gb-1834-06-23-01
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Berlin, 23. Juni 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Paul Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Juni1834
Deine
Julius ist glücklich über seine Anstellung und ich bin es für ihn mit! Hoffentlich wird er den Anforderungen, welche man an ihn macht, genügen können, und sich als tüchtig und reif, wenigstens reifend bewähren; denn daß ein junger Mensch die Direction eines
zutheuer und dick kömmt, so kann es ihm gar nicht schaden ein wenig herzuhalten. Würde es sich nicht machen lassen, daß Ihr zusammen nach
Mit
Was sagst Du aber zu dem unerhörten Unglück welches die Beckersche Familie betroffen hat? Ohne Zweifel hast Du schon davon gehört. Sonntag vor 8 TagenBreslauer MendelssohnsBecker sey vor 3 Stunden gestorben. Lange habe ich mich nicht so erschreckt, und lange nicht von einen so ausgesuchtem raffinirtem Unglück gehört! Talentvoll, mit vollen Segeln auf eine brillante Carriére hinsteuernd, ein Jahr lang glücklich verheirathet, die Stütze der Familie seiner Becker selbst begleitet hatte; der Brief, welcher ihr die Krankheit ihres Mannes anzeigte wurde auf der Post verspätet; sie empfing ihn erst Freitag, und als sie Sonnabend ankam fand sie Becker nicht allein ohne Besinnung sondern fast wahnsinnig, und so blieb er bis an seinen Tod! Ist das nicht ganz erschrecklich? Die Krankheit soll eine Gehirnentzündung gewesen seyn. –
Wir wollen uns wieder in das Leben hineinbegeben, und da habe ich zuerst Marxens Verlob: mit
Eschwege
Marxdaher nur unbekannter Weise gratuliren. – Gesehen habe ich ihn noch nicht, und er hat auch nur
sich durch sein Talent, ein anderes fremdes zu entwickeln, und auf diese Weise der Vater der geistigen Fähigkeiten eines Menschen zu werden. Darauf muß unser eins verzichten! –
Dein Bruder P.
Berlin 23 Juni 1834 Deine Briefe, lieber Felix, berichten, daß Du im Herbste herkommen wirst, und das freut mich gar sehr! Wann denkst Du denn zu reisen, und wie lange zu bleiben? Ist darüber schon etwas bestimmt, und kannst Du mich es wissen lassen? Komme wo möglich nicht zu spät im Jahre, damit man sich bei schönem Wetter und im Freien wiedersehen kann, und nicht auf die Mauern beschränkt ist! Wir wollen uns dann mit Gottes Willen ein frohes Leben bereiten, und uns für so manche überstandene Angst und Drangsal entschädigen! Täglich fast hören wir Liebes und Gutes von Dir, durch Leute welche Dich und Dein Treiben in Düsseldorff gesehen haben; das ist dann immer ein wahres Fest für uns, und nach einem jedem solchem Berichte wird der Wunsch Dich wieder einmal hier zu haben lebhafter und lebhafter; daher halte uns nicht zu lange hin, und eile auch dann nicht zu rasch wieder fort! Julius ist glücklich über seine Anstellung und ich bin es für ihn mit! Hoffentlich wird er den Anforderungen, welche man an ihn macht, genügen können, und sich als tüchtig und reif, wenigstens reifend bewähren; denn daß ein junger Mensch die Direction eines Theaters nicht gleich von vorne herein vollkommen wird leiten können, das erwartet wohl Niemand! Er wird dabei, wie bei allen Dingen, noch oft Lehrgeld zahlen müssen; und wenn Du nur sorgen willst, daß es nicht zu theuer und dick kömmt, so kann es ihm gar nicht schaden ein wenig herzuhalten. Würde es sich nicht machen lassen, daß Ihr zusammen nach D: reist? – Mit Mutter geht es Gottlob recht gut; ihre Augen bessern sich allmälig; sie kehrt zu ihren gewohnten Beschäftigungen zurück, und wenn Du herkömmst wird hoffentlich keine Veränderung und keine Spur der Krankheit mehr sichtbar seyn! Ein Herzklopfen, welches in Intervallen kömmt und geht, und ein starker Herzschlag durchweg, ist zwar nicht verschwunden, indessen verursachen sie keine Beschwerde und sind daher wohl nicht bedenklich, wenigstens versichern es die Doctoren; und da Mutter sich auch gar nichts daraus macht, so können wird die Besorgnisse wohl schwinden lassen. Des Abends ist sie ganz wieder die Alte, mit ihrer Lebendigkeit, Theilnahme und Lachlust; nur des Morgens sind ihre Nerven noch etwas angegriffen; sonst wie gesagt ist sie unverändert, und Du wirst Dich freuen zu sehen wie gut sie den heftigen Anfall überstanden hat! Was sagst Du aber zu dem unerhörten Unglück welches die Beckersche Familie betroffen hat? Ohne Zweifel hast Du schon davon gehört. Sonntag vor 8 Tagen waren wir noch bei mit ihm dem Doctor in Gesellschaft bei den Breslauer Mendelssohns, und die Schwestern freuten sich bei Tische seiner Heiterkeit; Montag gratulirte er Sebastian zu seinem Geburtstage; Dienstag wurde er unwohl, was wir aber erst Sonnabend erfuhren, und als ich Sonntag hinging, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen, empfing mich der Bruder mit der Nachricht, Becker sey vor 3 Stunden gestorben. Lange habe ich mich nicht so erschreckt, und lange nicht von einen so ausgesuchtem raffinirtem Unglück gehört! Talentvoll, mit vollen Segeln auf eine brillante Carriére hinsteuernd, ein Jahr lang glücklich verheirathet, die Stütze der Familie seiner Frau, beliebt in der Gesellschaft, anscheinend so wohl und kräftig, wird er auf einem Male von heute auf morgen von einer tödtlichen Krankheit befallen, und weggerafft. Die arme junge Frau hat ihn nicht einmal mehr gesprochen; sie war in Freienwalde mit der Jungfrau Marianne Saaling wohin sie Becker selbst begleitet hatte; der Brief, welcher ihr die Krankheit ihres Mannes anzeigte wurde auf der Post verspätet; sie empfing ihn erst Freitag, und als sie Sonnabend ankam fand sie Becker nicht allein ohne Besinnung sondern fast wahnsinnig, und so blieb er bis an seinen Tod! Ist das nicht ganz erschrecklich? Die Krankheit soll eine Gehirnentzündung gewesen seyn. – Wir wollen uns wieder in das Leben hineinbegeben, und da habe ich zuerst Marxens Verlob: mit Frl: Eschwege zu berichten. Ich kenne die Braut gar nicht, und kann Marx daher nur unbekannter Weise gratuliren. – Gesehen habe ich ihn noch nicht, und er hat auch nur Fanny sein Glück mitgetheilt, uns anderen nicht. Ist er böse mit uns? Ich wüßte nicht warum? Zu Deinem neuem Schüler wünsche ich herzlich Glück, und hoffe für Dich und für ihn, daß er Dir Ehre machen wird! Es muß gar schön seyn sich durch sein Talent, ein anderes fremdes zu entwickeln, und auf diese Weise der Vater der geistigen Fähigkeiten eines Menschen zu werden. Darauf muß unser eins verzichten! – Die Zeit eilt und ich muß schließen! Beantworte bald meine mannigfaltigen Fragen, und bleibe der meinige, wie ich Dein Bruder P.
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Die arme junge Frau hat ihn nicht einmal mehr gesprochen; sie war in <placeName xml:id="placeName_ec5f1fca-e2ef-4439-b069-66c964ba7a72">Freienwalde<settlement key="STM0103302" style="hidden" type="locality">Freienwalde</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mit der Jungfrau <persName xml:id="persName_a80bd240-a93e-441f-bd78-e71df5d761ad">Marianne Saaling<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> wohin sie <hi rend="latintype">Becker</hi> selbst begleitet hatte; der Brief, welcher ihr die Krankheit ihres Mannes anzeigte wurde auf der Post verspätet; sie empfing ihn erst Freitag, und als sie Sonnabend ankam fand sie <hi rend="latintype">Becker</hi> nicht allein ohne Besinnung sondern fast wahnsinnig, und so blieb er bis an seinen Tod! Ist das nicht ganz erschrecklich? Die Krankheit soll eine Gehirnentzündung gewesen seyn. –</p> <p>Wir wollen uns wieder in das Leben hineinbegeben, und da habe ich zuerst <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_164440da-aa72-4eaf-8aa0-5c59541d1a6b">Marxens<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName></hi> Verlob: mit <persName xml:id="persName_77e8180f-3693-4157-8b60-e7b9dd40a86a">Frl: <hi rend="latintype">Eschwege</hi><name key="PSN0110949" style="hidden" type="person">Eschwege, Therese</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_06f26c95-fc37-44d1-b853-22e58c7d7cf3" xml:lang="de">Marxens Verlob: mit Frl: Eschwege – siehe Brief gb-1834-06-21-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Juni 1834, Z.: »Ich habe mich heut – oder vielmehr gestern früh verlobt mit einem lieben und mich innig liebenden Mädchen, der ältern Tochter des Caufmanns Eschwege.«</note> zu berichten. Ich kenne die Braut gar nicht, und kann <hi rend="latintype">Marx</hi> daher nur unbekannter Weise gratuliren. – Gesehen habe ich ihn noch nicht, und er hat auch nur <persName xml:id="persName_9f37fe1e-7f02-42c9-b6d3-929adbfa5e44">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> sein Glück mitgetheilt, uns anderen nicht. Ist er böse mit uns? Ich wüßte nicht warum?</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Zu Deinem neuem <persName xml:id="persName_d513f99d-a1c3-45ed-80f3-1597a5a1e261">Schüler<name key="PSN0111119" style="hidden" type="person">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> wünsche ich herzlich Glück, und hoffe für Dich und für ihn, daß er Dir Ehre machen wird! Es muß gar schön seyn <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_4c7acc22-327e-42cd-9524-2b70fd7eadc8">sich</del> durch sein Talent, ein anderes fremdes zu entwickeln, und auf diese Weise der Vater der geistigen Fähigkeiten eines Menschen zu werden. Darauf muß unser eins verzichten! –</p> <closer rend="left">Die Zeit eilt und ich muß schließen! Beantworte bald meine mannigfaltigen Fragen, und bleibe der meinige, wie ich </closer> <signed rend="right"><hi n="1" rend="underline">Dein Bruder P.</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>