gb-1834-03-23-01
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Breslau, 23. März 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BRESLAU 0-3 / 23 3], Siegel.
Hermann Franck
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Düsseldorf
Schadow
Breslau
März34
Unerwarteter kann Ihnen wohl Nichts kommen als ein Brief von mir. Sie sollen gleich hören, was ihn veranlaßt. Seit dem Sommer habe ich keine Nachrichten über Sie, und Sie mögen seit
Mein jüngster Bruder,
Sie sehen also, Liebster, die Veranlassung zu diesem Briefe ist eine ziemlich
Mehr schreibe ich Ihnen heut nicht. Es gehört zu meinen Eigenheiten daß ein Geschäftsbrief mich um meine gewöhnliche Schreiblaune bringt, und meinen Ton so trocken macht, wie warmes Mehl. Habe ich erst Ihre Antwort, dann sollen Sie Weiteres von mir hören. Die alten Götter zwar sind großentheils entflohen, und neue nicht eingewandert. Leben Sie wohl. Es ist ein zu schöner Gedanke über Düsseldorf nach Berlin grüßen zu lassen, als daß er mir nicht einfallen sollte. Stenzler gedenke ich Ihrer so oft ich ihn sehe. In
Hermann Franck
Breslau 23 März 34 Unerwarteter kann Ihnen wohl Nichts kommen als ein Brief von mir. Sie sollen gleich hören, was ihn veranlaßt. Seit dem Sommer habe ich keine Nachrichten über Sie, und Sie mögen seit London meiner kaum öfter gedacht, als etwa gebetet haben. Vielleicht führt uns das Geschick bald wieder auf ein paar Augenblicke zusammen; diese Lenkung liegt fast allein in Ihren Händen. Mein jüngster Bruder, Eduard, hat wie Sie wißen, früh einige hervorstechende Fähigkeiten gezeigt, die vermuthen ließen, daß die Musik wohl sein Beruf seyn könne; es war vorauszusetzen, seine Entwickelung werde rasch genug vor sich gehen, um heutigen Tages über seine Bestimmung keinen weiteren Zweifel zuzulassen. Diese Annahme indes hat sich als unrichtig erwiesen. War es der gänzliche Mangel an einer irgend bedeutenden Einwirkung oder ist es seiner fast mädchenhaften Zaghaftigkeit zuzuschreiben, womit er in sein eigenes Vermögen fortdauernd Mistrauen gesetzt, genug, es ist noch jetzt, obgleich er ein recht bedeutender Klavierspieler geworden ist, und durch manche Arbeiten, wie überhaupt durch Auffassungsweise und naturell Zeugnisse produtiver Kräfte gegeben hat, dennoch sehr unentschieden, ob er ein Musiker sey, ob nicht. Er ist 16 Jahr alt, und für die Entscheidung dieser seiner LebensFrage keine Zeit mehr zu verlieren. Weder er selbst, noch Einer von Uns denkt daran, daß er einem Anderen anvertraut werde, als Ihnen. Sie würden bald jeder Ungewißheit, ob der Genius vorhanden sey, ein Ende gemacht haben. Sie sind überdies längst Eduard’s Stern, nach dem er seit Jahren schon aufblickt, sehnsüchtig, und mit der ganz hingebenden Liebe, die in seiner Natur liegt. Auf ein reineres, unbefangeneres Gemüth können Sie nicht treffen; würde, bei dem Enthusiasmus den er für Sie hat, geistig ganz Ihr eigen seyn. Sie würden keinem Dünkel, keinem Eigensinn, Nichts was einer Unart auch nur ähnlich sähe, begegnen, und nur die lauterste Naivetät, den kindlichsten Willen finden, kurz ein Wesen, von dem Sie sich, persönlich gewiß, und künstlerisch nur die Bedingungen vorhanden sind, die reinste Freude versprechen dürfen. Wären Sie nun geneigt, einen solchen Schüler in Ihre Lehre zu nehmen? So führte ich ihn Ihnen vielleicht selber zu. Mit dieser ersten und wesentlichen Frage, beantworten Sie mir dann auch die andere, ob wohl Aussicht wäre, in Düsseldorf eine Familie zu finden, der man den noch ganz unerfahrenen, und völlig jedem Einflusse Preis gegebenen Eduard, mit aller Beruhigung deren eine Mutter in solchem Fall bedarf, anvertrauen könnte. Sie sehen also, Liebster, die Veranlassung zu diesem Briefe ist eine ziemlich ernste, da sie nicht viel weniger als eine Existenz betrifft. Ich will Ihnen nicht ausführlich entwickeln warum niemals in mir ein anderer Gedanke aufgekommen ich Beziehung auf Eduard, als ihn zu Ihnen zu schicken, und daß in diesem Betreff alle anderen Musiker für mich so gut wie nicht vorhanden sind. Schlagen sie den Antrag aus, oder kämen sonst Hindernisse in den Weg, so würde nur die blosse Hoffnung auf eine spätere Zusage von Ihnen mir immer noch mehr werth seyn, als jede andere, selbst die gewisseste Aussicht, die jeder Andere gäbe. Ich werde hier in Breslau Ihre Antwort abwarten. Sie wird meine Reisezeit bestimmen, und so begreifen Sie, daß mir auch schon deshalb daran liegt, so bald als möglich Ihre Auskunft zu erhalten. Mehr schreibe ich Ihnen heut nicht. Es gehört zu meinen Eigenheiten daß ein Geschäftsbrief mich um meine gewöhnliche Schreiblaune bringt, und meinen Ton so trocken macht, wie warmes Mehl. Habe ich erst Ihre Antwort, dann sollen Sie Weiteres von mir hören. Die alten Götter zwar sind großentheils entflohen, und neue nicht eingewandert. Leben Sie wohl. Es ist ein zu schöner Gedanke über Düsseldorf nach Berlin grüßen zu lassen, als daß er mir nicht einfallen sollte. An Klingemann habe ich kürzlich durch einen jungen Reisenden zu schreiben Gelegenheit gehabt. Mit Stenzler gedenke ich Ihrer so oft ich ihn sehe. In London war’s schön, sehr schön! Adieu! Keine Thränen darüber, daß ich seit fast einem Jahre hier sitze. Auch die Kerker haben ihre Freuden. Wie geht’s Ihnen, Theuerster? Ich bin mit herlichster Freundschaft Ihr Hermann Franck
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