gb-1834-03-24-01
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Berlin, 24. März 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN 6-7 / 25 / 3]. Siegel
Rebecka Lejeune Dirichlet
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
MendelssohnBartholdy.
DüsseldorfPalmarum, habe ich zum ersten Male nach Dir, die
Dieser
Einer von h erklärt sie zwar für Liebende, aber wo erblickt der nicht ein verliebtes Paar. Sogar auf dem glänzenden Butterbrote pp. Hierher gehört, daß der
Man glaubt, Jaques, das kommt von dem vielen Brautwerden. Laß Dir doch von Mutter sagen, was Vater von dem
Popotheose. Wenn Du es weiter erzählst, so nenne mich nicht, wem sollst Du es aber in Düsseldorf erzählen, wenn nicht etwa Sohn selber. Aber nenne mich nicht, sonst darf ich nicht wieder unter meinem wahren Namen nach Düsseldorf kommen. Adieu. Der Ofenschirm ist fertig, man streitet nur noch, ob er hier vom Tischler gemacht werden soll und wie.
Berlin den 24sten März. Gestern am Sonntage Palmarum, habe ich zum ersten Male nach Dir, die Passion wieder gehört. Sie ging niederträchtig, ich habe aber von Anfang bis zu Ende geheult, wie ein Kalb, vor lauter Schönheit und vor lauter Erinnerungen. Der Akademiesaal kommt mir vor wie ein Kirchhof, so viele liebe Erinnerungen liegen darin begraben. Devrient kam Abends, ich ließ mir noch einmal von ihm die ganze Aufführungsgeschichte erzählen, wie Du einen Waldteufel dazu setzen wolltest, und Dir Geld von ihm pumptest um Dir gleiche Handschuh wie er, zu kaufen u. s. w. Es sind schon 5 Jahre her, damals dachte ich freilich nicht, daß es mich einmal freuen würde, Dich nicht hier zu wissen. Aber Du hättest gestern Deine Freude gehabt, zu sehen, wie die Musik einem durchaus von nichts wissenden Zuhörer einging, dem Grafen Lenzi aus Zante, von dem wir bisher nicht viel anders als Brocken Philosophie gehört habe, der war aber wie versteinert, daß es so etwas gäbe, und ich habe ihm den Eindruck fast beneidet, mit welcher, gar nichts von guter Musik zu wissen, und nun, unbefangen die Passion zu hören. Der Mann ist 11 Jahr von seinem Vaterlande entfernt, und hat alle Städte durchstudirt, jetzt reiste er nach Zante zurück, um dort Schullehrer zu werden. Der erzählt von einem dortigen Gebrauch, der empörender ist, als alle andern Majorate, es ist nämlich unter einigen vornehmen Familien Sitte, nicht Gesetz, daß nur der älteste Sohn der Familie heirathen darf, er ist solch ein Ältester; ob er aber, da er doch durch seinen Schulunterricht den Bildungszustand seines Vaterlands verbessern will, so aufgeklärt seyn wird, seine Brüder davon zu emancipiren, weiß ich nicht. Ich habe ihm einstweilen versprochen, daß ihn Walter in den Ferien auf Zante besuchen soll. Dieser Walter ist gespänt, und hat auch dieses mit unglaublicher Ruhe ertragen, er ist jetzt im Besitz von 6 Zähnen, und ein liebes Kerlchen. Komm, und sieh ihn. Ich hatte bestimmt gedacht, Du würdest Mutter zum Geburtstag das Versprechen, uns im Sommer zu besuchen, schenken. Was wirst Du denn anfangen. Nach London willst Du nicht gehen? Du wirst aber doch nach London gehen. Schreibe was darüber, ich möchte wissen, ob dieser Sommer etwas Anderes bringen wird, als Blüthen und Früchte, und Staub. Einer von Hensels Schülern, Namens Burggraf, hat ein allerliebstes Bildchen gemacht, ein junger Mensch und ein Mädchen, die ein Bild ansehen. Es ist so durchaus einfach und ausdrucksvoll, die Köpfchen so allerliebst, und ohne alle Anspielungen und Spielereien den Character der Zeit ausgedrückt. Die jungen Leute sitzen so ehrbar und andächtig neben einander, daß man sie gewiß für Geschwister halten muß, Paul h erklärt sie zwar für Liebende, aber wo erblickt der nicht ein verliebtes Paar. Sogar auf dem glänzenden Butterbrote pp. Hierher gehört, daß der Berliner das Kind auf Hildebrandts Bilde für einen Jungen hält. Eben wirds Nacht, um 2 Uhr Mittags, vor Schnee, Hagel und Regen, dazu blüht der Mandelbaum, und Flieder und Stachelbeersträucher sind grün. Man glaubt, Varnhagen werde die Solmar heirathen, mir kommts auch so vor, was sagst Du? An meinem Spiegel hängen drei geborne Jungen, einer von Frau v. Stosch, einer von der Devrient, und einer von der Haber. Zu erwarten sind: junge Kugler Nobiling dann Westphal Jaques, das kommt von dem vielen Brautwerden. Laß Dir doch von Mutter sagen, was Vater von dem Bilde von Sohn gesagt hat, mir verbietet es die Sitte. Ich wills aber doch erzählen. Erstens sagt er, weil kein Aktäre da ist, über den sie alle so böse sind, sie wären böse, daß sie noch ein Lümpchen anhätten. Dann sagte er, als erzählt wurde, im Düsseldorfer Blatt sey dieses Bild eine Apotheose der weiblichen Tugend genannt, es wäre vielmehr eine Popotheose. Wenn Du es weiter erzählst, so nenne mich nicht, wem sollst Du es aber in Düsseldorf erzählen, wenn nicht etwa Sohn selber. Aber nenne mich nicht, sonst darf ich nicht wieder unter meinem wahren Namen nach Düsseldorf kommen. Adieu. Der Ofenschirm ist fertig, man streitet nur noch, ob er hier vom Tischler gemacht werden soll und wie. Rebecka Lejeune Dirichlet
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-03-24-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1834-03-24-01">Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 24. März 1834</title> <title level="s" type="incipit">Gestern am Sonntage Palmarum, habe ich zum ersten Male nach Dir, die Passion wieder gehört. Sie ging niederträchtig, ich habe aber von Anfang bis zu Ende geheult, wie ein Kalb, vor lauter Schönheit und vor</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1833-10-28-01" type="precursor" xml:id="title_8e88b443-d9c1-4e29-9c6a-1a6cf82823fe">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833</title> <title key="fmb-1834-04-07-03" type="successor" xml:id="title_70f2ba11-21ba-4d6d-b778-c3b665f1505a">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Düsseldorf, 7. April 1834</title> <author key="PSN0110673">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-03-24">24. 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Sie ging niederträchtig, ich habe aber von Anfang bis zu Ende geheult, wie ein Kalb, vor lauter Schönheit und vor lauter Erinnerungen. Der <placeName xml:id="placeName_771279dd-47e5-4cba-97b6-47973acf2978">Akademiesaal<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kommt mir vor wie ein Kirchhof, so viele liebe Erinnerungen liegen darin begraben. <persName xml:id="persName_94e33ba5-4687-426c-b864-3183f47be56c">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> kam Abends, ich ließ mir noch einmal von ihm die ganze Aufführungsgeschichte erzählen, wie Du einen Waldteufel dazu setzen wolltest, und Dir Geld von ihm pumptest um Dir gleiche Handschuh wie er, zu kaufen u. s. w. Es sind schon 5 Jahre her,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7b7bf40-4ec2-4667-b44e-ce7de96bae37" xml:lang="de">Es sind schon 5 Jahre her – Anspielung auf die erste Wiederaufführung der Matthäus-Passion am 11. und 21. März 1829 unter der Leitung von Mendelssohn.</note> damals dachte ich freilich nicht, daß es mich einmal freuen würde, Dich nicht hier zu wissen. Aber Du <add place="above">hättest<name key="PSN0110673" resp="writers_hand" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> gestern Deine Freude gehabt, zu sehen, wie die Musik einem durchaus von nichts wissenden Zuhörer einging, dem Grafen <persName xml:id="persName_db98b862-4732-4d93-8ea0-186f3703ebbb">Lenzi<name key="PSN0112780" style="hidden" type="person">Lunzi, Ermanno Conte (1806-1868)</name></persName> aus <placeName xml:id="placeName_7497fa78-a3fa-4de9-8105-44b6bd7cc834">Zante<settlement key="STM0104647" style="hidden" type="locality">Zakynthos</settlement><country style="hidden">Griechenland</country></placeName>, von dem wir bisher nicht viel anders als Brocken Philosophie gehört habe, der war aber wie versteinert, daß es so etwas gäbe, und ich habe ihm den Eindruck fast beneidet, <del cert="high" rend="strikethrough">mit welcher,</del> gar nichts von guter Musik zu wissen, und nun, unbefangen die Passion zu hören. Der Mann ist 11 Jahr von seinem Vaterlande entfernt, und hat alle Städte durchstudirt, jetzt reiste er nach Zante zurück, um dort Schullehrer zu werden.<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Der erzählt von einem dortigen Gebrauch, der empörender ist, als alle andern Majorate,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_45cd5923-d7d5-4b3b-b2cd-ba2c719590b0" xml:lang="de">Majorate – Ältestenrechte.</note> es ist nämlich unter einigen vornehmen Familien Sitte, nicht Gesetz, daß nur der älteste Sohn der Familie heirathen darf, er ist solch ein Ältester; ob er aber, da er doch durch seinen Schulunterricht den Bildungszustand seines Vaterlands verbessern will, so aufgeklärt seyn wird, seine Brüder davon zu emancipiren, weiß ich nicht. Ich habe ihm einstweilen versprochen, daß ihn Walter in den Ferien auf Zante besuchen soll.</p> <p>Dieser <persName xml:id="persName_c3c75906-a37c-43b2-adc3-420b04cdfed5">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> ist gespänt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_81ce5116-dbff-49fa-89f8-705c65407453" xml:lang="de">gespänt – entwöhnt, abgestillt.</note> und hat auch dieses mit unglaublicher Ruhe ertragen, er ist jetzt im Besitz von 6 Zähnen, und ein liebes Kerlchen. Komm, und sieh ihn. Ich hatte bestimmt gedacht, Du würdest <persName xml:id="persName_af62fe5f-c9f4-4a4d-b561-cdec128fc8e8">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> zum <date cert="high" when="1834-03-15" xml:id="date_0d99f108-7503-40d1-a6e5-1aa083683723">Geburtstag</date> das Versprechen, uns im Sommer zu besuchen, schenken. Was wirst Du denn anfangen. Nach <placeName xml:id="placeName_cdb58c35-c1d9-41fc-8e2a-9e26a94c8233">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> willst Du nicht gehen? Du wirst aber doch nach London gehen. Schreibe was darüber, ich möchte wissen, ob dieser Sommer etwas Anderes bringen wird, als Blüthen und Früchte, und Staub.</p> <p>Einer von <persName xml:id="persName_4fc12653-383b-4e4f-b382-114901a5d379">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> Schülern, Namens <persName xml:id="persName_97cab536-4774-414b-9dcd-df66d7e567eb">Burggraf<name key="PSN0110206" style="hidden" type="person">Burggraf, Karl (1803-1857)</name></persName>, hat ein allerliebstes Bildchen gemacht, ein junger Mensch und ein Mädchen, die ein Bild ansehen. Es ist so durchaus einfach und ausdrucksvoll, die Köpfchen so allerliebst, und ohne alle Anspielungen und Spielereien den Character der Zeit ausgedrückt. Die jungen Leute sitzen so ehrbar und andächtig neben<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>einander, daß man sie g<unclear reason="covering" resp="SP">ewiß</unclear> für Geschwister halten muß, <persName xml:id="persName_150d2c96-55bc-423d-ba1b-e83ccaa4f019">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> <del cert="high" rend="strikethrough">h</del> erklärt sie zwar für Liebende, aber wo erblickt der nicht ein verliebtes Paar. Sogar auf dem glänzenden Butterbrote pp. Hierher gehört, daß der <placeName xml:id="placeName_5c5a9d50-5b30-4d6b-8800-fc71a14b02e8">Berliner<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> das Kind auf <title xml:id="title_da085db8-8e33-4b4f-afa9-a398228f9618">Hildebrandts Bilde<name key="PSN0111982" style="hidden" type="author">Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804–1874)</name><name key="CRT0109262" style="hidden" type="art">Der kranke Ratsherr</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_56872d17-6726-4573-9408-e8ab674933f1" xml:lang="de">Hildebrandts Bilde – siehe Hensel, Tagebücher, S. 52: Der kranke Ratsherr, sein Töchterchen segnend.</note> für einen Jungen hält. Eben wirds Nacht, um 2 Uhr Mittags, vor Schnee, Hagel und Regen, dazu blüht der Mandelbaum, und Flieder und Stachelbeersträucher sind grün.</p> <p>Man glaubt, <persName xml:id="persName_7a7e7276-b233-43d1-b7fa-3cc6fe9f07d6">Varnhagen<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> werde die <persName xml:id="persName_37436fef-bc1e-4b10-9894-dc56fedaca56">Solmar<name key="PSN0114964" style="hidden" type="person">Solmar, Henriette Marie (vorh. Jette Salomon) (1794-1889)</name></persName> heirathen, mir kommts auch so vor, was sagst Du? An meinem Spiegel hängen drei geborne Jungen, einer von Frau <persName xml:id="persName_2d845866-8910-4590-906b-9987463b4c7e">v. Stosch<name key="PSN0115164" style="hidden" type="person">Stosch, Adelheid von (1794-1867)</name></persName>, einer von der <persName xml:id="persName_fcb91196-dacd-4136-8604-3dca1a5353ec">Devrient<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bd868165-fdb6-4b3e-986d-46d90ec0a782" xml:lang="de">einer von der Devrient – Therese Devrient, gemeint ist ihr am 18. März geborener Sohn Georg.</note> und einer von der <persName xml:id="persName_d503a9c6-b36e-422b-acd7-63dac141534f">Haber<name key="PSN0111650" style="hidden" type="person">Haber, Susanne von (1811-1887)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eec36a0b-747d-4b2f-af21-bed204f378ee" xml:lang="de">einer von der Haber – Gemeint ist Susanne von Habers am 21. März geborener Sohn Rudolf.</note> Zu erwarten sind: junge <persName xml:id="persName_b38a7f86-084d-43d3-bd7a-b99273fed2ad">Kugler<name key="PSN0117328" style="hidden" type="person">Kugler, Clara Susanne (1812-1873)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de177f1c-8a8e-4175-aab8-ea470e1cca19" xml:lang="de">Kugler – Clara Kugler, geb. Hitzig, gebar am 28. Juli die Tochter Margarethe (1834-1862).</note> <persName xml:id="persName_b9bece66-9afd-4d73-970e-250cc1afe998">Nobiling<name key="PSN0113608" style="hidden" type="person">Nobiling, Johanne Caroline (Jeanette) (1803-1880)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_45158440-1c96-40d5-8993-8c80cd163fb3" xml:lang="de">Nobiling – Johanna Nobiling, geb. Itzig, gebar am 31. August den Sohn Ludwig Eduard.</note> dann <persName xml:id="persName_b674a78c-37dc-4130-89b2-739da6872281">Westphal<name key="PSN0118612" style="hidden" type="person">Westphal, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c2100d43-4091-4bca-b8a6-398fe53da785" xml:lang="de">Westphal – Caroline Westphal, geb. Heine, gebar am 8. Juli den Sohn Ernst Westphal (1834-1903).</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_801a8d3b-fbb1-48b3-acd7-af20a2a6e811">Jaques<name key="PSN0117169" style="hidden" type="person">Jaques, Jeannette Wilhelmine (1792-1872)</name></persName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_74e8feb4-e24f-44e0-b331-a4208c9d9576" xml:lang="de">Jaques – Jeanette Wilhelmine Jaques, geb. Bendemann, gebar am 14. Mai die Tochter Julie Henriette.</note> das kommt von dem vielen Brautwerden. Laß Dir doch von Mutter sagen, was Vater von dem <title xml:id="title_99f7e835-09f1-4a26-84b3-8f1b2d53561a">Bilde von Sohn<name key="PSN0114959" style="hidden" type="author">Sohn, Carl Ferdinand (1805–1867)</name><name key="CRT0110884" style="hidden" type="art">Diana mit ihren Nymphen im Bade</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b660e594-9cb0-43e1-8c7b-058e5ae31a78" xml:lang="de">Siehe Bilde von Sohn – Fanny Hensel, Tagebücher, S. 52: »Diana im Bade«.</note> gesagt hat, mir verbietet es die Sitte. Ich wills aber doch erzählen. Erstens sagt er, weil kein Aktäre<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9a31724f-af37-49e9-b2ef-630e4a01db35" xml:lang="de">Aktäre – Akt.</note> da ist, über den <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">die Nymphen</corr> <sic resp="writer">sie</sic> </choice> alle so böse sind, sie wären böse, daß sie noch ein Lümpchen anhätten. Dann sagte er, als erzählt wurde, im <placeName xml:id="placeName_79c03067-ff44-4aff-825d-088ca88fffff">Düsseldorfer<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Blatt sey dieses Bild <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> eine Apotheose der weiblichen Tugend genannt, es wäre vielmehr eine <hi n="1" rend="underline">Popotheose</hi>. Wenn Du es weiter erzählst, so nenne mich nicht, wem sollst Du es aber in Düsseldorf erzählen, wenn nicht etwa Sohn selber. Aber nenne mich nicht, sonst darf ich nicht wieder unter meinem wahren Namen nach Düsseldorf kommen. Adieu. Der Ofenschirm ist fertig, man streitet nur noch, ob er hier vom Tischler gemacht werden soll und wie.</p> <signed rend="right"><add resp="SP" type="editors_addition">Rebecka Lejeune Dirichlet</add></signed> </div> </body> </text></TEI>