gb-1834-01-30-01
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Berlin, 30. Januar 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [BERLIN 3-4 / 31 / 1], [B 25 / 31 1 / ?], [?], Siegel.
Eduard Devrient
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tJanuar 1834
Daß Du so ganz und gar verstummen würdest gegen mich, das hatte ich mir nun wol nicht gedacht und ist mir gar nicht recht. Du schickst mir nicht einmal die
Bekehre Dich doch, Du siehst ja an diesem Sommerwinter und an der steigenden Sündfluth, (die schon Holz, Kartoffeln, Wein u. v. m aus meinem Keller vertrieben hat) daß der jüngste Tag nicht fern ist.
Daß Du Opern einstudierst, Conzerte giebst habe ich vernommen, daß Du viel componirst, vermuthe ich, wünschte Du dächtest auch meiner Bitten dabei, die mein letztes Schreiben zu Dir getragen und möchte auch wissen, ob Du wirklich mit Musik zum
Mein graues Männlein,t Januartt
Es ist aber wirklich eine große Freude, wenn das, was man still für sich ausgesonnen, was man so ganz allein nur sich selbst recht zu machen gedachte, auf einmal eine große Menge erwärmt, zu Beifall, Tadel, Mißgunst, warmer theilnehmender Freude und kalter Feindseligkeit erregt. Man überschaut dabei auf einmal, wie von einem Berge herab durch die Lücke zerrissener Nebel, wie toll, bunt und widerstrebend es in der Welt zugeht. Du hast übrigens Recht gehabt, ich habe für die Aufführung noch mancherlei an dem Stücke kürzen müssen. Ich soll die Titelrolle sehr gut gespielt haben, ich fühlte mich auch recht lebendig darin. So ist mir es auch kürzlich mit dem Narren im
Ich habe angefangen Zelters und
tBand) sehr unangenehme persönliche Dinge vorkommen, das verdrießt mich im Voraus. Ja ich schwebe in Furcht, daß die späteren Briefe auch meiner erwähnen könnten. Man ist ja jetzt seines guten Namens kaum mehr si
Devrient
Berlin d 30t Januar 1834 Lieber Felix! Daß Du so ganz und gar verstummen würdest gegen mich, das hatte ich mir nun wol nicht gedacht und ist mir gar nicht recht. Du schickst mir nicht einmal die Zelterschen Partituren zurück, nach denen täglich gefragt werden kann, weil die Erben sich sehr um den Verkauf der Bibliothek bemühen. Bekehre Dich doch, Du siehst ja an diesem Sommerwinter und an der steigenden Sündfluth, (die schon Holz, Kartoffeln, Wein u. v. m aus meinem Keller vertrieben hat) daß der jüngste Tag nicht fern ist. Daß Du Opern einstudierst, Conzerte giebst habe ich vernommen, daß Du viel componirst, vermuthe ich, wünschte Du dächtest auch meiner Bitten dabei, die mein letztes Schreiben zu Dir getragen und möchte auch wissen, ob Du wirklich mit Musik zum Sommernachtstraum für uns beschäftigt bist. Graf R. wollte sie schon längst bei Dir bestellen, aber er that so eilig und eifrig dabei, daß ich fürchte er hat sich noch ein paar Jahre Bedenkzeit genommen. Vom einstudieren Immermann’scher Stücke ist auch gar nicht die Rede, wenigstens höre ich nichts davon. Du grüßest diesen Deinen Bühnen-Mitarbeiter wol auf angelegentlichste und warmste von mir. Nun will ich Dir auch von mir erzählen. Mein graues Männlein, das im Novbr 33 in Dresden mit schönem Erfolge gegeben wurde, ist nun auch bei uns am 23t Januar am 26t und 27t stets bei vollem Hause mit großem Beifall, Hervorrufen usw aufgeführt worden. Da hätte ich also ein Stückchen Credit mehr bei den Leuten gewonnen, darauf läßt sich weiterbauen. Sogar der König hat einen unbegreiflichen Antheil für das Stück gezeigt, es dritte Aufführung befohlen, damit der Hof sie sähe, und bei derselben Gr. Redern zu mir aufs Theater geschickt um mir viel Schönes von ihm zu bestellen. Nun gut, den alten Herrn kann ich auch brauchen. Es ist aber wirklich eine große Freude, wenn das, was man still für sich ausgesonnen, was man so ganz allein nur sich selbst recht zu machen gedachte, auf einmal eine große Menge erwärmt, zu Beifall, Tadel, Mißgunst, warmer theilnehmender Freude und kalter Feindseligkeit erregt. Man überschaut dabei auf einmal, wie von einem Berge herab durch die Lücke zerrissener Nebel, wie toll, bunt und widerstrebend es in der Welt zugeht. Du hast übrigens Recht gehabt, ich habe für die Aufführung noch mancherlei an dem Stücke kürzen müssen. Ich soll die Titelrolle sehr gut gespielt haben, ich fühlte mich auch recht lebendig darin. So ist mir es auch kürzlich mit dem Narren im Lear gegangen, in den ich bei einer früheren Vorstellung gar nicht hineinkommen konnte. Von der Oper mag ich Dir gar nichts sagen, sie versumpft ganz und gar und ich habe die größte Versuchung mich aus ihren mephytischen Dünsten hinwegzuretten in das Schauspiel, das doch noch lebendige Strömungen hat, in denen man seine Schwimmkraft versuchen kann. Im Ernste ich gebe unsre Oper auf. So lange Spontini lebt kann nichts daraus werden und der lebt gewiß noch so lange, als ich eine Singstimme habe, was fange ich also damit an? Ich habe angefangen Zelters und Göthe’s Briefwechsel zu lesen und finde ihn wider Erwarten sehr anzie hend. Zelter muß sich für diesen Briefwechsel sehr zusammengenommen haben, denn ich hätte ihm Manches nicht zugetraut, was ich finde. Lustig war es mir in einem der ersten Götheschen Briefe die Aeußerungen über das . .. bsingen der Evangelien zur Passionszeit zu finden, die uns in Zelters Vorrede zu dem Textbuche bei unsrer Passionsaufführung, so auffielen. Man sagt mir, daß in Zelters späteren Briefen (ich lese den 1t Band) sehr unangenehme persönliche Dinge vorkommen, das verdrießt mich im Voraus. Ja ich schwebe in Furcht, daß die späteren Briefe auch meiner erwähnen könnten. Man ist ja jetzt seines guten Namens kaum mehr sicher bei der um sich greifenden Veröffentlichung von Briefwechseln, Tagebüchern, Memoirn und Gott weiß was? Meiner Frau ergeht es erträglich, sie sieht in wenig Monaten ihrer Entbindung entgegen, ich sehe darum mit sehr gemischten Empfindungen dieser Frühlingsonne entgegen, möge sie es sanft mit mir machen! In diesem Sommer verlangt es mich die See zu sehn, freilich kann es nur die Ostsee sein. Da mir aber das Meer noch ganz unbekannt ist, erwarte ich doch viel davon für mich. Der Sommer 1835 findet mich dann wol am Rhein, und bei Deinen Musiken hülfreich. Wie gern wüßte ich etwas von Deinen Arbeiten! Mich treibt und plagt es Tag und Nacht, was ich über dramatische Kunst denke hinzuschreiben, am liebsten als Novelle, etwa „die Schauspieler“ betitelt. Ich werde wol dem Drängen meiner Gedankengespenster genügen müssen, wenn auch das Geschriebene vielleicht nicht zur Oeffentlichkeit kommt. – Man wird doch auch Manches dabei los. Nun leb wohl und laß mich einmal von Dir hören. Dein Eduard Devrient
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1834-01-30-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1834-01-30-01">Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 30. Januar 1834</title> <title level="s" type="incipit">Daß Du so ganz und gar verstummen würdest gegen mich, das hatte ich mir nun wol nicht gedacht und ist mir gar nicht recht. Du schickst mir nicht einmal die Zelterschen Partituren zurück, nach denen</title> <title level="s" type="sub">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1833-09-30-01" type="precursor" xml:id="title_e4a0024e-9f22-47a1-be34-769a0abda115">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin; Düsseldorf, 30. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-01-30"> <date cert="high" when="1834-01-30">30. 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Januar 1829<idno type="MWV">Anh. B–a</idno><idno type="op"></idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9a0e80d2-f190-4aac-ab18-9d71bf64231a" xml:lang="de">die Zelterschen Partituren zurück – Devrient hatte Mendelssohn am 8. Oktober 1833 (Brief gb-1833-10-08-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 8. Oktober 1833) dessen Bearbeitungen von Händels Oratorium Acis und Galatea HWV 49a und des Dettingen Te Deum HWV 283 übersandt, um die Mendelssohn am 30. September 1832 gebeten hatte. Carl Friedrich Zelters Tochter Dorothea Zelter war mit der Nachlassregulierung ihres Vaters betraut. Sie wünschte, dass die Noten des Dettingen Te Deum wieder in den Bibliotheksbestand der Sing-Akademie eingeordnet würden.</note> nach denen täglich gefragt werden kann, weil die Erben sich sehr um den Verkauf der Bibliothek<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ea499f75-a2ce-4276-98ac-cbb8ffcf0490" xml:lang="de">den Verkauf der Bibliothek – Nach dem Tod Carl Friedrich Zelters am 15. Mai 1832 bemühten sich die Erben um den Verkauf von dessen Bibliothek. Die Sammlung enthielt Werke von über tausend Komponisten, darunter auch von Johann Sebastian Bach. Da Zelter die ihm gehörenden Werke nicht deutlich von denen der Sing-Akademie geschieden hatte, kam es nach seinem Tod zu einem Rechtsstreit der Erben mit der Sing-Akademie. Der Streit endete am 24. April 1835 mit einem Vergleich: Die Musikalien und Bücher gingen für eine vom Staat gezahlte Summe in den Besitz der Sing-Akademie über. Siehe dazu Georg Schünemann, Die Singakademie zu Berlin 1791–1941, Regensburg 1941, S. 67 ff., und Thomas Richter, Bibliotheca Zelteriana. Rekonstruktion der Bibliothek Carl Friedrich Zelters, Alphabetischer Katalog, Stuttgart u. a. 2000, S. 5 ff.</note> bemühen.</p> <p>Bekehre Dich doch, Du siehst ja an diesem Sommerwinter und an der steigenden Sündfluth, (die schon Holz, Kartoffeln, Wein u. v. m aus meinem Keller vertrieben hat) daß der jüngste Tag nicht fern ist.</p> <p>Daß Du Opern einstudierst, Conzerte giebst habe ich vernommen, daß Du viel componirst, vermuthe ich, wünschte Du dächtest auch meiner Bitten dabei, die mein letztes Schreiben zu Dir getragen und möchte auch wissen, ob Du wirklich mit Musik zum <title xml:id="title_9ac42c7c-661f-4aa0-852f-574f5fb2676f">Sommernachtstraum<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110856" style="hidden" type="dramatic_work">Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)</name></title> für uns<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b4459ea6-39fb-42f3-8b96-9abed035db68" xml:lang="de">Musik zum Sommernachtstraum für uns – Da die Bestellung von Chören zu Shakespeares Sommernachtstraum durch Wilhelm Friedrich Graf von Redern nicht erfolgte (siehe Mendelssohns Antwortbrief fmb-1834-02-05-01 [Brief Nr. 849] Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient und Felix Devrient in Berlin, Düsseldorf, 5. Februar 1834), wurde diese Kompositionsidee vorerst nicht umgesetzt und erst 1842 wieder aufgegriffen (mit op. 61, MWV M 13).</note> beschäftigt bist. <persName xml:id="persName_6adda8d1-ceec-447b-a035-8ebb06fffcbe">Graf R.<name key="PSN0114098" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> wollte sie schon längst bei Dir bestellen, aber er that so eilig und eifrig dabei, daß ich fürchte er hat sich noch ein paar Jahre Bedenkzeit genommen. Vom einstudieren <persName xml:id="persName_dc5f9c3f-d710-4b63-b153-ed199c46f277">Immermann’scher<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> Stücke ist auch gar nicht die Rede, wenigstens höre ich nichts davon. Du grüßest diesen Deinen Bühnen-Mitarbeiter wol auf angelegentlichste und warmste von mir. Nun will ich Dir auch von mir erzählen.</p> <p>Mein graues Männlein,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c4c77fa-b7e4-4408-b1fc-6d69814917ad" xml:lang="de">Mein graues Männlein – zur ersten Berliner Aufführung von Eduard Devrients fünfaktigem Zauberdrama Das graue Männlein mit Musik von Wilhelm Taubert am 23. Januar 1834 siehe die Spenersche Zeitung Nr. 19, 23. Januar 1834, und Therese Devrient, Jugenderinnerungen, Stuttgart 1905, S. 375 f.; Kurzrezension: AMZ 36, Nr. 10, 5. März 1834, Sp.156.</note> das im Novbr 33 in Dresden mit schönem Erfolge gegeben wurde, ist nun auch bei uns am <date cert="high" when="1834-01-23">23<hi rend="superscript">t</hi> Januar</date> am <date cert="high" when="1834-01-26">26<hi rend="superscript">t</hi></date> und <date cert="high" when="1834-01-27">27<hi rend="superscript">t</hi></date> stets bei vollem Hause mit großem Beifall, Hervorrufen usw aufgeführt worden. Da hätte ich also ein Stückchen Credit mehr bei den Leuten gewonnen, darauf läßt sich weiterbauen. Sogar der <persName xml:id="persName_92eb2506-7f5c-4e24-92f8-212058055818">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> hat einen unbegreiflichen An<seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>theil für das Stück gezeigt, <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">die</corr> <sic resp="writer">es</sic> </choice> dritte Aufführung befohlen, damit der Hof sie sähe, und bei derselben Gr. Redern zu mir aufs Theater geschickt um mir viel Schönes von ihm zu bestellen. Nun gut, den alten Herrn kann ich auch brauchen.</p> <p>Es ist aber wirklich eine große Freude, wenn das, was man still für sich ausgesonnen, was man so ganz allein nur sich selbst recht zu machen gedachte, auf einmal eine große Menge erwärmt, zu Beifall, Tadel, Mißgunst, warmer theilnehmender Freude und kalter Feindseligkeit erregt. Man überschaut dabei auf einmal, wie von einem Berge herab durch die Lücke zerrissener Nebel, wie toll, bunt und widerstrebend es in der Welt zugeht. Du hast übrigens Recht gehabt, ich habe für die Aufführung noch mancherlei an dem Stücke kürzen müssen. Ich soll die Titelrolle sehr gut gespielt haben, ich fühlte mich auch recht lebendig darin. So ist mir es auch kürzlich mit dem Narren im <title xml:id="title_23d59e17-524a-4078-beaa-4f2070062324">Lear<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110865" style="hidden" type="dramatic_work">König Lear (The Tragedy of King Lear)</name></title> gegangen, in den ich bei einer früheren Vorstellung gar nicht hineinkommen konnte. Von der Oper mag ich Dir gar nichts sagen, sie versumpft ganz und gar und ich habe die größte Versuchung mich aus ihren mephytischen Dünsten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4e1e23ef-7e18-44a5-bd7e-fcb4704d07f9" xml:lang="de">ihren mephytischen Dünsten – stinkenden, verpesteten Dünsten.</note> hinwegzuretten in das Schauspiel, das doch noch lebendige Strömungen hat, in denen man seine Schwimmkraft versuchen kann. Im Ernste ich gebe unsre Oper auf. So lange <persName xml:id="persName_769ce732-58e1-4c2e-acb2-be5e34aa0d72">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> lebt kann nichts daraus werden und der lebt gewiß noch so lange, als ich eine Singstimme habe, was fange ich also damit an?</p> <p>Ich habe angefangen Zelters und <persName xml:id="persName_f9e81e31-921e-4ecc-9c44-db976e8972f0">Göthe’s<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> <title xml:id="title_5ea7ae66-fe90-41ee-87a1-e16679d3542a">Briefwechsel<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a3e2d8bf-d1d8-4712-931f-ceadfa0bc252" xml:lang="de">Zelters und Göthe’s Briefwechsel – der seit 1833 erscheinende Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, 6 Bde., Berlin 1833/34.</note> zu lesen und finde ihn wider Erwarten sehr anzie<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>hend. <persName xml:id="persName_f690bf0a-b975-4d1c-a5a1-908b3bd92243">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> muß sich für diesen Briefwechsel sehr zusammengenommen haben, denn ich hätte ihm Manches nicht zugetraut, was ich finde. Lustig war es mir in einem der ersten Götheschen Briefe die Aeußerungen über das <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">A</corr> <sic resp="writer">[...]</sic> </choice>bsingen der Evangelien zur Passionszeit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_507c917d-1509-4b7b-872a-5851c1550c05" xml:lang="de">in einem der ersten Götheschen Briefe die Aeußerungen über das Absingen der Evangelien zur Passionszeit – Vermutlich ist die Beilage nach Johann Wolfgang von Goethes Brief vom 4. August 1803 gemeint (ebenda, Bd. 1, Berlin 1833, S. 71-73).</note> zu finden, die uns in Zelters Vorrede zu dem Textbuche bei unsrer Passionsaufführung,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_09601160-51e8-4638-9614-6f3f0d677cdc" xml:lang="de">Zelters Vorrede zu dem Textbuche bei unsrer Passionsaufführung – Anlässlich der Aufführung von Bachs Matthäus-Passion BWV 244 am 11. und 21. März 1829 war ein Textbuch mit einer Vorrede Carl Friedrich Zelters erschienen: Passionsmusik von Johann Sebastian Bach nach dem Evangelium Matthäi Cap. 26 und 27, Berlin 1829, hier: Vorrede, S. 3-5. Zelter führte dort aus: »Die episch-didaktische Form, nach welcher die Passionsgeschichte in der lutherischen Kirche bis in Mitten des achtzehnten Jahrhunderts wörtlich evangelistisch abgesungen worden, war eine außerliturgische Andacht, den Beschluß der stillen Woche durch Recapitulation der Leiden Jesu zu heiligen.« </note> so auffielen. Man sagt mir, daß in Zelters späteren Briefen (ich lese den 1<hi rend="superscript">t</hi> Band)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e817c804-bdb8-4451-a8c5-712f7fc37112" xml:lang="de">den 1t Band – Der erste Band des Briefwechsels zwischen Goethe und Zelter (Berlin 1833) enthält die Korrespondenz der Jahre 1796 bis 1811.</note> sehr unangenehme persönliche Dinge vorkommen, das verdrießt mich im Voraus. Ja ich schwebe in Furcht, daß die späteren Briefe auch meiner erwähnen könnten. Man ist ja jetzt seines guten Namens kaum mehr si<add place="inline">c<name key="PSN0110637" resp="writers_hand" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</name></add>her bei der um sich greifenden Veröffentlichung von Briefwechseln, Tagebüchern, Memoirn und Gott weiß was? <persName xml:id="persName_615b7003-a422-4212-83b5-49849da1f545">Meiner Frau<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> ergeht es erträglich, sie sieht in wenig Monaten ihrer Entbindung entgegen, ich sehe darum mit sehr gemischten Empfindungen dieser Frühlingsonne entgegen, möge sie es sanft mit mir machen! In diesem Sommer verlangt es mich die See zu sehn, freilich kann es nur die Ostsee sein. Da mir aber das Meer noch ganz unbekannt ist, erwarte ich doch viel davon für mich. Der Sommer 1835 findet mich dann wol am Rhein, und bei Deinen Musiken hülfreich. Wie gern wüßte ich etwas von Deinen Arbeiten! Mich treibt und plagt es Tag und Nacht, was ich über dramatische Kunst denke hinzuschreiben, am liebsten als Novelle, etwa „<title xml:id="title_6807ec07-8ac8-4248-9e92-99d1b7e8c7fd">die Schauspieler<name key="PSN0110637" style="hidden" type="author">Devrient, Philipp Eduard (1801–1877)</name><name key="CRT0108547" style="hidden" type="literature">Die Schauspieler (Novelle)</name></title>“ betitelt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_73c51a55-3e02-482c-be5f-24e0bc278875" xml:lang="de">Novelle, etwa „die Schauspieler” betitelt – Die Novelle blieb Fragment (vgl. Ferdinand Rein, Eduard Devrient als Oberregisseur in Dresden von 1844-1846, Altenburg 1931, S. 4).</note> Ich werde wol dem Drängen meiner Gedankengespenster genügen müssen, wenn auch das Geschriebene vielleicht nicht zur Oeffentlichkeit kommt. – Man wird doch auch Manches dabei los. <seg type="closer">Nun leb wohl und laß mich einmal von Dir hören.</seg></p> <signed rend="right">Dein Eduard <hi n="1" rend="underline">Devrient</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>