gb-1834-04-27-01
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Berlin, 27. April 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 3-4 / 27 / 4], [?].
Fanny Hensel
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
frei.
Bülletin.
Die Nacht war ganz ruhig und gut, jetzt ist es Mittag,
Gott sey Dank, daß es so vorübergegangen ist. Wir haben in dieser Woche rechten Wechsel erfahren. Unser letzter
Mutters Hauptübel besteht noch in heftigem Herzschlagen,
Eben geht H
Gem nicht wenig Schund. Wenn
Gemvon jämmerlich käme, fände ich den Titel analoger. Deine
Gemein Hauptwerk, einen Walzer habe kennen lernen. Komponirt habe ich lange nichts. Ausgeschrieben! Was soll man machen? Soll man wie H. Hünten einen Walzer fürs
Gemschreiben?
à moins d’accident, fertig wird. Tausend Grüße v.
Mutter grüßt noch tausendmal, und läßt Dir befehlen, gesund zu bleiben. Dazu wird meine Erlaubniß ein
Sonntag, 27 April 34. blaue Stube. Bülletin. Die Nacht war ganz ruhig und gut, jetzt ist es Mittag, Mutter hat eben 2 Apfelsinen verzehrt, und ist ganz munter, hat auch Erlaubniß, aufzustehn, wenn sie will. Das war ein Schreckschuß, lieber Felix, und wer sie vorgestern abend gesehn hat, hätte nicht an die Möglichkeit geglaubt, daß sie gestern wieder so erholt seyn würde. Gott sey Dank, daß es so vorübergegangen ist. Wir haben in dieser Woche rechten Wechsel erfahren. Unser letzter Brief war glaub ich, das Tollste, was Du noch in Düsseldorf erhalten hast, wir waren wirklich ganz exaltirt vor Lachen, Schreien und Wundern, 2 Stunden drauf wurde Mutter krank. Die Agitation über Paul, worüber sie sich doch sehr freut, und über Marianne, die sie im Grunde, wie auch Varnhagen, sehr lieb hat, mochten wol das ihrige dazu beigetragen haben. Uebrigens kann ich Dich versichern, daß sie, während die Krankheit am Aergsten war, jeden freien Augenblick dazu benutzt hat, von Marianne zu sprechen und sich erzählen zu lassen, was der und Jener darüber sagt. Paul nämlich ist ganz in Grund gebohrt, es spricht kein Mensch von ihm, nicht einmal wir. Mutter läßt Dir sagen, sie habe Nathan zum Rabbiner geschickt, um genau zu erfahren, wie alt die Braut ist: 49 Jahr, grade so alt, wie er. Mutters Hauptübel besteht noch in heftigem Herzschlagen, wogegen sie Eis auf der Brust trägt, dies Mittel incommodirt sie gar nicht, und thut ihr sehr wohl. Sie läßt Dir sagen, Deinen Arzt, wenn Du einen hast, darauf aufmerksam zu machen, daß Du auch die Disposition zu starkem Herzklopfen hast. Stosch sagt, man könne und müsse früh dagegen etwas thun. Mit Stosch sind wir außerordentlich zufrieden, er ist sehr ernst, aufmerksam, examinirt bis ins kleinste Detail, und hat obenein die unvergleichliche Eigenschaft, im Hause zu wohnen; sodaß er vorgestern 5mal unten war, was man doch von keinem Andern, mit dem besten Willen, verlangen könnte. Eben geht H Bendemann weg, den Mutter einen Augenblick zu sehn verlangt hat. Er hat schon gestern Deine Sachen geschickt, für die wir bestens danken. Nein, mein Söhnchen, diesmal war ich nicht wieder solche Pute, den Zettel herauszuziehn, aber spielen konnte ich die Sonate noch nicht. Mutter hat sich Deine Zettel vorlesen lassen, und dankt sehr für das Album. Einen schönen Gräuel haben sie aus Hensels Zeichnung gemacht; da sie nichts daran getroffen haben, ist es mir fast lieb, daß sie den Namen auch nicht getroffen haben, er hat aber doch besonderes Pech mit Lithographie. Ueberhaupt enthält das Gem nicht wenig Schund. Wenn Gem von jämmerlich käme, fände ich den Titel analoger. Deine beiden Stücke scheinen sehr hübsch zu seyn, ich habe sie nur bis jetzt gelesen. Aber Dein Frühlingslied ist eben so wenig ähnlich wie Dein Bild. Denke Dir, daß ich unmoderne Personen von dem berühmten Hünten zuerst in diesem Gem ein Hauptwerk, einen Walzer habe kennen lernen. Komponirt habe ich lange nichts. Ausgeschrieben! Was soll man machen? Soll man wie H. Hünten einen Walzer fürs Gem schreiben? Hensels Bild rückt sehr vor, und wird wunderschön. Ich hoffe, daß er, à moins d’accident, fertig wird. Tausend Grüße v. Marianne und Varnhagen, sie gehn eben weg. Ueberhaupt haben Rebecka und ich den ganzen Tag über Besuche zu empfangen, während wir abwechselnd drin bei Mutter sind. Lebe wohl, mein Herz, hoffentlich werden wir Dir morgen die besten Nachrichten zu geben haben. Deine Fanny Mutter grüßt noch tausendmal, und läßt Dir befehlen, gesund zu bleiben. Dazu wird meine Erlaubniß ein Pferd zu halten, wol das ihrige beitragen. Adieu. Auch Vater läßt sehr grüßen.
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Einen schönen Gräuel haben sie aus <title xml:id="title_0acd3853-4993-4f89-97e4-0ba9899f5dae">Hensels Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109176" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Zeichnung 1833)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cb347081-4968-460b-a07d-c1ea80b069c4" xml:lang="de">Hensels Zeichnung – Im August 1833 bestellte Mendelssohn bei Hensel ein Bleistiftporträt, da Nicolas Mori im Musical Gem: A Souvenir for 1834, ein Bild von ihm drucken wollte. Nach dieser Vorlage entstand die Lithographie von Robert Jacob Hamerton, die im Musical Gem erschien (Klein, Das Mendelssohn-Archiv der Staatsbibliothek zu Berlin, S. 31).</note> gemacht; da sie nichts daran getroffen haben, ist es mir fast lieb, daß sie den Namen auch nicht getroffen haben, er hat aber doch besonderes Pech mit Lithographie.</p> <p><seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Ueberhaupt enthält das <hi rend="latintype"><title xml:id="title_2e77a7e1-8e32-4437-acc3-f77cebc619dd">Gem<name key="PSN0113424" style="hidden" type="author">Mori, Nicolas (1796–1839)</name><name key="CRT0110013" style="hidden" type="music">The Musical Gem: A Souvenir for 1834</name></title></hi> nicht wenig Schund. Wenn <hi rend="latintype">Gem</hi> von jämmerlich käme, fände ich den Titel analoger. Deine <title xml:id="title_c7b46f6a-5405-42a2-a48b-2cfd5f2e41b1">beiden Stücke<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_t1iyvnft-jt6r-b6qh-veat-ocj47dlfg3hi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100624" style="hidden">Two Musical Sketches für Klavier, 1833/1834; enthält MWV U 93 und U 94<idno type="MWV">SD 8</idno><idno type="op"></idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a0080ad1-3416-4b48-a4f2-25a8ef507db1" xml:lang="de">Deine beiden Stücke – Two Musical Sketches, gedruckt in The musical gem. A Souvenir for 1834: Andante cantabile B-Dur, MWV U 93, und Presto agitato g-Moll, MWV U 94.</note> scheinen sehr hübsch zu seyn, ich habe sie nur bis jetzt gelesen. Aber Dein <title xml:id="title_caa4a9a0-5213-4719-b349-48893b240bee">Frühlingslied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hajpedtu-rncy-fyda-hqmc-l0d7cgtd5j3f"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100247" style="hidden">Frühlingslied »Jetzt kommt der Frühling«, [April 1824 oder später, bis 1827]<idno type="MWV">K 17</idno><idno type="op">8/6</idno></name></title> ist eben so wenig ähnlich wie Dein Bild. 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Dazu wird meine Erlaubniß ein <persName xml:id="persName_5d99c6da-1ebf-4f5f-b522-7282e7c85be7">Pferd<name key="PSN0115413" style="hidden" type="person">Tyrol (Tirol), Pferd von → Felix Mendelssohn Bartholdy (-)</name></persName> zu halten, wol das ihrige beitragen. Adieu. Auch <persName xml:id="persName_3afc4bb4-d447-4adf-9a3e-137e1d9d2fd5">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> läßt sehr grüßen.</p> </div> </body> </text></TEI>