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gb-1834-06-20-01

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Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> London, 20. Juni 1834 Ich bin eben so müde wie heiß und eben so eilig wie beides, – schreibe Dir aber noch 3 Worte in Antwort auf Deinen letzten Brief, wie Du es verlangst. Da Bangemachen nicht gilt, so bereue Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 11. Juni 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 28. Juni 1834 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/182. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; London, 20. Juni 1834 Ich bin eben so müde wie heiß und eben so eilig wie beides, – schreibe Dir aber noch 3 Worte in Antwort auf Deinen letzten Brief, wie Du es verlangst. Da Bangemachen nicht gilt, so bereue

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Carl Klingemann

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. Juni 1834 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) 37. Burystr. 20. Juny 34. Liebster Felix!

Ich bin eben so müde wie heiß und eben so eilig wie beides, – schreibe Dir aber noch 3 Worte in Antwort auf Deinen letzten Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-11-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 11. Juni 1834</name> , wie Du es verlangst.

Da Bangemachen nicht gilt, so bereue ich zuvörderst, daß ich Dir Skrupel über mein leibliches Wohlergehen beigebracht habe. Das kommt nun so, wenn man den Tag und den Augenblick und seine Stimmungen in seine Briefschreibereien mit hineinspielen läßt, – aber ich hatte gar nicht daran gedacht – (hätts aber sollen) daß Du Grund genug hattest aus letzter Zeit her, alles als doppelt bedenklich anzusehen, was mit Herzklopfen und dergleichen Unfällen zusammenhängt. Ich mache mir nun aus meinen Zufällen nicht viel, darum werden sie wohl wenig bedeuten. Da man aber lieber gesund ist wie unwohl, und StoneStone, Thomas Arthur (1797-1864) mir mit freundlichster Aufmunterung in den Wurf kam, so habe ich mir von ihm diverse Recepte verschreiben laßen, sammt schmaler Diät und vieler Bewegung – alles das ist gehörig genommen, beobachtet und geleistet, und so ist das Schiff wieder leidlich flott, ein längeres Fasten und Kasteien soll endlich probirt werden – meine Seele fühlt sich gelaßen an und liegt in recht ruhigen angemeßnen Falten, und bulletins werden überhaupt nicht mehr ausgegeben. Morgen muß ich noch einmal zu Stone um mir officiell von ihm sagen zu laßen daß ich nun wieder ein ganz perfecter Lebemensch bin, und dann sieht er mich nicht wieder als in andren Krankenhäusern oder an seinem eigenen vollen Tische mit Deines VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Rheinwein, den ich aber freilich nicht trinke. Rheinwein bekommt mir nicht, – das habe ich schon vorigen Herbst ausgefunden. – Darum trinke Du keinen!

Ich schreibe dieses während eines müßigen HausDiners von 2 Chops sammt Potatoes und nachträgl Erdbeeren, Du solltest nur sehen wie mirs schmeckt um ganz an mir zu glauben!

Wie ich mit meinem Historischen am liebsten rückwärts verfahre so wiße, daß ich so eben aus dem ersten full Rehearsalfull Rehearsal – engl., Generalprobe. des Abtei-FestivalsRoyal Musical Festival (1834)LondonGroßbritanniendes Abtei-Festivals – des Royal Musical Festival in Westminster Abbey Ende Juni 1834. komme; Creation<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name>, – vorher Zadock the Priest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108969" style="hidden" type="music">Zadok the priest HWV 258</name>,Zadock the Priest – Krönungshymne Zadok the Priest HWV 258 von Georg Friedrich Händel. – zum Schluß eine Selection aus dem Samson<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name>. Vieles hat mir große Freude gemacht, – der Zadock ganz, ist und ging prächtig – die erste Hälfte der Schöpfung – namentlich der Schlußchor des ersten Acts, – die BlechInstrumente machten sich ganz glorios. – Alles was mehr breite Maße |2| war, machte großen Effect. Die Selection vom Samson war schlecht – zu viele Soli – alle das Volk, was hier von Hinz und Kunz patronisirt wird, sollte sein Stück Solo haben, und dabei kuckt das Buch JobBuch Job – Buch Hiob des Alten Testaments. stark herein. Wenn so ein Festival mit einem Recitativ von Mr BellamyBellamy, William Henry (1799-1880) anfängt! BrahamBraham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856) sang, im vollsten Ernst, am besten, – ich habe es dem Kerl nie zugetraut. Ich werde Dir zu reicher Belehrung, wie ein Festival nicht seyn soll, nächstens das Programm schicken. Instrumente waren 223, und Sänger, ohne die Solosänger, 350. Der letzte Chor aus Samson: Let their celestial Concerts all unite, – dem ichs früher nie habe abgewinnen können, klang prächtig, mir wurde klar, wie HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) den spaß auf große Masse berechnet hatte. – Der Anblick des Ganzen war sehr hübsch, halb imposant, mit der hohen Kirchenwölbung und den ernsthaften Steinfarben und den roth drappirten Gallerien und Sitzen. Das Ganze geht vor in dem Raum zwischen dem Westchore und der Orgel – das Orchester, mit der Orgel gekrönt, baut sich bis hoch hinauf – die Sänger stehen in den beiden NebenSchiffen, wo es auch steil amphitheatralisch auffsteigt – es nahm sich prächtig aus – und Sir George Smart muß sich angenehm gekitzelt gefühlt haben nach so Vollbrachtem. Die Orchester Einrichtung hatte noch das Musterhafte, daß – ich habe es selbst vorher ausprobirt – der Director überall, von jedem Choristen und dem entferntesten Spieler gesehen werden kann. Die Königs Loge, sehr geschmackvoll gothisch, mit Wappen und Devise in Gold, lehnt sich an die AbteiOrgel. Es klingt nicht eben laut, aber recht schön voll. Der alte AttwoodAttwood, Thomas (1765-1838) hatte heut die Orgel. –

Das einzige Concert, zu dem ich gehe, ist Israel in Egypt<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name>, – nächsten Donnerstag – wo ich mich mit HorsleysHorsley, Familie von → William H. zusammengethan. Das macht es , die distinguirten Kinder sind mit feinen Jünglingen umgeben, wie ich, RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), BrünelBrunel, (seit 1841) Sir Marc Isambard (1769-1849), und der Bruder JohnHorsley, John Callcott (1817-1903), der jetzt in Oel malt auf Wand. Nachher essen wir in den GravelPitsGravel Pits (Nr. 1 High Row, Kensington Gravel Pits)KensingtonGroßbritannien,GravelPits – Adresse der Familie Horsley in Kensington. und wenn das Wetter schön ist, will ich die Abendluft mit Genuß in mich hineinziehen, – ich fühle schon jetzt das Behagen. Heute Abend gehe ich hinaus, um ihnen Nachricht vom heutigen Erlebniß zu geben, und um mit ihnen den besagten Israel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name> etwas durchzugehen. Rosen mögte wohl mit, mögte aber auch nicht, er dachte, er hätte sich bei dem Sir AlexanderJohnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849) entschuldigen können, wo er vel quasivel quasi – lat., oder so ähnlich. eigent hineinmußte, aber er denkt er wird es nicht können, und so mag ihn denn FriderikchenJohnston, Frederica Paulina Maria (1804-1872) haben.

Das erinnert mich an MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861), der an RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) einen sehr |3| guten und erfreulichen Briefe geschrieben hat, worin er seine Ehrenrettung durch ein glänzendes Examen meldet. Er versichert, daß seine Arbeiten fürs erste Examen viel beßer gewesen wären, wie die letzten, – es scheint einmal auf die Lection abgesehen gewesen zu seyn. –

Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-11-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 11. Juni 1834</name> erhielt ich nun freilich am Montag Morgen, – las ihn mit Andacht, – ging in die Probe des PhilharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien, die am Sonnabend der absurden OxfordOxfordGroßbritannien Installation halber nicht soll seyn können, traf da Rosen, die Kinder, kurz allen möglichen Sonnenschein und Blumenflor, nur Deine Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dxfnu8dc-pvle-2fzm-8jfn-xr6q5eeipstg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name> nicht. Die Partitur soll, wie ich nachher hör, nicht aufzufinden gewesen seyn, – wir werden sehen ob sichs noch weiter aufklärt. MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), zu dem WattsWatts, William (?-1859) deshalb geschickt hatte, war leider als Kunstzeuge in einem Prozeß über musikal. Eigenthum, und so sind wir denn drum gekommen. Mrs HorsleyHorsley, Mary Elizabeth (1813-1881) versichert wir hätten alle sehr arge Gesichter gemacht, wie statt des H moll der Egmont<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108052" style="hidden" type="music">Ouvertüre und Begleitmusik zu Goethes Trauerspiel »Egmont« op. 84</name> angefangen – es war auch jämmerlich. NeateNeate, Charles (1784-1877), ein kümmerlicher Page, der hier einen langnasigen Herrn Rafel mit sich herumschleppt, schlug eine Art Tact als Conductor.

Dann war Eßenszeit und dann das Concert, – und wir läuteten das Fest aus wie sonst wohl schon – und beim Hinausgehen sagte ich MaryHorsley, Mary Elizabeth (1813-1881): morgen fange ich <hi rend="latintype">Mendelsohns</hi> Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wtnwzjeg-tvj5-jcyt-g9pn-obzemzgkgonf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="works_not_executed" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100712" style="hidden">Pervonte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name> an.

Schreiben Sie sie nur deutlich, sagt sie. –

Da habe ich sie denn auch würklich angefangen, und will nun so sachte fortfahren, und hoffe Dir bald den ersten Act zu schicken – aus dem Groben, – wir wollen dann schon feilen und umarbeiten. Muntere mich nur fein auf. Sinne und erfinde auch darüber nur einiges. Dein Verrath im letzten BriefeDein Verrath im letzten Briefe – Dieser Verrat ist nicht zu ermitteln. Vermutlich ging es um inhaltliche Fragen des Pervonte-Librettos, bei denen Felix Mendelssohn Bartholdy Auffassungen mit denen Carl Klingemanns kollidierten. Siehe Brief fmb-1834-06-11-02 (Brief Nr. 952) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 11. Juni 1834. ist höchst erwünscht – dergleichen hilft mich armen Menschen sehr fort.

Gott ich habe ja gar keine Zeit mehr, – göttliches Wetter nebenbei – ich muß vor dem Israel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name> noch einge Blumen reissen.

Unsern Freunden gehts nicht ganz wohl. – Mad MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) ist letzten Sonntag zur Ader gelaßen, wegen Blutandrang nach dem Kopfe – sie war freilich doch am Montag im Concert, aber doch nicht ganz auf dem Schif. Gestern gings beßer. – Die armen GoldschmidtsGoldschmidt, Familie von → Adolph G. haben ihre bittere Noth gehabt, – seit unserm letzten Briefe hatte die junge FrauGoldschmidt, Marie Elise Jeanettedie junge Frau – wohl Jeannette Goldschmidt, die allerdings schon 28 Jahre alt war. einen stärkeren, lebens|4|gefährlichen Rückfall, es war ein Jammer anzusehen, – doch seit einer Woche ist sie außer Gefahr, und erholt sich zusehends, wenn auch langsam.

Wir wissen Mar SalingsSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868) Rückfall von VarnhagenismusVarnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858),Mar Salings Rückfall von Varnhagenismus – Anspielung auf die Lösung der Verlobung von Marianne Saaling und Karl August Varnhagen van Ense. – wie geht das zu? Rosen schreibt mirs nur flüchtig.

Die Lithographien,Die Lithographien – siehe Brief fmb-1834-06-11-02 (Nr. 952) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 11. Juni 1834, Z. 134-137. wie Du sie vorschlägst, würden mir grade dienen.

Bleibe getreu Deinem CKl.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

O FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855), sind Sie da, so seyn Sie gegrüßt! Und seyen Sie milde!

            37. Burystr. 20. Juny 34. Liebster Felix!
Ich bin eben so müde wie heiß und eben so eilig wie beides, – schreibe Dir aber noch 3 Worte in Antwort auf Deinen letzten Brief, wie Du es verlangst.
Da Bangemachen nicht gilt, so bereue ich zuvörderst, daß ich Dir Skrupel über mein leibliches Wohlergehen beigebracht habe. Das kommt nun so, wenn man den Tag und den Augenblick und seine Stimmungen in seine Briefschreibereien mit hineinspielen läßt, – aber ich hatte gar nicht daran gedacht – (hätts aber sollen) daß Du Grund genug hattest aus letzter Zeit her, alles als doppelt bedenklich anzusehen, was mit Herzklopfen und dergleichen Unfällen zusammenhängt. Ich mache mir nun aus meinen Zufällen nicht viel, darum werden sie wohl wenig bedeuten. Da man aber lieber gesund ist wie unwohl, und Stone mir mit freundlichster Aufmunterung in den Wurf kam, so habe ich mir von ihm diverse Recepte verschreiben laßen, sammt schmaler Diät und vieler Bewegung – alles das ist gehörig genommen, beobachtet und geleistet, und so ist das Schiff wieder leidlich flott, ein längeres Fasten und Kasteien soll endlich probirt werden – meine Seele fühlt sich gelaßen an und liegt in recht ruhigen angemeßnen Falten, und bulletins werden überhaupt nicht mehr ausgegeben. Morgen muß ich noch einmal zu Stone um mir officiell von ihm sagen zu laßen daß ich nun wieder ein ganz perfecter Lebemensch bin, und dann sieht er mich nicht wieder als in andren Krankenhäusern oder an seinem eigenen vollen Tische mit Deines Vaters Rheinwein, den ich aber freilich nicht trinke. Rheinwein bekommt mir nicht, – das habe ich schon vorigen Herbst ausgefunden. – Darum trinke Du keinen!
Ich schreibe dieses während eines müßigen HausDiners von 2 Chops sammt Potatoes und nachträgl Erdbeeren, Du solltest nur sehen wie mirs schmeckt um ganz an mir zu glauben!
Wie ich mit meinem Historischen am liebsten rückwärts verfahre so wiße, daß ich so eben aus dem ersten full Rehearsal des Abtei-Festivals komme; Creation, – vorher Zadock the Priest, – zum Schluß eine Selection aus dem Samson. Vieles hat mir große Freude gemacht, – der Zadock ganz, ist und ging prächtig – die erste Hälfte der Schöpfung – namentlich der Schlußchor des ersten Acts, – die BlechInstrumente machten sich ganz glorios. – Alles was mehr breite Maße war, machte großen Effect. Die Selection vom Samson war schlecht – zu viele Soli – alle das Volk, was hier von Hinz und Kunz patronisirt wird, sollte sein Stück Solo haben, und dabei kuckt das Buch Job stark herein. Wenn so ein Festival mit einem Recitativ von Mr Bellamy anfängt! Braham sang, im vollsten Ernst, am besten, – ich habe es dem Kerl nie zugetraut. Ich werde Dir zu reicher Belehrung, wie ein Festival nicht seyn soll, nächstens das Programm schicken. Instrumente waren 223, und Sänger, ohne die Solosänger, 350. Der letzte Chor aus Samson: Let their celestial Concerts all unite, – dem ichs früher nie habe abgewinnen können, klang prächtig, mir wurde klar, wie Händel den spaß auf große Masse berechnet hatte. – Der Anblick des Ganzen war sehr hübsch, halb imposant, mit der hohen Kirchenwölbung und den ernsthaften Steinfarben und den roth drappirten Gallerien und Sitzen. Das Ganze geht vor in dem Raum zwischen dem Westchore und der Orgel – das Orchester, mit der Orgel gekrönt, baut sich bis hoch hinauf – die Sänger stehen in den beiden NebenSchiffen, wo es auch steil amphitheatralisch auffsteigt – es nahm sich prächtig aus – und Sir George Smart muß sich angenehm gekitzelt gefühlt haben nach so Vollbrachtem. Die Orchester Einrichtung hatte noch das Musterhafte, daß – ich habe es selbst vorher ausprobirt – der Director überall, von jedem Choristen und dem entferntesten Spieler gesehen werden kann. Die Königs Loge, sehr geschmackvoll gothisch, mit Wappen und Devise in Gold, lehnt sich an die AbteiOrgel. Es klingt nicht eben laut, aber recht schön voll. Der alte Attwood hatte heut die Orgel. –
Das einzige Concert, zu dem ich gehe, ist Israel in Egypt, – nächsten Donnerstag – wo ich mich mit Horsleys zusammengethan. Das macht es, die distinguirten Kinder sind mit feinen Jünglingen umgeben, wie ich, Rosen, Brünel, und der Bruder John, der jetzt in Oel malt auf Wand. Nachher essen wir in den GravelPits, und wenn das Wetter schön ist, will ich die Abendluft mit Genuß in mich hineinziehen, – ich fühle schon jetzt das Behagen. Heute Abend gehe ich hinaus, um ihnen Nachricht vom heutigen Erlebniß zu geben, und um mit ihnen den besagten Israel etwas durchzugehen. Rosen mögte wohl mit, mögte aber auch nicht, er dachte, er hätte sich bei dem Sir Alexander entschuldigen können, wo er vel quasi eigent hineinmußte, aber er denkt er wird es nicht können, und so mag ihn denn Friderikchen haben.
Das erinnert mich an Mühlenfels, der an Rosen einen sehr guten und erfreulichen Briefe geschrieben hat, worin er seine Ehrenrettung durch ein glänzendes Examen meldet. Er versichert, daß seine Arbeiten fürs erste Examen viel beßer gewesen wären, wie die letzten, – es scheint einmal auf die Lection abgesehen gewesen zu seyn. –
Deinen Brief erhielt ich nun freilich am Montag Morgen, – las ihn mit Andacht, – ging in die Probe des Philharmonic, die am Sonnabend der absurden Oxford Installation halber nicht soll seyn können, traf da Rosen, die Kinder, kurz allen möglichen Sonnenschein und Blumenflor, nur Deine Hebriden nicht. Die Partitur soll, wie ich nachher hör, nicht aufzufinden gewesen seyn, – wir werden sehen ob sichs noch weiter aufklärt. Moscheles, zu dem Watts deshalb geschickt hatte, war leider als Kunstzeuge in einem Prozeß über musikal. Eigenthum, und so sind wir denn drum gekommen. Mrs Horsley versichert wir hätten alle sehr arge Gesichter gemacht, wie statt des H moll der Egmont angefangen – es war auch jämmerlich. Neate, ein kümmerlicher Page, der hier einen langnasigen Herrn Rafel mit sich herumschleppt, schlug eine Art Tact als Conductor.
Dann war Eßenszeit und dann das Concert, – und wir läuteten das Fest aus wie sonst wohl schon – und beim Hinausgehen sagte ich Mary: morgen fange ich Mendelsohns Oper an.
Schreiben Sie sie nur deutlich, sagt sie. –
Da habe ich sie denn auch würklich angefangen, und will nun so sachte fortfahren, und hoffe Dir bald den ersten Act zu schicken – aus dem Groben, – wir wollen dann schon feilen und umarbeiten. Muntere mich nur fein auf. Sinne und erfinde auch darüber nur einiges. Dein Verrath im letzten Briefe ist höchst erwünscht – dergleichen hilft mich armen Menschen sehr fort.
Gott ich habe ja gar keine Zeit mehr, – göttliches Wetter nebenbei – ich muß vor dem Israel noch einge Blumen reissen.
Unsern Freunden gehts nicht ganz wohl. – Mad Moscheles ist letzten Sonntag zur Ader gelaßen, wegen Blutandrang nach dem Kopfe – sie war freilich doch am Montag im Concert, aber doch nicht ganz auf dem Schif. Gestern gings beßer. – Die armen Goldschmidts haben ihre bittere Noth gehabt, – seit unserm letzten Briefe hatte die junge Frau einen stärkeren, lebensgefährlichen Rückfall, es war ein Jammer anzusehen, – doch seit einer Woche ist sie außer Gefahr, und erholt sich zusehends, wenn auch langsam.
Wir wissen Mar Salings Rückfall von Varnhagenismus, – wie geht das zu? Rosen schreibt mirs nur flüchtig.
Die Lithographien, wie Du sie vorschlägst, würden mir grade dienen.
Bleibe getreu Deinem
CKl.
O Frank, sind Sie da, so seyn Sie gegrüßt! Und seyen Sie milde!          
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Juni 1834</title> <incipit>Ich bin eben so müde wie heiß und eben so eilig wie beides, – schreibe Dir aber noch 3 Worte in Antwort auf Deinen letzten Brief, wie Du es verlangst. Da Bangemachen nicht gilt, so bereue</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Klingemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-06-20" xml:id="date_393d967e-cb12-496d-a13b-1e726ec9d35f">20. Juni 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_c6b03f06-725c-44d5-9969-b5739feedad6">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_a9c1aa62-80b1-4043-b834-b43fdd0ab280"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_ecf0b1e7-294d-443e-b29b-b43368b5d721">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_d5b4184d-16b4-449f-a079-4531446b40ef"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_95e861fa-c52d-4d1c-9a23-0319774ca197"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_784e368a-2a3f-4dbd-b663-a1f173ee3a1a">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_f27f38e8-ca8d-4f63-8626-6e6e7448cdbf">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <dateline rend="right">37. <hi rend="latintype">Burystr</hi>. <date cert="high" when="1834-06-20" xml:id="date_dff6b75c-db99-49b4-b5fd-379a4727d2c5">20. <hi rend="latintype">Juny</hi> 34</date>.</dateline> <salute rend="left">Liebster Felix!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ich bin eben so müde wie heiß und eben so eilig wie beides, – schreibe Dir aber noch 3 Worte in Antwort auf Deinen letzten <title xml:id="title_3ccc30ce-6c1c-45bb-9dd2-caf553cc3267">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-11-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 11. Juni 1834</name> </title>, wie Du es verlangst.</p> <p>Da Bangemachen nicht gilt, so bereue ich zuvörderst, daß ich Dir Skrupel über mein leibliches Wohlergehen beigebracht habe. Das kommt nun so, wenn man den Tag und den Augenblick und seine Stimmungen in seine Briefschreibereien mit hineinspielen läßt, – aber ich hatte gar nicht daran gedacht – (hätts aber sollen) daß Du Grund genug hattest aus letzter Zeit her, alles als doppelt bedenklich anzusehen, was mit Herzklopfen und dergleichen Unfällen zusammenhängt. Ich mache mir nun aus meinen Zufällen nicht viel, darum werden sie wohl wenig bedeuten. Da man aber lieber gesund ist wie unwohl, und <persName xml:id="persName_e373118a-25c6-4410-81d5-67360f3e2bc0">Stone<name key="PSN0115161" style="hidden" type="person">Stone, Thomas Arthur (1797-1864)</name></persName> mir mit freundlichster Aufmunterung in den Wurf kam, so habe ich mir von ihm diverse Recepte verschreiben laßen, sammt schmaler Diät und vieler Bewegung – alles das ist gehörig genommen, beobachtet und geleistet, und so ist das Schiff wieder leidlich flott, ein längeres Fasten und Kasteien soll endlich probirt werden – meine Seele fühlt sich gelaßen an und liegt in recht ruhigen angemeßnen Falten, und <hi rend="latintype">bulletins</hi> werden überhaupt nicht mehr ausgegeben. Morgen muß ich noch einmal zu Stone um mir officiell von ihm sagen zu laßen daß ich nun wieder ein ganz perfecter Lebemensch bin, und dann sieht er mich nicht wieder als in andren Krankenhäusern oder an seinem eigenen vollen Tische mit Deines <persName xml:id="persName_393a3ba1-f055-4b1b-9fa8-c9f7d17abc65">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Rheinwein, den ich aber freilich nicht trinke. Rheinwein bekommt mir nicht, – das habe ich schon vorigen Herbst ausgefunden. – Darum trinke Du keinen!</p> <p>Ich schreibe dieses während eines müßigen HausDiners von 2 <hi rend="latintype">Chops</hi> sammt <hi rend="latintype">Potatoes</hi> und nachträgl Erdbeeren, Du solltest nur sehen wie mirs schmeckt um ganz an mir zu glauben!</p> <p>Wie ich mit meinem Historischen am liebsten rückwärts verfahre so wiße, daß ich so eben aus dem ersten <hi rend="latintype">full Rehearsal</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2da6e2c8-3c14-4b90-96b7-d83693a285ff" xml:lang="en">full Rehearsal – engl., Generalprobe.</note> des <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_918b4a33-58c7-4f32-91ab-209dab99c72c">Abtei-Festivals<name key="NST0100308" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Musical Festival (1834)</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_93539a8a-6eed-44e2-aa53-07c80e7a2632" xml:lang="de">des Abtei-Festivals – des Royal Musical Festival in Westminster Abbey Ende Juni 1834.</note> komme; <hi rend="latintype"><title xml:id="title_9aaa156e-2b33-43ba-95bc-410b717a8938">Creation<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name></title></hi>, – vorher <hi rend="latintype"><title xml:id="title_363e659c-dfc5-425c-9fc1-de95efd1249f">Zadock the Priest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108969" style="hidden" type="music">Zadok the priest HWV 258</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e9a27f27-6ee3-44ff-a9ce-7c7399de865e" xml:lang="de">Zadock the Priest – Krönungshymne Zadok the Priest HWV 258 von Georg Friedrich Händel.</note> – zum Schluß eine <hi rend="latintype">Selection</hi> aus dem <hi rend="latintype"><title xml:id="title_25bc5e0e-355d-4d24-9937-c8465096099d">Samson<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name></title></hi>. Vieles hat mir große Freude gemacht, – der <hi rend="latintype">Zadock</hi> ganz, ist und ging prächtig – die erste Hälfte der Schöpfung – namentlich der Schlußchor des ersten Acts, – die BlechInstrumente machten sich ganz glorios. – Alles was mehr breite Maße<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> war, machte großen Effect. Die <hi rend="latintype">Selection</hi> vom <hi rend="latintype">Samson</hi> war schlecht – zu viele <hi rend="latintype">Soli</hi> – alle das Volk, was hier von Hinz und Kunz patronisirt wird, sollte sein Stück <hi rend="latintype">Solo</hi> haben, und dabei kuckt das Buch Job<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0cf2b385-96ba-4070-95c5-5eb1ccf89f9c" xml:lang="de">Buch Job – Buch Hiob des Alten Testaments.</note> stark herein. Wenn so ein Festival mit einem Recitativ von M<hi rend="superscript">r</hi> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_30cf9c97-e99e-427f-9086-f3a37edd6e5f">Bellamy<name key="PSN0109788" style="hidden" type="person">Bellamy, William Henry (1799-1880)</name></persName></hi> anfängt! <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b71508a1-dd21-46dc-91bd-3c598aca308f">Braham<name key="PSN0110071" style="hidden" type="person">Braham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856)</name></persName></hi> sang, im vollsten Ernst, am besten, – ich habe es dem Kerl nie zugetraut. Ich werde Dir zu reicher Belehrung, wie ein <hi rend="latintype">Festival</hi> nicht seyn soll, nächstens das Programm schicken. Instrumente waren 223, und Sänger, ohne die Solosänger, 350. Der letzte Chor aus <hi rend="latintype">Samson: Let their celestial Concerts all unite</hi>, – dem ichs früher nie habe abgewinnen können, klang prächtig, mir wurde klar, wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c69fb580-61fd-42ac-8e67-9fa19021f51a">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName></hi> den spaß auf große Masse berechnet hatte. – Der Anblick des Ganzen war sehr hübsch, halb imposant, mit der hohen Kirchenwölbung und den ernsthaften Steinfarben und den roth drappirten Gallerien und Sitzen. Das Ganze geht vor in dem Raum zwischen dem Westchore und der Orgel – das Orchester, mit der Orgel gekrönt, baut sich bis hoch hinauf – die Sänger stehen in den beiden NebenSchiffen, wo es auch steil amphitheatralisch auffsteigt – es nahm sich prächtig aus – und Sir George Smart muß sich angenehm gekitzelt gefühlt haben nach so Vollbrachtem. Die Orchester Einrichtung hatte noch das Musterhafte, daß – ich habe es selbst vorher ausprobirt – der Director überall, von jedem Choristen und dem entferntesten Spieler gesehen werden kann. Die Königs Loge, sehr geschmackvoll gothisch, mit Wappen und Devise in Gold, lehnt sich an die AbteiOrgel. Es klingt nicht eben laut, aber recht schön voll. Der alte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1f889df7-3085-414f-91f4-254906acb4fd">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden" type="person">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName></hi> hatte heut die Orgel. –</p> <p>Das einzige <hi rend="latintype">Concert</hi>, zu dem ich gehe, ist <hi rend="latintype"><title xml:id="title_433f1510-24cc-4704-8ac1-cc340450419f">Israel in Egypt<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name></title></hi>, – <date cert="high" when="1834-06-26" xml:id="date_44c32374-0175-442b-9f5f-6c756f042573">nächsten Donnerstag</date> – wo ich mich mit <persName xml:id="persName_68a9b866-dce9-437d-878e-305ea6cf22a5">Horsleys<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName> zusammengethan. Das macht es <gap quantity="1" reason="uncertain_reading" unit="words"></gap>, die distinguirten Kinder sind mit feinen Jünglingen umgeben, wie ich, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_90d92bf3-d6db-420b-9b45-5d6ab9807760">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2e15e6ba-5a3e-4f14-9c7a-0ebe4202bc32">Brünel<name key="PSN0110161" style="hidden" type="person">Brunel, (seit 1841) Sir Marc Isambard (1769-1849)</name></persName></hi>, und der Bruder <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d77037b7-f956-44e8-b875-161f38890e91">John<name key="PSN0112106" style="hidden" type="person">Horsley, John Callcott (1817-1903)</name></persName></hi>, der jetzt in Oel malt auf Wand. Nachher essen wir in den <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_f278096b-d9ad-465a-b942-88cc73f14162">GravelPits<name key="NST0104218" style="hidden" subtype="" type="institution">Gravel Pits (Nr. 1 High Row, Kensington Gravel Pits)</name><settlement key="STM0100184" style="hidden" type="locality">Kensington</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb32ccb5-53b2-47d6-81ee-21da238e6455" xml:lang="en">GravelPits – Adresse der Familie Horsley in Kensington. </note> und wenn das Wetter schön ist, will ich die Abendluft mit Genuß in mich hineinziehen, – ich fühle schon jetzt das Behagen. Heute Abend gehe ich hinaus, um ihnen Nachricht vom heutigen Erlebniß zu geben, und um mit ihnen den besagten <hi rend="latintype"><title xml:id="title_3b78a2d8-2adc-4b66-b82a-b838bc79ff62">Israel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name></title></hi> etwas durchzugehen. Rosen mögte wohl mit, mögte aber auch nicht, er dachte, er hätte sich bei dem <hi rend="latintype">Sir <persName xml:id="persName_98760f0c-694a-43de-a610-7609191374c3">Alexander<name key="PSN0112262" style="hidden" type="person">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName></hi> entschuldigen können, wo er <hi rend="latintype">vel quasi</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0185ecad-3179-4a3e-a8a5-eab5e0d19076" xml:lang="la ">vel quasi – lat., oder so ähnlich.</note> eigent hineinmußte, aber er denkt er wird es nicht können, und so mag ihn denn <persName xml:id="persName_70db4b2b-ecad-4958-b2fa-1f1b2f34b9b0"><hi rend="latintype">Friderik</hi>chen<name key="PSN0112263" style="hidden" type="person">Johnston, Frederica Paulina Maria (1804-1872)</name></persName> haben. </p> <p>Das erinnert mich an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4f9b46d6-1ddf-4290-84ec-14a7895b9fc2">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName></hi>, der an <persName xml:id="persName_3e75789d-fbc3-4922-a6b2-7b5e5456caca">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> einen sehr<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> guten und erfreulichen Briefe geschrieben hat, worin er seine Ehrenrettung durch ein glänzendes Examen meldet. Er versichert, daß seine Arbeiten fürs erste Examen viel beßer gewesen wären, wie die letzten, – es scheint einmal auf die Lection abgesehen gewesen zu seyn. –</p> <p>Deinen <title xml:id="title_7dc7c354-b762-4803-85d9-9a56afe2b11d">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-06-11-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Düsseldorf, 11. Juni 1834</name> </title> erhielt ich nun freilich am <date cert="high" when="1834-06-16" xml:id="date_6be00594-4c29-4486-a589-f9caaa1c0598">Montag</date> Morgen, – las ihn mit Andacht, – ging in die Probe des <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_32a0cabb-760a-44f4-9c98-037bb603574c">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>, die am <date cert="high" when="1834-06-21" xml:id="date_599ec4bf-8e99-4f50-bf95-561440541113">Sonnabend</date> der absurden <placeName xml:id="placeName_87fdda3f-4688-4519-a5d9-0e1e3e6cfaab">Oxford<settlement key="STM0104745" style="hidden" type="locality">Oxford</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> Installation halber nicht soll seyn können, traf da <hi rend="latintype">Rosen</hi>, die Kinder, kurz allen möglichen Sonnenschein und Blumenflor, nur Deine <title xml:id="title_489341c2-2d55-48fd-b981-6bb8dbc495d9">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dxfnu8dc-pvle-2fzm-8jfn-xr6q5eeipstg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> nicht. Die Partitur soll, wie ich nachher hör, nicht aufzufinden gewesen seyn, – wir werden sehen ob sichs noch weiter aufklärt. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_20565bf8-f0cc-4023-810f-76e640878047">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi>, zu dem <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4d8fba56-21fc-416f-8441-5e4d9ebb0509">Watts<name key="PSN0115636" style="hidden" type="person">Watts, William (?-1859)</name></persName></hi> deshalb geschickt hatte, war leider als Kunstzeuge in einem Prozeß über musikal. Eigenthum, und so sind wir denn drum gekommen. <hi rend="latintype">Mrs <persName xml:id="persName_8942d900-65ff-4dd1-b6dd-46c743068b01">Horsley<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName></hi> versichert wir hätten alle sehr arge Gesichter gemacht, wie statt des H moll der <title xml:id="title_2a562fb4-add8-467e-b0dc-4f9aa982abbc">Egmont<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108052" style="hidden" type="music">Ouvertüre und Begleitmusik zu Goethes Trauerspiel »Egmont« op. 84</name></title> angefangen – es war auch jämmerlich. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6101e2eb-14aa-4caf-b2c9-7f22fa97e40f">Neate<name key="PSN0113559" style="hidden" type="person">Neate, Charles (1784-1877)</name></persName></hi>, ein kümmerlicher Page, der hier einen langnasigen Herrn Rafel mit sich herumschleppt, schlug eine Art <hi rend="latintype">Tact</hi> als <hi rend="latintype">Conductor</hi>.</p> <p>Dann war Eßenszeit und dann das <hi rend="latintype">Concert</hi>, – und wir läuteten das Fest aus wie sonst wohl schon – und beim Hinausgehen sagte ich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ed714e56-a1dc-4ff1-aaed-702fdb22a55c">Mary<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName></hi>: morgen fange ich <title xml:id="title_3b289c5d-a9f5-4db7-990e-25c8c4a07441"><hi rend="latintype">Mendelsohns</hi> Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wtnwzjeg-tvj5-jcyt-g9pn-obzemzgkgonf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="works_not_executed" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100712" style="hidden">Pervonte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> an.</p> <p>Schreiben Sie sie nur deutlich, sagt sie. –</p> <p>Da habe ich sie denn auch würklich angefangen, und will nun so sachte fortfahren, und hoffe Dir bald den ersten <hi rend="latintype">Act</hi> zu schicken – aus dem Groben, – wir wollen dann schon feilen und umarbeiten. Muntere mich nur fein auf. Sinne und erfinde auch darüber nur einiges. Dein Verrath im letzten Briefe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7fac2eff-f721-4f8d-ac6f-6ae44c81c725" xml:lang="de">Dein Verrath im letzten Briefe – Dieser Verrat ist nicht zu ermitteln. Vermutlich ging es um inhaltliche Fragen des Pervonte-Librettos, bei denen Felix Mendelssohn Bartholdy Auffassungen mit denen Carl Klingemanns kollidierten. Siehe Brief fmb-1834-06-11-02 (Brief Nr. 952) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 11. Juni 1834.</note> ist höchst erwünscht – dergleichen hilft mich armen Menschen sehr fort.</p> <p>Gott ich habe ja gar keine Zeit mehr, – göttliches Wetter nebenbei – ich muß vor dem <title xml:id="title_76c9b72d-d62c-4102-8d99-b8d9c8238e4e">Israel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name></title> noch einge Blumen reissen.</p> <p>Unsern Freunden gehts nicht ganz wohl. – Mad <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_06532087-67a4-4b3a-bb37-2003dfbd6a93">Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName></hi> ist letzten Sonntag zur Ader gelaßen, wegen Blutandrang nach dem Kopfe – sie war freilich doch am <date cert="high" when="1834-06-16" xml:id="date_75742919-b018-4c3c-98de-f9e833035e51">Montag</date> im Concert, aber doch nicht ganz auf dem Schif. <date cert="high" when="1834-06-19" xml:id="date_7e0e1094-9890-44de-b2d4-90e7399c5523">Gestern</date> gings beßer. – Die armen <persName xml:id="persName_4d87fe44-6029-4411-9143-a7e53f429f24">Goldschmidts<name key="PSN0111438" style="hidden" type="person">Goldschmidt, Familie von → Adolph G.</name></persName> haben ihre bittere Noth gehabt, – seit unserm letzten Briefe hatte die <persName xml:id="persName_0e2c7a75-b188-4dbf-98fd-5c27f9d8449d">junge Frau<name key="PSN0111446" style="hidden" type="person">Goldschmidt, Marie Elise Jeanette</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a1dfd23d-60ff-4514-ac8b-d2bcb2f453cb" xml:lang="de">die junge Frau – wohl Jeannette Goldschmidt, die allerdings schon 28 Jahre alt war.</note> einen stärkeren, lebens<seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>gefährlichen Rückfall, es war ein Jammer anzusehen, – doch seit einer Woche ist sie außer Gefahr, und erholt sich zusehends, wenn auch langsam.</p> <p>Wir wissen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_aa516460-9756-4db4-b926-9be93f684480">Mar Salings<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName></hi> Rückfall von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_97cd44ca-91fe-4b1f-b7b0-cd44d8a011fa">Varnhagenismus<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_adb4e60f-e67f-4ede-b248-d78c6686f567" xml:lang="de">Mar Salings Rückfall von Varnhagenismus – Anspielung auf die Lösung der Verlobung von Marianne Saaling und Karl August Varnhagen van Ense.</note> – wie geht das zu? <hi rend="latintype">Rosen</hi> schreibt mirs nur flüchtig.</p> <p>Die Lithographien,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ad2fd8f2-54a5-4601-878c-aea355d60152" xml:lang="de">Die Lithographien – siehe Brief fmb-1834-06-11-02 (Nr. 952) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 11. Juni 1834, Z. 134-137.</note> wie Du sie vorschlägst, würden mir grade dienen.</p> <closer rend="left">Bleibe getreu</closer> <signed rend="right">Deinem</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">CKl</hi>.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_a0d0eb25-6455-4607-9582-1d502cc8c527"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_d5fb6c08-22f4-44e1-b726-83bfea78b348">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_5039befe-e453-4aae-be8b-dc1a58ee9455">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">O <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7a2613af-e07b-4151-ac2e-41286226f820">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName></hi>, sind Sie da, so seyn Sie gegrüßt! Und seyen Sie milde!</p> </div> </body> </text></TEI>