gb-1834-06-04-01
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Weimar, 24. März, und Nonnenwerth, 4. Juni 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BONN 9/6].
Ottilie von Goethe
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Musikdirektor Mendelsohn-Bartholdy.
in
Düsseldorf.
tenMärz. 1834
Wie mein lieber Felix dankt man Ihnen denn für eine Freude, wie die, die Sie mir gemacht? Wenn man theils, weil es durch vielfach schmerzliche Erfahrungen sich bestätiget hat, theils aus einem Zuwachs von Melancholie, der aus dem älter werden, aus einer Leere des Lebens, – kurz aus einer Mosaik von trüben Dingen zusammengesetzt bei Beide lange verstummt waren. Auch meine Ruhmliebe ist dadurch wieder sehr befriedigt worden, und Dank sei es Ihnen und table d’Hôte weggeblieben, sagte, Sie wären da gewesen, – ich sandte gleich hin, doch es war vergebens, Sie waren schon fort.
tenJuni. 1834
Welche lange Zeit hal handeln. Ich schreibe Ihnen diese Zeilen nicht, um Ihnen irgend etwas mitzutheilen, nein um von Ihnen zu hören, wann und ob wir uns bei meiner jetzigen Anwesenheit in hiesiger Gegend nicht sehen werden. Ich habe jetzt die den Plan in Frankfurth bis Mitte Juli zu bleiben, doch könnten Briefe aus England die ich stündlich erwarte, mich wohl am Rhein zurück führen, deshalb antworten Sie mir gleich. Ich – wir Alle sind ganz dieselben für Sie geblieben.
Weimar den 24ten März. 1834. Wie mein lieber Felix dankt man Ihnen denn für eine Freude, wie die, die Sie mir gemacht? Wenn man theils, weil es durch vielfach schmerzliche Erfahrungen sich bestätiget hat, theils aus einem Zuwachs von Melancholie, der aus dem älter werden, aus einer Leere des Lebens, – kurz aus einer Mosaik von trüben Dingen zusammengesetzt ist, mehr und mehr jeden Anspruch an Zuneigung und Anhänglichkeit aufgeben muß, so fühlen Sie was es ist, wenn mit einenmal ein Rosenzweig im Schneegestöber, dem Auge begegnet. Ich weis nicht mehr wer es war, mich dünkt er hieß Becker, der im Gefängniß lange schmachtete, und die Zeitrechnung nicht mehr wußte, da gelang es den Freimauern, ihm einen Akazienzweig zu senden, und er erkannte daraus ihr gemeinschaftliches Fest Johanni; so lieber Felix haben wir auch noch manche gemeinschaftliche Herzensfeste, und der Zweig, der wie in einem Mährchen, ein tönender ist, zeigte es mir an, obgleich wir bei Beide lange verstummt waren. Auch meine Ruhmliebe ist dadurch wieder sehr befriedigt worden, und Dank sei es Ihnen und Moscheles, wenn mich Mit und Nachwelt, für eine berühmte Clavierspielerin hält, während ich Arme, nur von Ferne, mit ehrerbietiger Scheu die Noten zu betrachten wage. Voriges Jahr war meine immerwährende Hofnung Sie in Frankfurth zu sehen, denken Sie Sich also meinen Schreck und Schmerz, als man mir eines Abends, als ich zufällig von der table d’Hôte weggeblieben, sagte, Sie wären da gewesen, – ich sandte gleich hin, doch es war vergebens, Sie waren schon fort. den 4ten Juni. 1834. Nonnenwerth. Welche lange Zeit mein lieber Felix liegt zwischen dem Anfang dieses Briefes, und den flüchtigen Schlußworten, – welche lange Zeit, und was alles in ihr, wie viel Schmerz, lange Hofnung, kurz was für ein großes Lebenskapitel, und wie ungewiß ist selbst in diesem Augenblick meine nächste Zeit. Nach einem 8 tägigen Aufenthalt in Frankfurth ging ich auf eben so lange nach Bonn, dann auf ein paar Tage hieher in diese reizende Einsamkeit, von der mich in einer Stunde ein Dampfschiff wieder heim (nach Frankfurth) wo Wolf und Adele ist zurückgeleitet. Félix Adele behauptet Sie wären zweimal in Bonn gewesen, ohne sie aufzusuchen; – ist das möglich, sind Sie denn noch so jung, haben Sie denn noch so wenig verlohren, das Sie Ihre Schätze vergeuden wollen, wißen Sie noch nicht was ein Herz und eine Freundschaft wie Adeles werth ist? Oder haben Sie auch die Männermanier, und wenn ein Mißverständniß entstanden, schweigen und vermeiden Sie, statt zu fragen? Félix Sie sind zu ungewöhnlich um so gewöhnlich zu hal handeln. Ich schreibe Ihnen diese Zeilen nicht, um Ihnen irgend etwas mitzutheilen, nein um von Ihnen zu hören, wann und ob wir uns bei meiner jetzigen Anwesenheit in hiesiger Gegend nicht sehen werden. Ich habe jetzt die den Plan in Frankfurth bis Mitte Juli zu bleiben, doch könnten Briefe aus England die ich stündlich erwarte, mich wohl am Rhein zurück führen, deshalb antworten Sie mir gleich. Ich – wir Alle sind ganz dieselben für Sie geblieben. Walther ist mit der Mutter in Dresden, Alma mit der Großmutter in Carlsbad. Ich wohne jetzt auf der Zeile im Türkenschuß, doch bin ich stets zu erfragen im englischen dänschen Hof. Lassen Sie nicht die Hofnung Sie zu sehen . .. Ihre alte Freundin Ottilie v Goethe
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Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-03-24" xml:id="date_cc3ba04e-3340-45be-a1bf-e049e05a0cf5">24. März</date> und <date cert="high" when="1834-06-04" xml:id="date_05b393b7-3963-4603-8243-3a80abb1c34d">4. 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Félix Sie sind zu ungewöhnlich um so gewöhnlich zu <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_2707b009-4cdb-4e79-8d4a-26eb7389dcc5">hal</del> handeln. Ich schreibe Ihnen diese Zeilen nicht, um Ihnen irgend etwas mitzutheilen, nein um von Ihnen zu hören, wann und ob wir uns bei meiner jetzigen Anwesenheit in hiesiger Gegend nicht sehen werden. Ich habe jetzt <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_08359c81-9e9b-400e-aa1d-8d16aa60c77c">die</del> den Plan in Frankfurth bis Mitte Juli zu bleiben, doch könnten Briefe aus England die ich stündlich erwarte, mich wohl am Rhein zurück führen, deshalb antworten Sie mir gleich. 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Ich wohne jetzt auf der Zeile im Türkenschuß,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_31fc3837-98e0-4660-8914-ff433f90a0de" xml:lang="de">Türkenschuß – Haus in der Straße Zeil in Frankfurt a. M.</note> doch bin ich stets zu erfragen <unclear reason="covering" resp="SP">im</unclear> englischen <add place="below">dänschen<name key="PSN0111425" resp="writers_hand" style="hidden">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796–1872)</name></add> Hof. Lassen Sie nicht die Hofnung Sie zu sehen [...] </p> <signed rend="right">Ihre alte Freundin Ottilie v Goethe</signed> </div> </body> </text></TEI>