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gb-1834-02-27-01

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Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 11. – 27. Februar 1834 Du bist mein prächtiger, lieber Kerl! Dein Brief hat mich so durch und durch erfreut, daß ich Dir ein jahrelanges Schweigen darüber nachsehen könnte, ich bitte mir aber aus, daß Du keinen üblen Gebrauch von Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient und Felix Devrient in Berlin; Düsseldorf, 5. Februar 1834 Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin; Düsseldorf, 9. Juni 1834 Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)Devrient, Philipp Eduard (1801-1877) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/37. Autograph Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 11. – 27. Februar 1834 Du bist mein prächtiger, lieber Kerl! Dein Brief hat mich so durch und durch erfreut, daß ich Dir ein jahrelanges Schweigen darüber nachsehen könnte, ich bitte mir aber aus, daß Du keinen üblen Gebrauch von

2 Doppelbl.: S. 1-7 Brieftext, S. 8 leer.

Eduard Devrient

gb-1834-02-27-02 Felix Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 27. Februar 1834.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

11. , 14. , 15. und 27. Februar 1834 Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)counter-resetDevrient, Philipp Eduard (1801–1877) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Devrient, Philipp Eduard (1801–1877) Devrient, Philipp Eduard (1801–1877) Berlin d 11t Februar 1834

Du bist mein prächtiger, lieber Kerl! Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1834-02-05-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient und Felix Devrient in Berlin; Düsseldorf, 5. Februar 1834</name> hat mich so durch und durch erfreut, daß ich Dir ein jahrelanges Schweigen darüber nachsehen könnte, ich bitte mir aber aus, daß Du keinen üblen Gebrauch von diesem Geständnisse machst. Es ist heut der zehnjährige Tahg unsrer Hochzeit, Dein Brief traf uns bei Tische und ich las ihn nachher sogleich meinen WeibernDevrient, Marie Therese (1803-1882)Devrient, verw. Fuchs, Marie Charlotte (?-1834) vor, er hat uns den festlichen Tag noch heller gemacht. Ich zähle Dich recht stark zu all den guten Himmelsgaben, die mir in den zehn Jahren, auf die ich heut zurückschaue, geworden sind. Im Ernst, es war keine üble Zeit, mit all ihren guten und bösen Stunden, auch habe ich doch mancherlei ausgerichtet, wüßte ich nicht, was ich alles noch zu thun habe und wie viel Zeit mir unter den Händen davon gelaufen ist, um wie viele man mich betrogen hat, ich könnte mir heut behaglich den Bauch streichen und mir wohl sein lassen. Aber freilich es ist ganz anders. Jedoch diese Unzufriedenheit mit dem, was man geleistet, muß wol ein jeder mit ins Grab nehmen und so will ich denn mich heut zufrieden geben, ist doch mein häusliches Leben durch und durch liebesgesund, das giebt dem Herzen unverwelkliche Frische, das ist ein immersprudelnder Quell von Freude und Thatkraft und so kann ich meinen Hochzeittag gar nicht feierlich genug begehen. Lebe ich doch in und zu meiner Ehe so lange, als ich irgend denken und handeln kann. Morgen will ich anfangen Deinen Brief zu beantworten und recht eng schreiben, damit viel aufs Blatt geht. Deine Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kpszsydy-dzrg-wgba-rqjc-lhhdxtxqunuk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100178" style="hidden">»Entflieh mit mir und sei mein Weib«, [22. Januar 1834]<idno type="MWV">F 4</idno><idno type="op">41/2</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zjyqevmc-zrtw-9gy7-pbki-e0owxrqzjkgu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100179" style="hidden">»Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht«, [22. Januar 1834]<idno type="MWV">F 5</idno><idno type="op">41/3</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fi2pdedr-ylvz-4mjx-zagj-tcyhb17rho7r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100180" style="hidden">»Auf ihrem Grab, da steht eine Linde«, 22. Januar 1834<idno type="MWV">F 6</idno><idno type="op">41/4</idno></name> sollen sogleich in unsre kleinen Bücher eingetragen werden und dann wollen wir uns hineinsingen. Habe schönsten Dank für Deine Gabe – 4 Uhr, so eben kam TaubertTaubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891), dann Frau SimrockSimrock, Sophie Elisabeth Wilhelmine (1806-1880) um uns zum heutigen Tage zu beglückwünschen, wir haben sogleich Deine Lieder gesungen, sie gefallen uns so recht von Herzen, sind überaus rührend die Zusammenstellung der Gedichte wieder sehr schön. Habe reichen Dank für die schöne Bereicherung unsres Liederschatzes.

Devrient, Philipp Eduard (1801–1877) Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)

d 14t. Deinen Gruß an SchleiermacherSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768-1834) habe ich nur seiner Leiche bringen können. Er hat einen kurzen Abschied von uns genommenAbschied von uns genommen – Friedrich Schleiermacher starb am 12. Februar 1834. aber er hinterläßt einen langen Seegen. Ich bin nur einer, und ein Schwacher, unter den Tausenden in deren Brust er das göttliche Bewußtsein erweckt und erbaut hat, aber ich fühle, sein |2| Wort wird in uns mächtig weiterwirken.

Er hat in der Pein krampfhafter Schmerzen seine Frau getröstet: daß, wenn sie ihn auch äußerlich unruhig sähe, so habe doch in ihm eine immer gleiche Ruhe und ein himmlischer Friede Raum genommen, auf diesem Todesbette seien ihm die klarsten, philosophischen Aufschlüsse, die höchsten religiösen Anschauungen geworden und er sterbe der Ueberzeugung, der er gelebt, daß Religion und Philosophie im Wesen ein und dasselbe seien. – Kurz vor seinem Tode, welcher am 12t gegen Mittag erfolgte, begehrte er das Abendmahl, und da man keine seiner Amtsbrüder schnell zu finden wußte, theilte er den an seinem Bette Anwesenden selbst das Brodt aus, sprach die Einsetzungsworte mit heller, wieder voller Stimme, und nachdem er das Mahl genommen, verschied er. – Welchen Eindruck dieser Tod in der StadtBerlinDeutschland gemacht kannst Du denken, aber einige Fromme lassen ihre Freude nicht undeutlich merken, daß der große Heide aus der Welt ist – Ich fürchte seine Gemeinde wird sich verlaufen, wer sollte sie binden wie er? auch zweifle ich, daß man seine Stelle in seinem Sinne wiederbesetzen b wird.

Devrient, Philipp Eduard (1801–1877) Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)

d 15t Heut nachmittags haben wir ihn hinausbegleitet, den kleinen verkrüppelten Leib, in dem die große, schöne Seele gewohnt. Solche ein Trauergepränge hat Berlin noch nicht gesehen, die halbe Bevölkerung der Stadt war in der Wilhelms, Mohren und Friedrichstraße versammelt, Kopf an Kopf waren Rampen, Haustreppen und alle Fenster besetzt, als trügen wir einen König zur Ruhe. Der Sarg wurde von den Studenten getragen, welche darauf bestanden, ohnerachtet der Weg zum Friedhofe, welche bei der Hasenheide gelegen ist, uns über zwei Stunden kostete. Der lange, lange Zug der Leidtragenden war aus allen Ständen und Gesichtern zusammengesetzt, es fehlte auch keine nuance der Stadt. Das war nichts aufgefordertes, veranstaltetes: Auf dem Friedhofe war Lebensgefahr im Gedrange,Auf dem Friedhofe war Lebensgefahr im Gedrange – Am 15. Februar zog der Leichenzug zum Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde, wo Schleiermachers langjähriger Gehilfe, Pfarrer Pischon, die Grabrede hielt. Die Angaben über die Teilnehmerzahl variieren stark von mehr als 5.000 bis zu 30.000 Menschen. zur Gruft war nicht zu gelangen, wo die Studenten (unter MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866)) sangen und Pred: PichonPischon, Friedrich August (1785-1857), Schleiermachers |3| liebster Jünger, seiner Verfügung gemäß, redete. Ich ging mit DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) querfeldein zurück, da nicht daran zu denken war den Wagen auszufinden. So ist er nun todt und begraben und wir müssen sehen, wie wir uns weiter finden. Gute Nacht!

Devrient, Philipp Eduard (1801–1877) Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)

d 27t Deine Lieder haben wir wieder gesungen, als ThereseDevrient, Marie Therese (1803-1882) einmal einen Athemleichten Tag hatte, sie sind ganz herrlich, es ist eine so schöne hell klingende Wehmuth darin, der zweite Takt im dritten Liede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mtpiunfw-cl8t-h26s-eqdu-xbmrdorgfip3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100180" style="hidden">»Auf ihrem Grab, da steht eine Linde«, 22. Januar 1834<idno type="MWV">F 6</idno><idno type="op">41/4</idno></name>der zweite Takt im dritten Liede – Auf ihrem Grab, op. 41/4 (MWV F 6). Die Liedzeile lautet »Auf ihrem Grab da steht eine Linde«. ist meine größte Liebschaft (mit d Worten „da steht eine Linde“) so etwas süß schmerzliches habe ich lange nicht gehabt. Therese singt sie sehr hübsch. Schon ihre Stimme hat für mich in ihrem klaren Kindesklange etwas so unaussprechlich rührendes, ich fühle und weiß es, daß sie wie unmittelbar aus den geheimsten Falten ihres Herzens kommt, ich ganz allein kann das nur wissen. Aber Euch allen sei es gesagt, die Ihr Euch schon manch Mal an ihr geärgert habt, wenn Euch der Klang ihrer Stimme etwa von d bis a (oben) erfreut, so wißt: genau so sieht es in ihrer Seele aus. Deine Ermunterung zu meiner SchauspielernovelleErmunterung zu meiner Schauspielernovelle – vgl. Brief gb-1834-01-30-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 30. Januar 1834, Z.: »Mich treibt und plagt es Tag und Nacht, was ich über dramatische Kunst denke hinzuschreiben, am liebsten als Novelle, etwa ‚Die Schauspieler‘ betitelt.« Siehe ebenso Brief fmb-1834-02-05-01 (Brief Nr. 849) Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient und Felix Devrient in Berlin, Düsseldorf, 5. Februar 1834, Z. 36-38: »Was Du mir über die Idee einer Novelle ‚Die Schauspieler‘ schreibst gefällt mir einzig.« oder Roman thut mir sehr wohl, aber gewöhne Dir nur das ab: zu mir zu sagen „mach das, laß es geschwind fertig sein, schick mir es in 4 Wochen etwa“. Zum Teufel, weißt Du nicht, daß ich wie die faule Grete, (die große eiserne Kanone) bin, die der Churfürst v Brandenburgder Churfürst v Brandenburg – Der neuernannte Statthalter des Kurfürstentums Brandenburg, Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg, ging in Brandenburg gegen die Raubritter im Kurfürstentum vor, wofür er sich vom Deutschen Orden die »faule Grete« (ein Riesengeschütz) auslieh. Nach seinem Sieg wurde er 1417 als Friedrich I. zum Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg ernannt. gegen die Hussiten schickte? Eh ich geladen, aufgestellt, gerichtet bin und zum Losschießen komme, ist schon das Terrain genommen oder niemand mehr da, den ich treffen könnte. – Daß ich mich mehr zum Schauspiel wenden will ist Dir nicht recht, ja mir wär’s auch lieber wenn es nicht sein müßte, aber sei einmal praktisch und sieh auf meine Bahn. Die Sache fängt damit an: daß ich nichts zu singen habe, und endet damit, daß ich auch nichts kriege. Ich kann nun einmal die Erfüllung meiner Bestimmung nicht darin finden, immer und ewig Lord KookburnLord Kookburn – Figur aus François Aubers Oper Fra Diavolo. L’Hôtellerie de Terracine. und BaptisteBaptiste in Maurer – Figur aus François Aubers Oper „Le macon“, dt. Maurer und Schlosser. im Maurer<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782–1871)</name><name key="CRT0107679" style="hidden" type="music">Le Maçon AWV 13</name> zu singen, vorgestern freilich war einmal Figaro’s Hochzeit<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110123" style="hidden" type="music">Le nozze di Figaro KV 492</name>, aber nach jahreslangem Durste nach etwas Ordentlichem, ist dies wie ein Tropfe auf einen glühenden Stein. Faust<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784–1859)</name><name key="CRT0110915" style="hidden" type="music">Faust WoO 51</name>, Orest,Orest – Figur aus Glucks Iphigénie en Tauride. Templer<name key="PSN0113090" style="hidden" type="author">Marschner, Heinrich August (1795–1861)</name><name key="CRT0109894" style="hidden" type="music">Der Templer und die Jüdin op. 60</name>,Templer – Figur aus Heinrich Marschners Oper Der Templer und die Jüdin, op. 60. Heiling,Heiling – Figur aus Heinrich Marschners Oper Hans Heiling, op. 80 (UA 1833), Text von Eduard Devrient. Jakob<name key="PSN0113186" style="hidden" type="author">Méhul, Etienne-Nicolas (1763–1817)</name><name key="CRT0109934" style="hidden" type="music">Joseph</name>.Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)Jakob – Jakob und seine Söhne in Egypten (Original: Joseph en Égypte), musikalisches Drama von Étienne-Nicolas Méhul (Musik) und Alexander Duval (Text). RoccoRocco – Figur aus Ludwig van Beethovens Oper Fidelio, op. 72a/b. sind alle vom Repertoir verschwunden und kommen auch nicht wieder, soll ich nun mein Leben verscharren und vertrauern und zufrieden sein wenn ich alle Jahre einmal Figaro oder PapagenoPapageno – Figur aus Mozarts Oper Die Zauberflöte, KV 620. singe? Jetzt haben wir eine Oper<name key="PSN0114085" style="hidden" type="author">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784–1852)</name><name key="CRT0111729" style="hidden" type="dramatic_work">Die drei Wünsche (Libretto)</name><name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0111728" style="hidden" type="music">Die drei Wünsche</name> von LöweLoewe, Johann Carl Gottfried (1796-1869) und RaupachRaupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784-1852) gegeben, ich habe eine matte Parthie darin, |4| die Oper wird nach der 3t od 4t Vorstellung wieder verschwinden, das Gedicht hat manchen sehr guten Spaß, ist aber gezerrt, könnte tiefer greifen und ist ganz unmusikalisch, so daß es zu bewundern ist wie Löwe noch so manchen guten Einfall dabei gehabt hat. Im Ganzen ist es matt und ohne Schwung und das Schlimmste dabei ist, daß Löwe leicht und modern sein wollte, darüber hat er sich verlohren und nichts dafür gefunden. Wie es denn zu gehen pflegt, wenn man an sich selbst zum Lügner wird. – Nun soll das Studium der Oper von Baron LichtensteinLichtenstein, Carl August Freiherr von (1767-1845) beendet werden, – auch eine unnütze Quälerei und meine Parthiemeine Parthie – Die Besprechung in der AMZ Jg. 1834, Nr. 14 (April), Sp. 227-229 erwähnt keine Rollenbesetzungen. ist nicht 6 Pfennig werth. Sieh was soll ich mit dem Allem? Nun wird Olympia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name> wieder einstudirt, das kostet ein paar Monate. Freilich wird das bevorstehende Gastspiel der Schröder-DevrientSchröder-Devrient, Wilhelmine Henriette Friederike Marie (1804-1860) wieder ein paar gute Parthien bringen, aber mit dieser Sängerin verschwinden diese Opern wieder, und ich verlange ein fortgesetztes Wirken, und will nicht damit warten, bis ich alt bin. Auf Spontini’sSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) Abgang ist auf keine Weise zu zählen, seine Zeit ist noch nicht erfüllet, er hat noch nicht einmal alle preußischen Orden, und wenn ich auch weiß, daß geschrieben steht „der Herr züchtigt uns mit Maaßen,der Herr züchtigt uns mit Maaßen – Entsprechende Bibelstellen finden sich im Buch Jeremia: Jer 10,24 (»Züchtige mich, Herr, doch mit Maßen«) und Jer 30,11 (»züchtigen aber will ich dich mit Maßen«). so weiß ich auch daß er oft Meilenlange Maaße dazu nimmt und bin überzeugt: Spontini schickt seine Kutsche noch zu meinem Begräbniß. – Ich mißgönne ihm ja auch sein Leben nicht, aber ich will, da ich nicht im musikalischen kann, im recitirenden Drama wirken. Ich denke dabei immer noch so viel Stimme übrig zu behalten, um ein paar gute Parthien in der Oper und jährlich meine Passionsmusiken singen zu können, ich will die Oper nicht aufgeben, aber da sie mich aufgiebt, muß ich anderswo Arbeit suchen. – Den Wasserträger<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760–1842)</name><name key="CRT0108366" style="hidden" type="music">Les Deux Journées, ou Le Porteur d’eau</name> singt hier BlumeBlume, Heinrich (1788-1856), ohne Eindruck zu machen, ich singe den Großvater DanielWasserträger – aus Der Wasserträger (Les deux journées, ou le Porteur d’eau) Oper in 3 Akten von Luigi Cherubini. Großvater Daniel und Armand sind Personen des Stücks. darin von alten Zeiten her und habe bis jetzt die Abnahme dieser kleinen Parthie nicht begehrt, weil es mir immer gut scheint wenn die ersten Künstler durch kleine Beihülfen eine Achtung für solch ein Werk zeigen. Den Wasserträger, denke ich mir anders, als man ihn hier zu sehn gewohnt ist. Noch vom alten GernGern, Johann Georg (?-1830) her.

|5| Er ist freilich ein gutmüthiger, weich und edelherziger Kerl, aber seine gute Laune, die ihn nie verläßt, muß etwas savoyardisches,etwas savoyardisches – Micheli, Hauptfigur aus dem Wasserträger, ist ein Savoyarde. etwas nicht gemeines aber ordinäres haben, er muß seine aparte Freude daran haben die Soldaten immer zu betrügen, nicht allein weil er den Präsidenten dadurch rettet, sondern aus purer Freude an der gemüthlichen Prellerei. Die Spitze dieser Lust ist der Moment wo Armand aus dem Fassewo Armand aus dem Fasse – 2. Akt, Szene 6. springt, das spielte FischerFischer, August (1798-1865) sehr gut, er saß vorn auf der Karrendeichsel und lachte wie ein Affe dazu. Schade daß Fischer den Edelmuth (zb die Arie),den Edelmuth (zB die Arie) – »Edelmuth«, ein Lied aus dem Wasserträger (Les deux journées, ou le Porteur d’eau) Oper in 3 Akten von Luigi Cherubini nicht daheran bringen konnte, der stand einzeln, etwas komödiantisch da und der Humor lief für sich, er gab die Rolle in zwei Hälften; ich glaube es ließe sich doch ein Ganzes daraus machen. Du irrst Dich nun überhaupt, wenn Du glaubst, ich habe jetzt noch irgend eine Wirksamkeit auf die Oper im Ganzen, bei Anordnungen usw. Sie haben mich jetzt satt, sagen ich sei ein Pedant, ein Phantast, ich wolle alles zu tief suchen, nähme die Sachen zu ernsthaft, als ob man das könnte. Dennoch fragt mich RedernRedern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883) immer wieder, was ich zu diesem und jenem meine, ich sage ihm dann immer, was ich denke und das ist ihm dann immer nicht recht. Er fragte neulich, mit Principien sei bei einem Institute, wie das Unsre nicht durchzukommen, ich erwiderte: ich sähe nur nicht daß unsre Principlosigkeit uns viel hülfe. – Kurzum ich bin des Treibens müde. Ich habe jetzt wieder häufig das Glück bei Hofe zu sein, gestern war der Hof im größten Knall bei Redern, es würden lauter auserlesene Musikstücke von PucittaPucitta, Vincenzo (1778-1861), BelliniBellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835), RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) und was weiß ich? gemacht. Mich hatte er nicht dazu gezogen, sondern ließ mich nur zur Gesellschaft einladen. Da habe ich denn den Abend über gestanden und mir die lange Reihe unsrer Prinzessinnen betrachtet, die Ohren summten mir von der Singerei in der ich nicht einen Gedanken zum anklammern erhaschen konnte. Als die GrünbaumGrünbaum, Therese (1791-1876) mitten hinein ein Lied sang, ich glaube von F. SchubertSchubert, Franz Peter (1797-1828), kam ein Gefühl wie Heimweh über mich. Zuletzt |6| wurde ich ganz dumm im Kopfe und in diesem schwinde ligen Träumen hatte ich plötzlich einen Einfall zu einem Lustspiel, der sich vielleicht gestaltet.

Von welchem Frühjahr sprichst Du denn, wenn Du von meinem Hinkommen nach Düsseldorf redest? Doch von 1835. In diesem Frühjahr, gegen Anfang April kommt meine Frau danieder,kommt meine Frau danieder – Am 18. März 1834 wurde Georg Devrient geboren. und ich werde sie daher in der nächsten Zeit nicht verlassen können. Ich denke Ende July od im August nach Rügen zu gehen, wahrscheinlich allein, da meine Frau sich dann wol noch keine Strapazen wird zumuthen dürfen. Hast Du aber andre Pläne mit mir, so laß sie einmal hören. Meinem Plan zufolge, wollte ich im Jahre 1835, mit ThereseDevrient, Marie Therese (1803-1882) an den Rhein kommen und in Deinem Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xpcuudze-tboa-sr96-8key-ksf7avvlbuab"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> singen.

Dein allgemeines Mißfallen an den Zelterschen Briefen<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name> kann ich nicht theilen. Zelter präsentirt sich doch einmal als eine tüchtige, derbe Natur, wie er eben ist, und hat kein Hehl damit. Das sieht man hir gar zu selten. Seine unbedingte Anbetung Göthe’sGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832), sein musikalisches Gethue, seine Verachtung fast alles dessen was nicht in ihren Kreis gehört, dies alles und oft sein Klugreden wirkt mitunter gar possirlich. Und wie er sich anstellt, als ob er manches von Göthe verstände, es ist sehr lig. Göthe’s Briefe sind bis auf einzelnes freilich ganz unbedeutend. Auf die Redaction wird wol mit Recht geschimpft, wo augenscheinlich so vieles ausgelassen ist, wo, wie man weiß, alle späteren Aeußerungen gegen Spontini unterdrückt sind, wo einzelne Namen nur durch Buchstaben bezeichnet sind, da sieht es wie Bosheit aus, daß Anderes so plump und widerwärtig, oft schmutzig dasteht und ohne alle Schonung lebender Personen. Der arme HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) kommt am Schlechtesten weg, mußte auch gegen Göthe es sein, der einen verhaltenen Grimm gegen eine allgemeine Richtung, glaubte an ihn am besten los werden zu können. – In dem was von Dir und den Deinen bis jetzt gesagt ist, kann ich nicht gerade Uebles, |7| sondern nur Rohes finden und daß die Leute alle so aufgebracht darüber sind, kann nur von der üblen Deutung kommen, die sie jedem Worte geben. Freilich hat es schon etwas überaus verletzendes, vor den Augen und Ohren des großen Publikums, seinen Namen so schonungslos herumgesudelt zu sehen. Unser Mangel an Oeffentlichkeit mag dies Gefühl schärfen, aber ich, der ich gewohnt bin mich öffentlich genannt und beurtheilt zu finden, ich möchte in diesem Briefwechsel gar nicht genannt sein, auch nicht im Guten.

Von Deinen Fortschritten im Tuschen habe ich schon etwas in dem Bildchen von Durham<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_guxzi7z4-kvwx-qqhq-pkus-lmrc52r3itst"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="datable_watercolors" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100725" style="hidden">Die Kathedrale von Durham, [Februar 1830 / Dezember 1833]; D-B, Musikabteilung, MA BA 188,39<idno type="MWV">AQ 1</idno><idno type="op"></idno></name> gesehn, das Du Deiner Mutter geschickt. Die Gebäude haben schon eine hochkünstlerisch, mannichfaltige Färbung. Dieselbe Ansicht hast Du ja schon einmal gemalt, als ich die andre Ansicht v Durham aus Deinem Buche malte. Wenn ich einmal Muße habe, will ich wirklich das Oelmalen versuchen, das mir Alle viel leichter als GuacheGuache – eigentlich: Gouache; ein spezieller Typ der Malerei und zwar eine Modifikation der Aquarellmalerei, dabei werden Wasserfarben in Verbindung mit Bindemitteln und Deckweiß aufgetragen. schildern.

BaurBaur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886) grüßt Dich ganz besonders. FürstFürst, Joseph (1794-1859) ebenfalls dem ich Deine Bestellung gemacht. SchubrinkSchubring, Karl Julius (1806-1889) hat einen KnabenSchubring, Johannes Friedrich (1834-1869) bekommen, Ed GoldschmidtGoldschmidt, Eduard Friedrich (1793-1865) seine FrauGoldschmidt, Adelheid Sigismunde Elisabeth (1808-1834) und das neugeborne Kind verlohren; das ist sehr hart. FelixDevrient, Carl Felix (1826-1907) hat Dir geantwortet. Der Brief fängt an: Lieber Gräul!,Gräul – Auch Greul: gelegentlich von Felix Devrient für Mendelssohn, aber auch umgekehrt benutzte Anrede. und giebt Auskunft über seine Weihnachtgeschenke und dergl, ich unterschlage aber den Brief um den meinigen nicht zu dick zu machen, Du kannst Dir deutlich vorstellen, wie er aussieht. Meine Frauen grüßen Dich aus vollem Herzen, meine KinderDevrient, Carl Felix (1826-1907)Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874) auch und nun lebe wohl, vergnügt und ernsthaft zu meiner Freude.

Dein Eduard Dt
Devrient, Philipp Eduard (1801–1877) Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)

Felix hat so dringend gebeten seinen Brief mitzuschicken und hat ihn so verändert und abgekürztDevrient, Philipp Eduard (1801–1877) als Du ihn findest, daß ich nachgegeben.

            Berlin d 11t Februar 1834 Du bist mein prächtiger, lieber Kerl! Dein Brief hat mich so durch und durch erfreut, daß ich Dir ein jahrelanges Schweigen darüber nachsehen könnte, ich bitte mir aber aus, daß Du keinen üblen Gebrauch von diesem Geständnisse machst. Es ist heut der zehnjährige Tahg unsrer Hochzeit, Dein Brief traf uns bei Tische und ich las ihn nachher sogleich meinen Weibern vor, er hat uns den festlichen Tag noch heller gemacht. Ich zähle Dich recht stark zu all den guten Himmelsgaben, die mir in den zehn Jahren, auf die ich heut zurückschaue, geworden sind. Im Ernst, es war keine üble Zeit, mit all ihren guten und bösen Stunden, auch habe ich doch mancherlei ausgerichtet, wüßte ich nicht, was ich alles noch zu thun habe und wie viel Zeit mir unter den Händen davon gelaufen ist, um wie viele man mich betrogen hat, ich könnte mir heut behaglich den Bauch streichen und mir wohl sein lassen. Aber freilich es ist ganz anders. Jedoch diese Unzufriedenheit mit dem, was man geleistet, muß wol ein jeder mit ins Grab nehmen und so will ich denn mich heut zufrieden geben, ist doch mein häusliches Leben durch und durch liebesgesund, das giebt dem Herzen unverwelkliche Frische, das ist ein immersprudelnder Quell von Freude und Thatkraft und so kann ich meinen Hochzeittag gar nicht feierlich genug begehen. Lebe ich doch in und zu meiner Ehe so lange, als ich irgend denken und handeln kann. Morgen will ich anfangen Deinen Brief zu beantworten und recht eng schreiben, damit viel aufs Blatt geht. Deine Lieder sollen sogleich in unsre kleinen Bücher eingetragen werden und dann wollen wir uns hineinsingen. Habe schönsten Dank für Deine Gabe – 4 Uhr, so eben kam Taubert, dann Frau Simrock um uns zum heutigen Tage zu beglückwünschen, wir haben sogleich Deine Lieder gesungen, sie gefallen uns so recht von Herzen, sind überaus rührend die Zusammenstellung der Gedichte wieder sehr schön. Habe reichen Dank für die schöne Bereicherung unsres Liederschatzes.
d 14t. Deinen Gruß an Schleiermacher habe ich nur seiner Leiche bringen können. Er hat einen kurzen Abschied von uns genommen aber er hinterläßt einen langen Seegen. Ich bin nur einer, und ein Schwacher, unter den Tausenden in deren Brust er das göttliche Bewußtsein erweckt und erbaut hat, aber ich fühle, sein Wort wird in uns mächtig weiterwirken.
Er hat in der Pein krampfhafter Schmerzen seine Frau getröstet: daß, wenn sie ihn auch äußerlich unruhig sähe, so habe doch in ihm eine immer gleiche Ruhe und ein himmlischer Friede Raum genommen, auf diesem Todesbette seien ihm die klarsten, philosophischen Aufschlüsse, die höchsten religiösen Anschauungen geworden und er sterbe der Ueberzeugung, der er gelebt, daß Religion und Philosophie im Wesen ein und dasselbe seien. – Kurz vor seinem Tode, welcher am 12t gegen Mittag erfolgte, begehrte er das Abendmahl, und da man keine seiner Amtsbrüder schnell zu finden wußte, theilte er den an seinem Bette Anwesenden selbst das Brodt aus, sprach die Einsetzungsworte mit heller, wieder voller Stimme, und nachdem er das Mahl genommen, verschied er. – Welchen Eindruck dieser Tod in der Stadt gemacht kannst Du denken, aber einige Fromme lassen ihre Freude nicht undeutlich merken, daß der große Heide aus der Welt ist – Ich fürchte seine Gemeinde wird sich verlaufen, wer sollte sie binden wie er? auch zweifle ich, daß man seine Stelle in seinem Sinne b wird.
d 15t Heut nachmittags haben wir ihn hinausbegleitet, den kleinen verkrüppelten Leib, in dem die große, schöne Seele gewohnt. Solche ein Trauergepränge hat Berlin noch nicht gesehen, die halbe Bevölkerung der Stadt war in der Wilhelms, Mohren und Friedrichstraße versammelt, Kopf an Kopf waren Rampen, Haustreppen und alle Fenster besetzt, als trügen wir einen König zur Ruhe. Der Sarg wurde von den Studenten getragen, welche darauf bestanden, ohnerachtet der Weg zum Friedhofe, welche bei der Hasenheide gelegen ist, uns über zwei Stunden kostete. Der lange, lange Zug der Leidtragenden war aus allen Ständen und Gesichtern zusammengesetzt, es fehlte auch keine nuance der Stadt. Das war nichts aufgefordertes, veranstaltetes: Auf dem Friedhofe war Lebensgefahr im Gedrange, zur Gruft war nicht zu gelangen, wo die Studenten (unter Marx) sangen und Pred: Pichon, Schleiermachers liebster Jünger, seiner Verfügung gemäß, redete. Ich ging mit Dirichlet querfeldein zurück, da nicht daran zu denken war den Wagen auszufinden. So ist er nun todt und begraben und wir müssen sehen, wie wir uns weiter finden. Gute Nacht!
d 27t Deine Lieder haben wir wieder gesungen, als Therese einmal einen Athemleichten Tag hatte, sie sind ganz herrlich, es ist eine so schöne hell klingende Wehmuth darin, der zweite Takt im dritten Liede ist meine größte Liebschaft (mit d Worten „da steht eine Linde“) so etwas süß schmerzliches habe ich lange nicht gehabt. Therese singt sie sehr hübsch. Schon ihre Stimme hat für mich in ihrem klaren Kindesklange etwas so unaussprechlich rührendes, ich fühle und weiß es, daß sie wie unmittelbar aus den geheimsten Falten ihres Herzens kommt, ich ganz allein kann das nur wissen. Aber Euch allen sei es gesagt, die Ihr Euch schon manch Mal an ihr geärgert habt, wenn Euch der Klang ihrer Stimme etwa von d bis a (oben) erfreut, so wißt: genau so sieht es in ihrer Seele aus. Deine Ermunterung zu meiner Schauspielernovelle oder Roman thut mir sehr wohl, aber gewöhne Dir nur das ab: zu mir zu sagen „mach das, laß es geschwind fertig sein, schick mir es in 4 Wochen etwa“. Zum Teufel, weißt Du nicht, daß ich wie die faule Grete, (die große eiserne Kanone) bin, die der Churfürst v Brandenburg gegen die Hussiten schickte? Eh ich geladen, aufgestellt, gerichtet bin und zum Losschießen komme, ist schon das Terrain genommen oder niemand mehr da, den ich treffen könnte. – Daß ich mich mehr zum Schauspiel wenden will ist Dir nicht recht, ja mir wär’s auch lieber wenn es nicht sein müßte, aber sei einmal praktisch und sieh auf meine Bahn. Die Sache fängt damit an: daß ich nichts zu singen habe, und endet damit, daß ich auch nichts kriege. Ich kann nun einmal die Erfüllung meiner Bestimmung nicht darin finden, immer und ewig Lord Kookburn und Baptiste im Maurer zu singen, vorgestern freilich war einmal Figaro’s Hochzeit, aber nach jahreslangem Durste nach etwas Ordentlichem, ist dies wie ein Tropfe auf einen glühenden Stein. Faust, Orest, Templer, Heiling, Jakob. Rocco sind alle vom Repertoir verschwunden und kommen auch nicht wieder, soll ich nun mein Leben verscharren und vertrauern und zufrieden sein wenn ich alle Jahre einmal Figaro oder Papageno singe? Jetzt haben wir eine Oper von Löwe und Raupach gegeben, ich habe eine matte Parthie darin, die Oper wird nach der 3t od 4t Vorstellung wieder verschwinden, das Gedicht hat manchen sehr guten Spaß, ist aber gezerrt, könnte tiefer greifen und ist ganz unmusikalisch, so daß es zu bewundern ist wie Löwe noch so manchen guten Einfall dabei gehabt hat. Im Ganzen ist es matt und ohne Schwung und das Schlimmste dabei ist, daß Löwe leicht und modern sein wollte, darüber hat er sich verlohren und nichts dafür gefunden. Wie es denn zu gehen pflegt, wenn man an sich selbst zum Lügner wird. – Nun soll das Studium der Oper von Baron Lichtenstein beendet werden, – auch eine unnütze Quälerei und meine Parthie ist nicht 6 Pfennig werth. Sieh was soll ich mit dem Allem? Nun wird Olympia wieder einstudirt, das kostet ein paar Monate. Freilich wird das bevorstehende Gastspiel der Schröder-Devrient wieder ein paar gute Parthien bringen, aber mit dieser Sängerin verschwinden diese Opern wieder, und ich verlange ein fortgesetztes Wirken, und will nicht damit warten, bis ich alt bin. Auf Spontini’s Abgang ist auf keine Weise zu zählen, seine Zeit ist noch nicht erfüllet, er hat noch nicht einmal alle preußischen Orden, und wenn ich auch weiß, daß geschrieben steht „der Herr züchtigt uns mit Maaßen, so weiß ich auch daß er oft Meilenlange Maaße dazu nimmt und bin überzeugt: Spontini schickt seine Kutsche noch zu meinem Begräbniß. – Ich mißgönne ihm ja auch sein Leben nicht, aber ich will, da ich nicht im musikalischen kann, im recitirenden Drama wirken. Ich denke dabei immer noch so viel Stimme übrig zu behalten, um ein paar gute Parthien in der Oper und jährlich meine Passionsmusiken singen zu können, ich will die Oper nicht aufgeben, aber da sie mich aufgiebt, muß ich anderswo Arbeit suchen. – Den Wasserträger singt hier Blume, ohne Eindruck zu machen, ich singe den Großvater Daniel darin von alten Zeiten her und habe bis jetzt die Abnahme dieser kleinen Parthie nicht begehrt, weil es mir immer gut scheint wenn die ersten Künstler durch kleine Beihülfen eine Achtung für solch ein Werk zeigen. Den Wasserträger, denke ich mir anders, als man ihn hier zu sehn gewohnt ist. Noch vom alten Gern her.
 Er ist freilich ein gutmüthiger, weich und edelherziger Kerl, aber seine gute Laune, die ihn nie verläßt, muß etwas savoyardisches, etwas nicht gemeines aber ordinäres haben, er muß seine aparte Freude daran haben die Soldaten immer zu betrügen, nicht allein weil er den Präsidenten dadurch rettet, sondern aus purer Freude an der gemüthlichen Prellerei. Die Spitze dieser Lust ist der Moment wo Armand aus dem Fasse springt, das spielte Fischer sehr gut, er saß vorn auf der Karrendeichsel und lachte wie ein Affe dazu. Schade daß Fischer den Edelmuth (zb die Arie), nicht daheran bringen konnte, der stand einzeln, etwas komödiantisch da und der Humor lief für sich, er gab die Rolle in zwei Hälften; ich glaube es ließe sich doch ein Ganzes daraus machen. Du irrst Dich nun überhaupt, wenn Du glaubst, ich habe jetzt noch irgend eine Wirksamkeit auf die Oper im Ganzen, bei Anordnungen usw. Sie haben mich jetzt satt, sagen ich sei ein Pedant, ein Phantast, ich wolle alles zu tief suchen, nähme die Sachen zu ernsthaft, als ob man das könnte. Dennoch fragt mich Redern immer wieder, was ich zu diesem und jenem meine, ich sage ihm dann immer, was ich denke und das ist ihm dann immer nicht recht. Er fragte neulich, mit Principien sei bei einem Institute, wie das Unsre nicht durchzukommen, ich erwiderte: ich sähe nur nicht daß unsre Principlosigkeit uns viel hülfe. – Kurzum ich bin des Treibens müde. Ich habe jetzt wieder häufig das Glück bei Hofe zu sein, gestern war der Hof im größten Knall bei Redern, es würden lauter auserlesene Musikstücke von Pucitta, Bellini, Rossini und was weiß ich? gemacht. Mich hatte er nicht dazu gezogen, sondern ließ mich nur zur Gesellschaft einladen. Da habe ich denn den Abend über gestanden und mir die lange Reihe unsrer Prinzessinnen betrachtet, die Ohren summten mir von der Singerei in der ich nicht einen Gedanken zum anklammern erhaschen konnte. Als die Grünbaum mitten hinein ein Lied sang, ich glaube von F. Schubert, kam ein Gefühl wie Heimweh über mich. Zuletzt wurde ich ganz dumm im Kopfe und in diesem schwinde ligen Träumen hatte ich plötzlich einen Einfall zu einem Lustspiel, der sich vielleicht gestaltet.
Von welchem Frühjahr sprichst Du denn, wenn Du von meinem Hinkommen nach Düsseldorf redest? Doch von 1835. In diesem Frühjahr, gegen Anfang April kommt meine Frau danieder, und ich werde sie daher in der nächsten Zeit nicht verlassen können. Ich denke Ende July od im August nach Rügen zu gehen, wahrscheinlich allein, da meine Frau sich dann wol noch keine Strapazen wird zumuthen dürfen. Hast Du aber andre Pläne mit mir, so laß sie einmal hören. Meinem Plan zufolge, wollte ich im Jahre 1835, mit Therese an den Rhein kommen und in Deinem Oratorium singen.
Dein allgemeines Mißfallen an den Zelterschen Briefen kann ich nicht theilen. Zelter präsentirt sich doch einmal als eine tüchtige, derbe Natur, wie er eben ist, und hat kein Hehl damit. Das sieht man hir gar zu selten. Seine unbedingte Anbetung Göthe’s, sein musikalisches Gethue, seine Verachtung fast alles dessen was nicht in ihren Kreis gehört, dies alles und oft sein Klugreden wirkt mitunter gar possirlich. Und wie er sich anstellt, als ob er manches von Göthe verstände, es ist sehr lig. Göthe’s Briefe sind bis auf einzelnes freilich ganz unbedeutend. Auf die Redaction wird wol mit Recht geschimpft, wo augenscheinlich so vieles ausgelassen ist, wo, wie man weiß, alle späteren Aeußerungen gegen Spontini unterdrückt sind, wo einzelne Namen nur durch Buchstaben bezeichnet sind, da sieht es wie Bosheit aus, daß Anderes so plump und widerwärtig, oft schmutzig dasteht und ohne alle Schonung lebender Personen. Der arme Hensel kommt am Schlechtesten weg, mußte auch gegen Göthe es sein, der einen verhaltenen Grimm gegen eine allgemeine Richtung, glaubte an ihn am besten los werden zu können. – In dem was von Dir und den Deinen bis jetzt gesagt ist, kann ich nicht gerade Uebles, sondern nur Rohes finden und daß die Leute alle so aufgebracht darüber sind, kann nur von der üblen Deutung kommen, die sie jedem Worte geben. Freilich hat es schon etwas überaus verletzendes, vor den Augen und Ohren des großen Publikums, seinen Namen so schonungslos herumgesudelt zu sehen. Unser Mangel an Oeffentlichkeit mag dies Gefühl schärfen, aber ich, der ich gewohnt bin mich öffentlich genannt und beurtheilt zu finden, ich möchte in diesem Briefwechsel gar nicht genannt sein, auch nicht im Guten.
Von Deinen Fortschritten im Tuschen habe ich schon etwas in dem Bildchen von Durham gesehn, das Du Deiner Mutter geschickt. Die Gebäude haben schon eine hochkünstlerisch, mannichfaltige Färbung. Dieselbe Ansicht hast Du ja schon einmal gemalt, als ich die andre Ansicht v Durham aus Deinem Buche malte. Wenn ich einmal Muße habe, will ich wirklich das Oelmalen versuchen, das mir Alle viel leichter als Guache schildern.
Baur grüßt Dich ganz besonders. Fürst ebenfalls dem ich Deine Bestellung gemacht. Schubrink hat einen Knaben bekommen, Ed Goldschmidt seine Frau und das neugeborne Kind verlohren; das ist sehr hart. Felix hat Dir geantwortet. Der Brief fängt an: Lieber Gräul!, und giebt Auskunft über seine Weihnachtgeschenke und dergl, ich unterschlage aber den Brief um den meinigen nicht zu dick zu machen, Du kannst Dir deutlich vorstellen, wie er aussieht. Meine Frauen grüßen Dich aus vollem Herzen, meine Kinder auch und nun lebe wohl, vergnügt und ernsthaft zu meiner Freude.
Dein Eduard Dt
Felix hat so dringend gebeten seinen Brief mitzuschicken und hat ihn so verändert und abgekürzt als Du ihn findest, daß ich nachgegeben.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-06-27-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1834-06-27-01">Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 11. – 27. Februar 1834</title> <title level="s" type="incipit">Du bist mein prächtiger, lieber Kerl! Dein Brief hat mich so durch und durch erfreut, daß ich Dir ein jahrelanges Schweigen darüber nachsehen könnte, ich bitte mir aber aus, daß Du keinen üblen Gebrauch von</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1834-02-05-01" type="precursor" xml:id="title_c765dcb4-3070-49d0-b42d-3c3d51fba09c">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient und Felix Devrient in Berlin; Düsseldorf, 5. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-02-11">11.</date> , <date cert="high" when="1834-02-14">14.</date> , <date cert="high" when="1834-02-15">15.</date> und <date cert="high" when="1834-02-27">27. 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Im Ernst, es war keine üble Zeit, mit all ihren guten und bösen Stunden, auch habe ich doch mancherlei ausgerichtet, wüßte ich nicht, was ich alles noch zu thun habe und wie viel Zeit mir unter den Händen davon gelaufen ist, um wie viel<del cert="high" rend="strikethrough">e</del> man mich betrogen hat, ich könnte mir heut behaglich den Bauch streichen und mir wohl sein lassen. Aber freilich es ist ganz anders. Jedoch diese Unzufriedenheit mit dem, was man geleistet, muß wol ein jeder mit ins Grab nehmen und so will ich denn mich heut zufrieden geben, ist doch mein häusliches Leben durch und durch liebesgesund, das giebt dem Herzen unverwelkliche Frische, das ist ein immersprudelnder Quell von Freude und Thatkraft und so kann ich meinen Hochzeittag gar nicht feierlich genug begehen. Lebe ich doch in und zu meiner Ehe so lange, als ich irgend denken und handeln kann. Morgen will ich anfangen Deinen Brief zu beantworten und recht eng schreiben, damit viel aufs Blatt geht. <title xml:id="title_da4077d3-7e6d-4bf5-ba93-4998f615c3fc">Deine Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kpszsydy-dzrg-wgba-rqjc-lhhdxtxqunuk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100178" style="hidden">»Entflieh mit mir und sei mein Weib«, [22. Januar 1834]<idno type="MWV">F 4</idno><idno type="op">41/2</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zjyqevmc-zrtw-9gy7-pbki-e0owxrqzjkgu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100179" style="hidden">»Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht«, [22. Januar 1834]<idno type="MWV">F 5</idno><idno type="op">41/3</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fi2pdedr-ylvz-4mjx-zagj-tcyhb17rho7r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100180" style="hidden">»Auf ihrem Grab, da steht eine Linde«, 22. Januar 1834<idno type="MWV">F 6</idno><idno type="op">41/4</idno></name></title> sollen sogleich in unsre kleinen Bücher eingetragen werden und dann wollen wir uns hineinsingen. Habe schönsten Dank für Deine Gabe – 4 Uhr, so eben kam <persName xml:id="persName_a10b1493-c6b6-48ee-93ac-5eb861127f2b">Taubert<name key="PSN0115254" style="hidden" type="person">Taubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891)</name></persName>, dann <persName xml:id="persName_a8998aea-33ba-4a1a-9b90-de070ae56afe">Frau Simrock<name key="PSN0114934" style="hidden" type="person">Simrock, Sophie Elisabeth Wilhelmine (1806-1880)</name></persName> um uns zum heutigen Tage zu beglückwünschen, wir haben sogleich Deine Lieder gesungen, sie gefallen uns so recht von Herzen, sind überaus rührend die Zusammenstellung der Gedichte wieder sehr schön. Habe reichen Dank für die schöne Bereicherung unsres Liederschatzes.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0110637" resp="author" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110637" resp="writer" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">d <date cert="high" when="1834-02-14">14<hi rend="superscript">t</hi></date>. Deinen Gruß an <persName xml:id="persName_86364d0c-8bd6-41bb-b6fe-870d707bc5ce">Schleiermacher<name key="PSN0114564" style="hidden" type="person">Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768-1834)</name></persName> habe ich nur seiner Leiche bringen können. Er hat einen kurzen Abschied von uns genommen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_32b2b29f-963a-4dab-a1d4-3b947db47892" xml:lang="de">Abschied von uns genommen – Friedrich Schleiermacher starb am 12. Februar 1834.</note> aber er hinterläßt einen langen Seegen. Ich bin nur einer, und ein Schwacher, unter den Tausenden in deren Brust er das göttliche Bewußtsein erweckt und erbaut hat, aber ich fühle, sein<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Wort wird in uns mächtig weiterwirken.</p> <p>Er hat in der Pein krampfhafter Schmerzen seine Frau getröstet: daß, wenn sie ihn auch äußerlich unruhig sähe, so habe doch in ihm eine immer gleiche Ruhe und ein himmlischer Friede Raum genommen, auf diesem Todesbette seien ihm die klarsten, philosophischen Aufschlüsse, die höchsten religiösen Anschauungen geworden und er sterbe der Ueberzeugung, der er gelebt, daß Religion und Philosophie im Wesen ein und dasselbe seien. – Kurz vor seinem Tode, welcher am <date cert="high" when="1834-02-12">12<hi rend="superscript">t</hi></date> gegen Mittag erfolgte, begehrte er das Abendmahl, und da man keine seiner Amtsbrüder schnell zu finden wußte, theilte er den an seinem Bette Anwesenden selbst das Brodt aus, sprach die Einsetzungsworte mit heller, wieder voller Stimme, und nachdem er das Mahl genommen, verschied er. – Welchen Eindruck dieser Tod in der <placeName xml:id="placeName_36be81bb-ddde-42db-b648-7d1ad64e74ab">Stadt<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gemacht kannst Du denken, aber einige Fromme lassen ihre Freude nicht undeutlich merken, daß der große Heide aus der Welt ist – Ich fürchte seine Gemeinde wird sich verlaufen, wer sollte sie binden wie er? auch zweifle ich, daß man seine Stelle in seinem Sinne <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">wiederbesetzen</corr> <sic resp="writer">b</sic> </choice> wird.</p> </div> <div n="3" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0110637" resp="author" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110637" resp="writer" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">d <date cert="high" when="1834-02-15">15<hi rend="superscript">t</hi></date> Heut nachmittags haben wir ihn hinausbegleitet, den kleinen verkrüppelten Leib, in dem die große, schöne Seele gewohnt. Solche ein Trauergepränge hat Berlin noch nicht gesehen, die halbe Bevölkerung der Stadt war in der Wilhelms, Mohren und Friedrichstraße versammelt, Kopf an Kopf waren Rampen, Haustreppen und alle Fenster besetzt, als trügen wir einen König zur Ruhe. Der Sarg wurde von den Studenten getragen, welche darauf bestanden, ohnerachtet der Weg zum Friedhofe, welche bei der Hasenheide gelegen ist, uns über zwei Stunden kostete. Der lange, lange Zug der Leidtragenden war aus allen Ständen und Gesichtern zusammengesetzt, es fehlte auch keine <hi rend="latintype">nuance</hi> der Stadt. Das war nichts aufgefordertes, veranstaltetes: Auf dem Friedhofe war Lebensgefahr im Gedrange,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3f8d8e8e-1abd-4aa2-b4f9-24c3b0fb2cfe" xml:lang="de">Auf dem Friedhofe war Lebensgefahr im Gedrange – Am 15. Februar zog der Leichenzug zum Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde, wo Schleiermachers langjähriger Gehilfe, Pfarrer Pischon, die Grabrede hielt. Die Angaben über die Teilnehmerzahl variieren stark von mehr als 5.000 bis zu 30.000 Menschen.</note> zur Gruft war nicht zu gelangen, wo die Studenten (unter <persName xml:id="persName_4b5a70c5-a81c-42af-9cd1-37e5f6ce4e8d">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>) sangen und <persName xml:id="persName_22828c0a-aba7-4eaa-a7dd-c642e4b2b95c">Pred: Pichon<name key="PSN0117835" style="hidden" type="person">Pischon, Friedrich August (1785-1857)</name></persName>, Schleiermachers<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>liebster Jünger, seiner Verfügung gemäß, redete. Ich ging mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7199075f-9300-44d5-b831-3dc14139cc30">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> querfeldein zurück, da nicht daran zu denken war den Wagen auszufinden. So ist er nun todt und begraben und wir müssen sehen, wie wir uns weiter finden. <seg type="closer">Gute Nacht!</seg></p> </div> <div n="4" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0110637" resp="author" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110637" resp="writer" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">d <date cert="high" when="1834-02-27">27<hi rend="superscript">t</hi></date> Deine Lieder haben wir wieder gesungen, als <persName xml:id="persName_64ffa8b8-f5d4-48fe-aba6-6832cc0dd39c">Therese<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> einmal einen Athemleichten Tag hatte, sie sind ganz herrlich, es ist eine so schöne hell klingende Wehmuth darin, der zweite Takt <title xml:id="title_5b381fe3-9e31-479b-8fb7-d610802b02c9">im dritten Liede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mtpiunfw-cl8t-h26s-eqdu-xbmrdorgfip3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100180" style="hidden">»Auf ihrem Grab, da steht eine Linde«, 22. Januar 1834<idno type="MWV">F 6</idno><idno type="op">41/4</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_33c0bb3f-664f-4074-8862-0d07c522815d" xml:lang="de">der zweite Takt im dritten Liede – Auf ihrem Grab, op. 41/4 (MWV F 6). Die Liedzeile lautet »Auf ihrem Grab da steht eine Linde«.</note> ist meine größte Liebschaft (mit d Worten „da steht eine Linde“) so etwas süß schmerzliches habe ich lange nicht gehabt. Therese singt sie sehr hübsch. Schon ihre Stimme hat für mich in ihrem klaren Kindesklange etwas so unaussprechlich rührendes, ich fühle und weiß es, daß sie wie unmittelbar aus den geheimsten Falten ihres Herzens kommt, ich ganz allein kann das nur wissen. Aber Euch allen sei es gesagt, die Ihr Euch schon manch Mal an ihr geärgert habt, wenn Euch der Klang ihrer Stimme etwa von d bis a (oben) erfreut, so wißt: genau so sieht es in ihrer Seele aus. Deine Ermunterung zu meiner Schauspielernovelle<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6c8e6813-62bc-4056-80fb-3df28e2179c4" xml:lang="de">Ermunterung zu meiner Schauspielernovelle – vgl. Brief gb-1834-01-30-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 30. Januar 1834, Z.: »Mich treibt und plagt es Tag und Nacht, was ich über dramatische Kunst denke hinzuschreiben, am liebsten als Novelle, etwa ‚Die Schauspieler‘ betitelt.« Siehe ebenso Brief fmb-1834-02-05-01 (Brief Nr. 849) Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient und Felix Devrient in Berlin, Düsseldorf, 5. Februar 1834, Z. 36-38: »Was Du mir über die Idee einer Novelle ‚Die Schauspieler‘ schreibst gefällt mir einzig.«</note> oder Roman thut mir sehr wohl, aber gewöhne Dir nur das ab: zu mir zu sagen „mach das, laß es geschwind fertig sein, schick mir es in 4 Wochen etwa“. Zum Teufel, weißt Du nicht, daß ich wie die faule Grete, (die große eiserne Kanone) bin, die der Churfürst v Brandenburg<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4f79a186-59a1-4cea-a4cf-59bf11a738dd" xml:lang="de">der Churfürst v Brandenburg – Der neuernannte Statthalter des Kurfürstentums Brandenburg, Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg, ging in Brandenburg gegen die Raubritter im Kurfürstentum vor, wofür er sich vom Deutschen Orden die »faule Grete« (ein Riesengeschütz) auslieh. Nach seinem Sieg wurde er 1417 als Friedrich I. zum Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg ernannt.</note> gegen die Hussiten schickte? Eh ich geladen, aufgestellt, gerichtet bin und zum Losschießen komme, ist schon das Terrain genommen oder niemand mehr da, den ich treffen könnte. – Daß ich mich mehr zum Schauspiel wenden will ist Dir nicht recht, ja mir wär’s auch lieber wenn es nicht sein müßte, aber sei einmal praktisch und sieh auf meine Bahn. Die Sache fängt damit an: daß ich nichts zu singen habe, und endet damit, daß ich auch nichts kriege. Ich kann nun einmal die Erfüllung meiner Bestimmung nicht darin finden, immer und ewig Lord Kookburn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8db593f4-2957-4f40-9388-37b3d4b003c3" xml:lang="de">Lord Kookburn – Figur aus François Aubers Oper Fra Diavolo. L’Hôtellerie de Terracine.</note> und Baptiste<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_125d3104-e833-48e9-86bc-8c968cf1ccd1" xml:lang="de">Baptiste in Maurer – Figur aus François Aubers Oper „Le macon“, dt. Maurer und Schlosser.</note> im <title xml:id="title_345b1b2f-fed7-4495-91a9-b526911312a4">Maurer<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782–1871)</name><name key="CRT0107679" style="hidden" type="music">Le Maçon AWV 13</name></title> zu singen, vorgestern freilich war einmal <title xml:id="title_09e3282a-956d-4a3d-9e95-1e219a8039f2">Figaro’s Hochzeit<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110123" style="hidden" type="music">Le nozze di Figaro KV 492</name></title>, aber nach jahreslangem Durste nach etwas Ordentlichem, ist dies wie ein Tropfe auf einen glühenden Stein. <title xml:id="title_f8470f72-f72e-4aeb-8c0b-71aa3d3073cd">Faust<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784–1859)</name><name key="CRT0110915" style="hidden" type="music">Faust WoO 51</name></title>, Orest,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2287d3e5-26fe-47a3-b956-dce91da8d695" xml:lang="de">Orest – Figur aus Glucks Iphigénie en Tauride.</note> <title xml:id="title_025b22b6-0e1c-42e2-8998-fb422cd54afd">Templer<name key="PSN0113090" style="hidden" type="author">Marschner, Heinrich August (1795–1861)</name><name key="CRT0109894" style="hidden" type="music">Der Templer und die Jüdin op. 60</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_07c10e28-bec3-4dc5-82b7-db3fe33f797d" xml:lang="de">Templer – Figur aus Heinrich Marschners Oper Der Templer und die Jüdin, op. 60.</note> Heiling,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d09c9cba-8bc8-4b23-8d03-11f10c4a5415" xml:lang="de">Heiling – Figur aus Heinrich Marschners Oper Hans Heiling, op. 80 (UA 1833), Text von Eduard Devrient.</note> <add place="above"><title xml:id="title_18d3b0a6-254b-496b-891e-67b553df784b">Jakob<name key="PSN0113186" style="hidden" type="author">Méhul, Etienne-Nicolas (1763–1817)</name><name key="CRT0109934" style="hidden" type="music">Joseph</name></title>.<name key="PSN0110637" resp="writers_hand" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</name></add><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c01fd33c-68cf-4267-8573-5b7f5b6968ec" xml:lang="de">Jakob – Jakob und seine Söhne in Egypten (Original: Joseph en Égypte), musikalisches Drama von Étienne-Nicolas Méhul (Musik) und Alexander Duval (Text).</note> Rocco<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_421cafea-f713-4b06-be6a-8673b1ec174e" xml:lang="de">Rocco – Figur aus Ludwig van Beethovens Oper Fidelio, op. 72a/b.</note> sind alle vom Repertoir verschwunden und kommen auch nicht wieder, soll ich nun mein Leben verscharren und vertrauern und zufrieden sein wenn ich alle Jahre einmal Figaro oder Papageno<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aecff9ad-386c-483c-a6bf-926ca481611a" xml:lang="de">Papageno – Figur aus Mozarts Oper Die Zauberflöte, KV 620.</note> singe? Jetzt haben wir <title xml:id="title_04084594-d3d0-4d1a-8142-5c47d1f7d7d3">eine Oper<name key="PSN0114085" style="hidden" type="author">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784–1852)</name><name key="CRT0111729" style="hidden" type="dramatic_work">Die drei Wünsche (Libretto)</name><name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0111728" style="hidden" type="music">Die drei Wünsche</name></title> von <persName xml:id="persName_1d3d4b85-b12c-4c2c-b1d8-5eca15ddf70b">Löwe<name key="PSN0112914" style="hidden" type="person">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796-1869)</name></persName> und <persName xml:id="persName_4caecb3d-6588-4168-9465-0afff19e6b30">Raupach<name key="PSN0114085" style="hidden" type="person">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784-1852)</name></persName> gegeben, ich habe eine matte Parthie darin,<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>die Oper wird nach der 3<hi rend="superscript">t</hi> od 4<hi rend="superscript">t</hi> Vorstellung wieder verschwinden, das Gedicht hat manchen sehr guten Spaß, ist aber gezerrt, könnte tiefer greifen und ist ganz unmusikalisch, so daß es zu bewundern ist wie Löwe noch so manchen guten Einfall dabei gehabt hat. Im Ganzen ist es matt und ohne Schwung und das Schlimmste dabei ist, daß Löwe leicht und modern sein wollte, darüber hat er <hi n="1" rend="underline">sich</hi> verlohren und <hi n="1" rend="underline">nichts</hi> dafür gefunden. Wie es denn zu gehen pflegt, wenn man an sich selbst zum Lügner wird. – Nun soll das Studium der Oper von <persName xml:id="persName_e100c5e8-8057-4abf-8283-27aaaf6b695f">Baron Lichtenstein<name key="PSN0112824" style="hidden" type="person">Lichtenstein, Carl August Freiherr von (1767-1845)</name></persName> beendet werden, – auch eine unnütze Quälerei und meine Parthie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4e0a6b44-e047-45e0-a1ba-318ca174af4e" xml:lang="de">meine Parthie – Die Besprechung in der AMZ Jg. 1834, Nr. 14 (April), Sp. 227-229 erwähnt keine Rollenbesetzungen. </note> ist nicht 6 Pfennig werth. Sieh was soll ich mit dem Allem? Nun wird <title xml:id="title_9a9c302f-8aa4-4254-bc4e-e3eafb67f0c8">Olympia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name></title> wieder einstudirt, das kostet ein paar Monate. Freilich wird das bevorstehende Gastspiel der <persName xml:id="persName_dea38a0f-61aa-4be8-9e4c-908785e6eb97">Schröder-Devrient<name key="PSN0114707" style="hidden" type="person">Schröder-Devrient, Wilhelmine Henriette Friederike Marie (1804-1860)</name></persName> wieder ein paar gute Parthien bringen, aber mit dieser Sängerin verschwinden diese Opern wieder, und ich verlange ein fortgesetztes Wirken, und will nicht damit warten, bis ich alt bin. Auf <persName xml:id="persName_dbc83a20-b233-486d-8420-ff0e1b5edfe7">Spontini’s<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> Abgang ist auf keine Weise zu zählen, seine Zeit ist noch nicht erfüllet, er hat noch nicht einmal alle preußischen Orden, und wenn ich auch weiß, daß geschrieben steht „der Herr züchtigt uns mit Maaßen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ede87774-0161-495d-bdc7-ccfafc8cb9ab" xml:lang="de">der Herr züchtigt uns mit Maaßen – Entsprechende Bibelstellen finden sich im Buch Jeremia: Jer 10,24 (»Züchtige mich, Herr, doch mit Maßen«) und Jer 30,11 (»züchtigen aber will ich dich mit Maßen«).</note> so weiß ich auch daß er oft Meilenlange Maaße dazu nimmt und bin überzeugt: Spontini schickt seine Kutsche noch zu meinem Begräbniß. – Ich mißgönne ihm ja auch sein Leben nicht, aber ich will, da ich nicht im musikalischen kann, im recitirenden Drama wirken. Ich denke dabei immer noch so viel Stimme übrig zu behalten, um ein paar gute Parthien in der Oper und jährlich meine Passionsmusiken singen zu können, ich will die Oper nicht aufgeben, aber da sie mich aufgiebt, muß ich anderswo Arbeit suchen. – Den <title xml:id="title_a7c1dcfc-86b4-498a-bff4-50883b6fa3a9">Wasserträger<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760–1842)</name><name key="CRT0108366" style="hidden" type="music">Les Deux Journées, ou Le Porteur d’eau</name></title> singt hier <persName xml:id="persName_4e798c90-a848-422a-80ee-cc29f03a81ca">Blume<name key="PSN0109985" style="hidden" type="person">Blume, Heinrich (1788-1856)</name></persName>, ohne Eindruck zu machen, ich singe den Großvater Daniel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a01991d5-efda-41b8-a45f-48717b158746" xml:lang="de">Wasserträger – aus Der Wasserträger (Les deux journées, ou le Porteur d’eau) Oper in 3 Akten von Luigi Cherubini. Großvater Daniel und Armand sind Personen des Stücks.</note> darin von alten Zeiten her und habe bis jetzt die Abnahme dieser kleinen Parthie nicht begehrt, weil es mir immer gut scheint wenn die ersten Künstler durch kleine Beihülfen eine Achtung für solch ein Werk zeigen. Den Wasserträger, denke ich mir anders, als man ihn hier zu sehn gewohnt ist. Noch vom alten <persName xml:id="persName_64c8f9f0-3434-4b3e-b85b-85006381c9a4">Gern<name key="PSN0116813" style="hidden" type="person">Gern, Johann Georg (?-1830)</name></persName> her.</p> <p><seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg>Er ist freilich ein gutmüthiger, weich und edelherziger Kerl, aber seine gute Laune, die ihn nie verläßt, muß etwas savoyardisches,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a78f1020-77a5-45e6-9be9-8df242b07772" xml:lang="de">etwas savoyardisches – Micheli, Hauptfigur aus dem Wasserträger, ist ein Savoyarde.</note> etwas nicht gemeines aber ordinäres haben, er muß seine aparte Freude daran haben die Soldaten immer zu betrügen, nicht allein weil er den Präsidenten dadurch rettet, sondern aus purer Freude an der gemüthlichen Prellerei. Die Spitze dieser Lust ist der Moment wo Armand aus dem Fasse<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_afbf0393-fc47-45c9-83a2-c01931b34572" xml:lang="de">wo Armand aus dem Fasse – 2. Akt, Szene 6.</note> springt, das spielte <persName xml:id="persName_54a63304-bd74-417e-8c52-0db4dcfb544e">Fischer<name key="PSN0111058" style="hidden" type="person">Fischer, August (1798-1865)</name></persName> sehr gut, er saß vorn auf der Karrendeichsel und lachte wie ein Affe dazu. Schade daß Fischer den Edelmuth (zb die Arie),<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ff1e62d-da0d-41d2-9d24-9e946c12c7ba" xml:lang="de">den Edelmuth (zB die Arie) – »Edelmuth«, ein Lied aus dem Wasserträger (Les deux journées, ou le Porteur d’eau) Oper in 3 Akten von Luigi Cherubini</note> nicht daheran bringen konnte, der stand einzeln, etwas komödiantisch da und der Humor lief für sich, er gab die Rolle in zwei Hälften; ich glaube es ließe sich doch ein Ganzes daraus machen. Du irrst Dich nun überhaupt, wenn Du glaubst, ich habe jetzt noch irgend eine Wirksamkeit auf die Oper im Ganzen, bei Anordnungen usw. Sie haben mich jetzt satt, sagen ich sei ein Pedant, ein Phantast, ich wolle alles zu tief suchen, nähme die Sachen zu ernsthaft, als ob man das könnte. Dennoch fragt mich <persName xml:id="persName_68ed7a7d-5e29-43c2-bc2d-df782e797ac7">Redern<name key="PSN0114098" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> immer wieder, was ich zu diesem und jenem meine, ich sage ihm dann immer, was ich denke und das ist ihm dann immer nicht recht. Er fragte neulich, mit Principien sei bei einem Institute, wie das Unsre nicht durchzukommen, ich erwiderte: ich sähe nur nicht daß unsre Principlosigkeit uns viel hülfe. – Kurzum ich bin des Treibens müde. Ich habe jetzt wieder häufig das Glück bei Hofe zu sein, gestern war der Hof im größten Knall bei Redern, es würden lauter auserlesene Musikstücke von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_06387979-d120-4acd-a736-11cff36c0b1d">Pucitta<name key="PSN0117892" style="hidden" type="person">Pucitta, Vincenzo (1778-1861)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cf84107e-1c2c-4c32-8512-129440786cf0">Bellini<name key="PSN0109794" style="hidden" type="person">Bellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d9ee21b3-8524-4779-a936-ea4c44824418">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName></hi> und was weiß ich? gemacht. Mich hatte er nicht dazu gezogen, sondern ließ mich nur zur Gesellschaft einladen. Da habe ich denn den Abend über gestanden und mir die lange Reihe unsrer Prinzessinnen betrachtet, die Ohren summten mir von der Singerei in der ich nicht einen Gedanken zum anklammern erhaschen konnte. Als die <persName xml:id="persName_8d8737ab-2da1-4edf-a70b-9576363aa002">Grünbaum<name key="PSN0116901" style="hidden" type="person">Grünbaum, Therese (1791-1876)</name></persName> mitten hinein ein Lied sang, ich glaube von <persName xml:id="persName_47af694a-e052-441a-9c79-8e383cab40e0">F. Schubert<name key="PSN0114718" style="hidden" type="person">Schubert, Franz Peter (1797-1828)</name></persName>, kam ein Gefühl wie Heimweh über mich. Zuletzt<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg>wurde ich ganz dumm im Kopfe und in diesem schwin<unclear reason="covering" resp="SP">de</unclear> ligen Träumen hatte ich plötzlich einen Einfall zu ei<unclear reason="covering" resp="SP">nem</unclear> Lustspiel, der sich vielleicht gestaltet.</p> <p>Von welchem Frühjahr sprichst Du denn, wenn Du vo<unclear reason="covering" resp="SP">n</unclear> meinem Hinkommen nach Düsseldorf redest? Doch v<unclear reason="covering" resp="SP">on</unclear> 1835. In diesem Frühjahr, gegen Anfang April kommt meine Frau danieder,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_49a83e43-813a-4367-aac0-96bef00bc313" xml:lang="de">kommt meine Frau danieder – Am 18. März 1834 wurde Georg Devrient geboren.</note> und ich werde sie da<unclear reason="covering" resp="SP">her</unclear> in der nächsten Zeit nicht verlassen können. Ich denke Ende July od im August nach Rügen zu gehe<unclear reason="covering" resp="SP">n,</unclear> wahrscheinlich allein, da meine Frau sich dann wol noch ke<unclear reason="covering" resp="SP">ine</unclear> Strapazen wird zumuthen dürfen. Hast Du aber andr<unclear reason="covering" resp="SP">e</unclear> Pläne mit mir, so laß sie einmal hören. Meinem Pl<unclear reason="covering" resp="SP">an</unclear> zufolge, wollte ich im Jahre 1835, mit <persName xml:id="persName_181bb2e6-6e47-4ee2-8f30-716cb137ac1a">Therese<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> an den Rhe<unclear reason="covering" resp="SP">in</unclear> kommen und in Deinem <title xml:id="title_55e00c5e-6921-46bc-893d-53b37c8e8dfe">Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xpcuudze-tboa-sr96-8key-ksf7avvlbuab"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> singen.</p> <p>Dein allgemeines Mißfallen an den <title xml:id="title_6971f715-33a3-4e1f-b27b-5c6b83832dda">Zelterschen Briefen<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title> kann ich nicht theilen. Zelter präsentirt sich doch einma<unclear reason="covering" resp="SP">l</unclear> als eine tüchtige, derbe Natur, wie er eben ist, un<unclear reason="covering" resp="SP">d</unclear> hat kein Hehl damit. Das sieht man hir gar zu sel<unclear reason="covering" resp="SP">ten.</unclear> Seine unbedingte Anbetung <persName xml:id="persName_68d07c35-3f28-4a0a-b562-fbb8b669e614">Göthe’s<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, sein musikalisches Ge<gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap>thue, seine Verachtung fast alles dessen was nicht in ihr<unclear reason="covering" resp="SP">en</unclear> Kreis gehört, dies alles und oft sein Klugreden wi<unclear reason="covering" resp="SP">rkt</unclear> mitunter gar possirlich. Und wie er sich anstellt, a<unclear reason="covering" resp="SP">ls</unclear> ob er manches von Göthe verstände, es ist sehr <gap quantity="4" reason="covering" unit="characters"></gap> lig. Göthe’s Briefe sind bis auf einzelnes freilich ganz unbedeutend. Auf die Redaction wird wol mit Recht geschimpft, wo augenscheinlich so vieles a<unclear reason="covering" resp="SP">us</unclear>gelassen ist, wo, wie man weiß, alle späteren Aeußerungen gegen Spontini unterdrückt sind, w<unclear reason="covering" resp="SP">o</unclear> einzelne Namen nur durch Buchstaben bezeichnet s<unclear reason="covering" resp="SP">ind,</unclear> da sieht es wie Bosheit aus, daß Anderes so plump und widerwärtig, oft schmutzig dasteht und ohne alle Schonung lebender Personen. Der arm<unclear reason="covering" resp="SP">e</unclear> <persName xml:id="persName_25ad7cef-d57b-4874-8fcb-fa2ec8af092e">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> kommt am Schlechtesten weg, mußte auch ge<unclear reason="covering" resp="SP">gen</unclear> Göthe es sein, der einen verhaltenen Grimm gegen e<unclear reason="covering" resp="SP">ine</unclear> allgemeine Richtung, glaubte an ihn am besten l<unclear reason="covering" resp="SP">os</unclear> werden zu können. – In dem was von Dir und den Deinen bis jetzt gesagt ist, kann ich nicht gerade Ueble<unclear reason="covering" resp="SP">s,</unclear> <seg type="pagebreak"> |7| <pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg>sondern nur Rohes finden und daß die Leute alle so aufgebracht darüber sind, kann nur von der üblen Deutung kommen, die sie jedem Worte geben. Freilich hat es schon etwas überaus verletzendes, vor den Augen und Ohren des großen Publikums, seinen Namen so schonungslos herumgesudelt zu sehen. Unser Mangel an Oeffentlichkeit mag dies Gefühl schärfen, aber ich, der ich gewohnt bin mich öffentlich genannt und beurtheilt zu finden, ich möchte in diesem Briefwechsel gar nicht genannt sein, auch nicht im Guten.</p> <p>Von Deinen Fortschritten im Tuschen habe ich schon etwas in dem <title xml:id="title_775335c7-bc75-4ce5-92a6-a0ad8546e8f9">Bildchen von Durham<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_guxzi7z4-kvwx-qqhq-pkus-lmrc52r3itst"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="watercolors_and_colored_pen_and_ink_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="datable_watercolors" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100725" style="hidden">Die Kathedrale von Durham, [Februar 1830 / Dezember 1833]; D-B, Musikabteilung, MA BA 188,39<idno type="MWV">AQ 1</idno><idno type="op"></idno></name></title> gesehn, das Du Deiner Mutter geschickt. Die Gebäude haben schon eine hochkünstlerisch, mannichfaltige Färbung. Dieselbe Ansicht hast Du ja schon einmal gemalt, als ich die andre Ansicht v Durham aus Deinem Buche malte. Wenn ich einmal Muße habe, will ich wirklich das Oelmalen versuchen, das mir Alle viel leichter als <hi rend="latintype">Guache</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b312f889-b4a4-49f1-9445-09799b2008e7" xml:lang="fr ">Guache – eigentlich: Gouache; ein spezieller Typ der Malerei und zwar eine Modifikation der Aquarellmalerei, dabei werden Wasserfarben in Verbindung mit Bindemitteln und Deckweiß aufgetragen.</note> schildern.</p> <p><persName xml:id="persName_f5e6c86a-08c9-4a01-8f8e-d0dfd100f7f8">Baur<name key="PSN0109710" style="hidden" type="person">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> grüßt Dich ganz besonders. <persName xml:id="persName_840207fc-3c38-4f66-9942-bfb407750637">Fürst<name key="PSN0111259" style="hidden" type="person">Fürst, Joseph (1794-1859)</name></persName> ebenfalls dem ich Deine Bestellung gemacht. <persName xml:id="persName_ba362c90-0158-4f86-9c68-05aa7c33eea6">Schubrink<name key="PSN0114732" style="hidden" type="person">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName> hat einen <persName xml:id="persName_1653a2e5-f465-4be3-a755-4a6fb6185a55">Knaben<name key="PSN0114730" style="hidden" type="person">Schubring, Johannes Friedrich (1834-1869)</name></persName> bekommen, <persName xml:id="persName_24678ecf-c4e5-4f4d-9868-26f779a851f3">Ed Goldschmidt<name key="PSN0111445" style="hidden" type="person">Goldschmidt, Eduard Friedrich (1793-1865)</name></persName> <persName xml:id="persName_917423c9-12a4-40d1-89de-88e8b707d89e">seine Frau<name key="PSN0116841" style="hidden" type="person">Goldschmidt, Adelheid Sigismunde Elisabeth (1808-1834)</name></persName> und das neugeborne Kind verlohren; das ist sehr hart. <persName xml:id="persName_d1a0ccb9-8cfb-4bf4-8d46-5e78c4ef59c8">Felix<name key="PSN0110628" style="hidden" type="person">Devrient, Carl Felix (1826-1907)</name></persName> hat Dir geantwortet. Der Brief fängt an: Lieber Gräul!,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0d9645db-4d02-4df6-bc64-e9c7ca4eb824" xml:lang="de">Gräul – Auch Greul: gelegentlich von Felix Devrient für Mendelssohn, aber auch umgekehrt benutzte Anrede.</note> und giebt Auskunft über seine Weihnachtgeschenke und dergl, ich unterschlage aber den Brief um den meinigen nicht zu dick zu machen, Du kannst Dir deutlich vorstellen, wie er aussieht. <seg type="closer">Meine Frauen grüßen Dich aus vollem Herzen, <persName xml:id="persName_2735099d-7589-4a68-a0cd-8bc5b969ca85">meine Kinder<name key="PSN0110628" style="hidden" type="person">Devrient, Carl Felix (1826-1907)</name><name key="PSN0110627" style="hidden" type="person">Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)</name><name key="PSN0110635" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name></persName> auch und nun lebe wohl, vergnügt und ernsthaft zu meiner Freude.</seg></p> <signed rend="right">Dein Eduard Dt</signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0110637" resp="author" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110637" resp="writer" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Felix hat so dringend gebeten seinen Brief mitzuschicken und hat ihn so verändert <add place="below">und abgekürzt<name key="PSN0110637" resp="writers_hand" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</name></add> als Du ihn findest, daß ich nachgegeben.</p> </div> </body> </text></TEI>