gb-1834-05-19-02
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Berlin, 19. Mai 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 Vignette auf dem Briefkopf mit Ansicht des Potsdamer Tors in Berlin; S. 4 leer.
Fanny Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Das Potsdamer Thoretc. bin ich auch wieder entsetzt, kurz, wir leben lustig. Verwechsele mich aber nicht mit
o patria, o theures Vaterland.
Ganz Berlin ist so voll Klatschereien, wie ein Ei, wären wir noch unverheirathet, es hätte längst Familienunglück gegeben. Nämlich Du glaubst nicht, wie alle Welt über Varnhagen herfällt und was man für häßliche Dinge von ihm erzählt. Nun hatte Arconnati brühwarm die Neuigkeit geschrieben, und von ihr eine brühwarme Antwort erhalten, worin sie völlig indignirt erzählt, wie
Arconnati
natürlich zeigt Jedermann im Vertrauen den Brief, und es ist ein wahres Wunder, wenn das Brautpaar nichts davon erfährt. Nun gehtGans
advocatus diaboliso weit, daß er die
Arconnati, die er hier sehr verehrte, seinen alten Freund
Gans, und die übrigen Einwohner von Berlin mit einander herunterhunzt, wie auch Gute, um
nicht auf seiner Reise nachArconnati
Zum 1001 Mal hätte ich beinah vergessen, Dir zu schreiben, was Jeder von uns am Ofenschirm gestickt hat.
Ich wäre mit meinem Befinden ganz zufrieden, wenn sich meine Augen beßern wollten, liebster Sohn! Stosch giebt mir Hoffnung dazu. Mein Uebel war eine Herzentzündung (wieder was Neues Dummes!) es paßt gar nicht für meine Jahre. Bing ist nebich selbst so krank, daß er niemand besuchen kann. régime geben, damit ist mehr als mit Arznei gethan. Ich trage mehrere Stunden täglich frattanto vedrem! – Dein Paulus soll leben! – il brutto ciclope hat
Aproposdavon, ists nicht zu komisch, daß über
medicireaber v. Keinem, denn welche Liebe, Pflege, Geduld und Güte hab ich v. den Meinen erfahren. Gott lohns ihnen! – Stosch will Vater gern nach
etc. Ich äußre nicht, wie weh mir die Trennung thäte: vielleicht bekömmts
gutbis auf die Augen, ja er erträgt sogar die
fontanelleohne
sovielen Kindern würde sie wohl nicht zu reisen haben. – Ferner:
j’écris du volumes de betises! – bleib mir nur gesund und laß den Fleiß hübsch mit angemeßener Bewegung abwechseln. Hast Du das Reiten ein bischen vergeßen, so
ist v.Jaques
Das Potsdamer Thor läßt grüßen und bitten, es bald zu besuchen. Mutters Befinden wird fortan nicht mehr der Gegenstand besonderer Erwähnung seyn. die Sache ist Gottlob beseitigt, es steht Alles auf den alten Füßen, nur daß sie sich, ihrer Augen wegen, noch nicht recht beschäftigen kann, meines Amtes als Schließerin der gefangenen Graupen, Eier, Nudeln und Weinflaschen etc. bin ich auch wieder entsetzt, kurz, wir leben lustig. Verwechsele mich aber nicht mit Hitzig, lieber Felix, und halte mich für keinen Thoren, weil ich meinen Brief mit einem Thor anfange, man bekömmt jetzt jedes Haus in Berlin bei Heyl auf diese Weise zu Kauf, und ich wollte Dir süße Erinnerungen erwecken. Du weißt doch wie Mlle: Hoffmann hier in Berlin auftrat? Als Tancred mit folgenden Worten: o patria, o theures Vaterland. Ganz Berlin ist so voll Klatschereien, wie ein Ei, wären wir noch unverheirathet, es hätte längst Familienunglück gegeben. Nämlich Du glaubst nicht, wie alle Welt über Varnhagen herfällt und was man für häßliche Dinge von ihm erzählt. Nun hatte Gans der Arconnati brühwarm die Neuigkeit geschrieben, und von ihr eine brühwarme Antwort erhalten, worin sie völlig indignirt erzählt, wie V. sich 8 Tage vor ihrer Abreise über Marianne geäußert habe: sie täusche sich in Bezug auf seine Absichten, übe gegen ihn Coketterien aus, die nicht immer die Feinsten seyen, und als sie die Arconnati ihm entgegnete, daß seine unaufhörlichen Besuche bei ihr sie doch wohl zu solchen Erwartungen veranlassen könnten, antwortete er, er besuche sie blos, um gewisse Briefe von Rahel, die er nur von ihr erhalten könne, in Besitz zu bekommen. – Gans natürlich zeigt Jedermann im Vertrauen den Brief, und es ist ein wahres Wunder, wenn das Brautpaar nichts davon erfährt. Nun geht Vater in seinem einmal übernommenen Amte eines advocatus diaboli so weit, daß er die Arconnati, die er hier sehr verehrte, seinen alten Freund Gans, und die übrigen Einwohner von Berlin mit einander herunterhunzt, wie auch Gute, um V. weiß zu brennen. Wir Andern können nicht umhin, die Sache sehr wahrscheinlich zu finden, und da giebt es Zank und Streit genug. Schon hundertmal hat sich Beckchen vorgenommen, nicht mehr davon zu reden, sie läßt sich immer wieder hineinreißen, ich weißt Du, höre immer auf zu streiten, wenn ich meine Meinung 5 oder 6 mal gesagt habe, und das geschieht sehr bald zu Anfang. War Arconnati nicht auf seiner Reise nach Brüssel in Düsseldorf? Adieu mein Schatz, wir essen heut Alle bei Dirichlets, und ich will vor Tisch noch ein wenig ausgehn. Minna ist verreist, unterdessen ist Luise zu ihrer Mutter gezogen, unterdessen wird Albertine auf 14 Tage bei mir wohnen. Leb wohl. Hensel grüßt von der Leiter herunter, er malt meinen Mantel. Frank wird schon seit 14 Tagen erwartet. Unter drei Jahr wird er wohl nach Düsseld. kommen. Fanny Hensel 19ten Mai 34Zum 1001 Mal hätte ich beinah vergessen, Dir zu schreiben, was Jeder von uns am Ofenschirm gestickt hat. Beckchen hat bei Weitem das brillantere Verdienst, ich nur ein bescheidenes. Sie hat nämlich den Vogel und die lila Blume gearbeitet, ich die blaue, rothe, den Erdboden sammt den Vogelpoten, und die weiße Blume, auf die ich mir etwas einbilde, und nun zum drittenmal addio Fanny Hensel Ich wäre mit meinem Befinden ganz zufrieden, wenn sich meine Augen beßern wollten, liebster Sohn! Stosch giebt mir Hoffnung dazu. Mein Uebel war eine Herzentzündung (wieder was Neues Dummes!) es paßt gar nicht für meine Jahre. Bing ist nebich selbst so krank, daß er niemand besuchen kann. St. hat mich gut, d. h. wenig behandelt. Blut entzogen und jetzt Nervenstärkend verfahren. Dies warme Frühjahr soll sehr aufs Blut wirken. Du bist (leider! für Dich! ähnlich mit mir organisirt, drum hüt Dich schöns Blümelein und befrage ohne Hypochondrie einen vernünftigen Arzt. Du bist leicht erhitzt, laß Dir ein paßendes régime geben, damit ist mehr als mit Arznei gethan. Ich trage mehrere Stunden täglich Eisauf dem Herzen. Hättest Du in mir einen feuerspeienden Hügel erwartet? – Dank für das Auwige; Eier und Butter machen wohl einen beßern Eierkuchen als Salbe; frattanto vedrem! – Dein Paulus soll leben! – il brutto ciclope hat Vatern auch allerlei Angenehmes v. Leipz. über Dich geklatscht, wie es ihm nicht immer widerfährt. Apropos davon, ists nicht zu komisch, daß über Bonn nun hergetratscht wird? Vater ist nicht zu berechnen! – Ich medicire aber v. Keinem, denn welche Liebe, Pflege, Geduld und Güte hab ich v. den Meinen erfahren. Gott lohns ihnen! – Stosch will Vater gern nach Marienbad schicken, wozu er aber jetzt da er mich nicht gern verlaßen möchte, weniger Lust als je hat, obwohl er Herrn Dann zum Gefährten haben kann, und die Solmar dort findet, nebst befreundeter Hanau mit Confiance Madam etc. Ich äußre nicht, wie weh mir die Trennung thäte: vielleicht bekömmts ihm doch gut: indeß ist seine Gesundheit gut bis auf die Augen, ja er erträgt sogar die fontanelle ohne eine Spur v. Nervenreiz. Gott erhalt ihn! – Das Wetter ist nach wiederholten Gewittern wunderlieblich und : mögest Du zum Musikfest die Erfrischung genießen und Dich daran erholen von jedem Schreck den ich Dir gemacht! – Betty wird nun auch in wenigen Tagen hier sein, und Alexanders schwimmen in diesem Moment nach Kopenh. – Bei Gelegenheit dieser Reise sagte Mar. Sal., mit so vielen Kindern würde sie wohl nicht zu reisen haben. – Ferner: Varnh. sei so leidenschaftl., daß sie nicht neben ihm auf dem Sopha sitzen könne!!. Die Pereira schreibt: diese Wittwe aus d. Hause Braganza hat also endlich ihre Ansprüche auf die Krone Portugal aufgegeben! – Unser 21 jähr. Brautpaar beträgt sich viel anständiger als das 49 jähr., das nicht v. Hochzeit hören, sondern vereint um Rahel trauern will. – Kinder, was erlebt man! – Herze Felix, j’écris du volumes de betises! – bleib mir nur gesund und laß den Fleiß hübsch mit angemeßener Bewegung abwechseln. Hast Du das Reiten ein bischen vergeßen, so nimm lieber Stunde v. Neuem, eh Du Dich exponirst. – Mde. Jaques ist v. 7. Kinde entbunden, wozu ich Bendem. s herzlich gratulire. – Sei glücklich, geliebtes Leben und strenge Dich nicht zu sehr an. Verzeih den dummen Br. der noch schwächlichen Mama. Lea Mendelssohn Bartholdy
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Mutters Befinden wird fortan nicht mehr der Gegenstand besonderer Erwähnung seyn. die Sache ist Gottlob beseitigt, es steht Alles auf den alten Füßen, nur</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext, S. 1 Vignette auf dem Briefkopf mit Ansicht des Potsdamer Tors in Berlin; S. 4 leer.</p><handDesc hands="2"><p>Fanny Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-05-19" xml:id="date_13222272-42e2-4e21-900f-170786ffecc6">19. 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Nun hatte <persName xml:id="persName_82fa1d5d-23a2-4c95-bf16-fce019e71b41">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_41736bbd-4bcf-4d1b-b69c-806bd96c060d">Arconnati<name key="PSN0109517" style="hidden" type="person">Arconati Visconti, Costanze Marchesa (1800-1870)</name></persName></hi> brühwarm die Neuigkeit geschrieben, und von ihr eine brühwarme Antwort erhalten, worin sie völlig indignirt erzählt, wie <persName xml:id="persName_60290409-5951-45bc-88fe-be929d26413b">V.<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> sich 8 Tage vor ihrer<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Abreise über <persName xml:id="persName_96801332-453e-4f12-adea-8211ff2ece23">Marianne<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> geäußert habe: sie täusche sich in Bezug auf seine Absichten, übe gegen ihn Coketterien aus, die nicht immer die Feinsten seyen, und als <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_f804d9f7-5674-4be8-b5a3-cdaed2848f12">sie</del> <add place="above">die <hi rend="latintype">Arconnati</hi><name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> ihm entgegnete, daß seine unaufhörlichen Besuche bei ihr sie doch wohl zu solchen Erwartungen veranlassen könnten, antwortete er, er besuche sie blos, um gewisse Briefe von <persName xml:id="persName_2597dd3e-3333-42e2-b388-304298e96234">Rahel<name key="PSN0115452" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833)</name></persName>, die er nur von ihr erhalten könne, in Besitz zu bekommen. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9cfd7ed8-fae3-465a-b083-93ae595c873e">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName></hi> natürlich zeigt Jedermann im Vertrauen den Brief, und es ist ein wahres Wunder, wenn das Brautpaar<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5b80ee5d-96f3-42d2-9fd7-63a547fad63e" xml:lang="de">das Brautpaar – Marianne Saaling hatte sich mit Karl August Varnhagen von Ense verlobt.</note> nichts davon erfährt. Nun geht <persName xml:id="persName_7602bbdc-388e-486e-b6bf-a740b09e20c8">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> in seinem einmal übernommenen Amte eines <hi rend="latintype">advocatus diaboli</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e80ac3c8-abd1-4bbf-b64b-1143e08bc600" xml:lang="la ">advocatus diaboli – lat., Anwalt des Teufels.</note> so weit, daß er die <hi rend="latintype">Arconnati</hi>, die er hier sehr verehrte, seinen alten Freund <hi rend="latintype">Gans</hi>, und die übrigen Einwohner von Berlin mit einander herunterhunzt, wie auch Gute, um <persName xml:id="persName_9b264898-71f8-4691-84fd-ec1d5bfd0415">V.<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> weiß zu brennen. Wir Andern können nicht umhin, die Sache sehr wahrscheinlich zu finden, und da giebt es Zank und Streit genug. Schon hundertmal hat sich <persName xml:id="persName_eac7c6a5-1158-4985-9994-54fe62af842a">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> vorgenommen, nicht mehr davon zu reden, sie läßt sich immer wieder hineinreißen, ich weißt Du, höre immer auf zu streiten, wenn ich meine Meinung <add place="above">5 oder 6 mal<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> gesagt habe, und das geschieht sehr bald zu Anfang. War <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6633efae-e908-4307-a2be-7b91ec11b8c4">Arconnati<name key="PSN0109518" style="hidden" type="person">Arconati Visconti, Giuseppe Marchese (1797-1873)</name></persName></hi> nicht auf seiner Reise nach <placeName xml:id="placeName_1c707008-3033-42ba-b2e8-02be1414bfbd">Brüssel<settlement key="STM0100602" style="hidden" type="locality">Brüssel (Bruxelles)</settlement><country style="hidden">Belgien</country></placeName> in <placeName xml:id="placeName_8b4ec3c5-61ed-4d53-a0a0-c011cb53c41a">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>?<seg type="closer"> Adieu mein Schatz, wir essen heut Alle bei <persName xml:id="persName_016cbafb-9246-448d-a667-d3cae368016c">Dirichlets<name key="PSN0110664" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Familie von → Johann Peter Gustav Lejeune D.</name></persName>, und ich will vor Tisch noch ein wenig ausgehn.</seg> <persName xml:id="persName_661e012d-0196-45d2-bdb7-1a60cf52d7f5">Minna<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName> ist verreist, unterdessen ist <persName xml:id="persName_ca0d5901-2b52-45b8-8734-89b4257b9440">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> zu ihrer <persName xml:id="persName_2d85f7fe-f532-4fb1-a60c-38a90d1ceba4">Mutter<name key="PSN0111895" style="hidden" type="person">Hensel, Johanne Albertine Louise (1764-1835)</name></persName> gezogen, unterdessen wird <persName xml:id="persName_133bb0d0-b97f-4138-a17a-f4cdbbb949fc">Albertine<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> auf 14 <unclear reason="covering" resp="SP">Tage</unclear> bei mir wohnen. <seg type="closer">Leb wohl. <persName xml:id="persName_e10e2b5b-0772-42b8-999a-33190eda333f">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> grüßt von der Leiter herunter,</seg> er malt meinen Mantel. <persName xml:id="persName_bcd3ab63-6ed9-418d-a068-756addec2e3e">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> wird schon seit 14 Tagen erwartet. Unter drei Jahr wird er wohl nach <placeName xml:id="placeName_a3d66d7e-2c38-4758-8839-0ad95a00d1d3">Düsseld<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. kommen.</p><signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_d3bfca26-67e8-4098-b981-31ecda597efe"><docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_415d74ea-e0b3-4f62-a2d6-edc458947140">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_08a0a059-1398-40db-b0f6-74741211d0a5">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor><dateline rend="left"><date cert="high" when="1834-05-19" xml:id="date_f6a6e082-6bea-4ceb-ae2a-233f3ca9d3cd">19ten Mai 34</date></dateline><p style="paragraph_without_indent">Zum 1001 Mal hätte ich beinah vergessen, Dir zu schreiben, was Jeder von uns am Ofenschirm gestickt hat. <persName xml:id="persName_510cd61b-50ba-403d-956b-1760331b1681">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> hat bei Weitem das brillantere<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Verdienst, ich nur ein bescheidenes. Sie hat nämlich den Vogel und die lila Blume gearbeitet, ich die blaue, rothe, den Erdboden sammt den Vogelpoten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_920e1345-c2c6-4b54-8e2a-bb4199f0e417" xml:lang="de">Vogelpoten – holländisch (plattdeutsch), Vogelpfoten.</note> und die weiße Blume, auf die ich mir etwas einbilde, <seg type="closer">und nun zum drittenmal addio</seg></p><signed rend="right"><add resp="FMBC" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_478dcc78-3783-454a-a04e-da2fdff2eda0"><docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_c49864c6-ca71-4463-9d8e-de9236ee8eab">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor><docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_c136a9b8-aed6-485d-9761-e18b566791c5">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">Ich wäre mit meinem Befinden ganz zufrieden, wenn sich meine Augen beßern wollten, liebster Sohn! Stosch giebt mir Hoffnung dazu. Mein Uebel war eine Herzentzündung (wieder was Neues Dummes!) es paßt gar nicht für meine Jahre. Bing ist <hi rend="latintype">nebich</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_dbc5b850-0ce2-417b-a437-a9ccb8bdf0d7" xml:lang="yi ">nebich – jidd. nebbich, leider, schade.</note> selbst so krank, daß er niemand besuchen kann. <persName xml:id="persName_a7af20f8-7547-4c6f-8f57-9226ee0994ad">St.<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> hat mich gut, d. h. wenig behandelt. Blut entzogen und jetzt Nervenstärkend verfahren. Dies warme Frühjahr soll sehr aufs Blut wirken. Du bist (leider! für Dich! ähnlich mit mir organisirt, drum hüt Dich schöns Blümelein und befrage ohne Hypochondrie einen vernünftigen Arzt. Du bist leicht erhitzt, laß Dir ein paßendes <hi rend="latintype">régime</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_edb476c2-03ea-4a37-a548-877cb3af42db" xml:lang="fr ">régime – frz., Behandlung.</note> geben, damit ist mehr als mit Arznei gethan. Ich trage mehrere Stunden täglich <unclear reason="covering" resp="SP">Eis</unclear>auf dem Herzen. Hättest Du in mir einen feuerspeienden Hügel erwartet? – Dank für das Au<gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap>wige; Eier und Butter machen wohl einen beßern Eierkuchen als Salbe; <hi rend="latintype">frattanto vedrem</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6116c68f-a3ab-42e2-84ea-c1a9657f8647" xml:lang="it ">frattanto vedrem! – ital., inzwischen werden wir uns wiedersehen.</note> – Dein Paulus soll leben! – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f23733c8-2498-4fee-bdc0-a33dfd113e29">il brutto ciclope<name key="PSN0114576" style="hidden" type="person">Schlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f964d299-f35c-4997-895c-e2bd8230613d" xml:lang="it ">il brutto ciclope – ital., der hässliche Zyklop, einäugiger Riese, Menschenfresser aus der griechischen Mythologie; gemeint ist Adolph Martin Schlesinger.</note></hi> hat <persName xml:id="persName_4f65297b-b16f-4862-9bd0-d721c5c4b0da">Vatern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> auch allerlei Angenehmes v. <placeName xml:id="placeName_d8ebfcfc-971f-404e-be92-b1c2f3a1ec4e">Leipz<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. über Dich geklatscht, <unclear reason="covering" resp="SP">wie</unclear> es ihm nicht immer widerfährt. <hi rend="latintype">Apropos</hi> davon, ists nicht zu komisch, daß über <placeName xml:id="placeName_e07c0f51-8b61-404d-a374-afa55be57fca">Bonn<settlement key="STM0100103" style="hidden" type="locality">Bonn</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nun hergetratscht wird? Vater ist nicht zu berechnen! – Ich <hi rend="latintype">medicire</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_de82b0f9-ed9b-4420-80cc-14b1a9b69268" xml:lang="de">medicire – medisiren, lästern, schmähen.</note> aber v. Keinem, denn welche Liebe, Pflege, Geduld und Güte hab ich v. den Meinen erfahren. Gott lohns ihnen! – Stosch will Vater gern nach <placeName xml:id="placeName_7293914b-7a91-4a28-b698-b027782c8ed7">Marienbad<settlement key="STM0104562" style="hidden" type="locality">Marienbad</settlement><country style="hidden">Böhmen</country></placeName> schicken, wozu er aber jetzt da er mich nicht gern verlaßen möchte, weniger Lust als je <unclear reason="covering" resp="SP">hat</unclear>, obwohl er Herrn <persName xml:id="persName_cc8bedb0-d538-4377-b167-8a47c444a3cd">Dann<name key="PSN0116481" style="hidden" type="person">Dann, C. Jacob</name></persName> zum Gefährten haben kann, und die <persName xml:id="persName_3df271a7-4923-4786-b11f-fd1498572fe8">Solmar<name key="PSN0114964" style="hidden" type="person">Solmar, Henriette Marie (vorh. Jette Salomon) (1794-1889)</name></persName> dort findet, nebst befreundeter Hanau mit Confiance<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_18d409b3-60d4-4cc1-bb85-63de0c9ec5a9" xml:lang="fr ">Confiance – frz., Vertrauen.</note> Madam <hi rend="latintype">etc</hi>. Ich äußre nicht, wie weh mir die Trennung thäte: vielleicht bekömmts <unclear reason="covering" resp="SP">ihm</unclear> doch gut: indeß ist seine Gesundheit <hi n="1" rend="underline">gut</hi> bis auf die Augen, ja er erträgt sogar die <hi rend="latintype">fontanelle</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bb0de5c1-9310-4116-a60e-9b334b063cbf" xml:lang="de">fontanelle – Fontanelle: künstliches Geschwür in der Haut, über das per Eiterung nach damaliger medizinischer Lehre ein Krankheitsstoff abgeleitet werden sollte.</note> ohne <unclear reason="covering" resp="SP">eine</unclear> Spur v. Nervenreiz. Gott erhalt ihn! – Das Wetter ist nach wiederholten Gewittern wunderlieblich und <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap>: mögest Du zum <placeName xml:id="placeName_067c79ad-80df-4b6a-b6fd-70887f164118">Musikfest<name key="NST0100321" style="hidden" subtype="" type="institution">16. Niederrheinisches Musikfest (1834)</name><settlement key="STM0100106" style="hidden" type="locality">Aachen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> die Erfrischung genießen und Dich daran erholen von jedem Schreck den ich Dir gemacht! – <persName xml:id="persName_c09f11d4-2ca2-4cab-9008-1eaacc76ab0d">Betty<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> wird nun auch in wenigen Tagen hier sein, und <persName xml:id="persName_03213770-e87b-45f5-a276-024706cce4a0">Alexanders<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8d9de5a7-fd88-4f7c-bbb6-ebe86195b498" xml:lang="de">Alexanders – Marianne und Alexander Mendelssohn mit ihren zu jener Zeit sieben Kindern.</note> schwimmen in diesem Moment nach <placeName xml:id="placeName_c9ef52e0-d4bb-4db3-bfc9-c8bd1a67ee56">Kopenh<settlement key="STM0100112" style="hidden" type="locality">Kopenhagen</settlement><country style="hidden">Dänemark</country></placeName>. – Bei Gelegenheit dieser Reise sagte <persName xml:id="persName_6a5ddccc-5c96-4a5d-afa3-4a5e4fea27ab">Mar. Sal.<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName>, mit <hi n="1" rend="underline">so</hi> vielen Kindern würde sie wohl nicht zu reisen haben. – Ferner: <persName xml:id="persName_1f67f077-7771-4255-91bc-7d7ff5b96264">Varnh<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName>. sei so leidenschaftl., daß sie nicht neben ihm auf <unclear reason="covering" resp="SP">dem</unclear> Sopha sitzen könne!!. Die <persName xml:id="persName_34cc66c6-e3a5-4590-8ad7-9aa3debe7cdd">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName> schreibt: diese Wittwe aus d. Hause Braganza<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1ac9fbf2-3aad-4793-ad44-a9c78c265c8e" xml:lang="de">diese Wittwe aus d. Hause Braganza – Zwischenresultat im Machtkampf in Portugal, bei dem auch Thronverzichte ausgesprochen und widerrufen wurden.</note> hat also endlich ihre Ansprüche auf die Krone Portugal aufgegeben! – Unser 21 jähr. Brautpaar beträgt sich viel anständiger <unclear reason="covering" resp="SP">als</unclear> das 49 jähr., das nicht v. Hochzeit hören, sondern vereint um <persName xml:id="persName_f7550f6e-e3df-4fe3-aea0-929c3390b883">Rahel<name key="PSN0115452" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833)</name></persName> trauern will. – Kinder, was erlebt man! – Herze Felix, <hi rend="latintype">j’écris du volumes de betises</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5fe20b59-6286-47f1-8176-e1e040806933" xml:lang="fr ">Felix, j’écris du volumes du betises! – frz., Felix, ich schreibe Bände der Dummheit!</note> – bleib mir nur gesund und laß den Fleiß hübsch mit angemeßener Bewegung abwechseln. Hast Du das Reiten ein bischen vergeßen, so <unclear reason="covering" resp="SP">nimm</unclear> lieber Stunde v. Neuem, eh Du Dich exponirst. – Mde. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fbd1003f-919c-4f65-89f9-5df7c3879309">Jaques<name key="PSN0117169" style="hidden" type="person">Jaques, Jeannette Wilhelmine (1792-1872)</name></persName></hi> ist v. <persName xml:id="persName_847bb768-3cad-44d9-8921-e73322b5f96b">7. Kinde<name key="PSN0118786" style="hidden" type="person">Jaques, Julie Henriette Wilhelmine Emilie Pauline (1834-?)</name></persName> entbunden, wozu ich <persName xml:id="persName_c5ee27e9-e385-4bb1-b38f-997cf881bd98">Bendem<name key="PSN0109803" style="hidden" type="person">Bendemann, Familie von → Anton Heinrich B.</name></persName>.s herzlich gratulire. – <seg type="closer">Sei glücklich, geliebtes Leben und strenge Dich nicht zu sehr an.</seg></p><closer rend="left">Verzeih den dummen Br.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_cfd9ca6e-0285-4ba4-b1b4-aa84eaf1a585" xml:lang="de">Br. – Brief.</note> der noch schwächlichen Mama. </closer><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed></div></body></text></TEI>