht Grund genug wäre! Uebrigens freue ich mich, ihm noch das letzte Vergnügen dadurch, daß ich ihn zum Arzt gewählt, verursacht zu haben. – Er schrieb es seiner Frau in dem letzten Br. den sie v. ihm erhielt. <persName xml:id="persName_bb4bab2f-aefd-48e7-bca1-6ba50104c23b">Mar<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName>. bedaure ich auch nicht wenig, die Veranlaßung der Abwesenheit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fab73273-b8bb-42ae-9b8e-280b0d7655f7" xml:lang="de">Mar. … Veranlaßung der Abwesenheit – Ziliaris Becker hatte sich, als ihr Mann erkrankte, als Begleitung Marianne Saalings in Freienwalde befunden.</note> gewesen zu sein. Denn obschon sie seinen Tod nicht hätte abwenden können, wäre sie ihm doch Trost und Hülfe gewesen. Für Beckers gutes Herz spricht auch die unermüdete Dankbarkeit die er ihr gewidmet; er hat während der 9 oder 10 Jahre seines Lebens hier <hi n="1" rend="underline">keinen Tag</hi> vorübergehen laßen ohne sie zu besuchen; und wahrl., so fortgesetzte Pläne Bemühungen und Aufmerksamkeiten erfordern ein dauernders, tieferes Gefühl als ein rasch aufwallendes größers Opfer des Moments. Denn Engländer sind wirklich <hi rend="latintype">the last of the Mohicans</hi>. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2acf0c40-1630-4fb4-aaf3-fa38957b2f7d">Campbell<name key="PSN0116373" style="hidden" type="person">Campbell, Herr</name></persName></hi>, der 1 Jahr beim <persName xml:id="persName_996267d7-9945-4401-bde1-a6b964213426">alten B.<name key="PSN0116157" style="hidden" type="person">Becker, Carl Ferdinand (II) (1775-1849)</name></persName> in Offenb. gewesen, ist heut nach dem Begräbniß mit einem der jüng. Söhne die hier beim Dr. lebten, hingereist, um den alten Mann möglichst aufzurichten und zu sehen, ob die Wittw. wohl dort einen Zufluchtsort finden könne? Gesteh, das ist rührend! Vater sagt, ja, sind so reich! Wirkl. trägt es viel bei so jeden <hi rend="latintype">whim of generosity</hi> ausführen zu können. – Es ist eigen, daß die Becker v. jeher eine Art kindl. Zuneigung für Vater gehabt, der ihr auch jetzt nach Kräften zu helfen im Begriff ist.</p> <p>Ich stimme eine andre Tonart an, und gratulire zu <persName xml:id="persName_ec404242-b29e-45d8-8b12-fd709fc0206d">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> als <hi rend="latintype">Kalle</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_cb524032-7f5b-4932-8ee4-955fc7c3a6f9" xml:lang="yi ">Kalle – jidd., Braut.</note>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_33acc3bf-3b66-46cb-a9dc-e93ecd7da631" xml:lang="de">Marx als Kalle – Adolph Bernhard Marx hatte sich kürzlich mit Therese Eschwege verlobt; siehe Brief gb-1834-06-21-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Juni 1834, Z.: »Ich habe mich heut – oder vielmehr gestern früh verlobt mit einem lieben und mich innig liebenden Mädchen, der ältern Tochter des Caufmanns Eschwege.«</note> Wie ers anfangen wird, ohne „<hi rend="latintype">miserere</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_3cbb4e02-fe7e-499c-b3c5-54f8495b227d" xml:lang="la ">miserere – lat., Barmherzigkeit.</note> und <hi rend="latintype">malhonnêtitude</hi>“<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bd97e933-8eff-4099-a2cb-0a8011da7b58" xml:lang="fr ">malhonnêtitude – frz., Unehrlichkeit. Wohl Anspielung auf mögliche unlautere Motive von Adolph Bernhard Marx bei seiner Heirat.</note> (schrieb jemand dem Magistrat) durchzukommen, begreif ich nicht. Seine <persName xml:id="persName_77355fed-89a0-45b4-95b9-cdec4d220e05">Braut<name key="PSN0110949" style="hidden" type="person">Eschwege, Therese</name></persName> soll kein Vermögen haben; hübsch ist sie <hi n="1" rend="underline">auch</hi> nicht, wie verlautet. Mit seinem Enthusiasmus und in seiner Verzückung wird er indeß vorläufig sehr außer sich vor Wonne sein, und das ist auch ein Schritt zum Paradiese. – Ich freue mich, daß Du schwimmst und reitest, Musik machst und <persName xml:id="persName_49551780-35de-488a-8c41-163a9800753b">Frank<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> liebst . Eh ich den Schwestern das Glück verdürbe, Dich hier zu haben, entsagte ich Dir lieber in <placeName xml:id="placeName_ef5b7fe8-bec2-445a-ab8a-256d97e0206c">Baden<settlement key="STM0100449" style="hidden" type="locality">Baden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, mein Herz! <persName xml:id="persName_7d0222e3-10cc-4f36-8cc5-d14635659046">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> hat indeß gar keine Lust dazu, und bei mir hat sich die kleinwinzige Reiseaufwallung auch ganz gelegt. Der Garten in seiner diesjähr. wundervollen Frische und Schönheit trägt viel bei, meine Kräfte allmählig zu heben. Ich bin beständig in der Luft; <persName xml:id="persName_8cd61afb-ae00-4750-9fd7-1dbade2f7ac9">Orthmann<name key="PSN0113654" style="hidden" type="person">Ohrtmann, Wilhelm Ludwig Rudolf (1804-1865)</name></persName> den ich <hi rend="latintype">faute de mieux</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4a04cb4d-d597-4268-85d7-fe2aa971f60b" xml:lang="fr ">faute de mieux – frz., in Ermangelung eines Besseren.</note> kommen ließ, hat <persName xml:id="persName_d0778a58-08d2-47d0-b73a-336a1e6c0328">Beckers<name key="PSN0109751" style="hidden" type="person">Becker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834)</name></persName> Verordnung nicht nur höchl. gelobt, sondern noch 1 Lorbeerblatt zugethan; ich muß auch vor Schlafengehen kalt Waßer trinken. Du siehst wie <hi rend="latintype">simpliciter</hi> die Fakultät mit mir umgeht. Uebrigens hatte ich letzt eine große Aufwallung für Homöopathie, seit ich an der <persName xml:id="persName_37a4a8c2-996f-4090-b48d-1c1a0279f1e8">Devrient<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> <hi n="1" rend="underline">Wunder</hi> gesehen, und wär ich nicht so gut auf dem Wege der Genesung, ich schritte bestimmt dazu. Wie gehts denn <persName xml:id="persName_261986c1-b498-49f5-8888-2375cf022107">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden" type="person">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> damit? – Daß Dir Immerm. stets Freude macht und lieb bleibt, erfreut mich ungemein. <persName xml:id="persName_d6a6a0a1-93cb-4895-b957-b4d66cc43205">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> ist wie immer ein Windbeutel, daß er nicht über Dich und seinen <persName xml:id="persName_e019e700-b6c0-41ae-923c-8f4f8fb332cc">Bruder<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> schreibt. – Ein Domherr in das Erzbisch. Gefolge hat bei Hensel recht sein<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Lob über Dein Gesungenes gesungen. Darauf haben <persName xml:id="persName_6629c206-954e-4d6f-a98f-445c651ec216">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, <persName xml:id="persName_fa81cadb-8fa6-4b41-8d8d-0d40d7152b3f">Reb<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. und <persName xml:id="persName_b061ab31-af4b-4e40-bdd5-6e031dba5cf4">Antonie<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName> <hi rend="latintype">Dein <title xml:id="title_af90ec9a-c811-4d23-8a3a-fbc4bb8fae2d">ave Maria<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z0504uyp-mvoj-qdtt-mstm-pghp2cfmwidh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name></title> <hi n="1" rend="underline">entreprenirt</hi></hi>, und es sollte bei <persName xml:id="persName_b08be518-d09f-4c24-bf46-25188b409fa2">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <date cert="high" when="1834-06-29" xml:id="date_a97097fd-1fe6-4b15-a739-54772994d4e2">nächst</date>. <placeName xml:id="placeName_fe2c0d85-758e-47dd-b4ff-85fa86d51a1b">Sonnt<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. gemacht werden, <del cert="high" rend="strikethrough">umso mehr</del> aber <persName xml:id="persName_1dfdd7ff-cf4f-411b-a70b-1c92ab016ca9">Bader<name key="PSN0109627" style="hidden" type="person">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName> kann nicht. – Unsre letzte Sendung bestand aus Deinem Stammbuch, dem <title xml:id="title_42a9b7ba-6928-4d2d-a4e6-7e879df8c222">verlangten Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108045" style="hidden" type="music">Missa solemnis D-Dur, op. 123</name></title>, <title xml:id="title_e30d6741-a672-4de8-af08-379910f71f66">Fannys Liedern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111463" style="hidden" type="music">»Drei Lieder nach Heine von Mary Alexander« für Singstimme und Klavier HU 274 (begonnen am 16. März 1834)</name></title>, 1 Decke f. <persName xml:id="persName_df971911-b156-4699-942f-9de67e1d9030">Pauline<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f0c42ce1-7902-4bab-b934-a12f7af10c0a" xml:lang="de">Pauline – Pauline Hübner hatte gerade ihr viertes Kind zur Welt gebracht, weshalb Rebecka ihr eine Kinderdecke zuschickte.</note> wie das Verzeichniß besagen wird. – Ich schreibe an Fannys Tisch, <persName xml:id="persName_bdfd7e19-2542-49f3-8c32-0028a3793d78">Sebast<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName>. kömmt sehr <hi rend="latintype">discret</hi> aus dem Garten, holt eins v. den Herumsteherchen und sagt höchst manierlich: laß Dich nicht stören. <hi rend="latintype">Il vaut son pesant d’or</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6f64b9e8-bddc-41c9-a683-e19b4b6d9a97" xml:lang="fr ">Il vaut son pesant d’or! – frz., Das ist Gold wert!</note> Gestern schickte ihn Fanny mit einem Alabaster Väschen zu <persName xml:id="persName_553b3387-cebf-479c-a91c-87990c8805d0">Emilie Mend.<name key="PSN0113206" style="hidden" type="person">Mendelsohn, Magdalena Emilie</name></persName> nach <placeName xml:id="placeName_f14a0c03-1390-4bef-aebf-f8051a83fea6">Charlott<settlement key="STM0103266" style="hidden" type="locality">Charlottenburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>., den Geburtstagskratzfuß zu machen; und wie hat er sich davon <hi rend="latintype">acquittirt</hi>! – Hier ist (weil Du <hi rend="latintype">Anglomanie</hi> liebst) ein <hi rend="latintype">Mr. <persName xml:id="persName_cfe8d456-7a8e-4a9c-920c-7e5522193e10">Nelson<name key="PSN0113568" style="hidden" type="person">Nelson, Mr.</name></persName></hi>, der auf 1 Einladung des <persName xml:id="persName_5a923242-b07c-4fc8-b0f8-cc9f9aaabc6c">Königs<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> antwortet, er äße Sonntags nicht aus, würde aber einen andern Tag kommen. <hi rend="latintype">This originality unknown among us</hi>, hat der Majestät sehr gefallen. <seg type="closer">Lebwohl Schatz aller Schätze, Liebling aller Lieben, bleib gesund und <hi rend="latintype">felicissimo</hi>!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="SP" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add> </signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich danke Dir, lieber Felix, daß Du Dich bei mir über das Buch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8d6129e4-1564-4629-9e3f-57c63676d646" xml:lang="de">das Buch – ein von Rebecka gekauftes leeres Buch, das Mendelssohn als Tagebuch dienen sollte; vgl. Brief fmb-1834-06-19-01 (Brief Nr. 954) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 19. Juni 1834, Z. 19-25.</note> bedankst, es war nicht der werth. Und nun schreibe ich eigentlich nur, weil ich so lange nicht geschrieben habe, denn das Unglück der armen <persName xml:id="persName_bc89bb91-0cf3-460e-ab5a-c02ac5687d9f">Becker<name key="PSN0109751" style="hidden" type="person">Becker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834)</name></persName> läßt mich zu keinem frohen Gefühl kommen, es ist zu schrecklich, zu dem großen Unglück, ihren Mann zu verlieren, gesellen sich noch so viele kleine Miseren, die ihrer allein genug wären, ihr Leben zu verbittern. Ich habe übrigens immer einen Schwachen für die <persName xml:id="persName_d3c920c4-f314-436d-8094-f790e180a1ee">Frau<name key="PSN0109752" style="hidden" type="person">Becker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876)</name></persName> gehabt, und bedaure sehr, daß es mir bei meiner Wohnung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9d6711ec-325f-41ea-9f1e-1d2d49a421ea" xml:lang="de">bei meiner Wohnung – Die Familie Lejeune Dirichlet wohnte in der Leipziger Straße 3.</note> unmöglich ist, ihr für die erste Zeit einen Zufluchtsort anzubieten, ich hätte es gar gerne gethan, aber ich wundere mich immer, daß ich allein noch Platz habe. – <persName xml:id="persName_27126446-482a-45f9-86ad-86035fca9f21">Betty Beer<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> geht nach Spa, und wird Dich vielleicht auf dem Wege besuchen.</p> <p>Höre, damit Du nicht Dich zu sehr wunderst, mit Deiner Sendung eine kleine Bettdecke ankommen zu sehen, da doch die Lerche, die Lerche Dich noch nicht in die Kerche geführt hat,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e9d7b08-17f4-466c-8bf1-e5e5b9086edc" xml:lang="de">die Lerche Dich noch nicht in den Kerche geführt hat – Abwandlung einer Strophe des Kinderliedes Vogelhochzeit: »Die Lerche, die Lerche, die führt die Braut zur Kerche.«</note> so wisse, daß Du sie von meinetwegen <persName xml:id="persName_9b5db67f-129f-4608-8dab-2101fe536634">Pauline<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> zu übergeben hast mit allen guten Wünschen, ich hätte ja selbst geschrieben, wenn sie mir geantwortet hätte.</p> <p>Bei uns ist es jetzt Mode, früh aufzustehen, was uns allen sehr gut bekommt, heut habe ich nach langem Spaziergange mit den Eltern <add place="above">im Garten<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add> gefrühstückt, d. h. ich habe zugesehen und ihnen die Zeitung vorgelesen, während <persName xml:id="persName_489e44eb-0e18-4818-ab77-8d93f6260937">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> Sand und Semmel durcheinander kaute. <date cert="high" when="1834-07-02" xml:id="date_d247f829-8eae-4e94-89fc-d91546d5d20d">Mittwoch der 2te</date> ist der Geburtstag<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>dieses Stricks, dazu kannst Du mir gratuliren, und um Eines bitte ich Dich, komm her, auch wenn Vater nach <placeName xml:id="placeName_1e9fcf23-4dc5-450e-93df-30689bbc3a37">Baden<settlement key="STM0100449" style="hidden" type="locality">Baden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geht,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e705121a-fbe4-4391-8a0f-e547bb1a9440" xml:lang="de">wenn Vater nach Baden geht – Abraham Mendelssohn Bartholdys Ärzte August Wilhelm von Stosch und Johann Christian Jüngken empfahlen ihm, zur Kur nach Baden zu gehen. Siehe Brief gb-1834-05-23-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 23. Mai 1834. </note> was <persName xml:id="persName_7dc9c254-811c-4503-802d-9b61d50ec94c">Jüngken<name key="PSN0112286" style="hidden" type="person">Jüngken, Johann Christian (1793-1875)</name></persName> doch sehr wünscht. Baden ist ja gar nicht viel weiter als Düsseldorf <seg type="closer">von Deiner</seg></p> <signed rend="center">Rebecka</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing"> <p style="paragraph_without_indent">d. <date cert="high" when="1834-06-26">26.</date> Der Br. ist gestern liegen geblieben, und ich füge zu der armen Beckers <hi rend="latintype">guignon</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_29648a01-383a-4472-9b5a-f6e8a7631736" xml:lang="fr ">guignon – frz., Unglück.</note> Geschichte hinzu, daß er längst mit ungeheurem Ehrgeiz eine Profeßorstelle bei d. Univers. erstrebte, daß er sich schreckl. grämte, als <persName xml:id="persName_c2a9e831-6359-467b-ad22-71ee2c1563bb">Froriep<name key="PSN0111250" style="hidden" type="person">Froriep, Robert Friedrich (1804-1861)</name></persName> sie erhielt, und keinen Ersatz darin fand, daß man ihm 400 rh. Gehalt dafür gab. Jetzt liegt das Prof. Patent fertig da!! Der gute, edle <persName xml:id="persName_c92d565d-1cac-47eb-95ec-d96e98529a65">Steffens<name key="PSN0115078" style="hidden" type="person">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845)</name></persName> giebt sich alle Mühe, zu bewirken, daß die <persName xml:id="persName_4c5883f6-f181-4122-8d9b-eff2076388ad">Wittwe<name key="PSN0109752" style="hidden" type="person">Becker, Ziliaris (Zilli) Florentine (1812-1876)</name></persName> dennoch das Recht auf das kleine Wittwengehalt bekomme, und will sich deßhalb mit Mehreren vereinigen, und an den König gehen. Er zeigt sich in jeder Lage als ein wohlwollender, gütiger, theilnehmender Mann, und ich kann nicht sagen, wie viel <hi rend="latintype">attrait</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_875640ab-3604-42f0-a16b-de99a85896bc" xml:lang="fr ">attrait – frz., Verlockung.</note> er für mich hat. <persName xml:id="persName_731f8f81-fc3d-4b2b-adad-9bcfcc0372ae">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> sagt, er bemühe sich ihn jetzt zum Rektor zu machen; daß unsre besten Wünsche für ihn sind, brauche ich Dir nicht zu sagen. – <persName xml:id="persName_27bdd0a2-392a-4740-a193-142d7d7ab519">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> bringt mir eben den Kopf der Gliederfrau, die sie in <placeName xml:id="placeName_0821b4c0-1b3c-495c-9839-e4ac1590beb4">Kaßel<settlement key="STM0100115" style="hidden" type="locality">Kassel</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für <persName xml:id="persName_793a04cc-d795-497a-9e96-c3b2922ca41b">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> zum Geburtstage hat machen laßen; ein hübscher Putzkopf! das be<hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">tricote</hi></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5624820b-a9f7-46d7-a713-7a5fc63e93e2" xml:lang="de">betricote –  angezogene; von frz. tricot.</note> Biest kostet bis Ort und Stelle 150 rh. ohngefähr und Vater <hi rend="latintype">le magnifique</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_07ca4f39-e17e-4388-b6b6-4869a3bd8cea" xml:lang="fr ">le magnifique – frz., der Großartige.</note> will die Hälfte bezahlen, weil es für Fannys Finänzchen gar zu doll ist. Zu <persName xml:id="persName_0d34428b-2e62-48bf-8da4-a997906b7081">Seb<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>.s Leben gehört die große Hammelsorge! Das zur Staffage hübsche Vieh bricht in <persName xml:id="persName_843c7852-707e-4308-b6cf-9fd469278914">Lamprechts<name key="PSN0119059" style="hidden" type="person">Lamprecht, Gustav Eduard Ferdinand von (1790-1864)</name></persName> Garten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ec0e157d-7b08-4fd5-8c71-0da6aafebe04" xml:lang="de">Lamprechts Garten – Der Geheime Oberregierungs- und vortragende Rat im Ministerium der geistlichen Angelegenheiten, Gustav Eduard Ferdinand von Lamprecht, bewohnte die benachbarte Leipziger Straße 2. </note> <hi rend="latintype">le droit du talion</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bb40fb23-0293-4a58-9fd0-aafa48f8a5f7" xml:lang="fr ">le droit du talion – frz., das Recht auf Vergeltung.</note> mit den weiland Hünern ausübend, wird wieder angebunden, wieder losgelaßen, Fanny sperrt es, weil <persName xml:id="persName_254fc97b-00c5-4988-a498-058e673dcdd9">Amalie<name key="PSN0115950" style="hidden" type="person">Amalie, Dienstmädchen von → Fanny Hensel in Berlin (1833/34)</name></persName> nicht da ist, auf ihren kleinen Flur; es stapelt die Treppe hinauf, steigt aus <persName xml:id="persName_438f9e6f-d412-4de9-9a2e-3ba6152b2d14">Reb<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>.s Flurfenster und spatziert geschiklich in der Dachrinne vor <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_572ac5e3-dd7a-4389-825c-93cc701b4b88">Dirichlets<name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName></hi> Stuben, bis das Mädchen es gewaltsam hineinzieht. Bei dem himmlischen Wetter sitzen wir des Morgens vereint zum Frühstück auf der Terraße, eine der Schwestern liest die Zeitung vor; heute recensirt <persName xml:id="persName_46491d24-0bfb-43d9-b76c-e76081e9f6b3">Rellst<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName>. <title xml:id="title_250c6e09-b2a1-4116-bc4f-5205cbb1d3f7">Euryanthe<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name></title> im voraus (sie wird erst morgen sein; er hat aber doch Recht. – <seg type="closer">Lebwohl!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="SP" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add> </signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Lieber Felix, was ich von Dir, und über Dich höre, erfreut mich, ich selbst habe zu Mittheilungen, ähnlichen Urteilen auch keine Veranlaßung, daher ich Dir nur <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap> schreibe, als Lebenszeichen. Ob, wann und wohin ich reise, darüber bald ein Näheres. <persName xml:id="persName_a3add86a-4564-49f9-b58c-6334883dd7a4">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> ist Gottlob! bald wieder ganz auf dem alten Stande, daher ich doch willens den Abstecher wage. <seg type="closer">Leb wohl.</seg> <seg type="signed">Dein Vater</seg></p> </div> </body> </text></TEI>