gb-1834-04-26-01
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Berlin, 26. April 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Abraham Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Berlin
Das waren wieder einige tolle Tage, folle journée de mercredi, nicht in einer bien sérieuse stricte journée de vendredi ausgegangen ist. Nachdem Dir die ter starkerer Aderlas erfolgen, gleichzeitig mit einem Bendemann
Mutters Hauptübel, über welches sie sich schon seit Jahren beklagt, ist ein zu heftiger und weitverbreiterter Herzschlag, und sie sagt, daß Du auch daran leiden wirst. Ist dem so, so sage es zeitig einem Artzt, zu dem Du Zutrauen hast, und laß es nicht einreißen; es kann sonst leicht die Quelle späterer Leiden werden.
Berlin 26 April 1834 Das waren wieder einige tolle Tage, mein lieber Felix, und Du kannst mit uns dem Himmel danken, daß die folle journée de mercredi, nicht in einer bien sérieuse stricte journée de vendredi ausgegangen ist. Nachdem Dir die Schwestern am Mittwoch die Verlobung eines hundertjährigen Paares (zusammen versteht sich) gemeldet hatten, fuhren wir zusammen zu Me Beer hinaus, und sollten Mittag bei Marianne seyn. Mutter, welche seit einiger Zeit schon sehr über Kopfweh klagte, hatte sich in den letzten Tagen mannigfach, und zuletzt über Marianes eilige Verlobung unglaublich agitirt, den ganzen Tag auf das aufgeregteste und lebhafteste gesprochen, und fühlte sich beim Zuhausefahren so unwohl, daß sie nicht mit zu M. konnte, sondern sich zu Bett legen mußte. Mir, dem bis jezt Mutters Unpäßlichkeiten fast eine Sorge gemacht, erschien diese gleich ernsthaft. ich blieb zu Hause bis ich den Artzt (Av. Stosch) gesprochen hatte, der an einem Aderlaß aufs erste wollte, weil er Mutters Natur noch nicht kannte, und ihr eine Medizin gab, welche die Übelkeiten, über die sie sich besonders beklagte, auch gleich conjirte. Am Donnerstag früh, ging Mutter gleich wieder in die Speisekammer u s. w. als sie aber wieder heraufkam, traf ich zufällig mit ihr in der Schlafstube zusammen und fand sie in einem sehr üblen Zustand. Die Übelkeiten waren verstärkt wiedergekehrt, zugleich ein unerträglicher Kopfschmerz, ich konnte nicht mehr eines der Mädchen rufen, sondern brachte sie selbst ins Bett, in welchem sie sich zwar nach und nach wieder beruhigte, doch kehrten, nachdem sie etwas genoßen, jene Übelstände so heftig wieder ein, daß als, ich nach einem nothwendigen Gange wieder zu Hause kam, schon den Chirurgus traf, der zur Ader laßen mußte: das half auch ein paar Stunden, doch war die Nacht schlecht, und der gestrige Tag sehr schlimm. so daß zu lebhaften Besorgnißen Veranlaßung war. Gegen Abend musste ein 2ter starkerer Aderlas erfolgen, gleichzeitig mit einem, die Würckung war sehr heftig, und eine lange Ohnmacht die Folge davon, doch calmirte sich Gottseydank! in der Nacht der Zustand nach und nach, die Gefahr war beseitigt, und Mutter uns erhalten. Sie ist heute ganz ruhig, schmerzlos, und sogar lustig; sie hat eben etwas mit Lust genoßen, zum erstenmale seit 60 Stunden, muß sich noch sehr schonen, und kann Dir daher, da sie das Bett wohl noch einige Tage lang wird hüten müßen, nicht selbst schreiben. Indeßen kennst Du mich und meine Grundsätze in dieser Beziehung, ich habe Dir die reine Wahrheit geschrieben, und freue mich heute eben so sehr sie Dir schreiben zu können, als ich mich gestern vor dem Brief ängstigte: Die Schwestern die Mutters Bette nicht verlaßen, schreiben Dir Morgen und bis Mutter wieder aufgestanden, bekommst Du jeden Tag Brief. Heut hat A Bendemann Deine Zeichnung, Gem u s. w: geschickt, und Mutter hat sich alles besehen, und Deine Nachrichten sich vorlesen laßen. Dein Bild ist abscheulich, ich meyne das von Dir, nehmlich das was nicht von Dir ist, sondern Dein Portrait, was eben so gut eines von andern seyn könnte; aber Deine Nachricht ist gut, wie ich höre, was hat sie geliefert? Mutters Hauptübel, über welches sie sich schon seit Jahren beklagt, ist ein zu heftiger und weitverbreiterter Herzschlag, und sie sagt, daß Du auch daran leiden wirst. Ist dem so, so sage es zeitig einem Artzt, zu dem Du Zutrauen hast, und laß es nicht einreißen; es kann sonst leicht die Quelle späterer Leiden werden. Lebe wohl und bleibe gesund. Dein Vater
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Wulff, wohnte im eigenen Haus am Exzerzierplatz im Tiergarten, vor der Stadt (spätere Adresse: In den Zelten 7).</note> hinaus, und sollten Mittag bei <persName xml:id="persName_aeb04b54-e456-4512-b967-39ec82e6dd25">Marianne<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> seyn. <persName xml:id="persName_fcaf29c6-abad-4dfb-ba96-4e03b88ad017">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, welche seit einiger Zeit schon sehr über Kopfweh klagte, hatte sich in den letzten Tagen mannigfach, und zuletzt über Marianes eilige Verlobung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cd1cd6ee-6015-452c-b63a-6022ddc501f0" xml:lang="de">Marianes eilige Verlobung – Verlobung Marianne Saalings mit Karl August Varnhagen van Ense.</note> unglaublich agitirt, den ganzen Tag auf das aufgeregteste und lebhafteste gesprochen, und fühlte sich beim Zuhausefahren so unwohl, daß sie nicht mit zu <persName xml:id="persName_b2fed25d-89f2-4c42-8d51-e4c8a1754f52">M<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName>. konnte, sondern sich zu Bett legen mußte. 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Stosch<name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName>) gesprochen hatte, der an einem Aderlaß <unclear reason="covering" resp="SP">aufs</unclear> <seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> erste wollte, weil er Mutters Natur noch nicht kannte, und ihr eine Medizin gab, welche die Übelkeiten, über die sie sich besonders beklagte, auch gleich conjirte.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a60e1d5b-a4d2-4847-b501-ee2b6a9cdd0e" xml:lang="de">conjirte – beseitigte.</note> Am <date cert="high" when="1834-04-24" xml:id="date_6f1f3356-53c7-44a4-bc1a-469bceac0373">Donnerstag</date> früh, ging Mutter gleich wieder in die Speisekammer u s. w. als sie aber wieder heraufkam, traf ich zufällig mit ihr in der Schlafstube zusammen und fand sie in einem sehr üblen Zustand. Die Übelkeiten waren verstärkt wiedergekehrt, zugleich ein unerträglicher Kopfschmerz, ich konnte nicht mehr eines der Mädchen rufen, sondern brachte sie selbst ins Bett, in welchem sie sich zwar nach und nach wieder beruhigte, doch kehrten, nachdem sie etwas genoßen, jene Übelstände so heftig wieder ein, daß als, ich nach einem nothwendigen Gange wieder zu Hause kam, schon den Chirurgus traf, der zur Ader laßen mußte: das half auch ein paar Stunden, doch war die Nacht schlecht, und der gestrige Tag sehr schlimm. so daß zu<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>lebhaften Besorgnißen Veranlaßung war. 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Indeßen kennst Du mich und meine Grundsätze in dieser Beziehung, ich habe Dir die reine Wahrheit geschrieben, und freue mich heute eben so sehr sie Dir schreiben zu können, als ich mich gestern vor dem Brief ängstigte: Die Schwestern die Mutters Bette nicht verlaßen, schreiben Dir Morgen und bis Mutter wieder aufgestanden, bekommst Du jeden Tag<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>Brief. Heut hat <persName xml:id="persName_6eb85919-a8d8-4408-9ebd-e11e2c8e92e1">A <hi rend="latintype">Bendemann</hi><name key="PSN0109805" style="hidden" type="person">Bendemann, Anton Heinrich (bis 1811: Aaron Hirsch Bendix) (1775-1866)</name></persName> Deine Zeichnung,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_166a5779-90a0-4018-97ce-3367d1c698db" xml:lang="de">Deine Zeichnung – nicht ermittelbar. </note> <title xml:id="title_d6392e2e-f8e4-4bfc-86c2-a7b37663cfa0">Gem<name key="PSN0113424" style="hidden" type="author">Mori, Nicolas (1796–1839)</name><name key="CRT0110013" style="hidden" type="music">The Musical Gem: A Souvenir for 1834</name></title><gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap> u s. w: geschickt, und Mutter hat sich alles besehen, und Deine <title xml:id="title_e9743ab4-d804-4522-a7a7-77f46b9bcdd2">Nachrichten <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-04-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 15. 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Januar 1834, Z. 40: Henselsche Zeichnung.</note> was eben so gut eines von andern seyn könnte; aber Deine Nachricht ist gut, wie ich höre, was hat sie geliefert?</p> <p>Mutters Hauptübel, über welches sie sich schon seit Jahren beklagt, ist ein zu heftiger und weitverbreiterter Herzschlag, und sie sagt, daß Du auch daran leiden wirst. Ist dem so, so sage es zeitig einem Artzt, zu dem Du Zutrauen hast, und laß es nicht einreißen; es kann sonst leicht die Quelle späterer Leiden werden.</p> <closer rend="left">Lebe wohl und bleibe gesund.</closer> <signed rend="right">Dein Vater</signed> </div> </body> </text></TEI>