gb-1834-03-05-02
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Berlin, 21. Februar und 5. März 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 2-3 / 6 / 3], [N 1 / 11 / 3], Siegel.
Adolph Bernhard Marx
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Düsseldorf.frei
Ja, wenn Gedenken Briefe wären, dann hättest Du, distrait – bin ich. Allein dieser Brief ist vor allem Schuldigkeit.
Nämlich jene mysteriöse Angelegenheit,
wegen der ich eine Bitte an Dich richtete, wird ihre Lösung erst später erhalten; ich kann also meinen Wunsch zurück nehmen und thue es mit herzlichem Danke für Deine Bereitwilligkeit. Höchst unnatürlich und widrig ist mir die fortwährende Geheimnißkrämerei damit; aber sie ist mir zur Pflicht gemacht, und ich bitte Dich nur dringend, überzeugt zu sein, daß ich weder unbedacht noch unnöthig Dich angesprochen, und daß meine Zurücknahme zwar gegründet, aber nicht etwa etwa mit einem Unfall ec meinerseits verknüpft ist.Da ich einmal im Danken bin, so will ichs auch von ganzem Herzen für Deine freundschaftliche Bemühung um
Uebrigens haben Trautweins zwar den
für mich zu unterhandeln, – wollt’ ich neulich schreiben. Um beide Briefdaten herum liegen, ich kann Dirs nicht bergen, trübe Tage. Es ist eben kein Unglück passirt, aber nicht Glück zu haben, ist eigentlich das radikalste Unglück; und wär’ nicht der Geschäftspunkt, der mir den Brief zur Pflicht machte, so wartet’ ich gern länger um Dir lustig zu schreiben. Nun mußt Du schon nochmal Tröster sein.
Sag mir nur: hast Du’s überwunden, oder wirst Du’s je überwinden, diese infamen Zeiten, wo man nichts machen kann? Das ist eigentlich mein ganzes oder größtes Leiden gewesen; und eben darum bin ich förmlich scheu gegen jeden Unfall oder dergl., weil er mich länger als der Schmerz dauert, unfähig macht zu arbeiten – ich meine Noten. Dann kommt eine Zeit, wo ich so ganz erfindungs-musikleer bin (und dabei nicht mal verstimmt, sondern gleichgültig) daß ich mich zehnmal frage, ob nicht Alles Frühere Lüge oder Wahnsinn war, daß ich Nächstens zehnmal aufschrecke bei dem Gedanken an ein unnützes Leben, und Tags doch nicht wage, was Andres zu arbeiten, um mich nicht noch mehr von der rechten Arbeit abzuziehn. Dann tritt jeder versäumte Tag, jedes verfehlte Unternehmen, jedes vermißte Glück wie Rachegespenster um mein Lager, – das ist böse. Kennst Du dergleichen, außer jener kranken Zeit? Oder ist’s bei mir auch Krankheit? Aber dabei schmeckt’s mir, – doch nein. Es ist doch wol Krankheit, durch viel Mißgeschick aufgefüttert.
Jetzt war’s kein definitives Unglück, doch ärgerlich genug, um mich in meiner großen Arbeit
Was spricht man denn am Rhein von der spanischen Konstitution
undDieser Brief ist wol ein bissel elend, wie die Tage vorher; ein andermal Besseres.
Berlin den 21. Februar 34. Ja, wenn Gedenken Briefe wären, dann hättest Du, o Felix, in dieser Zeit – und auch am 3. Februar, genug von mir zu lesen gehabt. – Und wiederum, wenn man auch für’s Briefschreiben jedesmal die rechte Stimmung oder Sammlung abwarten wollte, bekämst Du auch diesen nicht, so zerstreut – distrait – bin ich. Allein dieser Brief ist vor allem Schuldigkeit. Nämlich jene mysteriöse Angelegenheit, wegen der ich eine Bitte an Dich richtete, wird ihre Lösung erst später erhalten; ich kann also meinen Wunsch zurück nehmen und thue es mit herzlichem Danke für Deine Bereitwilligkeit. Höchst unnatürlich und widrig ist mir die fortwährende Geheimnißkrämerei damit; aber sie ist mir zur Pflicht gemacht, und ich bitte Dich nur dringend, überzeugt zu sein, daß ich weder unbedacht noch unnöthig Dich angesprochen, und daß meine Zurücknahme zwar gegründet, aber nicht etwa etwa mit einem Unfall ec meinerseits verknüpft ist. Da ich einmal im Danken bin, so will ichs auch von ganzem Herzen für Deine freundschaftliche Bemühung um Johannes. Erst jetzt hab’ ich Deine Bemerkungen ganz ernstlich durchgenommen und habe mich an der sorgsamen Theilnahme wahrhaft gelabt. In allen kleinen Einzelheiten (etwa mit einer Ausnahme) hast Du entschieden Recht; das hab’ ich benutzt. Deßgleichen gegen das Meiste der Introduktion, wo ich große Striche gemacht; ferner gegen den Mittelsatz der Joh. Arie, – wo ich glaube sehr vortheilhaft geändert zu haben, nicht aber durch Rec., sondern durch weitere Ausführung und dadurch Verschmelzung der Mittelgedanken. In vielem Andern geb’ ich Dir auch Recht; – aber da wußt’ ich nicht mehr zu helfen, ich hätte dann noch einmal komponiren müssen, und das geht nicht, wenigstens jetzt mit mir nicht. Wo ich Dir aber auch nicht beistimmen kann, überall ist mir Deine Theilnahme höchst wohlthuend gewesen. Uebrigens haben Trautweins zwar den Joh. nicht annehmbar gefunden, dafür aber 2 Motetten für Männerchor gekauft, für 5 Frd’or. Es kam mir fabelhaft vor, in Berlin und ohne Deine Einmischung Komp. zu verkaufen. Die kriegst Du nun mit dem Joh. ; erwarte aber nur Gelegenheitsarbeit. Joh. mit Alt-Liedern und einer Fantasie mit Variat. schick’ ich nach Leipzig zu Md. Pohlenz, der sich aus freien Stücken erboten hat, dergleichen Berlin den 5 März! O Weh! für mich zu unterhandeln, – wollt’ ich neulich schreiben. Um beide Briefdaten herum liegen, ich kann Dirs nicht bergen, trübe Tage. Es ist eben kein Unglück passirt, aber nicht Glück zu haben, ist eigentlich das radikalste Unglück; und wär’ nicht der Geschäftspunkt, der mir den Brief zur Pflicht machte, so wartet’ ich gern länger um Dir lustig zu schreiben. Nun mußt Du schon nochmal Tröster sein. Sag mir nur: hast Du’s überwunden, oder wirst Du’s je überwinden, diese infamen Zeiten, wo man nichts machen kann? Das ist eigentlich mein ganzes oder größtes Leiden gewesen; und eben darum bin ich förmlich scheu gegen jeden Unfall oder dergl., weil er mich länger als der Schmerz dauert, unfähig macht zu arbeiten – ich meine Noten. Dann kommt eine Zeit, wo ich so ganz erfindungs-musikleer bin (und dabei nicht mal verstimmt, sondern gleichgültig) daß ich mich zehnmal frage, ob nicht Alles Frühere Lüge oder Wahnsinn war, daß ich Nächstens zehnmal aufschrecke bei dem Gedanken an ein unnützes Leben, und Tags doch nicht wage, was Andres zu arbeiten, um mich nicht noch mehr von der rechten Arbeit abzuziehn. Dann tritt jeder versäumte Tag, jedes verfehlte Unternehmen, jedes vermißte Glück wie Rachegespenster um mein Lager, – das ist böse. Kennst Du dergleichen, außer jener kranken Zeit? Oder ist’s bei mir auch Krankheit? Aber dabei schmeckt’s mir, – doch nein. Es ist doch wol Krankheit, durch viel Mißgeschick aufgefüttert. Jetzt war’s kein definitives Unglück, doch ärgerlich genug, um mich in meiner großen Arbeit mit verdrießlichen 8 Tagen zu stören, – und da sind denn 4 Wochen hinterdreingelaufen. Endlich habe ich mal wieder was geschrieben, und nun hoffe ich, wieder in Zug zu kommen, wie immer periodisch; es ist der längst projektirte Mus. Novelle „Nahid und Omar“ – und denn solls im Andern weiter gehn, so Gott will. Jenes werden 3mal 3 Gesänge, – hab’ aber erst 3 – und wahrscheinlich kleine Einleitungen; ich möcht’s auch gern herausgeben, das wird aber schwer halten. Was spricht man denn am Rhein von der spanischen Konstitution und Rungenhagens Oratorium? Denk’, er hat eins geschrieben (Christi Einzug in Jerusalem, der Esel singt eine Bravourarie) aber er hat eins geschrieben und es wird aufgeführt. Und Löwe hat 2 geschrieben und eine Raupachsche Oper – und wir, was für Opern und Oratorien wir? Was mir das Spaßhafteste und Nachdenklichste zugleich scheint: Löwes Sachen haben entschieden miß- – oder nicht gefallen; Rungenhagen wirds nicht besser machen, und doch hat Alles Löwe gelobt und wird Rungenhagen loben. So W. Bach. Neulich führt er die Hmoll-Messe mit seinen Eleven auf, – ganz entsetzlich. Alle, Kortüm, Schulz pp ennuiren sich, plaudern laut, gehen umher (viele fort) – am Schluße ruft Pölchau ganz allein „Bravo Bach!“ – und dieselben drängen sich vor, Bach zu komplimentiren. Ich kriege das nimmer fertig; mich hätten sie und so ’ne Aufführung aus dem Lande gejagt. Pfui! es ist eine Niederlage, an das zu denken, und ein Unglück, an diese Verhältnisse denken zu müssen. Aber abgesehn von meiner Lage bin ich so sehr allein! Es ist doch weit, Düsseldorf – o Felix! Na – das alles vergeht. Wenn ich nur erst wieder auf den hohen Bogen bin! Und sie Dir mal zuschicke! Davon leb’ ich jetzt. 1834 kann, so Gott will, eine große Entscheidung bringen, und dann 1835 eine größere. So gut wenigstens steh’ ich, daß ich dazu freie Hand habe, und das ist die Hauptsache. Daneben will ich auch ediren, – möglich, daß ich doch noch hier (bei Wagenführ) Joh. anbringe. Dieser Brief ist wol ein bissel elend, wie die Tage vorher; ein andermal Besseres. Freitag denk’ ich endlich Deine Melusine zu hören. Nun schreib mir auch, und tröste mich mal wieder. Auch schicke mir doch gelegentlich die Musik: wer nur den lieben Gott läßt walten; die Du mir geschenkt und wieder abgeborgt. Hensel hat doch viel auf seinem Bilde. Gleichwohl fürchte ich eine nicht ganz entsprechende Aufnahme; er hat Kliquen gegen sich, und die sind nächst den Straßenjungen die höchste Kraft von Berlin. Ich werde wol die Feder ergreifen. – Dagegen hat er noch nicht Gelegenheit gefunden, mit Schadow zu sprechen, und ich weiß von der Acad. nichts. Wieviel unbefangener würd’ ich schreiben, wenn nicht zu besorgen wäre, daß man in dem was ich sagen muß, Aerger über Nichtaufnahme zu hören meinte! Doch dies unter uns; Hensel hat entweder das seine gethan, oder entschieden Gründe gehabt, weniger zu thun. Leb wohl. Bald wieder mehr . Dein Marx
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-02-21">21. Februar</date> und <date cert="high" when="1834-03-05">5. 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Höchst unnatürlich und widrig ist mir die fortwährende Geheimnißkrämerei damit; aber sie ist mir zur Pflicht gemacht, und ich bitte Dich nur dringend, überzeugt zu sein, daß ich weder unbedacht noch unnöthig Dich angesprochen, und daß meine Zurücknahme zwar gegründet, aber nicht etwa etwa mit einem Unfall ec meinerseits verknüpft ist.</p> <p>Da ich einmal im Danken bin, so will ichs auch von ganzem Herzen für Deine freundschaftliche Bemühung um <title xml:id="title_9c18cf0d-aec0-4db8-892d-fe64e6c1adcf">Johannes<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name></title>. Erst jetzt hab’ ich Deine Bemerkungen ganz ernstlich durchgenommen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_345d8d8d-f1d5-433d-b45d-e85cea5050c1" xml:lang="de">Deine Bemerkungen ganz ernstlich durchgenommen – Adolph Bernhard Marx bezog sich vermutlich auf Brief fmb-1833-11-20-01 (Brief Nr. 816) Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Bernhard Marx in Berlin, Düsseldorf, nach dem 19. November 1833. Brief fmb-1833-12-22-03 (Brief Nr. 832) Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Bernhard Marx in Berlin, Düsseldorf, 22. Dezember 1833.</note> und habe mich an der sorgsamen Theilnahme wahrhaft gelabt. In allen kleinen Einzelheiten (etwa mit einer Ausnahme) hast Du entschieden Recht; das hab’ ich benutzt. Deßgleichen gegen das Meiste der Introduktion, wo ich große Striche gemacht; ferner gegen den Mittelsatz der Joh. Arie, – wo ich glaube sehr vortheilhaft geändert zu haben, nicht aber durch Rec.,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c11c912f-6447-4498-adbb-44489fb50674" xml:lang="de">Rec. – Recitative.</note> sondern durch weitere Ausführung und dadurch Verschmelzung der Mittelgedanken. In vielem Andern geb’ ich Dir auch Recht; – aber da wußt’ ich nicht mehr zu helfen, ich hätte dann noch einmal komponiren müssen, und das geht nicht, wenigstens jetzt mit mir nicht. Wo ich Dir aber auch nicht beistimmen kann, überall ist mir Deine Theilnahme höchst wohlthuend gewesen.</p> <p>Uebrigens haben Trautweins zwar den <title xml:id="title_33e4d78f-58c9-412b-8742-7c4aa33cab36">Joh<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name></title>. nicht annehmbar gefunden, dafür aber <title xml:id="title_4fc317c5-3a3d-4493-9440-f979aa06caf4">2 Motetten für Männerchor<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109908" style="hidden" type="music">Zwei Motetten für sechsstimmigen Männerchor op. 4</name></title> gekauft, für 5 Frd’or. 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Joh. mit <title xml:id="title_493aa94b-d9fe-49f2-9e2c-77b781d0b0e3">Alt-Liedern<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112298" style="hidden" type="music">Alt-Lieder</name></title> und einer <title xml:id="title_10e4903d-cc68-467f-9b3e-224bfafe29cf">Fantasie mit Variat.<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112299" style="hidden" type="music">Fantasie mit Variationen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_77bae3c1-50af-4de7-b4ef-9cec383396cf" xml:lang="de">Alt-Lieder und einer Fantasie mit Variat. – Die Alt-Lieder und die Fantasie mit Variationen lassen sich nicht nachweisen.</note> schick’ ich nach <placeName xml:id="placeName_87d54344-9ae8-4a20-bc47-cf2c920be0a1">Leipzig<settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu Md. <persName xml:id="persName_16d6e197-47ed-45b2-b1b9-ba14ed875030">Pohlenz<name key="PSN0113931" style="hidden" type="person">Pohlenz, Emilie Caroline (1807-?)</name></persName>, der sich aus freien Stücken erboten hat, dergleichen</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0113108" resp="author" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113108" resp="writer" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1834-03-05">5 März</date>! O Weh!</dateline> <p style="paragraph_without_indent">für mich zu unterhandeln, – wollt’ ich neulich schreiben. Um beide Briefdaten herum liegen, ich kann Dirs nicht bergen, trübe Tage. Es ist eben kein Unglück passirt, aber nicht Glück zu haben, ist eigentlich das radikalste Unglück; und wär’ nicht der Geschäftspunkt, der mir den Brief zur Pflicht machte, so wartet’ ich gern länger um Dir lustig zu schreiben. Nun mußt Du schon nochmal Tröster sein.</p> <p>Sag mir nur: hast Du’s überwunden, oder wirst Du’s je überwinden, diese infamen Zeiten, wo man nichts machen kann? Das ist eigentlich mein ganzes oder größtes Leiden gewesen; und eben darum bin ich förmlich scheu gegen jeden Unfall oder dergl., weil er mich länger als der Schmerz dauert, unfähig macht zu arbeiten – ich meine Noten. Dann kommt eine Zeit, wo ich so ganz erfindungs-musikleer bin (und dabei nicht mal verstimmt, sondern gleichgültig) daß ich mich zehnmal frage, ob nicht Alles Frühere Lüge oder Wahnsinn war, daß ich Nächstens zehnmal aufschrecke bei dem Gedanken an ein unnützes Leben, und Tags doch nicht wage, was Andres zu arbeiten, um mich nicht noch mehr von der rechten Arbeit abzuziehn. Dann tritt jeder versäumte Tag, jedes verfehlte Unternehmen, jedes vermißte Glück wie Rachegespenster um mein Lager, – das ist böse. Kennst Du dergleichen, außer jener kranken Zeit? Oder ist’s bei mir auch Krankheit? Aber dabei schmeckt’s mir, – doch nein. Es ist doch wol Krankheit, durch viel Mißgeschick aufgefüttert.</p> <p>Jetzt war’s kein definitives Unglück, doch ärgerlich genug, um mich in meiner großen Arbeit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_02a52a47-7938-4b96-90ea-6f729609fb5c" xml:lang="de">in meiner großen Arbeit – Möglicherweise ist das 1834 entstandene, aber nicht publizierte Oratorium »Am Tage Johannes des Täufers« gemeint.</note> mit verdrießlichen 8 Tagen zu stören, – und da sind denn 4 Wochen hinterdreingelaufen. Endlich habe ich mal wieder was geschrieben, und nun hoffe ich, wieder in Zug zu kommen, wie immer periodisch; es ist <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">die</corr> <sic resp="writer">der</sic> </choice> längst projektirte Mus. Novelle „<title xml:id="title_7da09ec8-8e4b-4247-9364-256b2e95c7e3">Nahid und Omar<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0112300" style="hidden" type="music">Nahid und Omar, eine Novelle aus Bildern des Orients erlesen, für Gesang und Pianoforte op. 9</name></title>“ – und denn solls im Andern weiter gehn, so Gott will. Jenes werden 3mal 3 Gesänge, – hab’ aber erst 3 – und wahrscheinlich kleine Einleitungen; ich möcht’s auch gern herausgeben, das wird aber schwer halten. </p> <p>Was spricht man denn am Rhein von der spanischen Konstitution<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_26b41374-a5a8-4136-b2e7-404756bcbd31" xml:lang="de">von der spanischen Konstitution – In Spanien wurde nach der Entlassung von Zea-Bermudes am 15. Januar 1834 vom neuen Minister Martinez de la Rosa eine neue Verfassung, Estatuto real, in Kraft gesetzt, die die bis dahin gültige, recht liberale Verfassung von 1812 absetzte. Die Liberalen waren mit diesem Schritt nicht einverstanden und opponierten dagegen.</note> und <title xml:id="title_694ab84c-86a0-4733-a5a8-db2f91c0d755">Rungenhagens Oratorium<name key="PSN0114359" style="hidden" type="author">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778–1851)</name><name key="CRT0112301" style="hidden" type="music">Der Einzug Christi in Jerusalem, (UA am 13. März 1834 in Berlin).</name></title>? Denk’, er hat eins geschrieben (Christi Einzug in Jerusalem, der Esel singt eine Bravourarie) aber er hat eins geschrieben und es wird aufgeführt. Und<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg><persName xml:id="persName_5bd6a5fd-1371-437f-a571-70734c2575aa">Löwe<name key="PSN0112914" style="hidden" type="person">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796-1869)</name></persName> hat <title xml:id="title_c1407cdc-0d17-480d-8678-7174250fd457">2<name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0109796" style="hidden" type="music">Die Zerstörung von Jerusalem op. 30</name><name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0109795" style="hidden" type="music">Die sieben Schläfer op. 46</name></title> geschrieben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1c6ac298-7860-4797-9620-9900d2b0a16e" xml:lang="de">Löwe hat 2 geschrieben – Bei den zwei Oratorien Carl Loewes handelt es sich um Die Zerstörung Jerusalems op. 30 und Die sieben Schläfer op. 46 (UA 1833 durch Sing-Akademie in Berlin; Druck: 1835), vgl. Dr. Carl Loewe’s Selbstbiographie, hrsg. von C. H. Bitter, Berlin 1870, S. 145 und Werkverzeichnis, S. 9 und S. 11.</note> und eine <title xml:id="title_6523a030-6547-46c1-8e5c-e65c6105ad81"><title xml:id="title_ea0839b0-ca28-479d-a979-f4b503eed6d9">Raupachsche Oper<name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0111728" style="hidden" type="music">Die drei Wünsche</name></title><name key="PSN0114085" style="hidden" type="author">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784–1852)</name><name key="CRT0111729" style="hidden" type="dramatic_work">Die drei Wünsche (Libretto)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5f3e3415-ca35-4e84-88db-7514b0892d2f" xml:lang="de">eine Raupachsche Oper – Carl Loewe, Die drei Wünsche, Text von Ernst Raupach (UA 2. Februar 1834).</note> – und wir, was für Opern und Oratorien wir? Was mir das Spaßhafteste und Nachdenklichste zugleich scheint: Löwes Sachen haben entschieden miß- – oder nicht gefallen; Rungenhagen wirds nicht besser machen, und doch hat Alles <persName xml:id="persName_e077b197-7836-4c6e-b79e-3007616a79a0">Löwe<name key="PSN0112914" style="hidden" type="person">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796-1869)</name></persName> gelobt und wird <persName xml:id="persName_353ab05a-abef-4e0b-a90a-8f8923809851">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> loben. So <persName xml:id="persName_0b490a19-bc4a-4664-9cc2-d2c8733ded24">W. Bach<name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName>. Neulich führt er die <title xml:id="title_315a0a25-9665-458b-b06c-232aef695845">Hmoll-Messe<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name></title> mit seinen Eleven auf, – ganz entsetzlich. Alle, <persName xml:id="persName_c5952ac5-f6f3-4026-baf1-4530f4bd4a70">Kortüm<name key="PSN0112497" style="hidden" type="person">Kortüm, Karl Wilhelm Christian (1787-1859)</name></persName>, <persName xml:id="persName_53f88a6d-3cc4-4a19-9c85-56fa4f128691">Schulz<name key="PSN0118208" style="hidden" type="person">Schulz, Adolph (1817-1884)</name></persName> pp ennuiren sich, plaudern laut, gehen umher (viele fort) – am Schluße ruft <persName xml:id="persName_3f9607e5-f848-4026-8533-261cbe6e08f3">Pölchau<name key="PSN0113916" style="hidden" type="person">Poelchau, Georg Johann Daniel (1773-1836)</name></persName> ganz allein „Bravo Bach!“ – und dieselben drängen sich vor, <persName xml:id="persName_33ffe1d1-7a61-47a2-a2c3-e1e3005ed6b1">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> zu komplimentiren. Ich kriege das nimmer fertig; mich hätten sie und so ’ne Aufführung aus dem Lande gejagt. Pfui! es ist eine Niederlage, an das zu denken, und ein Unglück, an diese Verhältnisse denken zu müssen. Aber abgesehn von meiner Lage bin ich so sehr allein! Es ist doch weit, Düsseldorf – o Felix! Na – das alles vergeht. Wenn ich nur erst wieder auf den hohen Bogen bin! Und sie Dir mal zuschicke! Davon leb’ ich jetzt. 1834 kann, so Gott will, eine große Entscheidung bringen, und dann 1835 eine größere.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9af8c773-e80c-4202-ba06-0cf205e26f9c" xml:lang="de">1834 kann, so Gott will, eine große Entscheidung bringen, und dann 1835 eine größere – Möglicherweise sind die erhoffte Aufnahme in die Akademie der Künste und die Arbeit am Oratorium »Am Tage Johannes des Täufers« gemeint.</note> So gut wenigstens steh’ ich, daß ich dazu freie Hand habe, und das ist die Hauptsache. Daneben will ich auch ediren, – möglich, daß ich doch noch <placeName xml:id="placeName_72790208-dae0-426d-87cb-182698f8784d">hier<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (bei <persName xml:id="persName_7fd114ad-fa8f-4b2b-b40c-61aefd191415">Wagenführ<name key="PSN0118550" style="hidden" type="person">Wagenführ, H.</name></persName>) <title xml:id="title_9e6f7ea9-df74-4dc3-a0fc-1b1866a853b4">Joh<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name></title>. anbringe.</p> <p>Dieser Brief ist wol ein bissel elend, wie die Tage vorher; ein andermal Besseres. <date cert="high" when="1834-03-07" xml:id="date_6b62c2e3-d3d8-4971-9c47-a0e71b2736fd">Freitag</date> denk’ ich endlich Deine <title xml:id="title_35c9de58-2f03-468a-8219-6ecc9000a70b">Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zazre1ud-cqic-8dmj-4y0y-2g84fiy7gby0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title> zu hören. Nun schreib mir auch, und tröste mich mal wieder. Auch schicke mir doch gelegentlich die Musik: wer nur den lieben Gott läßt walten; die Du mir geschenkt und wieder abgeborgt.</p> <p><persName xml:id="persName_d52d6261-0470-4b92-97b1-32681f001cf7">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> hat doch viel auf seinem <title xml:id="title_cf040f37-2e71-4060-b250-3a7cf92c0f19">Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name></title>. Gleichwohl fürchte ich eine nicht ganz entsprechende Aufnahme; er hat Kliquen gegen sich, und die sind nächst den Straßenjungen die höchste Kraft von Berlin. Ich werde wol die Feder ergreifen. – Dagegen hat er noch nicht Gelegenheit gefunden, mit <persName xml:id="persName_1b2e87db-2f70-4630-8d2a-b49950806518">Schadow<name key="PSN0114495" style="hidden" type="person">Schadow, Johann Gottfried (1764-1850)</name></persName> zu sprechen, und ich weiß von der <placeName xml:id="placeName_6b2ff6f5-cd00-426d-8142-59011eeca453">Acad<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. nichts. Wieviel unbefangener würd’ ich schreiben, wenn nicht zu besorgen wäre, daß man in dem was ich sagen muß, Aerger über Nichtaufnahme<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_142528b8-a809-4016-a5a8-4088959af9f2" xml:lang="de">Aerger über Nichtaufnahme – Adolph Bernhard Marx bemühte sich, Mitglied in der Königlich Preußischen Akademie der Künste zu werden, und bat Mendelssohn, ihm dabei behilflich zu sein. Siehe Brief gb-1833-11-19-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 19. November 1833, Z.: »Kannst Du mir nicht – ich meine es ernstlich – in die Akademie helfen?« Mendelssohn, der seine schon erfolgte Aufnahme zunächst rückgängig machen wollte, schlug an seiner statt Marx vor. Siehe Brief fmb-1833-12-03-02 (Brief Nr. 825) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Gottfried Schadow in Berlin, Düsseldorf, zwischen dem 31. Oktober und 3. Dezember 1833, Z. 23 f.: »weil ich einen Musiker in Berlin kenne.« Die Akademie nahm Marx nicht auf.</note> zu hören meinte! Doch dies unter uns; Hensel hat entweder das seine gethan, oder entschieden Gründe gehabt, weniger zu thun.</p> <closer rend="left">Leb wohl. Bald wieder mehr .</closer> <signed rend="right">Dein Marx</signed> </div> </body> </text></TEI>